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Band 1 *** Harlow *** Es sollte ein harmloser Besuch bei meinen Eltern werden, aber dann brach eine Kältewelle über Chicago hinein, die mich daran hinderte, nach New York zurückzukehren. Ich verbrachte den Nachmittag in meinem Schlafzimmer, als der Schnee etwas viel Gefährlicheres ins Haus wehte. Nun befinde ich mich in seiner Gewalt und ich ahne, dass ich mit einer schwarzen Rose enden werde. *** Knight *** Er hat mir Jahre meines Lebens geraubt und mich im Knast verrotten lassen, doch der Winter zeigt sich barmherzig und ermöglicht mir die Flucht. Nun ist es an der Zeit, Rache zu nehmen und mit ihm und seinen korrupten Freunden werde ich anfangen. Seine Tochter befindet sich in meiner Gewalt, sie ihm zu nehmen, wird ihn brechen; sie zu meinem Spielzeug zu machen, wird sein Tod. *** Band 2 *** Harlow *** Ich habe Knight sterben sehen und doch steht er plötzlich vor mir. Als ich ihm in die Augen sehe, gelangen längst verloren geglaubte Gefühle zurück an die Oberfläche, dabei sollten sie mit ihm in seinem Grab ruhen. Die schwarze Rose war keine Drohung, sie war ein Lebenszeichen, das mir die Trauer um ihn nehmen sollte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich freuen oder um mein Leben fürchten soll, denn Knight hat noch eine Rechnung offen, die er begleichen will. *** Knight *** Ich habe sie endlich gefunden und ich werde sie für mich gewinnen. Harlow ist nicht mehr die, die sie war, das habe ich schnell gemerkt. Sie wird die Frau an meiner Seite, ob sie will oder nicht, denn ich nehme mir, was ich will. Ich weiß Dinge über sie, die ihre Welt zerstören werden, doch ist mir bewusst, dass ich mit Bedacht vorgehen muss, um an mein Ziel zu kommen.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
THRILL MY HEART
Copyright © 2021 by Noir Kingston
Korrektorat: S. B. Zimmer
Satz und Layout: Julia Dahl / Modern Fairy Tale Design
Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art
Ausgabe 01 / 2023
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Playing Anger
Prolog
1. Harlow
2. Knight
3. Harlow
4. Knight
5. Harlow
6. Knight
7. Harlow
8. Knight
9. Harlow
10. Knight
11. Harlow
12. Knight
13. Harlow
14. Knight
15. Harlow
16. Knight
17. Harlow
18. Harlow
Playing Passion
1. Knight
2. Harlow
3. Knight
4. Harlow
5. Knight
6. Harlow
7. Knight
8. Harlow
9. Knight
10. Harlow
11. Knight
12. Harlow
13. Knight
14. Harlow
15. Knight
16. Harlow
Fünf Jahre zuvor
»Wir die Jury befinden den Angeklagten in allen Anklagepunkten für schuldig«, antwortete die Kleine, die gerade vom Richter angesprochen worden war.
Ein Knurren rollte meine Kehle hinauf.
Was zum Fick hatte ich denn falschgemacht, dass die Wichser mich schnappen konnten?
»Erheben Sie sich!«, verkündete der Gerichtsdiener.
Ich stand auf, obwohl ich dem alten Hund im Talar keinen Respekt entgegenbringen wollte.
»Der Angeklagte Knight Ashton Kingsbury wird zu einer Haftstrafe von fünfundzwanzig Jahren verurteilt. Die Haft ist sofort anzutreten und der Angeklagte nach Crest Hill ins Stateville Correctional Center zu überbringen, wo er der höchsten Sicherheitsstufe unterliegt. Dem Angeklagten wird wegen der Schwere seiner Schuld jede Chance auf Bewährung verwehrt.«
Ich schnaubte. »Wichser.« Aufgebracht sah ich meinen Anwalt an. »Sie sagten, dass Sie mich rausboxen!«
»Die Beweise, die gegen Sie vorliegen, sind erdrückend, Mr. Kingsbury«, hielt er dagegen, hob sogar abwehrend die Hände.
»Das waren Indizienbeweise!« Ich erkannte, dass der Penner eine Scheißangst vor mir hatte. »Sie werden noch von mir hören, Mr. Morales.«
»Kommen Sie«, sagte ein Cop und legte seine dreckigen Griffel an meine Schulter.
Ich trug einen Overall des Gefängnisses, in dem man mich schon seit Monaten einsperrte. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll, dennoch erhob ich mich und ging langsam mit ihm zur Tür. Die Hand- und Fußschellen ließen keine großen Schritte zu. Als er mich zur Tür neben dem Zeugenstand führte, schaute ich noch einmal in den Gerichtssaal, ich sah die Kleine, deren Familie ich vor einiger Zeit ins Jenseits befördert hatte, und zwinkerte ihr zu.
Sie würde noch von mir hören.
Ganz sicher.
* * *
Stunden später saß ich in meiner Zelle – Einzelhaft. Jedoch war es mir lieber, als mir die Zelle mit einem dieser Schwächlinge zu teilen, die sonst noch hier einsaßen. Ich ließ meinen Blick schweifen.
Acht Quadratmeter und ein Klo, auf dem mir jeder beim Scheißen zusehen konnte.
Fuck, ich hoffte, dass Caden und die anderen mich hier rausholen würden, damit ich mich an Richter Kincaid und seiner Familie rächen konnte.
Ganz langsam würde ich sie ins Jenseits befördern und diesen korrupten Wichser erst in der Hölle wiedersehen.
Die Beweise waren fingiert, aber der Polizeichef, der Staatsanwalt und Kincaid hielten sie für erdrückend, konnten das sogar den Geschworenen weismachen, was mein Schicksal besiegelt hatte.
Meine Leute und ich hinterließen keine Beweise, aber die Bullen hatten mich lange auf dem Kieker und das war, was mich am Ende hierhergebracht hatte.
* * *
Dieser Winter war die Hölle.
Seit Tagen war ich ans Haus gefesselt und konnte nicht hinaus. Seit Dads Geburtstag saß ich hier fest, dabei wollte ich zurück nach New York, um wieder arbeiten und zur Law School gehen zu können. Heute Morgen war ich duschen und innerhalb von Minuten war das Kondenswasser gefroren. Ich hatte im Bad festgesessen, denn mit dem Föhn hatte ich das Eis nicht schmelzen können. Jeder Tropfen, der hinabgelaufen war, fror wenige hinabgelaufene Zentimeter später wieder ein.
Dads Assistent, der heute im Haus geblieben war, hatte mich schließlich befreit, indem er sich so lange gegen die Tür geworfen hatte, bis das Eis gebrochen war. Nun hockte ich in meinem Zimmer, im Kamin brannte ein Feuer und ich hoffte, dass sich der Raum aufwärmen würde. Ich trug mehrere Paar Socken übereinander, Thermostrumpfhosen, Leggings, Jeans und drei Pullover sowie eine Strickjacke, aber es war trotzdem eiskalt im Haus. Die Heizung war ausgefallen, als die Temperaturen auf Minus fünfzig Grad gefallen waren. Und der Installateur würde erst heute Nachmittag kommen.
Dad war im Gericht, wo er sicher war, aber bald würde er nach Hause kommen. Dann würden wir miteinander essen. Wahrscheinlich musste ich mir dabei wieder anhören, was für eine Versagerin ich war, da ich nicht so gute Noten erzielte, wie er zu seiner Zeit – so lief es an jedem Abend, an dem wir miteinander aßen. Es war der Grund dafür, warum ich so selten wie möglich nach Hause kam. Ich hasste dieses Haus, meinen Vater und momentan auch mein Leben. Meine Freunde befanden sich in New York, ich war in Chicago und wegen der Kältewelle konnte ich nicht zurückreisen. Die Flughäfen hatten den Betrieb eingestellt und niemand ging auf die Straße, außer es war lebensnotwendig. Gestern hatte ich einkaufen müssen. Ich hatte mehrere Lagen Kleidung und drei Schals sowie mehrere Mützen und Handschuhe angezogen, um nicht zu erfrieren oder Weichteile einzubüßen, wie der Nachbar von gegenüber. In den Supermärkten war kaum noch etwas erhältlich, weil die Leute das Hamstern angefangen hatten, aber ich hatte nur ein paar Kleinigkeiten gebraucht, die ich noch ergattern konnte – unter Einsatz meines Lebens.
Ich legte das Buch zur Seite, stieg aus dem Bett und in meine warmen Hüttenschuhe, die ich aus New York mitgebracht hatte. Meine einzige Hoffnung war, dass die Kältewelle das Land bald aus ihren eisigen Klauen entlassen würde.
Als ich mein Schlafzimmer verlassen hatte, knallte es plötzlich. Es war ein Schuss, das wusste ich sofort, denn als Kind war ich häufig mit meinem Vater auf dem Schießstand. Dieses Geräusch war mir leider so vertraut, dass es mir Angst machte. Mein Herz nahm das Rasen auf, meine Gedanken kreisten wild um die Frage, was los war. Dummerweise siegte meine Neugier über den Überlebensinstinkt, infolgedessen machte ich mich auf den Weg nach unten. Carter, Dads Fahrer, war bewaffnet, ebenso die Sicherheitsleute, die Dad eingestellt hatte, nachdem man mehrere Attentate auf ihn verübt hatte. Glücklicherweise waren diese Menschen immer gescheitert, aber mein Vater des Öfteren im Krankenhaus gelandet.
»Da bist du ja, Süße«, sagte eine verzehrte Stimme, deren Besitzer eine Maske trug. So groß und muskulös, wie er war, war es sicher ein Mann.
Ich blieb abrupt stehen, machte noch auf der vorletzten Stufe kehrt und rannte wieder nach oben.
»Ich mag es, wenn meine Beute vor mir wegläuft!«, rief er amüsiert, sein Lachen klang roboterhaft.
Gerade erklomm ich die letzten Stufen, als ich am Knöchel gepackt und zu Fall gebracht wurde. Ich schlug hart auf den Boden auf, keuchte und trat nach hinten, aber meine Beine wurden festgehalten. »Lass mich los!«
»Ah, ah, ah«, erwiderte er, rief einen weiteren dazu und hielt meine Beine fest.
Wegen der Angst, die in mir aufgestiegen war, rebellierte mein Magen, aber es gelang mir, die Galle, die meine Kehle hinaufstieg, wieder hinunterzuschlucken. »Nimm die Finger weg!« Ein weiterer Versuch, mich von dem Gewicht des Fremden zu befreien, scheiterte.
»Halt ihre Beine fest, damit ich ihre Hände fesseln und sie knebeln kann. Danach tüten wir sie ein und bringen sie zu ihm.«
Zu wem sollten sie mich bringen?
Ich hatte niemandem etwas getan und mich immer an die Worte meiner Mutter gehalten, dass ich niemandem schaden soll.
»Harlow, wo bist du?«, hörte ich sie im nächsten Moment schreien.
»Mom!«, antwortete ich hysterisch. »Mom, hilf mir!«
»Deine Mom kann dir nicht mehr helfen, Kleines«, sagte der Kerl lachend und stellte seinen Fuß auf meinen Rücken, er drückte ihn zwischen meine Schulterblätter, womit er meinen Brustkorb auf die Kanten der Treppenstufen presste.
Ich keuchte. »Ich … habe doch gar nichts getan.«
»Aber dein Daddy«, erwiderte er, zog ruppig meine Arme nach hinten und fesselte meine Ellenbogen aneinander.
Wimmernd ließ ich es über mich ergehen. Wehren konnte ich mich nicht. Tränen wässerten meine Augen, als der Maskierte auf einmal in meinem Blickfeld erschien.
Er schnalzte mit der Zunge, mehrmals hintereinander, als wäre er enttäuscht von mir. Seine behandschuhten Finger glitten über meine Wange. »Wer wird denn da heulen?« Er gab einen amüsierten Laut von sich, zog etwas aus seiner Tasche und hielt es mir vor die Nase. »Du machst jetzt brav den Mund auf, sonst kriegt deine Mom eine Kugel in den Kopf, verstanden?«
»Lasst eure dreckigen Finger von meiner Tochter, ihr miesen Schweine!«, schimpfte Mom lautstark hinter uns.
Ein Schuss ertönte, der mich zusammenzucken ließ.
»Mom!«, schrie ich auf.
»Maul halten, alle beide!«, brüllte ein weiterer Mann.
Ich sah dem Maskierten entgegen. »Lebt sie noch?«, fragte ich verunsichert.
Er sah die Treppe runter, dann nickte er. »Und jetzt mach den Mund auf, Kleine.«
»Versprich mir, sie nicht zu verletzen.«
»Wenn du den Mund aufmachst, geschieht ihr nichts.«
Ich öffnete den Mund und er legte mir den Ballknebel an. Das Teil war so groß, dass mein Kiefer schmerzte, aber nun konnte ich mich nicht mehr bemerkbar machen. Außerdem wurden mir die Augen verbunden.
An meinen Haaren wurde ich hochgezogen, dann warf mich einer von ihnen über seine Schulter und trug mich nach unten.
»Wo bringt ihr meine Tochter hin?«, schrie Mom. »Wohin bringt ihr sie?«
Wieder ertönte ein Schuss, Mom verstummte und ich schrie gegen den Knebel an. Ich begann zu zappeln, doch keiner meiner Versuche fruchtete. Ich war ihnen ausgeliefert, hatte mich freiwillig in ihre Gewalt begeben, nachdem man mir versprochen hatte, meiner Mutter nicht zu schaden, aber jemand hatte sich darüber hinweggesetzt.
Plötzlich wurde mir auf den Hinterkopf geschlagen und ich fiel in die tiefschwarze Dunkelheit.
* * *
Ich wachte in einem Bett auf.
Langsam richtete ich mich auf und sah mich um, doch mein Blick war verschwommen, zudem hatte ich höllische Kopfschmerzen. Ich erkannte nichts als Farben, Flecken, die sich von anderen abhoben. Hier war es warm, wärmer als in meinem Elternhaus und ich versuchte fieberhaft, mich daran zu erinnern, was überhaupt geschehen war.
»Du bist wach.«
Ich zuckte zusammen, mein Sichtfeld wurde einfach nicht klarer. »Wer sind Sie?«
Dem Bett näherten sich Schritte, neben mir senkte sich die Matratze. »Jemand, der noch eine Rechnung mit deinem Vater offen hat.« Er sprach mit der gleichen Eiseskälte, wie sie vor diesen Mauern herrschte, womit er mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. Seine Stimme war tief, bedrohlich und mit diesem Mann war sicher nicht zu spaßen.
»Und … was habe ich damit zu tun?«, wollte ich wissen, hoffentlich erkannte er nicht, dass ich mich fürchtete.
»Du?« Seine Hand legte sich schwer auf meinen Oberschenkel, griff zu. Das Wimmern blieb mir wegen seines rauen Lachens im Hals stecken. »Du bist Daddys Liebling, sein ganzer Stolz und mit dir treffe ich ihn dort, wo es ihm am meisten wehtut.« Das Gewicht verschwand von meinem Bein, stattdessen griff er an meine Wangen und drückte sie ein. »Und du solltest tun, was ich dir sage, damit ich nicht die Geduld verliere. Verstehen wir uns?«
»Ah«, gab ich undeutlich zurück und deutete ein Nicken an, das mir wegen seines Griffs kaum möglich war.
»Ich sehe, du bist klug genug, mich nicht herauszufordern.« Er gab mein Gesicht frei und tätschelte meine Wange etwas zu fest.
»Ich … ich sehe nichts.« Meine Stimme zitterte, nun wusste er, dass ich voller Angst war. Sie verbiss sich in meinen Knochen, bereit dazu, mich nicht mehr freizugeben.
»Ist alles dunkel?«
»Verschwommen«, antwortete ich unruhig.
»Liegt sicher an dem Schlag, den du auf den Kopf bekommen hast. Leg dich hin, ruh dich aus, bis zum Essen sollte es besser sein. Wenn nicht, ist es dein Problem.«
Ich erkannte, dass er sich erhob. Er war ein großer grauer Fleck, zwischendrin ein wenig heller und ich glaubte, dass er schwarze Haare hatte. Jedoch konnte ich mir nicht sicher sein, da mich meine Augen im Stich ließen.
»Auf dem Stuhl liegt etwas zum Anziehen für dich. Darin will ich dich beim Abendessen sehen, nicht in diesen Bergen von Polyester und Wolle«, sagte er ernst.
Ich rutschte zur Bettkante und stellte die Füße auf den Boden. »Wo bin ich hier?«
Der mehrfarbige Fleck, der er war, näherte sich mir noch einmal, beugte sich vor und stützte sich links und rechts von meinen Schenkeln auf der Matratze ab. »Dort, wo man dich nicht finden kann.« Sein Duft umspielte meine Sinne und förderte Fantasien zutage, die in diesem Moment mehr als unpassend waren.
Ich schluckte gegen die Angst an, allerdings gelang es mir nicht, sie zu besiegen. »U… und wer bist du?«
»Knight.«
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. In meinen Erinnerungen suchte ich nach einem Mann namens Knight, der noch eine Rechnung mit Dad offenhaben könnte.
»Und du bist Harlow Kincaid, richtig?«
Ich nickte schnell.
»Also, Harlow Kincaid, wenn du tust, was ich dir sage, werden wir gut miteinander auskommen. Stellst du dich quer, werde ich dich deinem Vater häppchenweise zurückschicken. Ist das in deinem hübschen Kopf angekommen?«
»Ja«, sagte ich leise und senkte den Blick. Von dem Mut, den ich im Streit mit meinem Vater an den Tag legte, fehlte nun jede Spur.
»Braves Mädchen«, erwiderte er mit rauer Stimme, die meine Sinne vibrieren ließ.
»Meine Mom … ist sie …«
»Tot?«
»Ja.«
»Keine Sorge, es gab nur einen Warnschuss und sie wurde außer Gefecht gesetzt, aber sie lebt.«
Ich glaubte ihm nicht.
Mit einem Räuspern richtete er sich wieder auf. »Du wirst zum Abendessen abgeholt.«
Danach ließ er mich allein.
* * *
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Kleine so hübsch ist, und das stellte meine Selbstbeherrschung auf eine sehr harte Probe. Aber ich hatte sie in der Hand. Sie würde tun, was ich von ihr verlangte, denn in ihren blauen Augen hatte ich gesehen, dass sie ihr Leben noch nicht aushauchen wollte. Sie hatte Todesangst, die nutzte ich aus. Wegen ihres Vaters hatte ich fünf Jahre im Knast verbracht und meine Männer hatten die Kältewelle ausgenutzt, um mich rauszuholen. Das Überwachungssystem war ausgefallen und auf dem Außengelände waren keine Wachen, weil sie sonst erfroren wären, was die Chance meiner Männer war.
Caden, einer meiner besten Freunde, hatte den Trupp angeführt. Er hatte sogar dafür gesorgt, dass man Kincaid und dessen Familie im Auge behielt. So hatten wir erfahren, dass Richter Kincaids Tochter derzeit in der Stadt war. Und wegen der Kältewelle konnte sie nicht abreisen.
Nachdem ich davon erfahren hatte, hatte ich die Männer instruiert, sich keine Zeit zu lassen, sondern zuzuschlagen, sobald der Wichser außer Haus war. Der Dreckskerl sollte sich Sorgen machen, sterben vor Kummer, sobald er meine Visitenkarte fand, die ich immer in Form einer schwarzen Rose hinterließ.
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und ließ den Blick durch mein Büro schweifen. Mit achtzehn Jahren hatten Caden, River und ich genug davon für Chip zu arbeiten, also räumten wir ihn kurzerhand aus dem Weg und übernahmen die Führung in der Stadt. Wir machten Drogengeschäfte, schufen für andere Leute aus dem Weg und hatten noch einigen anderen Dreck am Stecken, der uns die Todesstrafe einbringen konnte. Und bisher hatte man mir nie etwas nachweisen können. Man hatte mich wegen einiger Indizienbeweise eingebuchtet. Mein Blick fiel auf den Schnellhefter vor mir.
Harlow Kincaid, prangte in schwarzen Lettern auf dem Pappdeckel.
Ich zog die Akte heran, in der alles stand, was ich über sie wissen musste. Ich schlug sie auf, warf einen Blick auf die Fotos, die sie in New York zeigten. Meine Leute hatten sie im Auge behalten, seit ihr Vater mich eingebuchtet hatte. Harlow war eine hübsche Frau, aber die Kleidung, die sie trug, wurde ihr nicht gerecht. Ich erkannte, dass sie sich darunter versteckte, zumindest nach Feierabend, denn in ihren Businesskostümchen war sie verdammt heiß. Sie studierte Jura, sicher um in die Fußstapfen ihres alten Herrn zu treten, und arbeitete als Gehilfin in einer Kanzlei eines ebenso erfolgreichen Arschlochs, wie ihr Vater eines war. Sie hätte mehr aus sich machen können, beruflich und optisch, aber vielleicht wollte sie das nicht.
Mein Blick fiel auf den Steckbrief, den Caden angefertigt hatte. Er war sicher nicht lückenlos, aber wenigstens hatte ich so erfahren, dass die Kleine fünf Jahre jünger als ich war. Sie war dreiundzwanzig, so alt wie ich, als ich in den Knast ging. Meine kriminelle Karriere begann, als ich sechzehn war. Caden, River und ich hatten die Schule geschmissen, um Geld zu verdienen, aber schnell festgestellt, dass man auf ehrliche Weise kein Vermögen anhäufen konnte. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf, bis Oktober 2013, als man mich geschnappt und in Untersuchungshaft gesteckt hatte. Es waren fingierte Beweise, die mich in den Knast gebracht hatten, denn ich hinterließ niemals DNA-Spuren, sondern immer nur eine schwarze Rose mit einem Tropfen Blut meines Opfers oder meiner Opfer. Manchmal tauchte ich sie auch in eine Blutlache.
Seit meinem Ausbruch vor zwei Wochen hatte ich mich allerdings bedeckt gehalten, denn ich wollte nicht riskieren, wieder einzufahren. Man suchte nach mir, um mich schnellstmöglich zurück in den Knast zu bringen, aber sie würden nur meine Leiche bekommen, sollten sie mich in die Ecke drängen.
Caden hatte dieses Haus hier unter falschem Namen gekauft. Mit der richtigen Summe Geld war jeder bestechlich, so auch die Makler in der Gegend. Wir befanden uns nördlich von Chicago, hier vermutete mich sicher niemand, und wenn doch, würden meine Männer wiederum die Cops erwarten. Hierher verirrte sich nur mal eine Streife und da meine Freunde immer unter dem Radar flogen, konnten sie den Bullen glaubhaft machen, dass sie mich nicht gesehen hatten.
Mein Blick fiel auf die Rolex an meinem Handgelenk. Noch zwei Stunden bis zum Abendessen und ich malte mir aus, wie ich Harlow weiter einschüchtern würde. Ich würde sie so sehr das Fürchten lehren, dass sie ihre jetzige Angst nicht mehr ernst nehmen würde.
Zufrieden lehnte ich mich zurück und atmete tief durch. Ich wusste nicht, wie lange ich brauchen würde, um die Kleine zu brechen, aber ich würde mir alle Zeit der Welt nehmen. Ihre Eltern starben sicher schon vor Sorge, doch das war mir völlig egal. Sie hatten es nicht besser verdient und ihre Mutter konnte froh sein, dass meine Männer sie nicht umgebracht hatten, obwohl ihr Befehl so lautete.
Es klopfte, einen Moment später kam Caden herein. »Warst du bei ihr?«
Ich nickte.
»Und?«
»Die Kleine sieht nur verschwommen.«
Er sah mich skeptisch an. »Dann war der Schlag mit der Pistole vielleicht ein wenig zu fest.«
»Dessen bin ich mir sicher.«
Caden setzte sich vor meinen Schreibtisch. »River ist zurück. Kincaid tobt und hat das Haus voller Cops, sie warten wohl auf einen Anruf oder eine Nachricht des Entführers.«
Ich lachte. »Er wird nichts von beidem bekommen.«
»Weiß ich.« Er räusperte sich. »Was hast du mit der Kleinen vor?«
Ich holte tief Luft. »Mal sehen. Momentan genieße ich, dass sie sich fürchtet. Ich sagte ihr, dass sie gleich in dem Kleid zum Abendessen kommen soll, das wir für sie bereitgelegt haben.«
»Meinst du wirklich, dass sie dieses knappe Teil anzieht?«
»Ich bin fest davon überzeugt, weil ich ihr sagte, dass ich sie in Scheibchen nach Hause schicke, sollte sie nicht tun, was ich von ihr verlange.«
Caden gab einen amüsierten Laut von sich. »Du willst sie einschüchtern und dann?«
»Mal sehen. Vielleicht lege ich sie flach, nach fünf Jahren ohne Frau wäre das angebracht.«
»Pass auf, dass du dich nicht in sie verliebst.«
»Keine Sorge, das wird nicht passieren. Ich will sie besitzen und wenn sie sich verliebt, ist das ein Vorteil für mich.«
»Und wann willst du den alten Kincaid unter die Erde bringen?«
»Sobald mir die Kleine aus der Hand frisst, damit ich ihm noch das Herz breche, bevor ich ihn umbringe.«
»Was ist mit ihrer Mutter?«, wollte er wissen.
»Haben wir ein Problem mit ihr?«, fragte ich hingegen.
»Sie war seine Sekretärin, als du eingebuchtet wurdest, und ich bin mir sicher, dass sie auch einigen Dreck am Stecken hat, wenn sie mit so einem korrupten Arschloch verheiratet ist.«
Daraufhin zuckte ich mit den Schultern. »Warten wir ab. Wenn sich herausstellt, dass sie an meinem Gefängnisaufenthalt nicht unbeteiligt ist, wird sie ebenfalls zur Hölle fahren.«
»Alles klar.« Er erhob sich. »Die Männer wollen wissen, was als Nächstes ansteht.«
»Wart ihr in letzter Zeit das Schutzgeld eintreiben?«
Er nickte.
»Haben wir Probleme mit irgendjemandem?«
»Diego Cortez macht Probleme und will mehr Geld für die Lieferungen aus Kolumbien.«
Ich schürzte die Lippen. »Dann stattet ihm einen Besuch ab und sagt ihm, dass man mich nicht aufs Kreuz legt. Sobald seine Männer erledigt sind, bringt ihn her und schafft ihn in den Keller.«
»Alles klar.«
Ich entschied mich anders. »Warte. Gib River den Auftrag, du wirst im Haus bleiben und die Kleine im Auge behalten.«
Caden schnaubte. »Soll ich jetzt ihren Babysitter spielen oder was?«
Übellaunig hob ich eine Augenbraue. »Du tust, was ich sage.«
»Komm mir nicht in dem Ton, du weißt, dass ich die letzten fünf Jahre alles zusammengehalten habe«, knurrte er.
Daraufhin erhob ich mich und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Du. Tust. Was. Ich. Dir. Sage!«, herrschte ich ihn an und knallte meine Smith & Wesson auf den Tisch. »Verstehen wir uns?«
»Na schön«, knickte er ein. »Was willst du zu Abend essen?«
»Tischt irgendwas Feines auf, damit sich die Kleine wie Zuhause fühlt.«
»Wo sollen wir das hernehmen?«
»Fahrt zu einem Restaurant und bestellt was zum Mitnehmen.«
»Na gut.« Er nickte mir zu, danach verließ er das Büro.
Ich ging um den Schreibtisch herum, an eines der Bücherregale und warf einen Blick hinein. Das Haus war mit allem Interieur verkauft worden, aber der Vorbesitzer hatte einen bescheidenen Buchgeschmack. Mir fehlten Klassiker wie Die Elenden oder Krieg und Frieden, hier befanden sich hauptsächlich Thriller und Liebesromane. Liebesromane würde die Kleine sicher lesen, um sich die Langeweile zu vertreiben, aber Thriller waren weniger meins. Ich durchschaute sie zu schnell, da mein Leben mir schon so einige Wendungen aufgezeigt hatte.
Kopfschüttelnd wandte ich mich ab und verließ das Büro. Ich würde duschen und mich umziehen, denn die Kleine sollte mich nicht in Jeans und Hemd sehen. Ich würde einen der Anzüge anziehen, die Caden besorgt hatte, immerhin sollte sie mich als Gentleman kennenlernen – vorerst. Sobald sie herumzickte, würde ich ihr meine andere Seite zeigen.
* * *
Ich saß im Esszimmer und wartete darauf, dass Caden sie zu mir brachte. Er hatte sie holen wollen, nachdem sie nach einem weiteren Hinweis von mir, wann und wo ich sie erwarte, nicht aufgetaucht war.
»Ich kann alleine gehen«, hörte ich sie sagen. »Finger weg!«
»Benimm dich besser, er hat nicht so viel Geduld wie ich.« Caden öffnete die Tür und schubste sie ins Esszimmer.
Sie stolperte in den Raum, fing sich aber schnell und ich hob die Augenbraue. Sie trug zwar das Kleid, aber ihre Strickjacke darüber. Ihre Brust hob und senkte sich schwerfällig.
»Komm her«, sagte ich streng.
Ihre einzige Reaktion war ein Schlucken, bis sie um den Tisch herumkam.
Ich erhob mich, dann baute ich mich vor ihr auf. Ich ließ meine Größe sowie meine Muskeln auf sie wirken, was half, denn sie zog den Kopf ein. »Sagte ich, dass du eine Strickjacke tragen darfst?«
»Sie sagten, dass ich das Kleid tragen soll, aber haben nicht verboten, dass ich eine Jacke trage.«
»Dann tue ich es jetzt.«
»Aber …«
Vernichtend sah ich sie an, woraufhin sie verstummte. »Zieh sie aus.«
»Mir ist kalt.«
»Zieh sie aus!«, schrie ich sie an.
Sie zuckte zusammen, doch das kümmerte mich nicht. Harlow musste verstehen, wer von uns beiden das Sagen hatte, und ich würde ihr keine Zicken durchgehen lassen. Ich sah deutlich, dass sie die Zähne zusammenbiss. Sie wich meinem Blick aus, anschließend zog sie die Strickjacke aus. Harlow hatte Gänsehaut auf den Armen, sie zog sich sogar bis in den großzügigen Ausschnitt des schwarzen Minikleids. Mein Schwanz machte sich bemerkbar, drängte sich fest gegen meine Hose, aber ich kämpfte die Lust nieder. Sie legte die Jacke auf ihren Unterarm, ich entzog sie ihr, wendete mich ab und warf sie in den brennenden Kamin. Harlow schnappte nach Luft.
Als ich mich umdrehte, stand sie immer noch neben dem Tisch. »Setz dich.«
Daraufhin zog sie den Stuhl zurück und nahm Platz. Ich setzte mich an den Kopf des Tisches und betrachtete sie. »Damit wir beide uns verstehen, solltest du tun, was ich dir sage.«
Sie gab mir keine Antwort, stattdessen senkte sie den Blick auf den Teller vor sich. Das Essen war noch nicht aufgetragen, so hatte ich die Gelegenheit, sie noch ein wenig zu betrachten und kennenzulernen.
»Antworte.«
»Es ist angekommen«, sagte sie leise. Ihr Atem ging immer noch schwer, ich sah sogar ihren Puls, der die Ader an ihrem Hals wild zucken ließ.
Ich stand noch einmal auf, ging zu ihr und schaute auf sie hinunter. »Steh auf.«
Nur für die Dauer eines Wimpernschlags schloss sie die Augen, danach erhob sie sich.
Ich zog den Stuhl zurück, stellte ihn zur Seite und betrachtete sie nachdenklich. Nachdem ich hinter sie getreten war, schob ich meine Hand auf ihren Bauch, den sie anspannte. Ich beugte mich vor, roch an ihrem Hals. Ihr Duft ließ meine Sinne durchdrehen, während meine Finger ihren Oberkörper erforschten. »Dir sollte klar sein, dass du mir gehörst, solange du in diesem Haus bist.«
Bis auf das Zittern zeigte sie mir keine Reaktion auf meine Worte.
Ich hauchte einen Kuss unter ihr Ohr, dann ließ ich sie meine Zähne spüren.
Nur ein leises Wimmern entrang sich ihrer Kehle, um die ich einen Augenblick später meine Hand legte.
»Ich kann dich innerhalb weniger Sekunden töten, dafür brauche ich nur einen Handgriff.«
»Warum tun Sie es dann nicht?«
»Hast du schon vergessen, dass ich noch eine Rechnung mit deinem alten Herrn offen habe?«
»Ich habe nichts damit zu tun, Knight.«
Meine Hände glitten auf ihre Schultern. »Mit deiner Hilfe kann ich ihm wehtun, außerdem habe ich so etwas fürs Auge, das mir die Zeit ein wenig versüßt, bis es so weit ist«, raunte ich ihr ins Ohr. »Und du willst mir doch die Zeit versüßen, oder nicht?«
»Weniger«, keuchte sie, als ich meine rechte Hand um ihre Brust schloss. »Bitte hören Sie auf.«
Ich drehte sie zu mir um, sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Tränen standen in ihren Augen, als ich die dünnen Träger des Kleides von ihren Schultern zog, aber sie wehrte sich nicht. Nachdem ich sah, dass sie Baumwollunterwäsche trug, zog ich eine Augenbraue hoch. »Das ist ein Witz, nicht wahr?«
Harlow trat einen Schritt nach hinten, doch der Tisch hielt sie auf. Zu meinem Ärger zog sie das Kleid wieder hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie haben mir nur das Kleid gegeben und ich hatte nun mal gerade keine Reizwäsche zur Hand.« Sie klang trotzig, obwohl die Angst in ihren Augen stand.
»Und du hast keinen Mund, um es uns zu sagen?«
Kopfschüttelnd ging sie an mir vorbei und zum Fenster. Sie schaute nach draußen. »Ich wurde überfallen, entführt und wachte mit verschwommenem Sichtfeld in einem fremden Haus auf. Hätten Sie daran gedacht, nach Unterwäsche zu fragen, wenn Ihnen etwas dergleichen passiert wäre?«
»Vermutlich nicht, allerdings ist es mir nicht passiert.«
Sie schnaubte. »Was wird jetzt aus mir?«
»Das kommt auf dein Verhalten an«, ließ ich sie wissen, als ich auf sie zuging. Ich erreichte sie, als sie sich zu mir umdrehte. »Wenn du dich daneben benimmst, könnte es dafür sorgen, dass ich die Geduld verliere, und wenn das passiert, wird es dir nicht guttun.«
Sie erblasste. »Wenn Sie mich umbringen wollen, tun Sie es lieber jetzt, statt später.«
Ich schüttelte den Kopf. »In deinen Augen stehen noch zu viel Trotz und Stolz.« Ich trat noch einen Schritt näher, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passte. »Außerdem bist du viel zu hübsch anzusehen, als dass ich dich jetzt schon aus dem Weg räumen würde.« Ich beugte mich an ihr Ohr. »Zudem fange ich klein an. Zuerst ist es ein Finger, dann ein Ohr, danach ein paar Zähne und ich schicke jedes einzelne Stück an deinen Vater, damit er weiß, dass deine Zeit abläuft.«
»Sie mieses Schwein.« Sie holte aus und wollte mich ohrfeigen, doch ich fing ihre Hand ab. Harlow versuchte, mir ihre Hand zu entziehen, jedoch hielt ich sie eisern fest. »Lassen Sie mich los.«
Ich drängte sie gegen das Fenster, fing auch ihre Linke ab. Zugegeben es gefiel mir, dass sie mir ihren Kampfgeist zeigte, aber den würde ich ihr austreiben. »Mach dir klar, dass du mir gehörst und ich mit dir tun und lassen kann, was ich will.«
»Nein!«, stieß sie aus, wand sich und meine Lust wuchs. Mein Schwanz pulsierte, verzehrte sich nach ihrer Pussy und ich würde sie bald nehmen. Sie musste nur noch erkennen, dass sie keine andere Wahl hatte.
Ich zog sie vom Fenster weg und drängte sie gegen die Wand. »Bald wirst du verstehen, dass ich das Beste bin, was dir passieren konnte.« Ich legte meine Hand um ihr Kinn und presste meine Lippen auf ihre. Harlows Geschmack, süß und frisch, breitete sich auf meiner Zunge aus, als ich sie in ihren Mund drängte.
Sie war erstarrt, wehrte sich nicht mehr, erwiderte den Kuss aber auch nicht.
»Knight?«
Ich löste mich von ihren vollen Lippen und schaute zur Tür. »Was?« Es nervte mich, dass ich gestört wurde.
»Abendessen«, sagte Caden gelassen und stellte anschließend zwei Platten auf den Tisch.
Ich sah Harlow wieder an. »Setz dich an den Tisch und iss etwas.«
Ihre Wangen waren gerötet, sie sagte nichts, sondern ging langsam an den Tisch und stellte den Stuhl wieder an seinen Platz, danach setzte sie sich.
Ich folgte ihr, ließ mich auf den großen Lederstuhl sinken und bediente mich am Essen, außerdem schenkte ich mir ein Glas Pinot Noir ein. Ihr Weinglas füllte ich ebenfalls.
»Das ist zu viel«, sagte sie leise, als ich die Flasche absetzte.
Mein Blick fiel auf ihr Glas. Es war voll. »Na und?«
»Nichts weiter«, sagte sie leise.
Ich griff nach meinem Wein. »Auf eine schöne Zeit.« Ich prostete ihr zu, dann trank ich einen Schluck. »Bedien dich.«
Sie griff nach einem der Löffel und lud ein wenig auf ihren Teller. Das Fleisch ließ sie völlig unbeachtet.
»Hast du keinen Hunger?«
»Nicht viel«, antwortete sie.
»Na schön.« Mein Teller wurde voller und ich aß, ohne sie viel zu beachten. Sie sollte wenigstens ein paar Minuten glauben, dass das hier ein normales Abendessen war.
Ihre Tischmanieren waren beachtlich. Die Frauen, mit denen ich üblicherweise aß – Nutten und anderes Pack, das man schnell ficken und loswerden konnte –, aßen nicht so zurückhaltend und vor allem ansehnlich. Harlow kaute mit geschlossenem Mund, was für jeden, außer meinen damaligen Bekanntschaften, selbstverständlich war. Zudem hielt sie sich gerade und führte die Gabel zum Mund, statt sich über ihren Teller zu beugen. Es war beeindruckend, ihr zuzusehen.
Als wir fertig waren, lehnte ich mich zurück. Über den Rand meines Weinglases hinweg betrachtete ich sie. »Du studierst Jura, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ist man normalerweise nicht mit zweiundzwanzig mit dem College fertig?«
»Wenn man nicht als Anwältin arbeiten will, sondern als Sekretärin schon, aber ich will meinen Master machen und wurde vom Wetter aufgehalten, sonst wäre ich schon wieder in New York.«
»Und jetzt wirst du von mir aufgehalten«, stellte ich fest.
»So in etwa«, stimmte sie zu, leerte ihr Glas und atmete tief durch. »Welches Problem haben Sie mit meinem Vater?«
Ich schnaubte amüsiert. »Das ist nichts, das dich etwas angeht.« Nachdenklich betrachtete ich sie. »Hast du noch Kopfschmerzen?«
Sie nickte.
»Dann geh ins Bett, um dich zu erholen. Morgen werde ich nicht mehr so nett sein.« Ich zwinkerte ihr zu, sie errötete und schluckte. »Gute Nacht.«
»Mhm.« Sie erhob sich.
»Caden!«, donnerte meine Stimme durch den Raum, weshalb sie mich mit großen Augen ansah.
Er betrat das Esszimmer. »Was gibt's?«
»Bring unseren Gast zurück in sein Zimmer.«
Sein Blick fiel auf Harlow. »Mitkommen.«
Sie straffte ihre Schultern, anschließend ging sie auf ihn zu. Caden umfasste ihren dünnen Oberarm und führte sie ohne ein weiteres Wort aus dem Esszimmer.
* * *
Ich hatte meinen Blick schweifen lassen, in der Hoffnung, einen Ausweg zu finden, als man mich zurück zu diesem Raum brachte.
»Bleib hier und sei still«, sagte Caden genervt und stieß mich ins Schlafzimmer.
Ich stolperte, blieb mit dem Fuß, der in High Heels steckte, am Teppich hängen und fiel der Länge nach auf den Boden. »Fuck«, stieß ich aus. Statt mich aufzurappeln, blieb ich liegen. Im Gegensatz zum Bett war der Teppich weich. Ich befreite meine Füße mit einem Zappeln aus diesen mörderisch hohen Schuhen und brach in Tränen aus. Dieser Mann, Knight, hatte kein Gewissen und ich war mir sicher, dass ich noch zu spüren bekam, wie weit er gehen würde, um Dad zu schaden.
Knight war so sexy wie düster, heiß wie gefährlich und muskulös wie gutaussehend. Und dabei ahnte ich, dass hinter seiner aalglatten Fassade ein Monster schlummerte. Ich hatte keine Ahnung, was Dad verbrochen hatte, dass Knight so weit ging und mich entführte, aber mein Vater hatte verdammt viele Feinde.
Er war Richter und … jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Bestimmt war Knight von ihm verurteilt worden, möglicherweise sogar zu Unrecht, womit ich seinen Hass in gewisser Weise nachvollziehen konnte.
Ich richtete mich auf und blieb auf dem Teppich knien. Gedankenverloren starrte ich auf das große Bett aus dunklem Holz. Der Raum war geschmackvoll eingerichtet. Warme Farben ließen ihn heimelig wirken und das Feuer im Kamin knisterte vor sich hin. Ich atmete tief durch, schaute an mir runter und verzog das Gesicht. Dieses Kleid war eine Zumutung. Ich stand auf und schaute mich nach meinen Sachen um, aber sie waren nicht mehr dort, wo ich sie zurückgelassen hatte. »Scheiße, wo sind meine Sachen?« Barfuß suchte ich den Raum ab, öffnete nacheinander die Türen, die in die Wand eingelassen waren, aber fand nur ein Bad und einen begehbaren Kleiderschrank. Im Schrank waren nur zahlreiche Kleider, die dem ähnelten, welches ich bereits trug.
Ich knallte die Tür zu, einen Moment später öffnete sich jene zu meinem Zimmer.
»Warum machst du so einen Lärm?«, fragte Caden genervt.
Ich drehte mich zu ihm um. »Wo sind meine Sachen?«
»Im Schrank.«
»Die Sachen, in denen ich herkam«, hielt ich dagegen.
»Die sind im Müll, der Boss will dich nicht in diesen Säcken sehen, in denen du angekommen bist.«
Ich schnaubte. »Ich will meine Sachen zurück.«
»Du wirst tragen, was der Boss verlangt, nicht was du willst.«
»Fick dich«, stieß ich aus und ging zum Bett.
Caden verstand es wohl als Provokation und kam auf mich zu. Ruckartig drehte er mich zu sich um und packte mich im Nacken. Er zog eine Pistole, die er mir unters Kinn hielt. »Was war das?«
»Ich sagte: Fick dich«, wiederholte ich durch zusammengebissene Zähne.
Wo kam denn bloß mein Mut her?
»Ich muss nur den Bügel spannen und abdrücken, dann ist das Problem gelöst, willst du das?«
»Trau dich«, provozierte ich ihn weiter.
Caden knurrte, drückte die Pistole fester gegen mein Kinn und ich riss mein Bein hoch, rammte es ihm kraftvoll in seine Kronjuwelen. Er ließ von mir ab, hielt sich die Eier und ich rannte wie vom Teufel verfolgt auf den Flur. Glücklicherweise befand sich dort niemand, als ich ihn entlang eilte.
Und noch mehr Glück hatte ich wohl, weil Caden mich erst mal nicht verfolgte.
Dieses Haus war ein gottverdammtes Labyrinth, aber ich musste nur an ein Fenster oder eine Terrassentür gelangen, um es hinter mir zu lassen. Ich schiss auf die Kälte, erfrieren war immer noch besser, als das Haustier dieses Mistkerls zu werden, der mich hierherbringen ließ.
Ich betrat einen der zahlreichen Räume, um nicht von Caden entdeckt zu werden, und schloss leise die Tür hinter mir. Eilig lief ich zur Terrassentür und legte meine Hand an die Klinke, als ich ein Räuspern vernahm.
»Du bist noch keine vierundzwanzig Stunden hier und provozierst mich schon?« Es war Knight.
Ich verzog das Gesicht und drehte mich zu ihm um.
Gleich eines Raubtiers, das jeden Moment zum Sprung ansetzen würde, kam er auf mich zu. »Antworte.«
»Ich … Er hat mich bedroht.«
»Wer?«
»Caden«, antwortete ich.
»Das gibt dir nicht das Recht, ihm in die Eier zu treten und durch mein Haus zu rennen«, sagte er stoisch, doch in seinen dunklen Augen loderten die Flammen der Wut.
Woher wusste er das?
Hatten sie Funkgeräte, über die sie miteinander kommunizierten?
»Wo sind meine Sachen?«
»Sie wurden entsorgt, da ich es nicht dulde, dass du deinen Körper vor mir versteckst«, sagte er, als er mich erreichte.
Er legte seine Hände links und rechts von meinem Körper an die Terrassentür und betrachtete mich gebannt. Sein männlicher Duft hüllte mich ein, betörte meine Sinne, aber ich schob meine Fantasien beiseite. Jetzt war nicht der passende Zeitpunkt, meine Libido zum Spielen rauszuholen. Nein, sie musste hinter Schloss und Riegel bleiben, damit ich nicht schwach wurde, denn er war eine Versuchung, auch wenn er ein Arschloch war. Aus diesem Grund wich ich seinem Blick aus, damit er nicht merkte, dass ich ihn anziehend fand.
»Und ich dulde diese Fummel nicht«, erwiderte ich mutig.
Ich hätte meine Antwort besser überdenken sollen, denn er griff an mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. »Kleines, hier habe ich das Sagen und du wirst tragen, was ich aussuche. Um deine Unterwäsche wird sich auch noch gekümmert, denn ich will nicht diese Grannywäsche auspacken, wenn ich dich ausziehe.« Seine raue Stimme gepaart mit der Versuchung und der Angst ließ einen heißen Schauer über meinen Rücken laufen. Ein leichtes Schütteln erfasste meinen Körper, bevor er mich mit seinem gegen die Terrassentür drängte.
Warum hatte er diese Wirkung auf mich?
Er war eine Bedrohung, doch mein Körper schien das nicht zu registrieren. Ich spürte seinen harten Schwanz an meinem Bauch, während er meinen Kopf weiter in den Nacken schob, damit ich ihn ansah.
Knight schnaubte amüsiert. »Du solltest einsehen, dass du hier nichts zu melden hast. Verstehen wir uns?«
»Nein.«
Knight verengte die Augen, sah mich vernichtend an. »Du solltest es besser akzeptieren, Harlow, denk an meine Worte.« Er legte seine Lippen auf meine und mein erhitzter Körper reagierte auf ihn. Sein Kuss jagte ein heißes Feuer durch meine Venen, das meine Mitte in Brand setzte.
Ich versuchte, ihn von mir zu stoßen. Es gelang mir nicht. Knight war wie ein Fels, der stoisch an seinem Platz blieb, ganz egal wie heftig der Sturm ihn erfasste. Und meine Kraft glich eher einem lauen Lüftchen. Es würde mir nicht gelingen, mich gegen ihn zur Wehr zu setzen.
Er löste sich von meinen Lippen und verzog seine zu einem Lächeln. »Dein Widerstand wird noch fallen«, sagte er, dabei streichelten seine Lippen die meinen.
Das würde er nicht. Ich wollte nicht zulassen, dass ich zu Wachs in seinen Händen wurde. Zwar fürchtete ich mich vor dem Tag, an dem sich seine Geduld dem Ende neigte, aber ich würde ihn herausfordern und nicht kampflos aufgeben. Ich war nicht der Typ Frau, der die Dinge als gegeben anerkannte, sondern immer noch eine weitere Lösung suchte. Wie auch in diesem Fall.
»Und jetzt tu mir den Gefallen und geh zurück in dein Schlafzimmer, bevor ich mich vergesse.« Knight trat einen Schritt nach hinten, ging zu einer Sitzgruppe und ließ sich in den Sessel sinken.
»Mein Vater …«
»Ich bin ganz Ohr«, unterbrach er mich, ohne mich anzusehen. Es war sowieso nicht möglich, da er mit dem Rücken zu mir saß und die Sessellehne ziemlich hoch war.
»Es wird ihn nicht kümmern, dass ich verschwunden bin.«
»Wie kommst du darauf?« Knights Interesse schien geweckt.
»Ihn interessiert nur sein Ansehen und da ich verschwunden bin, kann er Mitleid erheischen. Er wird in der Aufmerksamkeit baden, statt etwas daran zu setzen, mich zu finden.«
»Er kann dich nicht finden, Kleine.«
»Er würde es nicht mal versuchen«, hielt ich überzeugt dagegen.
»Setz dich zu mir«, verlangte er entschieden.
Mit geschlossenen Augen atmete ich tief durch, anschließend ging ich zu ihm und nahm auf dem Zweisitzer Platz.
»Du bist also der Meinung, dass dein alter Herr einen Dreck darauf gibt, wo du steckst? Seine einzige Tochter, die in seine Fußstapfen treten soll, interessiert ihn nicht?«, fragte er, dabei wirkte er auf kranke Weise amüsiert.
Ich nickte bloß.
Knight lachte auf und der tiefe Bass traf mich mit einer Wucht ins Herz, die selbst ein Messer in den Schatten stellte. »Dein Vater sucht bereits nach dir, da meine Visitenkarte hinterlassen wurde.«
»Sicher keine, auf der Name, Rufnummer und Adresse stehen, oder?«, wollte ich wissen.
»Eine schwarze Rose.«
Nun wusste ich, wer vor mir saß. Mein Herzschlag beschleunigte sich, das Atmen wurde schwerer und meine Angst wandelte sich in blanke Panik.
Vor mir saß der Rosenkiller.
Anführer der Rosenmafia.
Ein viel zu romantischer Name für eine Bande von Männern, die so viele grausame Dinge getan hatten.
Die Gänsehaut kroch meinen Körper hinauf, als wäre sie eine Schar Ameisen. »Und manchmal haftet ein Tropfen Blut daran«, stieß ich leise aus.
»Richtig. Ich sehe, du hast von mir gehört«, antwortete er gelassen. Sein feuriger Blick fuhr meinen Körper hinab. Es war mir ein Rätsel, wie man so sehr auf die schiefe Bahn geraten konnte wie er.
»Habe ich.« Die Schauer wurden immer schlimmer, ließen meinen angsterfüllten Körper vibrieren und unruhig zittern.
Sein rechter Mundwinkel zuckte, bevor er ihn ein wenig hochzog und mir ein halbes Lächeln zeigte. Das Feuer loderte in seinen Iriden und er machte den Eindruck, als würde er immer bekommen, was er wollte. »Möchtest du etwas trinken?«
»Ein Glas Wasser bitte.«
Knight deutete zur Minibar. »Bedien dich.«
Ich holte tief Luft, um mir Mut zu machen, bevor ich mich erhob. Barfuß ging ich an die Minibar. »Möchten Sie auch etwas?«
»Doppelter Whiskey, ohne Eis.«
Ich nahm eines der Whiskeygläser und goss die bernsteinfarbene Flüssigkeit hinein, bis ich der Meinung war, dass es ein Doppelter war. Danach bediente ich mich am Wasser und lief mit beiden Gläsern zurück zur Sitzgruppe. Ich reichte ihm seines.
»Danke.« Ohne abzuwarten, ob ich ihm zuprosten würde, trank er einen Schluck.
Ich setzte mich wieder zu ihm, sicher würde ich nicht so schnell hier rauskommen, also sollte ich mich – zumindest für heute – mit ihm arrangieren. Ich nippte am Wasser, dann stellte ich das Glas auf den Tisch, dafür nahm ich extra einen der Untersetzer, damit es keine Ringe hinterließ.
»Was gibt’s über Harlow Kincaid zu wissen?«
»Nichts, was Sie nicht schon wissen, denke ich«, antwortete ich.
»Ich bin mir sicher, dass meine Männer nicht alles über dich in Erfahrung bringen konnten.« Er legte seinen Knöchel aufs Knie, stützte sein Kinn auf seiner Faust ab, nur der Zeigefinger lag an seiner Wange. Knight hatte einen Dreitagebart, kantige schwarze Augenbrauen und dunkelbraune Augen, die beinahe ebenso schwarz wie sein Haar wirkten. »Wartet jemand in New York auf dich?«
»Ja«, antwortete ich.
»Ein Mann?«, hakte er interessierter nach.
Ich atmete durch, da die Frage mich tief getroffen hatte. »Freunde.«
»Und ein Mann?«
»Nein, auf mich wartet kein Mann, aber Freunde, die mir mehr Familie sind als meine eigene«, entgegnete ich heiser.
Verdammt, warum hatte ich denn von der Lüge abgelassen?
Hätte ich ihm erzählt, dass ich in einer Beziehung war, hätte er mich vielleicht gehen lassen …
Nein, hätte er nicht.
Er hätte sich wahrscheinlich noch daran ergötzt, dass er auch mir wehtat und nicht nur meinem Vater, weil er mich hier festhielt.
»Warum willst du Anwältin werden?«
»Mein Vater bestand darauf, dass ich Jura studiere.«
Seine Augenbraue glitt in die Höhe. »Und die gute Tochter, die du bist, hast du ihm seinen Wunsch erfüllt.«
Ich schnaubte. »Vielleicht.«
»Willst du mir erzählen, dass du von dir aus Jura studiert hättest?«
»Vielleicht hätte ich das, immerhin gehört mein Vater zu den angesehensten Leuten in der Stadt, da er einige Schwerverbrecher ins Gefängnis gebracht hat.« Ich sah ihn trotzig an. »So wie Sie.«
Knight kniff die Augen zusammen. »So wie mich, ja«, knurrte er.
»Warum hat er Sie verurteilt?«, wollte ich wissen.
»Weil Beweise fingiert waren.«
Nun war es an mir, skeptisch zu schauen, doch im nächsten Moment gab ich einen sarkastischen Laut von mir.
»Was ist?«
»Natürlich waren die Beweise fingiert und Sie sind eigentlich unschuldig. Das hört man meistens von denen, die wirklich schuldig sind«, antwortete ich trocken.
Mit einem Räuspern erhob er sich. »Du hältst mich für schuldig?«
»Sie sind der Mann mit der schwarzen Rose, jedes Kind weiß, dass der Rosenkiller nicht unschuldig ist.«
Knight ging zum Kamin, leerte den Whiskey und drehte sich zu mir um. »Komm her.«
»Wollen Sie mich wieder bedrängen?«
»Ich sagte: Komm her!«
Ich stand auf und ging zu ihm rüber.
Knight betrachtete mich. »Erstaunlich, dass du so jung und schon so lebensmüde bist. Jedes Kind weiß auch, dass man den Mann mit der schwarzen Rose nicht provozieren soll, weil er der Stoff ist, aus dem Albträume gemacht sind«, sagte er mit rauer Stimme.
Mein Körper reagierte auf den tiefen Bass, ich verurteilte mich für die Lust, die er in mir weckte.
Seine Hände landeten auf meinen nackten Schultern, mit den Fingerspitzen zeichnete er mein Schlüsselbein nach, ließ sie über meinen Hals gleiten und schließlich hielt er mein Gesicht fest. »Weißt du das auch?«
»Ich neige nicht zu Albträumen.«
Sein Daumen rieb über meine Unterlippe. »Bald wirst du welche haben.« Er zog meinen Mund ein Stück auf. »Und du wirst sie mir zu verdanken haben.«
Ich konnte ihm meinen Kopf nicht entziehen, sein Griff war zu fest und ich wollte es nicht auf einen Versuch ankommen lassen.
Knight nahm seinen Daumen weg und versiegelte meine Lippen mit seinen. Er schob seine Hände auf meinen Rücken und drängte mich an seinen stählernen Körper.
Einmal mehr erwiderte ich es nicht, sondern blieb starr.
»Du wirst es auch noch wollen«, raunte er, als er sich von mir löste und von mir zurückzog.
Die Tür flog auf und Caden kam herein. Er blickte mich wutentbrannt an. »Es wird dir noch leidtun, mir in die Eier getreten zu haben, Kleine.« Danach ging er zu Knight und sprach so leise mit ihm, dass ich kein Wort verstand.
Knight sah mich belustigt an. »Bring sie zurück auf ihr Zimmer und teile ihr die gute Nachricht mit.« Sein Lächeln hatte nichts Wohlwollendes.
Caden kam zu mir und umfasste meinen Oberarm so fest, dass ich wimmerte. »Stell dich nicht so an.«
»Caden, geh etwas vorsichtiger mit ihr um, immerhin ist sie unser Gast«, sagte Knight, noch immer zeichneten seine Lippen ein breites, fast schon diabolisches Lächeln. »Und sorg dafür, dass sie nicht aus ihrem Schlafzimmer kommt.«
»Und wie?«
»Du hast sicher ein paar fesselnde Argumente«, erwiderte Knight, als Caden mich zur Tür zog.
»Alles klar, Boss.« Er zerrte mich hinter sich her, meine Situation war aussichtslos.
Wie sollte ich mich gegen Männer durchsetzen, die wesentlich stärker als ich waren?
Ich hatte nicht den Hauch einer Chance, etwas gegen sie auszurichten.
Caden führte mich durch die Flure, schließlich in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Sofort drehte ich mich zu ihm um und richtete mich auf. »Da du dich nicht an die Regeln hältst, werde ich eben unfaire Mittel benutzen.« Er griff in seine Gesäßtasche und holte Handschellen heraus. Caden ließ sie vor meiner Nase baumeln. »Was bevorzugst du? Die Handgelenke oder die Knöchel?«
Ich schluckte. »Was ist, wenn ich zur Toilette muss?«
»Du bist alt genug, um es dir zu verkneifen.«
»Dann lassen Sie mich jetzt noch mal ins Bad.«
Er hob eine Augenbraue.
»Bitte«, setzte ich hinterher. »Sonst rufe ich alle fünf Minuten, dass ich zur Toilette muss, glauben Sie mir, ich habe Durchhaltevermögen.«
Caden verdrehte die Augen, schnaubte genervt und deutete zur Tür. »Wenn du auch nur im Traum daran denkst, abzuhauen, habe ich neun kleine Freunde, die schneller laufen als du.«
»Ist angekommen«, sagte ich ruhig, stand auf und schob mich an ihm vorbei, da er unverwandt vor mir stand. Als ich mich abwandte, langte er mir an den Hintern und kniff mich. Ich ballte die Fäuste, doch riss ich mich zusammen, um nicht auf ihn loszugehen. Seine Drohung hatte Wirkung gezeigt und ich wollte mich nicht erschießen lassen.
Ich verschwand im Bad, schloss die Tür hinter mir und atmete tief durch. Ich ließ mir Zeit.
Nachdem ich mir die Hände gewaschen hatte, warf ich einen Blick in den Spiegel.