Playing Passion - Noir Kingston - E-Book

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Noir Kingston

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Beschreibung

Harlow *** Ich habe Knight sterben sehen und doch steht er plötzlich vor mir. Als ich ihm in die Augen sehe, gelangen längst verloren geglaubte Gefühle zurück an die Oberfläche, dabei sollten sie mit ihm in seinem Grab ruhen. Die schwarze Rose war keine Drohung, sie war ein Lebenszeichen, das mir die Trauer um ihn nehmen sollte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich freuen oder um mein Leben fürchten soll, denn Knight hat noch eine Rechnung offen, die er begleichen will. *** Knight *** Ich habe sie endlich gefunden und ich werde sie für mich gewinnen. Harlow ist nicht mehr die, die sie war, das habe ich schnell gemerkt. Sie wird die Frau an meiner Seite, ob sie will oder nicht, denn ich nehme mir, was ich will. Ich weiß Dinge über sie, die ihre Welt zerstören werden, doch ist mir bewusst, dass ich mit Bedacht vorgehen muss, um an mein Ziel zu kommen.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Playing Passion

THRILL MY HEART #2

NOIR KINGSTON

Copyright © 2021 by Noir Kingston

Korrektorat: S. B. Zimmer

Satz und Layout: Julia Dahl / Modern Fairy Tale Design

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Ausgabe 01 / 2023

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhalt

1. Knight

2. Harlow

3. Knight

4. Harlow

5. Knight

6. Harlow

7. Knight

8. Harlow

9. Knight

10. Harlow

11. Knight

12. Harlow

13. Knight

14. Harlow

15. Knight

16. Harlow

Knight

Ich sah sie.

Harlow wirkte wie ein Schatten ihrer Selbst. Vor einem halben Jahr hatte ich die Cops davon überzeugt, umgekommen zu sein. Glücklicherweise hatte ich ein Medikament eingenommen, bevor Harlow aufgewacht war, das meinen Blutdruck senkte und meinen Körper auskühlen ließ, sonst wäre diese Lüge aufgeflogen. Leider hatte ich Harlow auch in dem Glauben gelassen, gestorben zu sein. Seit ich sie ausfindig gemacht hatte, hatte ich sie im Auge behalten, mich ihr aber nicht so schnell offenbaren wollen, da ich nicht sicher war, ob sie zur Polizei rennen würde. Aber schon damals hatte sie die Aussage verweigert und seither war sie nicht mehr in Chicago gewesen, das immer noch unter meiner Herrschaft stand. Die Cops verschwiegen mein Verschwinden aus dem Leichenschauhaus. Meine Männer hatten genau gewusst, was getan werden musste, nachdem ich von den Kugeln getroffen wurde. Ich trug eine schusssichere Weste, die mit Theaterblut gefüllt war. Auf die Cops hatte das (Kunst-)Blutbad echt gewirkt – was für Pfeifen.

Es hatte ein wenig gedauert, bis ich Harlow ausfindig gemacht hatte. Ihr Arbeitsplatz war mir bekannt, aber dann musste ich herausfinden, wo sie wohnt, da sie nach ihrer Rückkehr aus Chicago umgezogen war. Sie lebte zwar immer noch in Williamsburg, aber nun in einer Wohnung, die über einen kleinen Garten verfügte.

Sie hatte sich damals von mir losgerissen, aber aufgeschrien, als auf mich geschossen wurde und ich zu Boden ging. Ich ahnte, dass sie nicht ehrlich zu mir gewesen war, als ich sie fragte, ob und was sie für mich übrighätte. Sie gab mir damals keine zufriedenstellende Antwort, aber die würde ich noch bekommen. Vorhin hatte ich eine schwarze Rose vor ihrer Tür abgelegt, mit der ich ihr eine kleine Nachricht übermittelte. Ich beobachtete, wie sie die Wohnungstür öffnete und sich irritiert umsah, bis ihr die Blume aufgefallen war.

Heute Abend würde ich mich ihr zeigen. Sie sollte sehen, dass ich lebte, und erfahren, dass ich sie im Auge behielt. Und ich überlegte, ob ich meine Geschäfte nach New York verlegen sollte, allerdings hatte ich keine Lust, mich mit der Bratwa anzulegen. Hier hielten die Russen alle Fäden in der Hand und sie waren genauso unerbittlich wie ich, sodass es zu einem Blutbad kommen würde, sollte ich mich mit ihnen anlegen. Aber möglicherweise könnte ich einen Handel mit ihnen eingehen.

Mein Handy klingelte. »Was gibt’s?«

»Hey, Boss, bist du noch in New York?«

»Ja, warum?«, fragte ich Caden.

»Du musst zurückkommen. Wir haben Celia gefunden.«

»Ach? Ich dachte, sie ist im Zeugenschutzprogramm.«

»Das ist sie auch, allerdings haben wir sie ausfindig machen können«, erwiderte er.

»Ich mache mich morgen auf den Weg zu euch.«

»Geht klar.« Er räusperte sich. »Was ist mit der Kleinen?«

»Harlow?«

»Wer sonst?«

Ich gab einen nachdenklichen Laut von mir. »Ich behalte sie im Auge und werde mich ihr heute Abend zeigen.«

»Bist du sicher, dass sie noch mit dir sprechen wird?«, hakte er nach.

»Das bin ich und ich will endlich wissen, warum sie mich damals gebissen hat und abgehauen ist.« Während ich sprach, rieb ich über die Narbe, die ihr Biss an meinem Hals hinterlassen hatte.

»Wirst du sie mitbringen?«

»Ich denke schon. Ich werde keine Rücksicht darauf nehmen, ob sie in New York bleiben will oder nicht.«

»Alles klar. Sag Bescheid, wenn du wieder Chicagoer Boden unter den Füßen hast.«

»Werde ich«, erwiderte ich. »Bis morgen, Caden.« Ohne seine Antwort abzuwarten, legte ich auf. Ich ging durch das Apartment, das ich angemietet hatte, und setzte mich ans Fenster. Von hier aus hatte ich freie Sicht auf Harlows Wohnung sowie ihren Garten. Seit zwei Tagen beobachtete ich sie, vorher hatten das meine Männer übernommen, um ihren Wohnort herauszufinden. Als sie ihn endlich erfahren hatten, kam ich her. Ich wollte sie an meiner Seite haben, auch wenn ich sie zu ihrem Glück zwingen musste.

* * *

Harlow

Anne und Emily hatten mich überredet, mit ihnen in einen Club zu gehen. Sie wollten tanzen und auch, dass ich mich wieder aus meiner Wohnung traute. Die Therapie hatte mich paranoid werden lassen, ständig und überall hatte ich das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden – oder Knights Männer zu sehen. Mein Therapeut war der Meinung, dass ich es mir einbildete, weil meine Entführung ein traumatisches Erlebnis war, das meine Psyche in Mitleidenschaft gezogen hatte.

Ich saß an unserem Tisch und hatte einen Cocktail vor mir stehen. Wir hatten uns einen Stehtisch mit Barhockern gesichert. Anne und Emily befanden sich auf der Tanzfläche, ich sah ihnen zu. Noch immer ging mir die Nachricht durch den Kopf, die ich mit der schwarzen Rose erhalten hatte.

Wir werden uns wiedersehen.

K.

Er lebte noch und ich fragte mich, warum er mich kontaktiert hatte.

Wollte er sich bloß bemerkbar machen oder schwor er mir mit der Rose Rache?

Drohte er mir?

Die schwarze Rose stand für eine Drohung und ich bekam es wirklich mit der Angst zu tun.

Ich ließ meinen Blick durch den Club schweifen. Es war viel los, was für einen Samstagabend nichts Ungewöhnliches war, aber ich fühlte mich eingeengt. Ständig schob sich jemand hinter mir vorbei oder rempelte den Tisch an, sodass ich die Gläser daran hindern musste, umzufallen. Ich spürte, dass ich es mit dem Ausgehen überstürzt hatte, überall sah ich Bedrohungen, die es vermutlich gar nicht gab.

»Hey«, sagte jemand.

Ich schaute vor mich und erkannte einen meiner Kommilitonen. Sein Name war Marshall oder so. Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln. »Hi, Marshall.«

Er lachte. »Fast, mein Name ist Marc.«

Verlegen verzog ich das Gesicht. »Tut mir leid, mein Namengedächtnis ist wirklich furchtbar schlecht.«

»Habe ich gemerkt, Harlow«, erwiderte er grinsend. »Wie geht’s dir?«

»Ich kann nicht klagen und selbst?«

Warum machte man eigentlich Smalltalk?

Er brachte einen nicht weiter und was andere mir von ihrem Leben erzählten, interessierte mich nicht, außer ich war mit ihnen befreundet. Aber Marc und ich hatten nichts miteinander zu tun, besuchten lediglich die gleichen Vorlesungen.

»Ganz gut.« Er deutete auf den Hocker, der neben mir stand. »Darf ich mich zu dir setzen?«

»Klar«, antwortete ich und trank einen großen Schluck meiner Piña Colada.

Marc nahm Platz, er betrachtete mich. »Wie hast du die Semesterferien bisher verbracht?«

Ich beugte mich zu ihm, da die Musik so wahnsinnig laut war. »Ich habe einen Sommerkurs gemacht, um meinen Rückstand aufzuholen, weil ich im Frühjahr ein paar Wochen verpasst habe, jetzt mache ich noch etwas Urlaub, bevor er es bald mit dem nächsten Semester losgeht.«

»Ach stimmt, du warst ja … verhindert.«

»Wenn man eine Entführung so nennen will«, sagte ich leise, sodass er mich nicht hören konnte.

»Wie bitte?«

Ich winkte ab. »Nichts, schon gut.«

Marc sah mich aufmerksam an. »Kann es sein, dass du dich nicht gut fühlst? Du bist ziemlich blass.«

»Ich bin nur müde und werde gleich nach Hause fahren«, erwiderte ich. »Was treibt dich eigentlich her?«

»Ich bin mit Freunden hier, habe dich entdeckt und dachte, ich sage mal Hallo.«

Ich nickte knapp.

Das hatte er getan, was wollte er noch?

»Da sind wir wieder«, verkündete Emily lautstark.

»Ich seh’s«, antwortete ich nicht leiser. »Oh, Emily, Anne, das ist Marc, ein Kommilitone.«

Die beiden waren seit letztem Sommer mit dem Studium fertig und mir standen noch zwei Jahre an der Law School bevor. Dann wäre ich Anwältin, sofern ich sie noch durchzog. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich Medizin studieren. Nur jetzt wollte ich keinen Rückzieher mehr machen, ich hatte die Rückstände aufgeholt, die mir durch die Entführung entstanden waren, und die Arbeit wiederaufgenommen. Ich war mir sicher, dass ich eine großartige Anwältin werden würde.

Anne warf mir einen fragenden Blick zu, während Emily Marc in ein Gespräch verwickelte. Sie kam zu mir herüber. »Ist alles okay?«

»Ja, aber ich bin müde. Ich denke, ich mache mich gleich auf den Heimweg.«

»Nimm ein Taxi und sag Bescheid, wenn du zu Hause bist, okay?«

Daraufhin nickte ich. »Mache ich.«

»Am besten gehe ich mit dir raus und warte, bis du im Taxi sitzt. Ich will sichergehen, dass du gut zu Hause ankommst, da wir ja wissen, was im Frühjahr passiert ist«, sagte sie.

Ich seufzte resigniert. »Was soll mir denn passieren?«

Anne lachte auf. »Wir sind in New York, hier kann dir eine ganze Menge passieren, Low.«

Low, der Spitzname, den sie mir gegeben hatten, aber ich mochte ihn nicht. Warum musste man einen zweisilbigen Namen noch abkürzen? Trotzdem hörte ich darauf, weil sie recht penetrant wurden, wenn ich es nicht tat. »Willst du dem Taxifahrer auch noch sagen, dass er warten soll, bis ich in meiner Wohnung bin?«

»Ja, das ist keine schlechte Idee«, konterte sie grinsend.

Ich konnte nicht anders, als zu kichern. Amüsiert rutschte ich vom Hocker, nahm meine Jeansjacke und mein Täschchen an mich.

Marc sah zu mir. »Haust du ab?«

»Ja, ich kann nicht mehr und gehöre ins Bett.« Die drei Cocktails, die ich heute Abend getrunken hatte, waren mir zu Kopf gestiegen und ich musste dringend schlafen.

»Soll ich dich nach Hause bringen?«

Ich winkte ab. »Nein, ich nehme ein Taxi, aber danke.«

»Warum lässt du dich nicht von ihm nach Hause bringen?«, fragte Anne gerade so laut, dass nur ich sie hören konnte.

Ich beugte mich zu ihr. »Weil ich ihn nur aus meinen Vorlesungen kenne und nicht weiß, wie er tickt. Es ist mir zu gefährlich, mich von einem Fremden begleiten zu lassen.«

»Ach so.«

Nachdem ich mich mit einer festen Umarmung von Emily verabschiedet hatte, machte ich mich gemeinsam mit Anne auf den Weg nach draußen.

»Kennst du diesen Marc wirklich nicht?«, fragte sie, als wir endlich vor der Tür des Clubs standen. Es war noch warm, dennoch zog ich meine Jeansjacke über, weil ich keine Lust hatte, sie die ganze Zeit über den Arm gelegt zu tragen.

Ich schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Wir haben ein paar Vorlesungen miteinander, aber ich habe heute zum ersten Mal mit ihm gesprochen. Peinlicherweise habe ich ihn sogar erst Marshall genannt, weil ich mich nicht mal an seinen Namen erinnern konnte.«

Anne lachte auf. »Hat er es dir übel genommen?«

»Nein, er hat mich bloß korrigiert.«

»Immerhin.« Anne ging zur Straße und winkte, nur einen Moment später fuhr ein Taxi vor. »Also dann, pass auf dich auf und sag mir unbedingt Bescheid, wenn du zu Hause bist, sonst mache ich mir Sorgen.«

»Ich sage dir auf jeden Fall Bescheid.« Ich umarmte sie und stieg in das Taxi, als Anne sich an das geöffnete Fenster der Beifahrertür beugte.

»Können Sie gleich bitte warten, bis meine Freundin im Treppenhaus ist?«, wandte sie sich an den Fahrer.

»Sicher«, erwiderte er und sah mich im Rückspiegel an. »Wohin soll’s gehen?«

»Nach Williamsburg.« Ich nannte ihm meine Adresse, schnallte mich an und winkte Anne, als der Wagen losfuhr. Während mich das Taxi quer durch New York fuhr, sah ich hinaus, als die Stadt an mir vorbeizog.

* * *

Nachdem ich den Preis beglichen hatte, stieg ich aus dem Taxi und ging auf die Haustür zu. Ich hatte sie noch nicht ganz erreicht, als es schon losfuhr. »So viel dazu«, sagte ich leise, kramte den Schlüssel aus meiner Tasche und schloss die Tür auf.

Plötzlich legte sich eine Hand auf meinen Mund. »Shhh«, zischte man mir ins Ohr, als ich anfing, gegen meinen Angreifer anzukämpfen. Er umfasste meine Hand, die am Türgriff lag, schob die Haustür auf und nahm meinen Schlüsselbund an sich. Es hingen nur zwei Schlüssel daran, also würde er wissen, welchen er für meine Wohnung benötigte.

Ich zappelte.

»Shhh«, wiederholte er, es war eindeutig ein Mann. Er dirigierte mich zu meiner Wohnung und es irritierte mich, dass er wusste, welche es war. Aber dann fiel es vor mir wie ein Vorhang im Theater.

Kaum waren wir in meinen vier Wänden, wurde ich losgelassen. Ich stolperte nach vorn, drehte mich um. »Du!«, stieß ich aus und blinzelte schnell. Tränen schossen in meine Augen und ich war mir nicht sicher, ob ich mich freuen oder fürchten sollte.

»Ich«, erwiderte Knight gelassen.

Ich ging rückwärts. »Ich dachte, du wärst tot.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber die Cops dachten das auch, meine Männer haben Caden und mich aus der Pathologie geholt.«

»Aber …«

»Die Polizei hat es vertuscht, wäre ja auch ein Gesichtsverlust, wenn man von einem Straftäter verarscht wird, oder?«, fuhr er mir über den Mund. In seinen Augen stand wieder das dämonische Feuer, das mir damals so viel Angst machte.

Ich wich weiter zurück. »Was willst du hier?«

»Warum hast du keine Aussage gemacht?«

»Ich ging davon aus, dass deine Männer längst über alle Berge sind, außerdem kannte ich nur eine Handvoll von ihnen. Ich hätte sie nicht beschreiben können, außerdem wollte ich vergessen, was geschehen war«, erklärte ich unruhig.

»Und warum hast du mich gebissen, um zu Daddy zu laufen, aber geschrien, als auf mich geschossen wurde?« Knight machte nicht den Eindruck, wütend zu sein, aber meine Intuition hatte mich schon damals getäuscht.

»Ich wollte nach Hause«, antwortete ich.

»Und weiter?«

Mein Körper zitterte so sehr, dass ich das Gefühl hatte, dass meine Beine jeden Moment nachgeben würden. »Ich wollte nicht, dass du stirbst.«

»Warum nicht?«

»Warum denn doch?«

»Beantworte die Frage, Kleines.«

Zitternd holte ich Luft. Ich war die personifizierte Unruhe, mein Herz raste und ich hatte Angst. »Weil …« Mir fiel keine gescheite Begründung ein. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

»Warum nicht, Harlow?«, knurrte er.

»Warum bist du hergekommen?«, fragte ich schwer atmend.

»Weil ich Antworten will«, antwortete er schlicht und nahm im Sessel Platz. Knight griff in seine Innentasche, anschließend legte er seine Waffe auf den Tisch. Es war dieselbe wie damals.

Meine Augen wurden groß. »Und sobald du sie hast, wirst du mich erschießen?«

»Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Knight vollkommen ruhig. Er legte den Knöchel auf sein Knie, lehnte sich zurück und stützte den Ellenbogen auf die Armlehne. Zwei Finger legte er an seinen Unterkiefer, womit er seinen Kopf stützte. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, dass er gelangweilt war.

»Ich wollte nicht, dass du stirbst, weil ich damals glaubte, mehr für dich zu empfinden«, sagte ich schließlich.

»Ist das dein Ernst?«

»Ja.«

»Glaubst du es immer noch?«

Ich schüttelte den Kopf. Unwissend welche Antwort ich ihm geben sollte, war das wohl der beste Weg. Die Waffe auf dem Couchtisch machte mich verrückt, sie jagte mir eine Heidenangst ein.

»Rede.«

»Ich glaube es nicht mehr.«

Knight schnalzte mit der Zunge, es war so ein verächtliches Geräusch, dann erhob er sich. Er stand so schnell vor mir, dass ich zusammenzuckte, als er mein Gesicht in seine Hände nahm.

Meine Beine gaben unter mir nach. Es war zu aufregend, ihm zu begegnen.

Meine Welt wurde schwarz.

* * *

Blinzelnd hob ich den Kopf. In meinem Schlafzimmer herrschte Dunkelheit vor.

Hatte ich das alles geträumt?

Ich drehte mich zur Nachtkonsole und schaltete die kleine Lampe an, das Licht blendete mich im ersten Moment. Danach richtete ich mich auf, schwang vorsichtig die Beine aus dem Bett und atmete tief durch. »Du hast das nur geträumt«, sagte ich mir leise, dann stand ich auf. Langsamen Schrittes ging ich zur Tür, denn durch den Türspalt fiel Licht in mein Schlafzimmer. Vielleicht hatte ich vergessen, es auszuschalten. Manchmal, wenn es mir schlecht ging, ließ ich es die ganze Nacht brennen, damit ich mich nicht in der Dunkelheit verlor. Voller Angst öffnete ich die Schlafzimmertür und sah in den Flur.

Niemand da.

Nach einem zweiten tiefen Atemzug lief ich ins Wohnzimmer und schnappte nach Luft. Knight saß im Sessel, das Jackett lag über der Couchlehne und die Krawatte hing locker um seinen Hals. Er wirkte so, als würde er hier wohnen.

Ohne etwas zu sagen, ging ich in die Küche. Ich hörte, dass er sich bewegte, danach seine Schritte und schließlich sein Räuspern. Ich blieb mit dem Rücken zu ihm stehen.

»Ich möchte dir nicht schaden, Kleines.« Seine Stimme war rau, aber auch sanft.

Nachdem ich mich gesammelt hatte, drehte ich mich zu ihm um. »Warum bist du hergekommen?«

»Das sagte ich dir bereits, aber es gibt noch einen weiteren Grund.«

Ich legte den Kopf schief. »Welchen?«

»Du hast mir gefehlt.«

Mir fehlten die Worte. Ich konnte ihn bloß anstarren.

»Du sagst ja gar nichts.« Knight kam einen Schritt näher, einen weiteren und schließlich noch einen. Als er vor mir stand, nahm er mein Gesicht in seine Hände. »Ich hoffe, du kippst jetzt nicht wieder um.«

Meine Unterlippe zitterte.

Knight legte seine Stirn an meine, er sah mir in die Augen. »Warum hast du Angst?«

»Ich … w-w-weiß es … nicht«, stammelte ich, wollte mich zurückziehen, aber er ließ es nicht zu. Meine Lider fielen zu, es war so viel einfacher, mit ihm zu sprechen, wenn ich ihn nicht direkt vor mir sah. Aber ich war immer noch unruhig, zitterte und es fröstelte mich sogar.

Er streichelte meine Wangen. »Hast du mich vermisst?«

Ich wiederholte, was ich ihm zuvor geantwortet hatte. Es machte mich so furchtbar unruhig, dass er hier war. Vermutlich lag es daran, dass ich monatelang geglaubt habe, dass er tot ist. Nun hatte ich das Gefühl, von einem Geist heimgesucht zu werden.

»Sehr schade«, raunte Knight und mich überlief der altbekannte Schauer, den er schon damals damit ausgelöst hatte. Er streichelte mich sanft, weshalb ich schluckte.

Ich wusste nicht, ob er jeden Moment sein anderes Gesicht zeigen würde oder nicht. Eigentlich kannte ich Knight überhaupt nicht und ich wusste nicht, ob ich das ändern wollte. Seit ich ihn zuletzt gesehen hatte, waren sechs Monate vergangen und sie glichen einer Ewigkeit. In diesen Monaten hatte ich mich mit dem Gedanken abgefunden, dass er tot war – nun stand er vor mir und brachte meine Gefühlswelt ins Wanken. Wir waren weder verliebt, noch schwärmten wir füreinander. Uns hatte bloß der Sex verbunden, der mich damals an Trevor erinnerte, und ihn … Ich weiß nicht, was er davon hatte, aber es wunderte mich, dass er nach so langer Zeit zu mir gekommen war. Und er schob vor, dass er Antworten wollte. »Warum bist du so unruhig, Kleines?«

»Ich dachte, du wärst tot«, wisperte ich.

Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meiner Stirn. »Ich weiß und es tut mir leid, dass ich mir so viel Zeit gelassen habe, um zu dir zu kommen, aber ich musste mich ein wenig im Untergrund aufhalten, damit die Cops mich nicht finden.«

Ich holte tief Luft. »Du hättest schreiben können.«

»Stimmt, das hätte ich tun können, wollte ich aber nicht.«

Daraufhin schluckte ich. »Warum nicht?«

»Weil ich mir nicht sicher war, was ich will.«

Ich legte meine Hände an seine Handgelenke, die ich anschließend von meinem Gesicht nahm. »Bist du es jetzt?«

»Ja.«

»Und?«, hakte ich nach.

»Ich will dich, Kleines.«

Ich schnappte nach Luft.

Das hatte er nicht gesagt, oder?

Plötzlich kam es mir so vor, als wäre ich ein paar Runden zu viel Achterbahn gefahren. Mir war schwindelig, heiß, kalt und so übel, dass ich glaubte, mich übergeben zu müssen. »O Gott«, stieß ich überfordert aus, hob die Hände in meinen Nacken und ließ den Kopf hängen. »Du wolltest meinen Vater töten.«

»Ich weiß.«

»Du hast mich entführen lassen und festgehalten.«

»Das weiß ich auch«, stimmte er mir in einem Ton zu, den man nur als geschäftsmäßig bezeichnen konnte. »Und trotzdem hatten wir eine gute Zeit, findest du nicht?«

Ruckartig hob ich den Kopf. »Wie bitte?«

»Ich finde, dass wir eine wirklich gute Zeit hatten«, wiederholte er und schenkte mir ein charmantes Lächeln.

Wie ein Fisch klappte ich den Mund auf und zu, doch zuerst konnte ich keine Worte bilden. »Eine gute Zeit?«, gelang es mir schließlich zu fragen. »Ich hatte jeden Tag Angst, dass du mich erschießt, weil dir irgendwas nicht passt.«

Knight schnaubte, es klang so amüsiert, dass ich mich nicht ernstgenommen fühlte. »Du übertreibst.«

»Ich hatte Angst vor dir.«

»Anfangs vielleicht, später aber nicht mehr. Du hättest doch nicht geschrien und zu mir rennen wollen, nachdem ich niedergeschossen wurde, wenn du Angst vor mir gehabt hättest.«

Verdammt, er hatte mich durchschaut. »Das ist zu viel. Ich muss ins Bett, Knight.« Ich wollte mich an ihm vorbeischieben, doch er schnitt mir den Weg ab.

»Du hast dich nicht verändert, du rennst immer noch weg, wenn du nicht weiter weißt.«

Ich kniff die Augen ein wenig zusammen, schaute zu ihm auf. »Ich laufe nicht weg. Ich bin heute bloß nicht mehr in der Lage, mich auf diese Sache einzulassen. Es ist verdammt spät geworden, ich bin müde und irgendwie auch verstört.«

»Ich werde die Stadt heute verlassen.« Knight beugte sich mir entgegen und hauchte einen Kuss auf meine Lippen. »Aber ich kann noch ein wenig bei dir bleiben, wenn du möchtest.«

Ich war unsicher. Einerseits hatte ich ihn vermisst, andererseits hatte er mich damals verdammt schlecht behandelt, als seine Männer mich gerade zu ihm gebracht hatten.

»Kleines?«

»Es wird nichts passieren, kein Sex, keine Küsse, nichts«, erwiderte ich leise aber entschieden.

Sein linker Mundwinkel zuckte kurz. »Geht klar.« Knight bot mir seine Hand an. »Gehen wir schlafen?«

»Ich muss vorher etwas trinken.« Ich drehte mich zum Kühlschrank und holte eine Flasche Wasser heraus.

»Du kannst doch die Flasche mitnehmen.«

»Das habe ich vor.« Dennoch schraubte ich die Wasserflasche auf und trank etwas. Nachdem ich sie wieder verschlossen hatte, klemmte ich sie mir unter den Arm. Ohne Knights Hand zu ergreifen, machte ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer. Er folgte mir, das hörte ich an den schweren Schritten, die mir dicht auf den Fersen waren.

Ich betrat den Raum und drehte mich zu Knight um. Er hatte mich in meinen Sachen ins Bett gelegt, mich lediglich von meinen Stiefeln befreit. »Ich muss ins Bad, um mich abzuschminken und mich umzuziehen.«

»Ich müsste auch ins Bad.«

»Willst du zuerst gehen?«, erkundigte ich mich.

»Ich lasse dir den Vortritt.«

»Danke.« Ich lief zum Bett, schlug die Decke zurück und schnappte mir das Shirt, in dem ich schlief. Als ich Knight ansah, erkannte ich die skeptische Miene. »Was ist?«

»Du schläfst in so was?«, fragte er, dabei deutete auf das T-Shirt in meiner Hand.

»Ja, wieso?«

»Die Nachthemden, die du bei mir getragen hast, haben mir besser gefallen.«

Ich räusperte mich. »Sorry, aber hier läuft’s, wie ich will, nicht wie du willst.«

»Das ist offensichtlich.« Er kam zu mir und legte seine Hände auf meine Schultern. Sein Blick war unergründlich, seine Augen so dunkel wie Obsidian. Er sah mich einfach nur an, weshalb meine Unsicherheit wuchs.

»Ich gehe dann mal ins Bad.« Ich wollte mich zurückziehen, aber wieder ließ er es nicht zu.

Knight kam noch einen Schritt näher und schnitt mir den Weg ab. »Weißt du wirklich nicht, ob du mich vermisst hast?«

»Doch.«

»Und?«, bohrte er tiefer nach.

»Ich möchte nicht darüber sprechen.« Ich wich nach hinten, er kam direkt hinterher, bis ich wortwörtlich mit dem Rücken zur Wand stand. »Bitte lass mich gehen.«

Kopfschüttelnd neigte er diesen, hauchte einen Kuss auf meine Wange, dann wanderten seine Lippen sanft an meinem Hals hinab. Seine rechte Hand glitt an den Kragen meiner Tunika, er zog sie über meine rechte Schulter, wo ich sein Bissmal trug. Er hauchte einen Kuss darauf.

Ich bekam weiche Knie. »Knight.«

»Was?«, hakte er mit rauer Stimme nach.

Warum hatte er diese Wirkung auf mich?

Warum wurde ich schwach?

Ich wusste nicht, wie mir geschah, aber es fühlte sich gut an, berührt zu werden.

---ENDE DER LESEPROBE---