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Ein Jahr ist vergangen, seitdem Rick eines Verbrechens beschuldigt und verurteilt wurde, welches er nicht begangen hatte. Sämtliche Mitwisser dieses Komplotts sind von der Bildfläche verschwunden und niemand weiß, wo Rick hingebracht und gefangen gehalten wird. Unermüdlich versuchen seine Freunde und Familie ihn zu finden, doch es scheint hoffnungslos. Unterdessen nagt in Rick nur noch ein Gedanke.... Rache an den Hintermännern. Dieser Pfad der Rache auf dem er wandelt, könnte ihn geradewegs in sein Verderben führen.
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Seitenzahl: 302
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Prolog:
Kapitel 1: Auftrag New York
Kapitel 2: Der Wahrheit auf der Spur
Kapitel 3: Tiefe Narben
Kapitel 4: Alte Rechnungen
Kapitel 5: Ein normales Leben?
Kapitel 6: Die Red Dagger Army
Kapitel 7: Gefährlicher Feind
Kapitel 8: Vier Außenposten
Kapitel 9: Einer weniger
Kapitel 10: Rache ist ein Gift
Kapitel 11: Außenposten D
Kapitel 12: Das Geheimnis der Pyramide
Kapitel 13: Die Erinnerungen eines Gottes
Kapitel 14: Eine heiße Spur
Kapitel 15: Tarnung
Kapitel 16: Das Hauptquartier
Kapitel 17: Heimkehr
Kapitel 18: Erschütterungen
Kapitel 19: Terror im Gefängnis
Kapitel 20: Schockierende Wahrheit
Kapitel 21: Was die Zukunft bringt
Epilog:
„Es ist jetzt genau 21:16 Uhr, den 21.03.2000 und ich befinde mich gerade vor dem alten Hartford Anwesen in Blu Harbor. Mein Name ist Gabriel Storm, ich bin Schriftsteller und immer auf der Suche nach unglaublichen Ereignissen, die mich zu neuen Geschichten für meine Bücher inspirieren. Seit einigen Jahren befasse ich mich nun schon mit einer Reihe von Rätselhaften Todesfällen. Immer wieder hört man schaurige Geschichten von einer geheimnisvollen roten Tür, die aus dem Nichts aufzutauchen scheint und von der scheinbar eine böse Macht ausgeht. In ihrer Gegenwart seien schon mehrere Menschen urplötzlich verstorben. Ich habe es mir, seit ich das erste Mal davon erfahren habe, zur Aufgabe gemacht diesem Ereignis auf den Grund zu gehen. Doch in den vergangenen Jahren meiner Recherche, gab es fast keine ernstzunehmenden Hinweise auf die Tür. Das hat sich jetzt geändert. Vor nicht allzu langer Zeit geschahen gleich zwei Todesfälle, beide in demselben Haus und jedes Mal soll eine geheimnisvolle rote Tür gesichtet worden sein“.
Gabriel drückte auf die Stopptaste seines Aufnahmegerätes. Er hielt kurz inne und betrachtete die alte Villa der Hartfords. Er war erst am Morgen in Blu Harbor angekommen, doch er wollte nicht lange warten, bevor er zu dem Anwesen aufbrach. Vor zwei Monaten sollte das gesamte Grundstück, auf letzten Wunsch der Verblichenen, in ein Waisenhaus umgebaut werden. Es kam zu einigen mysteriösen Vorfällen und die Stadt hatte daher ihr Vorhaben vorerst auf Eis gelegt. Seitdem rotten die Villa und das große Grundstück drumherum vor sich hin. Der Vorgarten war komplett mit Unkraut verwuchert. Gabriel sah sich zuerst das Anwesen aus der Ferne an, bevor er darauf zuging. Er hatte einige Stunden zuvor einen Mitarbeiter der Stadtverwaltung bestochen, ihm einen Hausschlüssel nachzumachen. So hatte er leichten Zugang zu der Villa. Das Schloss klemmte etwas, aber nach einem härteren Ruck öffnete sich die Eingangstür. Ein kalter Hauch kam ihm entgegen. Die alten Dielen knarrten bei jedem seiner Schritte, ein Anschleichen wäre hier nicht möglich gewesen. Zum Glück stand das Gebäude leer. Seine Taschenlampe warf einen kleinen Lichtkegel, welcher ihm den Weg leuchtete. Die Stadtverwaltung hatte die Villa zum größten Teil räumen lassen, der Rest der Möbel war mit weißen Laken abgedeckt. Vorsichtig durchkämmte Gabriel die einzelnen Räume. Dabei hörte er sich Tonbandaufzeichnungen von angeblichen Zeugen an, die er treffen konnte und die ihm etwas über die rote Tür berichtet hatten. Vieles davon war Unsinn und nicht ernstzunehmen.
„Mein Name ist Diego Luna, ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und lebe in Madrid. Vor zwei Jahren wurde mein Vater getötet. Er wurde von zwei Männern am Strand überfallen und erstochen. Während die Täter flüchteten und ich verzweifelt nach Hilfe rief, sah ich eine rote Tür am Strand stehen. Ich realisierte erst einige Tage danach das ich sie dort habe stehen sehen. Nachdem mein Vater in seinem eigenen Blut im Sand gestorben war, war auch die Tür wieder verschwunden gewesen“.
Der Junge aus Madrid war bisher Gabriels einzig ernstzunehmender und auch lebender Zeuge. Alle anderen Informationen hatte er nur aus alten Zeitungsartikeln und Büchern, wie etwa den David Finley Berichten, erhalten. Bei seinen Recherchen zu Finley, über den er zuerst ein Buch schreiben wollte, stieß Gabriel erstmals auf die rote Tür. Finley war zu seinen Lebzeiten besessen davon gewesen diese zu finden. Von den Ereignissen auf dem alten Hartford Anwesen hatte Gabriel erst Kenntnis erhalten, nachdem die Witwe Hartford verstorben war. Somit gab es erneut keinen Zeugen der Geschehnisse. Allerdings hat ihm der Mitarbeiter der Blu-Harbor-Stadtverwaltung mitgeteilt, dass ein junger Mann der Detektei Parker, Elaine Hartford gefunden hatte, welcher wohl zuvor auch eine Zeitlang für sie gearbeitet hatte. Allerdings war dessen Verbleib nicht bekannt. Lediglich der Vorname des Mannes konnte Gabriel mitgeteilt werden. Dieser lautete Jonathan. Leider war die Detektei vorübergehend geschlossen. Vor Jahrzehnten hatte Gabriel bereits seinen Höhepunkt als Schriftsteller erreicht, danach ließ der Ruhm immer mehr nach. Ein Grund war sicherlich sein wahnhaftes Verhalten bei der Suche nach der roten Tür. Jahre seines Lebens gingen mit der Erforschung dahin, ohne je stichhaltige Ergebnisse erhalten zu haben. Nachdem Gabriel alle Räume erkundet hatte und nichts Ungewöhnliches entdecken konnte, beschloss er, sich den Garten näher anzuschauen. Der Rasen war inzwischen kniehoch gewachsen und die Sträucher und Büsche waren wild gewuchert. Doch dann erkannte er etwas Merkwürdiges. Teile des Rasens und des Bodens waren wie abgestorben. Diese toten Stellen sahen aus wie Fußspuren, die zur Villa führten. Die Spuren kamen aus der Mitte des Gartens, wo sich ein großer abgestorbener Fleck Erde befand. Es schien, als sei dort etwas gestanden und jemand von dort aus über den Garten zur Villa gelaufen. Es war seltsam, denn es gab keine weiteren Spuren. Es schien, als sei die Person urplötzlich in der Mitte des Gartens erschienen.
„Es ist nun 21:29 Uhr. Ich befinde mich im Garten des Hartford Anwesens. Ich habe hier seltsame Spuren entdeckt. In Mitten des Gartens scheint ein Teil des Rasens und der Erde abgestorben zu sein. Außerdem führen Fußspuren in Form von abgestorbenem Boden hin zum Haus. Die Person muss aus dem Nichts heraus aufgetaucht sein und ist dann zur Veranda gelaufen. Aus alten Aussagen der Witwe Hartford bin felsenfest davon überzeugt das ungefähr an der Stelle des verdorbenen Bodens einst die rote Tür gestanden haben soll, die Miss Hartford gesehen haben mag an jenem Tag als ihr Mann verstarb. Ist die Tür etwa nach ihrem Tod noch einmal hier erschienen? Ich erinnere mich an Aussagen von Handwerkern, die von Geflüster berichteten, welches sie angeblich während den Arbeiten am Haus, vernommen hatten. Ich bin mir ziemlich sicher das etwas aus der Tür herausgekommen sein muss…“.
Gabriels Atem stockte, dann pausierte er die Aufnahme. Bisher hielt er die rote Tür immer für eine Art Nahtod-Erscheinung, die kurz vor dem Tod eines Menschen sichtbar wurde. Seine Theorie war, dass die Tür den Übergang zum Jenseits darstellt. Doch nun fragte er sich, ob womöglich etwas aus der Tür herausgekommen sein konnte, in unsere Welt. Plötzlich konnte er ein Flüstern wahrnehmen. Es waren mehrere Stimmen, sie schienen ihn zu umringen. Gabriel drehte sich auf der Stelle und leuchtete in jede Ecke des Gartens, doch er sah niemanden.
„Wer ist da? Ich kann euch hören, was wollt ihr?“ Fragte er.
Er wurde nervös, versuchte aber, seine Angst zu verbergen. Er konnte nicht verstehen, was die Stimmen ihm sagen wollten. Immer wieder drehte er sich auf der Stelle und sah sich um. Dann hörte er deutlich einen Namen: „Gabriel“.
Das Blut gefror in seinen Adern.
„Wer zum Teufel seid Ihr? Woher kennt ihr meinen Namen? Antwortet mir!“ Schrie er.
Er war wütend und brüllte den leeren Garten an. Plötzlich herrschte Stille. Das Flüstern war verstummt. Auf einmal fühlte er sich schwach und ihm wurde schwindelig. Er sackte plötzlich zu Boden und in der nächsten Sekunde wurde er ohnmächtig.
„Gabriel … Gabriel … sieh hin … sieh genau hin …“.
Gabriel stand inmitten von Gräbern. Der Himmel über ihm war dunkelrot. Er fragte sich, ob er träumen würde. Dann hörte er wieder die Stimme, die ihm etwas sagen wollte. Immer wieder wiederholte sie ihre Worte. Dann sah er einen Grabstein vor sich, der anders war als die anderen. Er war groß und aus schwarzem Stein. Er schien mit Blut beschmiert worden zu sein. Dann las er den Namen der darauf stand. Er kannte ihn nur zu gut.
„Jeff Sky“ las Gabriel laut vor sich hin.
Es war der Name seines alten Freundes, der vor einigen Jahren verstorben war.
„Du bist ein Mörder Gabriel. Du hast ihn ermordet“ sagte die Stimme.
Gabriel drehte sich erschrocken um und schrie:
„Das ist eine Lüge! Er war mein Freund. Ich hätte ihm niemals etwas angetan. Er starb bei einem Unfall“.
Gabriel zitterte am ganzen Körper. Der Himmel färbte sich pechschwarz, dann verschwanden die Gräber in einem Nebel und Gabriel verlor die Orientierung. Erneut konnte er die mysteriöse Stimme hören:
„Die dunkle Welt wurde geöffnet und „Er“ ist wieder frei.“
„Wer ist frei? Wer?“ Fragte Gabriel.
„Der Dunkle ist in eure Welt gekommen und das Schicksal des jungen Sky muss sich erfüllen“.
Gabriel schreckte auf. Er lag auf dem Rasen des alten Gartens. Nach und nach kam er wieder zu sich. Er begann sich zu fragen, ob alles nur ein Traum war, oder vielleicht eine Halluzination. Gabriel musste an Jeff Sky denken. Die seltsame Stimme hatte ihn einen Mörder genannt, aber er hatte Jeff nicht ermordet, auch wenn er in Bezug auf die Umstände dessen Todes damals gelogen hatte. Aber er hatte es Ann versprochen. Lange schon quälte ihn dieses Geheimnis, doch er war sich immer sicher, dass es der richtige Weg gewesen sei. Als er auf seine Uhr sah, konnte er es nicht glauben. Es war 22:43 Uhr. Er musste über eine Stunde bewusstlos gewesen sein. Er beschloss, unverzüglich zu verschwinden. Jedoch ging ihm der letzte Satz der Stimme nicht mehr aus dem Kopf. Wer mag wohl der „junge Sky“ sein, fragte er sich. Gabriel kannte Jeffs Kinder nicht. Er hatte nur einmal von der Geburt von John gehört, dann war der Kontakt jedoch lange Zeit abgerissen. Jedenfalls bis zu Jeffs Tod.
Als er auf der Straße vor dem Anwesen war, drehte er sich noch einmal um. Etwas Seltsames ist dort geschehen und Gabriel hatte am eigenen Leib von der Macht der roten Tür erfahren. Mehr denn je war er davon überzeugt, dass etwas Übernatürliches mit der Erscheinung der Tür einherging. Er musste die Wahrheit herausfinden. Gabriel lief die Straße hinunter, Richtung Blu Harbor. Er hatte ein neues Ziel, er wollte den jungen Sky finden, denn er musste der Schlüssel zur roten Tür sein. Gabriels Motivation und Entschlossenheit war größer denn je.
Es war Freitagabend in New York. Die Rushhour war in vollem Gange und auf den Straßen quetschten sich die Autos eng an eng. Hinzu kam das überraschende Schneechaos, welches die Bewohner der Metropole in diesem besonders kalten November überrascht hatte. Die Straßen waren fast vollständig mit Schnee bedeckt. In einem alten und heruntergekommen Hotel hielt sich der Anwalt Phil Stevens auf. Außer einem Koffer voll Geld hatte er nichts bei sich, denn er war seit Monaten auf der Flucht und musste immer wieder überstürzt seine Unterkunft verlassen. Vor einem Monat kam er nach New York. Er hoffte dort auf Unterstützung seiner Auftraggeber. In dem schäbigen Hotel, in dem er abgestiegen war, fühlte er sich sicher. Er war fest davon überzeugt das Niemand von seiner Anwesenheit wusste. Doch er täuschte sich, denn John Sky war ihm bereits seit er Chicago verlassen hatte, auf den Fersen. John wollte Stevens unbedingt erwischen, denn er erhoffte sich endlich Beweise für die Unschuld seines Bruders zu finden. Aber vor allem wollte er endlich herausfinden, wo Rick gefangen gehalten wurde. Vor einem Jahr wurde Rick für Verbrechen, die er nicht begangen hatte zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt und anschließend direkt in ein geheimes Gefängnis verschleppt. Nicht einmal die World Security Agency, kurz WSA konnte den Standort ausfindig machen, denn alle beteiligten Personen des Prozesses verschwanden nach diesem, oder schwiegen unaufhaltsam. Rick wurde von einflussreichen Leuten in eine Falle gelockt und verbrachte seitdem sein Leben in einer kleinen Zelle an einem geheimen Ort. John hatte sich mit seinen Vorgesetzten angelegt und ihm wurde verboten, sich um den Fall zu kümmern. Also beurlaubte er sich und suchte auf eigene Faust nach seinem kleinen Bruder. Unterstützt wurde er dabei von Ray Parker, welcher sich die Schuld an der Verurteilung gab, da er es war der Rick die Verantwortung für die Detektei in Blu Harbor übergab und ihm den Fall von Nancy Mulligan vermittelt hatte. Sie hatten zwar Stevens aufgespürt, aber sie konnten ihn nicht schnappen. Sie mussten erst Beweise gegen ihn in der Hand haben. Während John und Ray in New York dabei waren an Stevens heranzukommen, versuchte Tom von Haven Port aus herauszufinden, wo man Rick hingebracht hatte. Er nutze jeden Kontakt aus den er kannte, von Richtern und Anwälten über ehemalige Agenten, bis zu Politikern. Ein ganzes Jahr war vergangen und niemand konnte ihm sagen, wo sich Rick befand. Ann war zutiefst verzweifelt. Auch wenn Rick womöglich nicht ihr Sohn war, so hatte sie ihn als ihren Sohn bereits in ihr Herz geschlossen und wollte ihn unbedingt wieder zurückhaben. John wollte nicht länger warten und Stevens zu einem Geständnis zwingen, doch Ray, als Privatdetektiv, wollte mit einem Plan zuschlagen und nichts überstürzen. Sie gingen davon aus, dass Stevens nicht direkt mit dem Syndikat in Verbindung stand, sondern eher ein Mittelsmann war, der für Roger Mulligan arbeitete. Stevens war in dem Cherry Moon Hotel abgestiegen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatten sich John und Ray in einem kleinen Zimmer eingemietet, aus welchem sie einen guten Blick auf den Hoteleingang und auf Stevens Zimmer im 5. Stock hatten. In Chicago konnten sie ein Telefonat Stevens anzapfen und hörten, das er nach New York beordert wurde. Wahrscheinlich sollte er von New York aus außer Landes geschafft werden. Deswegen mussten sie unbedingt an ihm dranbleiben, um so an Beweise und vielleicht an ein Mitglied des Syndikats heranzukommen. Tag und Nacht behielten sie das Hotel im Auge. Als Stevens kurz das Hotel verließ, um sich etwas an der Straßenecke zu essen zu holen, schlich sich John in sein Hotelzimmer und brachte ein Abhörgerät an. So konnten sie eingehende Telefonate belauschen. Ray behielt währenddessen Stevens im Auge, welcher nervös wirkte. Nachdem er etwas zu essen geholt hatte, flüchtete er schnell wieder in das Hotel zurück. Man konnte ihm die Angst in seinem Gesicht ansehen. John hatte seine Arbeit erledigt und das Hotel wieder verlassen, ehe Stevens zurückkehrte.
Drei weitere Tage vergingen und nichts passierte. John lief in dieser Zeit in der Wohnung nervös auf und ab. Er konnte das Warten einfach nicht mehr aushalten. Je länger es dauerte, desto länger musste auch Rick Zeit in dem Gefängnis verbringen. Er wollte seinen kleinen Bruder endlich da rausholen. Ray mahnte erneut zur Besonnenheit und tatsächlich ergab sich kurz darauf eine Gelegenheit. Stevens bekam einen Anruf. Gespannt lauschten sie dem Gespräch.
„Stevens, ich höre? Ja, ich bin in New York. Ja, ich kann da sein. Hören sie. Ja, ich verstehe. Bitte Sie müssen mich hier rausholen. Ja, natürlich. Ich bin in zehn Minuten dort.“ Stevens legte auf.
Nervös begann er seine Tasche zusammenzupacken. John und Ray machten sich ebenfalls bereit, um ihm zu dem Treffpunkt zu folgen.
„Weißt du wie man damit umgeht?“ Fragte John, während er Ray eine Pistole reichte.
„Ja, ich habe schon mal eine benutzt“ antwortete Ray und nahm die Waffe an sich, überprüfte das Magazin und lud sie nach.
Die beiden nickten sich zu. Es war ihre beste Chance an Beweise und an Ricks Aufenthalt zu kommen. Sie waren sich einig, sie mussten einfach Erfolg haben, das waren sie ihm schuldig. Als sie bereit waren, verließen sie das Gebäude. Stevens verließ ebenfalls sein Hotel und stieg direkt in ein davor parkendes Taxi. Er wies den Fahrer an loszufahren, den Zielort würde er ihm während der Fahrt mitteilen. John und Ray folgten unauffällig mit ihrem Wagen dem Taxi. Das Taxi fuhr mehrere Schlangenlinien und bog oft unvermittelt in eine Seitenstraße ab. Stevens wollte unter keinen Umständen verfolgt werden. Er hatte große Angst. John folgte dem Taxi und ließ sich nicht abschütteln. Nichts konnte ihn von seinem Ziel abhalten. Das Taxi fuhr quer durch New York, bis es an einer Straßenecke stoppte. Stevens stieg aus und machte sich von da an zu Fuß auf den Weg. John versuchte, einen Parkplatz zu finden, während Ray ausstieg und sich an Stevens Fersen heftete. Vorsichtig stapfte er durch den Schnee und versuchte, so geräuschlos es ging, Stevens zu verfolgen. Dieser ging in den Battery Park. Ray holte sein Nokia Klapphandy heraus und rief John an und teilte ihm den aktuellen Standort mit, dann folgte er Stevens in den Park. Es war bereits nach 01:00 Uhr und der Park war so gut wie verlassen, nur wenige Menschen waren noch unterwegs. Ray hielt genug Abstand, aber nur so viel, dass er Stevens immer genau im Blick hatte. Immer wieder drehte dieser sich um und vergewisserte sich, das niemand ihm folgte. Ray konnte sich immer wieder rechtzeitig in Deckung bringen und so unbemerkt an Stevens Fersen bleiben. Nach einer Weile kam er zu einer kleinen Unterführung. Es war niemand dort. Nervös umklammerte er seinen prall gefüllten Geldkoffer. Ray beobachtete alles aus sicherer Entfernung. Dann plötzlich klingelte Stevens Mobiltelefon.
„Stevens!? Ich bin am Treffpunkt. Wo sind sie?“ Fragte er nervös.
Während er auf sein Telefonat fokussiert war und auf eine Antwort wartete, merkte er nicht, wie sich ihm jemand von hinten näherte. Als er die Person bemerkte, war es schon zu spät. Blitzschnell umschlang ein Arm seinen Hals und schnitt mit einem Skalpell seine Kehle durch. Das Blut strömte aus der Wunde, während Stevens versuchte die Blutung mit seinen Händen zu stoppen. Aber bereits nach wenigen Sekunden war es schon vorbei und er sackte leblos zu Boden. Ray versuchte, sich schnell an die Person heranzuschleichen, doch diese bemerkte ihn und drehte sich langsam um. Dann sah Ray die Person, die gerade Stevens ermordet hatte. Es war ein komplett schwarz gekleideter Mann, der eine Art Ganzkörperanzug zu tragen schien. Über dem Gesicht trug er eine komplett weiße Maske, auf deren Stirn in roter Schrift „Dr. Death“ stand. Es musste sich um dieselbe Person handeln, die einst Rick in Blu Harbor gesehen hatte. Darüber war sich Ray sicher. Rick hatte Ray kurz vor seiner Verhaftung von der Begegnung erzählt. Der Killer stand regungslos da. Er starrte Ray einfach nur an. Dann zog Ray seine Pistole, doch bevor er auf ihn schießen konnte wich Dr. Death aus und verschwand hinter einem der Dutzend Bäume. Nervös lief Ray umher, zielte in alle Richtungen. Er konnte ihn nicht ausmachen, doch er wusste, dass der Killer um ihn herumschlich. Immer wieder sah er einen kurzen Schatten. Ray versuchte sich zu konzentrieren, um die Schritte des Killers im Schnee zu hören. Nervös schoss er mehrmals in sämtliche Richtungen. Plötzlich stand Dr. Death hinter ihm. Ray drehte sich um, die Pistole im Anschlag, doch der Killer war schneller, er schnitt blitzschnell in Rays Arm, welcher dadurch die Waffe fallen ließ. Das Blut lief Rays Arm hinunter und tropfte zu Boden. Er versuchte, die Blutung zu stoppen, indem er seine Hand fest auf die Wunde presste. Ray wich verunsichert zurück. Dr. Death stand einfach nur da und schaute ihn an. Er war eine unheimliche Erscheinung. Nichts an ihm wirkte menschlich, er zeigte keine Emotionen oder sonstige Regungen. Dann lief der Killer langsam auf Ray zu, zückte sein Skalpell und war bereit zuzustechen. Ray konnte nichts tun, außer weiter rückwärts zu laufen. Gerade als Dr. Death zustechen wollte, knallte ein Schuss durch die bedrohliche Stille. Ray erblickte erleichtert John. Er hoffte, der Killer wäre erledigt, doch dann sah er, dass Dr. Death unverletzt war. Tatsächlich war er der Kugel ausgewichen. Ray und John konnten ihren Augen nicht glauben. John hatte ihm in den Rücken geschossen. Dr. Death konnte die Kugel nicht kommen sehen. Langsam drehte er sich um und blickte John an. Dieser zögerte nicht und eröffnete direkt das Feuer. Er schoss drei Mal auf ihn, doch der wich blitzschnell jeder einzelnen Kugel aus. John war wie erstarrt, er konnte es nicht fassen, denn dass was er da sah, war unmöglich. Bevor John erneut schießen konnte, rannte Death auf ihn zu, schlug ihm die Pistole aus der Hand und versuchte mit seinem Skalpell dessen Kehle zu treffen. Doch John packte Deaths Arme und hielt ihn fest. Die Klinge befand sich direkt vor Johns Kehle und kratze leicht an dessen Haut. Mit großer Mühe hielt er gegen Deaths Anstrengungen an. Dieser wirkte völlig entspannt, als wäre es für ihn keinerlei Kraftakt. John hingegen musste immer mehr kämpfen, während sich die Klinge langsam aber sicher weiter in seinen Hals bohrte. Langsam trat Blut aus der Wunde. John schrie vor Schmerzen und Anstrengung. Ray hatte in der Zwischenzeit seinen Arm mit seinem Gürtel abgebunden und stürmte auf Dr. Death zu. Der reagierte blitzartig, trat mit einem kräftigen Tritt John nach hinten weg, drehte sich um und warf sein Skalpell. Ray konnte zur Seite wegweichen, rannte dann weiter und schlug nach dem Killer. Death wich sämtlichen Schlägen aus. Seine Reflexe waren unglaublich. Ray hatte kaum noch Kraft, musste aber Zeit gewinnen, bis sich John wieder aufgerappelt hatte. John richtete sich schwerfällig auf. Auch wenn er keine Kraft mehr hatte, so wusste er, dass er nicht nachlassen durfte. Ray war ebenfalls schwer angeschlagen und hatte alleine keine Chance. John packte sich Death, umklammerte mit seinen Armen dessen Kehle und drückte mit aller Kraft zu. Er wollte ihn so in die Knie zwingen. Death versuchte, sich zu befreien, griff in alle Richtungen und versuchte John zu packen, doch der drückte immer fester zu und zwang Death in die Knie. Doch dann schlug er seinen Kopf mit voller Kraft nach hinten und traf John direkt ins Gesicht. Blut spritze aus seiner Nase und aus seinem Mund. Sein Griff löste sich daraufhin und Death konnte sich befreien. John wischte sich schnell das Blut aus dem Gesicht. Er ballte seine Fäuste und griff wieder an. Death wich erneut den Schlägen aus, doch John lies sich nicht unterkriegen. Seine Schläge wurden härter und durch seine Nahkampfausbildung war er in der Lage sich an seinen Gegner anzupassen. Immer wieder konnte er einen Treffer landen und Death zum schwanken bringen. Doch Dr. Death schien sich jedes Mal von den Schlägen in Sekundenschnelle zu erholen. Und er lernte schnell dazu, denn er merkte sich Johns Bewegungen und dessen Kampftaktik und reagierte mit diversen harten Konterangriffen darauf. Johns Kraft und Ausdauer nahmen rapide ab, während Death immer mehr an Fahrt aufnahm. Er drängte John weiter und weiter zurück. Ray schrie nach John, während er versucht, auf die Beine zu kommen. Dann sah er Johns Pistole vor sich im Schnee liegen. Langsam schleppte er sich zu ihr hinüber, sein Körper schmerzte. John hielt nicht mehr lange durch, Death hatte ihn bereits in die Knie gezwungen. Dr. Death stoppte plötzlich, stand vor John und sah ihn an. Johns Körper zitterte. Er sah Death an und senkte leicht seine Arme, sie waren für ihn mittlerweile tonnenschwer, er hatte keine Kraft mehr. Death wandte sich kurz ab, lief zu einem der vielen Bäume und zog sein Skalpell aus dessen Rinde. Dann ging er wieder auf John zu, bereit ihm den Rest zu geben. Er hob seine Hand, in der er das Skalpell hielt und wollte zum Schwung ausholen, als plötzlich eine Kugel seine Hand wegriss. Die Wucht der Kugel hatte Deaths Hand zerrissen. Das Skalpell und Fetzen von Fleisch fielen zu Boden. Ray richtete sich langsam auf, er hatte die Pistole rechtzeitig erreicht und konnte den Killer entwaffnen. Death blickte den Stumpf an, der vor kurzem seine Hand gewesen war, doch er zeigte keine Anzeichen von Schmerzen, weder krümmte er sich, noch schrie er, er blickte einfach nur den blutenden Rest seiner Hand an.
„Verdammt nochmal, was zur Hölle bist du??“ schrie Ray.
Gerade als er erneut schießen wollte ergriff Dr. Death die Flucht. Blitzschnell sprintete er davon und verschwand in der Nacht. Ray rannte umgehend zu John und half ihm beim Aufstehen. Die zwei waren schwer angeschlagen und mussten dringend versorgt werden. John hatte einen befreundeten Arzt in New York, den sie kontaktieren konnten und der ihnen sicher helfen würde.
„Verfluchter Mist! Wir waren so dicht dran“ schrie John.
Er war wütend, sie hatten Stevens so lange verfolgt und hofften, endlich Beweise finden zu können. Doch nun war er tot und der Killer war entkommen. Sie standen mit leeren Händen da. Ray beschloss, Stevens Leiche zu durchsuchen. Er erhoffte sich wenigstens einen kleinen Hinweis zu finden. Bis auf seinen Ausweis und etwas Bargeld trug er aber nichts bei sich. Doch dann fand er einen kleinen Schlüssel, auf dem der Name des Hotels, in dem Stevens abgestiegen war, stand. Es musste sich um einen Schlüssel für ein Schließfach gehandelt haben. Ray steckte den Schlüssel ein, als plötzlich Sirenen ertönten. Die Polizei war auf dem Weg und John und Ray beschlossen lieber zu verschwinden. Unbemerkt verließen sie den Park, bevor die Polizisten eintrafen. Sie mussten eine Viertelstunde zu Fuß überbrücken, bis sie an ihrem Auto ankamen und dann nochmal zwanzig Minuten bis sie zu Johns Kontakt kamen. Dieser wohnte in einem kleinen Apartment in einer der wohlhabenden Gegenden New Yorks. Gary Jones war schon viele Jahre lang ein erfolgreicher Chefarzt. Normalerweise würde er niemanden nachts in seinen Privaträumen behandeln, aber für John machte er eine Ausnahme, immerhin war er ihm einen großen Gefallen schuldig. Fünf Jahre zuvor half John Gary in einer schwierigen Angelegenheit. Garys Leben wurde bedroht und John musste einige Prinzipien über Bord werfen, um ihm zu helfen. Deswegen zögerte dieser nun auch nicht lange, um seine Schuld endlich begleichen zu können. Er nähte ihre Wunden und gab ihnen etwas gegen die starken Schmerzen. Sie konnten nicht lange bleiben, sie mussten schnell ins Hotel zurückgehen, um herauszufinden, was Stevens in dem Hotelsafe gelagert hatte, bevor ihnen vielleicht jemand zuvorkommen würde.
Es war erst fünf Uhr morgens, als Ann so wie das vergangene Jahr über, jeden Tag, nicht mehr schlafen konnte. Seitdem ihr Sohn Rick unschuldig verurteilt wurde und in ein geheimes Gefängnis verschleppt wurde, hatte sie kaum eine ruhige Nacht verbracht. Sie hoffte Tag für Tag, ihn endlich wiederzusehen und in ihre Arme schließen zu können. Sie machte Tom schwere Vorwürfe. Er hätte Rick niemals helfen und unterstützen dürfen. Er hätte ihm das Ganze ausreden müssen. Aber sie wusste auch, dass die Vorwürfe und ein Streit Rick nicht zurückbringen würden. Ihr einziger Lichtblick in der schweren Zeit war Rebecca, die jeden Tag vorbei kam, um nach ihr zu sehen. Die beiden hatten sich auf Anhieb gut verstanden und konnten ihre Sorge um Rick teilen. Sie gaben sich gegenseitig Halt und klammerten sich an die Hoffnung, ihn bald wiederzusehen. Der Anwalt, den Rebecca und Ann engagiert hatten, machte ihnen dagegen wenig Hoffnung. Keine Behörde oder Institution wusste irgendetwas über Ricks Aufenthalt. Alle Beteiligten des Prozesses waren verschwunden. Die Polizei sah sich nicht in der Verantwortung, irgendwelche Ermittlungen anzustellen. Die Lage schien hoffnungslos. John und Ray bemühten sich in New York nach Beweisen zu suchen, aber von den beiden hatten sie schon seit Tagen nichts mehr gehört. Allerdings gab es noch Jonathan. Dieser war ebenfalls daran Beweismittel zu finden oder mindestens eine Spur auf Ricks Aufenthalt zu bekommen. Jonathan befand sich noch in Blu Harbor und versuchte zusammen mit Tom, Mulligan auf die Schliche zu kommen. Rebecca und Ann wussten, dass die vier Ricks einzige Chance waren. Während Ann sich einen Kaffee machte, saß Rebecca in ihrem Büro. Auch sie konnte nicht mehr schlafen. Seit einem Jahr blieben die Aufträge aus, da sie keinen neuen Piloten hatte und nicht in der Lage war nach einem zu suchen. In ihren Gedanken war sie sowieso nur bei Rick und konnte sich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Charles stand ihr finanziell zur Seite und unterstützte sie. Doch wieder zurück in die große Villa zu ihm ziehen wollte sie nicht. Lieber schlief sie im hinteren Teil ihres Büros. Jede Nacht weinte sie sich in den Schlaf. Sie hatte zwar nur eine kurze Zeit mit Rick und sie konnten nicht einmal etwas Festes aus ihrer Zuneigung zueinander entwickeln, allerdings war die Liebe zu ihm bereits immens groß. Ihre Liebe hatte keine Chance, sich zu entfalten. Sie hoffte, dass Rick sich nicht aufgegeben hatte und für seine Freiheit kämpfen würde. Sie wusste, er war zu Großem fähig. Er konnte alles schaffen, davon war sie fest überzeugt. In all dieser Zeit stand Charles ihr bei und redete ihr gut zu, ohne dass sie wusste, dass er die ganze Zeit gelogen hatte und er es war, der Rick in eine fiese Falle gelockt hatte. Sie war froh, wieder ein gutes Verhältnis zu ihm aufgebaut zu haben. Die gemeinsame Zeit mit ihm tat ihr gut und sie konnte für ein paar Stunden den Kummer und die Sorge vergessen.
Zur selben Zeit betrat Jonathan eine kleine Bar in Blu Harbor. Offiziell hatte diese bereits geschlossen, jedoch hielten sich weder die Betreiber noch die Gäste daran. Das vergangene Jahr war wie im Flug vorüber gegangen. Er war muskulöser geworden, da er jede Nacht hart trainierte. Er wollte stark genug sein um Rick, falls nötig, mit Gewalt selbst befreien zu können. Das Jahr und die Suche hatten ihre Spuren hinterlassen. Jonathan war wütender und unbeherrschter als sonst. Sein einziges Ziel war es Rick zu finden. Allerdings war der Grund nicht nur, dass sie Freunde waren. Jonathan hatte ein Geheimnis, welches mit Rick zu tun hatte. Er hatte selbst persönliche Gründe, das Syndikat zu finden, ohne dass er je Rick davon erzählt hatte. Er wollte das Syndikat unter allen Umständen zu Fall bringen, doch ohne Rick hatte er keine Spur. Es gab nur eine Möglichkeit, er musste Rick befreien. Dazu musste er allerdings erst einmal wissen, wo Rick gefangen gehalten wurde. In der kleinen schäbigen Bar, in der er sich befand, hoffte er auf Informationen. Die Gäste in dem Laden zählten zu den schmierigsten und gefährlichsten Typen von Blu Harbor. Die Bar befand sich am Stadtrand, in einer zwielichtigen Gegend. Die Häuser waren heruntergekommen und die Bewohner waren meist Drogendealer oder Menschen, die alles verloren hatten. Jonathan war die letzten Monate auf Mulligans Spur gewesen, doch der schien unantastbar. In dieser Bar erhoffte er sich endlich den Aufenthaltsort herauszubekommen. Jonathan lief an mehreren Tischen vorbei, in Richtung Bar. Er wollte mit seiner Suche beim Barkeeper beginnen. Die anwesenden Gäste musterten Jonathan gründlich, sie mochten keine Fremden. Die meisten gingen hier ihren illegalen Geschäften nach. Der Türsteher am Eingang wollte Jonathan zuerst den Eintritt verwehren, doch nachdem er ihn großzügig bezahlte, gestatte dieser ihm den Zutritt. Der Barkeeper sah Jonathan von Kopf bis Fuß an, zog eine Augenbraue skeptisch nach oben und fing dann ein Gespräch an:
„Du bist keiner meiner üblichen Gäste. Wer bist du?“ Fragte er.
Jonathan setzte sich selbstsicher auf einen freien Barhocker und lächelte den Barkeeper an.
„Serviert ihr hier auch Drinks, oder fragt ihr nur die Gäste aus?“ Konterte er.
Der Barkeeper antwortete nicht darauf, stattdessen schenkte er in einem kleinen Glas einen Whisky ein und schob es Jonathan rüber.
„Lass es dir schmecken und verzieh dich anschließend. Wir wollen Typen wie dich hier nicht haben“ motzte er Jonathan an.
Doch der ließ sich davon nicht beeindrucken. Er kippte den Drink runter, hielt das Glas fest in seiner Hand, sprang dann ruckartig von seinem Barhocker auf und donnerte das Glas gegen den Kopf des Barkeepers. Dieser sackte blutüberströmt zusammen. Die Anwesenden drehten sich erschrocken um und blickten Jonathan an.
„Habe ich jetzt eure Aufmerksamkeit! Ich bin nicht hier um mit Abschaum wie ihr es seid Smalltalk zu machen. Ich suche Mulligan und jeder von euch Schmeißfliegen hat irgendwie schon einmal mit ihm Geschäfte gemacht. Ich will wissen wo dieser miese Scheißkerl ist. Entweder ihr rückt mit Infos heraus, oder ich brenne diesen ganzen Laden mitsamt euch darin nieder“.
Jonathan war voller Hass.
Nach und nach standen einige der Gäste auf, ballten ihre Fäuste, fixierten Jonathan mit ihren Blicken, während der Türsteher in Begleitung zwei weiterer Schläger hereinkam.
„Ich wusste du würdest Ärger machen, du kleiner Pisser“ brüllte einer der Türsteher, als er zügig mit seinen Kollegen auf Jonathan zuging.
Dieser fackelte nicht lange und ging ebenfalls geradewegs auf ihn zu und trat dem völlig überrumpelten Mann mitten ins Gesicht. Der wurde fast von der Wucht aus seinen Schuhen gehoben und knallte auf einen der Tische. Ohne Zeit zu verlieren, griff er die zwei anderen Typen an und machte sie im Handumdrehen kampfunfähig. Nun machte sich der Rest der Anwesenden bereit loszuschlagen. Jonathan wusste, das es zu viele für ihn alleine waren. Als die Meute bereit war, auf ihn loszustürmen, sprang er hinter die bar. Zum Glück befand sich wie erhofft eine Schrotflinte hinter dem Tresen. Er schnappte sie sich und lud sie durch. Die Meute wollte bereits über den Tresen springen, als ein Schuss sie aufschrecken lies. Der Putz bröckelte von der Decke.
„Das war nur ein Warnschuss. Der nächste trifft einen von euch“ rief Jonathan der Meute entgegen.
Langsam lief er hinter dem Tresen hervor und umkreiste die Menge, die sich ebenfalls auf der Stelle drehte und ihn nicht aus den Augen lies. Nach wenigen Schritten stand Jonathan in Blickrichtung Bar, die Meute dazwischen. Die Männer schnauften und konnten ihre Wut kaum verbergen. Dann zielte Jonathan auf sie, die Männer gerieten sogleich in Panik und rannten davon oder warfen sich zu Boden. Genau darauf hatte Jonathan gewartet. Er eröffnete das Feuer und zerschoss die Alkoholflaschen, welche sich auf und hinter der Bar befanden. Mehrere Liter Alkohol verteilten sich auf dem Boden, an den Wänden und der Decke. Dann zog er ein Streichholz aus seiner Tasche, entzündete es und warf es in die Alkoholpfütze. Im Bruchteil von Sekunden entzündete sich der Alkohol und die Bar stand lichterloh in Flammen. Der Großteil der Gäste flüchtete unverzüglich. Doch einige blieben und griffen Jonathan an. Inmitten der Flammen kämpften die Männer gegen Jonathan. Obwohl sie in der Überzahl waren, war er ihnen überlegen. Er wich ihren Schlägen aus oder konterte sie ohne Probleme. Einer nach dem anderen musste sich geschlagen geben und fiel kraftlos zu Boden. Am Ende war nur einer übrig. Jonathan packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich ran.
„Du wirst jetzt reden, oder du stirbst hier in den Flammen. Wo ist Mulligan?“ Schrie Jonathan.
„Du bist total übergeschnappt. Wir werden hier beide sterben. Und solltest du doch hier rauskommen, weißt du was diese Typen dann mit dir machen werden? Die schneiden dich in kleine Scheibchen!“
Der Mann wehrte sich nicht mehr. Er hatte keine Kraft mehr. Die Flammen schlugen weiter um sich. Die übrigen Männer schleppten sich mit letzter Kraft hinaus, so das nur Jonathan und der letzte der Schlägertypen sich in der brennenden Bar befanden. Jonathan hielt den Mann weiterhin fest, er wich nicht zurück, obwohl die Flammen immer näherkamen und sie fast einschlossen.
„Na gut, na gut, ich sage dir wo du ihn findest. Aber schaff mich hier erst raus“ forderte der Mann.
„Rede oder stirb“ antwortete Jonathan.
Der Mann sah Jonathans eiskalten Blick. Er erkannte, dass Jonathan bereit war, in den Flammen zu sterben. Schließlich siegte die Angst und der Kerl packte aus.
„Mulligan ist in Jupiter City. Aber nicht mehr lange. Wir sollten vor ein paar Wochen ein paar Sachen aus seinem Anwesen hier in Blu Harbor verladen. Das Syndikat wird ihn schon bald in Jupiter City abholen und dann wird ihn niemand mehr finden können“.
Der Mann lachte, trotz seiner Schmerzen und dann spuckte er Jonathan Blut ins Gesicht. Der ließ ihn los, wischte sich das Blut aus dem Gesicht und schlug ihn bewusstlos. Anschließend warf er ihn sich über die Schultern und rannte Richtung Ausgang. Mit großer Mühe schaffte er es hinaus, bevor die Flammen alles zerstörten. Vor der Bar trafen die Feuerwehr und die Polizei ein. Die Anwesenden flüchteten umgehend, da sie kein Interesse auf Gespräche mit den örtlichen Behörden hatten. Jonathan warf den Mann auf den Boden. Der kam kurz darauf zu sich und wandte sich vor Schmerzen auf dem Boden.
„Ich hätte dich da drin sterben lassen können, vergiss das nicht“ mahnte Jonathan.
Der Kerl war sich bewusst, das Jonathan ihn mit Leichtigkeit hätte sterben lassen können. Darum lies er die Sache auch gut sein.
„Ich habe es verstanden, ich werde niemanden warnen. Aber verpiss dich jetzt und lass mich zu Frieden“ brüllte er Jonathan hinterher.