Real Love - Ma Neko - E-Book

Real Love E-Book

Ma Neko

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Der junge Kibo zieht in die neuen Wohnungen über der Bar und lernt schnell seinen derzeit einzigen Nachbarn Yasuo kennen, welcher sofort fasziniert von ihm ist und sich leicht um den Finger wickeln lässt. Die Anziehung zwischen den beiden lässt sich nicht verbergen, doch sie beide haben ihre dunklen Geheimnisse.      Der 10. und letzte Teil der Forever-Reihe

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Ma Neko

Real Love

Forever 10

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

Der letzte Teil der Forever-Serie. Die Serie hat es weit geschafft.

Kibo und Yasuo sind nicht nur neue Mieter, sondern besitzen auch Charakteristika der Protagonisten von Band 1, womit es einen guten Abschluss gibt. Zwischen ihnen besteht von Anfang an eine gewisse Anziehungskraft und schon bald merken beide, wie sehr sie den anderen brauchen. Aber ihre Vergangenheit soll sie kurz darauf einholen. Außerdem scheinen sie beide unterschiedliche Vorstellungen von ihrer Beziehung zu haben. 

 

 

 

 

Wichtige Hinweise

 

Dieses Buch enthält homoerotische Szenen und ist für Leser unter 18 Jahren, sowie homophobe Menschen nicht geeignet.

 

Sämtliche Personen dieser Reihe sind frei erfunden und eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen nur Zufall.

1.Einzug

 

Er betrat die Bar am helllichten Tag und blickte sich im Raum um. Es war nicht sonderlich viel los. An so einem wundervoll warmen Frühlingstag wollte man den Nachmittag wohl nicht unbedingt drinnen verbringen. Nur an ein paar Tischen saßen einige sonnenscheue Gäste.

Kibo steuerte den Tresen an, hinter dem ein älterer, schwarzhaariger Mann stand, der sich angeregt mit einem Mann vor ihm unterhielt. Kibo lehnte sich über die Bar und machte den Barkeeper auf sich aufmerksam.

Shuichi bemerkte den neuen Gast und unterbrach sein Gespräch mit Katashi. Er musterte den Gast. Jung, schlank und ziemlich offensichtlich am eigenen Ufer fischend. Große rehbraune Augen mit dem hellen Haar ließen ihn unschuldig wirken.

„Was kann ich für dich tun, Kleiner?“, fragte er. Kibo linste kurz zu Katashi, der sofort den Kopf senkte, als sich ihre Blicke trafen. Einen Moment war er versucht, mit seinem Gegenüber zu flirten um zu sehen, wie der Mann am Tresen reagierte. Sie hatten nämlich ziemlich vertraut gewirkt. Aber er verkniff sich diesen Impuls wieder und konzentrierte sich auf den Barkeeper.

„Ich bin hier wegen der Wohnung.“, antwortete Kibo und legte den Kopf in den Nacken, um seinem Gegenüber in die Augen sehen zu können.

„Hm, Wohnung?“, überlegte Shuichi laut und kannte sich nicht ganz aus.

„Eine der Wohnungen über dem Neubau. Die haben wir ebenfalls gekauft. Takai hat angefangen sie zu vermieten.“, mischte sich Katashi in die Unterhaltung ein.

„Die? Aber die sind doch noch gar nicht eingerichtet. Bis auf die eine, die bereits vergeben ist. Wollte Takai nicht erst renovieren und Möbel anschaffen?“, erwiderte Shuichi. Katashi schüttelte den Kopf.

„Mit dem Umbau und natürlich den steigenden Personalkosten hat er sich entschieden, die Wohnungen erst so zu vermieten. Bei den meisten Wohnungen ist eine Renovierung noch nicht wirklich notwendig. Und wegen dem Wasserschaden vor einem Monat sind die Ersparnisse für solche Investitionen ziemlich erschöpft. Anfragen von potentiellen Mietern bekommt er ohnehin genug. Auch für die leeren Wohnungen. Es gibt ja auch genügend, die sich lieber selbst einrichten wollen.“, erklärte der Buchhalter. Shuichi wandte sich wieder dem Gast zu.

„Dann hast du eine der leeren Wohnungen? Du weißt, dass da keine Möbel drin sind? Du musst alles selbst besorgen.“, gab er von sich. Schließlich war der junge Mann vor ihm scheinbar alleine und die Anschaffungen könnten seine finanziellen Mittel übersteigen. Auch wenn Takai in der Regel wenig Miete verlangte.

Kibo machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Ich weiß schon. Ein Bekannter von mir hat mir das Notwendigste besorgt. Ich komm schon klar. Und notfalls reicht eine Matratze. Ich hatte schon schlimmere Absteigen.“, wehrte er gelassen ab.

„Dann sag ich mal Takai Bescheid.“, meinte Katashi, rutschte von seinem Hocker und verschwand nach hinten in den Bereich, der für Gäste nicht zugänglich war. Shuichi blickte ihm nach und sah dann wieder den neuen Mieter an.

„Ich heiße übrigens Shuichi. Und das vorhin war Katashi. Er macht die Buchhaltung.“, stellte sich der Barkeeper vor.

„Ich bin Kibo. Freut mich.“, erwiderte sein Gegenüber und grinste ihn an.

„Und was machst du so? Arbeit? Studium?“, erkundigte sich Shuichi weiter, stützte sich an der Theke ab und lächelte freundlich. Kibo zog sich auf einen Hocker und schüttelte den Kopf.

„Nö, ich mach grad nichts. Ich habe überlegt zu studieren, aber da braucht man ja einen Schulabschluss. Und für die meisten Studienrichtungen auch eine Prüfung. Und Arbeit… hab ich keine feste. Ich mach so Gelegenheitsjobs.“, antwortete Kibo und sein Ton verriet, dass er keine große Lust hatte, dieses Thema zu vertiefen.

„Wie bist du auf diese Wohnung gestoßen?“, wollte Shuichi weiterwissen.

„Wird das hier ein Verhör? Mein Freund hat alles organisiert. Keine Ahnung, warum er diese Wohnung ausgewählt hat. Aber die Gegend gefällt mir.“, gab Kibo vergnügt von sich.

„Und du? Bist du oft hier?“, lenkte er vom Thema ab. Shuichi verzog die Lippen zu einem Grinsen. Irgendwie mochte er den Kleinen. Er erinnerte ihn etwas an seinen Chef. Nur war Kibo offener und nicht so verschlossen.

„Ich wohne über der Bar. Da wohnen die meisten Mitarbeiter. Ich lebe gemeinsam mit Katashi.“, antwortete Shuichi und gab ihm zu verstehen, dass es über einen unverbindlichen Flirt nicht hinausgehen würde. Kibo biss sich auf die Unterlippe. Sein Gegenüber hatte es ziemlich deutlich gemacht, dass zwischen ihnen nichts passieren würde. Das störte Kibo kein bisschen. Es war ohnehin besser. Es könnte anstrengend werden, wenn man mit jemanden, den man vermutlich fast täglich sehen würde, etwas anfing, während der mit seinem Liebhaber zusammenlebte.

 

Es dauerte nicht lange, da kehrte Katashi zurück, gefolgt von Takai, der ein paar Unterlagen in der Hand hielt.

Zielstrebig steuerte der Barbesitzer Kibo an und musterte ihn mit undefinierbarem Blick.

Kibo erwiderte diesen ohne Scheu. Seinen Vermieter hatte er sich etwas anders vorgestellt, aber er konnte sich nicht beklagen. Irgendwie gefiel er ihm. Auch, wenn er nichts von ihm wollte. Takai passte nicht in sein Beuteschema. Aber das musste er auch nicht. Schließlich wollte er ihn nicht in sein Bett holen. Er wollte nur die Wohnung von ihm haben.

„Du bist also Kibo. Die Möbel sind heute Morgen schon angekommen. Um den Aufbau musst du dich selbst kümmern.“, teilte Takai ihm mit.

„Schön.“, antwortete Kibo knapp. Takai blickte kurz zu der Tasche, die Kibo um die Schulter hängen hatte, sagte aber nichts zu dem ziemlich leichten Gepäck. Er wandte sich an Shuichi.

„Ich habe anschließend noch ein Gespräch mit einem Lieferanten. Schick mir Satsuki rauf, wenn sie kommt. Ich habe noch ein paar Dinge mit ihr zu klären.“, gab der Chef in geschäftigen Ton von sich und wandte sich dann ab. Er deutete Kibo, ihm zu folgen. Der neue Mieter kam dieser stummen Aufforderung nach, winkte dem Barkeeper kurz zu und holte zu seinem Vermieter auf.

Takai führte ihn zu dem Vorhang auf der gegenüberliegenden Seite, welche die alte Bar vom Zubau trennte. Kibo musterte den Raum, der etwa doppelt so groß war wie die alte Bar. Auf einer Seite gab es eine Bühne mit einem Klavier. Daneben stand eine kleinere Bar, die gerade unbesetzt war. Vor der Bühne war eine freie Fläche, die sich zum Tanzen eignete. In den Ecken hingen Lautsprecher, aus denen leise Musik erklang. Die Tische hier waren alle leer. Kibo durchquerte mit Takai den Raum und wurde in einen Flur geführt, der zu den Toilettenräumen führte. Durch die letzte Tür gelangten sie in ein Treppenhaus. Kibo sah sich darin um. Es roch nach Farbe, vermischt mit etwas anderem, das ihm in der Nase brannte. Er verzog das Gesicht bei dem Geruch.

„Der Geruch verfliegt bald. Die Handwerker haben gerade erst gestrichen. Wir hatten einen Wasserschaden. Die meisten Räume hier waren bis vor kurzem noch unbewohnbar.“, erklärte Takai und stieg die Stufen hoch. Sie ließen zwei Stockwerke hinter sich. Im obersten lagen drei Wohnungen. Takai zog einen Schlüssel aus seiner Tasche, schloss die letzte Tür auf und ließ Kibo zuerst eintreten.

Kibo tänzelte in den Raum und blickte sich um. Überall entdeckte er große Kartons, in denen sich wohl sein Mobiliar befand. In einer Nische stand bereits eine Einbauküche, die schon aufgebaut war. Aus dem Raum führten drei Türen. Er öffnete die erste und entdeckte ein einfaches Bad. Zumindest musste er sich darum nicht mehr kümmern. Der nächste Raum war leer und konnte als große Abstellkammer oder kleinen Hobbyraum genutzt werden. Hinter der letzten Tür verbarg sich das Schlafzimmer. An der Wand lehnte eine in Folie gepackte Matratze, daneben weitere Kartons.

Er kehrte in das Wohnzimmer zurück. Takai lehnte an der Küchenanrichte und musterte gelangweilt die Zettel in seiner Hand.

„Die Wohnung ist klasse.“, gab Kibo sein Urteil ab und grinste. Takai legte die Papiere auf der Anrichte ab.

„Die Wohnung läuft auf deinen Namen, aber die Miete wird von jemand anderem bezahlt.“, brach er sein Schweigen. Kibo setzte zu einer Erklärung an, aber Takai drehte sich zu der Anrichte.

„Interessiert mich nicht.“, wehrte er ab. Kibo überlegte kurz, stellte sich dann aber einfach neben ihn und musterte die Papiere.

„Ich brauch noch deine Unterschrift.“, fügte Takai hinzu und zog einen Stift aus der Tasche.

„Das ist dein Mietvertrag. Die Wohnung sollte soweit in Ordnung sein. Wenn was ist, kannst du mir Bescheid geben. Ich bin meist in meinem Büro oder in der Bar. Frag einfach einen meiner Mitarbeiter. Waschmaschine und Trockner findest du im Keller. Du kommst auch direkt übers Treppenhaus rein und musst nicht immer durch die Bar.“, erklärte er, während er Kibo zeigte, wo er seine Unterschrift setzen musste. Er blickte in die Wohnung.

„Im Keller gibt es übrigens auch einen Werkzeugkoffer, den du ausleihen kannst. Für den Möbelaufbau.“, fügte er hinzu.

Kibo musterte die Kisten und verzog missmutig das Gesicht. Auf Möbelaufbau hatte er so gar keine Lust. Da würde er sich irgendwo Hilfe holen. Er schob den unterschriebenen Mietvertrag Takai zu, welcher ihn entgegennahm und die Kopie Kibo gab. Er reichte auch den Schlüssel weiter.

„Also, hier oben sollte dich der Barbetrieb nicht stören. Die Tür zur Bar wird geschlossen, wenn die Bar geschlossen hat. Als einfacher Mieter hast du keinen uneingeschränkten Zugang. Ich habe nichts dagegen, wenn du die Bar durch diesen Eingang betrittst, allerdings finden manchmal Events statt, für die wir Eintritt verlangen. Dann wird diese Tür ebenfalls verschlossen sein. Sonst könnten sich Leute dort einschleichen.“, meinte Takai noch.

„Ach ja, und solltest du etwas tun, was dem Ruf meiner Bar schadet, fliegst du. Mir egal, wer deine Miete zahlt.“, fügte er streng hinzu. Kibo war für einen Moment verunsichert. Der andere musste wohl bemerkt haben, dass er jemand war, der gerne mal Ärger machte. Aber er musste den Ärger ja nicht mit nachhause nehmen.

 

Yasuo hielt sich die Nase zu, als er das Treppenhaus betrat. Er hatte ganz vergessen, dass es hier noch so stank. Am Morgen war er so in Eile gewesen, dass er kaum darauf geachtet hatte. Aber jetzt stieg ihm der penetrante Geruch sofort in die Nase. Es würde wohl noch einige Tage dauern, ehe er verflogen war. Erschöpft von der Arbeit schleppte er sich die Stufen hoch und fluchte innerlich, dass das Gebäude keinen Aufzug hatte. Und warum musste er im obersten Stockwerk wohnen, wenn die unteren doch leer standen? Weil sie zum Zeitpunkt seines Einzuges unbewohnbar gewesen waren. Deswegen.

Ein lautes Krachen gefolgt von leiseren klirrenden Geräuschen, die von den Wänden als Echo widerhallten, riss ihn aus seinen Gedanken. Ihm fehlte nur mehr ein Stockwerk. Als er auf den Boden sah, entdeckte er einen Schraubenzieher, der ihm entgegenrollte. Verwirrt hob er ihn auf. Waren etwa noch Handwerker da? Aber das oberste Stockwerk sollte laut Takai bereits fertig sein.

Er ging die letzten Stufen hoch und entdeckte den Ursprung des Kraches. Auf allen Vieren hockte ein ihm fremder Mann da, den er etwas jünger als sich selbst einschätzte. Seine Kleidung zeigte viel Haut, was bei dem Wetter wohl nicht ungewöhnlich war, für einen Mann allerdings etwas zu viel. Er hatte neben sich den Werkzeugkoffer stehen und sammelte das verstreute Werkzeug wieder ein. Als er Yasuo bemerkte, blickte er auf. Der Ältere konnte ihn erst nur eine Weile stumm ansehen.

„Hat deine Mami dir nicht beigebracht, dass man Leuten in Not hilft?“, erklang die Stimme des anderen Mannes. Der Tonfall hatte etwas Verspieltes, das ihn unwillkürlich zum Lächeln brachte.

„Äh, ja, tut mir leid.“, murmelte er schnell, ließ seine Tasche neben sich gleiten und ging in die Hocke, um schnell das restliche Werkzeug aufzusammeln.

„Was ist denn passiert?“, wollte er wissen und räusperte sich, um seine Nervosität zu verbergen.

„Oh, ich hab mir den Koffer aus dem Keller geholt. Ich dachte, wenn ich mal spontan Lust zum Handwerkern bekomme, soll ich wenigstens nicht ganze vier Stockwerke hinunter und wieder hinaufsteigen müssen. Aber ich glaub, das Schloss ist kaputt.“, erzählte der andere seufzend und musterte besagtes Schloss des Koffers.

„Ja, ist wohl schon ziemlich alt. Hat Takai dir das nicht gesagt?“, erwiderte Yasuo und hielt inne. Was machte dieser junge Mann hier? Seines Wissens nach war er der einzige Mieter in dem Gebäude. Takai vermietete nur selten und seine Mitarbeiter waren alle in den Wohnungen über der alten Bar untergekommen. Hier sollten Interessenten unterkommen, die nichts mit der Bar zu tun hatten.

„Das hat er vorhin leider unerwähnt gelassen.“, stieß der andere hervor, richtete sich auf und stieß die Tür zu der Nachbarwohnung auf, die wohl nicht abgeschlossen gewesen war. Yasuo legte das restliche Werkzeug in den Koffer und hob ihn hoch. Einen Moment stand er unschlüssig da, dann folgte er dem anderen in die Wohnung. Er stellte den Koffer an der Küchenanrichte ab und sah sich um. Überall standen Kartons rum, die wohl verschiedenste Möbel beinhalteten. Ein paar waren aufgerissen, Teile davon lagen am Boden, aber nichts war aufgebaut.

„Du… wohnst also hier?“, brach Yasuo sein Schweigen und musterte den anderen Mann, der in einer Kiste wühlte, in der sich verschiedener Kleinkram befand. Erst bei seiner Frage hielt er inne und schien Yasuo richtig zu bemerken.

„Wenn man das wohnen nennen kann. Ich bin offiziell heute hier eingezogen.“, antwortete er, sprang wieder auf die Beine und war mit drei langen Schritten vor Yasuo. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, legte den Kopf leicht schief und sah ihn von unten hinauf an.

„Ich heiße Kibo. Und du?“, fügte er mit zuckersüßer Stimme hinzu.

„Ich… bin Yasuo. Ich wohne nebenan.“, antwortete er schnell und musterte das Gesicht des anderen. Er war einen Kopf kleiner, besaß große, rehbraune Augen, eine kleine Stupsnase und volle Lippen. Er hatte ein richtiges Puppengesicht.

Yasuo merkte, dass er Kibo schon eine Weile stumm anstarrte, und wandte schnell den Blick ab.

„Ähm, und du wolltest jetzt deine Möbel aufbauen?“, lenkte er schnell ab.

„Hm, nö. Mir ist die Lust dazu wieder vergangen.“, antwortete Kibo.

„Ist sowieso langweilig, alleine hier den Handwerker zu spielen. Aber gegen Rollenspielchen hätte ich nichts.“, fügte er hinzu. Er musterte Yasuo, merkte aber, dass dieser nicht folgen konnte.

„Wenn du mir hilfst, das Bett aufzubauen, könnten wir es gleich einweihen.“, schlug er mit verführerischer Stimme vor, was der Größere nicht missverstehen konnte.

Yasuo war im ersten Moment total baff, dass er so ein direktes Angebot bekam. Er wich einen Schritt zurück und warf abwehrend die Hände in die Luft.

„Äh, nein, nein, ich bin nicht schwul. Du bist zwar für einen Mann ziemlich süß, aber ich habe trotzdem kein Interesse.“, erklärte er schnell. Kibo zog skeptisch die Augenbrauen hoch und wandte sich mit einem Seufzer ab.

„Brauchst nicht so spießig sein, Großer! In Wirklichkeit ist jeder ein bisschen bi. Außerdem war das doch gar nicht ernst gemeint. Weißt du nicht, was ein Scherz ist?“, meinte er und ging zu der Kiste zurück, in der er vorhin schon gewühlt hatte.

„Du bist sowieso nicht mein Typ.“, fügte er hinzu und zog ein T-Shirt, sowie eine Hotpants hervor. Er musterte die Kleidungsstücke.

Yasuo beobachtete ihn wieder und kam sich einfach dämlich vor. Hatte er nicht gemerkt, dass der andere ihn nur aufgezogen hatte?

„Ähm, wenn du Hilfe beim Aufbau brauchst, könnte ich dir… naja, helfen.“, bot er an, während Kibo sich unvermittelt das Shirt auszog, das er gerade anhatte. Yasuo wandte sofort den Blick ab.

„Hast du Angst, du könntest mir was weggucken?“, kommentierte Kibo vergnügt und zog sich das andere T-Shirt an. Dann kehrte er zu Yasuo zurück und berührte seinen Oberarm.

„Du würdest mir wirklich helfen, diese superschweren Möbel aufzubauen? Du bist mein Retter!“, antwortete er mit kindlicher Stimme und beugte sich soweit vor, dass er fast an dem Größeren lehnte.

„Dafür, dass ich nicht dein Typ bin, bist du ziemlich…“, erwiderte Yasuo und brach ab, weil ihm das richtige Wort dafür fehlte. Er war es nicht gewohnt, dass sein Gegenüber so viel Körperkontakt aufnahm.

„Retter ist doch wohl übertrieben.“, lenkte er ab und versuchte sich unauffällig von dem Kleinen zu lösen. Kibo verzog leicht die Lippen.

„Und was willst du für deine Hilfe?“, fragte er nach, da er dieses Thema ohnehin nicht vertiefen wollte. Yasuo musterte ihn und dachte einen Moment nach.

„Ich… will nichts. Ich dachte nur, du könntest Hilfe gebrauchen. Du hast ja selbst keine Lust dazu und… naja, unter Nachbarn sollte man sich doch helfen. Immerhin sind wir derzeit die einzigen in diesem Gebäude.“, antwortete er.

Kibo dachte darüber nach. Jemand wollte ihm ohne Hintergedanken helfen? Er konnte sich nicht erinnern, ob das schon mal vorgekommen war. Bevor er aber lange darüber nachdenken konnte, hörte er den Klingelton seines Handys, das eine SMS empfangen hatte. Er wandte sich wieder um und überlegte, wo er sein Smartphone liegen gelassen hatte. Er tapste zu einem offenen Karton, lugte hinein und durchsuchte ihn. Er fand das Gesuchte und las die angekommene Nachricht.

„Äh, also, wegen dem Aufbau…“, brach Yasuo sein Schweigen erneut. Kibo schien ihn bereits vergessen zu haben. Er tippte eifrig auf seinem Handy herum, legte es dann beiseite und knöpfte seine Hose auf.

„Dafür habe ich heute keine Zeit. Ich habe jetzt noch eine Verabredung.“, sang Kibo fröhlich, während er seine Hose zu Boden gleiten ließ und herausstieg. Yasuos Blick klebte an dessen Kehrseite. Kibos Statur war zierlich. Er war auch nicht gerade männlich. Etwas Make-Up im Gesicht und man würde ihn für eine Frau halten. Da war sich Yasuo sicher.

„Dafür, dass du vorgibst, hetero zu sein, gaffst du mir ganz schön auf den Hintern.“, riss Kibos Stimme ihn aus seinen Gedanken. Der Kleine kicherte, während Yasuo beschämt den Kopf einzog, weil er ertappt worden war.

Kibo kehrte nur in Unterhose zu ihm zurück.

„Sei mal etwas lockerer! Vielleicht gefällt’s dir ja mit einem Mann. In der Bar gibt es ja genügend Auswahl. Da findest du sicher eine Handvoll Typen, die sofort mit dir in die Kiste springen wollen.“, schlug Kibo vor, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte seine Lippen schnell auf Yasuos Wange. Ehe dieser reagieren konnte, hatte er sich schon umgedreht, um sich die Hotpants zu schnappen, die er vorhin schon herausgesucht hatte, und schlüpfte hinein.

Yasuo war ziemlich verdutzt.

„Ähm, ich… sollte dann… besser gehen.“, stotterte er langsam, während er sich abwandte und ein paar Schritte auf die Tür zumachte.

„Wegen der Möbel, ich hätte… übermorgen Zeit.“, fügte er noch hinzu. Kibo schob sich das Handy in die Hosentasche und zog dann aus einer Tasche ein paar Armbänder hervor, die er sich anlegte.

„Übermorgen. Klingt gut.“, antwortete er etwas geistesabwesend und schnappte sich die Schlüssel.

„Dann… Viel Spaß noch bei deiner Verabredung!“, verabschiedete sich Yasuo und eilte schnell aus der Nachbarswohnung, um in seine eigene zu gehen. Dort berührte er vorsichtig die Wange, die Kibo vorhin geküsst hatte. Er hatte Herzklopfen. Diese Art von Körperkontakt war er so gar nicht gewohnt. Und auch, wenn er Kibo ziemlich süß fand, war er ganz sicher nicht schwul. Er hatte schon Freundinnen gehabt. Und er war in sie verliebt gewesen. Vielleicht war es nie die wirklich große Liebe gewesen, aber er hatte echte Gefühle für seine Freundinnen gehegt. Dennoch verwirrte ihn Kibos Nähe mehr als sie sollte.

2.Hilfsbereiter Nachbar

 

Kibo streckte sich ausgiebig und rekelte sich auf der Matratze. Er hatte nicht sonderlich gut geschlafen, aber er war Schlechteres gewöhnt. Es gab Schlimmeres als eine einfache Matratze auf dem Boden. Er setzte sich auf, sprang auf die Beine und tapste in sein Badezimmer. Er entledigte sich seiner Kleidung und sprang dann unter die Dusche. Er genoss das Wasser auf seiner Haut. Eine eigene Wohnung hatte schon etwas für sich. Hier konnte er sich so richtig gehen lassen. Er könnte auch mal einen Lover herbringen, aber schnell verwarf er diesen Gedanken wieder. Wenn er sich einen anhänglichen Typen angelte, der ihm auf die Nerven ging, wurde er ihn schlecht wieder los, wenn dieser wusste, wo er wohnte. Und er hatte keine Lust gleich wieder umzuziehen.

Er drehte das Wasser in der Dusche ab, schnappte sich das Handtuch und trocknete sich ab. Sein Blick fiel in den Spiegel. Er bemerkte rote Flecken auf seinem Schlüsselbein, strich darüber und verzog die Lippen.

Die Klingel der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Im ersten Moment konnte er das Geräusch gar nicht zuordnen. Es war das erste Mal, dass er es hörte. Aber der Ton war nicht ausgefallen und er zog schnell die richtigen Schlüsse. Erst wollte er einfach wie er war die Tür öffnen, aber da es auch Takai sein konnte, der vor der Tür stand, sollte er sich besser etwas anziehen. Er kannte seinen Vermieter nicht richtig. Deshalb konnte er auch schlecht einschätzen, wie dieser reagieren würde. Im schlimmsten Fall könnte er sich belästigt fühlen und ihn wieder rauswerfen. Takai galt ja ohnehin als sehr streng bei der Wohnungsvergabe. Auch, wenn Kibo eher schätzte, dass Takai seine Erscheinung eher gleichgültig hinnehmen würde. Vorerst wollte er aber nichts riskieren. Deshalb schnappte er sich eine kurze Hose und ein Shirt, dessen Ausschnitt so groß war, dass es ihm ständig von der Schulter rutschte. Umziehen wollte er sich aber nicht. Er hatte keine Lust etwas herauszusuchen. Außerdem würde das ziemlich lange dauern und Takai hatte ihn sowieso in einem ähnlichen Outfit kennengelernt. Also eilte er zur Tür und öffnete sie.

Davor stand aber nicht Takai, sondern sein Nachbar Yasuo, den er vor zwei Tagen kennengelernt hatte. Seit ihrem ersten Kennenlernen hatten sie sich nicht mehr gesehen. Kibo hatte nur mitbekommen, dass Yasuo nicht viel zuhause war. Zumindest wenn die letzten zwei Tage für ihn Standard waren.

Er musterte den Größeren, der nicht wie beim letzten Mal Hemd und Krawatte trug, sondern leger gekleidet war. Blaue Jeans und ein gestreiftes Shirt bedeckten seinen Körper.

„Oh, Morgen! Hast du mich etwa schon vermisst?“, grüßte Kibo den Älteren und grinste ihn an. Sofort wurde sein Gegenüber rot im Gesicht. Das gefiel ihm. Er fand es lustig, wie sehr Yasuo auf ihn reagierte. Er mochte es, ihn etwas aufzuziehen. Auch, wenn er absolut nichts mit solchen Typen anfangen konnte.

„Äh, Morgen, ich… bin wegen der Möbel hier.“, antwortete der Größere und überging Kibos Frage einfach. Kibo dachte einen Moment darüber nach, dann fiel ihm ein, dass Yasuo ihm ja gleich seine Hilfe angeboten hatte. Er hatte das ganz vergessen. Vermutlich auch, weil er ohnehin geglaubt hatte, der andere würde es sowieso nicht tun.

„Echt? Du bist ja früh da.“, erwiderte Kibo überrascht. Yasuo runzelte leicht die Stirn.

„Naja, es ist 9 Uhr. Und ich habe nur heute frei. Und ein paar Stunden wird das Ganze schon dauern.“, entgegnete er langsam, wobei er es vermied, Kibo anzusehen.

Der Kleine biss sich auf die Unterlippe, um das Grinsen zu unterdrücken. Er machte einen Schritt zur Seite und bot so Platz um einzutreten.

Yasuo betrat langsam die andere Wohnung und sah sich um. Es sah noch fast so aus wie beim letzten Mal, nur dass inzwischen überall verstreut Kleidungsstücke lagen, die achtlos durch die Gegend geworfen worden waren. Er wandte sich zu Kibo um, der zu seinem Kühlschrank gegangen war, um ihn zu öffnen. Er stöberte etwas darin, dann holte er eine Schüssel hervor, die er in die Mikrowelle stellte. Währenddessen öffnete er ein paar Schubladen auf der Suche nach einer Gabel.

„Ähm, womit sollen wir anfangen?“, riss Yasuo ihn aus seinen Gedanken. Kibo schien erst nicht zu verstehen, was der andere meinte. Dann fiel ihm der Grund für seine Anwesenheit wieder ein. Er zuckte mit den Schultern und wandte sich mit der Gabel in der Hand der Mikrowelle zu, nahm die aufgewärmte Schüssel heraus und setzte sich auf die Anrichte, wo er sich die Reste seines gestrigen Abendessens als Frühstück in den Mund schob. Er hatte einfach Gemüse, Nudeln und etwas Fisch zusammen gebraten.

„Mir egal. Fang einfach an.“, antwortete er auf Yasuos Frage hin.

Yasuo seufzte leise und fragte sich, warum er ihm seine Hilfe angeboten hatte. Kibo war es ja offensichtlich egal, wie es in seiner Wohnung aussah. Aber er war nicht der Typ, der ein Versprechen brach. Auch, wenn dieses Versprechen für den anderen scheinbar keinerlei Bedeutung hatte.

Yasuo wandte sich schnell von Kibo ab. Er wollte nämlich keinen Kommentar darüber hören, dass er zu lange auf die Beine des Jüngeren gestarrt hatte. Stattdessen versuchte er sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Er ging die Kartons durch, sah erst einmal nach, was alles für Möbel auf ihren Aufbau warteten, und überlegte, was wohl am wichtigsten war. Schließlich entschied er sich für ein Regal, öffnete die Verpackung und breitete die Einzelteile vor sich auf den Boden aus. Er fand die Bedienungsanleitung, kontrollierte, ob alles da war, und begann dann mit dem Aufbau. Währenddessen war er sich Kibos Anwesenheit bewusst. Der Jüngere saß immer noch auf der Anrichte, wo er sein Frühstück verspeiste. Als er fertig war, stellte er die leere Schüssel neben sich ab und sprang wieder auf den Boden. Er ging zu Yasuo, der am Boden kniete, und stützte sich an dessen Schultern ab.

Yasuo war von diesem plötzlichen Körperkontakt überrascht. Er spürte Kibos Nähe und hatte große Mühe, sich auf die Schrauben in seiner Hand zu konzentrieren. Kibo setzte sich neben ihn und beobachtete ihn eine Weile.

„Wo… willst du das Regal hinhaben?“, brach Yasuo sein Schweigen. Kibo griff nach der Anleitung, überflog sie und verzog die Lippen.

„Egal.“, antwortete er desinteressiert.

„Das hier ist deine Wohnung. Willst du es dir hier nicht schön machen?“, entgegnete Yasuo. Irgendwie wollte er den anderen begeistern. Doch Kibo zuckte lediglich mit den Schultern

„Stell es hin, wo du willst.“, antwortete er. Yasuo gab es auf, aus ihm eine andere Antwort zu erwarten. Stattdessen griff er nach dem Werkzeug und schraubte die ersten Teile zusammen. Das Regal nahm langsam Form an. Kibo half ihm zumindest soweit, dass er ihm die richtigen Schrauben gab oder das Werkzeug heraussuchte, das er gerade brauchte.

Yasuo war soweit fertig, überlegte aber den besten Platz. Zur Stabilität wurde das Regal an der Wand festgeschraubt. Da musste der Platz schon passen. Er überlegte, welche anderen Möbel noch aufgebaut gehörten, und richtete im Geiste die Wohnung ein.

„Wie wär’s dort?“, fragte er schließlich, deutete auf eine Wand und wartete auf Kibos Reaktion, die genauso desinteressiert ausfiel wie bisher. Yasuo unterdrückte ein Seufzen und schob das Regal an die Wand. Dann bat er Kibo um das Werkzeug und die restlichen Schrauben. Ein paar Minuten später machte er einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk.

„Yeah!“, jubelte Kibo, was kein bisschen echt klang, Yasuo aber trotzdem zum Grinsen brachte.