Planlos glücklich - M.J. O'Shea - E-Book

Planlos glücklich E-Book

M.J. O'Shea

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Beschreibung

August O'Leary ist der begehrteste Hochzeitsplaner Londons und dadurch natürlich die erste Anlaufstelle von Libby und Edward, die sich eine Hochzeit wünschen, die die Stadt so schnell nicht vergessen soll. Da Edward durch seine Arbeit wenig Zeit für die Planung hat, übernimmt Libbys bester Freund Christopher Burke diese Aufgabe. Der Haken an der Sache: Christopher ist der Mann, der August vor acht Jahren das Herz gebrochen hat. Wie soll August es schaffen, sich auf die Hochzeitsplanung zu konzentrieren, wenn Christopher ihn schon durch seine pure Anwesenheit ablenkt und auch noch alte Gefühle zwischen ihnen wieder aufflammen? Band 26 der BELOVED Romantik-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 260

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Deutsche Erstausgabe (ePub) März 2019

Für die Originalausgabe:

© 2017 by M.J. O'Shea

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»The Worst Best Man«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2019 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

beloved ist ein Imprint des Cursed Verlags

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN-13: 978-3-95823-750-6

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Xenia Melzer

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

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Klappentext:

August O’Leary ist der begehrteste Hochzeitsplaner Londons und dadurch natürlich die erste Anlaufstelle von Libby und Edward, die sich eine Hochzeit wünschen, die die Stadt so schnell nicht vergessen soll. Da Edward durch seine Arbeit wenig Zeit für die Planung hat, übernimmt Libbys bester Freund Christopher Burke diese Aufgabe. Der Haken an der Sache: Christopher ist der Mann, der August vor acht Jahren das Herz gebrochen hat. Wie soll August es schaffen, sich auf die Hochzeitsplanung zu konzentrieren, wenn Christopher ihn schon durch seine pure Anwesenheit ablenkt und auch noch alte Gefühle zwischen ihnen wieder aufflammen?

Kapitel 1

»Hey, Kumpel, hast du schon den unterschriebenen Vertrag für die Steinberg Bar-Mizwa?«

Will, August O'Learys Kollege und bester Freund, steckte seinen blonden Kopf durch die Tür. Er hielt sich selten damit auf zu klopfen, darum fand August es einfacher, die Tür gleich offen zu lassen. Er hatte seine Lektion an dem Tag gelernt, an dem Will seine Tür in einem seiner üblichen überschwänglichen Momente aufgestoßen hatte und der Messinggriff beinahe die Trockenbauwand durchbrochen hätte. Helena Preston Events war eine der besten Eventplanungsfirmen in London. Da wäre es wohl eher ungünstig, eine offensichtlich geflickte Wand zu haben, wo sie doch für ihre Dienste ein Vermögen verlangten, oder etwa nicht?

»Ich hatte bis jetzt noch keine Möglichkeit, mich darum zu kümmern. Warum?« August war den ganzen Tag mit Arbeitsaufträgen und Telefonanrufen beschäftigt gewesen. Er hatte keine Zeit gehabt, Kunden wegen unterschriebener Verträge hinterherzulaufen. August, der Vollstrecker, hatte hinter einer Million dringenderer Angelegenheiten zurückstehen müssen.

»Ich wollte nur mit den Bestellungen für die Blumen anfangen und das kann ich nicht, bevor wir eine Unterschrift haben. Erinnerst du dich daran, was bei der Stout-Hochzeit passiert ist?«

Was passiert war, waren rote Rosen und Calla-Lilien im Wert von neunhundert Pfund, ein fremdgehender Bräutigam und eine sehr wütende Braut – und nicht unterschriebene Verträge. Ihre Firma hatte die Kosten für die Blumen übernehmen müssen, da nichts das ehemalige Paar zur Zahlung verpflichtete. Das hatte ihrer Chefin Helena absolut nicht gefallen, auch wenn sie Will und August liebte. Normalerweise.

August würde diesen Fehler nie wieder machen.

»Kannst du dich um die Steinbergs kümmern?«, fragte Will.

Sie beide wussten, dass August viel besser darin war, Kunden an Details wie Schecks und Unterschriften zu erinnern. Da er das ebenso ungern tat wie alle anderen, wünschte er sich, er hätte dieses lustige Talent für sich behalten. Niemand war gerne der Vollstrecker. Nicht einmal August. Er sagte sich, dass er hart bleiben und nicht auf Wills charmantes Lächeln hereinfallen würde. Er würde die Steinbergs nicht anrufen. Jemand anderes war an der Reihe.

Will schob sich ganz in Augusts Büro und ließ sich auf die Couch fallen. Sie war für Kunden bestimmt, damit August sich in angenehmer Atmosphäre mit ihnen über die Einzelheiten ihrer Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenveranstaltungen unterhalten konnte. Üblicherweise benutzte Will sie mehr als jeder andere. Sie war sein liebstes Versteck, sowohl vor Helena als auch vor Louise, ihrer sehr fähigen, aber recht herrischen Assistentin. Will versteckte sich gerne. Vor allem, wenn es darum ging, ein großes Mittagessen aus dem Pub zu verdauen und sich vor Papierkram zu drücken.

»Will, du weißt, dass ich für heute eine ellenlange Liste habe. Ich habe keine Zeit, auf Unterschriftenjagd zu gehen.«

Will begann, einen der charakteristischen, mitleiderregenden Laute von sich zu geben, der ihm in der Regel verschaffte, was immer er wollte. Es waren die blonden Haare und die großen blauen Augen. August war nicht immun dagegen, obwohl Will absolut hetero und praktisch sein Bruder war. Es würde jedoch nicht funktionieren. Nicht heute.

»Es ist deine Schuld, dass ich so beschäftigt bin.« Es war Zeit, die Schuldgefühle zu wecken. »Du bist derjenige, der sich nicht um eine weitere Society-Hochzeit voller abgehobener Schwachköpfe kümmern wollte.«

August wusste, dass Will es hasste, wenn er mit den Fingern Anführungszeichen setzte. Es war eine sichere Methode, ihn wütend zu machen.

»Ich hasse die Fingerzeichen.«

Das sagte er jedes Mal. Und August genoss es jedes einzelne Mal, ihm auf die Nerven zu gehen.

»Ich weiß. Aber ich bin dennoch derjenige, der die Pritts-Shackleton-Hochzeit am Hals hat, weil du dich nicht mit ihnen auseinandersetzen wolltest.«

»Leute wie die schauen mich immer an.«

August seufzte. »Ich weiß, ich weiß. Du kommst aus dem Norden und bist nicht von Adel, und deswegen behandeln sie dich schlecht. Na ja, einer aus dem Norden muss in ihren Augen besser sein als ein Amerikaner und doch sitze ich hier und stehe kurz davor, mich mit einem von Londons bekanntesten Society-Pärchen zu treffen. Ich denke, du kannst die Steinbergs anrufen. Das ist ein mehr als fairer Tausch.« August hob eine Augenbraue und wartete darauf, dass Will einknickte.

»Schön.«

August fragte sich, ob er je in der Lage sein würde, zu einer ehemaligen Version von sich selbst zurückzukehren – seinem sechzehn, siebzehn oder sogar seinem zwanzig Jahre alten Selbst, das gerade für ein kaufmännisches Diplom in Oxford büffelte – und zu erklären, warum um alles in der Welt er für eine der größten Eventplanerinnen in London arbeitete. Was er überhaupt nach so vielen Jahren noch in England machte. Er hatte nur vorgehabt, hier zu studieren und dann nach Boston zurückzukehren – verdammt, er hatte genügend Gründe gehabt, nach dem Abschluss zu gehen, aber… Er war geblieben.

Er hatte ein Leben und er hatte Will und es war kompliziert, wie die Dinge immer waren. Aber er war glücklich. Irgendwie. An manchen Tagen, wie heute, wenn er fror und müde und nicht in der Stimmung war, sich um eine weitere wählerische Braut zu kümmern, die mehr Geld hatte, als August je in seinem Leben sehen würde, wollte er seine Taschen packen und nach Hause zu seiner Mutter fliegen, ihr sagen, dass er mit dem Erwachsensein nicht länger klarkam. Aber er würde es schaffen. Das tat er immer.

»Wie, meinst du, werden unser Prinz und seine Prinzessin sein?«, fragte Will.

»Anscheinend werden es unsere Prinzessin und ihr schwuler bester Freund sein«, erwiderte August und verdrehte die Augen. »Prinz Shackleton ist im Import-Export-Geschäft und ziemlich beschäftigt.«

»Dieser Wichser schickt wirklich einen Vertreter?«

»Du solltest unsere Kunden besser nicht Wichser nennen.« August verkniff sich ein Grinsen. »Es hörte sich so an, als sei der Kerl von Geburt an mit beiden befreundet. Vielleicht macht es in ihrer Welt Sinn.«

Will verzog das Gesicht. »Besser du als ich, Kumpel. Ich mag Hochzeiten schon nicht, wenn ich gut gelaunt bin. Ich würde jederzeit lieber ein nettes Golfturnier für eine Firma organisieren. Vielleicht ist der Kumpel des Mädchens ja heiß. Du musst flachgelegt werden.«

»Danke, dass du mein Sexleben im Auge behältst.« August verdrehte abermals die Augen. Er interessierte sich viel zu sehr dafür, wie oft August in die Kiste sprang. »Ich bin mir sicher, dieser unbekannte schwule Mann, der in unser Büro kommt, um die Hochzeit seiner Freundin zu planen, wird daran interessiert sein. Vielleicht sollte ich gleich die Hose weglassen und Miss Pritts auf einen Spaziergang schicken.« August schnaubte laut.

»Verkauf dich nicht unter Wert.« Will zuckte mit den Schultern. »Ich wäre interessiert, wenn ich auf Kerle stehen würde.«

August kicherte. »Ich liebe dich«, sagte er mit einem Lachen.

»Bist du dir übrigens sicher, dass du über Weihnachten nach Hause fliegen musst?«, fragte Will. »Meine Mom hat sich darauf gefreut, dich zu sehen. Ich schwöre, sie liebt dich mehr als mich. Außerdem besteht nicht die geringste Chance, dass ich dein Toffeepudding-Rezept für sie zubereiten kann.«

Die Feiertage standen vor der Tür und August hatte sich zehn Tage freigenommen, um nach Boston zu fliegen. Es war schon zwei Jahre her, seit er das letzte Mal für mehr als ein langes Wochenende nach Hause geflogen war und tatsächlich vermisste er den großen, lauten O'Leary-Clan. Wills Familie war ein guter Ersatz, aber nicht ganz dasselbe.

»Ich kann dieses Jahr nicht. Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich nach Hause komme. Sie hat gesagt, dass du ebenfalls hochwillkommen bist. Vielleicht können unsere Familien einfach nur die Söhne tauschen.«

Etwas an Wills geerdeter, wilder Persönlichkeit passte perfekt in die O'Leary-Familie, vielleicht sogar mehr, als August das je getan hatte. Sie liebten ihn und er liebte sie.

»Das klingt nach einem guten Plan. Aber wir brauchen einen weiteren guten Plan für heute Abend. Ein letzter Männerabend, bevor du mich für fast zwei Wochen im Stich lässt.«

August schaute durch das Fenster auf den herabfallenden Schnee, immer nur ein paar vereinzelte, träge Flocken. Londons Straßen waren mit dünnem, glattem, schwarzem Eis bedeckt und der Schnee fiel schon seit Stunden, langsam, aber gleichmäßig.

»Es ist verdammt kalt, Kumpel«, murmelte er. Er träumte von seinem gemütlichen kleinen Apartment und einem Buch.

»Kumpel.« Will lachte leise. »Wir machen noch einen Briten aus dir. Und sei kein Baby. Nach ein paar Bier wirst du ohnehin nicht mehr in der Lage sein, den Schnee zu spüren.«

August hatte null Chancen, der Pub-Nacht zu entkommen. Will war nicht aufzuhalten.

»In Ordnung. Männerabend. Aber ohne Weezy. Er macht immer Ärger.«

Weezy war Wills bester Freund aus Sheffield, der Will irgendwie nach London gefolgt und nie wieder gegangen war. Es machte Spaß, mit ihm unterwegs zu sein, wenn August die nächsten drei oder vier Tage nirgendwo sein musste und viel Zeit hatte, um sich um seinen Kater zu kümmern. Nicht, wenn er den Tag damit verbringen musste, für einen Abendflug nach Hause zu packen.

»Es kann sein, dass ich Weez bereits eine Nachricht geschrieben habe. Er vermisst dich.« Will warf August seinen besten Welpenblick zu.

August seufzte. »In Ordnung. Wir können nach meinem Treffen mit dem Hochzeitspaar gehen. Äh, ich meine, der Braut und ihrem besten Freund.«

Es war seltsam. Er hatte jedoch schon weitaus Seltsameres erlebt. August versuchte, die Erinnerung an Augenklappen, Papageien und jede Menge Piratenhüte aus seinem Kopf zu verdrängen. Es war am besten, nicht daran zu denken.

»Ich warte mit Louise in meinem Büro. Sie kommt auch mit.«

»Louise? Wen hast du noch eingeladen?« Die Sache begann, sich weniger wie ein ruhiger Männerabend im Pub anzuhören und mehr wie etwas, das Will gerne ein ordentliches Besäufnis nannte. Diese gingen für August selten gut aus. Er vermisste vom letzten Mal immer noch seine Hose.

»Du weißt, dass sie einer von den Jungs ist«, sagte Will.

August fragte sich, wie lange Will brauchen würde, um zu erkennen, dass ihre vernünftige, zupackende Assistentin total in ihn verliebt war.

»Einer der Jungs«, wiederholte August. »Kusch«, fügte er mit einer entsprechenden Handbewegung hinzu. »Ich muss mich auf mein Treffen vorbereiten. Und ruf die Steinbergs an. Ich will ordnungsgemäß damit anfangen, sobald ich aus Boston zurück bin.«

Will salutierte, während er rückwärts aus dem Büro ging.

»Libby, Liebling, ich friere mir hier die Eier ab«, beschwerte sich Christopher Burke, als er beinahe auf dem Eis ausrutschte, das den normalerweise malerischen Gehweg in Mayfair bedeckte.

Es war stockdunkel und sie hatten gerade ein frühes Abendessen im Home House beendet, bevor Christophers Wagen sie zum nahegelegenen Helena Preston Events brachte. Christopher hasste diesen Teil des Winters, wo es schien, als ob die Nacht den Tag verfolgte und ihn beinahe ständig verschluckte, bevor er überhaupt eine Chance hatte zu existieren. Er brauchte nach Weihnachten eine oder zwei Wochen auf einer Insel. Sonne klang wie eine hervorragende Idee – und vielleicht ein paar Tage Pause von der langersehnten Hochzeit seiner besten Freundin, die irgendwie bereits den Großteil seiner Freizeit aufgefressen hatte, obwohl es noch Monate hin war.

Das Büro der Eventplanerin befand sich in einem hübschen Innenhof an der Bond Street. Christopher dachte, dass es ihm an einem normalen Tag gefallen würde. Wenn er zumindest seine Fingerspitzen fühlen konnte.

Er hatte zugestimmt, seine älteste Freundin zu einem Großteil ihrer Treffen mit dem Hochzeitsplaner zu begleiten, da sein anderer ältester Freund sich anscheinend nicht dazu herablassen konnte, die Arbeit ruhen zu lassen, um an seiner eigenen Hochzeit teilzuhaben. Christopher begann sich zu wünschen, dass er die Ehre ausgeschlagen hätte.

»Könnten wir nicht nächsten Monat anfangen zu planen? Oder im Frühling?«

Die Hochzeit würde erst im August stattfinden. Sie brauchten sicher nicht mehr als acht Monate, um eine Hochzeit auf die Beine zu stellen. Christopher wusste nicht, wie Society-Veranstaltungen normalerweise geplant wurden – auch wenn er über die Jahre an vielen der verdammten Dinger teilgenommen hatte, mied er für gewöhnlich alles wie die Pest, was irgendwie nach Vorbereitung roch.

»Nein«, grummelte Libby, »können wir nicht. Ich habe es geschafft, einen Termin mit Helena Prestons am besten bewerteten Veranstaltungsteam zu bekommen. Ich werde sie nicht verlieren.«

»Sicher würden sie auch lieber nach Hause gehen und einen neuen Termin vereinbaren.« Christopher schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. Er hatte angenehme Erinnerungen an den Nachmittag, den er mit einem Buch auf dem Sofa vor dem Feuer verbracht hatte, bevor er ziemlich brutal von einer kleinen, entschlossenen Frau nach draußen gezerrt worden war. Er hatte praktisch keinerlei Gesellschaft, abgesehen von Fergus, seinem schon etwas in die Jahre gekommenen Irish Setter, aber das genügte ihm.

»Wir sind schon fast da. Hör auf zu jammern.« Libby zwickte ihn in die Seite.

»Wenn du mich zu Fall bringst, musst du dir einen neuen Trauzeugen suchen. Und Freund.«

Libby begann zu kichern. Eines Tages würde sie ihn ernst nehmen. »Edward hat mir gesagt, dass ich das Gartenparty-Motto nicht aufgeben soll. Seiner Mutter ist egal, wo die Veranstaltung stattfindet, solange dort mindestens vierhundert Gäste Platz haben. Hoffentlich draußen, wie sie sagt, obwohl ich nicht verstehen kann, warum irgendjemand so etwas im verdammten England haben möchte, wo es jeden Moment zu regnen anfangen kann«, grummelte sie.

»Warum lässt du Gloria über deine Hochzeit bestimmen?«, murmelte Christopher. »Hier geht es nicht um sie. Es geht um dich.«

»Ich weiß.« Sie führten dasselbe Gespräch seit mindestens fünf Jahren. Seit Libby und Edward zögerlich übereingekommen waren, dass sie sich verloben sollten – Romantik vom Feinsten, soweit es Christopher betraf. »Ich will mich einfach nicht mit ihr über Dinge streiten, die mir egal sind und der Veranstaltungsort ist eines davon. Wenn sie mein Kleid aussuchen will, werden wir uns streiten. Lass uns einfach… schauen, was der Planer zu sagen hat.«

»Hast du einen Namen? Mit wem treffen wir uns?«

»Sein Name ist Will, glaube ich, obwohl sie zu dritt sind. Helena hat mir gesagt, dass sie ihre besten sind.«

»Natürlich hat sie das.«

Helena Preston Events befand sich in einem kleinen Innenhof mit Kopfsteinpflaster, der es schaffte, mitten in London idyllisch und bezaubernd zu sein. Christopher hatte diese versteckten Orte immer geliebt, die stillen Ecken in einer hektischen Stadt, die ihn an den Landsitz erinnerten, auf dem er aufgewachsen war. Die Gebäude bestanden aus Ziegeln, die Straße war nur für Fußgänger und das Panoramafenster im ersten Stock war in einem leuchtenden Kirschrot gestrichen. Ein Schild in modischem Marineblau mit der weißen Aufschrift Helena Preston Events hing direkt über der Tür.

Scheinbar hatten sie ihr Ziel erreicht.

Christopher schüttelte den Schnee von seiner Jacke und stieß leicht gegen die Ziegel, um den Matsch von seinen Chelsea-Stiefeln zu entfernen. Dieses abscheuliche Wetter ruinierte sie. Er würde bald ein neues Paar brauchen.

Er öffnete die Tür und führte Libby hinein. Sie wurden von etwas willkommen geheißen, das aussah wie der Sitzbereich in einem vornehmen Teehaus – hohe Decken, blassgrüne Wände, Topfpalmen, leicht gepolsterte Möbel und ein filigraner weißer Tisch aus Schmiedeeisen, beladen mit Katalogen und Fotoalben anstelle von Teekuchen und einer Kanne English Breakfast-Tee.

»Sind Sie die Pritts-Shackleton-Hochzeit?«, fragte eine lebhafte Blondine, die hinter dem Empfang saß.

Ihre Haare glänzten und ihr Oberteil war akkurat und bis zum Hals zugeknöpft. Christopher war nur ein bisschen genervt. Er vermisste seinen tiefen Ledersessel und seinen Hund. Man mochte ihn als alt bezeichnen – Libby und Edward taten das regelmäßig – er wünschte sich trotzdem, zu Hause zu sein.

»Ja. Ich bin Libby Pritts. Das ist mein Freund, Christopher.«

»Oh ja, ich erinnere mich. Mister O'Leary wird gleich für Sie da sein.«

O'Leary.

Christophers Magen machte eine schnelle, schreckliche Drehung bei dem Namen, den er seit so vielen Jahren nicht mehr gehört hatte. O'Leary. Wie hoch war die – nein. Sei nicht albern. Er erinnerte sich, dass Libby gesagt hatte, sie würden sich mit einem Mann namens Will treffen. Es war nicht er. Christopher würde bereit sein, wenn sie sich endlich wiedersahen. Er war nicht einmal annähernd bereit. Es spielte keine Rolle, denn sie würden Will O'Leary treffen. Er war sicher.

Christopher setzte sich mit auf einmal wackeligen Beinen und ließ Libby vor sich hinplappern. Es war grotesk, wie ein Name, noch dazu ein ziemlich häufiger, genügend Macht hatte, ihn bis ins Mark zu erschüttern.

August.

Es war so lange her.

Und dann hörte er sie – die Stimme, die er nie in seinem Leben vergessen würde, wie sie nach einem Lachen den Flur entlangschwebte. »Geh nicht ohne mich. Mein Termin ist hier«, sagte er und bevor Christopher überhaupt die Möglichkeit hatte durchzuatmen, kam er um die Ecke in den Hauptraum und war da. Schlank und rothaarig, hohe Wangenknochen, volle Lippen, große blaue Augen und absolut anbetungswürdige Sommersprossen. Um seine Augen hatten die Jahre mehr Fältchen eingegraben und seine Kleidung war deutlich teurer, aber Christopher hatte keinerlei Zweifel.

Es war eindeutig August.

August O'Leary. Christophers Liebe seines Lebens.

Die ihn wahrscheinlich – nein, ganz sicher – hasste.

»Soll das ein Witz sein?« August verschluckte sich beinahe, als er keuchend Luft holte.

Die Frau, Libby Pritts, wie er annahm, erstarrte. Sie war dabei gewesen, sich zu erheben, die Hand ausgestreckt, bereit, ihn zu begrüßen, aber August konnte sich kaum auf sie konzentrieren. Wie konnte er, wenn die letzte Person, die er je wiedersehen wollte, direkt vor ihm stand? Christopher Burke. Christopher… Mit einem Mal war August ein wenig schwindlig. Er packte die Lehne von einem von Helenas Stühlen und umklammerte sie.

Was machte Christopher hier? Er hasste London, er wollte nicht einmal auf Besuch dorthin und er war hier und wunderschön und August wusste nicht, ob er ihn hassen sollte, oder küssen oder –

Reiß dich zusammen. August wusste, dass er durchdrehte. Er hatte keine Ahnung, wie er irgendetwas anderes tun sollte. Was um alles in der Welt machte er hier? Das musste geplant gewesen sein. Zufälle funktionierten nicht auf diese Weise.

»Äh, hallo. Sind Sie Will?«, fragte seine Kundin.

Sie war zurückhaltend und elegant, mit sandfarbenen Haaren und einem teuren Wintermantel und einem Schal von Mulberry. August war darauf trainiert, selbst unter Stress Kleinigkeiten wahrzunehmen. Stress. Das war ein Witz. Welches Wort auch immer das beschrieb, was sein Körper gerade durchmachte, es war so viel mehr als Stress. Er zwang sich, Blickkontakt herzustellen.

»Ich bin Libby«, fügte sie hinzu.

Natürlich war sie das. Oh Gott. Natürlich war das kein abgekartetes Spiel. Es war lediglich ein schrecklicher Zufall. August war übel. Er fühlte, nun ja, er wusste nicht, wie er sich fühlte. Aber er war ein gottverdammter Profi, darum machte er, was er am besten konnte – er setzte inmitten einem vollkommenen Chaos ein fröhliches Gesicht auf und begann zu arbeiten.

»Ich bin August, Wills Partner. Ich werde die Planung übernehmen, aber er wird uns hinter den Kulissen bei Ihrer Hochzeit helfen. Es ist schön, Sie kennenzulernen.«

Libby Pritts schaute ein wenig misstrauisch drein, aber sie streckte ihre Hand abermals aus und ließ sie von August schütteln.

Reiß dich zusammen…

Es zu wiederholen machte es nicht leichter, dem Ratschlag zu folgen.

»Und das ist unser engster Freund, Christopher. Edward wird zu so vielen Treffen kommen, wie es ihm möglich ist, aber ich glaube, ich habe Helena gegenüber schon erwähnt, dass Christopher für ihn einspringt, wenn es möglich ist. Edward ist sehr beschäftigt.«

»Oh, natürlich, das ist absolut in Ordnung«, versprach August ihr.

Nicht in Ordnung. Alles andere als in Ordnung.

August hielt die Lehne von Helenas fragilem, drolligem Stuhl weiterhin mit tödlichem Griff fest, in der Hoffnung, dass irgendetwas ihn davon abhalten würde, ohnmächtig zu werden. Er hatte noch nie so eine heftige, unmittelbare Reaktion auf irgendetwas in seinem Leben gespürt. Er hatte sich jahrelang gefragt, wie es sich anfühlen würde, wenn er Christopher irgendwo begegnen sollte. Es wäre wahrscheinlich am besten gewesen, wenn er sich das weiterhin fragen würde. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Er wollte, dass es vorbei war.

»Hallo, August«, sagte Christopher.

Und da war sie. Diese Stimme. Die Stimme, die er beinahe drei Jahre lang jeden Morgen gehört hatte, grummelnd und leise an seinem Nacken. Die Stimme, die er zahllose Male Ich liebe dich hatte sagen hören. Die Stimme, die ihm aus heiterem Himmel heraus eröffnet hatte, dass er mit August und der Beziehung fertig war, die nach den glücklichsten Jahren von Augusts Leben für immer hätte andauern sollen. Er biss sich fest auf die Lippe und hätte beinahe vor Schmerz gewimmert. Er schmeckte Blut.

»Hallo, Christopher«, murmelte er. Der volle Name fühlte sich seltsam in seinem Mund an. In der Uni war er immer Chris gewesen. August zwickte sich in die Haut seiner Handfläche und versuchte zu atmen. Libby schaute mit einem verwirrten Stirnrunzeln zwischen ihnen hin und her. Reiß dich zusammen. Noch einmal, für die billigen Plätze. »Sollen wir in mein Büro gehen? Ich würde gerne ein paar Eindrücke davon bekommen, was Ihnen vorschwebt.« Er fand, dass seine Stimme angemessen gelassen klang. Zumindest hoffte er das.

»Ja. Bitte.« Libby klang so verwirrt, wie sie aussah.

August machte ihr keinen Vorwurf.

Kapitel 2

Er konnte nicht aufhören zu starren. Christopher wusste, dass er sich vollkommen irre benahm und er die Predigt seines Lebens bekommen würde, sobald sie hier raus wären, aber er konnte einfach nicht aufhören. August war immer das Schönste in seiner Welt oder jeder anderen gewesen, zumindest soweit es Christopher betraf. Aber wenn überhaupt, dann war er jetzt sogar noch schöner als damals mit einundzwanzig. Er war irgendwie mehr ausgeformt, als ob seine Kanten komplett ausgereift und in den letzten acht Jahren poliert worden wären.

Und seine Lippen – Christopher hatte nie vergessen, wie sie sich auf seinem Mund anfühlten, auf seiner Haut, wie sie über die Spitze seines Ohrs strichen. Er musste seine Fäuste ballen, um ein Schaudern zu unterdrücken. Er hatte nie jemanden so sehr gewollt, wie er August gewollt hatte. Nie. Die Hitze, die sich in seinem Bauch zusammenballte, sagte ihm, dass die Anziehung nicht gestorben war. So, wie er auf Augusts Stimme reagierte, seinen Geruch, die Art, wie seine Haare fielen, ließ Christopher denken, dass er verrückt werden würde, wenn er ihn nicht anfassen konnte. Er erinnerte sich an ihr erstes Mal. August war so süß gewesen und nervös und angetörnt und sie hatten –

»Christopher, mein Lieber? Was hältst du davon?«

Scheiße. Er sollte aufpassen. Wie konnte er?

»Es tut mir leid. Kannst du das wiederholen?«

Libby warf ihm einen weiteren fragenden, besorgten Blick zu. August schaute ihn nur schweigend an. Nach jenen kurzen Momenten des Schocks, in denen Christopher den Anblick reiner, verzweifelter Verwunderung geschenkt bekommen hatte, hatte er zugesehen, wie Augusts Miene sich verhärtet hatte, Entschlossenheit sich darin abzeichnete. Jetzt bekam er nur noch kühle, frustrierende Höflichkeit. August war eindeutig Profi genug, um seine wohlhabende Kundin nicht zu verärgern, aber er gab Christopher nichts. Nicht, dass Christopher ihm das zum Vorwurf machen konnte.

Er würde niemals den letzten Tag vergessen, an dem sie einander gesehen hatten. Als Christopher den größten Fehler seines Lebens begangen hatte, als er gedacht hatte, er würde das Richtige tun.

August hätte nicht in seine Welt gepasst, oder? Das war es, was seine Mutter und sein Vater gesagt hatten. Christopher war einundzwanzig gewesen und verängstigt und verliebt und ein leichtes Opfer, als sein gesamter Lebensstil und alles, was er beinhaltete, bedroht wurde. Er hatte ihnen geglaubt. August würde niemals dazu passen.

Aber schau ihn dir an. Schau ihn dir einfach… an.

Er sah überhaupt nicht mehr wie der Junge in löchrigen Jeans aus Bostons Arbeiterklasse aus. Christopher fragte sich, wohin dieser August verschwunden war.

»Ich habe dich wegen des Veranstaltungsortes gefragt. Du weißt, dass Edwards Mutter einen Landsitz möchte.«

»Warum machen wir es nicht einfach auf Longwick?« Habe ich das gerade gesagt?

»Du… wirklich?« Libby sah schockiert aus.

Um ehrlich zu sein, war Christopher ebenso schockiert. So sehr er das Land auch bevorzugte, verbrachte er doch nicht mehr viel Zeit auf dem Familiensitz. Nach August hatte das Verhältnis zu seinen Eltern sich abgekühlt. Es war schwer, dasselbe für sie zu empfinden, nachdem sie ihn von dem Jungen getrennt hatten, den er eines Tages hatte heiraten wollen. Oder vielleicht war es, weil er dumm genug gewesen war, es zuzulassen und ihnen das jetzt irgendwie übel nahm.

Tja, jetzt war es zu spät.

»Ja. Ich denke, es wäre der perfekte Ort. Wie viele Jahre haben wir drei damit verbracht, in der Umgebung des Hauses zu spielen?« Er konnte es genauso gut durchziehen, jetzt, da er bereits seinen Mund aufgemacht hatte.

Augusts Gesicht wurde so bleich, wie Christopher es nur einmal zuvor gesehen hatte. Und dann wurde ihm das volle Ausmaß dessen klar, was er getan hatte. Er hatte August niemals nach Longwick eingeladen, nicht einmal, nachdem er einen Verlobungsring an Augusts Finger gesteckt hatte und jetzt hatte er gerade dafür gesorgt, dass August dort eine Veranstaltung organisieren musste. Als Angestellter.

Christopher entschied, dass ein kompletter Neustart des ganzen Tages vonnöten war. Vielleicht sogar der vergangenen acht Jahre, wenn er schon dabei war.

»Wenn du das sagst. Es wird wunderschön werden.« Libby atmete tief durch. Sie sah sowohl überrascht als auch erstaunt aus. Obwohl ihre und Edwards Eltern sehr gute Kontakte hatten, verfügte keiner von ihnen über ein so malerisches Anwesen wie Longwick. Es war ein traumhafter Ort.

»Ich werde Mutter anrufen, wenn wir heute Abend nach Hause kommen.«

August zuckte wieder zusammen, schien sich dann aber zu fangen. »Wenn das alles geklärt ist, warum treffen wir uns dann nicht wieder, sobald der Veranstaltungsort sicher ist? Ich nehme an, dass ich diesbezüglich keine Vorkehrungen treffen muss?«

»Natürlich nicht.« Christopher streckte die Hand über den Kaffeetisch aus und hätte sie beinahe vertraulich auf Augusts Knie gelegt. Herrgott. Das war reiner Instinkt gewesen. Er war seit August mit niemandem mehr so intim gewesen. Sex, sicher. Intimität? Nichts fühlte sich auch nur annähernd so an und irgendwie war Christopher froh darüber. August rutschte auf seinem Stuhl zurück. Libby war es wahrscheinlich nicht aufgefallen, aber Christopher bemerkte es definitiv.

»In Ordnung, Libby, Sie haben meine Nummer. Ich bin über die Feiertage auf Besuch bei meiner Familie, aber ich komme in der zweiten Januarwoche zurück.«

»Gehen Sie zurück in die Staaten?«, fragte sie.

August nickte. Christopher verspürte einen Moment der Panik, dass August ihm wieder durch die Finger schlüpfen könnte. Er musste sich daran erinnern, dass es nur vorübergehend war. Er versuchte, einen Grund zu finden, warum er ebenfalls Augusts Nummer brauchte.

»Das ist wunderbar. Wo kommen Sie her?«

»Boston«, antwortete August lächelnd.

»Oh, ich liebe Boston. Ich habe in Beacon Hill gewohnt, als ich dort Urlaub gemacht habe.« Libby grinste, offensichtlich glücklich darüber, dass sie mit ihrem Hochzeitsplaner etwas gemeinsam hatte. Sie hatte schon immer schnell Freunde gefunden, anders als der viel stillere Christopher.

August lachte. »Traurigerweise wohnt meine Familie nicht in dieser Gegend, aber sie ist wunderschön.«

Libby lächelte und stand auf, um ihren Mantel anzuziehen. »Ich freue mich darauf, Sie nach den Feiertagen zu sehen.«

Christopher wurde klar, dass auch von ihm erwartet wurde aufzustehen und seinen Mantel für den kalten Rückweg zu seinem Stadthaus anzuziehen.

»Ich mich ebenfalls«, erwiderte August mit einem Lächeln. Er nickte Christopher höflich zu, aber das war alles, was er bekam.

»Frohe Weihnachten«, sagte Libby.

»Ihnen auch.«

Christopher erhob sich und schlang seinen Schal um seinen Hals, schob seine Arme in seinen Mantel und stand dann da, fühlte sich so hilflos wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er wollte so viel tun, die Arme ausstrecken und August umarmen, vor Schock wanken, ihm sagen, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte, versuchen August zurückzubekommen. Er tat nichts davon – wartete einfach darauf, dass Libby das Büro verließ, damit er ihr folgen konnte. Schweigend.

Fantastisch.

»Was zur Hölle war das?«, fragte Libby, sobald sie auf der Straße standen, und die hübsche Tür zu Helena Preston Events sich hinter ihnen schloss. »Ich habe noch nie gesehen… Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

Christopher wusste, dass er ihr eine sehr lange Erklärung würde geben müssen, aber er hoffte, dass er das zumindest für ein paar Minuten aufschieben konnte. »Wird es sehr seltsam sein, die Hochzeit auf Longwick zu feiern? Ich dachte, es wäre passend.«

Libby schlug ihn mit ihrer schweren Handtasche. »Du weißt, dass das nicht das ist, was ich meine.« Sie glitt auf den Rücksitz von Christophers Auto und wartete darauf, dass er ihr folgte. Er sagte dem Fahrer, er sollte zu Libbys Haus fahren. Es war nicht weit von seinem entfernt, aber wenigstens würde er seine Ruhe haben, nachdem er sie abgeliefert hatte.

»Ich, äh, ich kenne August.«

»Tust du das?« Libby und Edward waren auf unterschiedliche Universitäten gegangen, sie in Edinburgh, Edward in London. Sie hatten ihn nie in Oxford besucht, zufrieden damit, ihn während der Ferien zu sehen. Keiner von ihnen wusste etwas von August. Er hatte es geschafft, es dabei zu belassen.

»Ja. Ich…« Ich kann das nicht erklären. Wie sollte er? Wie konnte er Libby, die im Hochzeitsfieber war, erklären, dass er einmal einen Ring an Augusts Finger gesteckt und versprochen hatte, ihn für immer zu lieben? Der Ring hatte am Ende nicht viel bedeutet – nur ein Stück Gold im mittleren Preissegment, das in einem Gully verschwand, während August aus seinem Leben rannte.

»Du kannst es mir sagen.« Libbys Stimme klang sanft.

Christopher seufzte. »August ist der Grund, warum es mir nie mit jemand anderem ernst war.«

Libby und Edward wussten, dass es an der Universität jemanden gegeben hatte, jemanden, von dem er wünschte, dass es mit ihm nicht zu Ende gegangen wäre, aber nur sehr vage. Er hatte nie davon gesprochen und sie hatten ganz sicher keine Einzelheiten erfahren.

»Er ist… Moment, er ist der eine, der dir entwischt ist. Mein Hochzeitsplaner?«

Christopher zuckte zusammen. »Ja. Und ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber er hasst mich.«

»Wie kann irgendjemand dich hassen?«

»Ganz einfach. Ich habe ihm das Herz gebrochen.«

Libby schwieg für einige lange Momente, bevor sie sein Kinn anhob, damit er ihr direkt in die Augen sehen musste. Libbys Augen hatten ihn immer berührt – groß und braun in ihrem winzigen Gesicht, umgeben von langen, gebogenen Wimpern und so aufrichtig. Seit sie in den Windeln gelegen hatten, hatte Christopher sie nicht belügen können. Er spürte, dass ihm eine lange, unangenehme Nacht bevorstand.