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Die Studentin Mareike wurde brutal an ihrer Universität getötet. Während die Polizei im Dunkeln tappt, kommt Hendrik, ihr Bruder, durch einen Zufall auf die Spur der Täter. Er entscheidet sich dazu, die Angelegenheit in die eigenen Hände zu nehmen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Dabei geht er äußerst trickreich vor.
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Seitenzahl: 23
Veröffentlichungsjahr: 2022
Mit gesenktem Kopf stand Hendrik auf dem Stadtfriedhof. Er blickte auf die blaue Schleife, die an dem Kranz zu seinen Füßen befestigt war. „Meiner geliebten Schwester Mareike ein letzter Gruß. Ich werde dich nie vergessen“ stand darauf. Hendrik musste schlucken und kämpfte wie jedes Mal mit den Tränen. Und wie jedes Mal ließ er es nicht zu, dass ihn seine Gefühle übermannten. Diese Stärke hatte seine Schwester immer an ihm bewundert.
Fünf Wochen war es nun her, dass ein Lieferdienstfahrer an einem Montagmorgen ihre nackte Leiche auf dem Campus der Freistädter Universität entdeckt hatte. Der Inhalt des Autopsieberichts las sich, als wäre er aus einem schlechten amerikanischen Groschenroman entsprungen. Über fünf Promille Blutalkoholspiegel, Würgemale am Hals, Brandwunden auf dem ganzen Körper, Fesselspuren, Anzeichen von multipler Vergewaltigung, Prellungen, Knochenbrüche, Anzeichen von Folter und eine Hirnblutung hatten zu ihrem qualvollen Tod geführt. Der ermittelnde Beamte sprach davon, dass es auf jeden Fall mehrere Täter geben musste, und dass Mareike mindestens zwölf Stunden in der Hand dieser Täter gewesen sein musste. Trotz der Schwere der Tat konnten auf dem Unigelände und in unmittelbarer Nähe keine verwertbaren Spuren gefunden werden. Und da sich der Vorfall an einem Wochenende ereignet haben musste, gab es auch keine Zeugen. Also gestalteten sich die Ermittlungen schwierig und Hendrik hatte das Gefühl, dass sich das Engagement der Polizei in diesem Fall deutlich abkühlte. Und das bereits nach fünf lausigen Wochen schon. Vielleicht tat er den Ermittlern unrecht, aber seit einer Woche gab es keinen einzigen Kontakt von Seiten der Polizei mehr. Nachfragen von ihm oder seinen Eltern wurden jedes Mal äußerst schmallippig beantwortet, neue Informationen gab es jedenfalls keine.
Hendrik strich mit seiner Hand über das provisorische Holzkreuz mit dem Namen seiner Schwester darauf. „Tschüss Kleines. Ich komm dich morgen wieder besuchen“, sagte er leise. Dann machte er sich auf den Weg zum Studentenwohnheim. Das Studentenwerk hatte sich gemeldet und darum gebeten, dass sie doch bitte das Zimmer räumen sollten, denn die Polizei hätte den Tatort wieder freigegeben. Nachdem seine Eltern das nicht übers Herz brachten, lag es nun an ihm, Mareikes Sachen zu holen.
Mit versteinerter Miene betrat Hendrik das Campusgelände. Einige Studenten, die ihm begegneten und ihn erkannten, machten einen großen Bogen um ihn. Wäre er sich selbst begegnet, er wäre sich auch aus dem Weg gegangen. Das Bild, das er bot, sprach Bände. Das Gesicht, das zugleich Trauer und Zorn zeigte sowie sein angespannter Körper, der jederzeit zu explodieren drohte, weckten in allen, die ihm begegneten, einen natürlichen Schutz- und Fluchtreflex.