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Vanessa Sachs

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 1,0, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Es lohnt sich einen Blick dorthin zu werfen, wo die Wurzeln der modernen Konzeption der heutigen Ganztagsschule liegen: und die reichen in Deutschland bis ins 19. Jahrhundert zurück, erstrecken sich ab da von der klassischen Ganztagsschule, die noch weit entfernt vom Bestreben der heutigen Schulpädagogen zu sehen ist, über die deutsche Vormittagsschule bis zu den Reformschulen des 20. Jahrhunderts, die bereits richtungsweisend für die Entwicklung der modernen Ganztagschule waren. Letztere sollen deshalb auch den inhaltlichen Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bilden. Welchen Einfluss diese Reformschulen auf die aktuelle Diskussion um die moderne Ganztagsschule, wie wir sie im Schulpädagogik-Seminar in ihren Grundzügen mittlerweile kennengelernt haben, haben und inwiefern die Wurzeln dieser Einflüsse auch mit einem kritischen Auge zu sehen sind, soll im Folgenden erörtert werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

 

1. Ein Blick auf heute

2. Die historischen Ursprünge der Ganztagsschule

2. 1. Die klassische Ganztagsschule im 19. Jahrhundert

2.2. Die Entwicklung zur Vormittagsschule

2.3. Internationale Entwicklung

3. Bestrebungen der deutschen Reformpädagogen

3.1. Umriss der Reformpädagogik allgemein

3.2. Deutsche Reformpädagogik

4. Reformpädagogische Wurzeln der modernen Ganztagsschule

4.1. Deutsche Landerziehungsheime

4.1.1. LIETZ

4.1.2. WYNEKEN

4.1.3. PAUL GEHEEB

5. Die kritische Seite der „neuen Erziehung“

6. Einfluss auf die Konzeption der heutigen Ganztagsschule

7. Folgen für die Reformpädagogik

8. Literaturverzeichnis

 

1. Ein Blick auf heute

 

Der Ausbau von Ganztagsschulen ist in den letzten Jahren gut vorangekommen und mittlerweile kann man die Diskussion um die aktuelle Entwicklung der Ganztagsschule in nahezu allen Medien verfolgen. Nicht zuletzt trug die Milliardeninvestition des Investitionsprogramms „Zukunft Bildung und Betreuung“ der Bundesregierung ihren Teil dazu bei, dass dem Thema immer größere Bedeutung zugemessen wird. Vier Milliarden Euro waren es, mit denen die Entwicklung der Ganztagsschule seit 2003 gefördert wurde, und allein diese Summe macht deutlich, welche Hoffnungen mit diesem Großprojekt verbunden sind[1]: Berufstätigkeit beider Elternteile soll wieder besser gewährleistet werden, die Chancengleichheit unter den Schülerinnern und Schülern soll endlich jenseits sozialer und ökonomischer Hintergründe realisiert werden. Daneben erhofft man sich eine Erhöhung des Erwerbs kognitiver sowie soziale Kompetenzen in einer Lernkultur, die die Schüler in den Mittelpunkt stellt.

 

Das hohe Maß an Hoffnungen macht zudem deutlich, wieviele Faktoren überhaupt darauf Einfluss nehmen, ob Ganztagsschule gelingt oder nicht: Seien es die Schüler selbst, die Lehrer und deren Ausbildung an sich oder die Familien, die zur aktuellen Debatte beitragen- es lohnt sich, das Thema Ganztagsschule von allen Seiten zu beleuchten, weshalb wir im Rahmen des Seminars „Ganztagsschule“ unter der Leitung von Prof. Dr. Sibylle Rahm bereits viele der genannten Aspekte in den Mittelpunkt unserer Sitzungen gestellt haben.

 

Unter jene Aspekte fällt natürlich auch der Einfluss, den moderne Reformpädagogen auf die Konzeption von Ganztagsschule haben: Der Gründer der Laborschule Bielefeld, Professor Hartmut von Hentig, versucht zum Beispiel, eine Schule zu entwickeln, „in der Kinder und Jugendliche von klein auf lernen [sollen], wie man gemeinsame Angelegenheiten vernünftig miteinander regeln kann. Die Schule [sollte]ein Lebens- und Erfahrungsraum sein, eine Gesellschaft im Kleinen, eine Polis, wo die Verhaltensweisen, die wir von mündigen Bürgerinnen und Bürgern erwarten, täglich gelebt und gelernt werden.“[2]- ein Gedanke, der von der Ganztagsschule aufgegriffen und auf eigene Weise umgesetzt wird. Mit leichter Irritation kann man Hentigs Worte lesen, wenn man bedenkt, aufgrund welcher umstrittener Äußerungen er jüngst in Misskredit unter Erziehungswissenschaftlern geraten ist: Gemeint sind hier die Äußerungen von Hartmut von Hentig in Bezug auf die Missbrauchsvorwürfe gegenüber seinem Freund und dem inzwischen verstorbenen Pädagogen Gerold Becker, ein ehemaliger Schulleiter der Odenwaldschule. Bis dahin als reformpädagogische Vorzeigeschule bekannt entpuppte sich die Odenwaldschule im Zuge dieser Missbrauchsaufdeckungen als Paradies für Kinderschänder – und die gehen bis in die Anfänge dieser Schule und bis in die Anfänge der Reformpädagogik zurück.

 

Nicht zuletzt deswegen lohnt es sich einen Blick auch dorthin zu werfen, wo die Wurzeln der modernen Konzeption der heutigen Ganztagsschule liegen: und die reichen in Deutschland bis ins 19. Jahrhundert zurück, erstrecken sich ab da von der klassischen Ganztagsschule, die noch weit entfernt vom Bestreben der heutigen Schulpädagogen zu sehen ist, über die deutsche Vormittagsschule bis zu den Reformschulen des 20. Jahrhunderts, die bereits richtungsweisend für die Entwicklung der modernen Ganztagschule waren. Letztere sollen deshalb auch den inhaltlichen Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bilden. Welchen Einfluss diese Reformschulen auf die aktuelle Diskussion um die moderne Ganztagsschule, wie wir sie im Schulpädagogik-Seminar in ihren Grundzügen mittlerweile kennengelernt haben, haben und inwiefern die Wurzeln dieser Einflüsse auch mit einem kritischen Auge zu sehen sind, soll im Folgenden erörtert werden.

 

2. Die historischen Ursprünge der Ganztagsschule

 

Zunächst sollen im Rahmen dieser Arbeit deshalb die historischen Ursprünge der Ganztagsschule in Deutschland skizziert werden, die bereits im 19. Jahrhundert anzusetzen sind.

 

2. 1. Die klassische Ganztagsschule im 19. Jahrhundert

 

Die Organisationsform der Schule als Ganztagsschule hat in Deutschland eine lange Tradition: Bereits im 19. Jahrhundert war die Ganztagsschule eine weit verbreitete Schulform.

Dabei spricht man von einer „Schule mit geteilter Unterrichtszeit“ – geteilt war der Schulalltag nämlich durch eine zweistündige Mittagspause, die zu Hause unter Aufsicht der Familie stattfand und nicht mehr im Verantwortungsbereich der Schule lag[3].

 

Davor wurde der Unterricht in der Regel zwischen acht und zwölf Uhr, danach zwischen 14 und 16 Uhr abgehalten. Diese Zeitaufteilung passte sich dementsprechend dem Tätigkeitsrhythmus der damaligen Arbeitswelt an und sorgte dafür, dass die Schüler währenddessen in der Schuleinrichtung untergebracht und beaufsichtigt waren.