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Ein echtes Drachenei fällt Paluten und Edgar in die Hände! Sofort ist klar: Sie müssen es zur Mutter zurückbringen. Ihre abenteuerliche Reise führt von Dorfd bis nach Schmamarkand, bevor sie in einer eisigen Bergwelt festsitzen. Ausgerechnet dort bilden sich plötzlich Risse im Ei - das Drachenbaby schlüpft! Ein spannendes Abenteuer voller Mut, Freundschaft und Drachenmagie.
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Seitenzahl: 216
Veröffentlichungsjahr: 2025
Über die Autoren:
Paluten ist einer der erfolgreichsten YouTuber Deutschlands. Aus seinem Minecraft-Projekt FREEDOM entstand eine komplette Welt, die Millionen von Zuschauern begeisterte und einen Bestsellererfolg nach dem anderen feiert. In »Rabatz um den Drachenschatz« kehrt er in diese Welt zurück, um mit seinem besten Freund Edgar neue Abenteuer zu erleben!
Klaas Kern mag Raumschiffe, Segelschiffe und alle anderen Fortbewegungsmittel, die ihn zu fremden Orten bringen – auch Zeitmaschinen. In Minecraft ist er allerdings meist zu Fuß unterwegs, denn mit dem Pferd fällt man einfach zu oft in irgendwelche Schluchten. Wenn er nicht gerade durch FREEDOM wandert, dann lebt der freie Autor mit seinen Hunden in Hamburg und denkt über neue Abenteuer nach.
Über die Illustratorin:
Irina Zinner ist freiberufliche Illustratorin aus Hamburg und illustriert alles, was ihr zwischen die Finger kommt. Dazu gehören eigene Comicprojekte und Illustrationen, die sie auf Instagram veröffentlicht, aber auch Auftragsarbeiten für Buchverlage, Trickfilme und Adventure-Games.
1. Auflage
© 2025 CE Community Editions GmbH
Weyerstraße 88–90
50676 Köln, Deutschland
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger aller Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten. Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten. Die Verwendung des Werkes oder Teilen davon zum Training künstlicher Intelligenz-Technologien oder -Systeme ist untersagt.
Die Inhalte dieses Buches sind von Autoren und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung von Autoren und Verlag für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
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Dies ist kein offizielles Minecraft-Produkt. Es ist nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.
»Minecraft« and all its graphics are trademark or registered trademark of Mojang Synergies AB. © 2009–2025.
Umschlaggestaltung und Illustration: © Irina Zinner
Abbildung Autorenfoto: © Boris Lehfeld
Redaktion: Jana Bärenwaldt
Satz: Achim Münster, Overath
Gesetzt aus der DINPro und der Yearbook Solid.
Gesamtherstellung: CE Community Editions GmbH
ISBN 978-3-96096-489-6
www.community-editions.de
Impressum
Titelei
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- 29 -
- 30 -
- 31 -
- 32 -
- 33 -
Epilog
Anhang
Moin, Leute!
Herzlich willkommen zurück in der Welt von FREEDOM –
dieses Mal wird es drachenstark!
Edgar und ich finden ein echtes Drachenei! Auf der Suche nach der Drachenmutter reisen wir bis ins ferne Schmamarkand, aber plötzlich schlüpft das Drachenbaby – was nun? Findet es heraus und fliegt mit uns in ein neues Abenteuer!
Euer Pdizzle aka Palle aka Patrick :)
»Pfefferpeter oder Platzpeter?«
Paluten ging nachdenklich um den Pilz herum. Doch dessen kurzer Stiel und der kugelrunde weiße Kopf sahen von allen Seiten gleich aus.
»Moment«, bat Edgar1, der ihn an diesem Morgen bei der Pilzsuche im Wald begleitete. Um genau zu sein, war dieser Ausflug sogar seine Idee gewesen. Edgars Frau Claudia2 wollte am Abend ein Pilzragout kochen und hatte dafür eine Liste von Zutaten geschrieben. Paluten und Edgar war die wichtigste Aufgabe zugefallen: die Pilze für das Ragout suchen.
Edgars linke Satteltasche war schon voll mit Schweinepilzen. Die waren einfach zu finden, sie hatten nämlich die gleiche Form wie Edgars Nase. Nur ein Pilz auf der Liste fehlte noch: der Pfefferpeter. Claudia hatte »Nicht verwechseln mit Platzpeter!!!« danebengeschrieben und beide Pilze gezeichnet. Nur sahen die für Paluten leider völlig gleich aus.
Edgar zog ein Buch mit dem Titel Die Pilze von Freedom aus seiner rechten Satteltasche und schlug es auf. Er blätterte sich durch die reich bebilderten Seiten. »Ah«, sagte er dann. »Hier sind beide beschrieben.«
»Lies mal vor«, forderte ihn Paluten auf, während er sich neben den Pilz hockte, damit ihm keine Einzelheit entging.
Edgar räusperte sich. »›Der Pfefferpeter und der Platzpeter werden von Laien gerne verwechselt. Dabei lässt sich mit einem einfachen Test erkennen, um welchen der beiden Pilze es sich handelt. Man muss nur in die Hände klatschen. Der Platzpeter‹ … nein, Paluten, nicht!«
Klatsch!
Paluten hatte die Hände zusammengeschlagen, bevor er die Warnung des kleinen Schweins hörte. Der Pilz schwoll so blitzschnell an, als würde man einen Luftballon im Zeitraffer aufblasen.
»Oh, oh«, murmelte Paluten. Er sprang zurück, stolperte über eine Wurzel und fiel auf sein Hinterteil. Der Pilz vor ihm war schon doppelt so groß wie vorher. Die straffe weiße Oberfläche zitterte und …
Paff!
Etwas Warmes und Nasses klatschte Paluten ins Gesicht. »Bah«, stieß er unwillkürlich hervor, als eine grünliche Flüssigkeit wie Sirup von seinen Fingern und von seinem Kinn tropfte. Sie klebte an der Haut und stank nach alten Socken.
Edgar!, dachte er im nächsten Moment erschrocken. Das kleine Schwein hatte direkt hinter ihm gestanden. Hoffentlich hat das eklige Zeug ihn nicht getroffen. Edgar machte sich nicht gerne die Hufe schmutzig, und dieser stinkende Sockensirup war hundertmal schlimmer als ein bisschen Dreck.
Doch der Sirup hatte ihn getroffen. Das erkannte Paluten, als er zu seinem besten Freund herumfuhr.
Edgar stand wie erstarrt neben dem Baumstumpf, das Buch noch immer vor der Nase. Seine rosa Borsten waren unter einer dunkelgrünen Schicht aus Sockensirup verschwunden. Er sah an sich herab, atmete betont langsam ein und wieder aus und las weiter. »›Der Platzpeter verspritzt dann nämlich eine klebrige, übelriechende Flüssigkeit. Deshalb sollte man bei diesem Test Abstand zum Pilz halten.‹«
Edgar schlug das Buch mit einem Knall zu. »Aber das wissen wir jetzt ja, richtig?«, fragte er scharf. Sockensirup tropfte ihm von der Schweinenase. Seine Augen funkelten in seinem fleckigen, grünen Gesicht.
Paluten stand auf, riss einige große Blätter von einem Strauch und reichte sie Edgar. »Das nächste Mal lasse ich dich ausreden«, versprach er. »Tut mir leid, dass der Pilz dich auch getroffen hat.«
»Mir auch«, schnaubte das kleine Schwein. Es versuchte, sich den Sockensirup mit etwas Laub aus dem Gesicht zu wischen. Doch die Blätter blieben daran kleben und ließen sich nicht mehr abziehen.
»Das war vielleicht keine so gute …«, setzte Paluten an, aber Edgar hob sofort den Huf. Ein Blatt klebte an der Unterseite. »Sei still.«
O Mann, Edgar ist wirklich sauer, dachte der Kürbiskopf und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Normalerweise nahm sein bester Freund ihm nichts so richtig übel. Doch mit diesem Sockensirup hatte er den Bogen wohl überspannt.
»Hörst du das?«
Edgars Frage überraschte Paluten. Er zögerte kurz, dann sagte er: »Darf ich darauf antworten?«
Das kleine Schwein legte verwirrt den Kopf schief. Ein Blatt löste sich von seiner Wange und segelte langsam zu Boden. »Natürlich. Wieso …?« Es unterbrach sich. »Ach, du denkst, dass du still sein sollst, weil ich sauer auf dich bin?«
Paluten nickte, aber Edgar winkte mit einem triefenden, laubübersäten Huf ab. »Ich bin nicht sauer. Du hast das ja nicht absichtlich gemacht. Und du hast versprochen, nächstes Mal besser zuzuhören.«
Paluten stieß erleichtert den Atem aus. »Puh! Aber wieso sollte ich denn still sein?«
»Weil ich etwas gehört habe.« Edgar lauschte in den Wald hinein. Vögel zwitscherten in den Bäumen, und Insekten summten über Blumen und Gräsern. Mehr hörte Paluten nicht. Er wusste jedoch, dass Schweine ein besonders gutes Gehör hatten.
»Da sind Stimmen«, sagte Edgar wie zum Beweis. »Nicht weit weg von uns.«
»Gehen wir hin«, schlug Paluten vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das sind vielleicht Reisende, die Wasser und Seife dabeihaben.«
»Gute Idee«, stimmte Edgar zu. »Komm.«
Er trabte los. Paluten musste sich ein Lachen verkneifen, als er sah, dass seine Hand einen grünen Abdruck auf der Schweineschulter hinterlassen hatte. Das sage ich ihm lieber nicht, dachte er. Nun hoffte er noch mehr als vorher, dass die Fremden ihnen irgendetwas zum Reinigen geben würden.
Nach nur wenigen Schritten hörte Paluten ihre Stimmen ebenfalls. Eine Frau und zwei Männer sprachen miteinander. Sie klangen angespannt, als würden sie sich streiten. Kurz darauf erkannte er drei Umrisse durch einige Sträucher.
»Sei vorsichtig«, bat Edgar, als der Kürbiskopf einige dünne Zweige zur Seite bog. »Die hören sich nicht freundlich an.«
Paluten nickte. Er hatte seinem besten Freund für einen Tag genug zugemutet. »Ich möchte mir nur ansehen, was da los ist«, flüsterte er. »Und dank des grünen Sirups fallen wir zwischen den Blättern gar nicht auf.«
Er grinste Edgar an. Das kleine Schwein verdrehte die Augen, widersprach aber nicht. Der Sirup und das Laub in seinem Gesicht waren wirklich eine gute Tarnung.
»Goldpapageien«, sagte in diesem Moment eine raue Männerstimme hinter den Sträuchern. »Sie heißen so, weil sie ihr Gewicht in Gold wert sind.«
»Ihr Gewicht schon«, erwiderte die zweite, hellere Männerstimme. »Aber nicht ihr Gewicht plus das des Käfigs.«
Paluten und Edgar schoben die Köpfe durch das Laub. Vor ihnen lag eine kleine Lichtung. Ein Mann und eine Frau standen dort mit verschränkten Armen. Ihnen gegenüber sah Paluten noch einen zweiten Mann: Er war groß, kräftig und älter als das Pärchen. Ihm musste die raue Stimme gehören. Gerade lachte er. »Wenn wir die Käfigtür aufmachen, werden die Papageien abhauen. Ich habe den gefährlichen, langen Weg mit einem Rucksack voll Schmuggelware bestimmt nicht hinter mich gebracht, damit mein Geld einfach davonfliegt.«
Er zeigte auf einen Baumstumpf einige Edgarlängen von ihm entfernt. Daran lehnte ein großer, prall gefüllter Rucksack. Doch Palutens Blick hing an dem, was auf dem Baumstumpf stand: eine Küchenwaage mit einigen Gewichten auf der einen Seite und einem Vogelkäfig auf der anderen. In dem Käfig saßen zwei Papageien. Sie hatten ein golden glänzendes Gefieder und hockten ganz eng aneinandergerückt da. Paluten sah, dass sie vor Angst zitterten.
»Ich werde nicht mehr bezahlen, als wir verabredet hatten«, sagte die Frau. »Wenn du mehr willst, musst du noch etwas dazulegen. Ist in dem Rucksack etwas Interessantes?«
Der Schmuggler stellte sich schützend vor seinen Besitz. »Der Inhalt ist reserviert. Für einen sehr wichtigen, sehr anspruchsvollen Kunden.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ihr nicht zahlen wollt, verkaufe ich die Papageien woanders. Seit der Handel mit ihnen verboten ist, kann ich mich vor Anfragen kaum retten.«
»Schon gut«, sagte der Käufer verärgert. »Wir nehmen sie.«
Paluten warf einen Blick nach unten. Dort zog Edgar den Kopf zurück. »Wir müssen den Papageien helfen«, flüsterte er ernst. »Sonst werden sie den Rest ihres Lebens in einem Käfig verbringen.«
Bei dem Gedanken schüttelte er sich.
Paluten zögerte keine Sekunde. Er nickte Edgar kurz zu, dann trat er durch die Sträucher auf die Lichtung. »Hey!«
»Aaaaaahhhhhh!«
»Eeeeeeeehhhhh!«
»Iiiiiiiihhhhh!«
Die drei Menschen schrien entsetzt auf und stolperten zurück. Paluten war verwirrt. Ich hab doch nur »Hey!« gesagt, dachte er.
Der Mann schob seine Begleiterin vor sich wie einen Schild. Sie hatte lange blonde Haare und trug gleich mehrere Perlenketten um den Hals. Mit zitternder Hand zeigte sie auf Paluten. Sie schien gar nicht zu merken, dass ihr Begleiter sich hinter ihr versteckte. »Rainer, ein Zombie!«
Der Sockensirup!, erkannte der Abenteurer in diesem Moment. Er hatte jetzt die gleiche grüne Farbe wie ein Zombie … und roch wahrscheinlich auch wie einer.
»Grrraaargh!«, stieß er hervor, um den Eindruck zu unterstreichen. Dann streckte er die Arme aus und wankte weiter auf die Lichtung.
»Hilfe!« Rainer ließ die Frau los und sah den Schmuggler an. Zumindest vermutete Paluten das, denn Rainer trug eine riesige Sonnenbrille, die sein halbes Gesicht verdeckte.
»Hilf uns, Jovem!«, forderte er.
»Helft euch selbst«, knurrte Jovem, der Schmuggler. »Ich hab keine Lust, mich mit einem Zombie anzulegen.«
Er machte einen Schritt in Richtung seines Rucksacks und des Vogelkäfigs. »Ich hau ab.«
Die Papageien fiepten. Paluten schätzte kurz die Entfernung zwischen sich und dem Baumstumpf ein. Zu weit! Er würde sich verraten, wenn er dorthin sprintete. Zombies schlurften, sie rannten nicht.
»Arrgh, arrgh, grrr!« Er versuchte, Jovems Aufmerksamkeit mit lautem Knurren und Armwedeln auf sich zu lenken. Doch der Schmuggler war nur noch an seiner Ware interessiert – zu der auch die Papageien gehörten.
»Tu was, Beate!« Rainer versuchte, seine Begleiterin in Palutens Richtung zu schieben. »Du hast doch Karate gelernt!«
Beate hob halbherzig die Hände. Paluten fletschte die Zähne und tat so, als wollte er auf sie zuwanken. Aus den Augenwinkeln beobachtete er aber Jovem, der den Baumstumpf fast erreicht hatte.
Wenn es Paluten gelang, das Pärchen zu vertreiben, blieb nur noch der Schmuggler als Gegner übrig.
»Du hast recht«, sagte jedoch Beate. »Ich lasse mir von einem stinkenden Zombie nicht den Tag versauen.«
Mist!, dachte Paluten, als sie die Fäuste ballte. Das …
»GRRRRR!«
Ein lautes Knurren ließ ihn herumfahren. Edgar wankte aus dem Unterholz neben dem Baumstumpf. Die Papageien flatterten in ihrem Käfig erschrocken hoch. Der Schmuggler wich zurück.
»Ein Zombieschwein?!«, stieß er hervor. »Was ist denn hier los?«
Edgar knurrte und rollte wild mit den Augen. Er konnte nicht weiter auf die Lichtung treten, weil er sonst sein rosa Hinterteil enthüllt und den Schwindel aufgedeckt hätte.
Aber das musste er auch nicht. Rainer riss Beate zurück. »Weg hier!«, rief er. »Bevor noch Zombiehirsche und Zombiehasen auftauchen!«
Beate ließ sich von ihm mitziehen. »Die schönen Papageien«, schluchzte sie, als sie zwischen den Bäumen verschwand. »Sie sollten doch das Prunkstück unserer Sammlung werden.«
Paluten schwang herum. Jetzt waren nur noch er, Edgar und der Schmuggler auf der Lichtung. »Arrr, grrr«, machte er drohend.
»Grrr, krrrrr«, fügte Edgar hinzu.
Jovem zögerte. Sein Blick glitt zwischen den »Zombies« und seinem Rucksack hin und her.
Paluten wankte auf ihn zu. Die Papageien fiepten. Edgar scharrte mit einem grünen Huf.
Das war sogar dem harten Schmuggler zu viel. »Mach dich nicht verrückt«, murmelte er. »Die werden den Rucksack schon stehen lassen. Zombies sind zu blöd zum Klauen.«
»Rrrrr«, fuhr Paluten ihn an, als wäre das eine Beleidigung gewesen. Jovem hob abwehrend die Hände, warf einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf Rucksack und Vogelkäfig und lief davon.
Paluten und Edgar warteten, bis seine Schritte nicht mehr zu hören waren. Dann prusteten sie los.
»›Du hast doch Karate gelernt‹«, ahmte Paluten Rainer nach, als er wieder Luft bekam.
»Zombie…«, Edgar bekam mitten im Wort einen Lachkrampf, »…hasen.«
Die Papageien starrten die beiden Abenteurer aus weit aufgerissenen Augen an. Sie verstanden natürlich nicht, wieso sich die Zombies plötzlich in herumalbernde Freunde verwandelt hatten.
Paluten wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht. »Hallo, ihr zwei«, sagte er freundlich und hockte sich vor den Käfig. »Ihr müsst keine Angst haben. Wir sind keine Zombies.«
»Wir möchten euch helfen«, ergänzte Edgar.
Der größere Goldpapagei reckte misstrauisch den Hals, als wollte er sicherstellen, dass der Schmuggler und das Pärchen wirklich nicht mehr da waren.
»Sie sind weg«, versicherte ihm Paluten. Er löste den Riegel, der die Käfigtür geschlossen hielt, und klappte sie auf. »Ihr seid frei.«
Noch ehe er den Satz ausgesprochen hatte, flatterten die Papageien schon vor ihm in der Luft. Jovem hatte recht gehabt, sie waren unglaublich schnell.
»Findet ihr von hier denn nach Hause?«, fragte Edgar besorgt.
Die beiden Papageien nickten. Ihr goldenes Gefieder glänzte und funkelte im Sonnenlicht.
»Lasst euch nicht noch mal fangen«, bat Paluten. Er glaubte allerdings nicht, dass die Vögel in Gefahr schwebten. Es gab nur wenige Menschen wie Jovem, Beate und Rainer in Freedom. Die meisten freuten sich einfach, wenn sie etwas so Schönes wie einen Goldpapagei sahen. Besitzen wollten sie ihn gar nicht.
Die Papageien umkreisten die beiden Freunde fröhlich zwitschernd. Dann winkten sie zum Abschied mit den Flügeln und stiegen hoch in den Himmel.
Paluten und Edgar sahen ihnen nach, bis ihr goldenes Funkeln verschwand. Dann strich sich das kleine Schwein seufzend mit dem Huf über das klebrige grüne Gesicht. »Vielleicht hat dieser Jovem ja Seife geschmuggelt.«
»Sehen wir nach.« Paluten öffnete die Riemen des Rucksacks und drehte ihn um. Klimpernd und scheppernd verteilte sich der Inhalt auf dem weichen Waldboden. Die beiden Abenteurer beugten sich über die bunt zusammengewürfelte Schmuggelware.
»Silberlöffel, irgendwelche Gewürze, eine alte, hässliche Vase …«, murmelte Paluten.
Edgar roch an einer kleinen Flasche, schüttelte sich und nieste. »Fieses Parfüm.« Er schob ein besticktes Kissen zur Seite. »Und Seife!«, verkündete er. »Hoffentlich riecht die besser als das Duftwasser.«
»Sie riecht bestimmt besser als wir«, sagte Paluten geistesabwesend. Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt: ein fußballgroßer ovaler Gegenstand, der in eine dicke Pferdedecke eingeschlagen war.
»Was ist denn das?«, fragte er neugierig und hob ihn hoch.
Edgar drehte sich zu ihm um. »Was ist was?«
»Das hier.« Paluten legte das Ding vorsichtig auf den Baumstumpf vor ihnen und löste die Kordel, die die Decke zusammenhielt. Ein Zettel hing daran: Käufer: A. Kulrang.
»Wollen wir nicht zuerst baden?«, fragte Edgar. »Hier in der Nähe gibt es einen Teich.«
»Moment«, bat Paluten, während er die Decke bereits zurückschlug. Darunter kam ein weißes Porzellanei zum Vorschein. Nein, nicht nur weiß, erkannte er, als er genauer hinsah. Da waren blaue Schlieren, die das Weiß durchzogen. Sie schienen sich zu bewegen, als würde etwas unter der Oberfläche …
Edgars Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Also ich gehe jetzt baden. Dieser eklige Sockensirup fängt schon an zu jucken.«
Das merkte Paluten auch. Er wollte das Ei hochheben, zog aber überrascht die Hand zurück. Es war ganz warm.
»Edgar …«, setzte er an, aber das kleine Schwein trabte bereits in Richtung Teich. Paluten wickelte das Ei hastig wieder in die Decke und klemmte es sich unter den Arm. Der Schmuggler würde bestimmt bald zurückkommen, um seine Ware zu holen.
Der Kürbiskopf wusste nicht genau, warum er das seltsame Porzellanei mitnahm. Er wusste nur, dass es sich irgendwie falsch anfühlte, es liegen zu lassen.
»Warte, ich komme!«, rief er und folgte Edgar.
Edgar suhlte sich am Ufer des Teichs genüsslich im Schlamm. »Das tut sooo gut«, sagte er seufzend, als er sich wieder auf alle vier Hufe stellte. Der grüne Sockensirup war verschwunden, aber nun bedeckte eine Schicht aus braunem Schlamm das kleine Schwein.
Paluten saß im Gras und zog sich seine Stiefel wieder an. Er hatte sich den Sirup im Teich abgewaschen und roch jetzt nach Rosenseife statt nach Socken.
»Eins verstehe ich nicht«, sagte er mit einem Blick auf seinen triefenden Freund. »Du sagst, du machst dir nicht gerne die Hufe schmutzig. Aber du liebst es, dich im Dreck zu suhlen.«
»Im Schlamm, nicht im Dreck«, berichtigte ihn Edgar. »Das ist ein sehr großer Unterschied.«
Als Paluten die Stirn runzelte, fügte Edgar hinzu: »Aber solche Feinheiten verstehen vielleicht nur Schweine.«
Er tauchte kurz im Teich unter, um sich den Dreck … den Schlamm abzuwaschen. Dann trabte er ans Ufer und schüttelte sich. Wassertropfen spritzten von seinen Borsten. Sie glitzerten wie winzige Diamanten in der Nachmittagssonne.
»Wieso hast du das Porzellanei mitgenommen?«, fragte er, als Paluten es sich wieder unter den Arm klemmte und losging.
Der Kürbiskopf hob die Schultern. »Ich bin mir nicht sicher. Aber irgendwas daran ist seltsam. Es ist ziemlich warm und wabert so komisch.«
Edgar trabte neben ihn. »Hmm, der Schmuggler hatte es auch besser verpackt als alles andere in seinem Rucksack. Wir sollten es Professor Ente3 zeigen.«
»Das ist eine gute Idee«, stimmte Paluten zu. »Er weiß bestimmt, was das … ohh!« Er zeigte zum Waldrand. »Ein Pfefferpeter! Oder ein Platzpeter?«
»Halt!« Edgar drückte ihm beide Vorderhufe gegen die Oberschenkel und schob ihn zurück. »Hast du vergessen, was in dem Buch steht?«
»›Deshalb sollte man bei diesem Test Abstand zum Pilz halten‹«, zitierte Paluten stolz, während er die Arme ausbreitete. »Ich wollte dir den Pilz nur zeigen, nicht in die Hände klatschen. Ich habe mir die Anweisungen extra gemerkt.«
»Das, äh, habe ich mir gedacht.« Edgar räusperte sich. »Ich wollte nur kein Risiko eingehen.«
Er ließ Paluten los und wischte ihm rasch mit der Nase die Hufabdrücke von der Hose. »So. Nichts passiert.«
Paluten grinste. Edgar war es wohl peinlich, dass er seinem besten Freund so wenig zugetraut hatte. »Nach dem Sockensirup wäre ich auch vorsichtig«, beruhigte er das kleine Schwein. »Gehen wir da vorne in Deckung. Das sollte reichen.«
Sie traten gemeinsam hinter einen breiten, moosbedeckten Baumstamm. Edgar nickte Paluten zu. Der klatschte einmal laut in die Hände und …
Nichts. Nur das Zwitschern der Vögel und das leise Rauschen des Laubs.
Die beiden Abenteurer streckten vorsichtig den Kopf hinter dem Stamm hervor. Der Pilz stand reglos unter einem grünen Farn. Er zitterte nicht und blähte sich auch nicht auf.
»Ich gehe allein«, sagte Paluten, als Edgar die Deckung verlassen wollte. »Falls der Pilz es sich anders überlegt.«
Doch das kleine Schwein schüttelte den Kopf. »Wir haben die Suche zusammen angefangen. Wir bringen sie auch zusammen zu Ende.«
Bevor Paluten widersprechen konnte, trabte Edgar auf den Weg. Sein großer Freund folgte ihm lächelnd.
Beide hielten den Atem an, als Paluten den Pilz vorsichtig aus dem Boden zog. Nichts geschah.
»Puh, das ist also wirklich ein Pfefferpeter«, sagte Edgar erleichtert. Er drehte sich, damit Paluten den Pilz in seine Satteltasche stecken konnte. »Wir sind fertig.«
»Dafür haben wir uns heute Abend eine extragroße Portion Pilzragout verdient«, erwiderte Paluten und strich mit einer Hand über das Ei. Er spürte die Wärme sogar durch die dicke Wolldecke. »Aber erst mal zu Professor Ente.«
Eine Stunde später klopfte Paluten an die Tür von Labor694. »Haha!«, ertönte die Stimme des Professors dumpf und triumphierend von der anderen Seite. »Es hat geklappt!«
Edgar und Paluten sahen sich verwirrt an. Da wurde die Tür auch schon aufgerissen. »Dies ist das Ergebnis monate…« Professor Ente unterbrach sich, als sein Blick auf die beiden Abenteurer fiel. »Oh.« Seine Schultern sackten herab. »Ihr seid ja gar nicht General Dieter5.«
»Äh, nein.« Paluten fiel es schwer, eine sinnvolle Antwort zustande zu bringen. Das lag an dem Wirrwarr aus Drähten und blinkenden Lampen auf Entes Kopf.
»Wir sind Edgar und Paluten«, fügte sein bester Freund sicherheitshalber hinzu.
»Ich weiß.« Ente bat die beiden Abenteurer mit einer Geste, einzutreten. »Ich hatte nur gehofft, ihr wärt Dieter.«
»Wir können ihn holen«, bot Paluten an.
»Das ist nett, aber nicht nötig.« Der Professor nahm das Drahtgeflecht von seinem Kopf und seufzte. »Dies ist ein Gedankenverstärker. Ich arbeite seit Monaten daran. Um ihn zu testen, habe ich eben General Dieter telepathisch zu mir gerufen. Als es klopfte …«
Er beendete den Satz nicht, sondern seufzte erneut.
»… dachten Sie, der Gedankenverstärker hätte funktioniert«, fuhr Edgar an seiner Stelle fort. »Jetzt sind Sie enttäuscht.«
»Ein bisschen«, gestand Ente, während er das Drahtgeflecht in ein Regal neben der Tür stellte. »Aber was kann ich für euch tun? Oder seid ihr nur so vorbeigekommen?«
»Wir haben etwas … gefunden«, erklärte Edgar ausweichend.
Ente lächelte. »Ihr könnt mir ruhig die ganze Geschichte erzählen. Ich werde Claudia nichts verraten.«
»Im Rucksack eines Schmugglers«, fügte Paluten hinzu.
Edgars Frau mochte es nicht, wenn er sich in Gefahr begab. Um genau zu sein, dachte Paluten, mochte Edgar selbst das auch nicht.
Der Kürbiskopf zog das Ei aus der Decke und legte es vorsichtig auf den Labortisch. »Das ist …«
»… nicht euer Ernst!«, unterbrach ihn der Professor. Seine Stimme überschlug sich. »Kann das wirklich …« Er stürzte nach vorn und zog eine Schublade des Labortischs auf. Dann kramte er hastig darin herum, bis er ein Messgerät fand.
»Moment«, murmelte er, als er es an das Porzellanei hielt. »Nur ein kleiner Test.«
Edgar stellte sich auf die Hinterläufe und stemmte die Hufe an die Tischkante, damit er das Ei besser sehen konnte. »Und?«, fragte er neugierig.
Ente ließ das Messgerät sinken. Er strich beinahe andächtig über die Porzellanschale und atmete tief durch. »Ist euch klar, was ihr in diesem Rucksack gefunden habt?«
Die beiden Freunde schüttelten den Kopf.
»Etwas, das es in Freedom seit tausend Jahren nicht mehr gegeben hat«, erklärte der Professor. »Etwas so Seltenes, dass Forscher, Schmuggler und Abenteurer auf den höchsten Bergen und in den tiefsten Ozeanen vergeblich danach gesucht haben.«
Er machte eine Pause. Palutens Herz schlug ihm bis zum Hals. Edgar schnaufte aufgeregt.
Professor Ente sah beide nacheinander an. »Ein echtes, lebendiges Drachenei.«
Paluten traute seinen Ohren nicht. »Ein was?!«
Ente nickte. »Ihr habt richtig gehört.«
Edgar betrachtete das Ei aus großen Augen. »Da drin ist also ein Babydrache?«
»Deshalb ist es auch so warm«, erkannte der Kürbiskopf.
»Ach ja, das wollte ich noch überprüfen.« Der Professor richtete das Messgerät erneut auf das Ei. Als es piepte, betrachtete er das Ergebnis auf dem Display. Seine Miene verdunkelte sich.
Paluten schluckte nervös. »Stimmt etwas nicht?«
»Es ist nicht warm genug«, erwiderte der Professor mit besorgter Stimme. »Seine Temperatur beträgt nur vierundvierzig Grad. Ein Drachenei muss mindestens fünfzig Grad warm sein. Wenn es zu lange so kalt ist …«
Als er verstummte, räusperte sich Paluten. »Was passiert dann?«
Der Professor presste die Lippen zusammen. »Dann wird der kleine Drache es nicht schaffen.«
Paluten und Edgar zögerten keine Sekunde. »Was können wir tun?«, stießen sie gleichzeitig hervor.
»Wir brauchen einen Brutkasten!«, rief Paluten.
Er stand auf einer Kiste, damit alle Bewohner von Dorfd6, die sich auf dem Marktplatz versammelt hatten, ihn sehen konnten. Unter ihnen waren Palutens Hündin Sally7, Edgars Frau Claudia und deren Sohn Edgar Junior8, Iggi der Holzgolem9, General Dieter und viele andere.
Iggi streckte einen Arm in die Höhe. »Iggi weiß nicht, was das ist«, rief er, als Paluten ihm zunickte.
»Das ist ein gut gepolsterter und beheizter Kasten«, erklärte Edgar. Er ging vor der Menge auf und ab wie ein Lehrer. Alle lauschten gebannt. Sie konnten kaum glauben, dass sich ein echtes Drachenei in Dorfd befand. Jetzt wollten sie natürlich wissen, was sie für es tun konnten. »Man benutzt ihn, um Eier auszubrüten, wenn keine Mutter da ist, die das machen kann.«
»Das arme Drachenbaby«, murmelte Claudia. Dann drehte sie sich um und trabte los. »Ich werde ein paar alte Decken aus dem Keller holen«, sagte sie.
Junior stupste Iggi an. »Lass uns Bretter für den Kasten suchen.«
