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Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich VWL - Gesundheitsökonomie, Note: 1,6, Fachhochschule für Wirtschaft Berlin, Veranstaltung: Themenfeld Strukturwandel und Modernisierung, Sprache: Deutsch, Abstract: Durch ihn werden derzeit jährlich fast 16 Mrd. EUR Beitragseinnahmen zwischen den Krankenkassen umverteilt. Somit ist derRisikostrukturausgleich(RSA) hinter der Umlagenfinanzierung dergesetzlichen Krankenversicherung(GKV) das zweitwichtigste Finanzinstrument. Doch kennen nur wenige seine Funktionsweise und Bedeutung für das GKV-System. Mit der Einführung des Wahlrechts und dem Einsetzen des Wettbewerbs in der GKV setzt er die Rahmenbedingungen, wodurch das Solidaritätsprinzip auch zwischen den Krankenkassen gewahrt bleiben soll. Auch Kranke und schlecht Verdienende sollen auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz im Gesundheitssystem einwirken, damit die hohe Versorgungsqualität im Ge-sundheitssystem erhalten bleibt. Ohne ihn würde der Krankenkassenwettbewerb ausschließlich auf Gesunde und gut Verdienende abzielen, wodurch schwer kranke Menschen lediglich geduldet würden. Dagegen sehen einige Kassen in dem RSA ein Hindernis durch mehr Wettbewerb für ein innovatives GKV-System zu sorgen. Gerade die steigenden Transferzahlungen erbringen für sie den Beweis einer ineffizienten Subventionierungsmaschinerie. Aus diesem Grund fordern Kritiker seine Begrenzung, anstatt die bestehenden Defizite durch Modifizierungen abzustellen. Des Weiteren sehen die „einzahlenden Kassen“ durch den Umbau des RSA ab 2007, d.h. Orientierung an den krankheitsbezogenen Leistungsausgaben, eine rapide Verteuerung des Gesundheitssystems voraus.
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Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Risikostrukturausgleich und Morbiditätsorientierung notwendiges Steuerungsinstrument oder Wettbewerbshindernis?
Referatsausarbeitung zur Lehrveranstaltung:
Themenfeld Strukturwandel und Modernisierung )
8. Semester
Verfasser:
Matag, Matthias Hauptstudium, Wirtschaft (Abendform)
1. Auflage August 2005 2., leicht überarbeitete Auflage
Matthias Matag
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Abkürzungsverzeichnis
ABS Ausgleichsbedarfssatz
ACG Adjusted Clinical Groups
ACG-PM Adjusted Clinical Groups Predictive Model
AOK Allgemeine Ortskrankenkasse
BB Beitragsbedarf(s. Abbildungen)
BE Beitragseinnahmen(s. Abbildungen)
BEK Barmer Ersatzkasse
BfA Bundesversicherungsanstalt für Angestellte
BKK Betriebskrankenkasse
BKK VBU Betriebskrankenkasse Verkehrsbauunion
BKn Bundesknappschaft
BMGS Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung
BMVEL
BVA Bundesversicherungsamt
CDPS Chronic Illness and Disability Payment System
DAK Deutsche Angestellten Krankenkasse
DCG Diagnostic Costs Groups
DMP Disease Management Program(Krankheitsfallmanagement)
FK Finanzkraft(s. Abbildungen)
GEK Gmünder Ersatzkasse
GKV Gesetzliche Krankenversicherung
HCC Hierarchical Condition Categories
HEK Hanseatische Krankenkasse
IGES Institut für Gesundheits- und Sozialforschung GmbH
IPHCC Inpatient Hierarchical Condition Categories
IKK Innungskrankenkasse
KBV Kassenärztliche Bundesvereinigung
KKH Kaufmännische Krankenkasse
KVdR Krankenversicherung der Rentner
LKK Landwirtschaftliche Krankenkasse
MEDIAS 2 Mehr Diabetes-Selbstmanagement für Typ 2
Morbi-RSA Morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich
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PCG Pharmacy-based Cost Groups
PKV Private Krankenversicherung
RSA Risikostrukturausgleich
SGB V Sozialgesetzbuch der Krankenversicherung
SKK Seekrankenkasse
TK Techniker Krankenkasse
VdAK/AEV
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Durch ihn werden derzeit jährlich fast 16 Mrd. EUR Beitragseinnahmen zwischen den Krankenkassen umverteilt. Somit ist derRisikostrukturausgleich(RSA) hinter der Umlagenfinanzierung dergesetzlichen Krankenversicherung(GKV) das zweitwichtigste Finanzinstrument. Doch kennen nur wenige seine Funktionsweise und Bedeutung für das GKV-System. Mit der Einführung des Wahlrechts und dem Einsetzen des Wettbewerbs in der GKV setzt er die Rahmenbedingungen, wodurch das Solidaritätsprinzip auch zwischen den Krankenkassen gewahrt bleiben soll. Auch Kranke und schlecht Verdienende sollen auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz im Gesundheitssystem einwirken, damit die hohe Versorgungsqualität im Ge-sundheitssystem erhalten bleibt. Ohne ihn würde der Krankenkassenwettbewerb ausschließlich auf Gesunde und gut Verdienende abzielen, wodurch schwer kranke Menschen lediglich geduldet würden.
Dagegen sehen einige Kassen in dem RSA ein Hindernis durch mehr Wettbewerb für ein innovatives GKV-System zu sorgen. Gerade die steigenden Transferzahlungen erbringen für sie den Beweis einer ineffizienten Subventionierungsmaschinerie. Aus diesem Grund fordern Kritiker seine Begrenzung, anstatt die bestehenden Defizite durch Modifizierungen abzustellen. Des Weiteren sehen die „einzahlenden Kassen“ durch den Umbau des RSA ab 2007, d.h. Orientierung an den krankheitsbezogenen Leistungsausgaben, eine rapide Verteuerung des Gesundheitssystems voraus.
Die wissenschaftliche Arbeit wird sich mit der Funktionsweise des RSA auseinandersetzen und seine Wirkungen und Effekte auf das GKV-System verdeutlichen. Dazu gehört auch auf bestimmte Veränderungen des RSA-Reformplans ab 2001, insbesondere desmorbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs(Morbi-RSA) ab 2007, näher einzugehen und zu analysieren. Die Unterbindung der Risikoselektion und das Setzen von Wirtschaftlichkeitsanreizen stellt das Kernelement zur Beurteilung des Sinns und Zwecks des Finanzinstruments dar. Dazu können Betrachtungen „jenseits des RSA“ sowie Positionen einzelner Krankenkassen hilfreich sein.
Zuerst wird ein Einblick auf die historische Entwicklung des RSA in Verbindung mit dem Kassenwahlrecht gegeben. Infolgedessen ist es im dritten Kapitel sinnvoll auf die Gestaltung und Funktionsweise des RSA einzugehen, wobei Betrachtungen „jenseits des RSA“ den Wirkungsgrad einengen werden. Im vierten Kapitel geht es um die konkreten Auswirkungen auf den Wettbewerb der GKV. Es gilt Vorteile und Defizite des jetzigen RSA herauszuarbeiten und die Notwendigkeit eines einzuführenden Morbi-RSA zu begründen. Dazu wird im fünften Kapitel auf die ergänzenden ModelleDisease Management Program(DMP) und Risikopool eingegangen. Dagegen geht es dann im folgenden Kapitel um das empfohlene Morbiditätsmodell, dass im Jahr 2001 vomBundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung(BMGS) zur Untersuchung der morbiditätsorientierten Klassifikationsmodelle beauftragt wurde. Folglich werden im siebten Kapitel auf Positionen und Modelle einzelner Kassen eingegangen sowie Argumente für und gegen den RSA-Reformplan unter die Lupe genommen. Zuletzt wird ein Fazit zum RSA sowie zukünftigen Morbi-RSA gezogen, inwiefern der RSA als Wettbewerbshindernis oder notwendiges Steuerungsinstrument zu werten ist.
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In den 90er Jahren hatte sich ein Krankenversicherungssystem der Berufsstände herausgebildet, welches neben den steigenden Gesundheitsausgaben zu einem ernsthaften Finanzierungsproblem der umlagefinanzierten GKV führte. Der Großteil der abhängig beschäftigten Bevölkerung war mit seinen Familienangehörigen in einer ansässigenAllgemeinen Ortskrankenkasse(AOK) versichert. Gehörte man zu einer entsprechenden Innung oder einem Handwerksbetrieb trat dieInnungskrankenkasse(IKK) an die Stelle der AOK. Ebenso bei Bestehen einer unternehmenseigenenBetriebskrankenkasse(BKK). Des Weiteren besaßen Angestellte die Möglichkeit so genannte Ersatzkassen zu wählen, wozu unter anderem dieDeutsche Angestellten Krankenkasse(DAK),Barmer Ersatzkasse(BEK) oder auch dieTechniker Krankenkasse(TK) zählten. DieSeekrankenkasse(SKK) undBundesknappschaft(BKn) nehmen noch heute entsprechende Sonderformen ein.