Porterville - Folge 18: Versuchung - Raimon Weber - E-Book

Porterville - Folge 18: Versuchung E-Book

Raimon Weber

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Beschreibung

Was ist "Draußen"? Nach 17 Folgen kommt nun endlich das Finale von Porterville – die letzte Folge: "Versuchung" von Raimon Weber. Viel Spaß beim Lesen wünschen Ivar Leon Menger und das gesamte Autoren-Team.

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Seitenzahl: 50

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Folge 18

„Versuchung“

Raimon Weber

- Originalausgabe -

1. Auflage 2013

ISBN 978-3-942261-64-7

Lektorat: Hendrik Buchna

Cover-Gestaltung: Ivar Leon Menger

Fotografie: iStockphoto

© Verlag Psychothriller GmbH

www.psychothriller.de

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung, der Vertonung als Hörbuch oder -spiel, oder der Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen, Video oder Internet, auch einzelner Text- und Bildteile, sowie der Übersetzung in andere Sprachen.

Ein Buch zu schreiben, dauert Monate. Es zu kopieren, nur Sekunden. Bleiben Sie deshalb fair und verteilen Sie Ihre persönliche Ausgabe bitte nicht im Internet. Vielen Dank und natürlich viel Spaß beim Lesen! Ivar Leon Menger

1

Die Harmonie ist gestört. Es wird getuschelt. Ich gehöre nicht zu denen, die sich daran beteiligen, aber es ist unvermeidlich, dass mir die Gerüchte zu Ohren kommen. Gerüchte darüber, wohin sie verschwunden ist. Das Mädchen mit dem Namen Lilith.

Stimmt es, dass diese stolze und eigensinnige Frau mit dem tiefschwarzen Haar Benedict Rupert erzürnt hat?

Man sagt, dass sie die Ermächtigung besaß, sich in unmittelbarer Nähe von Mr. Rupert aufzuhalten, um durch ihn an die Seite des Namenlosen geführt zu werden. Lilith jedoch schlug diese unvergleichliche Ehre mutwillig aus. Obwohl der Junge wirklich vernarrt in sie war. Ein Privileg, das allen späteren Anwärterinnen verwehrt blieb. Bis Emily kam.

Auch wenn ich es niemals offen eingestanden hätte, ertappe ich mich bei dem unterschwelligen Wunsch, die Auserwählte zu sein und an der Seite des schönen Namenlosen zu stehen. Ehe ich die Villa verlasse, stelle ich den Korb ab und sehe mich nach allen Seiten um. Ich bin allein. Auf dem von Eichen umsäumten Vorplatz hockt nur der kleine Junge auf seiner Schaukel. Er beachtet mich nicht.

Ich kneife mich fest in den linken Oberarm. So lange, bis mir der Schmerz die Tränen in die Augen treibt. Das ist die selbst auferlegte Bestrafung für meine schlechten Gedanken. Ich darf nicht neidisch auf Emilys Glück sein. Schließlich bin auch ich eine Begünstigte. Benedict Rupert hat mir eine überaus wichtige Aufgabe anvertraut. Ich soll mich um Emily kümmern, eine aufrechte Freundin sein und ihr so bei der Eingliederung in unsere Gemeinschaft beistehen.

Zwar verbringt Emily viel Zeit mit diesem jungen Mann ohne Namen, aber ich habe das Gefühl, dass er ihr immer noch ziemlich fremd ist. Obwohl sie ihn sehr anziehend findet, wie sie mir gestand.

Der Korb, den ich bei mir trage, enthält einen besonders leichten Wein und frische Erdbeeren. Ich soll an einer schattigen Stelle hinter dem Haus ein Picknick für Emily und ihren, wie man ihn jetzt wohl bezeichnen muss, Freund vorbereiten.

Zwei kleine Mädchen sitzen am Ufer des Teichs, stecken ihre Ärmchen ins Wasser und spritzen sich gegenseitig nass.

Mit schnellen Schritten gehe ich zu ihnen. Eine von ihnen hat sich mittlerweile auf den Bauch gelegt und hält ihr Gesicht ganz nah an die Wasseroberfläche.

„Was macht ihr da?“, frage ich und kann den nervösen Unterton in meiner Stimme nicht unterdrücken. Ich selbst meide den Teich und würde mir wünschen, die Kinder würden das auch tun.

„Es werden immer mehr, Jorid“, sagt das eine Mädchen und taucht ihren Kopf kurz unter Wasser.

Ich stürze zu ihr und ziehe sie am Kragen zurück. Sie sieht erstaunt zu mir auf. Nasse Haarsträhnen hängen ihr ins Gesicht.

„Geht woanders spielen“, sage ich zu den beiden Mädchen.

„Aber die tun doch nichts“, protestiert jetzt die andere.

„Geht woanders spielen!“, wiederhole ich mit Nachdruck.

Murrend ziehen sie davon. „Jorid ist eine Spielverderberin!“, höre ich sie maulen.

Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und beuge mich ein Stück über den Rand des Teiches.

Das Wasser ist so klar, dass ich sehen kann, wie die Biester mit ihren Körpern zuckende Bündel bilden. An einigen Stellen bedecken sie den Grund als eine schwarze Masse, die immer in Bewegung ist und ständig neue Formen annimmt.

Ein Exemplar löst sich, schießt so plötzlich auf mich zu, dass ich mit einem spitzen Schrei zurückschrecke.

Die Mädchen haben Recht. Der Teich beherbergt immer mehr Schlangen.

Emily und ihr Freund treffen zum vereinbarten Zeitpunkt ein. Ich habe eine blitzsaubere weiße Decke auf der Wiese ausgebreitet. Zwischen den Schälchen mit den Erdbeeren und den Weingläsern liegen rote und violette Blütenblätter.

Die Zwei halten einander an den Händen und sehen wie ein Liebespaar aus. Emily trägt ein rosafarbenes Kleid und einen gleichfarbigen Sonnenhut. Er beschränkt sich wie üblich auf weite Shorts und ein T-Shirt. Als er hier auftauchte, war er nackt. Ich nehme an, dass ihm Benedict Rupert im Laufe der Zeit deutlich machte, dass dieser Zustand nicht schicklich ist. Wohl fühlt sich der stattliche Bursche in seiner Kleidung allerdings nicht. Ständig zupft er an der Hose und kratzt sich ausgiebig unter dem Hemd. Ich hörte, dass er ab und zu seinem Drang nach Freiheit folgt und das Anwesen verlässt, um ohne lästige Kleidung durch die Wälder zu streifen. Schon lange halten sich Gerüchte, dass es dabei immer wieder zu Begegnungen mit einer rätselhaften, gleichfalls nackten Frau kommt, die von den Älteren unter uns die Andere genannt wird.

„Hallo, Jorid!“, begrüßt mich Emily. Ihr Begleiter schenkt mir ein schiefes Lächeln. Er gehört zu den schweigsamen Typen.

Ich frage mich schon die ganze Zeit über, woher er stammt. Seinem Benehmen nach garantiert nicht aus Porterville. Bleibt also nur Jamestown. Ich lebe nun seit über drei Jahren in der Gemeinschaft von Benedict Rupert, aber ich bin mir sicher, ihn damals nicht in Jamestown bemerkt zu haben.

Seltsamerweise hat er keinen Namen. Wenn man ihn darauf anspricht, zuckt er nur ratlos mit den Schultern.

„Können wir uns ein wenig unterhalten?“, bittet mich Emily und greift nach meiner Hand.

Ihr Begleiter hockt sich ins Gras, schenkt sein Glas bis zum Rand voll und leert es in gierigen Schlücken. Wein mag er sehr.

Hand in Hand schlendern Emily und ich über die Wiese. Bewusst vermeide ich es, dass wir dem Teich zu nahe kommen.