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Ishy Matsu ist eine jener jungen Menschen, die sich früh der Dritten Macht um Perry Rhodan anschließen. Die Mutantin wirkt an vielen Expeditionen mit und ist an entscheidenden Ereignissen beteiligt. Davon träumt in gewisser Weise auch Louanne Lefebre. Die junge Französin ist Zoologin mit einem Schwerpunkt auf Verhaltensforschung und interessiert sich für außerirdische Lebensformen. Weil sie in Paris wegen ihres Geschlechts nur ausgebremst wird – zu Beginn der 70er-Jahre ist das durchaus normal –, möchte sie sich der Dritten Macht anschließen. Es gelingt Louanne Lefebre, nach Galacto City zu reisen. Ihr Ziel ist, die Venus zu erreichen, um dort forschen können. Auf ihrer Reise kreuzt sie den Weg von Ishy Matsu – und ein tragisches Schicksal erfüllt sich ...
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Seitenzahl: 75
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Galacto City
Band 3
Endstation Venus
von Susan Schwartz
Cover
Vorspann
Prolog
1. Paris, 6. Arrondissement
2. Anflug
3. Einwanderung
4. Das Camp
5. Abschied
6. Morgenstern
7. Nur noch wenige Stunden
Epilog
Galacto City im Überblick
Impressum
Ishy Matsu ist eine jener jungen Menschen, die sich früh der Dritten Macht um Perry Rhodan anschließen. Die Mutantin wirkt an vielen Expeditionen mit und ist an entscheidenden Ereignissen beteiligt.
Davon träumt in gewisser Weise auch Louanne Lefebre. Die junge Französin ist Zoologin mit einem Schwerpunkt auf Verhaltensforschung und interessiert sich für außerirdische Lebensformen. Weil sie in Paris wegen ihres Geschlechts nur ausgebremst wird – zu Beginn der 70er-Jahre ist das durchaus normal –, möchte sie sich der Dritten Macht anschließen.
Es gelingt Louanne Lefebre, nach Galacto City zu reisen. Ihr Ziel ist, die Venus zu erreichen, um dort forschen können. Auf ihrer Reise kreuzt sie den Weg von Ishy Matsu – und ein tragisches Schicksal erfüllt sich ...
Prolog
Ishy Matsu hatte sich in ihre Unterkunft in der Venusfestung zurückgezogen. Der Mutantin war nicht nach Geselligkeit.
Sie dachte nach. Ihre Gedanken kreisten und schwankten.
Im Mittelpunkt stand eine junge Frau. Eine Frau voller Energie und Hoffnung. Eine Frau, die am Aufbau mitwirken und an den Visionen Perry Rhodans teilhaben wollte.
Es war ihr Lebenstraum.
Hatte Ishy diesen Traum jemals im gleichen Ausmaß geteilt?
Ishy Matsu, die als Kind gelernt hatte, dass man keine Emotionen zeigte, tat das Unmögliche: Sie zog die Knie ans Kinn und weinte.
1.
Paris, 6. Arrondissement
Universität Paris V
September 1972.
»Mademoiselle Lefebre!« Die Sekretärin rief sie von ihrem Arbeitsplatz auf.
Aufzustehen, herauszukommen und die Besucherin höflich hereinzubitten, galt nicht für Studierende. Selbst wenn sie eigentlich soeben ihren zweiten Abschluss summa cum laude gemacht hatten. Louanne Lefebre wusste das seit Beginn ihres Studiums. Nicht nur diese Sekretärin gab sich so herablassend. Aber sie wollte sich nie daran gewöhnen, und genau deshalb war sie gekommen: um etwas zu ändern.
Wortlos erhob sie sich, strich kurz über ihre mittellangen schwarzen Haare, zog den Rock glatt und schritt selbstbewusster, als sie sich fühlte, in den Vorraum des Dekans.
Die Wände bis zur hohen Decke waren vollgestellt mit prall gefüllten Regalen, in denen Akten vor sich hin staubten, die vermutlich noch aus der Zeit der Sorbonne stammten und seit der Aufsplitterung der Universitäten an diesen Ort transportiert worden waren, um weiterhin ein optisch beachtliches und inhaltlich unbeachtetes Dasein zu fristen.
Die Sekretärin hatte den Hörer in der Hand und war dabei, die Drehscheibe des Telefons zu betätigen. Sie beachtete die junge Frau nicht weiter. Wer keinen Titel besaß, war Luft.
Louanne klopfte an die massive, vertäfelte Eichentür, nicht sicher, ob das überhaupt gehört werden konnte.
Doch ein gedämpftes »Herein!« drang heraus. Entschlossen drückte sie die Klinke, zog die Tür auf und trat hinein.
Das Büro des Dekans war nicht so groß, wie man es von anderen Fakultäten kannte. Doch es hatte Stil. Der Boden war ausgelegt mit jahrhundertealtem Parkett, das gepflegt glänzte, die Wände waren holzgetäfelt, an zwei aneinandergrenzenden Wänden standen halbhohe offene Regale, zwischen denen eine kleine Sitzgruppe arrangiert war. Sonnenlicht fiel durch hohe Sprossenfenster, die karierte Muster auf den Parkettboden zauberten.
Der Dekan saß hinter einem elegant-wuchtigen Louis-seize-Schreibtisch, davor waren zwei Louis-quinze-Stühle arrangiert.
Der Fakultätsleiter kritzelte eifrig mit seinem Montblanc-Füller auf einem Papier und bedeutete Louanne mit einem Wink, sich zu setzen, ohne dabei aufzusehen.
Sie nahm Platz und wartete notgedrungen etwa eine Minute, bis der Dekan den Füller endlich beiseitelegte und ihr seine Aufmerksamkeit widmete.
»Es ist Ihnen also ernst, Mademoiselle Lefebre«, begann er ohne Begrüßung und Einleitung.
»Oui, Monsieur le Doyen«, bestätigte sie. Ihre Aufregung legte sich schlagartig. Nun war es so weit, ihre Zukunft entschied sich. Sie würde daran festhalten, egal welche Argumente er vorbringen mochte. Sie hatte Zeit gehabt, sich vorzubereiten.
Der Dekan zog eine dicke Aktenmappe zu sich und schlug sie auf. »Sie haben fast nur Bestnoten«, stellte er fest. »Gute bis sehr gute Bewertungen.«
»Und einen Eintrag«, wies sie sie hin. »Zu Unrecht.«
Er blickte kurz über seinen Brillenrand auf. »Ich dachte, das wäre beigelegt worden?«
»In der Weise, dass Monsieur le Professeur weiterhin wie bisher unterrichtet und keinen Eintrag bekommen hat, ich aber schon, und überhaupt nur unter der Bedingung weiterstudieren durfte, meine Vorwürfe zurückzuziehen.« Louanne setzte sich aufrecht hin. Ihre gesamte Unsicherheit war völlig verflogen. »Ich weiß, dass ich offiziell zu den fünf Jahrgangsbesten gehöre, aber eigentlich bin ich die Beste, Monsieur le Doyen, denn ich muss mehr als doppelt so hart arbeiten und doppelt so viel Leistung erbringen. Ich bin die einzige Frau dieses Jahrgangs, die überhaupt noch dabei ist. Meine übrigen Kommilitoninnen haben längst aufgegeben, weil sie den Druck und die Ungleichbehandlung nicht mehr ausgehalten haben.«
»Und deswegen wollen Sie nun ebenfalls kneifen und Ihre Doktorarbeit woanders schreiben?«
»Ich kneife nicht! Ich finde, ich habe mit summa cum laude Besseres verdient. Beispielsweise bei den Aufstiegschancen. Mein jahrelanger extremer Einsatz muss sich irgendwann auszahlen.«
»Und Ihr Ehrgeiz verlangt sein Übriges.« Der Dekan lehnte sich zurück. Er war Mitte sechzig, und während es ihm an Haarfülle auf dem Kopf fehlte, trug er um die Hüften zu viel Körpermasse mit sich. Aber er war einer der wenigen, die Louanne immer fair behandelt hatten – bis auf die Sache mit ihrer Anzeige gegen ihren Professor, aber das war Politik, und sie trug es ihm nicht nach. Immerhin war sie durch ihn zum Studium aufgenommen worden, was keineswegs selbstverständlich gewesen war. Schon gar nicht im verstaubten Frankreich, das Frauen das Tragen von Hosen per Gesetz verbot. Dass sich keine Frau darum scherte und kein Mann deswegen Anzeige erstattete, bedeutete nicht, dass die Verhältnisse modern wären.
»Mademoiselle Lefebre, tatsächlich hätte ich in Ihnen das Potenzial gesehen, die erste Professur als Frau an dieser Universität zu erhalten«, sagte der Dekan ruhig.
Das verschlug ihr für einen Moment die Sprache und nahm ihr den Wind aus den Segeln. Damit hätte sie am wenigsten gerechnet. »T-tatsächlich?«, stotterte sie.
»Es ist mein Ernst. Wenn Sie so weitergemacht hätten, hätten Sie die besten Aussichten gehabt ...«
»... in fünfzehn? Zwanzig? Dreißig Jahren? Falls überhaupt, denn bis es so weit gewesen wäre, wären Sie als Befürworter längst pensioniert, bei allem Respekt. So lange möchte ich nicht warten und im Ungewissen bleiben. Und vor allem ... nicht an einem einzigen Ort mein gesamtes wissenschaftliches Leben verbringen. Als Lehrerin sehe ich mich nicht.«
»Sie möchten also hinaus ins Feld.«
»Ja! Ich werde nach meinem Fachabschluss in Zoologie im Fachgebiet Verhaltensforschung meine Doktorarbeit machen.« Tatsächlich war der zweite Abschluss einfacher gewesen als der erste in Biologie. Das hatte die größte Hürde dargestellt – nicht vom Lernen her, sondern vom Umfeld. Allein wenn sie an die Kämpfe um ein Praktikum für die praktischen Scheine dachte, an die Dutzende Absagen, weil sie eine Frau war ... sie konnte verstehen, dass ihre Mitstudentinnen aufgegeben hatten, aber das war nicht ihr Weg, und das hatte sie damals deutlich gemacht. Die Kommilitoninnen hatten Louanne vorgeworfen, nicht zu wissen, wann Schluss sei – und damit völlig recht. Wenn Louanne sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es durch, auf Gedeih und Verderb.
»Damit wären Sie bei Konrad Lorenz am Max-Planck-Institut am besten aufgehoben«, meinte der Fakultätsleiter. »Sie brauchen dazu nur nach Deutschland ...«
»Das ist eine Möglichkeit«, unterbrach ihn Louanne lächelnd. »Ich hatte mich sogar schon bei ihm beworben. Aber dann ... kam mir eine andere Idee. Ich muss ohnehin Felderfahrung sammeln. Also warum nicht gleich die größte aller Chancen ergreifen?«
Der Dekan musterte sie aus klugen blauen Augen. »In der neuen Welt, die gerade in der Gobi aufgebaut wird. Von einem amerikanischen desertierten Major, der als Erster den Mond betreten hat und dort havarierte Außerirdische vorfand. Mit einem weiblichen Raumschiffskommandanten.« Er zwinkerte. »Einer Kommandantin.«
»Wo es außerirdische Intelligenzen wie die Arkoniden gibt, gibt es auch außerirdische Tiere. Und das ist meine Berufung: Zoologin zu sein und das Verhalten der Tiere zu erforschen, diese Vielfalt des Lebens zu ergründen.« Wie immer, wenn sie auf dieses Thema zu sprechen kam, leuchteten Louannes Augen geradezu auf vor Begeisterung. Seit der weltbewegenden Nachricht, dass auf dem Mond ein Erstkontakt stattgefunden hatte, war der Gedanke in ihr gereift, an dieser Zukunft teilzuhaben.
Es war die größte Sensation aller Zeiten gewesen, die die Gemüter nach wie vor bewegte und erhitzte. Louanne hatte gebannt vor dem Fernseher gesessen, als die ersten Bilder von diesen faszinierend fremd und doch so menschlich aussehenden Gestalten namens Crest und Thora übertragen worden waren. Als sie deren erste Worte gehört hatte. An diesem Tag hatte sich ihr Schicksal entschieden: Sie wusste nun, dass ihr Heimatland und selbst die ganze Welt zu klein für sie geworden war.