Rechtschreibung klipp und klar erklärt - Annika Lamer - E-Book

Rechtschreibung klipp und klar erklärt E-Book

Annika Lamer

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Beschreibung

Es sind doch immer dieselben Fragen: Schreibt man das jetzt groß oder klein, zusammen oder getrennt? Und was ist mit den vielen Anglizismen – werden die eigentlich wie deutsche Wörter gebeugt? Rechtschreibexpertin Annika Lamer erläutert anschaulich, wie wir den typischen Fallstricken der deutschen Rechtschreibung entgehen können. Statt grammatischer Fachbegriffe und komplizierter Erklärungen bietet sie ganz pragmatische Lösungen. Eingängige Eselsbrücken werden uns an die Hand gegeben sowie Empfehlungen, die beim Priorisieren helfen: Was sollten wir uns unbedingt merken – und wie gelingt das? Von Groß- und Kleinschreibung über Grammatik-Probleme bis zur korrekten Verwendung und Schreibweise von Symbolen und Abkürzungen: Lamer erklärt Rechtschreibung klipp und klar. Aus dem Inhalt 1. Groß- und Kleinschreibung 2. Zusammen oder getrennt? 3. Grammatikfragen 4. Anglizismen und andere Fremdwörter 5. Datums- und Zeitangaben 6. Zeichen, Symbole und Abkürzungen

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Der schnelle Weg zur korrekten Rechtschreibung

Es sind doch immer dieselben Fragen: Schreibt man das jetzt groß oder klein, zusammen oder getrennt? Und was ist mit den vielen Anglizismen – werden die eigentlich wie deutsche Wörter gebeugt?

Rechtschreibexpertin Annika Lamer erläutert anschaulich, wie wir den typischen Fallstricken der deutschen Rechtschreibung entgehen können. Statt grammatischer Fachbegriffe und komplizierter Erklärungen bietet sie ganz pragmatische Lösungen. Eingängige Eselsbrücken werden uns an die Hand gegeben sowie Empfehlungen, die beim Priorisieren helfen: Was sollten wir uns unbedingt merken – und wie gelingt das? Von Groß- und Kleinschreibung über Grammatik-Probleme bis zur korrekten Verwendung und Schreibweise von Symbolen und Abkürzungen: Lamer erklärt Rechtschreibung klipp und klar.

Annika Lamer ist Schreibtrainerin und Texterin. In ihren Workshops hat sie zahlreichen Menschen Rechtschreibung, Zeichensetzung und einen lebendigen, originellen Schreibstil beigebracht. Sie betreibt den erfolgreichen Blog www.annika-lamer.de/blog/. Annika Lamer ist promovierte Romanistin und lebt in Berlin. Durch ihre Workshops, ihren Ratgeberblog und ihre Lernvideos kennt man sie als Rechtschreibexpertin.

Annika Lamer

Rechtschreibung

klipp und klar erklärt

Mit Leichtigkeit zu korrekten Texten

eBook 2022

© 2022 DuMont Buchverlag, Köln

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Lübbeke Naumann Thoben, Köln

Foto der Autorin: © Janine Guldener/photoselection

Lektorat: Kerstin Thorwarth

Satz: Angelika Kudella

eBook-Konvertierung: CPI books GmbH, Leck

ISBN eBook 978-3-8321-8271-7

www.dumont-buchverlag.de

MIT LEICHTIGKEIT ZU KORREKTEN TEXTEN – WIE GEHT DAS?

»Menschen sind komisch«, seufzt Gerrit.

Sina grinst ihn an. »Was ist denn nun schon wieder passiert?«

»Ach – ständig werde ich schräg angeschaut, nur weil ich laut überlege, wie man dieses oder jenes richtig schreibt.«

Sina lacht. »Kenn ich! Ich verkneif mir das inzwischen. Nur mit dir, da lass ich das raus.«

»Ja«, strahlt Gerrit. »Wir verstehen uns.«

»Gut, dass wir befreundet sind«, sagt Sina zufrieden. »Die Rechtschreibung, das ist wie ein gemeinsames Hobby.«

»So hab ich das noch gar nicht betrachtet. Bin mal gespannt, wo uns das noch hinführt.«

»Erst mal zur Eisdiele«, schlägt Sina vor. »Hast du Lust?«

Im Laufe der Lektüre dieses Buches werden Sie feststellen, dass Sina und Gerrit nicht übertrieben haben: Die beiden beschäftigen sich wirklich viel mit Rechtschreibung. Interessante Rechtschreibfragen lauern überall. Und das Adjektiv »interessant« ist genau das Stichwort, das wir brauchen: Rechtschreibung muss nicht öde sein, staubtrocken oder sperrig. Sie darf Spaß machen. Ich freue mich, dass Sie sich mit mir darauf einlassen – und mit Sina und Gerrit natürlich.

SO VERWENDEN SIE DIESES BUCH

Sie können das Buch sowohl von vorne bis hinten durcharbeiten als auch einzelne Themen nachschlagen. Dabei können Sie sich an den sechs Oberthemen orientieren:

1Groß oder klein?

2Zusammen oder getrennt?

3Grammatik-Hürden

4Anglizismen und andere Fremdwörter

5Datums- und Zeitangaben

6Zeichen, Symbole und Abkürzungen

Beim Nachschlagen gilt: Spezialthema trumpft. Wenn Sie zum Beispiel wissen wollen, ob man Anglizismen getrennt schreiben darf, finden Sie die Antwort in Teil 4, nicht in Teil 2.

Zu jedem Oberthema gibt es zwei bis sechs Kapitel, die wiederum in Unterkapitel gegliedert sind. Wir haben also drei Gliederungsebenen mit folgendem Zahlenformat:

Oberthema:

1

Kapitel:

1.1

Unterkapitel:

1.1.1

Jedes Unterkapitel behandelt eine bestimmte Rechtschreib- oder Grammatik-Frage. Sie finden sie in der Überschrift, illustriert mit einem Beispielsatz. So wissen Sie gleich, worum es geht, ohne erst mal komplizierte grammatische Begriffe verstehen zu müssen.

LEICHTER RICHTIG SCHREIBEN

Mein Ansatz ist, mit möglichst wenigen Fachausdrücken auszukommen. Die meisten Begriffe, die übrig bleiben, sind Ihnen wahrscheinlich geläufig – Substantiv, Verb, Genitiv, Akkusativ. Im Glossar (hinten im Buch) können Sie die Begriffe aber auch noch einmal nachschlagen.

Die Quintessenz jedes Unterkapitels finden Sie jeweils im Infokasten (). Kurz und knapp stehen hier die wichtigsten Regeln – einfach zu merken und auf einen Blick wiederzufinden.

In diesen Infokästen verfolge ich einen ganz pragmatischen Ansatz: Wie können Sie es sich leicht machen? Was kann man zusammenfassen, was beiseitelassen? Wo lohnt es sich, bei zwei Optionen auch mal von der Duden-Empfehlung abzuweichen? Das Ziel: mit Leichtigkeit zu korrekten Texten.

FACHLICHE GRUNDLAGE

Grundlage meiner Darstellung sind folgende Duden-Bände:

–Duden – Die deutsche Rechtschreibung. Das umfassende Standardwerk auf der Grundlage der aktuellen amtlichen Regeln, Duden 2020.

–Duden – Sprachliche Zweifelsfälle. Das Wörterbuch für richtiges und gutes Deutsch, Duden 2021.

–Online-Duden: www.duden.de

Wenn der Duden bei mehreren möglichen Schreibweisen eine Empfehlung ausspricht, erkennen Sie das an einer gefetteten roten Markierung. Da steht dann also zum Beispiel:

–Kannst du bitte das Gemüse kleinschneiden/kleinschneiden?

Das bedeutet: Beide Schreibweisen sind korrekt; der Duden empfiehlt die Getrenntschreibung.

Ich selbst spreche auch Empfehlungen aus, die sich nicht immer mit der Duden-Meinung decken. Das lege ich dann natürlich offen. So oder so dürfen Sie nicht erwarten, dass man auf alles eine eindeutige Antwort im Duden findet. Manches ist auch Interpretationssache. In Rechtschreibung klipp und klar erklärt steckt also nicht nur offizielles Regelwerk, sondern immer auch meine Position als Autorin.

Sind Sie startklar? Dann kann es losgehen. Gerrit und Sina werden uns begleiten.

1 GROSS ODER KLEIN?

Das Machen ist nicht das Problem. Wann schreibe ich ein Wort groß?

»Was für ein Durcheinander«, stöhnt Gerrit, als er sich durch Sinas Küchenschrank wühlt. »Wie soll man hier den Tee finden?«

»Gerrit«, sagt Sina. »Wie lange kennen wir uns jetzt schon? Seit zwei Jahren?«

Gerrit könnte es auf den Tag genau ausrechnen, sagt aber nur: »Vermutlich.«

»Das Interessante daran ist doch: Hast du mich in der Zeit irgendwann Tee trinken sehen?«

»Nein … Aber hast du nicht gerade gesagt, ich kann mir einen Tee machen?«

»Das Machen wäre nicht das Problem. Das Finden schon.«

Gerrit gibt sich geschlagen. »Und?«, fragt er, während er sich ein Glas mit Leitungswasser füllt. »Was schreibst du hier groß?«

||Ob Sina wohl die richtige Antwort weiß? Ein Artikel ist – meistens – ein Hinweis auf Großschreibung. Daher: ein Durcheinander, das Interessante daran, das Suchen und das Finden.

Substantive schreibt man groß, Verben und Adjektive klein? Wenn es doch nur so einfach wäre. Verben und Adjektive können substantiviert werden, dann schreibt man sie groß. Wann das der Fall ist, ist gar nicht immer so leicht zu erkennen.

Dann gibt es da noch die Pronomen, die aussehen wie Adjektive, aber nie großgeschrieben werden. Und was ist mit Zahlen und Zahladjektiven – Hundert oder hundert, das Meiste oder das meiste? Weiter geht es mit Blau oder blau, Deutsch oder deutsch, Recht oder recht und vielen weiteren Zweifelsfällen.

Schauen wir uns zunächst ein paar Grundregeln an. In welchen Fällen muss ein eigentlich kleingeschriebenes Wort doch großgeschrieben werden?

AUF EIN ARTIKELWORT FOLGT GROSSSCHREIBUNG

Eine Substantivierung erkennt man am einfachsten am Artikel – das oder ein.

–Das Lernen fällt ihr leicht.

–Das Tückische an der Flut sind die Priele.

–Ihm fehlt das gewisse Etwas.

–Das Warum interessiert mich nicht.

–Ein Vielleicht ist besser als ein Nein.

–Ein Ah und Oh ging durch die Menge.

Nehmen wir noch die anderen Fälle hinzu – hier zwei Beispiele im Genitiv und Dativ:

–Sie verdächtigen ihn des Lügens.

–Sie lauschte dem Klickediklack des Zuges.

Neben das und ein gibt es weitere Artikelwörter. Dein und dieses könnten Sie durch das ersetzen, kein durch nicht ein.

–Dein Jammern ist erstaunlich.

–Dieses Durcheinander nervt mich.

–Kein Muss,nur ein Kann.

GROSSSCHREIBUNG NACH EINER PRÄPOSITION

Der Artikel kann auch in einer Präposition versteckt sein. Im können Sie auflösen zu in dem, aufs zu auf das und so weiter.

–Er lebt nur im Hier und Jetzt.

–Im Nachhinein ist man immer schlauer.

–Ich musste im Voraus zahlen.

–Beim Klettern bitte nicht trinken.

–Ich bin aufs Schlimmste gefasst.

 Hinweise für Großschreibung sind vor allem Artikelwörter und Präpositionen.

AUSNAHMEN

Von der Regel »Artikel spricht für Großschreibung« gibt es leider einige Ausnahmen. Dazu gehören Pronomen, Zahladjektive (hier sind beide Schreibweisen möglich) sowie Adjektive, die sich auf ein vorangegangenes Substantiv beziehen.

–Ich kenne die beiden nicht.

–Das ist die Intelligenz der vielen/Vielen.

–Dieser Weg ist der richtige.

Aber keine Sorge: Wir schauen uns alles Schritt für Schritt an.

1.1Groß oder klein: Verben

Verben schreibt man nicht immer klein, denn sie können substantiviert werden. Das Tückische ist, dass so ein substantiviertes Verb bis auf den Anfangsbuchstaben genauso aussieht wie der kleingeschriebene Infinitiv. Bei Satz 1 und 2 lässt sich das noch gut unterscheiden, doch was ist mit Satz 3?

–Wir wollen morgen wandern gehen.

–Das Wandern ist des Müllers Lust.

–Ohne Frage – wandern/Wandern macht mir Spaß.

Das klären wir in den ersten drei Unterkapiteln:

1.1.1 Ständig bist du mit Saugen beschäftigt. Woran erkenne ich substantivierte Verben?

1.1.2 Laut bellen findet er gut. Wann bleibt es bei einem kleingeschriebenen Infinitiv?

1.1.3 Mitmachen ist besser als zuschauen. Was mache ich, wenn die Unterscheidung zwischen Infinitiv und Substantivierung nicht eindeutig ist?

Eine weitere Schwierigkeit tritt auf, wenn das substantivierte Verb zusätzliche Bestandteile aufnimmt. Die Regeln dazu erfahren Sie im vierten Unterkapitel:

1.1.4 Dein Schlaue-Sprüche-Klopfen nimmt langsam überhand. Was passiert, wenn zur Substantivierung weitere Bestandteile hinzukommen?

1.1.1 Ständig bist du mit Saugen beschäftigt.

→ Woran erkenne ich substantivierte Verben?

»Die Katze ist schon wieder aufs Sofa gesprungen.« Gerrit rückt vorsichtshalber ein Stück zur Seite.

»Schön«, strahlt Sina, während sie im Wohnzimmerschrank wühlt.

»Ich hab das Gefühl, ihr Alltag besteht nur aus Schlafen, Fressen und Haaren«, grummelt Gerrit. »Ständig bist du mit Saugen beschäftigt.«

Sina zieht den Handstaubsauger aus dem Schrank. »Was hast du gesagt?«

Gerrit wiederholt seine Bemerkung lieber nicht und denkt stattdessen darüber nach, ob man Schlafen, Fressen, Haaren und Saugen hier groß- oder kleinschreibt.

||Gerrit kann sich an die Präpositionen halten; sie sind ein Zeichen für Großschreibung: ein Alltag aus Schlafen, Fressen und Haaren; mit Saugen beschäftigt sein.

Verben schreibt man klein. Sie können jedoch substantiviert werden, dann schreibt man sie groß. Eine Substantivierung lässt sich mithilfe verschiedener Marker erkennen.

A) ARTIKELWÖRTER

Besonders leicht erkennen Sie eine Substantivierung an dem Artikel das. Pronomen wie dieses, dein etc. gehören auch zu den Artikelwörtern, denn Sie könnten sie durch das ersetzen.

–Das Wandern ist des Müllers Lust.

–Dieses Bellen nervt.

–Dein Warten hat sich gelohnt.

–Unser Bangen ist das, was uns verbindet.

Mit einem unbestimmten Artikel geht es auch – da nehmen wir gleich mal kein dazu:

–Ein Zwinkern, ein Lächeln – und schon ist es um mich geschehen.

–Kein Lachen der Welt ist so schön wie deins.

Denken Sie außerdem noch an die anderen Fälle (dem, des …).

–Dem Trinken habe ich abgeschworen.

–Sie verdächtigen ihn des Lügens.

B) PRÄPOSITIONEN

In Präpositionen wie aufs oder am steckt jeweils ein Artikel (das oder dem):

–Zum Lachen geht er in den Keller.

–Beim Malen singen sie laute Lieder.

–Im Tanzen finde ich Erfüllung.

–Sie ist ständig am Putzen.

–Ich entscheide mich fürs Mitkommen.

Auch nach Präpositionen ohne Artikel schreibt man das Verb groß:

–Der Alltag meiner Katze besteht aus Schlafen und Fressen.

–Sie schwankt zwischen Hoffen und Bangen.

–Nur durch Probieren kommt man weiter.

–Damit haben Sie Erfolg ohne Lernen.

Aber: Damit haben Sie Erfolg, ohne zu lernen.

C) VORANGESTELLTES ADJEKTIV

Ein sicheres Zeichen für Großschreibung ist schließlich ein vorangestelltes Adjektiv:

–Lautes Lachen mag er nicht.

–Langes Warten ist doch öde.

 Substantivierte Verben werden großgeschrieben. Ich erkenne sie am Artikel, an einer Präposition oder am vorangestellten Adjektiv.

1.1.2 Laut bellen findet er gut.

→ Wann bleibt es bei einem kleingeschriebenen Infinitiv?

»Nanu, wer ist das denn?« Sina schaut verwundert auf den kleinen schwarzen Hund, der schwanzwedelnd hinter Gerrits Beinen auftaucht.

»Mein Pflegedackel«, strahlt Gerrit. »Seine Besitzer können sich zurzeit nicht um ihn kümmern. So lange wohnt Tamino bei mir.«

»Wohl zu viel Mozart gehört«, murmelt Sina.

»Hm?« Gerrit hat den Wink nicht verstanden. Tamino rettet ihn, indem er anfängt zu bellen.

»Woah«, sagt Sina. »Laut bellen findet er schon mal gut.«

»Tamino, kscht!«, macht Gerrit. Und über den Lärm hinweg: »Ist bellen dann substantiviert?«

||Gerrit hat das Adverb vor dem Verb vergessen. Das sollte ihm verraten, dass es sich um einen kleingeschriebenen Infinitiv handelt: laut bellen.

Ein substantiviertes Verb und ein einfacher Infinitiv sind formgleich bis auf den Anfangsbuchstaben – das macht die Entscheidung nicht immer leicht. Zum Glück gibt es für die Kleinschreibung zwei zuverlässige Marker.

A) VORANGESTELLTES ZU

Ein sicheres Zeichen für einen Infinitiv ist ein vorangestelltes zu:

–Zu singen macht mir Freude.

–Damit haben Sie Erfolg, ohne zu lernen.

B) VORANGESTELLTES ADVERB

Auch ein vorangestelltes Adverb zeigt, dass Sie das Verb kleinschreiben müssen.

–Reparieren ist nachhaltiger als neu kaufen.

–Laut bellen findet er gut.

Den Unterschied zwischen Adverb und Adjektiv erkennen Sie daran, ob die Form flektiert ist, ob also ein -es angehängt ist, oder nicht.

–Mit Adverb: Früh schlafen gehen mag ich nicht.

–Mit Adjektiv: Frühes Schlafengehen mag ich nicht.

EIN MARKER REICHT

Haben Sie zwei Verben und vor einem steht ein Marker, der auf Groß- oder Kleinschreibung hinweist, schreiben Sie das andere Verb genauso.

–Ja, singen und damit auftreten macht mir Freude.

Damit ist ein Adverb (schwer zu erkennen, ich weiß). Ergo müssen Sie auftreten kleinschreiben und singen ebenfalls.

 Ein Infinitiv mit zu oder Adverb wird immer kleingeschrieben. Adverbien erkenne ich daran, dass sie ohne Endung auftreten.

1.1.3Mitmachen ist besser als zuschauen.

→ Was mache ich, wenn die Unterscheidung zwischen Infinitiv und Substantivierung nicht eindeutig ist?

»Muss ich wirklich da hoch?« Skeptisch schaut Gerrit auf die Boulderwand.

»Jetzt stell dich nicht so an«, grinst Sina und boxt ihn in die Seite. »Mitmachen ist immer besser als zuschauen.«

»Aber zuschauen«, murmelt Gerrit, »ist besser als Knöchel brechen.«

Sina würde ihn ja gerne weiter aufziehen, doch jetzt ist sie gedanklich woanders. »Was meinst du – schreibt man die Verben in diesen Konstruktionen groß oder klein?«

||Beide Schreibweisen sind möglich. Ich empfehle die Kleinschreibung – mitmachen ist besser als zuschauen, aber zuschauen ist besser als Knöchel brechen.

Eben haben wir gesehen, dass es bestimmte Marker für die Groß- oder Kleinschreibung von Verben gibt. Oft fehlt ein solcher Marker jedoch – und dann ist die Entscheidung gar nicht so leicht.

GROSS ODER KLEIN?

Wie sieht es bei Sinas Bemerkung aus?

–MITMACHENist besser als ZUSCHAUEN.

Wir haben hier weder eine Präposition noch einen Artikel noch sonstige Hinweise. In diesem Fall hilft es nur, einen solchen Marker probeweise einzusetzen. Ergänzen Sie (in Gedanken) einen Artikel oder ein Adjektiv, haben Sie eine Substantivierung:

–Das Mitmachen ist besser als das Zuschauen.

–Spontanes Mitmachen ist besser als langes Zuschauen.

Ebenso könnten Sie aber mit zu oder Adverb erweitern; dann müssten Sie die Verben kleinschreiben:

–Mitzumachen ist besser, als zuzuschauen.

–Spontan mitmachen ist besser als lange zuschauen.

Also – Substantivierung oder nicht? Beide Ansätze sind möglich. Deshalb sind auch beide Schreibweisen erlaubt:

–Denn Mitmachen ist besser als Zuschauen.

–Denn mitmachen ist besser als zuschauen.

Um nicht unnötig zu substantivieren, würde ich mich für die Kleinschreibung entscheiden – zumal in meinen Ohren der Probesatz mit Adverbien ansprechender klingt als mit Adjektiven.

DAS VERB ALS SATZGEGENSTAND

Wenn ich »Mitmachen ist besser« sage, nimmt das Verb die Rolle des Satzgegenstandes ein. Wer oder was ist besser? Mitmachen ist besser. Genauso könnte ich sagen: »Kuchen ist besser.« Mein Verb kommt also fast in Gestalt eines Substantivs daher. Das macht die Irritation aus. So auch hier:

–Ja, KLETTERNmacht ihr Freude.

Ähnlich wie: Blumen machen ihr Freude.

Schreibe ich KLETTERN also groß oder klein? Nun, ich könnte sowohl das als auch zu ergänzen:

–Das Klettern macht ihr Freude.

–Zu klettern macht ihr Freude.

Möglich sind wieder beide Sichtweisen – und damit auch beide Schreibweisen.

AUFZÄHLUNGEN

Schauen wir uns noch ein paar typische Zweifelsfälle an. Dazu gehört eine Aufzählung von Verben:

–HACKEN, RÜHREN, PÜRIEREN– mit einem Stabmixer bereiten Sie im Handumdrehen Suppen zu.

Man könnte hier eine Substantivierung sehen, indem man etwa Adjektive ergänzt – schnelles Hacken, gründliches Pürieren. Doch ich würde immer empfehlen: Keine Substantivierung ohne Not. Belassen Sie es also ruhig bei den kleingeschriebenen Infinitiven.

–Hacken, rühren, pürieren – mit einem Stabmixer bereiten Sie im Handumdrehen Suppen zu.

Folgt die Aufzählung hingegen auf ein sind, ist in der Regel Großschreibung angebracht:

–Meine Hobbys sind Klettern, Singen und Stricken.

–Seine Aufgaben sind Füttern, Spielen und Gassigehen.

NACH ALS

Bereits unser Satz mit dem Zuschauen und Mitmachen war ein als-Satz. Diese Sätze sind typisch für Groß-klein-Verwirrungen. Nehmen wir noch ein Beispiel dazu:

–Ich hätte gedacht, TACKERNhält besser als KLEBEN.

Auch hier gilt wieder: Beides ist möglich.

–Ich hätte gedacht, das Tackern hält besser als das Kleben.

–Ich hätte gedacht, zu tackern hält besser, als zu kleben.

Denken Sie im letzten Satz an das Komma vor als – das wird nötig, wenn Sie mit zu erweitern.

NACH OB

Eine ähnliche Kopfnuss sind Konstruktionen mit ob. Groß- oder Kleinschreibung?

–Ob LACHENoderWEINEN– Sie dürfen ruhig zeigen, was Sie fühlen.

Auch hier können Sie wahlweise mit Adjektiv oder Adverb erweitern:

–Ob lautes Lachen oder leises Weinen …

–Ob laut lachen oder leise weinen …

Wie eben schon würde ich mich für die kleingeschriebene Variante entscheiden, um die Verben nicht unnötig zu substantivieren.

Anders sieht es aus, wenn ein Substantiv mit vorkommt:

–Egal, ob Skifahren, Rodeln oder ein Schneespaziergang – der Winter bietet viele Möglichkeiten.

Da Schneespaziergang großgeschrieben wird, sollte man auch die Verben substantivieren.

 Kann eine Verb-Konstruktion sowohl als Substantivierung als auch als einfacher Infinitiv betrachtet werden, entscheide ich mich – mit wenigen Ausnahmen – eher für die Kleinschreibung.

1.1.4 Dein Schlaue-Sprüche-Klopfen nimmt langsam überhand.

→ Was passiert, wenn zur Substantivierung weitere Bestandteile hinzukommen?

»Na siehst du«, sagt Sina, als sie mit Gerrit die Kletterhalle verlässt. »Jetzt hast du dich doch an die Boulderwand getraut.«

»Ja, toll. Nur dass ich nicht hochgekommen bin.«

»Mach dir nichts draus – dabei sein ist alles«, grinst Sina.

»Dein Schlaue-Sprüche-Klopfen nimmt langsam überhand«, mault Gerrit.

»Schlaue-Sprüche-Klopfen.« Sina nickt zufrieden. »Wie schreibst du das?«

||Wenn sich Gerrit als Rechtschreibexperte profilieren will, sollte er für Bindestriche und große Anfangsbuchstaben plädieren: dein Schlaue-Sprüche-Klopfen.

Oft tritt zu einem substantivierten Verb noch ein weiteres Wort hinzu, das mit ihm eine Gruppe bildet. Wie schreibt man eine solche Verbindung korrekt? Das stiftet gerne mal Verwirrung.

GROSS UND ZUSAMMEN

Bei kurzen, übersichtlichen Verbindungen schreiben Sie die Konstruktion groß und zusammen.

–Danke fürs Dabeisein.

Nicht: Danke fürs *dabei Sein.

Wichtig ist es also, das vor dem substantivierten Verb stehende Wort mit anzufügen (hier: dabei).

Wie sieht es nun mit Sinas »schlauem Spruch« aus?

–Mach dir nichts draus – dabei sein ist alles.

Kleine Erinnerung an Kapitel 1.1.3: Ich belasse dabei sein hier als kleingeschriebenen Infinitiv, weil kein zwingender Grund für eine Substantivierung vorliegt. Anders bei danke fürs Dabeisein: Das Pronomen fürs (mit enthaltenem Artikel) zeigt uns an, dass das Verb substantiviert wird.

Zurück zu unseren substantivierten Wortgruppen. Schauen wir uns weitere Beispiele an:

–Frühes Schlafengehen mag ich nicht.

–Beim Kuchenbacken hatten wir viel Spaß.

–Die praktische Dose zum Selbstbefüllen.

–Das Radfahren habe ich schnell gelernt.

–Mit dem Zuendebringen tut sie sich schwer.

–Das Inkrafttreten der Regel wird verschoben.

–Dein Sprücheklopfen nimmt langsam überhand.

–Bei Bekanntwerden einer Rechtsverletzung werden wir die Inhalte entfernen.

Erinnern Sie sich an unsere Signalwörter für Großschreibung? Richtig: Artikelwort, Adjektiv und Präposition. Alles, was danach steht, wird zu einem Wort verbunden.

BEI LÄNGEREN KONSTRUKTIONEN: DURCHKOPPELN

Wird es unübersichtlich, sollten Sie durchkoppeln. Das ist meist ab drei Bestandteilen der Fall.

–Dein Schlaue-Sprüche-Klopfen nimmt langsam überhand.

–Das Durch-die-Blume-Sagen beherrscht sie perfekt.

Doch auch kürzere Konstruktionen können mit Bindestrich besser lesbar sein; Sie dürfen hier nach Geschmack entscheiden.

–Ich halte das für ein neuerliches Sichentziehen.

Besser:Sich-Entziehen

RECHTSCHREIB-FALLSTRICKE

Schauen wir uns noch einmal die korrekte Schreibweise an. Beim Koppeln werden das erste Wort, das substantivierte Verb sowie natürlich alle enthaltenen Substantive großgeschrieben. Bei mehreren Verben wird nur das letzte großgeschrieben.

–Das Nicht-loslassen-Können ist bei ihr auffällig.

–Die Hängematte ist mein Platz zum Seele-baumeln-Lassen.

Beachten Sie dabei, was alles zur Verbgruppe dazugehört – nämlich alles nach dem Artikelwort oder der Präposition.

–DasAuf-die-lange-Bank-Schieben ist sein größtes Problem.

–BeimAus-dem-Fenster-Schauen erhole ich mich am besten.

Falsch wäre also etwa: *das auf die lange Bank-Schieben, *beim aus dem Fenster-Schauen.

Tritt ein Adjektiv hinzu, müssen Sie genauer hinschauen: Worauf bezieht es sich?

–Das ständige Auf-die-lange-Bank-Schieben ist sein größtes Problem.

–Dein Schlaue-Sprüche-Klopfen nimmt langsam überhand.

Bezieht sich das Adjektiv auf das Verb – ständiges Schieben? Dann steht es extra. Oder auf ein enthaltenes Substantiv – schlaue Sprüche? Dann wird gekoppelt.

 Bei Konstruktionen aus substantiviertem Verb und weiteren Bestandteilen gilt: Übersichtliche Verbindungen schreibe ich groß und zusammen. Ab drei Bestandteilen koppele ich durch und schreibe dabei auf jeden Fall das erste Wort und das substantivierte Verb groß.

WO IST DIE GRENZE?

Theoretisch können Sie so lange Konstruktionen bilden, wie Sie wollen:

–Das Von-der-Hand-in-den-Mund-Leben war schon immer ihre Philosophie.

–Dieses Kein-Blatt-vor-den-Mund-nehmen-und-niemandem-Honig-ums-Maul-schmieren-Wollen ist doch nur eine Masche.

Ist das noch guter Stil? Nein. Generell sollten Sie solche Bindestrich-Konstruktionen besser vermeiden. Die vielen Bindestriche stören das Schriftbild; außerdem handelt es sich um einen Nominalstil, der einen Text eher beschwert.

–Das ständige Auf-die-lange-Bank-Schieben ist sein größtes Problem.

Besser: Sein größtes Problem ist, dass er die Dinge ständig auf die lange Bank schiebt.

1.2Groß oder klein: Adjektive

Genau wie Verben können auch Adjektive substantiviert werden, dann schreibt man sie groß. Die Unterscheidung ist nicht immer leicht. So sehen die Adjektive in Satz 1 und 2 zwar fast gleich aus, Satz 1 beinhaltet jedoch eine Substantivierung.

–Das hat nicht geklappt – auf ein Neues.

–Das Passwort stimmt nicht, gibt es ein neues?

Wie Sie beides sicher unterscheiden, erfahren Sie in den ersten Unterkapiteln:

1.2.1 Glaubst du nicht, du hast schon genug Gutes getan? Woran erkenne ich, dass ein Adjektiv substantiviert ist?

1.2.2 Ein mutiger Vergleich, aber nicht der schlauste. Warum muss ich auf den Bezug des Adjektivs achten?

Genauer aufpassen müssen Sie, wenn eine Präposition hinzutritt (zwischen, in, auf). Das klären wir im dritten Unterkapitel:

1.2.3 Ich kann dich schon von Weitem erkennen. Wie schreibe ich das Adjektiv nach einer Präposition?

Schließlich ist es wichtig, Superlative zu erkennen. Das vierte Unterkapitel hilft weiter:

1.2.4 Zu Hause ist es doch am schönsten. Was muss ich bei Superlativen beachten?

1.2.1 Glaubst du nicht, du hast schon genug Gutes getan?

→ Woran erkenne ich, dass ein Adjektiv substantiviert ist?

»Ich habe dir etwas mitgebracht«, strahlt Gerrit, als Sina ihm die Tür öffnet.

Sina bugsiert ihn erst mal ins Wohnzimmer. »Aha, und was?«

Gerrit zieht eine stattliche Buddha-Statue aus der Tasche. »Die habe ich gestern auf dem Flohmarkt geschossen.«

»Oh«, stammelt Sina. »So etwas Nettes aber auch. Und so, äh, groß. Aber glaubst du nicht, du hast mir schon genug Gutes getan?«

Gerrit ignoriert die Frage und schaut sich suchend nach einem geeigneten Platz für die Statue um. Hoffentlich ist das Ding leicht zerbrechlich, denkt Sina. Laut fragt sie: »Werden Nettes und Gutes hier großgeschrieben? Ja, oder?«

||Sina hat den richtigen Riecher – etwas Nettes und genug Gutes schreibt man groß.

Genau wie Verben können auch Adjektive substantiviert werden. Wieder gibt es Marker, die Ihnen das anzeigen.

A) ARTIKELWÖRTER

Die einfachsten Marker sind die Artikelwörter – das, ein, dieses, unser …

–Das Tückische an der Flut sind die Priele.

–Das Gleiche habe ich dir auch schon gesagt.

–Auf ein Neues!

–Ich kann dieses Liebliche nicht ausstehen.

–Unseren Neuen hast du noch nicht kennengelernt.

Doch Achtung: Es gibt Fälle, in denen man das Adjektiv trotz Artikel kleinschreibt. Die Regeln dazu lesen Sie in Kapitel 1.2.2.

B) PRÄPOSITIONEN

Auch Präpositionen sind Marker für Großschreibung, vor allem wenn sie einen Artikel mit einschließen.

–Es bleibt alles beim Alten.

–Das ist ein komplettes Ökosystem im Kleinen.

–Er stört sich nicht am Komplizierten.

Ohne Artikel kann es anders aussehen – dazu mehr in Kapitel 1.2.3.

C) DEKLINIERTE EINZELSTELLUNG

Allein stehende, deklinierte Adjektive schreiben Sie ebenfalls groß.

–Du solltest nicht Böses mit Bösem vergelten.

–Ich möchte mal wieder Neues erleben.

D) MENGENANGABEN

Vor einer deklinierten Einzelstellung stehen oft Mengenangaben wie alles, etwas, genug, nichts, viel und wenig. Auf diese Signalwörter können Sie zusätzlich achten.

–Wir wünschen Ihnen alles Gute.

–Er hat wenig Konstruktives beigetragen.

–Ich habe viel Schönes erlebt.

–Sie hat genug Gutes getan.

–Ich habe nichts Neues gelernt.

–Er hat etwas Selbstloses getan.

 Substantivierte Adjektive schreibe ich groß. Eine Substantivierung erkenne ich vor allem am Artikelwort (das auch in einer Präposition stecken kann) und an Mengenangaben wie alles, etwas, genug, nichts, viel und wenig.

1.2.2 Ein mutiger Vergleich, aber nicht der schlauste.

→ Warum muss ich auf den Bezug des Adjektivs achten?

»Schau sie dir an«, haucht Sina.

»Deine Katze?«, fragt Gerrit verwirrt. »Was ist mit ihr?«

»Wie sie da sitzt und sich putzt. Diese Öhrchen!«, schwärmt Sina. »Meine Katze ist einfach die Schönste.«

»Dackel sind schöner«, zieht Gerrit sie auf.

»Das ist ein mutiger Vergleich – aber nicht der schlauste«, schlägt Sina zurück. »Dein Dackel ist ungefähr so majestätisch wie ein Stück Brot.«

Gerrit lacht. »Majestäthaftigkeit ist kein Kriterium. Aber sag mal: Schreibt man die Schönste und der schlauste groß oder klein?«

||Der schlauste bezieht sich auf Vergleich, deshalb schreibt man das Adjektiv klein. Wenn Sina ihre Katze hingegen als die Schönste bezeichnet, meint sie damit das schönste Wesen überhaupt. Das Adjektiv steht für sich; es wird substantiviert und großgeschrieben.

Wir haben ja schon gesehen, dass man substantivierte Adjektive großschreibt. Doch manchmal täuscht der erste Eindruck. Um richtig zu schreiben, müssen Sie den Bezug prüfen.

BEZUGSFRAGEN

Ein substantiviertes Adjektiv erkennen Sie in der Regel am vorangestellten Artikel.

–Ich weiß nie, was das Richtige ist.

–Da kommt der Neue.

–Ein Schlauer ist der, der fragt.

Bezieht sich das Adjektiv jedoch auf ein vorangegangenes Substantiv, schreiben Sie es trotz Artikel klein:

–Dieser Weg ist der richtige.

–Der alte Stift schreibt ja gar nicht mehr, nimm doch den neuen.

–Das ist kein neuer Vorschlag, aber ein schlauer.

Richtig bezieht sich auf Weg, neu auf Stift, schlau auf Vorschlag – daher Kleinschreibung.

UNABHÄNGIGE ADJEKTIVE

Nicht immer bedeutet ein vorangehendes Substantiv allerdings, dass sich das Adjektiv darauf bezieht. Schauen wir uns dazu die folgenden Sätze an:

–Endlich sprach Markus die beiden Frauen an. Die jüngere reagierte genervt.

–Endlich sprach Markus die Frau an. Die Angesprochene reagierte genervt.

Im ersten Fall unterscheide ich zwischen zwei Frauen: einer älteren und einer jüngeren. Im zweiten Beispiel habe ich eine solche Unterscheidung nicht, denn es gibt ja nur eine Frau. Die Angesprochene wird als Synonym für Frau verwendet, es steht für sich allein.

DER KONTEXT ENTSCHEIDET

Betrachtet man einen Satz isoliert, ist nicht immer klar, ob sich das Adjektiv auf das vorangehende Substantiv bezieht oder unabhängig ist.

–Dieses Essen ist das beste/Beste.

Kleingeschrieben meine ich das beste Essen – etwa, wenn ich meiner Begleitung einen Tipp geben möchte, welches Gericht auf der Karte am besten schmeckt. Großgeschrieben meine ich das Beste, was ich mir überhaupt nur vorstellen kann. Ich benötige also den Kontext, um über die richtige Schreibweise zu entscheiden.

Ähnlich liegt der Fall auch hier:

–Meine Katze ist die schönste/Schönste.

Stellen wir uns ein Forum vor, in dem Katzenhalter*innen stolz Fotos ihrer Tiere posten. Dann könnte ich sagen: »Meine Katze ist die schönste.« Die schönste Katze meine ich dann – unter den vorgestellten Katzen. Bei Sinas Bemerkung hingegen gibt es einen solchen Kontext nicht. Sie meint das schönste Wesen überhaupt – dann schreibt man die Schönste groß.

 Bezieht sich ein Adjektiv auf ein vorangegangenes Substantiv, schreibe ich es trotz Artikel klein: Dieser Weg ist der richtige. Ob dieser Bezug gegeben ist oder das Adjektiv unabhängig zu betrachten ist, muss ich individuell prüfen.

1.2.3 Ich kann dich schon von Weitem erkennen.

→ Wie schreibe ich das Adjektiv nach einer Präposition?

»Was hast du denn da auf dem Kopf?« Sina starrt irritiert auf Gerrits Hut.

»Den trage ich, damit du mich schon von Weitem erkennst«, grinst Gerrit. »Du bist doch so gesichtsblind.«

»Sehr gut«, feixt Sina. »Wenn ich dich von fern erkenne, kann ich rechtzeitig Reißaus nehmen.«

Da Gerrit keine schlagfertige Antwort mehr einfällt, wechselt er schnell das Thema: »Schreibt man von Weitem und von fern eigentlich groß oder klein?«

||Bei von Weitem empfiehlt der Duden die Großschreibung. Von fern müssen Gerrit und Sina hingegen kleinschreiben.

Präposition plus Adjektiv – was machen wir daraus? Wenn die Präposition einen Artikel beinhaltet, ist der Fall klar: Das Adjektiv wird substantiviert und muss großgeschrieben werden.

–Es bleibt alles beim Alten.

–Du kannst dich jederzeit fürs Richtige entscheiden.

Schwieriger liegt der Fall, wenn kein Artikel drinsteckt. Hier müssen wir zunächst unterscheiden, ob das Adjektiv dekliniert ist (von Weitem) oder in der Grundform steht (von fern).

WENDUNGEN MIT DEKLINIERTEM ADJEKTIV

Nehmen wir uns als Erstes bestimmte Wendungen aus Präposition und dekliniertem Adjektiv vor. Diese Fügungen können Sie groß- oder kleinschreiben. Der Duden empfiehlt die Großschreibung.

–Diese Regelung gilt bis auf Weiteres/weiteres.

–Ich werde dir das nicht von Neuem/neuem erklären.

–Ich habe dich schon von Weitem/weitem erkannt.

–Sie hat es schon seit Längerem/längerem gewusst.

–Das habe ich binnen Kurzem/kurzem erledigt.

In meinen Augen ist die Großschreibung die plausiblere Wahl, da allein stehende, deklinierte Adjektive schließlich auch großgeschrieben werden:

–Bald erfährst du Weiteres.

–Er ist Neuem gegenüber stets aufgeschlossen.

WENDUNGEN MIT GRUNDFORM

Anders sieht es aus, wenn das Adjektiv in der Wendung nicht dekliniert wird, also in seiner Grundform auftritt. Dann wird es kleingeschrieben:

–Sie kamen von nah und fern.

–Über kurz oder lang wird er pleitegehen.

–Sie sind zusammen durch dick und dünn gegangen.

Da man normalerweise nicht auf die Idee kommen würde, nicht deklinierte Adjektive großzuschreiben, sollte die Kleinschreibung leichtfallen.

AUSNAHME: PERSONEN

Nun gibt es aber eine Ausnahme. Wenn Personen gemeint sind, schreibt man das Adjektiv doch wieder groß.

–Der Konflikt zwischen Arm und Reich geht in die nächste Runde.

Eigentlich müssten arm und reich ja kleingeschrieben werden: Wir haben eine Verbindung aus einer Präposition (zwischen) und nicht deklinierten Adjektiven (arm und reich). Aber es sind Personen gemeint, die Armen und die Reichen – deshalb doch Großschreibung.

Der Duden erklärt das übrigens so, dass die Verbindung auch ohne Präposition stehen könnte:

–Arm und Reich stehen im ständigen Konflikt miteinander.

Ich finde die Personenerklärung aber einfacher zu merken. Weitere Beispiele:

–Beliebt bei Groß und Klein.

–Das ist ein Spaß für Jung und Alt.

 Tritt eine Präposition zum Adjektiv, muss ich zwischen dekliniert und nicht dekliniert unterscheiden. Deklinierte Adjektive schreibe ich am besten groß, nicht deklinierte muss ich kleinschreiben – es sei denn, es sind Personen gemeint.

1.2.4 Zu Hause ist es doch am schönsten.

→ Was muss ich bei Superlativen beachten?

»Hey!« Mit einem Teller Tiramisu kommt Sina in den Flur gestolpert.

Nervös blickt Gerrit zur Ausgangstür.

»Gehst du etwa schon?«, fragt Sina vorwurfsvoll. »Es ist noch nicht mal neun.«

Gerrit widmet sich schnell seinen Schnürsenkeln. »Ich habe mich ja aufs Beste auf deiner Party amüsiert, ehrlich. Aber zu Hause ist es doch am schönsten.«

Bevor Sina etwas erwidern kann, ist Gerrit aus der Tür getreten. Ob man aufs Beste und am schönsten groß- oder kleinschreibt – darüber wird er auf dem Heimweg nachdenken.

||Gerrit erkennt sicherlich, dass es sich bei beiden Ausdrücken um Superlative handelt. Am schönsten schreibt man klein. Bei aufs Beste/beste sind beide Schreibweisen erlaubt.

In Kapitel 1.2.1 haben wir gesehen, dass in einer Präposition wie am oder aufs ein Artikel versteckt ist (an dem, auf das) und man das darauffolgende Wort deshalb großschreibt. Dennoch heißt es:

–Es geht ihm am besten,wenn er jetzt geht.

–Er hat sich aufs Beste/beste amüsiert.

Das liegt daran, dass wir es hier mit einem anderen grammatischen Konzept zu tun haben, nämlich dem Superlativ.

DER SUPERLATIV MIT AM

Schauen wir uns erst mal den Fall mit am an. Löse ich dieses am zu Präposition plus Artikel auf, ergibt der Satz keinen Sinn mehr:

–Nicht: Es geht ihm *an dem besten, wenn er jetzt geht.

Das gibt uns den Hinweis, dass es sich hier um einen Superlativ handelt: gut, besser, am besten. Und Superlative schreibt man klein. So weit, so klar? Noch zwei Beispiele:

–Zu Hause ist es am schönsten.

–Sie haben die Spende am nötigsten.

FÄLLE MIT GROSSSCHREIBUNG

Doch Achtung: Es gibt es auch Fälle mit Großschreibung.

–Er misst seine Leistungen stets am Besten seiner Klasse.

–Ausgerechnet am Einfachsten habe ich mir die Zähne ausgebissen.

–Es fehlt ihnen am Nötigsten.

Hierbei handelt es sich nicht um Superlative mit am. Ich könnte auflösen zu:

–Er misst seine Leistungen stets an dem Besten seiner Klasse.

–Ausgerechnet an dem Einfachsten habe ich mir die Zähne ausgebissen.

–Es fehlt ihnen an dem Nötigsten.

Wir haben es hier mit substantivierten Adjektiven im Superlativ zu tun: Es geht um den Besten, das Einfachste und das Nötigste. Die Präposition am kommt nur zufälligerweise mit dem Verb mit.

TESTFRAGEN

Ein weiterer Test: Superlative lassen sich mit wie erfragen.

–Wie geht es ihm? Es geht ihm am besten.

–Wie ist es zu Hause? Es ist am schönsten.

–Wie haben sie es? Sie haben es am nötigsten.

Bei den substantivierten Adjektiven lautet das Fragewort hingegen woran:

–Woran misst er sich? Er misst sich am Besten.

–Woran habe ich mir die Zähne ausgebissen? Am Einfachsten.

–Woran fehlt es ihnen? Am Nötigsten.

AUFS BESTE

Und was machen wir mit aufs Beste? Superlative können auch in festen adverbialen Wendungen mit aufs auftreten. In dem Fall sind beide Schreibweisen erlaubt, wobei der Duden die Großschreibung empfiehlt:

–Er hat sich aufs Beste/beste amüsiert.

–Ich bin aufs Äußerste/äußerste gespannt.

–Wir wurden aufs Schlimmste/schlimmste getäuscht.

Wieder müssen wir unterscheiden zwischen dieser und der substantivierten Form:

–Ich habe mich aufs Schlimmste eingestellt.

Testen können Sie das auch hier, indem Sie versuchen, den Satz mit wie zu erfragen.

–Wie hat er sich amüsiert? Aufs Beste/beste.

–Wie wurden wir getäuscht? Aufs Schlimmste/schlimmste.

–Jedoch nicht: *Wie habe ich mich eingestellt?

Sondern: Worauf habe ich mich eingestellt? Aufs Schlimmste.

Mithilfe der Testfragen können Sie erkennen, wann es sich um eine feste Wendung aus Superlativ und aufs handelt (wie?) und wann Sie es mit einem substantivierten Adjektiv zu tun haben (worauf?).

Machen Sie es sich ruhig leicht, indem Sie nach aufs immer großschreiben. Nur bei der Konstruktion mit am müssen Sie aufpassen. Superlative sind hier aber deutlich häufiger anzutreffen; meist ist also Kleinschreibung richtig.

 Superlative wie am besten oder am schönsten schreibe ich klein. Ich kann sie mit wie erfragen. Nach aufs merke ich mir am besten Großschreibung.