Re-Thinking >>The Blue Hand<< - Vera Ansén - E-Book

Re-Thinking >>The Blue Hand<< E-Book

Vera Ansén

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Beschreibung

Politik ist kein Planspiel, oder doch? - Ein Theaterstück in 12 Szenen: Kassandra und ihre Mitschüler sollen im Unterricht eine Partei gründen. Was als harmlose Schulaufgabe beginnt, entfaltet schnell die ganze Komplexität politischen Handelns: Werte, Interessen, Streitkultur, Kompromisse und ganz viel Menschlichkeit. In einem klugen, dialogreichen Bühnenstück mit pointierten Szenen und authentischen Figuren stellt Vera Ansén zentrale Fragen unserer Zeit: Wie entsteht Haltung? Warum ist Mitwirkung wichtig? Was hält unsere Gesellschaft im Innersten zusammen? Mit leichter Hand und tiefer Reflexion wird Demokratie hier lebendig: zwischen Küchentisch, Schulzimmer und realpolitischem Wahnsinn. Ein engagiertes, unterhaltsames und zugleich lehrreiches Stück für alle ab 13 Jahren, ideal für Schule, Jugendtheater oder politische Bildung. Denn wer nicht mitspielt, darf sich nicht wundern, wenn andere das Spiel bestimmen.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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„Politik spielen ...?“

Wo viele Menschen zusammen kommen, da menschelt es. Das ist nur natürlich!

Der Mensch ist eins der gefährlichsten Lebewesen dieser Welt und die Frage, wie mit dieser Macht umzugehen ist, beschäftigt Menschen seit Anbeginn.

Je globaler und vernetzter wir die Geschicke der Welt wahrnehmen und miteinander regeln, desto wichtiger kann jede einzelne Entscheidung im politischen Kosmos werden. Und gibt es überhaupt einen unpolitischen Raum? „Spielregeln“ erlauben uns, einen Umgang miteinander zu finden, der Ausgleich zwischen menschlichem Verhalten schaffen soll.

Die Einhaltung von Spielregeln erfordert Übung und Vertrauen. Von Zeit zu Zeit werden Regeln des Miteinanders auch geändert, oft mit dem Ziel, mehr Frieden unter den Menschen zu ermöglichen.

Gute Politik startet und endet also mit dem Bedürfnis von Menschen nach Frieden?

Möge das Spiel beginnen!

Inhalt

Erste Szene

Haltung versus Meinung

Zweite Szene

Parteien in Deutschland

Dritte Szene

Die fünf sozialen Netze

Vierte Szene

Fünfte Szene

Politik in Bewegung

Sechste Szene

Meinungen

Siebte Szene

Neues Logo für Menschenrechte

Achte Szene

Neunte Szene

Zehnte Szene

Schule als Ort von Politik

Elfte Szene

Zwölfte Szene

Anhang

Bühnenbild

Handelnde Personen

Für die Lehrperson

Seiten für zeitgemäße Parteiarbeit

Erste Szene

(Wohnzimmer – Spätnachmittag)

Ein typischer Wohn-Essbereich. Die Mutter liest in einem Buch. Sanftes Tageslicht. Leise Musik läuft im Hintergrund. Ungestüm kommt ihre Tochter Kassandra ins Zimmer, lässt ihre Schultasche, Plakatpappen und Stifte auf dem Küchentisch und wendet sich zum Kühlschrank, um sich Eistee zu nehmen.

MUTTERohne aufzusehen. Trink nicht aus der Flasche.

CASSY Hatte ich gar nicht vor!

CASSY seufzt und trinkt durstig, geht dann hinter der geöffneten Kühlschranktür zum Schrank, um sich ein Glas zu nehmen.

MUTTER Lass die Kühlschranktür nicht offenstehen!

CASSY Ja, ja, sonst geht der Kühlschrank kaputt ... und die Energiekosten und die Kosten für einen neuen Kühlschrank, für den mein Taschengeld nicht reichen würde ...!

Die Mutter schaut zum ersten Mal von ihrer Lektüre auf.

CASSY schüttet sich unschuldig lächelnd ein Glas Eistee ein.

MUTTER Was gibt es Neues von der Schule?

CASSY Was gibt‘s zu Essen?

MUTTER Wir warten noch auf Toby.

CASSY War ja klar!

MUTTER Iss einen Apfel!

Die Mutter liest weiter.

CASSY Liest du immer noch »Die blaue Hand«?

MUTTER Ich versuche es.

CASSY Verstehe ich einfach nicht. Du kennst doch den Film und das Hörspiel ... wozu noch lesen?

MUTTER Das Wichtigste steht zwischen den Zeilen!

CASSY Das sagst du immer, bist du sicher, dass du nicht bloß eine Beschäftigung suchst?

MUTTER Denken ist „eine Beschäftigung“!

CASSY Beim Lesen? Viel zu anstrengend! Überhaupt, du kennst den Täter doch schon, es ist der fiese Digby Groat. Hört man doch eigentlich schon am Namen!

MUTTER Edgar Wallace lässt alle seine Figuren verdächtig erscheinen ...

CASSY „Das macht sie menschlich“, jaja ...

MUTTER Was ist denn los, Kassandra?

CASSY rollt die Augen und nimmt sich einen Apfel, in den sie demonstrativ hineinbeißt. Dann fängt sie an ihre Schultasche auf dem Küchentisch auszupacken.

Mit weiten Schwüngen überträgt sie eine Skizze auf eine der Pappen.

MUTTER Das sieht mir nach einem neuen Schulprojekt aus. Was ist es diesmal?

CASSYkauend. Wir gründen eine Partei ...!

MUTTER Ach, was, ...

Die Mutter lässt ihr Buch sinken.

CASSY Doch, doch! Im Gemeinschaftskundeunterricht. „Entwerft eure eigene Partei.“ Mit allem drum und dran: Programm, Name, unsere Werte ...

MUTTER So und da fängst du mit dem Plakat an? Was habt ihr denn schon für Inhalte?

CASSY Ein cooles Plakat ist doch das „Ah und Oh“ für eine gute Note. Die Lehrerin hat uns Nummern ziehen lassen. Ich bin mit Lena, Tim, Aylin und diesem Jonas in einer Gruppe.

MUTTER Aha, daher weht der Wind. Denen traust du mal wieder nichts zu und meinst, schon vorarbeiten zu müssen? Lass es!

CASSY Manchmal habe ich den Eindruck, du hast was gegen meine guten Noten, Mama! Ich dachte, du kannst mir helfen?

MUTTER Politik ist kein Spiel, CASSY. Es geht nicht um Plakate, sondern um Menschen, um unser Zusammenleben. Habt ihr denn überhaupt in der Klasse mal besprochen, wofür Parteien antreten?

CASSY Klar doch. Die Bundestagswahl war doch wieder spannend genug. Wir halten ja auch regelmäßig Jugendwahlen ab. Komm hilf mir lieber ein bisschen, du hast doch Erfahrung! Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dem Team ...

MUTTER Ja, bitte?

CASSY ... eine gute Partei gründen soll!

MUTTER So, so, darum geht es dir also?

CASSY Klar, Mama!

MUTTER Ich muss jetzt Toby abholen. Fang mal an, d‘rüber nachzudenken, was sich für dich richtig und wichtig anfühlt?

CASSY Was meinst du denn jetzt mit „Fühlen“?

MUTTER Menschen übernehmen dort Verantwortung, wo sie etwas in sich spüren, das sie nicht mehr ignorieren können.

CASSY Also wenn in der Politik alle ihren Gefühlen nachgehen, wird’s doch total chaotisch!

MUTTER Nicht Gefühl im Sinne von Laune. Sondern ein innerer Kompass. Das, was immer bleibt ... auch wenn es mal keinen Applaus gibt.

CASSY Also… so was, wie Haltung?

MUTTER Genau. Haltung macht Politik nicht gerade einfacher, aber sie macht dich unterscheidbar von denen, die einfach nur mitschwimmen wollen.

CASSY schaut auf ihre Notizen, schweigt einen Moment.

CASSY Ich schreib mal auf, was mich ärgert. Und was ich mir wünsche. Vielleicht wird daraus ja ein Parteiprogramm.

MUTTER Das ist ein Anfang. Wunder dich nicht, wenn deine Gedanken verwirrend sind. Hör‘ einfach mal in dich hinein.

CASSYnotiert. Haltung. Nicht Hashtag.

Mutter wirft einen Blick über CASSYs Schulter. Dann nimmt sie ihre Tasche.

MUTTER Ich bin gleich wieder da. Wenn du willst, reden wir nach dem Essen weiter.

Als die Mutter hinaustritt, geht das Licht aus.

Zweite Szene

(Wohn-Essbereich – Abend)

CASSY räumt den Tisch ab und spült eine Schüssel. Aus einer offenen Zimmertüre hört man die Mutter die letzten Sätze einer Gute-Nacht-Geschichte vorlesen.

CASSY geht zum Küchentisch, die Mutter tritt leise ins Wohnzimmer, beide geben sich Zeichen, erst einmal leise zu sein. Die Mutter setzt sich wieder in ihren Lesesessel und nimmt ihr Buch auf. Beide sind still.

CASSY Ich glaube, jetzt ist Toby eingeschlafen! Du hast mich ganz schön zum Nachdenken gebracht. Wie kriege ich die anderen jetzt von meinen Ideen überzeugt?

MUTTERlacht. Vielleicht fangen wir erst mal langsam an ... du weißt doch noch gar nicht, was die anderen in deiner Gruppe denken ...

CASSY ... und fühlen! Ja, ja, soll ich dir vorstellen, was ich so bis jetzt habe?

MUTTER Dann weiß ich immer noch nicht, was die anderen in deinem Team denken.

CASSY