Ratingoptimierung - Überprüfung des Nutzens der Optimierung der Bilanz- und Finanzierungsstruktur von KMU, im Hinblick auf das Ratingurteil und der damit verbundenen Finanzierungskosten - Manfred Waldrich - E-Book

Ratingoptimierung - Überprüfung des Nutzens der Optimierung der Bilanz- und Finanzierungsstruktur von KMU, im Hinblick auf das Ratingurteil und der damit verbundenen Finanzierungskosten E-Book

Manfred Waldrich

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Beschreibung

Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 1, Bergische Universität Wuppertal, Sprache: Deutsch, Abstract: Gegenwärtig tragen die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise dazu bei, dass sich Firmenkredite verteuern und Banken bei der Vergabe von neuen Krediten zurückhaltender agieren. Die Zurückhaltung der Banken bezüglich der Kreditvergabe, wurde jedoch bereits im Zuge der Umsetzung der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II) verstärkt. Vollständig umgesetzt ist Basel II seit Beginn des Jahres 2008. Nach den bisherigen Basel-I-Regelungen mussten Banken pauschal acht Prozent der Kreditforderungen mit Eigenkapital hinterlegen. Die neue Regelung schreibt eine risikoorientierte, d. h. an den individuellen Ausfallrisiken der Kreditnehmer ausgerichtete, Eigenkapitalunterlegung vor. Für die zukünftige Finanzierung von Unternehmen bedeutet Basel II, dass keine Kreditvergabe ohne ein zuvor durchgeführtes Rating möglich ist. Im Rahmen eines Ratings werden die Risiken der kreditsuchenden Unternehmen als Ausfallwahrscheinlichkeiten abgebildet, die auch als Probability of Default (PD) charakterisiert werden. Im Mittelpunkt der Kreditverhandlungen steht die auf mathematisch-statistischen Modellen beruhende Ratingnote. Je ungünstiger das Ratingurteil ausfällt, desto mehr haftendes Eigenkapital muss die Bank bereitstellen. Ein schlechtes Ratingergebnis hat damit direkten Einfluss auf die Zinskonditionen des Unternehmens, da die Bank bei höherer Eigenkapitalhinterlegungspflicht eine höhere Marge veranschlagt, um die Eigenkapitalrentabilität zu erhalten. Deutlich wird der Stellenwert eines guten Ratings am Beispiel eines KfW Unternehmerkredits. Die Schwankungsbreite des Zinssatzes liegt zwischen 4,79 Prozent für Unternehmen mit geringen Ausfallwahrscheinlichkeiten und 7,85 Prozent für risikoreichere Kreditnehmer. Der bonitätsabhängige Credit-Spread liegt demnach bei über 300 Basispunkten. Da die Bewertung der quantitativen Ratingkriterien, je nach Kreditinstitut, bis zu 70 Prozent der Ratingnote bestimmt, bilden das Finanzrating sowie die Überprüfung von Verbesserungsmaßnahmen den Schwerpunkt dieser Arbeit. Zu diesem Zweck wird, stellvertretend für den quantitativen Teil eines bankinternen Ratings, das Rating-Tool Moodys KMV RiskCalc vorgestellt und analysiert, um im Anschluss verschiedene Ansätze zur Optimierung der Finanzierungsstruktur überprüfen zu können. Anhand verschiedener alternativer Finanzierungsmaßnahmen soll dann, mithilfe von Moodys KMV RiskCalc, verifiziert werden, ob und in welchem Umfang es möglich ist das Rating eines Unternehmens zu verbessern. Im Einzelnen werden die Effekte von Factoring, Leasing, Sale-and-lease-back, Optimierung der Vorratsbestände, Mezzanine-Kapital, Beteiligungskapital sowie die Ausgliederung von Pensionsrückstellungen auf das Ratingurteil von mittelständischen Musterunternehmen analysiert und ausgewertet. Daneben wird auf die Auswirkungen von bilanzpolitischen Gestaltungen auf das Ratingurteil eingegangen.

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Inhaltsverzeichnis
1. Zielsetzung der Untersuchung
2. Begriffliche und theoretische Grundlagen
2.1. Begriffsabgrenzung des deutschen Mittelstandes
2.1.1. Größenklassen nach dem Handelsgesetzbuch
2.1.2. Mittelstandsdefinition des IfM Bonn.
2.1.3. Mittelstandsdefinition der Europäischen Union
2.2. Besondere Charakteristika des deutschen Mittelstandes
2.2.2. Bilanzstruktur des Mittelstandes
2.3.3. Interpretation des Ratingurteils
2.3.4. Mathematisch-statistische Ratingmodelle als Grundlage des Ratings
3. Basel II und die Notwendigkeit der Ratingoptimierung für KMU
3.1. Entwicklung von Basel I zu Basel II.
3.2. Wesentliche Veränderungen durch Basel II
3.3. Ausnahmeregelungen für KMU
3.4. Auswirkungen der Ratingnote auf die Finanzierungskosten von KMU
4. Optimierungsansätze für quantitative Ratingfaktoren
4.2. Optimierung der Transparenz und Kommunikation
4.3. Optimierung der Unternehmensrisiken
4.4. Optimierung durch wertorientiertes strategisches Management
4.5. Optimierung der Finanzplanung und Finanzierung
4.7. Verbesserungen im Controlling und Berichtswesen
4.8. Verbesserungen im Umgang mit Marktrisiken
4.9. Verbesserungen der Lieferanten- und Kundenabhängigkeiten
5. Internes Finanzrating am Beispiel von Moody’s KMV RiskCalc
5.1. Modellentwicklung
5.2. Analyse und Gewichtung der einbezogenen Kennzahlen
5.3. Kennzahlenreaktionen auf Veränderungen der Finanzierungsstruktur
5.4. Besonderheiten des Modells
6.1. Aufbau der Analyse
6.1.1. Strukturierung der durchschnittlichen Modellunternehmen
6.1.2. Ausgangsratings der durchschnittlichen KMU
6.2. Einfluss von Factoring auf das Ratingurteil
6.2.1. Auswirkung des Factoring auf Bilanz und GuV
6.2.2. Moody’s RiskCalc-Rating nach Factoring
6.3. Einfluss von Leasing auf das Ratingurteil
6.3.1. Wirkung des Leasing auf Bilanz und GuV
6.3.2. Moody’s RiskCalc-Rating nach Leasing
6.4. Einfluss von Sale-and-lease-back auf das Ratingurteil
6.4.1. Wirkung des Sale-and-lease-back auf Bilanz und GuV
6.4.2. Moody’s RiskCalc-Rating nach Sale-and-lease-back.
6.5. Einfluss von Vorratsoptimierungen auf das Ratingurteil
6.5.1. Wirkung der Vorratsoptimierung auf Bilanz und GuV
6.5.2. Moody’s RiskCalc-Rating nach der Vorratsoptimierung
6.6. Einfluss von Mezzanine-Kapital auf das Ratingurteil.
6.6.1. Wirkung des Mezzanine-Kapitals auf Bilanz und GuV
6.6.2. Moody’s RiskCalc-Rating nach der Mezzanine-Finanzierung
6.8. Einfluss von Beteiligungskapital auf das Ratingurteil

Page 1

Überprüfung des Nutzens der Optimierung der Bilanz-und Finanzierungsstruktur von KMU, im Hinblick auf

das Ratingurteil und der damit verbundenen

Finanzierungskosten

Prüfungsgebiet: Finanz- und Bankwirtschaft Prüfer: Prof. Dr. Michael Nelles Abgabetermin: 08. Mai 2008 Vorgelegt von: Manfred Waldrich, 321885, [email protected]

Page 4

6.8.1. Wirkung des Beteiligungskapitals auf Bilanz und GuV ......................... 85 6.8.2. Moody’s RiskCalc-Rating nach der Beteiligungsfinanzierung .............. 86 6.9. Einfluss der Ausgliederung von Pensionsrückstellungen

auf das Ratingurteil .............................................................................. 86 6.9.1. Wirkung der Ausgliederung der Pensionsrückstellungen

auf Bilanz und GuV .............................................................................. 88 6.9.2. Moody’s RiskCalc-Rating nach Ausgliederung der

Pensionsrückstellungen ....................................................................... 89 6.10. Bilanzpolitik und deren Konsequenzen für das Rating ......................... 89 6.11. Ratingeinfluss von Gestaltungsspielräumen in der GuV ...................... 94

7. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse ............................. 967.1. Reaktion der RiskCalc-Kennzahlen auf die

Finanzierungsmaßnahmen .................................................................. 96 7.2. Reaktion der Ausfallwahrscheinlichkeiten und des

Ratingurteils auf die Finanzierungsmaßnahmen .................................. 97 7.3. Auswirkungen der Ratingveränderungen auf die

Finanzierungskosten .......................................................................... 102

8. Kritische Würdigung der Ergebnisse und

Handlungsempfehlungen für KMU ....................................................... 107

Literaturverzeichnis ...................................................................................... 111

Anhang I: Modellannahmen für das Baugewerbe .................................. 124 Anhang II: Modellannahmen für das verarbeitende Gewerbe ................ 128 Anhang III: Angepasste Gewinn- und Verlustrechnungen -

verarbeitendes Gewerbe ......................................................... 129 Anhang IV: Angepasste Bilanzen - verarbeitendes Gewerbe ................. 130 Anhang V: Angepasste Gewinn- und Verlustrechnungen -

Baugewerbe............................................................................. 132 Anhang VI: Angepasste Bilanzen - Baugewerbe ..................................... 133 Anhang VII: Jährliche Zinsersparnisse nach Ratingoptimierung ............ 135 Anhang VIII: Reaktion der Kennzahlen auf die

Finanzierungsmaßnahmen..................................................... 138 Erklärung gemäß §22(7), §32(7), §43(7) PO vom 23.07.2004 ..................... 140

Page 5

Abs. Absatz ABS Asset-Backed-Securities Aufl. Auflage Ausgl. Ausgliederung

BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bankverb. Bankverbindlichkeiten Basel I Baseler Eigenkapitalakkord von 1988 Basel II Gesamtheit der Eigenkapitalvorschriften des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht BGB Bürgerliches Gesetzbuch BilMoG Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz BMF Bundesministerium der Finanzen BMJ Bundesministerium der Justiz bspw. beispielsweise BW-Bank Baden-Württembergische Bank bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise

ca. circa

D Default (Kreditausfall) d. h. das heißt DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag DSGV Deutscher Sparkassen- und Giroverband

EAD Exposure At Default

(Erwartete ausstehende Forderungen bei Ausfall) EBITD Earnings before Interest, Taxes and Depreciation

EBITDR Return on Investment (EBITD dividiert durch Bilanzsumme) EK Eigenkapital EK-Anforderung Eigenkapitalanforderung

Page 6

EKQ Eigenkapitalquote EStG Einkommensteuergesetz et al. et alii (und andere) EU Europäische Union

f. folgende Seite Fac. Factoring ff. folgende Seiten FINK Finanzkraft FK Fremdkapital FKS Fremdkapitalstruktur

ggü. gegenüber GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GoF Geschäfts- oder Firmenwert GuV Gewinn- und Verlustrechnung(en)

HGB Handelsgesetzbuch Hrsg. Herausgeber

i. Zinssatz (in mathematischen Formeln) i. d. R. in der Regel IFD Initiative Finanzstandort Deutschland IfM Institut für Mittelstandsforschung Immat. Immaterielle IRB Internal-Ratings-Based (auf internen Ratings basierend)

K Finanzierungsbetrag (in mathematischen Formeln) KapGes Kapitalgesellschaften KBD Kapitalbindungsdauer KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau KMU Kleine und mittlere Unternehmen (Mittelstand) KPMG Klynveld, Peat, Marwick und Goerdeler kurzfr. kurzfristige KWG Kreditwesengesetz

LGD Loss Given Default (Verlust bei Ausfall)

Page 7

L. u. L. Lieferungen und Leistungen

M Maturity (Restlaufzeit) Mezz. Mezzanine Mio. Millionen

n. nach n Laufzeit in Jahren (in mathematischen Formeln) NACE Wirtschaftszweigklassifikationen der Europäischen Union NVQ Nettoverschuldungsquote

o. J. ohne Jahr o. O. ohne Ort o. S. ohne Seite

p. a. per annum (pro Jahr) PAQ Personalaufwandsquote Pensionsrückst. Pensionsrückstellungen PD Probability of Default (Ausfallwahrscheinlichkeit)

QIS Quantitative Impact Study (quantitative Auswirkungsstudie)

RAP Rechnungsabgrenzungsposten RMS Risk Management Services RW Risikogewicht

S. Seite SAV Sachanlagevermögen SLB Sale-and-lease-back SoPo Sonderposten mit Rücklageanteil S&P Standard & Poor’s

(t) Zeitpunkt (t) (t-1) Zeitpunkt (t-1)

U. Unternehmen u. a. unter anderem, unter anderen UE Umsatzerlöse UR Umsatzrentabilität

Page 8

US United States USA United States of America UV Umlaufvermögen UW Umsatzwachstum

Verb. Verbindlichkeiten Verb. a. L. u. L. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Vg. Vermögensgegenstände Vgl. vergleiche

z. B. zum Beispiel zeb zeb/rolfes.schierenbeck.associates

Page 9

Abbildung 1:Eigenkapitalausstattung unterschiedlicher Branchen .................. 9Abbildung 2:Median der Eigenkapitalentwicklung von KMU

nach Umsatz ............................................................................. 10Abbildung 3:Bedeutung von Finanzierungsquellen für KMU ........................ 12Abbildung 4:Bilanzstruktur von KMU im Baugewerbe (alle Rechtsformen) . 14Abbildung 5:Bilanzstruktur von KMU im verarbeitenden Gewerbe

(alle Rechtsformen) .................................................................. 15Abbildung 6:Ratingverteilung des deutschen Mittelstandes ......................... 20Abbildung 7:IFD-Skala und Masterskalen der deutschen Bankinstitute ....... 21Abbildung 8:Kumulierte Ausfallwahrscheinlichkeiten für

1 Jahr bis 10 Jahre................................................................... 23Abbildung 9:Ratingabhängige Zinsdifferenzierung nach Basel II ................. 34Abbildung 10:Ablauf der Ausarbeitung einer Ratingstrategie ........................ 37Abbildung 11:Ansatzpunkte zur Optimierung des Ratings ............................. 38Abbildung 12:Relativer Einfluss der Kennzahlen auf das RiskCalc-Rating .... 47Abbildung 13:Ablaufschema der Untersuchung ............................................. 56Abbildung 14:Ratingveränderungen und PD für das

mittlere verarbeitende Unternehmen ........................................ 98Abbildung 15:Ratingveränderungen und PD für das

kleine verarbeitende Unternehmen .......................................... 99Abbildung 16:Ratingveränderungen und PD für das

mittlere Bauunternehmen ....................................................... 100Abbildung 17:Ratingveränderungen und PD für das

kleine Bauunternehmen ......................................................... 101

Page 11

Tabelle 27:Ratingveränderung nach der Finanzierung über

Mezzanine-Kapital ......................................................................... 82Tabelle 28:Ratingveränderung nach Mezzanine und Factoring ...................... 83Tabelle 29:Modellannahmen für die Finanzierung über Beteiligungskapital ... 85Tabelle 30:Ratingveränderung nach der Finanzierung über

Beteiligungskapital ........................................................................ 86Tabelle 31:Ratingveränderung nach Ausgliederung der

Pensionsrückstellungen ................................................................ 89Tabelle 32:Effekte von Bilanzierungswahlrechten auf

die RiskCalc-Kennzahlen .............................................................. 94Tabelle 33:Durchschnittliche relative Reaktion der RiskCalc-Kennzahlen ...... 96Tabelle 34:Durchschnittliche Veränderung von Ratingklasse und PD .......... 102Tabelle 35:Jährliche Zinsersparnis durch Ratingoptimierung

(verarbeitendes U.) ...................................................................... 104Tabelle 36:Jährliche Zinsersparnis durch Ratingoptimierung

(kleines Bauunternehmen) .......................................................... 106

Page 12

Formel 1:Berechnung der Eigenkapitalunterlegung im Standardansatz ......... 30Formel 2:EK-Anforderung in den IRB-Ansätzen ............................................. 31Formel 3:Annuitätenformel für die Berechnung der jährlichen

Leasinggebühr ................................................................................. 68

Page 13

1. Zielsetzung der Untersuchung

Gegenwärtig tragen die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise dazu bei, dass sich Firmenkredite verteuern und Banken bei der Vergabe von neuen Krediten zurückhaltender agieren.1Die Zurückhaltung der Banken bezüglich der Kreditvergabe, wurde jedoch bereits im Zuge der Umsetzung der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II) verstärkt.2Vollständig umgesetzt ist Basel II seit Beginn des Jahres 2008.3Nach den bisherigen Basel-I-Regelungen mussten Banken pauschal acht Prozent der Kreditforderungen mit Eigenkapital hinterlegen. Die neue Regelung schreibt eine risikoorientierte, d. h. an den individuellen Ausfallrisiken der Kreditnehmer ausgerichtete, Eigenkapitalunterlegung vor.4Für die zukünftige Finanzierung von Unternehmen bedeutet Basel II, dass keine Kreditvergabe ohne ein zuvor durchgeführtes Rating möglich ist.

Im Rahmen eines Ratings werden die Risiken der kreditsuchenden Unternehmen als Ausfallwahrscheinlichkeiten abgebildet, die auch als Probability of Default (PD) charakterisiert werden. Im Mittelpunkt der Kreditverhandlungen steht die auf mathematisch-statistischen Modellen beruhende Ratingnote. Je ungünstiger das Ratingurteil ausfällt, desto mehr haftendes Eigenkapital muss die Bank bereitstellen. Ein schlechtes Ratingergebnis hat damit direkten Einfluss auf die Zinskonditionen des Unternehmens, da die Bank bei höherer Eigenkapitalhinterlegungspflicht eine höhere Marge veranschlagt, um die Eigenkapitalrentabilität zu erhalten.5Nicht nur die Zins- und Konditionengestaltung werden durch das Ratingergebnis bestimmt, sondern auch die Anforderungen an zu leistende Sicherheiten und die Höhe des möglichen Kreditvolumens. Daher hat sich die Berücksichtigung von Ratingaspekten zu einem nicht zu vernachlässigenden Gesichtspunkt entwickelt. Unternehmen müssen anstatt der steueroptimierenden Bilanzierungspolitik ebenfalls das Ziel eines verbesserten Ratings verfolgen.6Ein gutes Rating kann über sinkende Finanzierungskosten zu einem steigenden Unternehmenswert beitragen und die Position des Unternehmens langfristig stärken. Dieser Zusammenhang ist ein weiterer Beweis dafür, dass das

1Vgl. Reuters (2007), o. S.; Drost, F. M. (2008), S. 1.

2Vgl. Niggemann, K. A./Simmert, D. B. (2006), S. 31.

3Vgl. Potthoff, C. (2007), S. 1.

4Vgl. Niggemann, K. A./Simmert, D. B. (2006), S. 31.

5Vgl. Schneck, O. (2006a), S. 25; Niggemann, K. A./Simmert, D. B. (2006), S. 31.

6Vgl. Everling, O./Niggemann, K. A./Simmert, D. B. (2007), S. 66.

Page 14

Modigliani/Miller-Theorem in der Praxis keine Gültigkeit besitzt. Gleichzeitig gilt ein gutes Rating stets als Aushängeschild des Unternehmens.7

Deutlich wird der Stellenwert eines guten Ratings am Beispiel eines KfW Unternehmerkredits. Die Schwankungsbreite des Zinssatzes liegt zwischen 4,79 Prozent für Unternehmen mit geringen Ausfallwahrscheinlichkeiten und 7,85 Prozent für risikoreichere Kreditnehmer. Der bonitätsabhängige Credit-Spread liegt demnach bei über 300 Basispunkten. Die jährliche Differenz der Zinsbelastung kann bei einem Kreditvolumen von 5 Mio. € dementsprechend bis zu 153.000 € betragen.8Ähnliches gilt für die Finanzierung über Mezzanine-Kapital, da die Zinsaufschläge ebenfalls auf dem Ratingurteil des Unternehmens basieren. Angesichts dieser Tatsache kommt in Zukunft kaum ein Unternehmen an der Auseinandersetzung mit der Thematik „Ratingoptimierung“ vorbei. Die Unsicherheit der Unternehmen bzgl. der Auswirkungen von Basel II und dem damit verbundenen Rating hat zwar abgenommen, wie eine DIHK-Studie belegt, sehen über 50 Prozent eine Chance in Basel II. Dennoch, um Chancen realisieren zu können, ist eine gründliche Auseinandersetzung mit den ratingbeeinflussenden Faktoren oder der Einsatz eines Rating-Advisors notwendig.9

Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll, aufgrund der hohen Banken- und Fremdkapitalabhängigkeit, der deutsche Mittelstand (synonym als KMU bezeichnet) und die Fragestellung des Nutzens der Optimierung der Bilanz- und Finanzierungsstruktur, im Hinblick auf das Ratingurteil und der damit verbundenen Finanzierungskosten, stehen. Zudem sind gerade kleine und mittelständische Unternehmen auf die Anforderungen eines Ratings nur unzureichend vorbereitet.10Deshalb besteht gerade in diesen Unternehmen ein umfassendes Verbesserungspotenzial in Hinsicht auf das Unternehmensrating.

Als Einführung in die Problematik sollen, neben der Abgrenzung von KMU, ratingrelevante Besonderheiten von mittelständischen Unternehmen herausgestellt werden, um im Anschluss eine Einführung in die Thematik des Ratings zu

7Vgl. Lichtblau, K./Utzig, S. (2002), S. 5 ff.; Heim, Gerhard (2006), S. 17 ff.

8Vgl. KfW (2007), S. 1 (Als Beispiel wurde der Unternehmerkredit 10/2/10 gewählt).

9Vgl. Kabuth, A. (2003), S. 3 f.

10Vgl. Kinne, K. (2004), S. 271.

Page 15

liefern. Im weiteren Verlauf wird die Bedeutungszunahme eines guten Ratings, vor dem Hintergrund von Basel II, begründet und der Einfluss auf die Finanzierungskonditionen hervorgehoben. Nach einem kurzen Überblick über generelle Handlungsfelder zur Verbesserung des eigenen Ratings werden Optimierungsansätze für qualitative Ratingkriterien thematisiert.

Da die Bewertung der quantitativen Ratingkriterien, je nach Kreditinstitut, bis zu 70 Prozent der Ratingnote bestimmt, bilden das Finanzrating sowie die Überprüfung von Verbesserungsmaßnahmen den Schwerpunkt dieser Arbeit.11Zu diesem Zweck wird, stellvertretend für den quantitativen Teil eines bankinternen Ratings, das Rating-Tool Moody’s KMV RiskCalc vorgestellt und analysiert, um im Anschluss verschiedene Ansätze zur Optimierung der Finanzierungsstruktur überprüfen zu können. Anhand verschiedener alternativer Finanzierungsmaßnahmen soll dann, mithilfe von Moody’s KMV RiskCalc, verifiziert werden, ob und in welchem Umfang es möglich ist das Rating eines Unternehmens zu verbessern. Im Einzelnen werden die Effekte von Factoring, Leasing, Sale-and-lease-back, Optimierung der Vorratsbestände, Mezzanine-Kapital, Beteiligungskapital sowie die Ausgliederung von Pensionsrückstellungen auf das Ratingurteil von mittelständischen Musterunternehmen analysiert und ausgewertet. Daneben wird auf die Auswirkungen von bilanzpolitischen Gestaltungen auf das Ratingurteil eingegangen.

Zur Beantwortung der Fragestellung nach dem Nutzen einer Ratingoptimierung, wird eine abschließende Analyse der Auswirkungen auf die Finanzierungskosten durchgeführt. Die Arbeit schließt mit einer kritischen Würdigung der Untersuchungsergebnisse sowie einer Handlungsempfehlung für KMU ab.

11Vgl. Wambach, M./Kirchmer, T./Wunderlich, D. (2004), S. 171.

Page 16

2. Begriffliche und theoretische Grundlagen

Dieses Kapitel übernimmt die Aufgabe der Erläuterung der wichtigsten Begrifflichkeiten und Definitionen, die die Grundlage dieser Arbeit bilden. Neben der Begriffsabgrenzung und Charakterisierung des deutschen Mittelstandes wird der Leser in die Thematik und Methodik des Ratings eingeführt.

2.1. Begriffsabgrenzung des deutschen Mittelstandes

Für eine Untersuchung, die den deutschen Mittelstand betrifft, ist zu Beginn eine Definition bzw. Abgrenzung dieses Begriffs vorzunehmen. Weder in der Literatur noch in der Praxis gibt es eine einheitliche Definition von mittelständischen Unternehmen, die auch synonym als KMU bezeichnet werden. Bereits Anfang der sechziger Jahre wurde durch Klaus-Jürgen Gantzel in der Arbeit „Wesen und Begriff der mittelständischen Unternehmung“ darauf hingewiesen, dass ungefähr 200 Definitionen und Umschreibungen zusammenstellbar sind. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl in der wissenschaftlichen Literatur als auch im wirtschaftspolitischen Kontext keine klare und einheitliche Begriffstrennung zu erkennen ist. Mittelständische Unternehmen lassen sich zudem keineswegs nur quantitativ, nach Umsatz, Bilanzsumme oder Mitarbeiterzahl, sondern ebenso qualitativ abgrenzen.12Als problematisch erweisen sich viele der quantitativen Ansätze, da es an öffentlich zugänglichen Daten über Bilanzsumme, Gewinn und Marktanteile fehlt.13Ein weiteres Problem besteht in der Vielzahl der theoretisch möglichen Definitionen, wodurch der Mittelstand, je nach gewählter Definition, unterschiedliche Unternehmen mit unterschiedlichen Merkmalsausprägungen umfasst. Im Ergebnis gibt es keine allgemeingültige Definition von kleinen und mittelgroßen Unternehmen.14Daher soll zunächst ein Überblick über die gebräuchlichsten Definitionen von KMU gegeben werden, um anschließend eine geeignete Definition als Arbeitsgrundlage dieser Arbeit auswählen zu können.

2.1.1. Größenklassen nach dem Handelsgesetzbuch

Ein erster quantitativer Ansatz zur Abgrenzung kleiner und mittelgroßer Unternehmen von Großunternehmen ist im Handelsgesetzbuch zu finden. Das HGB nimmt mit § 267 eine Festlegung von Wertobergrenzen für kleine, mittlere

12Vgl. Behringer, S. (2004), S. 6 f.; Hauser, C. (2006), S. 7 ff.

13Vgl. Krüger, W. et al. (2006), S. 38.

14Vgl. Behringer, S. (2004), S. 7.

Page 17

und große Kapitalgesellschaften vor. Die handelsrechtliche Zuordnung zu einer Größenklasse erfolgt allerdings nur, wenn mindestens zwei der drei genannten Kriterien an zwei aufeinanderfolgenden Abschlussstichtagen erfüllt sind. Nachteilig ist die ausschließliche Betrachtung von Kapitalgesellschaften und haftungsbeschränkten Personenhandelsgesellschaften.15Aufgrund dieser Einschränkung kommt der Definition außerhalb des Geltungsbereichs des HGB keine Bedeutung zu.16Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) sieht vor die Schwellenwerte für Bilanzsumme und Umsatz um 20 Prozent zu erhöhen.17Tabelle 1 fasst die Anforderungen der einzelnen Größenklassen an Bilanzsumme, Umsatzerlöse und Mitarbeiterzahl zusammen:

2.1.2. Mittelstandsdefinition des IfM Bonn

Eine in der Praxis gebräuchlichere Abgrenzung liefert das Institut für Mittel-standsforschung Bonn (IfM Bonn). Diese ebenfalls an quantitativen Kriterien ausgerichtete Festlegung, definiert Unternehmen mit bis zu neun Beschäftigten und weniger als 1 Mio. € Jahresumsatz als kleine Unternehmen. Beschäftigt ein Unternehmen 10 bis 499 Mitarbeiter und liegt der Jahresumsatz zwischen 1 Mio. € und unter 50 Mio. €, handelt es sich per Definition um ein mittleres Unternehmen. Die Gesamtheit der KMU setzt sich insofern aus allen Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten sowie weniger als 50 Mio. € Jahresumsatz zusammen. Überschreitet die Anzahl der Mitarbeiter 500 bzw. der Umsatz 50 Mio. €, spricht das IfM von einem großen Unternehmen (vgl. Tabelle 2). Darüberhinaus hält das IfM auch einen qualitativen Definitionsansatz bereit. Danach wird ein Familienunternehmen als ein mittelständisches Unternehmen angesehen, wenn die Eigentums- und Leitungsrechte in der Person des Unternehmers gebündelt sind. Eine Größenbeschränkung ist in diesem qualitativen Ansatz nicht vorgesehen. Die Definition wird als erfüllt angesehen,

15Vgl. Tegel, T. (2005), S. 5 ff.

16Vgl. Hauser, C. (2006), S. 14.

17Vgl. BMJ (2007), S. 2.

18Die Mitarbeiteranzahl bezieht sich auf den Jahresdurchschnitt.

Page 18

wenn bis zu zwei natürliche Personen oder ihre Familienangehörigen mindestens 50 Prozent der Anteile eines Unternehmens halten und diese natürlichen Personen gleichzeitig Mitglieder der Geschäftsführung sind.19

2.1.3. Mittelstandsdefinition der Europäischen Union

In Anbetracht der wirtschaftlichen Bedeutung von KMU, hat selbst die EU eine verbindliche und einheitliche KMU-Definition für alle EU-Mitgliedsstaaten erarbeitet. Bereits 1996 wurde die erste gemeinsame Definition seitens der EU formuliert, die aufgrund veränderter ökonomischer Rahmenbedingungen am

6. Mai 2003 angepasst wurde. Diese bis heute gültige Definition trat am

1. Januar 2005 in Kraft. Die EU differenziert KMU in drei Größenkategorien. Die Größenklasse der Kleinstunternehmen umfasst Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von maximal 2 Mio. € oder alternativ einer Bilanzsumme von höchstens 2 Mio. €. Ein kleines Unternehmen ist mit weniger als 50 Mitarbeitern sowie einem Jahresumsatz oder Bilanzsumme von maximal 10 Mio. € definiert. Die Größenklasse der mittleren Unternehmen setzt weniger als 250 Mitarbeiter sowie einen Jahresumsatz von maximal 50 Mio. € oder eine Bilanzsumme von höchstens 43 Mio. € voraus.20Außerdem darf ein KMU zu höchstens 25 Prozent in Besitz eines anderen Unternehmens stehen.21

In den 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union existieren etwa 23 Mio. KMU, die ungefähr 75 Mio. Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und dabei etwa 99 Prozent des gesamten Unternehmensbestandes ausmachen. Außerdem

19Vgl. IfM Bonn (2007a), o. S.

20Vgl. Europäische Gemeinschaften (2006), S. 12 ff.

21Vgl. Krüger, W. et al. (2006), S. 38.