Richter leben besser - Thorsten Schleif - E-Book

Richter leben besser E-Book

Thorsten Schleif

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Beschreibung

Wer andern eine Grube gräbt

Amtsrichter Siggi Buckmann sitzt in der Klemme: Während er seiner Lebensgefährtin und Journalistin Robin Bukowsky über seine Kontakte zu Polizei und Staatsanwaltschaft bei ihren Recherchen in einem Mordfall hilft und der Wahrheit gefährlich nahe kommt, wird er plötzlich verhaftet. Unverhofft findet er sich hinter Gittern wieder. Der Vorwurf: Beihilfe in einem längst aufgeklärten Mord. Offenbar will ihn jemand ausschalten, das belastbare Material stammt ausgerechnet von Robin. Jetzt muss Buckmann sich selbst retten. Wie kann der lebensbeendende Strafrichter beweisen, dass ihm selbst in Haft nicht die Hände gebunden sind? Versuch macht klug … wenn auch nicht ganz so gesetzeskonform …

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Seitenzahl: 222

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Das Buch

Amtsrichter Siggi Buckmann sitzt in der Klemme: Während er seiner Lebensgefährtin und Journalistin Robin Bukowsky über seine Kontakte zu Polizei und Staatsanwaltschaft bei ihren Recherchen in einem Mordfall hilft und der Wahrheit gefährlich nahekommt, wird er plötzlich verhaftet. Unverhofft findet er sich hinter Gittern wieder. Der Vorwurf: Beihilfe in einem längst aufgeklärten Mord. Offenbar will ihn jemand ausschalten, das belastbare Material stammt ausgerechnet von Robin. Jetzt muss Buckmann sich selbst retten. Wie kann der lebensbeendende Strafrichter beweisen, dass ihm selbst in Haft nicht die Hände gebunden sind? Versuch macht klug … wenn auch nicht ganz so gesetzeskonform …

Der Autor

Thorsten Schleif, Jahrgang 1980, studierte Rechtswissenschaften in Bonn. Seit 2007 ist er Richter im Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen. Gegenwärtig arbeitet Schleif als Straf- und Jugendrichter am Amtsgericht Dinslaken. Nach mehreren Sach- und Hörbüchern folgten die Romane »Richter morden besser«, »Richter jagen besser«, »Richter sterben besser« sowie »Darf man eigentlich Zombies töten? Unverzichtbares Rechtswissen für Film- und Serienjunkies«. Schleif lebt mit seiner Familie in Duisburg.

Lieferbare Titel

Richter morden besser

Richter jagen besser

Richter sterben besser

Darf man eigentlich Zombies töten?

THORSTEN SCHLEIF

RICHTER

LEBEN

BESSER

ROMAN

WILHELMHEYNEVERLAGMÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Originalausgabe 06/2025

Copyright © 2025 by Thorsten Schleif

Copyright © 2025 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR)

Redaktion: Joscha Faralisch

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,

unter Verwendung von

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-33286-0V001

www.heyne.de

Für Udo

Prolog

Setz dich doch! So viel Zeit wirst du wohl mitgebracht haben!«

Großzügig deutete Eulendorf auf einen der drei bequemen Sessel, die in der Hotelsuite um einen runden Glastisch arrangiert waren. Ohne zu beobachten, ob sein Gast der Aufforderung folgte, ging Eulendorf zu der Minibar und griff nach einer Flasche Gin.

»Auch einen?«

Sein Gast schüttelte den Kopf.

»Danke. Nun hör doch mal, Harald …«

»Ach ja«, unterbrach Eulendorf. »Du wolltest ja alles erklären. Um Entschuldigung bitten. Zu Kreuze kriechen. Ein bisschen spät dafür, findest du nicht?«

Er erhielt keine Antwort.

Eulendorf ließ sich in einen der Sessel fallen und nippte an seinem Gin. Er genoss die hilflose Lage seines Gastes.

»Also bitte«, sagte er mit einer großzügigen Geste. »Womit möchtest du anfangen? Mit der Erklärung? Mit der Entschuldigung? Oder mit dem Kriechen?«

»Vielleicht mit einer Erinnerung, Harald.«

Eulendorf stutzte.

»Was soll das heißen?«

Sein Gegenüber zog einen weißen Briefumschlag aus der Tasche und reichte ihn Eulendorf. Harald öffnete ihn und zog ein Foto heraus.

»Ach so, du versuchst es auf die melancholische Tour?«, lachte er höhnisch. »Lächerlich. Mich stört es nicht im Geringsten, wenn der Ruf einer Influencer-Bitch in den Dreck gezogen wird! Hörst du? Das ändert nichts an meinem Entschluss!«

Sein Gast erwiderte nichts, sondern trat an Eulendorfs Sessel heran und ging auf die Knie.

»Ah«, lachte Harald. »Kommt jetzt das Zukreuzekriechen?«

»Eigentlich nicht.«

Harald spürte, wie sich ein Stück Metall gegen seinen Schritt presste, fast gleichzeitig löste sich der Schuss. Den Bruchteil einer Sekunde später fühlte es sich an, als hätte man ihm ein Brandeisen zwischen die Beine gerammt. Harald wollte schreien, rang nach Luft und kippte nach vorn. Ihm wurde schwarz vor Augen, doch er fühlte, wie sich der heiße Lauf der abgefeuerten Waffe gegen seine Schläfe drückte. Und obwohl zwischen der Betätigung des Abzugs und dem Eindringen der abgefeuerten Kugel in seine Schädelplatte nur der Bruchteil einer Sekunde lag, gelang seinem Gehirn das Kunststück, ein gutes Dutzend Erinnerungen wachzurufen. Vor seinem geistigen Auge sah er seinen ersten Auftritt als Stand-up-Comedian vor den angetrunkenen Gästen einer Hinterhofbar. Er sah seinen großen Durchbruch und ausverkaufte Häuser, Standing Ovations. Und er sah seinen Absturz. Und er sah sie. Natürlich sah er sie. Sie war die beste und die schlimmste seiner Beziehungen. Jacqueline. Wie konnte sie ihm das nur antun?

Kapitel 1

Ich hasse Beerdigungen.«

Der Nordfriedhof der Stadt war gefüllt wie bei einem Staatsbegräbnis. Mindestens zweihundert Menschen drängten sich auf den schmalen Wegen zwischen den Ruhestätten, versuchten möglichst nah an das frisch ausgehobene Grab heranzukommen, um einen Blick auf den Sarg werfen zu können. Daneben auf einer Staffelei stand ein großes Foto von Harald Eulendorf mit schwarzem Rahmen.

»Ich hasse Beerdigungen. Fast ebenso sehr wie Hochzeiten. Wenigstens gibt es auf Beerdigungen keine albernen Spiele.«

Die schlanke Frau mit den zurückgebundenen Haaren sprach leise, aber doch so laut, dass ihre Nachbarin sie hören konnte.

Maria unterdrückte ein Kichern. Zwar hätte es kaum einer der Trauergäste gehört, dafür standen sie und Robin weit genug entfernt, aber es kam ihr dennoch unpassend vor, auf einer Beerdigung zu lachen.

»Der Satz könnte von deinem Richterfreund sein«, bemerkte sie trocken.

Robin schluckte.

»Ist er auch.«

»Habt ihr euch noch immer nicht ausgesprochen?«, flüsterte Maria.

»Ausgesprochen? Mit Siggi?«, schnaubte Robin. »Bevor Siggi über eine Beziehung spricht, trinkt er entkoffeinierten Espresso!«

»Das tut mir leid. Auch aus beruflicher Sicht.«

»Warum?«

»Siggi hat Eulendorf damals freigesprochen. Wusstest du das nicht?«

Robin schüttelte überrascht den Kopf.

»Nein. Das wusste ich nicht.«

»Er wäre eine gute Quelle für ein paar Insiderinformationen über Eulendorf. Meinst du nicht?«

Robin schwieg. Seit fast einem Monat herrschte absolute Funkstille zwischen ihr und Siggi.

»Ich meine, du könntest ihn doch mal auf einen Kaffee einladen. Zwei Fliegen mit einer Klappe und so.«

»Schon gut«, seufzte Robin. »Ich rufe ihn an.«

Die Trauerfeier neigte sich dem Ende zu. Immer mehr Besucher verließen den Friedhof, viele nachdem sie eine Blume an Eulendorfs letzter Ruhestätte deponiert hatten. Robin und Maria beobachten die Leute. Die meisten schienen Fans des Comedians gewesen zu sein. Doch eine Dame, die eine enge schwarze Lacklederhose trug, stach aus der Menge hervor.

»Ist das nicht …«, setzte Maria an.

»Jacqueline Parley«, beendete Robin den Satz. »Ja, das ist sie.«

»Die hat ja Nerven, hier aufzutauchen«, bemerkte Maria.

Robin zuckte mit den Schultern.

»Späte Reue vielleicht.«

Die Dame in der Lacklederhose steuerte direkt auf Robin und Maria zu.

»Was will sie denn von uns?«, wunderte sich Maria.

»Werden wir gleich erfahren.«

»Frau Bukowsky?«, fragte die Dame, als sie auf wenige Schritte an die beiden herangekommen war. Robin nickte.

»Mein Name ist Jacqueline Parley, ich …«

»Ich weiß, wer Sie sind«, unterbrach Robin sie.

»Hätten Sie vielleicht einige Minuten Zeit für mich?«, fragte Parley und fügte, ohne eine Antwort abzuwarten, hinzu: »Ich kenne ein kleines Café hier in der Nähe.«

Kapitel 2

Günther Holtkamp saß an seinem Schreibtisch über einer aufgeschlagenen Tageszeitung von der »Schmutzkonkurrenz«, wie er alle anderen Zeitschriften und Magazine zu nennen pflegte. »Harald Eulendorf – Abschied von einem gefallenen Titanen« lautete die Überschrift des Artikels auf der ersten Seite, darunter war ein Foto des Comedians abgelichtet. Heute sollte die Beerdigung stattfinden, nicht im kleinen Kreis, alle Fans sollten die Gelegenheit haben, sich von ihrem Idol zu verabschieden. Natürlich hatte auch Günther einen Fotografen zum Friedhof losgeschickt. Obwohl er beschlossen hatte, bei einem Bericht über Eulendorf vorsichtig zu sein. Zumindest dieses Mal.

Er öffnete die unterste Schublade auf der rechten Seite des Schreibtischs und holte eine Mappe aus braunem Wildleder hervor. In ihr befand sich nur ein einziges Schreiben, das seine Unterschrift trug, gerichtet an den Vorstand des Magazins.

Günther überflog die wenigen Zeilen, obwohl er sie auswendig kannte. Lange genug hatte er mit der Formulierung gekämpft.

»… sehe ich mich in Anbetracht der jüngsten Ereignisse insbesondere des finanziellen, aber vor allem auch immateriellen Schadens gezwungen …«

Zärtlich, fast liebevoll faltete er das Schreiben in der Mitte und fuhr mit dem Zeigefinger über die Kante, als hätte er ein Origamikunstwerk in den Händen. Dann seufzte er erleichtert und genoss das Geräusch, das entstand, als er das Dokument langsam in zwei Hälften riss.

Ein Klopfen an seiner Bürotür ließ ihn zusammenzucken.

»Moment!«, rief er, legte die beiden Hälften des Schreibens zurück in die Ledermappe, die er in der Schublade verschwinden ließ.

»Bitte!«

Martin folgte der Aufforderung und betrat das Büro. Der Fotograf hatte seine Kameratasche über der Schulter.

»Hallo, Günther! Hast du kurz Zeit?«

»Natürlich. Was gibt es? Solltest du nicht auf der Beerdigung von Eulendorf sein?«

»War ich doch!«, entgegnete Martin. »Und habe ein paar interessante Aufnahmen gemacht.«

Er öffnete den Verschluss der Fototasche und zog seine Kamera hervor. Mit geübtem Griff öffnete er den Seitenverschluss, zog die Speicherkarte heraus und drückte sie Günther in die Hand.

»Das letzte Bild«, erklärte der Fotograf.

Günther schob die Speicherkarte in den passenden Steckplatz seines Laptops und wartete, bis der Ordner auf dem Bildschirm angezeigt wurde. Dann fuhr er mit dem Cursor der Maus auf die unterste Datei und öffnete sie mit einem Doppelklick.

Das Bild war augenscheinlich auf dem Nordfriedhof aufgenommen worden, Günther erkannte die markante Kapelle im Hintergrund. Es zeigte drei Frauen zwischen den Grabsteinen, die sich angeregt unterhielten. Günther stutzte, dann betätigte er die Zoomfunktion und vergrößerte das Gesicht der mittleren Person.

»Hallo, Frau Bukowsky.«

Kapitel 3

Der Kellner brachte drei Cappuccini. Während Robin und Maria die am Rand der Untertasse liegenden Zuckertütchen aufrissen, zückte Jacqueline Parley das Handy und filmte ihre Tasse. Dann tippte sie etwas auf dem Display des Mobiltelefons. Robin sah Maria an und verdrehte die Augen.

»Sorry«, sagte Parley, der der Blick der Journalistin nicht entgangen war. »Hab nur kurz eine Story für meine Follower gepostet.«

Robin zog das kleine Aufnahmegerät aus der Hosentasche, schaltete es ein und legte es in die Mitte des Tisches.

»Sie befürchten also ernsthaft, dass die Polizei Sie verhaften könnte?«, fragte sie, nachdem Parley das Handy wieder in der Handtasche verstaut hatte.

»Liegt das so fern?«

Robin überlegte. Parley und der ermordete Eulendorf hatten eine mehrjährige Beziehung geführt, die mit Recht die Bezeichnung toxisch verdiente. Nicht selten war bei ihren Streitereien ein ganzes Hotelzimmer zu Bruch gegangen, worüber die Boulevardmedien regelmäßig berichteten. Vor zwei Jahren erreichte ihr Zwist einen Höhepunkt, als Parley Eulendorf wegen Vergewaltigung anzeigte. Im anschließenden Prozess wurde Eulendorf freigesprochen, da sich Parley zunehmend in Widersprüche verstrickte und immer mehr den Eindruck erweckte, sich mit der Anzeige bloß für einen Seitensprung Eulendorfs rächen zu wollen. Nun war Eulendorf erschossen in seinem Hotelzimmer aufgefunden worden, wobei die Staatsanwaltschaft wenig über die genauen Umstände seines Todes mitteilte. Ermittlungstaktik.

»Fassen wir einmal zusammen«, begann Robin. »Sie hatten alles andere als ein gutes Verhältnis zu Eulendorf. Zumal Ihre Karriere als Influencerin massiv darunter gelitten hat, dass Eulendorf wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung freigesprochen wurde.«

Parley nickte.

»Genau so ist es. Und ich habe kein Alibi für die Tatzeit.«

»Das allein wird kaum ausreichend sein, um Sie zu verhaften«, gab Robin zu bedenken. »Ein Motiv und kein Alibi. Da dürfte es mehrere Personen geben, die in derselben Situation sind. Gibt es noch weitere Punkte, die gegen Sie sprechen?«

»Ich habe Harald seinerzeit einige Morddrohungen geschickt. Über Facebook. Und WhatsApp.«

»Wann?«

»Vor etwa zwei Jahren. Als das ganze Theater losging.«

»Auch das erscheint mir noch kein Grund, um Sie verhaften zu lassen. Warum sollten Sie zwei Jahre warten, bis Sie Ihre Drohungen in die Tat umsetzen?«

»Mmh.« Parley wusste darauf nichts zu erwidern.

»Haben Sie einen Verdacht, wer hinter dem Mord stecken könnte?«, fragte Robin.

Parley schüttelte den Kopf.

»Nein. Ich denke schon darüber nach, seitdem ich von Haralds Tod in der Zeitung gelesen habe. Natürlich hatte er nicht nur Freunde. Ein Comedian mit Erfolg zieht Neider magisch an. Einige Konkurrenten waren schlecht auf ihn zu sprechen. Er zog in seinen Programmen ja gern über sie her. War so seine Masche. Aber dass ihn einer von denen umbringt? Nein, das glaube ich nicht.« Parley machte eine Pause und zupfte an ihrer Unterlippe. »Vielleicht …« Sie zögerte.

»Vielleicht was?«, hakte Robin nach.

»Mmh, das ist nur so ein Gedanke. Aber mit Oskar Polker ging der Streit schon ein wenig über das Normale hinaus. Einmal hat Harald ihn sogar öffentlich geohrfeigt.«

»Stimmt, ich erinnere mich«, sagte Maria. »Damals bei der MMA-Veranstaltung, richtig?«

Parley nickte.

»Ja. Das hat schon ein ziemliches Aufsehen erregt. Polker sah ziemlich wütend aus.«

Robin schaltete das Aufnahmegerät aus.

»Also gut, ich werde mich einmal bei meinen Kontakten umhören. Aber ich bekomme die Exklusivrechte für die Story. Falls es eine gute Story gibt.«

»Einverstanden«, nickte Parley.

»Eins haben Sie mir noch nicht verraten, Frau Parley«, sagte Robin und verstaute das Aufnahmegerät wieder in ihrer Hostentasche. »Warum erzählen Sie mir das alles?«

Parley blickte Robin an.

»Weil ich mich daran erinnert habe, dass Sie damals, als alle Medien sich auf Harald eingeschossen hatten, die Einzige waren, die Zweifel an meiner Geschichte hatte. Und das haben Sie auch so geschrieben. Ohne Rücksicht darauf, dass sich ein Shitstorm gegen Sie richten könnte.«

Robin runzelte die Stirn. »Und?«

»Das hat mir imponiert. Sie vertreten Ihre Meinung ungeachtet dessen, dass Sie Ihnen vielleicht Probleme bereiten könnte. Sie sind bereit, gegen den Strom zu schwimmen. Ich dachte, wenn sich dieses Mal alle gegen mich richten, könnte ich Sie auf meiner Seite gebrauchen.«

Kapitel 4

In Zeitlupe drehte Jacqueline Parley den Schlüssel. Einmal. Zweimal. Der Schließmechanismus klappte zurück. Parley sah mit Schrecken, wie sich ihre Hand zur Türklinke bewegte und sie langsam herunterdrückte. Sie wollte dagegen ankämpfen, aber sie fühlte sich wie eine Marionette, die an den Fäden des Puppenspielers hing, unfähig, ihre eigenen Glieder zu beherrschen. Langsam zog ihre Hand die Tür auf. Sie wusste, wer auf der anderen Seite wartete. Trotzdem erschrak sie, wollte schreien. Doch so wie ihre Arme und Beine verweigerte auch ihre Stimme den Dienst.

Harald Eulendorf starrte sie aus kalten, toten Augen an. Erde klebte an seinem Anzug. Dem Anzug, in dem er zur letzten Ruhe gebettet worden war. Unfähig sich zu bewegen, musste sie mitansehen, wie er seine Hand nach ihr ausstreckte.

»Warum, Jacqueline?« Sie hörte seine Stimme in ihrem Kopf, obwohl sich seine blassen Lippen nicht bewegten, sondern zu einem schmalen Schlitz zusammengepresst waren.

Bamm. Bamm. Bamm.

Das Bild vor ihren Augen verschwamm. Eulendorf löste sich auf.

Bamm. Bamm. Bamm.

Mit aller Kraft versuchte Jacqueline, die Augen zu öffnen. Allmählich kam sie zu sich.

Bamm. Bamm. Bamm.

Jacqueline blinzelte. Sie lag im Bett ihrer Wohnung in der fünften Etage des Appartementhauses in einem der schicken Viertel der Südstadt. Sie wandte den Kopf zu ihrem Nachttisch. 6:30 Uhr verkündeten die Leuchtziffern ihres Weckers.

»Aufmachen, Polizei!«, hörte sie die gedämpfte Stimme eines Mannes nach einem weiteren Klopfen gegen die Wohnungstür.

»Was … Ja … Moment!«

Parley glitt aus dem Bett und streifte ein T-Shirt über. Dann ging sie barfuß bis zur Eingangstür ihrer Wohnung und lugte durch den Spion. Sie erkannte einen Mann und eine Frau, die ungeduldig warteten. Offenbar bemerkten sie, dass Parley sie beobachtete, denn die Frau zückte ihren Dienstausweis und hielt ihn vor den Spion.

»Polizei. Hauptkommissarin Spranger. Öffnen Sie bitte die Tür, Frau Parley.«

»Natürlich … Moment«, erwiderte Jacqueline und drehte den Schlüssel im Schloss. Kaum hatte sie die Tür aufgezogen, stellte der Mann seinen Fuß in den Spalt, sodass Parley die Tür nicht wieder hätte schließen können.

»Guten Morgen, Frau Parley«, ergriff die Hauptkommissarin in routiniertem Tonfall das Wort. »Sie sind vorläufig festgenommen. Sie haben das Recht zu schweigen und müssen weder sich noch einen nahen Angehörigen belasten. Ziehen Sie sich bitte an!«

Obwohl Jacqueline es insgeheim wusste, fragte sie die Beamtin: »Warum? Was wird mir vorgeworfen?«

»Der Mord an Harald Eulendorf.«

Parley nickte.

»Verstehe.«

Dann drehte sie sich um und ging zurück ins Schlafzimmer. Die Hauptkommissarin folgte Jacqueline, während ihr Kollege diskret im Flur der Wohnung wartete.

Parley zog eine Jeans und ein frisches Shirt an, dann schlüpfte sie in ein Paar Turnschuhe.

»Darf ich kurz ins Bad und mich schminken?«, bat sie die Beamtin.

»Wir haben es eilig«, antwortete die Kommissarin.

»Verstehe.«

Parley griff nach einer Bürste, kämmte sich notdürftig die Haare und zog eine Lederjacke über.

»Fertig.«

»Haben Sie Haustiere? Brauchen Sie Medikamente?«, wollte die Beamtin wissen.

»Nein.«

»Gut. Schließen Sie bitte die Fenster. Und nehmen Sie Ihren Personalausweis mit!«

Als Parley mit den Kriminalbeamten die Wohnung verließ und die Eingangstür absperrte, nahm ihr die Kommissarin den Schlüssel aus der Hand.

»Den behalte ich vorerst. Sie bekommen ein Protokoll.«

»Verstehe.«

Die Beamten gingen mit ihr zum Fahrstuhl.

»Ich habe das Recht, einen Anwalt zu informieren, oder?«, fragte sie, als die drei in den leeren Aufzug stiegen.

Die Kommissarin nickte.

»Selbstverständlich.«

Dann schloss sich die Fahrstuhltür und es ging abwärts.

Kapitel 5

Robin betrat die Sicherheitsschleuse im Eingangsbereich des kleinen Amtsgerichts. Der Chef der Wachtmeisterei erkannte die Journalistin und winkte sie durch, ohne zuvor ihre Handtasche mit dem Sicherheitsscanner zu prüfen. Sie steuerte den großen Sitzungssaal des Gerichts im ersten Stock an und betrachtete den Terminaushang. Obwohl seit fast zwei Jahren ein Bildschirm neben der Eingangstür installiert worden war, wurden die Termine weiterhin auf einem Stück Umweltpapier ausgedruckt und mit einem Klebestreifen auf dem Bildschirm befestigt. »Der soll irgendwann mal in Betrieb genommen werden«, hatte ihr der Chef der Wachtmeisterei einmal erklärt. »Wann, das weiß der Himmel.«

Leise öffnete Robin die Tür zum Zuschauerbereich des Gerichtsaals, schlüpfte hinein und nahm auf einem der mit blauem Stoff bezogenen Stühle hinter dem einzigen anderen Zuschauer Platz, einem hünenhaften jungen Burschen. Dann musterte sie den Mann auf der Anklagebank. Er war Ende fünfzig, hatte eine Glatze und einen prächtigen weißen Vollbart, der farblich so gar nicht zu seinem hochroten Gesicht passen wollte.

»Ich schwöre es Ihnen, Herr Richter!«, beteuerte er und hob die rechte Hand wie zu einem Schwur. »Ich hatte gar kein Handy dabei!«

»Was war es denn sonst, Herr Hubert? Ein Tennisschläger?«, brummte der Mann hinter dem Richtertisch.

»Aber … ich spiele doch gar nicht Tennis.«

»Das war auch nur ein Scherz«, winkte der Richter ab. »Was hat der Polizeibeamte in Ihrer Hand gesehen, als Sie neben dem Feld mit dem Wagen gehalten haben?«

»Na, die Fernbedienung für meine Drohne!«

»Die was?«

Der Mann beugte sich an seinem Stuhl hinunter und holte einen Karton aus einem Jutebeutel hervor, den er mit in den Gerichtssaal gebracht hatte. Er öffnete ihn und entnahm einen Gegenstand, der an eine Fernsteuerung für eine Spielekonsole erinnerte, in die ein Bildschirm von der Größe eines Mobiltelefons eingearbeitet war.

»Sehen Sie, das hier war es!«, sagte er und streckte dem Richter die Fernbedienung entgegen.

»Und warum, um Himmels willen, haben Sie mit dieser Fernbedienung hantiert, während Sie am Steuer Ihres Wagens saßen?«

»Wegen der Schwarzkittel!«

»Wem?«

»Die Wildschweine, Herr Richter.«

»Ja, ich kenne den Begriff Schwarzkittel«, erwiderte der Mann in der schwarzen Robe. »Aber was haben Wildschweine mit Ihrem Auto und dieser Fernbedienung zu tun?«

»Mir gehören doch die Felder südlich der Brocker Straße.«

Der Richter nickte.

»So weit kann ich Ihnen folgen.«

»Und da habe ich Mais angepflanzt.«

»Weiter.«

»In zwei Wochen am Montag beginnt die Erntezeit.«

»Gut.«

»In den Maisfeldern sind häufig Wildschweine unterwegs.«

»Verstehe.«

»Und deshalb fliege ich die Felder vor der Ernte mit der Drohne ab. Um zu sehen, ob Wildschweine im Feld sind. Wenn ich das nicht tue, geraten die mir in den Maishäcksler …«

»… und das Ding geht kaputt.«

»Ach wo! Von einer Wildsau lässt sich die Maschine nicht aufhalten. Aber mir droht eine saftige Strafe wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.«

»Im Ernst?«, wunderte sich der Richter.

»Und ob! Im letzten Jahr ist mein Nachbar deswegen angezeigt worden. Wussten Sie das nicht?«

»Nee.«

»Und deshalb habe ich meine neue Drohne getestet. Dabei bin ich langsam mit meinem Auto um das Feld gefahren. Das Ding hat nämlich einen Automodus, ich muss nur auf den Bildschirm achten.«

»Während der Fahrt?«

Der Mann zuckte verlegen mit den Schultern.

»Na ja …«

»Auch das dürfen Sie nicht!«

»Ich tue es ja auch nicht mehr.«

»Das soll ich Ihnen glauben, Herr Hubert? Und was ist mit den Schwarzkitteln? In zwei Wochen beginnt doch die Erntezeit. Wollen Sie eine saftige Geldstrafe wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz riskieren? Wie Ihr Nachbar?«

Robin unterdrückte ein Kichern.

»Muss ich wohl. Das blöde Ding ist vor drei Tagen abgestürzt. War zu windig.«

»Tut mir leid.«

»Halb so schlimm. Und ich bin die Felder ja schon zweimal mit der Drohne abgeflogen. Nicht ein einziges Wildschwein.«

»Na dann.«

»Und was wird jetzt mit dem Punkt in Flensburg?«

Der Richter schmunzelte.

»Gar nichts. Das Verfahren wird hiermit eingestellt.«

»Ehrlich?«

»Ehrlich.« Der Richter klappte die Akte zu. »Ihre Geschichte ist einfach zu originell.«

»Danke, Herr Richter! Danke!«

Erleichtert stand der Mann auf und winkte dem Hünen, der vor Robin im Zuschauerbereich saß.

»Komm Kevin«, sagte er und fügte erklärend hinzu. »Mein Sohn, Herr Richter.«

Der Hüne stand auf und verneigte sich höflich.

»Gute Ernte, Herr Hubert«, wünschte der Mann in der Robe und wartete, bis Vater und Sohn den Gerichtssaal verlassen hatten.

Dann blickte er zu der Frau im Zuschauerbereich und seufzte.

»Was willst du, Robin?«

Kapitel 6

Elf Minuten. Ein neuer Rekord. Exakt elf Minuten hatte Strafverteidiger Oliver Bollmann benötigt, um nach dem Anruf von seiner Kanzlei zum Polizeipräsidium zu fahren. Der Mann an der Pforte erkannte den Rechtsanwalt und winkte ihn mit seinem Wagen durch. Bollmann hielt auf einem Besucherparkplatz, griff nach seinem Lederrucksack und stieg aus dem Auto. Am Haupteingang erwartete ihn bereits Hauptkommissar Back. Die beiden Männer kannten sich seit etlichen Jahren und hatten auch schon das ein oder andere Bier miteinander getrunken.

»Morgen, Oliver.«

»Morgen, Andreas. Wo ist sie?«

»Im Gewahrsam. Zelle drei. Ich bring dich hin.«

Der Hauptkommissar öffnete mit einem Chip, der an seinem Schlüsselbund befestigt war, die Tür und wartete, bis Bollmann eingetreten war.

»Was habt ihr?«, erkundigte sich der Rechtsanwalt, während sie einen langen Gang entlangliefen, der zu dem Gebäudetrakt führte, in dem die Gewahrsamszellen untergebracht waren. Das Polizeipräsidium war in einem Bau aus der vorletzten Jahrhundertwende untergebracht und seit jener Zeit mehrfach um die unterschiedlichsten Nebengebäude erweitert worden.

»Sieht nicht gut aus für Parley«, erwiderte der Kommissar. »Wir haben ein Foto neben der Leiche gefunden, auf dem Parley und Eulendorf abgebildet sind. Sein Gesicht sieht so aus, als hätte jemand das Foto mit einer Gabel bearbeitet.«

»Ist das alles?«, schmunzelte Bollmann.

»Parley hat ihm seinerzeit mehr als eine Morddrohung geschickt, als der Streit zwischen den beiden eskalierte«, fuhr der Kriminalbeamte fort. »Du weißt schon, die Sache mit der angeblichen Vergewaltigung. Wir haben ihre E-Mails auf Eulendorfs Laptop gefunden. Und auch einige der Drohungen im WhatsApp-Verlauf auf seinem Handy.«

»Das war vor zwei Jahren«, gab Bollmann zu bedenken. »Eine sehr späte Rache, findest du nicht?«

»Sie hat kein Alibi für die Tatzeit.«

»Ihr habt sie schon vernommen?« Der Verteidiger runzelte die Stirn. »Obwohl sie nach einem Rechtsanwalt verlangt hat?«

»Nein, haben wir nicht. Aber wir haben sie beschattet. Nach der Beerdigung von Eulendorf hat sie sich mit einer Journalistin getroffen. In einem öffentlichen Café. Viel hat unser Kollege von dem Gespräch nicht mitbekommen. Aber Parley hat deutlich erklärt, für die Tatzeit kein Alibi zu haben.«

»Und wenn schon. Das trifft vermutlich auf ein halbes Dutzend Menschen zu, die etwas gegen Eulendorf hatten. Für einen Komiker war er nicht besonders beliebt.«

Einen Moment lang schwiegen die beiden Männer. Dann blieb Bollmann plötzlich abrupt stehen.

»Da ist doch noch mehr, Andreas!«, hakte er nach. »Komm schon, spuck es aus!«

»Also gut«, sagte der Kommissar und trat einige Schritte näher an den Verteidiger heran. »Wir haben der Presse ganz bewusst keine Einzelheiten zu Eulendorfs Tod gegeben. Nur, dass er erschossen worden ist.«

»Und?«

»Es war eine nicht ganz alltägliche Tötung. Der Mörder oder die Mörderin hat ihm zuerst mit einer Kugel die Eier weggeschossen.«

Instinktiv verzog Bollmann das Gesicht.

»Erst dann folgte der tödliche Schuss in die Schläfe«, ergänzte der Kriminalbeamte. »Parley hatte eine ihre Morddrohungen so formuliert: ›Ich schieße ihn dir weg, deinen kleinen Freudenspender. Und erst wenn du begreifst, dass du nie mehr ficken kannst, jage ich dir eine Kugel in den Kopf.‹«

Bollmann schwieg. Er wusste, was das aus kriminalistischer Sicht bedeutete …

»Täterwissen«, sprach der Hauptkommissar Bollmanns Gedanken aus. »Findest du nicht?«

»Ich finde«, entgegnete Bollmann und lächelte müde, »ich finde, du könntest ausnahmsweise recht haben: Sieht nicht gut aus für Parley.«

Kapitel 7

Was darf es sein?«

»Einen entkoffeinierten Latte Macchiato mit Sojamilch bitte und Haselnussflavour.«

Der Asket fingerte einen Zehneuroschein aus der Tasche der dunkelroten Lederjacke, steckte das Wechselgeld ein und verließ mit dem grünen Pappbecher in der rechten Hand das Trendcafé.

Peter Karpen war gut gelaunt. Noch vor einer Woche hatte seine Zukunft als Mitarbeiter von the mirror alles andere als gut ausgesehen. Seine Tage als erfolgreicher Journalist schienen endgültig gezählt und er hatte bereits ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, die typische Karriere eines gescheiterten Reporters einzuschlagen und eine Stelle als Faktenchecker anzunehmen.

Doch diese dunklen Gedanken waren nun Geschichte. Die Smartwatch an seinem Handgelenk vibrierte, und reflexhaft drehte er den Unterarm, um einen Blick darauf werfen zu können. Dabei tropfte er etwas Kaffee auf seine helle Leinenhose. Fluchend blieb er stehen und stellte den Becher auf den Boden. Dann holte er das Handy aus seiner Jackentasche hervor, aktivierte das Display und wählte eine Nummer.

»Hier Peter Karpen, Sie haben versucht, mich zu erreichen?«

»Ja. Wie lange benötigen Sie, um den Artikel unterzubringen?«

Karpen überlegte.

»Wenn ich mit dem Chefredakteur spreche, bekomme ich ihn vielleicht noch in die nächste Ausgabe. Sie erscheint am Donnerstag.«

»Was heißt vielleicht?«

»Sie wollten ja, dass ich ihn zunächst noch zurückhalte …«, versuchte Karpen, sich zu rechtfertigen.

»Ja, wegen dem toten Ivan«, unterbrach ihn sein Gesprächspartner. »Aber das ist schon wieder aus den Schlagzeilen raus.«

»Ich werde mich beeilen«, versicherte Karpen.

»Gut. Und vergessen Sie nicht: Der anonyme Brief an die Staatsanwaltschaft muss zeitgleich mit dem Erscheinen des Artikels ankommen!«

»Natürlich, Sie können sich auf mich verlassen.«

Grußlos beendete der Mann am anderen Ende der Leitung das Gespräch.

Karpen warf einen Blick auf die Uhr. Schon fast halb zehn. Eilig stopfte er das Handy zurück in die Jackentasche und hob den Kaffeebecher vom Boden auf.

Die Redaktion von the mirror füllte die gesamte zweite Etage eines Hochhauses am Rande der Einkaufsstraße aus. Den größten Teil der Fläche vereinnahmte ein offenes Büro, das mit standardisierten Arbeitsplätzen ausgerüstet war, an denen sich die Mitarbeiter mit ihren Laptops niederlassen konnten. In der hinteren Ecke war das abgetrennte Büro des Chefredakteurs untergebracht. Karpen betrat das Vorzimmer.

»Ist Günther da?«, fragte er Jasmin, die Sekretärin des Chefs mit den rötlichen strubbeligen Haaren.

»Geh nur durch, er erwartet dich.«

Karpen folgte der Aufforderung, klopfte an die Milchglastür und wartete anstandshalber eine Sekunde, bevor er eintrat.

»Peter, du wolltest mich sprechen? Mach’s kurz, ich bin in Eile!«

»Danke, dass du Zeit für mich hast, Günther«, erwiderte Karpen und trat näher an den Schreibtisch seines Chefs heran, auf dem bereits einige Artikel der nächsten Ausgabe von the mirror