Philosophieren mit Kindern: Das Handbuch - Michael Siegmund - E-Book

Philosophieren mit Kindern: Das Handbuch E-Book

Michael Siegmund

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Beschreibung

Philosophieren mit Kindern? Nichts leichter als das! In diesem Ratgeber findest du alles, was du zum Philosophieren mit Kindern wissen musst: Methoden, Themen, Ideen, über 580 Fragen und viele Anregungen. Egal ob über Freundschaft, das Glück, Tiere, die Zeit oder Freiheit: Es gibt so viele Möglichkeiten, um mit Kindern zu philosophieren - im Kindergarten, in der Schule oder zu Hause. Michael Siegmund philosophiert seit vielen Jahren mit Kindern und Jugendlichen und ist Autor zahlreicher Bücher. Mehr Informationen: www.michael-siegmund.com

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INHALT

Vorwort

TEIL 1: GRUNDLAGEN

Einfach mit Kindern philosophieren

Werde ein Kinderphilosoph

Die 10 Gebote des Kinderphilosophen

Zeit und Raum geben

Beziehungen und Vertrauen herstellen

Gruppengröße

Gesprächsregeln

Fragen formulieren und zuhören

Rituale

Regelmäßigkeit und Beständigkeit

Multiperspektivität

TEIL 2: METHODEN

Der beste Weg zum Philosophieren mit Kindern…

Bilder und Fotos

Der Kronentrick/König der Welt

Klassischer Gesprächskreis

Das Eine-Minute-Philosophieren/ Schnürsenkel-Philosophieren

Geschichten erzählen und Fragen stellen

Phantasie und Traumreisen

Philosophische Touren

Was ist wertvoll?

Die Schatztruhe

TEIL 3: THEMEN UND FRAGEN

Die Kunst des Fragenstellens

Arbeit

Armut, Reichtum und Geld

Außerirdische

Bewusstsein

Dinosaurier und Mammuts

Familie

Freiheit

Freundschaft

Gefühle/Emotionen

Gesellschaft

Gesundheit

Glück

Gott und Glaube

Gut und Böse, Moral

Ich

Kinder und Erwachsene

Liebe

Mut

Natur

Reisen und Urlaub

Schönheit

Seele

Sinn des Lebens

Spiel

Sprache und Kommunikation

Stadt und Land

Stärken und Schwächen

Technik

Tiere

Träume, Wünsche und Phantasie

Tod und Unsterblichkeit

Welt und Weltall

Werte

Zeit

Zukunft

Schlusswort

Dank

VORWORT

Das Philosophieren mit Kindern gehört zum wesentlichen Teil meines Lebens dazu. Für mich sind Kinder die besten Philosophen, die es gibt: Sie staunen, zweifeln und wundern sich.

Ich hatte in meinem Leben das große Glück, dass meine kindliche Neugier und Fragelust nicht gebremst, sondern von meiner Familie, den Lehrern und Professoren gezielt gefördert wurde. Ich weiß, was es bedeutet, große Aufmerksamkeit zu bekommen und zu echten Vorbildern aufblicken zu können. Sehr wahrscheinlich haben mich diese Erfahrungen auch auf den Weg zum Philosophieren mit Kindern gebracht. Parallel zum Studium der Angewandten Kindheitswissenschaften (B.A.) und der Bildungswissenschaft (M.A.) begann ich vor über 10 Jahren, in einem Kindergarten das erste Mal mit Kindern zu philosophieren. Es folgten tausende Stunden von gemeinsamen Gesprächen im Kindergarten, in Schulen und auch zu Hause mit meinen eigenen Kindern. Durch diese vielen Erfahrungen und Erlebnisse wurde ich zum Kinderphilosophen und schrieb daraufhin zahlreiche Bücher zum Philosophieren mit Kindern.

Die meisten Leserinnen und Leser meiner Bücher haben selber Kinder bzw. arbeiten mit Kindern in der Schule oder im Kindergarten. Sie möchten wissen, wie sie einfach mit Kindern philosophieren können. Darum habe ich dieses Handbuch geschrieben.

Dieses Handbuch…

ist leicht zu lesen

hat viele Ideen

hat hunderte Fragen

hat gut erprobte Methoden

bietet zahlreiche Anregungen

und ist damit der perfekte Einstieg zum Philosophieren mit Kindern für dich!

Ich wünsche dir von Herzen viel Freude mit diesem Handbuch und viele wunderbare Momente beim Philosophieren!

Dein Michael

GRUNDLAGEN

Einfach mit Kindern philosophieren

Wir starten mit den Grundlagen. Ich möchte dir hier möglichst kurz und knapp zeigen, worauf es beim Philosophieren mit Kindern ankommt. Also, los geht’s!

Was ist Philosophieren mit Kindern?

Dafür gibt es keine allgemeingültige Definition, genauso wie es keine Definition von „Philosophie“ gibt.

Ich persönlich definiere es so: Philosophieren mit Kindern ist ein Denk-/ Sprechprozess mit offenem Ausgang. Im Grunde geht es vor allem darum, dass du Kindern und Jugendlichen „tiefgründige“, „große“ Fragen stellst und ihr dadurch in einen gemeinsamen Dialog kommt. Es gibt beim Philosophieren keine vorgefertigten Antworten, kein „Richtig“ und kein „Falsch“.

Beim Philosophieren versuchst du ganz bewusst, die Perspektive der Kinder auf die Welt in Erfahrung zu bringen. Im Alltag kommen die Sichtweisen von Kindern oft zu kurz. Doch beim Philosophieren stellt du das einzelne Kind als vollwertigen Menschen und Gesprächspartner in den Fokus und lernst dadurch jedes Kind und seine innere Welt besser kennen.

Ist das nicht ganz schön kompliziert?

Überhaupt nicht! Philosophieren mit Kindern ist im Grunde ganz einfach und hat nichts mit „Hochschul-Philosophie“ zu tun. Es geht nicht um Philosophiegeschichte und auch nicht darum, dass Kinder die Lehren von Platon, Sokrates und Nietzsche lernen, sondern dass sie vor allem praktisch philosophieren. Damit meine ich vor allem den philosophischen Dialog, das Nachdenken und Zuhören.

Worüber spricht man beim Philosophieren?

Da gibt es zum einen die „klassischen Themen“. Das sind etwa Glück, Freundschaft, Freiheit, Zeit, Ich, Gott, Gerechtigkeit, Gut und Böse, Familie oder Tiere.

Daneben gibt es aber noch so viele weitere Themen, über die man mit Kindern philosophieren kann: über Roboter („Können Roboter irgendwann Gefühle haben“?), Zukunft („Wie werden wir Menschen in Zukunft leben?“) über Kindheit („Ist es besser, ein Kind oder ein Erwachsener zu sein?“) oder Mammuts („Sollten wir Mammuts wieder zum Leben erwecken, wenn wir es könnten“?) usw. Im Themen- und Fragenteil des Buches findest du dazu eine komplette Übersicht.

Wie läuft das Philosophieren mit Kindern praktisch ab?

Du solltest dich dafür ein wenig vorbereiten. Suche dir zuerst einmal ein Thema und ggf. eine Methode aus. Dann ist es wichtig, dass du auch schon einige Fragen parat hältst, mit denen du starten möchtest. Jetzt geht es los! Stelle dem Kind eine philosophische Frage und warte, was das Kind darauf antwortet. Höre gespannt zu und halte das Gespräch weiter am Laufen, indem du z. B. Nachfragen stellst. Dadurch kommt dann meistens ein interessanter Dialog zustande. Im Laufe des Gesprächs kannst du dann immer wieder neue philosophische Fragen stellen, damit das gemeinsame Nachdenken fortgesetzt wird. Wie das alles konkret abläuft, das zeige ich dir in diesem Buch.

Wie lange brauche ich, um das Philosophieren mit Kindern zu lernen?

Dafür brauchst du nicht lange. Wenn du dieses Handbuch gelesen hast, beherrschst du die wichtigsten Grundlagen, um mit dem Philosophieren anzufangen. Es kann auch weiterhin dein Begleiter bei allen philosophischen Gesprächen sein. Ich bin aber davon überzeugt, dass du das Philosophieren mit Kindern am besten erlernst, indem du es ganz einfach tust. Nach und nach wird es immer leichter und du wirst auch sicherer werden.

Ab welchem Alter können Kinder mit dem Philosophieren beginnen?

Es ist schwierig, eine klare Untergrenze zu benennen. Früher hätte ich gesagt, ab vier oder fünf Jahren. Heute sage ich: ab 3 Jahren. Selbst Kinder in einem Alter von zwei Jahren lauschen dem einen oder anderen philosophischen Gespräch zwischen älteren Kindern und Erwachsenen und machen sich dabei auch so ihre Gedanken. Es hängt jedoch vor allem vom jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes ab. Tendenziell ist es aber so, dass man mit Kindern ab 3 Jahren mit dem Philosophieren beginnen kann. Ich habe bereits selbst mit meiner eigenen Tochter in diesem Alter die ersten unglaublich intensiven Gespräche über Glück, Freundschaft, Tiere und vieles mehr geführt. Diese Erfahrung bestätigt mich deshalb umso mehr, so früh wie möglich mit dem gemeinsamen Nachdenken „über Gott und die Welt“ zu beginnen.

Können (kleine) Kinder genauso wie Erwachsene philosophieren?

Jeder philosophiert auf seine eigene Art und Weise. Bei kleinen Kindern ist das logisch-rationale Denken zwar noch nicht so umfangreich entwickelt, jedoch können sie in ihrer Welt über die „großen“ Fragen schon nachdenken und interessante Antworten geben. Je älter die Kinder dann werden, umso komplexer wird auch ihr Denkvermögen und somit entstehen immer dynamischere Gespräche. Doch wir Erwachsene philosophieren leider oft nur noch im akademischen Rahmen nach wissenschaftlichen Regeln, Gepflogenheiten und Traditionen und das alltägliche Philosophieren gerät dabei in Vergessenheit.

Wie die Antworten der Kinder auch entstanden sind, durch rationales Denken, ein Bauchgefühl oder durch Intuition spielt hierbei keine Rolle. Beim Philosophieren wechseln sich mitunter Phantasie, Gedankenspiele, logisches Denken, Hin-und-her-Denken, Assoziationen und das Übertragen von persönlichen Erfahrungen der Kinder auf andere Zusammenhänge in kurzer Zeit sehr schnell ab, dass von einem „geordneten Denkprozess“ keine Rede sein kann und auch nicht sein muss.

Warum sollte ich mit Kindern philosophieren?

Das Philosophieren bündelt in einzigartiger Weise wichtige Tätigkeiten wie das Sprechen, Nachdenken und Zuhören, auch regt es die Phantasie an und fördert die Empathie. Es gibt nichts Vergleichbares. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die Kinder in vielfacher Weise vom Philosophieren profitieren.

In dieser Übersicht habe ich für dich die 10 wichtigsten Vorteile einmal zusammengetragen:

Sprachtraining

: Gespräche sind die Grundlagen des Philosophierens und trainieren das Sprachvermögen.

Denktraining

: Die geistige Beweglichkeit wird gefördert.

Perspektiven

: Kinder lernen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und die Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.

Wertschätzung

: Kinder werden gehört und bekommen dadurch das Gefühl, dass sie und ihre Gedanken wichtig sind.

Freiheitserfahrung

: Das Philosophieren beruht auf Meinungsfreiheit und Freiheit der Gedanken.

Persönlichkeitsentwicklung

: Dem natürlichen Bedürfnis der Kinder nach innerem Wachstum wird entsprochen.

Freude:

Philosophieren macht Spaß.

Phantasie und Kreativität

: Das Denken wird als grenzenlos und die Welt als formbar erlebt. Die Kinder können ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Empathie

: Das Sich-Einlassen auf die eigenen Gefühle und die des anderen fördert die Empathiefähigkeit.

Selbstvertrauen

: Das Vertrauen in das eigene Ich wird gestärkt.

Zudem lieben es die Kinder, mit dir über „Gott und die Welt“ zu philosophieren. Nicht nur dass es zahlreiche Themen gibt, welche die Kinder besonders interessieren und worüber sie gerne mit dir sprechen, sondern beim gemeinsamen Philosophieren versuchst du auch ihre kindliche Sicht auf die Welt kennenzulernen - wovon sie natürlich begeistert sind.

Darüber hinaus wendest du dich den Kindern beim gemeinsamen Nachdenken vollkommen zu, hörst ihnen zu und gibst ihnen in dem Augenblick die volle Aufmerksamkeit. Die Kinder spüren, dass sie und ihre Gedanken ernst genommen werden und sehen in dir mitunter einen wichtigen Vertrauten, mit dem sie offen reden können. Du gibst ihnen somit einen besonderen Raum, in dem sie nichts Falsches sagen können und in dem ihre Gedanken und Sichtweisen nicht gewertet werden.

Das Philosophieren mit Kindern sollte deshalb auch ein wichtiger Bestandteil des heutigen Bildungssystems werden. Dabei sind die Kindertageseinrichtungen und Grundschulen von besonderer Bedeutung. Ich denke aber auch, dass jede Familie vom gemeinsamen Philosophieren profitiert - nicht zuletzt weil es auch großen Spaß macht.

Werde ein Kinderphilosoph

Als ich mit dem Philosophieren im Kindergarten anfing, habe ich nicht versucht zu erklären, was ich eigentlich mache („Wir philosophieren jetzt…“), sondern ich tat es einfach. Ich stellte die „großen Fragen“, zeigte aufrichtiges Interesse an den Antworten der Kinder und hörte neugierig zu.

Die Kinder fühlten sich beim Philosophieren deshalb oft bedeutsam, weil sie zum einen die volle Aufmerksamkeit bekamen und zum anderen spürten, dass sie und ihre Gedanken wichtig waren.

Als Grundbedingung des erfolgreichen Philosophierens mit Kindern musst du also als Erstes die Rolle eines Kinderphilosophen einnehmen und den Kindern auf Augenhöhe begegnen. Betrachte sie als gleichwertige Gesprächspartner und zeige wahrhaftes Interesse an ihren Ideen, Meinungen und Antworten. Das sind die perfekten Voraussetzungen fürs Philosophieren.

Ich denke, dass in jedem Erwachsenen, der gerne Zeit mit Kindern verbringt, auch ein potentiell guter Kinderphilosoph steckt. Du brauchst dafür in erster Linie nur die Bereitschaft, dich auf die Kinder, ihre Sichtweisen und Bedürfnisse wirklich einzulassen.

Dieses Buch ist nunmehr dein persönlicher Begleiter auf dem Weg, ein Kinderphilosoph zu werden.

Nun komme ich zu den wichtigsten Leitsätzen, welche du als Kinderphilosophen beachten solltest…

Die 10 Gebote des Kinderphilosophen

1. Du sollst zum Philosophieren genügend Zeit bereithalten.

2. Du sollst in einer angenehmen, ruhigen Umgebung philosophieren, etwa in der Natur, im Kinderzimmer etc.

3. Du sollst darauf achten, dass die Kinder auch in der Stimmung zum Philosophieren sind. Ausgeruht und mit gut gefüllten Magen philosophiert es sich am besten.

4. Du sollst dich mit vielfältigen Fragen möglichst gut vorbereiten.

5. Du sollst am Anfang wichtige Gesprächsregeln festlegen. Einander respektvoll zuzuhören ist die Grundvoraussetzung.

6. Du sollst den Kindern beim Philosophieren maximale Aufmerksamkeit schenken. Wende dich den Kindern voll und ganz zu.

7. Du sollst deine eigenen Ansichten über die Welt und die Menschen hintenanstellen und aufrichtig die Sichtweisen der Kinder respektieren.

8. Du sollst das Gespräch in Gang halten. Stelle Nachfragen, hake an der einen oder anderen Stelle etwas nach und frag nach Begründungen.

9. Du sollt nicht mit zu hohen Ansprüchen an dich und die Kinder ins Gespräch gehen.

10. Das wichtigste zum Schluss: Hab’ einfach Spaß beim Philosophieren!

Im Folgenden möchte ich noch auf einige wichtige Punkte näher eingehen.

Zeit und Raum geben

Ideal ist es, wenn du für ein philosophisches Gespräch reichlich Zeit einplanst, mindestens eine halbe Stunde, besser eine Stunde oder noch länger bei mehreren Kindern. Natürlich kannst du auch während des Schuhanziehens mit einem Kind über philosophische Themen sprechen. Aber es erzeugt eine ganz andere Qualität, wenn ihr in Ruhe und mit viel Zeit ins Philosophieren kommt.

Bevor ich mit den Kindern im Kindergarten oder in der Schule philosophiere, überlege ich mir genau, in welcher Umgebung ich am liebsten selber als Kind philosophiert hätte. Meine allerersten Kinderphilosophen-Gespräche führte ich im Kindergarten unter einem Pavillon, der halb von einer Hecke umgeben und zum Spielplatz hin geöffnet war. Das stellte den idealen Ort zum gemeinsamen Nachdenken dar, geschützt und offen zugleich. Vielleicht hast du keine Wahlmöglichkeit und musst mit einen bestimmten Raum vorliebnehmen, weil es nicht anders geht. Aber solltest du die Wahl haben, dann suche dir einen guten Ort zum Philosophieren aus. Kriterien dafür können Ruhe, Natürlichkeit/Pflanzen, harmonische Farbgestaltung und vieles mehr sein.

Kurz zusammengefasst: Suche dir einen inspirierenden Ort aus und halte viel Zeit für das Philosophieren bereit.

Beziehungen und Vertrauen herstellen

Bevor ich mit den philosophischen Gesprächen im Kindergarten begann, spielte ich erst einmal ausgiebig mit den Kindern. So lernte ich ihre Namen, Hobbys und ihre besonderen Eigenschaften kennen. Diese Herangehensweise war für meine Arbeit enorm wichtig. Es sollte am Anfang nämlich gar nicht so sehr um die bestmöglichen Fragen und Methoden beim Philosophieren gehen, sondern vor allem darum, die Kinder kennenzulernen und das Vertrauen zu ihnen aufzubauen. Erst nachdem eine Grundsympathie und auch ein gewisses Grundvertrauen zwischen mir und den Kindern entstanden war, fing ich schrittweise mit dem Philosophieren an.

Natürlich kommt es auch immer darauf an, unter welchen Bedingungen du mit den Kindern philosophieren kannst - ob du von Schule zu Schule ziehst und die Kinder nur unregelmäßig siehst oder ob du regelmäßig mit den Kindern philosophieren kannst. Auf jeden Fall sind Regelmäßigkeit und Dauerhaftigkeit von Vorteil, wenn es darum geht, zu den Kindern eine Vertrauensbasis aufzubauen.

In der Vergangenheit habe ich auch viel zu großen Wert auf den reinen Inhalt meiner Fragen und Themen gelegt. Aber heute weiß ich, dass es umso wichtiger ist, wie ich etwas sage, mit welcher Betonung, mit welcher Mimik oder mit welcher Grundstimmung ich in das philosophische Gespräch gehe. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass auch die eigene positive Grundeinstellung entscheidend für den Erfolg beim Philosophieren ist. Wenn du den Kindern gegenüber offen und zugewandt bist, schafft dies eine vertrauensvolle Basis, um tiefgründige philosophische Gespräche zu führen.

Achte bitte auch auf deine Körpersprache. Suche und halte möglichst lange den Augenkontakt (ohne jedoch zu starren) zu deinem Gegenüber. Wende dich immer mit deinem gesamten Körper dem Kind, mit dem du gerade sprichst, zu und verschränke möglichst nicht die Arme. Versuche, mit den Kindern auf Augenhöhe zu sprechen. Dazu kannst du z. B. auch mal in die Hocke gehen oder ihr setzt euch gemeinsam auf den Boden. Auch das trägt positiv zum erfolgreichen Philosophieren bei.

Zudem ist es wichtig, dass du das einzelne Kind als Individuum siehst. Es ist ein Wesen voller Gefühle und mit seiner ganz eigenen Weltsicht. Je länger und intensiver ihr gemeinsam philosophiert, umso besser lernst du jedes einzelne Kind und seine innere Welt kennen. Das schafft eine besondere Beziehung zwischen euch und stärkt das gegenseitige Vertrauen. Es kann natürlich auch vorkommen, dass dir ein Kind beim gemeinsamen Philosophieren sehr persönliche, intime Gedanken anvertraut, beispielsweise bei den Themen Familie, Freundschaft, Gesundheit oder Liebe ist das höchstwahrscheinlich so. So kannst du als Kinderphilosoph auch zu einer wichtigen Vertrauensperson des Kindes werden.

In seltenen Fällen hast du es auch einmal mit einem sehr verschlossenen Kind zu tun. Das Philosophieren kann bei diesem Kind jedoch auch ein Türöffner sein. Gib den etwas schüchternen, ängstlichen oder verschlossenen Kindern vor allem ganz viel Zeit und versuche, nichts zu erzwingen. Wenn Kinder selbst nach längerer Zeit immer noch distanziert sind, probiere einfach eine andere Methode aus, um besser an sie heranzukommen. Im Methodenteil dieses Handbuches findest du dazu viele Ideen.

Gruppengröße

Ich habe in der Vergangenheit mit Kindern und Jugendlichen in allen möglichen Konstellationen philosophiert - von Einzelgesprächen, Gruppengesprächen in Schulklassen bis hin zu knapp 100 Juniorstudenten im Rahmen einer Kinder-Uni-Vorlesung. Aber die intensivsten, produktivsten Gespräche hatte ich mit Kindern in kleineren Gruppen oder mit nur einem Kind.

Andererseits ergeben sich in größeren Gruppen immer eine Vielzahl von unterschiedlichen Ansichten und Perspektiven, was zudem auch förderlich ist, weil du als Philosophie-Moderator den Prozess des gemeinsamen Sprechens und Denkens leichter in Gang halten kannst.

In größeren Gruppen (etwa Schulklassen) hat es sich manchmal auch bewährt, eine Teilung vorzunehmen, wobei ein (größerer) Teil die Zuschauerrolle einnimmt und nicht weiter mitwirkt und nur der andere (kleinere) Teil oder ein einzelner Schüler aktiv philosophiert. Aber du kannst natürlich auch gemeinsam mit der gesamten Klasse gut philosophieren.