Pornografiekonsum von Jugendlichen - Erik Fischer - E-Book

Pornografiekonsum von Jugendlichen E-Book

Erik Fischer

0,0

Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2016 im Studium der Sozialen Arbeit im Fachbereich Bildung und Erziehung, Note: 1,0. Frankfurt University of Applied Siences (Frankfurt am Main), Sprache: Deutsch Auszug aus der Einleitung: Die Verfügbarkeit von Pornografie ist allgegenwertig. In dieser Arbeit soll die damit einhergehende Sorge vor einer verwahrlosten Generation hinterfragt werden. Zunächst wird im ersten Abschnitt ein Überblick über das Thema Pornografie gegeben und sich in diesem Zusammenhang mit der Definitionsproblematik auseinandergesetzt. Im zweiten Abschnitt wird die Internetpornografie in den Blick genommen. Dabei soll das aktuelle Konsum- und Nutzungsverhalten von Jugendlichen dargestellt und deren Motivationen erläutert werden. Im nächsten Abschnitt wird der Frage nachgegangen, wie sich Pornografie auswirken kann (Pornografiewirkung) und mit Bezug auf verwendete Studien bei Jugendlichen ausgewirkt hat (Wie wirkt sich Pornografie auf Jugendliche aus?). Auf den Umgang mit der Thematik in Bezug auf Eltern, Lehrer und/oder auf Fachpersonal der Jugendarbeit wird im vorletzten Abschnitt eingegangen und mögliche Handlungsempfehlungen gegeben. Abschließend wird ein Fazit gezogen und eigene Standpunkte dargestellt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 79

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Pornografie? – Ein Überblick

2.1 Eine Frage der Definition (Definitionsproblematik)

2.2 Pornografie im Wandel der Zeit

2.3 Verbreitungsformen für Pornografie des aktuellen Marktes

2.4 Pornografie im StGB

3. Internet/Pornografie

3.1 Unterschied zu anderen Medientypen

3.2 Konsum von Internetpornografie und Nutzverhalten

3.3 Konsummotivationen

4. Pornografiewirkung

4.1 Mögliche Pornografiewirkung auf Erwachsene

4.2 Wie wirkt Pornografie auf Jugendliche?

4.2.1 Wird Pornografie als realitätsnah wahrgenommen?

4.2.2 Wahl der Pornografie – Was wird gemocht? Was wird abgelehnt?

4.2.3 Wie bewerten Mädchen Pornografie?

4.2.4 Pornografie als Aufklärungs- und Inspirationsquelle

4.2.5 Einfluss auf das Frauen- und Männerbild

4.2.6 Setzt Pornografie unter Druck?

5. Bedeutung für die Sozialen Arbeit

5.1 Umgangsstrategien der Erwachsenen in Bezug auf Jugendsexualität

5.2 Kommunikation über Pornografie

5.3 Pädagogische Handlungsempfehlungen

6. Abschließende Worte

Literaturverzeichnis

Ich möchte darauf hinweisen, dass aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur eine Geschlechtsform verwendet wird (z.B. Sozialarbeiter). Natürlich ist auch die jeweils andere Geschlechtsform damit angesprochen.

1. Einleitung

Porno. Selten ruft ein Begriff beim Einzelnen so unterschiedliche Emotionen, Zuschreibungen, Meinungen oder gar Urteile hervor, wie es bei Pornografie der Fall ist. Ein Begriff der polarisiert. Wird dieser Begriff mit dem der Jugend in Verbindung gesetzt, so könnte man meinen, steigert sich diese Polarisierung. So wurde Aufgrund der technischen Weiterentwicklung des Internets und der verstärkten Verbreitung pornografischer Inhalte im Web 2.01 in Kombination mit dem gestiegenen digitalen Nutzverhalten Jugendlicher die öffentliche Sorge einer Generation Porno laut. Eine pornografisierte Generation, die Aufgrund des Überangebots an sexuellen und pornografischen Inhalten zunehmend verwahrlost und den Bezug zur Liebe als Teil einer erfüllten Sexualität verlieren würde2. Der medial geprägte Begriff der Pornografisierung3 ist auf zwei ineinandergreifenden Entwicklungen bezogen. Zum einen, dass Pornografie – durch das Internet – an Verfügbarkeit und Nutzung zugenommen hat, im Mainstream angekommen ist und sich so, zum anderen, im Alltag (z.B. Porno als Jugendwort) oder in der Pop-Kultur (z.B. Porno-Rap, sexualisierte Werbung etc.) wiederfindet4.

Insbesondere der erste Punkt – der zunehmende Pornografiekonsum Jugendlicher – und die in diesem Zusammenhang ausgesprochene Warnung vor einer verwahrlosten Generation5 soll in dieser Arbeit hinterfragt werden. Zunächst wird im ersten Abschnitt ein Überblick über das Thema Pornografie gegeben und sich in diesem Zusammenhang mit der Definitionsproblematik auseinandergesetzt (Kapitel 2 – Was ist Pornografie? – ein Überblick). Im zweiten Abschnitt wird die Internetpornografie in den Blick genommen (Kapitel 3). Dabei soll das aktuelle Konsum- und Nutzungsverhalten von Jugendlichen dargestellt (Kapitel 3.2) und deren Motivationen (Kapitel 3.3) erläutert werden. Im nächsten Abschnitt wird der Frage nachgegangen, wie sich Pornografie auswirken kann (Kapitel 4 – Pornografiewirkung) und mit Bezug auf verwendete Studien bei Jugendlichen ausgewirkt hat (Kapitel 4.2 – Wie wirkt sich Pornografie auf Jugendliche aus?). Auf den Umgang mit der Thematik in Bezug auf Eltern, Lehrer und/oder auf Fachpersonal der Jugendarbeit wird im vorletzten Abschnitt (Kapitel 5) eingegangen und mögliche Handlungsempfehlungen (Kapitel 5.3) gegeben. Abschließend wird ein Fazit gezogen und eigene Standpunkte dargestellt (Kapitel 6 – Abschließende Worte).

1 Definition: „durch die Mitwirkung der Benutzer[innen] geprägte Internetangebote“ (DUDEN 2016a).

2 (vgl. KLEIN 2015, S. 17)

3 Hierzu z.B.: (STEFFEN 2014): Porn Chic: Die Pornifizierung des Alltags; (BRUNSCHWEIGER 2013): Fuck Porn! Wider der Pornografisierung des Alltags

4 (vgl. DÖRING 2011b, S. 229)

5 z.B. (SIGGELKOW/BÜSCHER 2010): Deutschlands sexuelle Tragödie. Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist.

2. Was ist Pornografie? – Ein Überblick

Um sich näher mit dem Thema des Pornografiekonsums von Jugendlichen auseinanderzusetzen, muss zunächst die Frage geklärt werden, über welche Form bzw. welche Art Pornografie gesprochen wird. In diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen, wie Pornografie als Begriff zu definieren ist, bzw. welche unterschiedlichen Definitionen und Zuschreibungen mit dem Pornografiebegriff einhergehen können.

2.1 Eine Frage der Definition (Definitionsproblematik)

Ursprüngliche Bedeutung

Die Wortherkunft von Pornografie stammt aus dem altgriechischen und setzt sich aus den Wörtern „pórnē »Hure« oder pórnos »Hurer« und gráphein »schreiben«, »zeichnen«“6 zusammen. Somit wurde mit dem ursprünglichen Begriff der Pornografie das Schreiben über Huren/Hurern bzw. das Beschreiben von Hurerei beschrieben7.

Negativbehaftung

Eine grundlegende Problematik bei der Auseinandersetzung mit der Pornografie bzw. deren Definition ist, dass der Begriff selbst bereits einer starken Negativbehaftung ausgesetzt ist. Dabei unterliegt der Begriff Pornografie moralischen wie ästhetisch bewertenden Zuschreibungen. Pornografie wird verallgemeinert als etwas Schlechtes gesehen, während die Erotik bzw. erotische Darstellungen eher zu akzeptieren sind. Wertende Definitionen sind in diesem Zusammenhang vor allem deshalb kritisch zu sehen, da sie auf unterschiedlichen Geschmacks- und subjektivem Werteempfinden beruhen und dadurch auch eine allgemeingültige Abgrenzung zwischen Erotik und Porno nicht deutlich werden kann8. Diese sind sowohl im umgangssprachlichen Bereich, sowie in der fachlichen Auseinandersetzung zu finden. Dadurch können manche Definitionsversuche bereits moralische Bewertungen angehaftet sein, die eine weitere wertfreie Betrachtung der Pornografie schwierig machen9.

Subjektivität

Darüber hinaus ergibt sich ein weiteres Problem für eine allgemeingültige Pornografie-Definition daraus, dass es innerhalb einer Gesellschaft und dem alltäglichen Leben unterschiedliche Auffassung gibt, welche Darstellungen bereits als pornografisch empfunden bzw. in diesem Zusammenhang der Pornografie zugeordnet werden und welche nicht. Für den einen kann bereits eine Aktfotografie, die Aufklärungsseiten der BRAVO oder der PLAYBOY als pornografisch empfunden werden, während dies für den anderen nicht der Fall ist10.

Hajok (2013) beschreibt das medienwissenschaftliche Verständnis von Pornografie als „jene expliziten Darstellungen menschlicher Sexualität (..), in denen das sexuelle Verhalten von jeder denkbaren Zusammensetzung der handelnden Akteure ausgeführt wird und die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen Aktivität betont werden“11. Inhaltlich wird bei dieser Perspektive auf Pornografie in erster Linie von heterosexuellem Sex ausgegangen, der in Nahaufnahme der Geschlechtsorgane ohne notwendige Handlung dargestellt und insbesondere in Zusammenhang mit dem Bedienen von Geschlechterstereotypen und/oder dem darstellen von Sex-Mythen einhergeht12.

Dennoch lässt sich Pornografie trotz aller Schwierigkeiten der Definitionsfindung folgenden Kriterien bzw. Motivationen zuschreiben:

Pornografie kann das Interesse von Menschen wecken, polarisieren und ruft unterschiedliche Reaktionen hervor. Darüber hinaus können sexuelle Bedürfnisse, Fantasien, Wunschvorstellungen angesprochen werden, die sonst aus unterschiedlichen Gründen nicht ausgelebt werden können. Des Weiteren hat Pornografie das Ziel seinen Betrachter sexuell zu erregen. Dabei sind die Grenzen zwischen unterschiedlichen Darstellungsformen sexuellen Inhalts fließend. Trotz aller öffentlichen Tabuisierung ist die Pornoindustrie einer der größten Märkte, insbesondere seit dem digitalen Zeitalter und erfreut sie sich großer Nachfrage13.

Auch wenn es nach Starke14 keine allgemeingültige Definition von Pornografie geben kann, ist dennoch von großer Bedeutung bei der Auseinandersetzung mit dem Pornokonsum von Jugendlichen zumindest eine Grundlage zu erhalten, was unter Pornografie in diesem Zusammenhang verstanden werden kann. Denn: Pornografie ist vielfältig. Wichtig ist hierbei vor allem, was Jugendliche selbst unter dem Begriff Porno bzw. Pornografie verstehen. Hierzu haben Grimm, Rhein und Müller (2011) in ihrer Studie die Frage nach der Kategorisierung und Definition von Pornografie an die männlichen und weiblichen Fokusgruppen gestellt.

So unterteilen die Fokusgruppen der Jungen bei ihrer Definition von Pornografie diese in zwei Bereiche. Zum einen wird medial hauptsächlich die Videoform als pornografisch empfunden, während Fotos eher als erotisch angesehen und nicht der Pornografie zugeordnet werden. Zum anderen wird ihre inhaltliche Definition von pornografischem Material mit der Darstellung von sexuellen Handlungen zusammengefasst. Hierbei ist sowohl der Sex mit Partner als auch Masturbation miteingeschlossen. Handle es sich bei den Darstellungen lediglich um nackte Körper wird dies eher als erotisch empfunden15.

Die weiblichen Fokusgruppen nehmen bei der Befragung eine eher wertende Haltung ein. Pornografie, welche sich durch hohe Nacktheit und schamlose Direktheit auszeichnet, wird in diesem Fall eher mit dem Begriff nuttig oder billig gleichgesetzt und werden als übertrieben empfunden. Dennoch stellen die Mädchen fest, dass diese Grenzziehung subjektiv ist und unterschiedlich gezogen werden kann. Dem gegenüber werden indirekte Darstellungen eher als ästhetisch empfunden und der schönen Erotik bzw. dem Softporno zugeordnet. Inhaltlich wird Pornografie ebenfalls mit dem gezeigten Geschlechtsverkehr von der Erotik abgegrenzt16.

2.2 Pornografie im Wandel der Zeit

Bei der Beschäftigung mit der Definition und deren Entwicklung in Bezug auf Pornografie, ist eine Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte unumgänglich. Dabei wird deutlich: Pornografie, bzw. sexuelle Darstellungen sind kein modernes Phänomen. Faulstich (1994) fasst die historische Entwicklung von Pornografie in 5 Phasen zusammen17:

Phase -

Frühgeschichte

: Es wird vermutet, dass Pornografie bereits in Form von Zeichnungen, Skulpturen, aber auch rituellen Handlungen stattfand. Im damaligen Verständnis wurden Pornografie und sexuelle Handlungen noch nicht voneinander getrennt und waren, so wird vermutet, Teil der Kultur.

Phase –

Antike

: In dieser Phase fand ein eher entspannter Umgang mit sexuellen und pornografischen Darstellungen statt. Sie wurde als natürlicher Bestandteil der weltlichen Darstellung verstanden. Pornografie gab es sowohl in Form von Texten, Skulpturen, sowie Theaterstücken und Versen, als auch in Erzählungen und Handlungsanweisungen didaktischer Natur.

Phase –

Mittelalter

: Die religiösen Werteund Moralvorstellungen der Kirche schafften es, den ehemals offeneren Umgang mit Pornografie und sexuellen Darstellungen zu unterbinden. Pornografische Theatervorführungen schienen nicht mehr zu existieren. Pornografie wurde als manipulativ wahrgenommen.

Phase –

Bürgertum

: Pornografie bekam eine neue Bedeutung während des 17. Jahrhunderts. Die staatlichen Reaktionen auf die neu entdeckte Faszination von Pornografie reichten von tolerierender Haltung, über Einschränkung durch Zensur, bis hin zur stärkeren Verboten aufgrund strenger Moralvorstellungen. Pornografie fand in diesem Zusammenhang immer stärker im Untergrund statt. Sowohl in Form von Printmedien, als auch der Malerei und dem Theater. Pornografie wurde immer stärker zu Protestzwecken eingesetzt.

Phase –

Visualisierung