Playing Anger - Noir Kingston - E-Book

Playing Anger E-Book

Noir Kingston

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Beschreibung

Harlow *** Es sollte ein harmloser Besuch bei meinen Eltern werden, aber dann brach eine Kältewelle über Chicago hinein, die mich daran hinderte, nach New York zurückzukehren. Ich verbrachte den Nachmittag in meinem Schlafzimmer, als der Schnee etwas viel Gefährlicheres ins Haus wehte. Nun befinde ich mich in seiner Gewalt und ich ahne, dass ich mit einer schwarzen Rose enden werde. *** Knight *** Er hat mir Jahre meines Lebens geraubt und mich im Knast verrotten lassen, doch der Winter zeigt sich barmherzig und ermöglicht mir die Flucht. Nun ist es an der Zeit, Rache zu nehmen und mit ihm und seinen korrupten Freunden werde ich anfangen. Seine Tochter befindet sich in meiner Gewalt, sie ihm zu nehmen, wird ihn brechen; sie zu meinem Spielzeug zu machen, wird sein Tod. *** Teil 1 einer Dilogie. Das Buch endet mit einem Cliffhanger

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Playing Anger

THRILL MY HEART

BUCH EINS

NOIR KINGSTON

Copyright © 2021 by Noir Kingston

Korrektorat: S. B. Zimmer

Satz und Layout: Julia Dahl / Modern Fairy Tale Design

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Ausgabe 01 / 2023

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhalt

Prolog

1. Harlow

2. Knight

3. Harlow

4. Knight

5. Harlow

6. Knight

7. Harlow

8. Knight

9. Harlow

10. Knight

11. Harlow

12. Knight

13. Harlow

14. Knight

15. Harlow

16. Knight

17. Harlow

18. Harlow

Rechtliches und Uninteressantes

Prolog

KNIGHT

Fünf Jahre zuvor

»Wir die Jury befinden den Angeklagten in allen Anklagepunkten für schuldig«, antwortete die Kleine, die gerade vom Richter angesprochen worden war.

Ein Knurren rollte meine Kehle hinauf.

Was zum Fick hatte ich denn falschgemacht, dass die Wichser mich schnappen konnten?

»Erheben Sie sich!«, verkündete der Gerichtsdiener.

Ich stand auf, obwohl ich dem alten Hund im Talar keinen Respekt entgegenbringen wollte.

»Der Angeklagte Knight Ashton Kingsbury wird zu einer Haftstrafe von fünfundzwanzig Jahren verurteilt. Die Haft ist sofort anzutreten und der Angeklagte nach Crest Hill ins Stateville Correctional Center zu überbringen, wo er der höchsten Sicherheitsstufe unterliegt. Dem Angeklagten wird wegen der Schwere seiner Schuld jede Chance auf Bewährung verwehrt.«

Ich schnaubte. »Wichser.« Aufgebracht sah ich meinen Anwalt an. »Sie sagten, dass Sie mich rausboxen!«

»Die Beweise, die gegen Sie vorliegen, sind erdrückend, Mr. Kingsbury«, hielt er dagegen, hob sogar abwehrend die Hände.

»Das waren Indizienbeweise!« Ich erkannte, dass der Penner eine Scheißangst vor mir hatte. »Sie werden noch von mir hören, Mr. Morales.«

»Kommen Sie«, sagte ein Cop und legte seine dreckigen Griffel an meine Schulter.

Ich trug einen Overall des Gefängnisses, in dem man mich schon seit Monaten einsperrte. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll, dennoch erhob ich mich und ging langsam mit ihm zur Tür. Die Hand- und Fußschellen ließen keine großen Schritte zu. Als er mich zur Tür neben dem Zeugenstand führte, schaute ich noch einmal in den Gerichtssaal, ich sah die Kleine, deren Familie ich vor einiger Zeit ins Jenseits befördert hatte, und zwinkerte ihr zu.

Sie würde noch von mir hören.

Ganz sicher.

* * *

Stunden später saß ich in meiner Zelle – Einzelhaft. Jedoch war es mir lieber, als mir die Zelle mit einem dieser Schwächlinge zu teilen, die sonst noch hier einsaßen. Ich ließ meinen Blick schweifen.

Acht Quadratmeter und ein Klo, auf dem mir jeder beim Scheißen zusehen konnte.

Fuck, ich hoffte, dass Caden und die anderen mich hier rausholen würden, damit ich mich an Richter Kincaid und seiner Familie rächen konnte.

Ganz langsam würde ich sie ins Jenseits befördern und diesen korrupten Wichser erst in der Hölle wiedersehen.

Die Beweise waren fingiert, aber der Polizeichef, der Staatsanwalt und Kincaid hielten sie für erdrückend, konnten das sogar den Geschworenen weismachen, was mein Schicksal besiegelt hatte.

Meine Leute und ich hinterließen keine Beweise, aber die Bullen hatten mich lange auf dem Kieker und das war, was mich am Ende hierhergebracht hatte.

* * *

Harlow

HEUTE

Dieser Winter war die Hölle.

Seit Tagen war ich ans Haus gefesselt und konnte nicht hinaus. Seit Dads Geburtstag saß ich hier fest, dabei wollte ich zurück nach New York, um wieder arbeiten und zur Law School gehen zu können. Heute Morgen war ich duschen und innerhalb von Minuten war das Kondenswasser gefroren. Ich hatte im Bad festgesessen, denn mit dem Föhn hatte ich das Eis nicht schmelzen können. Jeder Tropfen, der hinabgelaufen war, fror wenige hinabgelaufene Zentimeter später wieder ein.

Dads Assistent, der heute im Haus geblieben war, hatte mich schließlich befreit, indem er sich so lange gegen die Tür geworfen hatte, bis das Eis gebrochen war. Nun hockte ich in meinem Zimmer, im Kamin brannte ein Feuer und ich hoffte, dass sich der Raum aufwärmen würde. Ich trug mehrere Paar Socken übereinander, Thermostrumpfhosen, Leggings, Jeans und drei Pullover sowie eine Strickjacke, aber es war trotzdem eiskalt im Haus. Die Heizung war ausgefallen, als die Temperaturen auf Minus fünfzig Grad gefallen waren. Und der Installateur würde erst heute Nachmittag kommen.

Dad war im Gericht, wo er sicher war, aber bald würde er nach Hause kommen. Dann würden wir miteinander essen. Wahrscheinlich musste ich mir dabei wieder anhören, was für eine Versagerin ich war, da ich nicht so gute Noten erzielte, wie er zu seiner Zeit – so lief es an jedem Abend, an dem wir miteinander aßen. Es war der Grund dafür, warum ich so selten wie möglich nach Hause kam. Ich hasste dieses Haus, meinen Vater und momentan auch mein Leben. Meine Freunde befanden sich in New York, ich war in Chicago und wegen der Kältewelle konnte ich nicht zurückreisen. Die Flughäfen hatten den Betrieb eingestellt und niemand ging auf die Straße, außer es war lebensnotwendig. Gestern hatte ich einkaufen müssen. Ich hatte mehrere Lagen Kleidung und drei Schals sowie mehrere Mützen und Handschuhe angezogen, um nicht zu erfrieren oder Weichteile einzubüßen, wie der Nachbar von gegenüber. In den Supermärkten war kaum noch etwas erhältlich, weil die Leute das Hamstern angefangen hatten, aber ich hatte nur ein paar Kleinigkeiten gebraucht, die ich noch ergattern konnte – unter Einsatz meines Lebens.

Ich legte das Buch zur Seite, stieg aus dem Bett und in meine warmen Hüttenschuhe, die ich aus New York mitgebracht hatte. Meine einzige Hoffnung war, dass die Kältewelle das Land bald aus ihren eisigen Klauen entlassen würde.

Als ich mein Schlafzimmer verlassen hatte, knallte es plötzlich. Es war ein Schuss, das wusste ich sofort, denn als Kind war ich häufig mit meinem Vater auf dem Schießstand. Dieses Geräusch war mir leider so vertraut, dass es mir Angst machte. Mein Herz nahm das Rasen auf, meine Gedanken kreisten wild um die Frage, was los war. Dummerweise siegte meine Neugier über den Überlebensinstinkt, infolgedessen machte ich mich auf den Weg nach unten. Carter, Dads Fahrer, war bewaffnet, ebenso die Sicherheitsleute, die Dad eingestellt hatte, nachdem man mehrere Attentate auf ihn verübt hatte. Glücklicherweise waren diese Menschen immer gescheitert, aber mein Vater des Öfteren im Krankenhaus gelandet.

»Da bist du ja, Süße«, sagte eine verzehrte Stimme, deren Besitzer eine Maske trug. So groß und muskulös, wie er war, war es sicher ein Mann.

Ich blieb abrupt stehen, machte noch auf der vorletzten Stufe kehrt und rannte wieder nach oben.

»Ich mag es, wenn meine Beute vor mir wegläuft!«, rief er amüsiert, sein Lachen klang roboterhaft.

Gerade erklomm ich die letzten Stufen, als ich am Knöchel gepackt und zu Fall gebracht wurde. Ich schlug hart auf den Boden auf, keuchte und trat nach hinten, aber meine Beine wurden festgehalten. »Lass mich los!«

»Ah, ah, ah«, erwiderte er, rief einen weiteren dazu und hielt meine Beine fest.

Wegen der Angst, die in mir aufgestiegen war, rebellierte mein Magen, aber es gelang mir, die Galle, die meine Kehle hinaufstieg, wieder hinunterzuschlucken. »Nimm die Finger weg!« Ein weiterer Versuch, mich von dem Gewicht des Fremden zu befreien, scheiterte.

»Halt ihre Beine fest, damit ich ihre Hände fesseln und sie knebeln kann. Danach tüten wir sie ein und bringen sie zu ihm.«

Zu wem sollten sie mich bringen?

Ich hatte niemandem etwas getan und mich immer an die Worte meiner Mutter gehalten, dass ich niemandem schaden soll.

»Harlow, wo bist du?«, hörte ich sie im nächsten Moment schreien.

»Mom!«, antwortete ich hysterisch. »Mom, hilf mir!«

»Deine Mom kann dir nicht mehr helfen, Kleines«, sagte der Kerl lachend und stellte seinen Fuß auf meinen Rücken, er drückte ihn zwischen meine Schulterblätter, womit er meinen Brustkorb auf die Kanten der Treppenstufen presste.

Ich keuchte. »Ich … habe doch gar nichts getan.«

»Aber dein Daddy«, erwiderte er, zog ruppig meine Arme nach hinten und fesselte meine Ellenbogen aneinander.

Wimmernd ließ ich es über mich ergehen. Wehren konnte ich mich nicht. Tränen wässerten meine Augen, als der Maskierte auf einmal in meinem Blickfeld erschien.

Er schnalzte mit der Zunge, mehrmals hintereinander, als wäre er enttäuscht von mir. Seine behandschuhten Finger glitten über meine Wange. »Wer wird denn da heulen?« Er gab einen amüsierten Laut von sich, zog etwas aus seiner Tasche und hielt es mir vor die Nase. »Du machst jetzt brav den Mund auf, sonst kriegt deine Mom eine Kugel in den Kopf, verstanden?«

»Lasst eure dreckigen Finger von meiner Tochter, ihr miesen Schweine!«, schimpfte Mom lautstark hinter uns.

Ein Schuss ertönte, der mich zusammenzucken ließ.

»Mom!«, schrie ich auf.

»Maul halten, alle beide!«, brüllte ein weiterer Mann.

Ich sah dem Maskierten entgegen. »Lebt sie noch?«, fragte ich verunsichert.

Er sah die Treppe runter, dann nickte er. »Und jetzt mach den Mund auf, Kleine.«

»Versprich mir, sie nicht zu verletzen.«

»Wenn du den Mund aufmachst, geschieht ihr nichts.«

Ich öffnete den Mund und er legte mir den Ballknebel an. Das Teil war so groß, dass mein Kiefer schmerzte, aber nun konnte ich mich nicht mehr bemerkbar machen. Außerdem wurden mir die Augen verbunden.

An meinen Haaren wurde ich hochgezogen, dann warf mich einer von ihnen über seine Schulter und trug mich nach unten.

»Wo bringt ihr meine Tochter hin?«, schrie Mom. »Wohin bringt ihr sie?«

Wieder ertönte ein Schuss, Mom verstummte und ich schrie gegen den Knebel an. Ich begann zu zappeln, doch keiner meiner Versuche fruchtete. Ich war ihnen ausgeliefert, hatte mich freiwillig in ihre Gewalt begeben, nachdem man mir versprochen hatte, meiner Mutter nicht zu schaden, aber jemand hatte sich darüber hinweggesetzt.

Plötzlich wurde mir auf den Hinterkopf geschlagen und ich fiel in die tiefschwarze Dunkelheit.

* * *

Ich wachte in einem Bett auf.

Langsam richtete ich mich auf und sah mich um, doch mein Blick war verschwommen, zudem hatte ich höllische Kopfschmerzen. Ich erkannte nichts als Farben, Flecken, die sich von anderen abhoben. Hier war es warm, wärmer als in meinem Elternhaus und ich versuchte fieberhaft, mich daran zu erinnern, was überhaupt geschehen war.

»Du bist wach.«

Ich zuckte zusammen, mein Sichtfeld wurde einfach nicht klarer. »Wer sind Sie?«

Dem Bett näherten sich Schritte, neben mir senkte sich die Matratze. »Jemand, der noch eine Rechnung mit deinem Vater offen hat.« Er sprach mit der gleichen Eiseskälte, wie sie vor diesen Mauern herrschte, womit er mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. Seine Stimme war tief, bedrohlich und mit diesem Mann war sicher nicht zu spaßen.

»Und … was habe ich damit zu tun?«, wollte ich wissen, hoffentlich erkannte er nicht, dass ich mich fürchtete.

»Du?« Seine Hand legte sich schwer auf meinen Oberschenkel, griff zu. Das Wimmern blieb mir wegen seines rauen Lachens im Hals stecken. »Du bist Daddys Liebling, sein ganzer Stolz und mit dir treffe ich ihn dort, wo es ihm am meisten wehtut.« Das Gewicht verschwand von meinem Bein, stattdessen griff er an meine Wangen und drückte sie ein. »Und du solltest tun, was ich dir sage, damit ich nicht die Geduld verliere. Verstehen wir uns?«

»Ah«, gab ich undeutlich zurück und deutete ein Nicken an, das mir wegen seines Griffs kaum möglich war.

»Ich sehe, du bist klug genug, mich nicht herauszufordern.« Er gab mein Gesicht frei und tätschelte meine Wange etwas zu fest.

»Ich … ich sehe nichts.« Meine Stimme zitterte, nun wusste er, dass ich voller Angst war. Sie verbiss sich in meinen Knochen, bereit dazu, mich nicht mehr freizugeben.

»Ist alles dunkel?«

»Verschwommen«, antwortete ich unruhig.

»Liegt sicher an dem Schlag, den du auf den Kopf bekommen hast. Leg dich hin, ruh dich aus, bis zum Essen sollte es besser sein. Wenn nicht, ist es dein Problem.«

Ich erkannte, dass er sich erhob. Er war ein großer grauer Fleck, zwischendrin ein wenig heller und ich glaubte, dass er schwarze Haare hatte. Jedoch konnte ich mir nicht sicher sein, da mich meine Augen im Stich ließen.

»Auf dem Stuhl liegt etwas zum Anziehen für dich. Darin will ich dich beim Abendessen sehen, nicht in diesen Bergen von Polyester und Wolle«, sagte er ernst.

Ich rutschte zur Bettkante und stellte die Füße auf den Boden. »Wo bin ich hier?«

Der mehrfarbige Fleck, der er war, näherte sich mir noch einmal, beugte sich vor und stützte sich links und rechts von meinen Schenkeln auf der Matratze ab. »Dort, wo man dich nicht finden kann.« Sein Duft umspielte meine Sinne und förderte Fantasien zutage, die in diesem Moment mehr als unpassend waren.

Ich schluckte gegen die Angst an, allerdings gelang es mir nicht, sie zu besiegen. »U… und wer bist du?«

»Knight.«

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. In meinen Erinnerungen suchte ich nach einem Mann namens Knight, der noch eine Rechnung mit Dad offenhaben könnte.

»Und du bist Harlow Kincaid, richtig?«

Ich nickte schnell.

»Also, Harlow Kincaid, wenn du tust, was ich dir sage, werden wir gut miteinander auskommen. Stellst du dich quer, werde ich dich deinem Vater häppchenweise zurückschicken. Ist das in deinem hübschen Kopf angekommen?«

»Ja«, sagte ich leise und senkte den Blick. Von dem Mut, den ich im Streit mit meinem Vater an den Tag legte, fehlte nun jede Spur.

»Braves Mädchen«, erwiderte er mit rauer Stimme, die meine Sinne vibrieren ließ.

»Meine Mom … ist sie …«

»Tot?«

»Ja.«

»Keine Sorge, es gab nur einen Warnschuss und sie wurde außer Gefecht gesetzt, aber sie lebt.«

Ich glaubte ihm nicht.

Mit einem Räuspern richtete er sich wieder auf. »Du wirst zum Abendessen abgeholt.«

Danach ließ er mich allein.

* * *

Knight

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Kleine so hübsch ist, und das stellte meine Selbstbeherrschung auf eine sehr harte Probe. Aber ich hatte sie in der Hand. Sie würde tun, was ich von ihr verlangte, denn in ihren blauen Augen hatte ich gesehen, dass sie ihr Leben noch nicht aushauchen wollte. Sie hatte Todesangst, die nutzte ich aus. Wegen ihres Vaters hatte ich fünf Jahre im Knast verbracht und meine Männer hatten die Kältewelle ausgenutzt, um mich rauszuholen. Das Überwachungssystem war ausgefallen und auf dem Außengelände waren keine Wachen, weil sie sonst erfroren wären, was die Chance meiner Männer war.

Caden, einer meiner besten Freunde, hatte den Trupp angeführt. Er hatte sogar dafür gesorgt, dass man Kincaid und dessen Familie im Auge behielt. So hatten wir erfahren, dass Richter Kincaids Tochter derzeit in der Stadt war. Und wegen der Kältewelle konnte sie nicht abreisen.

Nachdem ich davon erfahren hatte, hatte ich die Männer instruiert, sich keine Zeit zu lassen, sondern zuzuschlagen, sobald der Wichser außer Haus war. Der Dreckskerl sollte sich Sorgen machen, sterben vor Kummer, sobald er meine Visitenkarte fand, die ich immer in Form einer schwarzen Rose hinterließ.

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und ließ den Blick durch mein Büro schweifen. Mit achtzehn Jahren hatten Caden, River und ich genug davon für Chip zu arbeiten, also räumten wir ihn kurzerhand aus dem Weg und übernahmen die Führung in der Stadt. Wir machten Drogengeschäfte, schufen für andere Leute aus dem Weg und hatten noch einigen anderen Dreck am Stecken, der uns die Todesstrafe einbringen konnte. Und bisher hatte man mir nie etwas nachweisen können. Man hatte mich wegen einiger Indizienbeweise eingebuchtet. Mein Blick fiel auf den Schnellhefter vor mir.

Harlow Kincaid, prangte in schwarzen Lettern auf dem Pappdeckel.

Ich zog die Akte heran, in der alles stand, was ich über sie wissen musste. Ich schlug sie auf, warf einen Blick auf die Fotos, die sie in New York zeigten. Meine Leute hatten sie im Auge behalten, seit ihr Vater mich eingebuchtet hatte. Harlow war eine hübsche Frau, aber die Kleidung, die sie trug, wurde ihr nicht gerecht. Ich erkannte, dass sie sich darunter versteckte, zumindest nach Feierabend, denn in ihren Businesskostümchen war sie verdammt heiß. Sie studierte Jura, sicher um in die Fußstapfen ihres alten Herrn zu treten, und arbeitete als Gehilfin in einer Kanzlei eines ebenso erfolgreichen Arschlochs, wie ihr Vater eines war. Sie hätte mehr aus sich machen können, beruflich und optisch, aber vielleicht wollte sie das nicht.

Mein Blick fiel auf den Steckbrief, den Caden angefertigt hatte. Er war sicher nicht lückenlos, aber wenigstens hatte ich so erfahren, dass die Kleine fünf Jahre jünger als ich war. Sie war dreiundzwanzig, so alt wie ich, als ich in den Knast ging. Meine kriminelle Karriere begann, als ich sechzehn war. Caden, River und ich hatten die Schule geschmissen, um Geld zu verdienen, aber schnell festgestellt, dass man auf ehrliche Weise kein Vermögen anhäufen konnte. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf, bis Oktober 2013, als man mich geschnappt und in Untersuchungshaft gesteckt hatte. Es waren fingierte Beweise, die mich in den Knast gebracht hatten, denn ich hinterließ niemals DNA-Spuren, sondern immer nur eine schwarze Rose mit einem Tropfen Blut meines Opfers oder meiner Opfer. Manchmal tauchte ich sie auch in eine Blutlache.

Seit meinem Ausbruch vor zwei Wochen hatte ich mich allerdings bedeckt gehalten, denn ich wollte nicht riskieren, wieder einzufahren. Man suchte nach mir, um mich schnellstmöglich zurück in den Knast zu bringen, aber sie würden nur meine Leiche bekommen, sollten sie mich in die Ecke drängen.

Caden hatte dieses Haus hier unter falschem Namen gekauft. Mit der richtigen Summe Geld war jeder bestechlich, so auch die Makler in der Gegend. Wir befanden uns nördlich von Chicago, hier vermutete mich sicher niemand, und wenn doch, würden meine Männer wiederum die Cops erwarten. Hierher verirrte sich nur mal eine Streife und da meine Freunde immer unter dem Radar flogen, konnten sie den Bullen glaubhaft machen, dass sie mich nicht gesehen hatten.

Mein Blick fiel auf die Rolex an meinem Handgelenk. Noch zwei Stunden bis zum Abendessen und ich malte mir aus, wie ich Harlow weiter einschüchtern würde. Ich würde sie so sehr das Fürchten lehren, dass sie ihre jetzige Angst nicht mehr ernst nehmen würde.

Zufrieden lehnte ich mich zurück und atmete tief durch. Ich wusste nicht, wie lange ich brauchen würde, um die Kleine zu brechen, aber ich würde mir alle Zeit der Welt nehmen. Ihre Eltern starben sicher schon vor Sorge, doch das war mir völlig egal. Sie hatten es nicht besser verdient und ihre Mutter konnte froh sein, dass meine Männer sie nicht umgebracht hatten, obwohl ihr Befehl so lautete.

Es klopfte, einen Moment später kam Caden herein. »Warst du bei ihr?«

Ich nickte.

»Und?«

»Die Kleine sieht nur verschwommen.«

Er sah mich skeptisch an. »Dann war der Schlag mit der Pistole vielleicht ein wenig zu fest.«

»Dessen bin ich mir sicher.«

Caden setzte sich vor meinen Schreibtisch. »River ist zurück. Kincaid tobt und hat das Haus voller Cops, sie warten wohl auf einen Anruf oder eine Nachricht des Entführers.«

Ich lachte. »Er wird nichts von beidem bekommen.«

»Weiß ich.« Er räusperte sich. »Was hast du mit der Kleinen vor?«

Ich holte tief Luft. »Mal sehen. Momentan genieße ich, dass sie sich fürchtet. Ich sagte ihr, dass sie gleich in dem Kleid zum Abendessen kommen soll, das wir für sie bereitgelegt haben.«

»Meinst du wirklich, dass sie dieses knappe Teil anzieht?«

»Ich bin fest davon überzeugt, weil ich ihr sagte, dass ich sie in Scheibchen nach Hause schicke, sollte sie nicht tun, was ich von ihr verlange.«

Caden gab einen amüsierten Laut von sich. »Du willst sie einschüchtern und dann?«

»Mal sehen. Vielleicht lege ich sie flach, nach fünf Jahren ohne Frau wäre das angebracht.«

»Pass auf, dass du dich nicht in sie verliebst.«

»Keine Sorge, das wird nicht passieren. Ich will sie besitzen und wenn sie sich verliebt, ist das ein Vorteil für mich.«

»Und wann willst du den alten Kincaid unter die Erde bringen?«

»Sobald mir die Kleine aus der Hand frisst, damit ich ihm noch das Herz breche, bevor ich ihn umbringe.«

»Was ist mit ihrer Mutter?«, wollte er wissen.

»Haben wir ein Problem mit ihr?«, fragte ich hingegen.

»Sie war seine Sekretärin, als du eingebuchtet wurdest, und ich bin mir sicher, dass sie auch einigen Dreck am Stecken hat, wenn sie mit so einem korrupten Arschloch verheiratet ist.«

Daraufhin zuckte ich mit den Schultern. »Warten wir ab. Wenn sich herausstellt, dass sie an meinem Gefängnisaufenthalt nicht unbeteiligt ist, wird sie ebenfalls zur Hölle fahren.«

»Alles klar.« Er erhob sich. »Die Männer wollen wissen, was als Nächstes ansteht.«

»Wart ihr in letzter Zeit das Schutzgeld eintreiben?«

Er nickte.

»Haben wir Probleme mit irgendjemandem?«

»Diego Cortez macht Probleme und will mehr Geld für die Lieferungen aus Kolumbien.«

Ich schürzte die Lippen. »Dann stattet ihm einen Besuch ab und sagt ihm, dass man mich nicht aufs Kreuz legt. Sobald seine Männer erledigt sind, bringt ihn her und schafft ihn in den Keller.«

»Alles klar.«

Ich entschied mich anders. »Warte. Gib River den Auftrag, du wirst im Haus bleiben und die Kleine im Auge behalten.«

Caden schnaubte. »Soll ich jetzt ihren Babysitter spielen oder was?«

Übellaunig hob ich eine Augenbraue. »Du tust, was ich sage.«

»Komm mir nicht in dem Ton, du weißt, dass ich die letzten fünf Jahre alles zusammengehalten habe«, knurrte er.

Daraufhin erhob ich mich und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Du. Tust. Was. Ich. Dir. Sage!«, herrschte ich ihn an und knallte meine Smith & Wesson auf den Tisch. »Verstehen wir uns?«

»Na schön«, knickte er ein. »Was willst du zu Abend essen?«

»Tischt irgendwas Feines auf, damit sich die Kleine wie Zuhause fühlt.«

»Wo sollen wir das hernehmen?«

»Fahrt zu einem Restaurant und bestellt was zum Mitnehmen.«

»Na gut.« Er nickte mir zu, danach verließ er das Büro.

Ich ging um den Schreibtisch herum, an eines der Bücherregale und warf einen Blick hinein. Das Haus war mit allem Interieur verkauft worden, aber der Vorbesitzer hatte einen bescheidenen Buchgeschmack. Mir fehlten Klassiker wie Die Elenden oder Krieg und Frieden, hier befanden sich hauptsächlich Thriller und Liebesromane. Liebesromane würde die Kleine sicher lesen, um sich die Langeweile zu vertreiben, aber Thriller waren weniger meins. Ich durchschaute sie zu schnell, da mein Leben mir schon so einige Wendungen aufgezeigt hatte.

Kopfschüttelnd wandte ich mich ab und verließ das Büro. Ich würde duschen und mich umziehen, denn die Kleine sollte mich nicht in Jeans und Hemd sehen. Ich würde einen der Anzüge anziehen, die Caden besorgt hatte, immerhin sollte sie mich als Gentleman kennenlernen – vorerst. Sobald sie herumzickte, würde ich ihr meine andere Seite zeigen.

* * *

Ich saß im Esszimmer und wartete darauf, dass Caden sie zu mir brachte. Er hatte sie holen wollen, nachdem sie nach einem weiteren Hinweis von mir, wann und wo ich sie erwarte, nicht aufgetaucht war.

»Ich kann alleine gehen«, hörte ich sie sagen.

---ENDE DER LESEPROBE---