9,99 €
Trendgenre Sports-Romance, leichtherzig und auf den Punkt erzählt von der unverwechselbaren Katy Birchall unter dem Pseudonym Ivy Bailey Sadie hat nur ein Ziel: Sie will ihre Fußballmannschaft zur dritten Meisterschaft der Uni-Liga führen und ihren an Demenz erkrankten Vater damit stolz machen! Da kann sie Ablenkungen überhaupt nicht gebrauchen – erst recht nicht in Form des charmanten und unverschämt attraktiven Arlo Hudsons. Doch als der Trainer sie zum gemeinsamen Einzeltraining mit Arlo verdonnert, merkt Sadie schnell, dass das Herz nicht immer tut, was der Kopf ihm sagt. Und was passiert, wenn die beiden so viel Zeit miteinander verbringen? Verbessert sich ihre Technik – im Fußball? Oder im Küssen? Oder landet Sadie am Ende im Abseits? - Romantische Komödie zwischen Fußballplatz und Unicampus - Die perfekte Mischung aus »Ted Lasso« und »The Deal« von Elle Kennedy - Mit den Tropes Forced Proximity und Opposites Attract
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 276
Veröffentlichungsjahr: 2025
Ivy Bailey
Trendgenre Sports-Romance, leichtherzig und auf den Punkt erzählt von der unverwechselbaren Katy Birchall unter dem Pseudonym Ivy Bailey
Sadie hat nur ein Ziel: Sie will ihre Fußballmannschaft zur dritten Meisterschaft der Uni-Liga führen und ihren an Demenz erkrankten Vater damit stolz machen! Da kann sie Ablenkungen überhaupt nicht gebrauchen – erst recht nicht in Form des charmanten und unverschämt attraktiven Arlo Hudsons. Doch als der Trainer sie zum gemeinsamen Einzeltraining mit Arlo verdonnert, merkt Sadie schnell, dass das Herz nicht immer tut, was der Kopf ihm sagt. Und was passiert, wenn die beiden so viel Zeit miteinander verbringen? Verbessert sich ihre Technik – im Fußball? Oder im Küssen? Oder landet Sadie am Ende im Abseits?
Romantische Komödie zwischen Fußballplatz und Unicampus
Die perfekte Mischung aus »Ted Lasso« und »The Deal« von Elle Kennedy
Mit den Tropes Forced Proximity und Opposites Attract
Weitere Informationen finden Sie unter www.fischer-sauerlaender.de
Hinter dem Pseudonym Ivy Bailey verbirgt sich die Schriftstellerin und freiberufliche Journalistin Katy Birchall, die seit ihren Serienerfolgen »Plötzlich It-Girl«, »Emma Charming« und »Moon & Midnight« eine riesige Fangemeinde unter Kindern und Jugendlichen hat. Wie schon mit ihrem Roman »Undercover Bridesmaid« (Piper) beweist sie auch mit »Playing the Field« erneut, dass sie einfach für jede Zielgruppe genau den richtigen Ton trifft.
[Widmung]
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Nachspiel
Danksagung
Für die Löwin, die das ganze Land begeistert hat.
Und für alle zukünftigen Löwinnen dort draußen, die sich weigern aufzugeben.
Ihr schafft das!
Gerade packe ich die letzten Sachen ein, als Mum an die Tür klopft.
»Wie läuft’s denn so?«, fragt sie, kommt in mein Zimmer und stellt sich neben mich, um den ordentlich zusammengelegten Inhalt meiner Tasche in Augenschein zu nehmen. »Perfekt gepackt, wie immer.«
»Ich hatte die perfekte Lehrerin«, sage ich und stemme die Hände in die Seiten.
Sie greift nach dem Fußballtrikot ganz oben, um zu gucken, was darunter liegt. Als sie nichts als Sportkleidung entdeckt, hebt sie eine Augenbraue.
»Da bist du mal über ein verlängertes Wochenende zu Hause und hast nichts als Fußballsachen mitgebracht«, sagt sie.
»Was sollte ich denn sonst noch brauchen?«, necke ich sie.
Sie seufzt. »Sadie, genieß den Rest des Semesters, ja? Es ist wichtig, an der Uni auch ein bisschen Spaß zu haben. Du hast doch gerade erst angefangen zu studieren.«
»Wovon redest du? Das Semester hat mir doch bisher voll Spaß gemacht«, sage ich verwundert.
»Es klingt aber so, als hättest du in diesen ersten paar Wochen die Hälfte deiner Zeit in Vorlesungen verbracht und die andere Hälfte beim Fußballtraining«, sagt sie und zögert dann: »Nein, so stimmt das nicht, ein Drittel deiner Zeit in Vorlesungen und zwei Drittel beim Training.«
»Eher ein Achtel meiner Zeit in Vorlesungen«, korrigiere ich sie und grinse sie an.
Sie wirft mir einen vielsagenden Blick zu.
»War doch nur ein Witz, Mum«, sage ich und verdrehe die Augen. »Außerdem vergisst du, dass Fußballtraining für mich nicht unter Arbeit fällt. Für mich gibt es nichts Besseres. Für mich ist Fußball einfach … alles.«
»Genau das habe ich ja befürchtet«, gibt sie zu. »Ich will nicht, dass dir im Leben etwas entgeht, weil du so sehr damit beschäftigt bist, einen Ball über den Rasen zu treten.«
Die Art, wie sie das sagt, meine Sportart runtermacht, lässt mich das Gesicht verziehen.
»Du weißt doch, wie ich das meine«, sagt sie sanft. »Ich weiß, wie wichtig das für dich ist – und für mich ja auch; seit dem Tag, an dem ich deinem Vater begegnet bin –, aber auf der Uni geht es darum, Erfahrungen zu machen, Leute kennenzulernen. Auch ein bisschen Spaß zu haben. Ein paar der besten Jahre meines Lebens habe ich auf der Uni in Manchester verbracht, und zwar wegen der Freundschaften, die ich dort geschlossen habe.«
»Ich bin mit allen im Team befreundet«, verteidige ich mich. »Mehr Leute brauche ich nicht.«
Sie schenkt mir ein schiefes Lächeln. »Du klingst genau wie dein Dad.«
Mein Blick wandert zu dem eingerahmten Zeitungsauschnitt über meinem Schreibtisch. Er ist von 1989, und unter der Schlagzeile MCGRATH: DER HELD ALLER SCHOTTEN ist ein Foto von Dad auf dem Fußballfeld zu sehen: Den Arm in die Luft gereckt, den Kopf nach hinten geworfen, schwelgt er mit geschlossenen Augen im Siegesrausch, während zwei seiner Mannschaftskameraden ihn um die Taille fassen, um ihn nach oben zu heben. Das Foto fängt den Augenblick ein, als er gerade das dritte Tor für Schottland geschossen, das Spiel gewonnen und sein Team für die Fußballweltmeisterschaft qualifiziert hat.
»Ich will, dass er stolz auf mich sein kann«, gebe ich leise zu.
»Er ist stolz auf dich – das sind wir beide!«, ruft Mum aus, und bei der Vorstellung, ich könnte etwas anderes glauben, werden ihre warmen braunen Augen weit vor Schreck. »Sadie, du bist erst seit ein paar Wochen in Durham und bist schon jetzt die Kapitänin der Frauenfußballmannschaft der Uni-Liga – die jüngste aller Zeiten, vielen Dank auch.« Sie stupst mich an. »Wie hat dich dein Trainer genannt? Ach ja, seine Starstürmerin. Und wenn man bedenkt, dass du erst seit zwei Jahren richtig Fußball spielst!«
»Und glaube ja nicht, dass ich nicht gehört hätte, wie du das dem Typen aus der 22 erzählt hast, als du ihm neulich auf der Straße begegnet bist«, sage ich und kann mein Lächeln nicht unterdrücken. »Das war ja wirklich nett von dir, aber das interessiert bestimmt nicht all unsere Nachbarn.«
»Entschuldige mal, alle sollten sich dafür interessieren, wie begabt meine Tochter ist«, beharrt sie und hebt herausfordernd das Kinn. »Wenn überhaupt, beweist das nur, wie stolz wir auf dich sind! Aber, Sadie, wir sind immer stolz auf dich, egal ob auf dem Rasen oder nicht.«
»Das weiß ich doch«, murmele ich und nicke. »Aber Durham ist zweimal hintereinander Meister in der Nationalliga geworden, und wenn wir jetzt ein drittes Mal gewinnen würden, wäre das ein neuer Rekord …« – ich atme tief ein, habe die absurde Vorstellung, dass das, wenn ich es laut ausspreche, irgendwie Unglück bringt –, »und dann werde ich vielleicht gescoutet und kann Profifußballerin werden. Und wenn Dad das miterleben könnte, mitbekommen, dass ich das kann …« Ich muss schwer schlucken und bekomme noch leise heraus: »Das ist alles, was ich mir wünsche.«
Mit glänzenden Augen schiebt Mum mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. Solange ich zurückdenken kann, hat sie mich ermutigt, mein Gesicht zu zeigen, anstatt es hinter meinem langen rotbraunen Haar zu verstecken. Wir haben die gleiche Haarfarbe, aber während sie einen schulterlangen, glänzenden Bob hat, trage ich mein welliges Haar gerne lang. Als Kind war ich unglaublich schüchtern, hielt den Kopf immer gesenkt, damit mir mein Haar ins Gesicht fiel, wie ein Schild, der mich beschützt hat. Nur auf dem Fußballfeld binde ich es mir zurück.
Das ist der einzige Ort, wo ich keine Angst habe.
»Dad weiß, dass du das kannst«, sagt Mum und schenkt mir ein warmes Lächeln. »Auch, wenn er das manchmal vergisst. Tief in seinem Herzen weiß er das.«
Ich bin gefährlich nah dran, loszuheulen. Ich blinzele die Tränen weg und trete einen Schritt zurück. Dann räuspere ich mich, wende mich meiner Tasche zu und schließe den Reißverschluss.
»So, ich sollte mal los, sonst verpasse ich noch den Bus und erwische meinen Zug nicht mehr«, verkünde ich, nehme meine Tasche und hänge sie mir über die Schulter. Ich halte inne. »Aber danke, Mum. Für das Gespräch.«
Sie seufzt. »Wenn du weg bist, fühlt sich das Haus immer so leer an. Ich lasse die Tür zu deinem Zimmer immer geschlossen, sonst werfe ich dauernd einen Blick rein, in der Hoffnung, dass du dich da irgendwo versteckst.«
Ich lache in mich hinein, blicke mich in meiner kleinen Kammer um und frage mich, wo ich mich hier verstecken sollte. Mein Zimmer mag zwar winzig sein, aber ich liebe es. Dass ich unglaublich ordentlich bin, Unordnung verabscheue, schadet nicht, dadurch wirkt das Ganze minimalistisch und auch viel größer.
»Aber du bist ja bald wieder zu Hause«, ergänzt Mum und setzt ein Lächeln auf.
»Ja, klar. In ein paar Monaten ist ja schon Weihnachten.«
»Vielleicht bringst du nächstes Mal jemand mit«, sagt sie hoffnungsvoll und begleitet mich auf den Flur.
Ich stöhne. »Ach, Mum, fang nicht wieder damit an.«
»Was denn?«, fragt sie unschuldig und geht vor mir die Treppe runter. »Willst du jetzt etwa behaupten, dass man nicht gleichzeitig Fußball spielen und mit jemand ausgehen kann?«
»So was in der Art«, murmele ich.
»Da ist sie ja!«, verkündet Dad fröhlich, taucht am Fuß der Treppe auf und strahlt mich an. »Die Tasche sieht aber schwer aus. Was hast du denn da drin, Sadie, die Spüle?«
»Eher so hundert Paar Fußballschuhe«, witzelt Mum.
»Das ist nur leicht übertrieben«, kontere ich, setze meine Tasche im Hausflur ab, nehme meinen Mantel vom Haken an der Garderobe neben der Tür und ziehe ihn an. »Obwohl ich nichts dagegen hätte, hundert Paar zu besitzen.«
»Ich auch nicht«, sagt Dad und tauscht mit mir ein verschwörerisches Lächeln.
»Ich habe Sadie gerade gesagt, dass es zwar schön und gut ist, Fußballfanatiker zu sein – und bei Gott, ich habe einen davon geheiratet –, aber genauso wichtig ist es, sich auch mal zu amüsieren«, sagt Mum mit Nachdruck und wirft mir einen strengen Blick zu. »Sie kann nicht jeden Abend mit ihrem Team trainieren.«
»Ach, sie war immer schon zielstrebig«, sagt Dad stolz. »Sobald meine Sadie sich zu etwas entschlossen hat, gibt es kein Zurück mehr. Daran ist nicht zu rütteln. Auf dem Rasen war sie schon immer ein Naturtalent.« Er zeigt mit dem Finger auf mich. »Ich habe ja immer gesagt, du hättest früher anfangen sollen, aber du warst stur. Ich weiß noch, wie ich dich als kleines Mädchen mit zum Bolzen mitgenommen habe, und du wolltest es noch nicht mal versuchen.«
»Weil du mich zum Bolzen mit deinen ehemaligen Mannschaftskameraden mitgenommen hast, mit Profifußballern«, erinnere ich ihn. »Das hat mich ja so gar nicht unter Druck gesetzt. Ich hatte Angst, mich vor ihnen zum Deppen zu machen! Ich wusste, sie erwarten alle von mir, genial zu sein, weil ich deine Tochter bin. Ich wollte dich einfach nicht blamieren.«
»Nun, das spielt jetzt keine Rolle mehr, letzten Endes hast du es ja geschafft. So wunderbar, dass du nach deinem alten Herrn kommst. Da musst du aber in ganz schön große Fußstapfen treten«, ergänzt er augenzwinkernd.
Ich lächele ihn an. »Ich gebe mein Bestes.«
»Du musst los, Sadie«, ermahnt Mum mich, als sie auf die Uhr guckt. »Zeit, sich zu verabschieden. Wir wollen nicht, dass du zu spät kommst.«
»Wieso zu spät?«, fragt Dad mit gerunzelter Stirn. »Sie kommt nicht zu spät!«
»Doch, wenn sie noch lang hier rumsteht und quatscht, dann schon. Ich will nicht, dass sie hetzen muss, und wenn sie den nächsten Bus verpasst, hat sie kaum genug Zeit, ihren Zug zu erwischen.«
»Sie muss doch nicht mit dem Bus fahren«, erklärt Dad starrsinnig. »Ich fahre dich, Sadie. Dass du mit der schweren Tasche nicht unterwegs sein willst, kann ich verstehen. Ich fahre dich. Das ist kein Problem.«
Mum wirft mir einen besorgten Blick zu.
»Harry …«, hebt sie an.
»Die Schule ist doch gleich um die Ecke«, fährt er fort. »Da brauchen wir doch nur fünf Minuten oder so. Ich suche mal meine Schlüssel.«
»Dad …«, sage ich, aber er hört nicht zu, klopft sich die Taschen seiner Hose ab.
»Wo habe ich sie bloß gelassen?«, murmelt er vor sich hin.
»Harry«, sagt Mum sanft und greift nach seinem Arm. »Sadie ist nicht auf dem Weg zur Schule. Sie ist doch jetzt an der Uni. Sie fährt zurück nach Durham.«
Mit gerunzelter Stirn sieht er sie an.
»Sie ist doch im Sommer mit der Schule fertig geworden, als sie ihren Abschluss gemacht hat«, redet Mum weiter. »Und jetzt geht sie in Durham zur Universität, wo sie Kapitänin der Fußballmannschaft ist. Sie ist nur übers Wochenende hier gewesen, um uns zu besuchen, und jetzt muss sie ihren Zug kriegen.«
»Durham, ja, die Fußballmannschaft der Frauen«, nuschelt er so leise vor sich hin, dass ich ihn kaum verstehen kann. »Natürlich. Natürlich.«
Mir dreht sich der Magen um, als ich beobachte, wie er darum ringt, sich zurechtzufinden, wie seine anfängliche Verwirrung in Frustration umschlägt. Nach einer Weile hebt er den Kopf, um mich anzusehen, und gibt mit einem schwachen Lächeln und gerunzelter Stirn eine weiteres »Natürlich« von sich.
Mum streichelt seine Schulter, und dankbar legt er seine Hand auf ihre.
Demenz ist auch deswegen so grausam, weil sie in Schüben auftritt – in einem Augenblick ist alles in Ordnung, und dein Dad neckt dich liebevoll, wie er das immer schon getan hat, und im nächsten versucht er, sich verzweifelt daran zu erinnern, dass du vor ein paar Wochen angefangen hast zu studieren. Dadurch wiegt man sich in der Hoffnung, dass alles ganz normal ist, bis diese Illusion dann brutal zerstört wird.
Manchmal, wenn er er selbst ist, kann ich fast glauben, dass er nicht dement ist; dass die Diagnose falsch war und alles in Ordnung ist. Doch dann ist alles wieder da: die Gedächtnislücken und die Verwirrtheit, die Panik und die Frustration.
Wie immer nimmt Mum die Situation in die Hand, während Dad sich noch sammelt und ich danebenstehe, wie betäubt, ein falsches Lächeln aufsetze und mich einfach nur hilflos fühle. Nachdem sie uns in bewundernswert munterem Ton daran erinnert hat, dass wir keine Zeit mehr haben, leitet Mum den Abschied ein, und obwohl ich beide wie gewöhnlich umarme, drücke ich sie ein wenig fester und länger als sonst.
Mum versteht, warum.
»Wir kommen schon zurecht«, flüstert sie mir ins Ohr, als ich in ihren Armen liege.
Nachdem sie mich zur Tür hinausgescheucht hat, höre ich noch, wie sie zu Dad sagt, dass es Zeit für eine Tasse Tee ist, während ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle mache.
Als ich die Straße runtergehe, schwöre ich mir, noch härter als je zuvor zu trainieren, besonders weil die ersten Spiele der Saison näher rücken. Ich bin fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Dad auf dem Fußballfeld stolz auf mich sein kann, bevor es zu spät ist. Seit er seine Diagnose bekommen hat, träume ich davon, dass ein Scout mich entdeckt und unter Vertrag nimmt und ich Profifußballerin werde. Ich will, dass er mitbekommt, wie ich das erreiche, und nichts wird mich von meinem Traum abbringen.
Tut mir ja leid, Mum, aber da müssen andere Lebenserfahrungen einfach warten.
Als ich mich durch die Menschenmengen am Hauptbahnhof von Edinburgh schlängele, spüre ich ein paarmal, wie das Handy in meiner Tasche vibriert, aber erst, als ich im Zug bin und mich auf meinen Sitz fallen lasse, kann ich es rauszuziehen und meine Nachrichten lesen.
DFFC⚽🔥
Amy
Ich will einfach nur sterben
Schlimmster Kater meines Lebens
😭😣☠
Ella
Ich auch.
Wer hat eigentlich den ganzen Tequila bestellt?
Alisha
Hayley.
Hayley war das.
Ich trinke nie wieder was.
Maya
Hahahaha. Muss gerade an Amy beim Poledancing denken.
Amy
OMG
Hab ich ganz vergessen.
Hab mich schon gefragt, warum meine Oberschenkel so wehtun.
Maya
Für seine Kunst muss man eben leiden.
Amy
Die sind total aufgeschürft.
Hab ich wenigsten da oben gut ausgesehen?
Maya
SUPER!
Amy
Lügst du mich gerade an?
Maya
Nein.
Amy
Tust du wohl.
Alisha
Mir hat besonders gefallen, wie du dein Gesicht hinter der Stange versteckt hast und dann den Leuten auf der Tanzfläche »Kuckuck, wo bin ich?« zugerufen hast.
Amy
Was?
Was soll das heißen?
ICH HAB KUCKUCK GERUFEN?????????
Quinn
Morgen, ihr Bitches.
Wartet mal.
Wie spät ist es?!
Ich soll James zum Lunch treffen!!!
Ich bin so was von spät dran!!!
Maya
Na, so was.
Quinn ist spät dran.
Alisha
Was ’ne Überraschung.
Jade
😂
Quinn
Ihr könnt mich alle mal.
Jade
Klingt wie ein wunderbarer Abend! Schade, dass ich nicht dabei war.
Falls jemand Lust hat: Geh heute Abend aus.
Maya
Klingt gut. Katerbier 🍺
Amy
Was soll das heißen, ich hab »Kuckuck« gerufen?!?!
Hayley
Das mit dem Tequila war eine grauenvolle Idee.
Meine Schuld.
Aber falls euch das tröstet, ich bezahl gerade echt dafür.
Gehe heute Abend auch aus … 🍝🍸😉 🔥
Versuche, euch danach noch zu treffen. 💋XXX
Nach einer ziemlich ereignislosen Reise erreiche ich das Studentenwohnheim und gehe direkt auf mein Zimmer, um erst mal richtig anzukommen. Gerade bin ich mitten im Auspacken, als die Tür zu meinem Zimmer plötzlich aufschwingt.
»Will die mich verarschen?!?«
Ich sehe von der Schublade auf, in die ich gerade meine Kleider einsortiere, und sehe Jade mit einem mörderischen Gesichtsausdruck in der Tür stehen, das Handy in der Hand.
»Wer denn?«, frage ich und schiebe die Schublade zu.
Mit großen Schritten durchquert sie mein Zimmer und lässt sich auf mein Bett fallen.
»Ach, komm schon, Sadie«, sagt sie in ihrem typischen abgehackten Londoner Tonfall. »Ich bin es. Du musst nicht so tun, als würde es dir nichts ausmachen. Die ganze Zeit bin ich schon so was von sauer wegen dieser Nachricht und wollte unbedingt mit dir reden, aber ich war mit meinen Eltern Mittag essen und hatte keinen, bei dem ich mich auskotzen konnte. Bin ich froh, dass du wieder da bist – du hast mir dieses Wochenende echt gefehlt.«
»Du mir auch«, sage ich und schenke ihr ein warmes Lächeln. »Wie war es denn mit deinen Eltern? Wie nett, dass sie die weite Reise auf sich genommen haben.«
»Ja, es war in Ordnung. Sie sind von der Stadt echt begeistert. Dad hat mir ständig Vorträge über die historischen Orte gehalten. Ihr beide würdet euch bestimmt gut verstehen. Er war enttäuscht, als du nicht da warst, um mit uns Mittag zu essen – das gefällt ihm, dass ich mit jemand befreundet bin, die auch total auf Geschichte steht.«
»Ich stehe nicht auf Geschichte. Ich studiere einfach nur Geschichte.« Lachend schüttele ich mit dem Kopf.
»Und das nur, weil Fußball kein Studiengang ist«, murmelt Jade und schenkt mir ein wissendes Lächeln. »Jedenfalls haben wir in diesem Restaurant mit dem Degustationsmenü gegessen, und jetzt sind sie schon wieder auf dem Weg zurück nach London.«
»Das mit dem Michelin-Stern?«
»Genau. Es war gut«, sagt sie, abgelenkt von ihrem Handy.
Ich lächele vor mich hin. Für jemand wie Jade ist das keine große Sache, in so einem Restaurant zu Mittag zu essen. Sie ist das einzige Kind von unglaublich reichen Eltern, ist in einem wunderschönen Townhouse in Knightsbridge, London, aufgewachsen, mit Ferienhäusern in Cornwall und Frankreich. Mit ihren glänzenden blonden Haaren, Designerklamotten, perfekt manikürten Fingernägeln und ihrer gepflegten Aussprache ist sie immer tadellos zurechtgemacht und auf den ersten Blick wirklich einschüchternd.
Zufällig war sie die erste Person, die ich hier letztes Semester am Collingwood College kennengelernt habe, und ich hatte einen kleinen Panikanfall bei der Vorstellung, direkt neben so einer aufgeblasenen, verwöhnten Luxustante zu wohnen; aber ich war zu schnell mit meinem Urteil. Am Ende unseres ersten Abends ist mir klar geworden, dass ich gar nicht anders konnte, als mich mit ihr anzufreunden, weil sie so lustig und nett und warmherzig ist. Dass sie dann auch noch Fußball spielt und sich zusammen mit mir für die erste Liga qualifiziert hat, war das Sahnehäubchen. Und obwohl die Persönlichkeit nicht unbedingt widerspiegelt, in welcher Position man spielt, war es für mich keine Überraschung, dass Jade eine hervorragende Verteidigerin ist. Sie ist der fürsorglichste Mensch, den ich kenne.
»Wie war es denn zu Hause?«, fragt sie. »War es schön, schottischen Schafsmagen zu essen und Robert Burns vorzutragen?«
Ich pruste los. Das ist ein weiterer Grund, warum ich Jade so gerne mag: Sie drückt ihre Zuneigung aus, indem sie einen verarscht. Ich weiß inzwischen, dass man in ihrer Familie nicht groß über Gefühle redet, genauso wenig wie in meiner. Sich gegenseitig auf den Arm zu nehmen, ist, wie das zwischen uns funktioniert.
»Auf Klischees zurückzugreifen, ist eine sehr denkfaule Art von Humor«, sage ich ihr.
»Jaja.« Sie seufzt und sagt dann mit sanfter Stimme: »Können wir jetzt über Hayley reden?«
Allein beim Klang ihres Namens spüre ich einen Stich in der Brust und lasse mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen.
»Was ist mit ihr?«, frage ich bedrückt.
»Fangen wir doch mit dieser völlig unpassenden Bemerkung in unserer WhatsApp-Gruppe heute Abend an!«, ruft sie und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an.
Ich zucke mit den Schultern. »Sie hat geschrieben, dass sie heute Abend ausgeht.«
»Ja, inklusive einem Haufen Emojis, die ganz klarmachen, dass sie ein Date hat. Sag mir nicht, du hättest das anders interpretiert.«
»Natürlich nicht. Ich glaube, das haben alle so verstanden.«
»Und keine hat darauf reagiert, weil es einfach total mies ist.« Jade schäumt vor Wut. »Sie weiß doch, dass du in der Gruppe bist. Sie weiß, dass dich das verletzen wird. Sie hat es trotzdem gemacht. Was mich zu meiner ursprünglichen Frage zurückführt: Will die mich verarschen?«
Ich spiele mit dem Saum meines Tops, sehe auf meine Hände runter.
Das ist meine eigene Schuld. Ich hätte mich nicht auf eine Mitspielerin einlassen sollen. Das habe ich mir selbst eingebrockt. Hayley Ashton ist mir sofort aufgefallen. Es ist völlig unmöglich, sie nicht zu bemerken. Sie ist groß und auffallend schön mit ihren dicken, schwarzen Locken, glänzenden braunen Augen und unglaublich vollen Lippen. Sie ist Studentin im zweiten Jahr, hat schon letztes Jahr im Team mitgespielt, ist selbstbewusst und freundlich, und als der Trainer uns einander vorgestellt hat, hat sie mich angestrahlt. Bei diesem allerersten Training habe ich ein paar Tore geschossen, und am Ende ist sie zum Trainer gelaufen, hat gesagt »Die ist was ganz Besonderes« und mir dann zugezwinkert. Mein Herz hat einen Purzelbaum geschlagen, und ich bin rot angelaufen. Ich wusste nicht, was ich darauf entgegnen soll.
Als ich zur Spielführerin ernannt wurde, hatte ich Angst, dass welche aus dem zweiten Jahr sauer sein könnten, weil sie übergangen worden sind – dieses Jahr ist niemand aus dem dritten Studienjahr im Team dabei, es setzt sich hauptsächlich aus Studentinnen im zweiten Jahr und Erstis zusammen – aber Hayley hat dafür gesorgt, dass ich mich ganz schnell entspannen konnte, und hat in einer Bar in der Nähe eine Überraschungsparty für mich organisiert, damit das ganze Team meine Ernennung zur Kapitänin feiern konnte.
»Wir wussten alle, dass du die Richtige bist«, hat sie mir an diesem Abend gesagt, sich an mich gelehnt, damit sie über die Musik zu hören war, hat ihre weiche, warme Hand über meinen Arm gleiten lassen. »Du bist einzigartig, Sadie. Und wir sind alle fest davon überzeugt, dass du uns dieses Jahr zu unserem nächsten Sieg führen wirst.«
Sie stand so nah neben mir, dass ich kaum noch Luft bekommen habe.
Ich war so was von verknallt ihn sie, aber ich wusste, dass ich diese Gefühle abschütteln musste. Es war unprofessionell, und ich konnte mich auf dem Spielfeld nicht von einer Mitspielerin ablenken lassen. Ich bin schließlich die Kapitänin. Ich muss verantwortungsbewusst handeln. Aber ich habe mich so sehr zu ihr hingezogen gefühlt, und als sie mir klargemacht hat, dass das auf Gegenseitigkeit beruht, war die Versuchung einfach zu groß. Zuerst haben wir unsere Beziehung geheim gehalten. Während ich keinen Hehl daraus mache, dass ich bisexuell bin, hatte sie noch nie zuvor ein Mädchen geküsst und brauchte Zeit, um ihre Gefühle zu sortieren; außerdem wussten wir beide, dass es vielleicht der Stimmung in der Mannschaft nicht guttun könnte. Zum Glück brauchte sie aber nicht viel Zeit, sich zu sortieren, und die Mannschaft hatte überhaupt kein Problem damit – wir sind alle so oft zusammen ausgegangen, insofern hatten die anderen es sowieso schon mitbekommen.
Aber wie sich herausgestellt hat, war es zu schön, um wahr zu sein. Nach nur drei Wochen hat sich die Beziehung abgekühlt. Sie wurde distanziert und kalt, und als ich sie darauf angesprochen habe, hat sie sich entschuldigt und gesagt, sie würde gerne mit mir befreundet bleiben. Mit der Rechtfertigung, dass es ihr nie ernst gewesen war.
Sie hatte recht. Es war ja nur für ein paar Wochen und nie die Rede davon, dass wir nicht auch mit anderen ausgehen oder so. Wir haben unseren Spaß miteinander gehabt. Nie ist bei mir der Eindruck entstanden, es könnte mehr als das sein, was es war. Doch manchmal habe ich die leise Hoffnung gehabt, die Beziehung könnte sich irgendwo hinbewegen. Mit Hayley unterwegs zu sein, war berauschend: Sie ist klug und laut und lustig – egal, wo man auch ist, sie erregt immer Aufmerksamkeit. Von jemand wie Hayley abserviert zu werden, ist absolut fürchterlich. Immer steht sie im Mittelpunkt, ist die Alleinunterhalterin, zieht die Menschen in ihren Bann wie das Licht die Motten, während ich im Schatten bleibe und, wie alle anderen, nur zugucken kann.
Ich weiß, dass es für das Team schwierig gewesen ist, aber nach unserer Trennung habe ich dafür gesorgt, mich auf dem Spielfeld nicht anders zu verhalten als vorher, immer zu lächeln und mich in ihrer Anwesenheit ganz normal zu verhalten, wenn wir alle zusammen abends ausgegangen sind. Wenn sie vor meinen Augen mit irgendwelchen Typen geflirtet hat, habe ich die mitleidigen Blicke der anderen mit einem Lachen abgetan und ihnen versichert, dass es mir egal wäre. Es war doch nur eine Affäre!
Aber ich war wohl etwas zu überzeugend. Hayley stellt ständig ihr reges Liebeslieben fröhlich vor mir zur Schau. Wenn überhaupt, bringt mich das dazu, mich nur noch auf Fußball zu konzentrieren.
»Sadie«, spricht Jade mich jetzt mit sorgenvoll gerunzelter Stirn an, »Alles okay? Diese Nachricht in die Gruppe zu schreiben, war echt nicht fair von ihr.«
»Ich habe doch gesagt, alles in Ordnung«, betone ich und versuche, locker zu klingen. »Das zwischen mir und Hayley ist Geschichte. Es ist ihr gutes Recht, mit anderen Leuten auszugehen.«
»Sie muss das aber nicht in unsere Gruppe schreiben. Das ist einfach nur gemein.«
»Es ist nur gemein, wenn sie glaubt, mich dadurch verletzen zu können, und ich habe ihr gesagt, dass ich keine Gefühle mehr für sie habe. Genauso wie sie keine mehr für mich hat.« Ich muss schwer schlucken. »Ach, komm, Jade, wir sind nur drei Wochen miteinander ausgegangen. Das war wirklich keine große Sache.«
»Ihr wart drei Wochen lang Tag und Nacht zusammen, auch an der Uni, das ist wie eine dreijährige Beziehung«, hält Jade hochmütig dagegen. »Ich verstehe ja wirklich, dass du so tun willst, als wäre nichts gewesen, um vor der restlichen Mannschaft stark zu wirken. Aber wenn du darüber reden willst, kannst du mir alles sagen. Kannst heulen, wüten, Fotos von ihr mit Sachen bewerfen – egal, alles, was dafür sorgt, dass es dir besser geht. Ich bin immer für dich da.«
»Danke schön«, sage ich und lächele sie an. »Aber es gibt nichts zu sagen. Sie ist single. Ich bin single. Wir sind Freundinnen und Mannschaftskameradinnen. Das war’s.«
»Ich weiß sowieso nicht, wieso du sie überhaupt so toll fandest«, sagt Jade und rümpft die Nase. »Ich verstehe ja, dass sie hübsch ist, aber die ist so was von selbstbezogen, dass es wehtut. Im Vergleich zu ihr wirkt Narziss bescheiden.«
Ich muss lachen. »Was? Jade! Das stimmt nicht! So was kannst du nicht sagen.«
»Ich kann sagen, was immer ich will«, entgegnet Jade und wirft sich das Haar über die Schulter. »Sie hält sich für so toll, aber das ist sie nicht, und du musst sie mal von ihrem Sockel runterholen. Du hast echt was Besseres verdient.«
»Aber klar«, sage ich sarkastisch.
»Hast du dich mal angeschaut? Du schottische Schönheit mit dem flammenden Haar?«
Ich greife nach einem Stift auf meinem Schreibtisch und bewerfe sie damit. »Ach, halt die Klappe.«
»Ich werde es dir beweisen.« Sie lacht, weicht dem fliegenden Stift aus und wirft ihn zurück. Ich fange ihn mit meiner Linken. »Lass uns heute Abend ausgehen, und dann wirst du sehen, wie dich alle anschmachten. Du kannst das Kleid tragen, das ich letzte Woche gekauft habe – es ist atemberaubend und wird hinreißend zu deinen Haaren und deinem durchtrainierten Körper passen.«
»Ich wollte eigentlich heute Abend ein bisschen trainieren«, gebe ich zu und werfe einen Blick auf den Fußball in der Ecke. »Dieses Semester hängt eine Menge von unserem Team ab. Wenn wir Meister in der Uni-Liga werden, dann …«
»… schreiben wir als erstes Team Geschichte, weil wir dreimal hintereinander die Nationalliga gewonnen haben, bla, bla, bla«, unterbricht sie mich. »Ja, vielen Dank, Kapitänin McGrath, das habe ich schon zehn Millionen Mal von Trainer Hendricks gehört. Es ist nur ein Abend, Sadie. Na, komm schon, du hast mich schon das ganze Wochenende allein gelassen. Du schuldest mir einen Abend.«
Ich seufze. »Na gut. Aber nur, weil du es bist.«
»Yay!«, ruft sie, kraxelt von meinem Bett runter und wirft ihre Arme um mich. »Wir machen richtig einen drauf! Du wirst es nicht bereuen.«
Der Abend fängt vielversprechend an. Jade legt sich echt ins Zeug – während wir uns zu Beyoncé auf voller Lautstärke in ihrem Zimmer zurechtmachen, füllt sie immer wieder unsere Drinks auf, und dann machen wir uns in bester Laune und ein wenig beschwipst auf den Weg zur Osbourne-Bar.
Ich hatte zuerst etwas Bedenken gehabt, mir Jades wunderschönes, aber winziges tief ausgeschnittenes schwarzes Kleid zu leihen; aber die Drinks haben mir genug Selbstvertrauen gegeben, es anzuziehen und zu meiner entblößten Haut zu stehen. Kombiniert habe ich das Ganze mit schwarzen Stiefeletten mit klobigen Absätzen und einer Lederjacke. Ein paar der Fußballmädchen sind schon in der Bar, und da Jade unsere Pläne mit der WhatsApp-Gruppe geteilt hat, warten sie mit einer Flasche Prosecco auf uns. Wir sitzen zusammen, lachen und unterhalten uns und genießen unsere Drinks, bis die Musik irgendwann so gut ist und wir einfach tanzen müssen.
Ich genieße den Abend so sehr, dass ich vollkommen vergesse, dass Hayley gerade auf einem Date ist, bis sie auftaucht – mit ihm im Schlepptau.
»Oh mein Gott«, keucht Amy fassungslos und starrt die beiden an, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnen und auf uns zukommen, »ist das etwa Dylan?«
Dylan Carson. Im zweiten Studienjahr, Torwart und Kapitän der Männermannschaft und dafür bekannt, ein arroganter Schnösel zu sein. Seine Selbstsicherheit kommt nicht von ungefähr – mit seinen zurückgestrichenen blonden Haaren, stechend blauen Augen und hohen Wangenknochen sieht er aus, als wäre er einer Abercrombie & Fitch-Werbung entstiegen – doch er redet am liebsten über sich selbst und trägt absichtlich zu kleine T-Shirts, um mit seinen Muskeln zu protzen.
»Ich muss ja zugeben, dass ich ihm nicht widerstehen könnte«, hat Jade mir mal gesagt, als sie ihn nach einem gemeinsamen Training abgecheckt hat: Nach einem geschossenen Tor hatte er sich das T-Shirt vom Leib gerissen und wie ein Lasso um seinen Kopf geschwungen. »Aber danach würde ich mich hassen.«
Mit einem selbstgefälligen Lächeln im Gesicht zieht Hayley Dylan an der Hand hinter sich her und klimpert mit den Wimpern. Sie lassen los, um ihre jeweiligen Freundeskreise zu begrüßen, Dylan gesellt sich zu einer Gruppe Jungs, während Hayley ein paar Mädchen um den Hals fällt. Während sie sich mit Amy unterhält, guckt sie auf und sieht mich, begrüßt mich mit einem Lächeln, und dann wandert ihr Blick zu Dylan. Er begegnet ihrem Blick und zwinkert ihr zu, was seine Freunde natürlich sofort mitkriegen und ihn gnadenlos aufziehen.
»Dylan Carson«, flüstert mir Jade ins Ohr und sieht alles andere als beeindruckt aus. »Ganz schöner Abstieg.«
»Er ist heiß«, sage ich und kippe mir den Rest meines Drinks runter.
»Ich nenn so was Notstopfen«, sagt sie. »Bis der Abend vorbei ist, wird sie total gelangweilt von ihm sein.«
Hayley und Dylan sehen aber so gar nicht gelangweilt aus; tatsächlich scheinen sie völlig versessen aufeinander zu sein. Sie flüstern und kichern, küssen und tanzen den ganzen Abend lang. Ich versuche, gar nicht erst hinzugucken, aber sie machen es mir nicht gerade einfach, besonders, als sie so wild knutschen, dass sie rückwärst in mich reinstolpern, ich Jade anrempele und sie ihren Drink verschüttet.
»Ich hole dir noch einen«, biete ich ihr schnell an, als ich ihren wütenden Gesichtsausdruck sehe, während die zwei überhaupt nichts mitbekommen haben und schon wieder weitergezogen sind. Ich zeige auf mein leeres Glas. »Ich wollte sowieso an die Bar.«
Ich versuche, mir einen Weg durch das Gedränge an der Bar zu bahnen, werde hin und her geschubst, weil alle nach vorne wollen, und schiebe mich allmählich immer näher ran, während die armen Barkeeper sich bemühen, mit den vielen Bestellungen hinterherzukommen. Als ich endlich an der Bar stehe, quetsche ich mich in einen schmalen Spalt und stütze die Ellbogen fest auf den Tresen, um meine Position zu halten. Dann stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um den Blick eines der Angestellten auf mich zu ziehen.
Nachdem sie einen Drink ausgehändigt hat, sieht mich eines der Mädchen hinter der Bar und lehnt sich in meine Richtung. Gerade öffne ich den Mund, um meine Bestellung aufzugeben, da drängelt sich ein Typ neben mich und schiebt meinen Ellbogen weg.
Er bestellt seine Drinks mit amerikanischem Akzent, zwinkert dem Mädchen zu und ruft dann »Danke!«.
Fassungslos sehe ich, wie die Barkeeperin rot wird und sich sofort an seine Bestellung macht. Ich piekse ihn in die Schulter.