Plötzlich wach! 2: Mit Dracula im Dunkeln munkeln - Maja von Vogel - E-Book

Plötzlich wach! 2: Mit Dracula im Dunkeln munkeln E-Book

Maja von Vogel

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Beschreibung

Das Geheimnis der Familie Wunderlich? Sie erwecken Wachsfiguren zum Leben! BAND 2: Annemie und Leo brauchen Hilfe! Klassenfiesling Mio macht ihnen das Leben ganz schön schwer. Wie gut, dass im Wachsfigurenkabinett von Oma Fritz die Wachsfiguren lebendig werden – und Oma gerade nicht da ist. Ob Dracula helfen kann? Kurzerhand wecken Annemie und Leo den Fürsten der Finsternis. Doch es stellt sich heraus: Dracula ist ein totaler Angsthase! Und dann kommt auch noch Oma Fritz zurück … Liebevolle Figuren, witzige Dialoge, schnelle und aufregende Handlung: diese neue Buchreihe ist für Fans von "Bitte nicht öffnen", "Im Zeichen der Zauberkugel" oder "Die Unlangweiligste Schule der Welt"!

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Maja von Vogel

Plötzlich wach! – Mit Dracula im Dunkeln munkeln

Mit Bildern von Anne-Kathrin Behl

 

Das Geheimnis der Familie Wunderlich?

Sie erwecken Wachsfiguren zum Leben!

 

Annemie und Leo brauchen Hilfe! Klassenfiesling Mio macht ihnen das Leben ganz schön schwer. Wie gut, dass im Wachsfigurenkabinett von Oma Fritz die Wachsfiguren lebendig werden – und Oma gerade nicht da ist. Ob Dracula helfen kann? Kurzerhand wecken Annemie und Leo den Fürst der Finsternis. Doch es stellt sich heraus: Dracula ist ein totaler Angsthase!

Und dann kommt auch noch Oma Fritz zurück …

Wohin soll es gehen?

Personenvorstellung

Buch lesen

Viten

Im Kellergewölbe war es dunkel und kühl. Kein einziger Sonnenstrahl hatte je die feuchten Steine berührt und mit seiner Wärme aufgeladen. Hier unten gab es kein Tageslicht und die Temperatur betrug konstant zehn Grad.

Die perfekte Umgebung für einen Vampir.

Graf Dracula harrte reglos in der Dunkelheit aus, die nur vom grünen Schein der Notbeleuchtung erhellt wurde. Früher hatten hier Weinflaschen, Kartoffeln und Weckgläser mit eingekochtem Obst und Gemüse gelagert. Aber das war lange her. Heute nannten sie diesen Ort den Gruselkeller. Und das nicht ohne Grund.

Die Nase des Vampirs zuckte. Die dunkelhaarige Schöne, die direkt vor ihm stand und im wahrsten Sinne des Wortes zum Anbeißen aussah, würdigte er keines Blickes.

Er wartete. Und lauschte.

Plopp!

Ein Wassertropfen fiel von der Decke auf den Steinboden.

Krrsshh!

In der Folterkammer raschelte es. Mäuse? Oder wetzte der Henker seine Messer?

Draculas Nasenflügel bebten, als er einen ganz besonderen Duft wahrnahm. Noch nie zuvor hatte er so etwas gerochen. Er fuhr mit der Zunge über seine spitzen Eckzähne.

Zögernde Schritte ertönten auf dem Gang. Sie kamen näher. Der Graf ging in Position. Sein schwarzer Umhang bauschte sich. Jeder Muskel war angespannt. Er blickte zur Tür, ohne zu blinzeln. Gleich war es so weit!

Er war bereit.

Fledermäuse bedeuteten nichts Gutes.

Zumindest in Gruselfilmen.

Deshalb griff ich vorsichtshalber tief in die Chipstüte, als mehrere Fledermäuse über den Bildschirm flatterten. Knabberzeug ist gut für die Nerven. Und gute Nerven konnte man bei diesem Film wirklich gebrauchen.

Leider war die Tüte leer.

Ärgerlich stieß ich Leo mit dem Ellenbogen in die Seite. „He, du hast die ganzen Chips aufgefuttert!“

Leo kaute mit vollen Backen. „Sorry“, nuschelte er. „Hatte noch kein Abendessen.“ Er trank einen Schluck aus seiner Limoflasche, den Blick gebannt auf den Bildschirm geheftet.

Es war der letzte Abend der Sommerferien. Leo und ich hatten es uns mit Knabbersachen, Getränken und Mamas altem Laptop auf meinem Bett bequem gemacht, während draußen vor meinem Fenster langsam die Sonne hinter den Hausdächern unterging.

Dracula, Fürst der Finsternis.

Ein Grusel-Klassiker, den man gesehen haben musste. Behauptete zumindest Leo. Ich stand ja eher auf Märchenfilme, aber das war mir etwas peinlich, weshalb ich es lieber für mich behielt.

Auch wenn Leo und ich uns noch nicht lange kannten, fühlte es sich irgendwie so an, als wären wir schon ewig befreundet. Was vielleicht daran lag, dass wir in der kurzen Zeit so viel erlebt hatten, dass es für einen ganzen Monat reichte. Mindestens.

„Cooler Film, oder?“ Leo leckte sich über die fettigen Lippen. „Pass auf, jetzt wird’s spannend.“

In diesem Moment verwandelte sich eine der Fledermäuse in eine hochgewachsene Gestalt mit bleichem Gesicht und spitzen Eckzähnen. Ich zuckte zusammen. Hilfe! Ich brauchte Nervennahrung – sofort!

Seufzend erhob ich mich, wischte ein paar Krümel von meiner Jeans und ging in die Küche, um Nachschub zu holen. Aber im Küchenschrank herrschte gähnende Leere. Abgesehen von einer angebrochenen Dose mit gesalzenen Erdnüssen. Ich rümpfte die Nase. Mit Erdnüssen kann man mich jagen.

„Ich geh mal kurz runter zu Oma Fritz“, rief ich Leo vom Flur aus zu. „Vielleicht hat sie noch Chips.“

„Soll ich auf Pause drücken?“

„Nicht nötig, bin gleich wieder da.“

Rasch schlüpfte ich in meine geliebten Monsterkrallen-Hausschuhe und verließ die Wohnung.

Vor zwei Wochen waren meine Eltern und ich von unserem Heimatdorf an der Küste zu meiner Oma in die Stadt gezogen. Oma Fritz lebte in einem riesigen alten Kasten, bewohnte darin allerdings nur eine winzige Wohnung im Erdgeschoss. Wir waren unter das Dach gezogen. Den Rest des Hauses bevölkerten mehr als einhundertfünfzig Wachsfiguren. Sie waren die Attraktionen von Wunderlichs Wachsfigurenkabinett, einem ganz besonderen Museum, das seit vielen Generationen im Besitz unserer Familie war.

Was ich auch erst vor Kurzem erfahren hatte: Oma Fritz’ Wachsfiguren sahen nicht nur unglaublich lebendig aus, sie konnten auch buchstäblich lebendig werden! Wie das genau funktionierte, hatte ich noch nicht rausbekommen. Ich wusste nur, dass eine spezielle Wachsmischung und ein magisches Glasauge eine wichtige Rolle spielten. Oma Fritz war nämlich nicht nur die Besitzerin des Museums, sondern auch Hüterin der Wachsfiguren. Mehr hatte sie mir leider nicht verraten, weil all diese Dinge streng geheim waren. Deshalb wollte ich unbedingt mehr über das große Geheimnis meiner Familie herausfinden – je eher, desto besser!

Die Stufen der alten Holztreppe knarrten, als ich nach unten flitzte, so schnell es meine unförmigen Hausschuhe zuließen. Ansonsten war es still. Ein friedlicher, beschaulicher Sommerabend. Das Museum hatte heute pünktlich um 18.00 Uhr geschlossen. Mama saß noch im Büro und arbeitete sich in die Buchhaltung ein. Oma Fritz hatte sie als Geschäftsführerin eingestellt, weil ihr die Arbeit im Museum über den Kopf wuchs. Kein Wunder, sie war schließlich nicht mehr die Jüngste. Und hatte seit einiger Zeit Herzprobleme, weshalb Stress gar nicht gut für sie war.

Als ich den Treppenabsatz erreichte, ertönte ein Scheppern von draußen. Wie erstarrt blieb ich stehen und lauschte. Drehte Oma Fritz eine abendliche Runde durch den Garten? Ich trat an das gekippte Fenster. Warme Sommerluft wehte durch den Spalt. Der kleine Garten, der sich von einer hohen Mauer umgeben hinter dem Haus befand, lag im Schatten. Die Dämmerung kroch bereits zwischen die Büsche und unter den Fliederbaum, der im Frühling so wunderbar duftete.

Da! Eine Gestalt huschte am Gewächshaus entlang, umrundete die Kräuterspirale, in der Oma Fritz’ heiß geliebte Pfefferminze wuchs, und verschwand aus meinem Blickfeld. Kurz darauf quietschte die Hintertür und unten waren Schritte zu hören.

„Oma?“, rief ich leise.

Keine Antwort.

Eine Gänsehaut kroch über meine Arme. Wer schlich dort herum? In meinem Kopf ertönte die düstere Klaviermusik aus dem Dracula-Film. Ich meinte, einen Atemzug im Nacken zu spüren, und fuhr herum.

Niemand da.

Hastig lief ich die Treppe wieder hinauf und flüchtete mich in die Sicherheit unserer Wohnung. Leo saß immer noch auf meinem Bett und sah seelenruhig fern. Als ich mir den Laptop schnappte und auf Pause drückte, warf er mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

„He! Ich sollte den Film doch nicht anhalten!“

„Unten ist jemand! Im Garten!“, flüsterte ich.

„Wieso flüsterst du? Das war bestimmt deine Oma.“ Leo grinste. „Oder hast du etwa Angst vor Vampiren?“

„Quatsch!“ Ich schüttelte den Kopf. Vampire gab es nur in Filmen oder Büchern. „Da war eine Gestalt im Garten! Und sie ist durch die Hintertür in unser Haus gekommen.“

„Dann lass uns nachschauen!“ Leo sprang auf. „Ist bestimmt cool, nachts durchs Wachsfigurenmuseum zu laufen.“

„Allerdings.“ Früher hatte ich Oma Fritz oft in den Ferien besucht. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war es gewesen, nach Einbruch der Dunkelheit Streifzüge durchs Museum zu unternehmen. „Aber das ist nichts für schwache Nerven …“

Leo grinste. „Meine Nerven sind aus Stahl.“

Ich verdrehte die Augen. Typisch! Leos Angeberei war einer der Gründe gewesen, warum ich ihn erst ziemlich doof gefunden hatte. Und seine schlechten Witze. Doch dann war die Queen verschwunden und Leo hatte mir geholfen, sie aufzuspüren. Erst dachten wir, die Wachsfigur sei gestohlen worden, bis wir Ihre Hoheit quietschfidel im Café entdeckten, wo sie sich ein englisches Frühstück schmecken ließ. Holy moly!

Es war gar nicht so leicht gewesen, die Queen ins Museum zurückzubringen, denn sie hatte leider ganz andere Pläne gehabt. Aber schließlich hatten wir es geschafft – und dabei nebenbei das streng geheime Familiengeheimnis der Wunderlichs aufgedeckt.

Die Suche hatte uns zusammengeschweißt und inzwischen musste ich zugeben, dass Leo eigentlich ganz okay war.

Na gut, vielleicht fand ich ihn sogar richtig nett.

„Komm endlich, du Schnecke!“ Leo stand schon in der Tür.

Okay, ich korrigiere: Meistens fand ich ihn nett.

Auf Socken schlichen wir die Treppe hinunter. Ich versuchte, so vorsichtig wie möglich aufzutreten, damit die Stufen nicht knarrten. Die Monsterkrallen-Hausschuhe hatte ich ausgezogen. Sie waren zwar superbequem, aber für heimliche Erkundungsgänge nicht wirklich geeignet. Auf dem Treppenabsatz warf ich einen Blick aus dem Fenster.

„Da!“

In der Dämmerung des Sommerabends huschten zwei Schatten durch den Garten auf das Haus zu. Ich legte einen Finger an die Lippen und Leo nickte. Wir machten keinen Mucks. Unten quietschte die Tür, dann Geflüster, Rascheln und Schritte.

So leise wie möglich liefen wir die ausgetretenen Stufen hinab. Früher war diese Treppe nur von Dienstboten benutzt worden. Die Herrschaften waren über die breite, hübsch geschwungene Treppe mit dem gedrechselten Geländer im vorderen Teil des Hauses in ihre Gemächer spaziert. Dort befand sich heute das Museum. Hinten waren Oma Fritz’ Wohnung, die Werkstatt, mehrere Abstellräume und der Zugang zum Garten.

Unten angekommen hörten wir gerade noch, wie die Tür am anderen Ende des Flurs zufiel.

„Sie gehen ins Museum!“, wisperte ich.

„Vielleicht fanatische Wachsfiguren-Fans, die eine Mondschein-Tour durchs Museum machen wollen“, witzelte Leo.

„Oder Einbrecher. Ich sag Oma Fritz Bescheid. Sie muss die Polizei rufen!“

Ich sauste den Flur entlang und riss die Tür zu Oma Fritz’ Wohnung auf. Sie schloss nie ab, weil sie an das Gute im Menschen glaubt. Das hatte sie jetzt davon.

„Oma?“, rief ich leise.

Keine Antwort. Alles war dunkel. Auch in der Werkstatt brannte kein Licht. Verdammt! Wo steckte sie nur?

„Niemand da“, stellte Leo fest.

„Dann müssen wir die Sache eben selbst in die Hand nehmen“, beschloss ich.

Wir verließen die Wohnung, flitzten durch den Flur und schlüpften auf Zehenspitzen ins Museum. Hier war die Stille beinahe mit Händen zu greifen. Der Parkettboden glänzte grünlich im Licht der Notbeleuchtung. Von einem breiten Korridor gingen mehrere Türen ab. Im Vorbeigehen warf ich einen Blick in die Bibliothek der ehemaligen Bundeskanzler. Helmut Schmidt saß im schwindenden Dämmerlicht in seinem Lieblingssessel, eine Zigarette in der Hand. Neben ihm Helmut Kohl, der in ein Gespräch mit Angela Merkel vertieft war. Als die alte Standuhr zu schlagen begann, zuckte Leo zusammen.

„Nerven aus Stahl, was?“, murmelte ich.

Leo grinste verlegen. „Du hast gut reden. Du bist hier ja quasi zu Hause.“

Trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl. Nicht wegen der Wachsfiguren. Die waren mir so vertraut, dass sie fast wie Freunde für mich waren. Aber heute Nacht hielten sich noch andere Personen im Museum auf. Fremde, die vermutlich keine guten Absichten hatten. Wo trieben sie sich herum? Und was wollten sie hier?

Plötzlich öffnete sich hinter uns die Tür zum Korridor, durch die wir gerade das Museum betreten hatten. Blitzschnell packte ich Leos Arm und zog ihn in den Märchensaal. Keine Sekunde zu früh.

Mein Herz klopfte bis zum Hals, während wir hinter Dornröschens Himmelbett in Deckung gingen. Um die Holzpfosten rankten sich künstliche Rosen und über dem Bett spannte sich ein Baldachin aus goldenem Stoff. Dornröschen lag mit geschlossenen Augen auf dem weißen Daunenkissen und schlief tief und fest. Dass offenbar eine ganze Einbrecherbande im Museum ihr Unwesen trieb, ließ sie völlig kalt.

Ganz im Gegensatz zu mir.

Ich krallte meine Finger in die Seidendecke und hielt die Luft an. Leo zerquetschte fast meinen Arm. Hastige Schritte näherten sich. Hatten die Eindringlinge uns gesehen? Würden sie kommen, uns hinter dem Bett hervorzerren und an den bösen Wolf verfüttern? Oder uns mit Schneewittchens vergiftetem Apfel in einen tausendjährigen Schlaf befördern?

Die Schritte wurden lauter. Zwei Schatten huschten an der geöffneten Tür vorbei. Sie zischelten einander etwas zu. Leider konnte ich kaum etwas verstehen.

„Zu spät … beeilen … Keller“, schnappte ich auf.

Dann waren sie vorbei.

„Ist hier abends immer so viel los?“, flüsterte Leo. „Scheint ja eine komplette Fußballmannschaft zu sein.“ Sein Griff um meinen Arm lockerte sich ein wenig.

Stumm schüttelte ich den Kopf. Was hatte das zu bedeuten? Planten die Einbrecher einen großen Coup und waren deshalb mit Verstärkung angerückt?

Oder ging es um etwas ganz anderes?

Leo und ich verließen unser Versteck und folgten den beiden. Vorbei an der Wissenschaftsabteilung mit Albert Einstein, Madame Curie und Charles Darwin und am Thronsaal, in dem die englische Königsfamilie Hof hielt. Zielstrebig durchquerten die Eindringlinge das Erdgeschoss und verschwanden die enge Wendeltreppe hinab in den Keller.

Leo starrte auf das Schild, das über der Treppe hing und den Museumsbesuchern den Weg wies.

„Gruselkammer? Im Keller?“

Ich nickte. „Eine der beliebtesten Abteilungen des Museums. Willst du lieber oben warten? Nicht dass du nachher Albträume bekommst.“

„Quatsch, ich doch nicht!“ Entrüstet schüttelte Leo den Kopf, aber sein linkes Auge zuckte nervös.

Auf Zehenspitzen schlich ich die Wendeltreppe hinunter. Leo war dicht hinter mir. Mit jedem Schritt wurde es dunkler. Auch im Keller brannte nur die Notbeleuchtung und verbreitete ein seltsames grünliches Licht.

Ein schmaler Gang mit niedriger Decke führte in einen gewölbeartigen Raum. Die Gruselkammer. Ich gab Leo ein Zeichen und wir versteckten uns hinter der Wachsfigur von Hulk, die gleich neben dem Eingang stand und mit ihren breiten Schultern eine gute Deckung abgab. Neben uns grinste Frankensteins Monster mit seinem von wulstigen Narben durchzogenen Gesicht. Ich linste an Hulk vorbei. In der Mitte des Raums spielten drei Zombies Karten, dahinter lauerte Lord Voldemort mit gezücktem Zauberstab. Graf Dracula beugte sich durstig über eine junge Schöne mit langem schwarzem Haar und Chucky die Mörderpuppe hatte ihr Messer gezückt.

„Wo sind sie?“, flüsterte Leo.

Ich ließ den Blick durch den Raum wandern, aber abgesehen von den Wachsfiguren konnte ich niemanden entdecken. Die Eindringlinge waren verschwunden.

„Das gibt’s doch nicht!“, zischte ich. „Der Raum ist eine Sackgasse, er hat nur eine Tür. Sie müssen hier irgendwo sein!“

„Vielleicht hat Voldemort sie weggezaubert.“ Leo versuchte ein Grinsen. Er war etwas blass um die Nase, was aber auch an dem grünen Licht liegen konnte.

„Haha.“ Ich wollte meine Deckung gerade verlassen, als Schritte hinter uns auf dem Gang ertönten. Rasch duckte ich mich wieder hinter Hulks breites Kreuz.

Zwei Frauen betraten die Gruselkammer. Rasch durchquerten sie den Raum, ohne die Wachsfiguren eines Blickes zu würdigen, und steuerten auf die hinterste Ecke des Kellergewölbes zu. Dort befand sich die Nachbildung einer mittelalterlichen Folterkammer, die mit Gitterstäben und einem Vorhang vom restlichen Raum abgetrennt war. Eine der Frauen öffnete die vergitterte Tür, bevor beide hinter dem Vorhang verschwanden. Es raschelte, ein leises Schaben, dann: Stille.

Mit angehaltenem Atem warteten wir. Die Sekunden wurden zu Minuten. Irgendwann mussten die Frauen doch wieder rauskommen! Aber nichts passierte.

„Haben die sich in Wachsfiguren verwandelt, oder was?“, fragte Leo schließlich.

„Keine Ahnung. Los, wir sehen nach.“

Wir verließen unser Versteck und sausten zur Folterkammer. An den Gitterstäben hing ein Schild.

„Achtung! Dieser Teil des Museums ist für Kinder unter sechs Jahren ungeeignet“, las Leo halblaut vor.

Ich schob den Vorhang beiseite und schlüpfte durch die Gittertür, die nur angelehnt war.

Leo trat neben mich und verzog das Gesicht. „Boa, das ist ja voll eklig!“

Ich nickte. „Zum Glück leben wir nicht mehr im Mittelalter.“