Rivalen um die Krone Kadars (2-teilige Serie) - Kate Hewitt - E-Book

Rivalen um die Krone Kadars (2-teilige Serie) E-Book

Kate Hewitt

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Beschreibung

NUR DER WÜSTENMOND SCHAUT ZU
Sie ist ganz nach seinem Geschmack - sexy, temperamentvoll und sinnlich. Zu gerne würde Khalil al Bakir die schöne Elena erobern. Doch sie ist tabu: Elena ist die Braut seines Widersachers! Aber in den heißen Nächten der Wüste hat die Liebe ihre eigenen, höchst erotischen Regeln …

TAUSEND STERNE ÜBER DER WÜSTE
Scheich Aziz al Bakir und seine pikanten Geheimnisse: Olivia, seine schöne Haushälterin in Paris, kennt sie alle. Kein Wunder, dass sie schockiert ist, als der Wüstenprinz sie um einen Gefallen bittet. Nein - erpresst! Sie soll seinem Volk die verschwundene Verlobte vorspielen …

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Seitenzahl: 352

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Kate Hewitt

Rivalen um die Krone Kadars (2-teilige Serie)

IMPRESSUM

Nur der Wüstenmond schaut zu erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Kate Hewitt Originaltitel: „Captured by the Sheikh“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 415 - 2016 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Valeska Schorling

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751504423

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Irgendetwas stimmt hier nicht …“

Die Worte des Stewards drangen nur am Rande in Elena Karras Bewusstsein. Sie hatte soeben den königlichen Jet verlassen und schritt nun die Gangway herab, an deren Ende sie von einem Mann in dunklem Anzug erwartet wurde. Sein strenges Gesicht verriet keinerlei Gefühlsregung, als er Elena förmlich begrüßte.

„Königin Elena. Willkommen in Kadar.“

„Danke.“

Der Mann verbeugte sich und zeigte auf drei gepanzerte SUVs, die neben der mitten in der Wüste gelegenen Landebahn standen. „Bitte folgen Sie uns“, sagte er höflich, aber bestimmt und trat beiseite, damit Elena, Königin von Thallia, an ihm vorbei auf die Autos zugehen konnte.

Sie straffte die Schultern und hob das Kinn. Bei ihrer Ankunft zu ihrer Hochzeit mit Scheich Aziz al Bakir hatte sie zwar nicht gerade mit Fanfarenklängen gerechnet, aber zumindest mit einem etwas feierlicheren Empfang. Hier war nichts anderes zu sehen als ein paar Wachmänner und Autos mit verdunkelten Fensterscheiben.

Allerdings wusste Elena, dass Scheich Aziz wegen der unsicheren Zustände in seinem Land ihre Ankunft zunächst geheim halten wollte. Seitdem er vor etwas über einem Monat den Thron bestiegen hatte, war Kadar von mehreren kleineren Aufständen erschüttert worden. Bei ihrem letzten Treffen hatte er ihr zwar versichert, alles im Griff zu haben, aber vermutlich wollte er trotzdem gewisse Sicherheitsmaßnahmen treffen.

Elena kannte ihren zukünftigen Mann kaum. Doch für Aziz war diese Ehe ebenso wichtig wie für sie. Sie brauchte einen Ehemann genauso dringend wie er eine Ehefrau.

„Hier entlang, Eure Hoheit.“

Der Mann, der sie empfangen hatte, begleitete sie zu einem der SUVs. Um Elena herum breitete sich die Wüste endlos in der Dunkelheit aus; zu dieser Nachtzeit war es empfindlich kalt. Als ihr Führer die Tür des Fahrzeugs öffnete, legte Elena den Kopf in den Nacken, um die unzähligen funkelnden Sterne am schwarzen Nachthimmel zu betrachten.

„Königin Elena!“

Der Ruf klang so panisch, dass sie sich unwillkürlich versteifte. Er kam vom Steward. Was hatte er vorhin noch gesagt? Irgendetwas stimmt hier nicht.

Als sie sich nach dem Jet umdrehen wollte, wurde sie von einer Hand im Rücken daran gehindert. „Steigen Sie ein, Eure Hoheit.“

Ihr wurde eiskalt. Die tiefe Stimme des Mannes hinter ihr klang eisig und entschlossen – ganz anders als gerade eben, wo er sie noch höflich willkommen geheißen hatte. Es wäre vermutlich ein fataler Fehler, jetzt in diesen Wagen zu steigen.

„Einen Moment“, murmelte sie und bückte sich zu einem ihrer Schuhe, um etwas Zeit zu gewinnen. Panik überwältigte sie. Sie konnte kaum noch klar denken, doch sie zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Sie musste einen klaren Kopf bewahren. Irgendetwas lief hier schief. Dieser Fremde hier gehörte eindeutig nicht zu Aziz’ Leuten. Wer auch immer er war, sie musste weg von ihm. Irgendwie musste sie fliehen – und zwar in den nächsten Sekunden.

Kalte Entschlossenheit erfüllte sie. Diese Situation war surreal, aber eindeutig bedrohlich.

Und wieder ist mein Leben in Gefahr …

Elena hatte dem Tod schon einmal ins Auge gesehen. Sie wusste, was für ein Gefühl es war, damit konfrontiert zu werden – und zu überleben. Genauso wie sie wusste, dass ihr die Flucht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr gelingen würde, sobald sie in diesen Wagen stieg.

An ihrem Schuh herumnestelnd, dachte sie fieberhaft nach. Wenn sie ihre Pumps abstreifte, konnte sie versuchen, zum Jet zurückzusprinten. Der Steward war offensichtlich ein Getreuer von Aziz. Wenn es ihnen gelang, die Tür des Jets zu schließen, bevor dieser Mann ihr folgte …

Ja, das war besser, als in die dunkle Wüste zu flüchten. Es war sogar ihre einzige Option.

„Eure Hoheit?“ Der Mann drängte sie ungeduldig vorwärts. Elena holte tief Luft, streifte ihre Pumps ab und rannte.

Der Wind trieb ihr den Wüstensand ins Gesicht, als sie auf den Jet zulief. Sie hörte ein Geräusch hinter sich und spürte, wie jemand sie um die Taille packte und sie hochhob.

Selbst dann noch setzte sie sich vehement zur Wehr. Sie trat um sich, doch der Körper des Mannes fühlte sich so unnachgiebig an wie eine Steinmauer. Doch Elena würde vor nichts zurückschrecken, um ihre Freiheit wiederzuerlangen.

Endlich gelang es ihr, seine Kniescheibe zu treffen. Sie trat ein zweites Mal kräftig nach, sodass der Mann strauchelte und mit ihr zu Boden fiel. Der Aufprall war heftig, doch binnen Sekunden war Elena auf allen vieren und versuchte, aufzustehen. Mit einem Satz warf der Mann sich auf sie, sodass sie unter ihm gefangen lag.

„Ich bewundere Ihren Mut, Eure Hoheit“, flüsterte er ihr heiser in ein Ohr. „Und Ihre Hartnäckigkeit. Aber ich befürchte, das bringt Sie jetzt nicht weiter.“

Elena blinzelte. Sie hatte Wüstensand in den Augen, und der Jet stand immer noch hundert Meter entfernt. Wie weit war sie gekommen? Drei Meter? Fünf?

Der Mann rollte sie auf den Rücken und stützte die Hände zu beiden Seiten ihres Kopfes auf. Keuchend blickte sie zu ihm auf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Er war über sie gebeugt wie ein Panther und sah sie aus hellen bernsteinfarbenen Augen an, die ebenfalls etwas verwirrend Raubtierhaftes besaßen. Sein markantes Gesicht war wie gemeißelt. Elena konnte seine Hitze spüren und seine Kraft. Dieser Mann strahlte Macht aus. Autorität. Gefahr.

„Sie hätten es nie zurück zum Flugzeug geschafft“, sagte er mit trügerisch sanfter Stimme. „Und selbst wenn doch, die Crew ist mir gegenüber loyal.“

„Aber meine Wachen …“

„Habe ich bestochen.“

„Der Steward …“

„Ist machtlos.“

Elena starrte ihn entsetzt an, versuchte jedoch, ihre Angst zu verbergen. „Wer sind Sie?“, fragte sie mit erstickter Stimme.

Er entblößte die Zähne zu einem grimmigen Lächeln. „Der künftige Herrscher von Kadar.“

Mit einer fließenden Bewegung rollte er von ihr herunter, packte Elena an einem Handgelenk und zog sie hoch. Sie noch immer am Arm haltend, führte er sie zurück zu dem SUV, vor dem zwei weitere Männer warteten. Ihre Gesichter waren völlig ausdruckslos. Einer von ihnen öffnete die hintere Tür, und ihr arroganter Kidnapper, wer auch immer er war, verbeugte sich mit gespielter Höflichkeit. „Nach Ihnen, Eure Hoheit.“

Elena warf einen Blick in den dunklen Wagen. Sie konnte nicht einsteigen. Sobald sie das tat, würde man die Türen verschließen und sie würde die Gefangene dieses Mannes sein.

Auf der anderen Seite war sie bereits seine Gefangene, und sie hatte ihre einzige Chance zur Flucht vertan. Vielleicht musste sie ihre Strategie ändern. Wenn sie jetzt die Fügsame und Verängstigte mimte, ergab sich vielleicht eine weitere Fluchtmöglichkeit. Außerdem würde sie sich dafür noch nicht mal verstellen müssen. Sie war starr vor Angst.

Sie drehte sich zu dem Mann um, der ihren Blick kalt und belustigt erwiderte, so als könne er ihre Gedanken lesen.

„Sagen Sie mir, wer Sie wirklich sind.“

„Das habe ich bereits, Eure Hoheit. Sie strapazieren meine Geduld. Steigen Sie jetzt bitte ein.“

Er war immer noch höflich, aber der drohende Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Sein Blick war völlig mitleidlos. Ihr blieb anscheinend keine andere Wahl.

Ängstlich stieg sie in den Wagen.

Der Mann setzte sich sofort neben sie, und jemand schloss von draußen die Tür. Das Geräusch der Zentralverriegelung hallte in der angespannten Stille wider. Der Mann warf ihr ihre Pumps in den Schoß. „Die brauchen Sie vielleicht noch.“ Er sprach akzentfrei Englisch, war jedoch eindeutig Araber. Seine Haut war dunkel wie Bronze und sein Haar tiefschwarz. Seine hohen Wangenknochen verliehen ihm ein aristokratisches Aussehen.

Elena streifte sich die Pumps über. Ihr Haar war völlig zerzaust, eins ihrer Knie zerkratzt und der Rock ihres marineblauen Kostüms zerrissen.

Tief Luft holend strich sie sich das Haar hinter die Ohren und rieb sich den Sand aus dem Gesicht. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wo sie hinfuhren, konnte jedoch nur ein paar schemenhafte Felsen durch das getönte Glas erkennen.

Verstohlen musterte Elena ihren Kidnapper. Er hatte die Hände locker auf die Oberschenkel gelegt und wirkte einerseits entspannt und seiner Sache völlig sicher, zugleich aber auch wie auf dem Sprung. Wer war er? Warum hatte er sie entführt?

Und wie konnte sie sich von ihm befreien?

Denk nach, schärfte sie sich ein. Rational zu denken, war das beste Gegenmittel gegen Angst. Der Mann musste einer jener aufständischen Rebellen sein, die Aziz erwähnt hatte. Er hatte sich als künftiger Herrscher von Kadar bezeichnet, was bedeutete, dass er Anspruch auf Aziz’ Thron erhob. Vermutlich hatte er sie entführt, um ihre Hochzeit zu verhindern. Kannte ihr Entführer etwa die im Testament von Aziz’ Vater festgelegten Bedingungen?

Elena hatte davon erfahren, als sie Aziz vor ein paar Wochen bei einer diplomatischen Feier kennengelernt hatte. Sein Vater, Scheich Hashem, war damals gerade gestorben, und Aziz hatte gewitzelt, dass er dringend eine Frau brauchte. Elena hatte zuerst nicht gewusst, ob sie ihn ernstnehmen sollte, doch dann hatte sie die gleiche Verzweiflung in seinem Blick gesehen, die sie selbst empfand.

Ihr Problem war, dass ihr Ratsvorsitzender Andreas Markos fest entschlossen war, sie abzusetzen. Er behauptete, dass eine junge und unerfahrene Frau wie sie nicht die nötigen Voraussetzungen zur Herrscherin mitbrachte und drohte, bei der nächsten Zusammenkunft des Rates von Thallia über die Abschaffung der Monarchie abstimmen zu lassen. Aber wenn sie bis dahin verheiratet war – wenn sie einen Ehemann und Prinzgemahl vorweisen konnte – nahm sie Markos den Wind aus den Segeln.

Elena war beliebt bei ihrem Volk. Nur deshalb hatte Markos sie in den vier turbulenten Jahren ihrer Herrschaft noch nicht entthront. Eine Hochzeit würde ihre Position stärken, zumal die Menschen prunkvolle Hochzeiten liebten.

Diese Lösung war zwar eine verzweifelte Maßnahme, aber Elena war verzweifelt. Sie liebte ihr Land und ihr Volk und wollte Königin bleiben – ihren Landsleuten zuliebe und aus Respekt vor dem Angedenken ihres Vaters, der sein Leben gelassen hatte, damit sie Königin werden konnte.

Also hatte sie Scheich Aziz einen Brief geschrieben und ein Treffen vorgeschlagen. Mit einer aus der Verzweiflung geborenen Offenheit hatte sie ihm anvertraut, dass sie einen Ehemann brauchte, um den Rat ihres Landes zufriedenzustellen, während Aziz innerhalb von sechs Wochen nach dem Tod seines Vaters heiraten musste, wenn er seinen Titel nicht verlieren wollte. Sie hatten sich auf eine Vernunftehe geeinigt und sämtliche Rahmenbedingungen vertraglich festgelegt, darunter auch, zwei Kinder zu bekommen – je einen Erben für Kadar und Thallia.

Wäre Elena eine normale Frau oder auch nur eine normale Königin gewesen, hätte sie sich eine andere Art Ehe gewünscht, aber ihre Regentschaft hing am seidenen Faden, und die Hochzeit mit Aziz al Bakir war ihre einzige Chance, den Thron zu behalten.

Doch um heiraten zu können, musste sie fliehen.

Da sie nicht einfach aus dem Wagen steigen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten, ihren Feind zu beobachten und auf eine neue Fluchtmöglichkeit zu warten. „Wie heißen Sie?“, fragte sie.

Der Mann würdigte sie keines Blickes. „Khalil.“

„Warum haben Sie mich entführt?“

Er wandte ihr das Gesicht zu und sah sie ausdruckslos an. „Wir sind fast in meinem Lager angekommen, Eure Hoheit. Ich werde Ihre Fragen dort bei einer Erfrischung beantworten.“

Na schön, dann würde sie sich eben gedulden müssen. Sie würde ruhig und gefasst bleiben und auf ihre nächste Gelegenheit zur Flucht warten. Wenn sie nur nicht solche Angst hätte! Elena kannte diese Art Angst bereits, dieses eisige Gefühl der Irrealität angesichts von Ereignissen, deren schreckliche Ausmaße man nicht wahrhaben wollte …

Nein, das hier war anders als damals! Sie würde sich nicht von ihrer Vergangenheit einholen lassen. Sie war Königin, auch wenn ihr Thron in Gefahr war. Sie war intelligent, mutig und stark. Irgendwie würde sie es schaffen. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass irgendein aufständischer Rebell ihre Hochzeit ruinierte … oder ihre Regentschaft.

Khalil al Bakir warf einen Blick auf die Frau an seiner Seite. Sie saß aufrecht da, das Kinn stolz erhoben, die Augen vor Angst geweitet. Er konnte spüren, dass sie zitterte.

Die junge Königin erfüllte ihn mit widerstrebender Bewunderung. Ihr Fluchtversuch war leichtsinnig und lächerlich gewesen, aber auch sehr tapfer. Zu seiner Überraschung empfand er fast so etwas wie Mitgefühl für sie. Er wusste genau, wie es sich anfühlte, in der Falle zu sitzen. War er als Junge nicht immer wieder vor Abdul-Hafiz geflohen, obwohl er genau gewusst hatte, dass er keine Chance hatte? In der Wüste hatte er sich nirgendwo verstecken können, und dennoch hatte er es unzählige Male versucht, weil er nicht widerstandslos hatte aufgeben wollen.

Zu kämpfen bedeutete, am Leben zu sein und ein Ziel vor Augen zu haben, für das es sich zu leben lohnte. Die Narben auf seinem Rücken legten Zeugnis von seinen zahlreichen gescheiterten Fluchtversuchen ab.

Er würde Königin Elena nicht anrühren. Niemand sollte ihm vorwerfen können, seinen Gast schlecht zu behandeln, ganz egal, was die verängstigte Monarchin befürchten mochte. Er wollte sie nur vier Tage lang gefangen halten – bis nach Ablauf der sechs Wochen, nach denen Aziz dazu gezwungen sein würde, seinen Anspruch auf den Thron von Kadar aufzugeben. Danach würde das Volk über den nächsten Scheich abstimmen.

Und Khalil auf den ihm rechtmäßig zustehenden Thron heben.

Bis dahin würde er keine Sekunde ruhig schlafen können, aber wann schlief er schon ruhig? Nicht mehr seit jenem Tag, an dem sein Vater ihn aus einer Unterrichtsstunde mit seinem Tutor gezerrt hatte. Als er ihn auf die harten Stufen vor dem Palast von Kadar schleuderte und ihm ins Gesicht spuckte. „Du bist nicht mein Sohn.“

Das war das letzte Mal gewesen, dass Khalil ihn, seine Mutter oder sein Zuhause gesehen hatte.

Er schloss die Augen, um die Erinnerungen zu verdrängen. Er wollte nicht an jene schlimmen Tage zurückdenken, nicht an den angeekelten, fast hasserfüllten Blick seines Vaters, den er so geliebt hatte, oder an die verzweifelten Schreie seiner Mutter, als man sie weggezerrt hatte. Nur wenige Monate später war sie an einer einfachen Infektion gestorben, weil man ihr die nötige medizinische Hilfe verweigert hatte.

Khalil wollte auch nicht an die Panik denken, die er empfunden hatte, als man ihn auf einen Lieferwagen verfrachtet und zu einem Vorposten in der Wüste gebracht hatte. Als man ihn wie einen Sack Müll vor die Füße von Abdul-Hafiz geworfen hatte, der ihn mit einer von Grausamkeit erfüllten Genugtuung angesehen hatte.

Nein, Khalil würde sich nicht von der Vergangenheit einholen lassen. Stattdessen würde er an seine Zukunft denken, eine sehr vielversprechende Zukunft, in der er, der Sohn, den sein Vater zugunsten des Bastards seiner Geliebten verstoßen hatte, auf dem ihm rechtmäßig zustehenden Thron saß.

Zwanzig spannungsgeladene Minuten später kam der SUV in dem improvisierten Lager an, in dem Khalil seit einem halben Jahr lebte – seit seiner Rückkehr nach Kadar. Er öffnete die Tür und drehte sich zu Elena um, die ihn trotzig anfunkelte.

„Wohin haben Sie mich gebracht?“

Er lächelte kalt. „Steigen Sie aus, dann sehen Sie es selbst.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, packte er sie an einem Handgelenk und zog sie aus dem Wagen. Ihre Haut fühlte sich glatt und kalt an.

Beim Aussteigen stolperte sie über einen Stein und verlor das Gleichgewicht. Als er sie auffing, spürte er ihre Brüste an seinem Oberkörper. Ihr Haar duftete nach Limonen. Es war schon sehr lange her, seitdem er mit einer Frau zusammen gewesen war, und sein Körper reagierte sofort auf sie.

Abrupt ließ er sie los. Er hatte keine Zeit für Sex, schon gar nicht mit dieser Frau.

Sein Assistent Assad stieg aus einem der anderen Wagen. „Eure Hoheit?“

Dass Elena sich instinktiv umdrehte, erfüllte Khalil mit grimmiger Genugtuung. Assad hatte ihn gemeint, nicht die widerspenstige Königin. Er war zwar noch nicht offiziell König, aber sein ergebener Diener sprach ihn trotzdem so an.

Als er vor einem halben Jahr nach Kadar zurückgekehrt war, war er überrascht und dankbar gewesen, dass so viele seiner Leute ihm ergeben waren, obwohl sie ihn zuletzt als kleinen Jungen gesehen hatten. Seit seinem zehnten Lebensjahr hatte er keinen Fuß mehr in das Land gesetzt, doch die Menschen hatten ihn nicht vergessen.

Die Beduinenstämme, traditionsbewusster als die Menschen in Kadars Hauptstadt Siyad, hatten Scheich Hashems plötzliche Entscheidung, seine Ehefrau und Sohn gegen seine Geliebte und ihren illegitimen Sohn auszutauschen, nicht gutgeheißen. Bei Khalils Rückkehr hatte man ihm daher den Stammesnamen seiner Mutter verliehen und behandelte ihn seitdem als den legitimen Thronanwärter.

Trotzdem traute Khalil niemandem über den Weg. Er wusste aus Erfahrung, dass Ergebenheit von einer Sekunde zur nächsten in Feindschaft umschlagen konnte. Schließlich konnte man sich noch nicht mal auf die Liebe seines Vaters verlassen – eine schmerzhafte Lektion, die er nie vergessen hatte. Der einzige Mensch, auf den Khalil sich verließ, war er selbst.

„Königin Elena und ich hätten gern eine Erfrischung“, sagte er auf Arabisch zu Assad. „Ist mein Zelt dafür vorbereitet?“

„Ja, Eure Hoheit.“

„Sie können mich später über die neuesten politischen Vorgänge auf dem Laufenden halten. Vorerst muss ich mich um die Königin kümmern.“ Er drehte sich zu Elena um, die sich verstohlen umsah.

„Sollten Sie darüber nachdenken zu fliehen“, sagte er auf Englisch zu ihr, „vergessen Sie es. Die Wüste erstreckt sich Hunderte von Meilen in alle Richtungen, und die nächste Oase liegt mehr als einen Tagesritt per Kamel entfernt. Sie würden verdursten oder von einer Schlange oder einem Skorpion gebissen werden.“

Königin Elena funkelte ihn hasserfüllt an, gab jedoch keinen Ton von sich.

Khalil bedeutete ihr mit einer Handbewegung, weiterzugehen. „Kommen Sie, lassen Sie uns etwas trinken, und ich beantworte wie versprochen Ihre Fragen.“

Elena zögerte einen Moment, doch dann nickte sie und folgte ihrem Entführer durch das Lager.

2. KAPITEL

Elena sah sich gründlich um, als sie Khalil folgte. Sie stellte fest, dass die Zelte des Lagers zu einem Halbkreis angeordnet waren und sah ein paar angeleinte Pferde und Kamele. Der Wind war so stark, dass er ihr Sand und ihr Haar ins Gesicht wehte.

Sie schützte ihr Gesicht mit den Händen, bis Khalil den Eingang zu seinem Zelt zurückschlug und sie hineinwinkte. Tief Luft holend trat sie ein. Sie hatte sich vorgenommen, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen und den nächsten sich bietenden Moment zur Flucht zu nutzen.

Khalil ging zu einem eleganten Teakholztisch und zwei niedrigen Sesseln mit kunstvoll bestickten Polstern. Das Zelt war üppig mit Seide und Teppichen ausgestattet. „Bitte setzen Sie sich.“

„Ich verlange Antworten auf meine Fragen.“

Er lächelte dünn, doch sein Blick blieb kalt. „Ihre Hartnäckigkeit ist bewundernswert, Eure Hoheit, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Setzen Sie sich.“

Elena begriff, dass sie sich vorerst geschlagen geben musste und nahm Platz. „Wo ist Scheich Aziz?“

Khalil sah sie für einen Moment irritiert an. „Vermutlich in Siyad“, sagte er achselzuckend.

„Er rechnet mit meiner Ankunft.“

„Richtig“, fiel Khalil ihr aalglatt ins Wort. „Aber erst morgen.“

„Morgen?“

„Er hat die Nachricht erhalten, dass Sie sich verspäten.“ Khalils Augen funkelten belustigt. „Niemand sucht nach Ihnen, Eure Hoheit. Und wenn es soweit ist, wird es zu spät sein.“

Elena stockte der Atem. Seine Worte lösten eine solche Panik in ihr aus, dass sie sich an der Tischkante festhalten musste. Reiß dich zusammen!

Khalil stieß einen leisen Fluch aus. „Ich glaube, ich habe mich missverständlich ausgedrückt.“

Elena erwiderte seinen Blick. Khalil sah absolut atemberaubend aus, schlank und anmutig. Raubtierhaft. „Dann haben Sie also nicht vor, mich zu töten?“

„Nein. Ich bin weder ein Terrorist noch ein Verbrecher.“

„Und trotzdem entführen Sie eine Königin.“

Er senkte den Kopf. „Ich fürchte, das ist ein notwendiges Übel.“

„Ich bezweifle, dass etwas Übles wirklich notwendig sein kann!“, gab Elena zurück. Sie holte tief Luft. „Und? Was haben Sie mit mir vor?“

„Gar nichts“, erwiderte Khalil gelassen. „Außer Ihnen zumindest ein wenig Komfort zu bieten.“

Einer der Wachen brachte ein Tablett mit Essen. Elena warf einen Blick auf die Datteln und Feigen, das Fladenbrot und die verschiedenen Dips und wandte sich ab. Sie hatte keinen Appetit, außerdem wollte sie keine Mahlzeit mit ihrem Feind teilen.

„Danke, Assad“, sagte Khalil, und der Mann verbeugte sich und ging.

Khalil hockte sich vor den niedrigen Tisch, auf dem Assad das Tablett abgestellt hatte. Als er den Blick zu Elena hob, schienen seine bernsteinfarbenen Augen zu glühen. Sie hatten wirklich eine verblüffende Farbe. Mit seinem dunklen Haar, den goldbraunen Augen und der raubtierhaften Eleganz erinnerte dieser rätselhafte Mann Elena immer wieder an ein schönes, aber gefährliches Tier.

„Sie müssen hungrig sein, Königin.“

„Bin ich nicht.“

„Dann zumindest durstig. Es ist gefährlich, in der Wüste nichts zu trinken.“

„Es ist gefährlich, in Gegenwart seines Feindes zu trinken“, konterte Elena.

Er lächelte. „Wenn das so ist, trinke ich zuerst.“

Sie beobachtete, wie er eine Art Saft aus einem Krug in zwei kleine Gläser goss. Er trank aus dem ersten und sah sie über den Rand des Glases hinweg herausfordernd an. „Zufrieden?“

Elenas Hals war ganz rau vom Sand. Sie wusste, dass sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen musste, wenn sie ihre Flucht planen wollte. Nickend streckte sie eine Hand aus.

Khalil reichte ihr das zweite Glas, und sie trank von dem zugleich herben und süßen Saft, der angenehm kühl war.

„Guave“, erklärte er. „Haben Sie schon mal Guavensaft getrunken?“

„Nein.“ Elena stellte ihr Glas zurück auf den Tisch. „Danke, jetzt geht es mir besser.“ Sie holte tief Luft. „So, Sie wollen mich also hier in der Wüste festhalten. Für wie lange?“

„Etwas weniger als eine Woche. Vier Tage genaugenommen.“

Vier Tage. Elenas Magen verkrampfte sich schmerzhaft. In vier Tagen würden die sechs Wochen ablaufen, in denen Aziz heiraten musste. Er würde seinen Anspruch auf den Thron verlieren, wenn sie bis dahin nicht in Siyad auftauchte. Khalil schien das genau zu wissen. Offensichtlich wollte er die Chance nutzten, selbst die Macht an sich zu reißen.

„Und dann?“, fragte sie. „Was werden Sie dann tun?“

„Das geht Sie nichts an.“

„Was haben Sie danach mit mir vor?“, formulierte Elena ihre Frage neu.

Khalil setzte sich auf einen niedrigen, bunt gemusterten Sessel, lehnte sich lässig zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. „Sie freizulassen natürlich.“

„Einfach so?“ Misstrauisch schüttelte sie den Kopf. „Man wird Sie strafrechtlich verfolgen.“

„Das bezweifle ich.“

„Sie können nicht einfach so ein Staatsoberhaupt entführen.“

„Und doch habe ich es getan.“ Er trank wieder einen Schluck Saft und sah sie nachdenklich an. „Sie faszinieren mich, Königin Elena. Ich muss gestehen, dass ich mich schon gefragt habe, was für eine Frau Aziz wohl heiratet.“

„Und? Zufrieden?“, fragte sie gereizt. Bleib ruhig. Sie musste sich dringend zusammenreißen. Ihre ganze bisherige Regentschaft war ein einziger Drahtseilakt gewesen. Wollte sie jetzt wirklich abstürzen?

Falls es inzwischen nicht schon passiert war.

Khalil lächelte schwach. „Nicht im Entferntesten.“

Elena sah etwas in seinem Blick aufflackern, etwas Besitzergreifendes, Männliches. Zu ihrer Überraschung und Beschämung lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie erschauerte vor Angst, aber nicht nur deshalb. Sie fühlte fast so etwas wie … Erwartung. Aber weshalb? Sie wollte nichts weiter von diesem Mann als ihre Freiheit.

„Und ich werde nicht eher ruhen“, fuhr Khalil fort, „als bis ich an Aziz’ Stelle auf dem Thron von Kadar sitze.“

„Dann sind Sie also einer jener aufständischen Rebellen, die er erwähnt hat?“

Für einen Moment flackerte so etwas wie Wut in Khalils Blick auf, doch dann nickte er. „Sieht ganz danach aus.“

„Warum sollten Sie Scheich von Kadar werden?“

„Warum Aziz?“

„Weil er der Thronerbe ist.“

Khalils Gesichtsausdruck wurde wieder ganz verschlossen. „Kennen Sie sich mit der Geschichte von Kadar aus, Eure Hoheit?“

„Ich habe einiges darüber gelesen.“ In Wirklichkeit wusste Elena kaum etwas über Kadar. Sie hatte bisher keine Zeit gehabt, sich eingehender mit dem Land ihres künftigen Ehemanns zu beschäftigen.

„Wussten Sie, dass hier lange Frieden und Wohlstand herrschten – Unabhängigkeit sogar, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern?“

„Ja, das wusste ich.“ Aziz hatte das erwähnt, weil Elenas Land eine ähnliche Geschichte vorzuweisen hatte. Thallia, eine kleine Insel in der Ägäis zwischen der Türkei und Griechenland, war tausend Jahre lang unabhängig gewesen.

Und Elena hatte nicht die Absicht, etwas daran zu ändern.

„Dann müssten Sie auch wissen, dass Scheich Hashem Kadars Frieden mit seinem etwas unorthodoxen Testament bedroht.“ Ein Lächeln umspielte Khalils Lippen.

Elena ertappte sich dabei, dass ihr Blick zu seinem Mund wanderte, der überraschend sinnlich war. Nur mühsam riss sie den Blick davon los. Sollte sie sich dumm stellen? Nein, vermutlich würde sie davon keine Vorteile haben. „Ja, ich bin über das Testament des Scheichs informiert. Deshalb bin ich ja hier. Um Scheich Aziz zu heiraten.“

„Also keine Liebesheirat“, stellte Khalil sardonisch fest.

Elena versteifte sich. „Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.“

„In Anbetracht der Tatsache, dass Sie auf mein Geheiß hier sind, finde ich schon.“

Elena schürzte die Lippen und schwieg. Das Volk von Kadar hielt die bevorstehende Hochzeit für eine Liebesheirat, obwohl weder sie noch Aziz so etwas behauptet hatten. Doch die Menschen glaubten, was sie glauben wollten, und das Volk liebte Märchenhochzeiten. Warum auch nicht, wenn es dabei half, die politische Situation zu stabilisieren? Es machte ihr nichts aus, sich ein bisschen zu verstellen. Auch wenn sie das Khalil gegenüber nie zugeben würde.

„Sie verweigern also die Aussage“, stellte Khalil fest. „Ich bin mit den Gesetzen des Westens vertraut, da ich in Amerika aufgewachsen bin. Ich bin nicht der Barbar, für den Sie mich zu halten scheinen.“

Elena verschränkte die Arme vor der Brust. „Das müssen Sie mir erst beweisen.“

„Habe ich das nicht schon? Sie sitzen in einem bequemen Sessel und werden mit Essen und Trinken versorgt. Obwohl es mir leidtut, dass Sie sich verletzt haben.“ Er zeigte auf ihr zerkratztes Knie. „Ich hole Ihnen ein Pflaster.“

„Ich brauche keins.“

„Solche Schürfwunden können sich in der Wüste schnell entzünden.“ Er beugte sich vor. „Seien Sie nicht dumm, Eure Hoheit. Ich verstehe ja, dass Sie sich gegen mich behaupten wollen, aber sie verschwenden nur Ihre Energie, wenn Sie mir bei einer solchen Kleinigkeit widersprechen.“

Elena schluckte. Er hatte recht, ob ihr das gefiel oder nicht. Es wäre kindisch, sinnvolle medizinische Hilfe abzulehnen. Sie nickte, und Khalil stand auf. Sie beobachtete, wie er zum Eingang des Zelts ging und mit einem der Wachmänner davor sprach.

Sie blieb sitzen, die Hände im Schoß zu Fäusten geballt.

Kurz darauf kehrte Khalil mit einem Handtuch, einer Schüssel Wasser und einer Tube Salbe zurück. „So, da wären wir.“

Zu ihrem Schreck kniete er sich vor sie hin. Instinktiv wich sie in ihrem Sessel zurück. „Das kann ich auch allein.“

Er hob den Blick und sah sie aus funkelnden Augen an. „Aber wo bleibt dann das Vergnügen für mich?“

Stocksteif blieb sie sitzen, als er ihr sanft den Rock über das verletzte Knie schob. Seine Finger berührten ihr Bein kaum, und doch fühlte es sich an, als würden sie ihr einen Elektroschock versetzen, so heftig zuckte Elena zusammen. Behutsam befeuchtete Khalil das Tuch und betupfte ihre Schürfwunde.

„Außerdem übersehen Sie vielleicht etwas Sand, und dann wirft man mir vor, Sie zu misshandeln.“

Elena gab keine Antwort. Sie konnte nicht sprechen, konnte kaum atmen. Jede Faser ihres Körpers fieberte der sanften Berührung dieses Mannes entgegen, seinen Fingern, die mit einer Präzision über ihr Knie glitten, die noch nicht mal annähernd sinnlich war, aber dennoch …

Langsam atmete sie ein und betrachtete sein tiefschwarzes kurzgeschnittenes Haar. Würde es sich weich anfühlen, wenn sie es berührte? Sie gab sich einen Ruck. Was zum Teufel war nur los mit ihr? Dieser Mann hier war ihr Feind! Das Letzte, das Allerletzte, was sie tun sollte, war, Gefühle für ihn zu entwickeln. Auch wenn es sich nur um etwas so Primitives handelte wie sexuelles Verlangen!

Als er ihr Knie umfasste, erwachte alles in Elena zu Leben. „Ich glaube, das reicht“, sagte sie steif und versuchte, ihr Bein aus Khalils Griff zu befreien.

Er hielt die Tube hoch. „Die antiseptische Salbe fehlt. Ganz wichtig.“

Elena biss die Zähne zusammen und blieb sitzen, als er etwas Salbe auf ihrer Wunde verrieb. Es brannte ein bisschen, aber noch viel unangenehmer war, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

Das ist nur eine rein körperliche Reaktion, schärfte sie sich ein, als er mit dem Daumen Kreise auf ihrem Knie zeichnete und ihr Innerstes vor Hitze zu bersten schien. Sie hatte so etwas noch nie erlebt, aber bisher hatte sie auch keinerlei Erfahrungen mit Männern. Sie würde die Reaktion ihres Körpers einfach ignorieren. Zum Beispiel das Kribbeln ihrer Haut und in ihrem Unterleib. Körperliche Anziehung war völlig irrelevant. Nie würde sie danach handeln oder ihren Verstand dadurch trüben lassen.

Diesem Mann zu entkommen und seine Pläne zu vereiteln, ihre Hochzeit zu ruinieren, war ihr einziges Ziel.

Ihr einziges Verlangen.

Als Khalil spürte, wie Elena sich unter seiner Berührung verkrampfte, fragte er sich unwillkürlich, warum er die Wunde eigentlich selbst gesäubert hatte. Natürlich war die Antwort irritierend offensichtlich: Weil er Elena hatte berühren wollen. Weil sein Verlangen nach ihr für einen Moment seinen gesunden Menschenverstand ausgeschaltet hatte.

Ihre Haut war so glatt wie Seide. Wann hatte er zuletzt die nackte Haut einer Frau berührt? Aber nach sieben Jahren in der französischen Fremdenlegion wusste er, was Enthaltsamkeit war.

Natürlich war Königin Elena, Aziz’ Verlobte, die Letzte, die für ihn als Geliebte infrage kam. Khalil hatte nicht die Absicht, seinen ohnehin schon fragwürdigen diplomatischen Schachzug noch mehr zu verkomplizieren.

Ein Staatsoberhaupt zu entführen, war riskant, aber er war bereit, das Risiko einzugehen. Er würde Aziz nur dann zur Anstoßung eines Volksentscheids bewegen können, wenn der sein Recht auf den Thron verspielte, und das wiederum würde nur dann passieren, wenn seine Hochzeit verhindert wurde.

Das Testament ihres Vaters war ein juristisch absolut lächerliches Konstrukt und bewies einmal mehr, was für ein brutaler Diktator Scheich Hashem gewesen war. Hatte er seine beiden Söhne bestrafen wollen? Oder hatte er in seinen letzten Lebenstagen womöglich bereut, seinen Erstgeborenen verbannt zu haben? Khalil würde es nie erfahren. Er würde jedoch die Gelegenheit beim Schopf packen, die das seltsame Testament seines Vaters ihm gab, und die Macht an sich reißen, die ihm von Rechts wegen zustand.

„So, fertig.“ Khalil zog Elena den Rock über das Knie, was sie spürbar zu erleichtern schien. „Wie ich sehe, ist Ihr Rock zerrissen. Das tut mir leid. Man wird Ihnen neue Kleidung bringen.“

Elena sah ihn an wie einen Feind, so als sei sie auf der Suche nach Schwächen. Sie würde keine finden, doch Khalil nutzte die Gelegenheit, ihren Blick zu erwidern. Sie war schön. Ihre Haut schimmerte golden, und die Iris ihrer grauen Augen unter den schweren Lidern war mit goldenen Flecken gesprenkelt. Ihr Haar war voll und dunkel und glänzte im Kerzenlicht, obwohl es noch immer etwas zerzaust war.

Er senkte den Blick zu ihren vollen rosa Lippen. Sie waren perfekt. Küssenswert. Wieder flackerte das Verlangen in ihm auf und verlangte nach Befriedigung.

Abrupt stand Khalil auf. „Sie müssen hungrig sein, Eure Hoheit. Sie sollten jetzt etwas essen.“

„Ich habe keinen Hunger.“

„Wie Sie wollen.“ Er setzte sich wieder und nahm ein Stück Fladenbrot. Neugierig musterte er sie. „Mich würde mal interessieren, warum Sie Aziz heiraten wollen.“ Khalil legte den Kopf schief. „Am Geld kann’s nicht liegen, Thallia ist ein reiches Land. Es kann Ihnen auch nicht um Macht gehen, da Sie bereits Königin sind. Und aus Liebe heiraten Sie ihn auch nicht.“

„Vielleicht ja doch.“ Ihre Stimme war tief und angenehm heiser. Sie erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, doch an ihren beschleunigten Atemzügen hörte er, dass sie nicht so gelassen war, wie sie sich gab.

Er lächelte. „Ich glaube nicht, Eure Hoheit. Ich glaube, Sie heiraten ihn, weil Sie sich etwas ganz Bestimmtes davon versprechen, und ich frage mich, was das ist. Ihr Volk liebt Sie, und die politische Lage in Ihrem Land ist stabil.“ Er hob die Augenbrauen. „Was kann Sie also dazu bewegen, einen Hochstapler zu heiraten?“

„Ich glaube, Sie sind der Hochstapler, Khalil.“

„Mit dieser Ansicht sind Sie leider nicht die Einzige. Aber Sie irren sich.“

Irritiert sah sie ihn an. „Sie glauben also allen Ernstes, dass Sie einen Anspruch auf den Thron haben?“

„Ich weiß es sogar.“

„Wie ist das möglich? Aziz ist Scheich Hashems einziger Sohn.“

Obwohl Khalil das nicht zum ersten Mal hörte, rissen Elenas Worte alte, kaum vernarbte Wunden in ihm auf. Er spürte die alte Wut in sich aufsteigen, jenen Aufschrei der Empörung, den er jedoch sofort niederzwang. Khalil lächelte kalt. „Vielleicht sollten Sie Ihre Wissenslücken wirklich schließen, was die Geschichte Kadars angeht. Sie werden während Ihres Aufenthalts hier jede Menge Zeit zum Lesen haben.“ Er wusste jedoch, dass sie die Wahrheit nicht in irgendwelchen Büchern finden würde. Sein Vater hatte sein Bestes getan, sämtliche Hinweise auf Khalils Existenz auszulöschen.

Sie erwiderte seinen Blick, ohne zu blinzeln. „Und wenn ich nicht hierbleiben will?“

„Ich fürchte, Ihr Aufenthalt hier ist nicht verhandelbar. Aber ich kann Ihnen versichern, dass man Ihnen jeden Komfort bieten wird.“

Elena fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, eine unschuldige Geste, die seine Begierde jedoch sogleich wieder aufflackern ließ. Aber Khalil unterdrückte die Empfindung sofort. Königin Elena war eine schöne Frau, und er hatte schon lange enthaltsam gelebt. Nur deshalb reagierte sein Körper so heftig auf sie. Das hieß jedoch noch lange nicht, dass er mit ihr schlafen würde.

Dabei war das Anziehendste an ihr nicht ihr Aussehen, sondern ihre Ausstrahlung. Obwohl sie große Angst haben musste, saß sie aufrecht und stolz da und sah ihn herausfordernd an. Er bewunderte ihren starken Willen, ihre Entschlossenheit, sich nicht unterkriegen zu lassen. Irgendwie erkannte Khalil sich in ihr wieder. Auch er war niemand, der sich unterwarf, noch nicht mal, wenn sich die ganze Welt gegen ihn verschworen zu haben schien.

Hatte auch sie mit irgendwelchen Widerständen zu kämpfen gehabt? Er wusste nur, dass sie eine Tragödie durchgemacht hatte – den Tod ihrer Eltern bei einem Bombenattentat. Mit nur neunzehn Jahren hatte sie den Thron bestiegen. Sie war jetzt erst dreiundzwanzig, und obwohl sie sehr jung aussah, wirkte sie in ihrem Gebaren älter.

Sie stand auf, von Kopf bis Fuß anmutig und königlich. „Sie können mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten.“

Er musste lächeln. Fast tat sie ihm leid. „Doch, das kann ich.“

„Aziz wird jemanden schicken, der mich holt. Man wird nach mir suchen.“

„Nicht vor morgen. Und bis dahin werden sämtliche Spuren verweht sein.“ Er warf einen Blick zum Eingang des Zeltes, der im Wind flatterte. „Hört sich so an, als würde sich da draußen ein Sturm zusammenbrauen.“

Elena schüttelte fassungslos den Kopf. „Wie haben Sie das geschafft? Wie haben Sie Aziz eine falsche Nachricht zukommen lassen und den Piloten dazu gebracht, woanders zu landen?“

„Nicht alle sind Aziz ergeben. Wissen Sie, dass er seit seiner Kindheit nie länger als nur für ein paar Tage im Land war?“

„Ich weiß, dass er an den europäischen Höfen sehr beliebt ist.“

„Sie meinen in den Country Clubs, auf Partys und beim Polo. Hier ist der Gentleman-Playboy nicht so angesehen.“

Elenas Augen blitzten wütend auf. „Was für ein alberner Spitzname! Den hat ihm doch nur die Klatschpresse verliehen.“

Khalil zuckte die Achseln. „Er hat sich durchgesetzt.“ Khalil wusste zwar, dass sein jüngerer Halbbruder auch Geschäftsmann war, aber vermutlich war das nur ein Vorwand, um in Europa zu bleiben. Aziz macht sich doch gar nichts aus Kadar, dachte Khalil verbittert. Auch wenn er kein Bastard wäre, würde er den Thron nicht verdienen.

„Trotzdem können Sie nicht einfach eine Königin entführen“, widersprach Elena und hob trotzig das Kinn. „Ich würde Ihnen raten, Schadensbegrenzung zu betreiben und mich freizulassen. Ich werde Sie auch nicht anzeigen.“

Khalil unterdrückte ein Lachen. „Wie großzügig von Ihnen.“

„Sie wollen doch bestimmt nicht vor Gericht“, beharrte sie. „Wie wollen Sie Scheich werden, wenn Sie ein Verbrechen begangen haben? Man wird Sie dafür zur Rechenschaft ziehen.“

„In meinem Land läuft das etwas anders.“

„Dann denken Sie eben an mein Land!“, entgegnete sie gereizt. „Glauben Sie, mein Land wird es Ihnen durchgehen lassen, dass Sie mich entführt haben?“

Er zuckte die Achseln. „Ich halte Sie nur für ein Weilchen auf, Eure Hoheit, weil mir keine andere Wahl bleibt. Sie sollten mir dankbar sein, dass ich eine Ehe verhindere, die Sie später zweifellos bereuen würden.“

„Dankbar!“ Ihre Augen blitzten wütend auf. „Und wenn Ihr Plan scheitert?“

Er lächelte kalt. „Scheitern ist für mich keine Option.“

Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Ihre goldgesprenkelten grauen Augen erinnerten ihn an einen Teich, auf dem Sonnenlicht glitzerte. „Das können Sie doch nicht machen! Man … Staatsoberhäupter tun so etwas einfach nicht!“

„Hier laufen die Dinge anders.“

„So anders doch bestimmt auch nicht!“ Sie schüttelte wieder den Kopf. „Sie sind verrückt.“

Khalil atmete tief durch. „Nein, Eure Hoheit, ich bin nicht verrückt. Nur entschlossen. So, es ist schon spät, und Sie sollten zu Ihrem Zelt gehen. Sie haben eins ganz für sich allein, und wie gesagt, es bietet jeden Komfort.“ Er entblößte die Zähne zu einem Lächeln. „Genießen Sie Ihren Aufenthalt in Kadar.“

Elena ging unruhig in dem Zelt auf und ab, zu dem Assad sie vor eine Stunde gebracht hatte. Khalil hatte recht, es bot tatsächlich jeden Komfort. Es gab ein breites, mit Seidendecken und – kissen bedecktes Doppelbett, mehrere Teaksessel und sogar einen Schrank für Kleidungsstücke, die sie jedoch nicht hatte.

Ob man ihr Gepäck aus dem Flugzeug mitgebracht hatte? Sie bezweifelte das, aber sie hatte sowieso kaum etwas dabeigehabt. Sie hatte nur drei Tage bleiben wollen, gerade lang genug für eine rechtskräftige Eheschließung ohne pompöse Feierlichkeiten. Danach hatte sie mit Aziz nach Thallia zurückkehren wollen, um sich dort gemeinsam mit ihrem Ehemann dem Volk zu zeigen.

Und jetzt würde nichts davon passieren, es sei denn, jemand rettete sie, oder ihr gelang die Flucht, was jedoch eher unwahrscheinlich war. Die Hochzeit mit Aziz würde nicht stattfinden. Nach Ablauf der sechs Wochen brauchte er sie sowieso nicht mehr! Aber leider würde sie ihn dann noch immer brauchen.

Sie brauchte einen Ehemann, einen Prinzgemahl, und zwar vor der Versammlung des Rats nächsten Monat.

Elena ließ sich auf einen Sessel sinken und schlug die Hände vor das Gesicht. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie hier war … dass man sie tatsächlich entführt hatte!

Aber es hatte keinen Zweck, sich vor der Realität zu verschließen. Außerdem – war ihr nicht schon viel Schlimmeres zugestoßen? Sie erinnerte sich wieder an die ohrenbetäubende Explosion, an das Gewicht ihres toten Vaters auf ihr. Und seitdem sie den Thron bestiegen hatte, versuchten ihre Ratsmitglieder, angeführt von Andreas Markos, sie in Verruf zu bringen und ihre Autorität zu untergraben. Sie wollten keine alleinstehende junge Frau als Königin. Sie wollten sie nicht.

Sie stellten jede ihrer Handlungen in Frage und zweifelten jedes ihrer Worte an. Sie hielten sie für flatterhaft, unreif und verantwortungslos, und das alles nur wegen eines einzigen dummen Fehlers, den sie zu Beginn ihrer Regentschaft in ihrer Trauer und Einsamkeit begangen hatte. Bisher war es ihr nicht gelungen, sich gegen ihren Rat wirklich durchzusetzen.

Vier Jahre lang hatte sie ihrem Land gedient – war in der Öffentlichkeit aufgetreten, hatte Wohltätigkeitsprojekte unterstützt und Gesetze entworfen –, aber das alles zählte nicht. Zumindest nicht in Markos’ Augen. Thallia war ein konservatives Land, und der Rat wollte nun mal einen Mann als Staatsoberhaupt.

Tränen schossen ihr in die Augen, doch sie blinzelte sie entschlossen zurück. Sie war kein kleines Mädchen mehr, das wegen eines aufgeschlagenen Knies weinte. Sie war eine erwachsene Frau, die vier endlose, anstrengende Jahre lang hatte beweisen müssen, dass sie genauso stark wie ein Mann war. Das durfte nicht alles umsonst gewesen sein, nur weil irgendein durchgeknallter Rebell beschlossen hatte, der rechtmäßige Thronerbe von Kadar zu sein!

Allerdings musste Elena einräumen, dass Khalil nicht durchgeknallt wirkte, sondern kühl, gefasst und seiner Sache sehr sicher. Konnte er tatsächlich recht haben? Glaubte er wirklich, das Recht zu haben, Aziz den Thron vor der Nase wegzuschnappen? Wenn sie morgen nicht in Siyad auftauchte, würde Aziz sie bestimmt suchen lassen. Und er würde sie finden, denn seine Lage war genauso verzweifelt wie ihre.

Obwohl … ihre war vielleicht ein kleines bisschen verzweifelter.

Zu ihrem Schreck wurde ihr bewusst, dass Aziz noch eine andere Option offen hatte: Er konnte sich eine andere Braut suchen, wenn sie nicht auftauchte. Was sollte ihn daran hindern?

Ob Khalil das schon bedacht hatte?

Rastlos ging Elena zum Zeltausgang. Sie musste unbedingt mit Khalil reden und ihn dazu überreden, sie freizulassen. Das war ihre einzige Chance!

Entschlossen schlug sie die Decke zur Seite und trat hinaus in die Wüstennacht, doch sofort stellten sich ihr zwei bewaffnete Wachmänner in den Weg. Sie hob den Blick zu ihren verschlossenen Gesichtern und hob trotzig das Kinn. „Ich muss mit Khalil sprechen.“

„Er ist beschäftigt, Eure Hoheit.“ Der Tonfall des Wachmanns war ausdruckslos und unerbittlich zugleich. Er rührte sich nicht von der Stelle.

„Mit etwas Wichtigerem als der Sicherung seines Throns?“, gab sie zurück. Ungeduldig strich sie sich das Haar aus dem Gesicht, das der Wind ihr in die Augen blies. „Ich habe wichtige Informationen für ihn“, sagte sie bestimmt. „Informationen, die seine … Pläne betreffen.“

Die beiden Wachen sahen sie ungerührt an. „Bitte kehren Sie in Ihr Zelt zurück, Eure Hoheit“, sagte einer von ihnen. „Der Wind frischt auf.“

„Sagen Sie Khalil, dass ich ihn sprechen will.“ Zu ihrer Irritation hörte sie einen flehentlichen Unterton in ihrer Stimme. „Sagen Sie ihm, dass mir etwas eingefallen ist, das er noch nicht bedacht hat.“

Als einer der Wachmänner ihr eine Hand auf eine Schulter legte, versteifte sie sich unwillkürlich. „Fassen Sie mich nicht an!“

„Sie müssen in Ihr Zelt zurückkehren, Eure Hoheit, zu Ihrer eigenen Sicherheit.“ Er drehte sie um und schob sie zurück durch den Eingang, als sei sie ein kleines ungehorsames Kind.