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Wurde sie wirklich entführt? Oder ist Lotte vielleicht schon tot? Ihr Mann, der den klammen Anwalt Richard-Anton Punzel aufsucht, ist jedenfalls bereit, auf die Forderungen der mutmaßlichen Kidnapper einzugehen. Punzel wächst mit dem Fall seines Lebens über sich hinaus. Er führt ihn nach Italien, ja sogar bis in den Berliner Wedding. Nicht allein seine intellektuellen, auch seine körperlichen Fähigkeiten sind gefordert, denn er muss die Ermittlungen auf ihm unbekanntes erotisches Terrain ausweiten. Crime und Sex, ganz klassisch: In der Swingerszene im Südwesten Berlins verbringt Punzel anregende wie aufklärende Stunden - und bildet ein Ermittler-Ensemble, das vor allem aus cleveren Frauen besteht, die ihm gern zu Diensten sind. "Punzels Acht" machen sich mit unkonventionellen Methoden daran, einen Gewalttäter dingfest zu machen. Und dabei hat der gewitzte Anwalt immer den Hut auf.
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Seitenzahl: 356
Veröffentlichungsjahr: 2020
Tom Gear
Rohrbruchteich
Tom Gear
Rohrbruchteich
Eine
kriminelle Geschichte
aus Uptown Berlin
© 2020 Tom Gear
Titelfoto und Umschlaggestaltung: Siegfried Reinecke
Kleines Foto Rückseite: Image by Pexels from pixabay
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN Paperback: 978-3-347-18981-2
ISBN Hardcover: 978-3-347-18982-9
ISBN e-Book: 978-3-347-18983-6
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1
Das wäre es gewesen. Seine Station. Sein Ziel. Sein Kurfürstendamm. Aber der Bahnhof zog unaufhaltsam an ihm vorbei. Express-S-Bahn. Diese köstliche Idee, ein andauerndes Fettnäpfchen, verdankten er und seine Mitbürger diesem unseligen neuen Hyper-Senat. Das breiteste Bündnis aller Zeiten hatte die dumme Idee gehabt, zwischen die regulären Verbindungen solche zu schieben, die nicht an allen Bahnhöfen hielten, um somit Fahrgäste mit längeren Wegen schneller ans Ziel zu bringen.
Brillantes Konzept, konnte nur gar nicht funktionieren, weil schon die normalen Züge so unzuverlässig unterwegs waren, dass die schnellen von ihnen immer wieder ausgebremst wurden.
So auch jetzt. Punzel stand schon seit Minuten an der Tür und trat nervös von einem Bein aufs andere, als die Ringbahn langsamer und langsamer wurde und schließlich auf freier Strecke zum Halten kam. Na großartig! Halensee durchgefahren, und am nächsten regulären Halt blockierte ein Schneckentriebzug das Gleis. Punzel brach der Schweiß aus. War es Angst oder war es die schon am Morgen herrschende drückende Schwüle in der Stadt, die ihn dahinfließen ließ?
Dabei sollte der heutige Tag doch den Durchbruch bringen!
Vorhin, es war gerade acht Uhr durch, hatte ein Bekannter aus Studienzeiten angerufen. Sein Mandat versprach das lukrativste in seiner bisheriger Karriere als Anwalt zu werden. Eine ganz sichere Sache, meinte Wolf, sein Bekannter. Punzel nahm sich noch die Zeit, in der anwaltlichen Vergütungstabelle nachzusehen. Was er las, stimmte ihn bestens und beschleunigte seinen Schritt, als er das Haus verließ.
Es sollte sich zeigen: Diese Zeit würde ihm fehlen. Bis er am Westkreuz endlich dem vermaledeiten Zug entfliehen konnte und einen Gegenzug erwischte, war es schon fast neun. Für Punkt neun Uhr aber („Vergiss das akademische c.t., Zeit ist Geld, mehr Zeit ist ein Vermögen!“, so Wolfs Worte) waren sie in einem Café in der Mommsenstraße verabredet. Eine Station zurück, ein paar Haltestellen mit dem Bus, Fußweg, Ankunft am Café um 9 Uhr 12.
Im Außenbereich saßen nur zwei alte Tanten, im Innern gar niemand. Als er zum Handy griff, um Wolf anzurufen, lief eine Textnachricht ein: „Schade, hätte mich wirklich gefreut. Aber ich brauche zuverlässige Leute. War ja noch nie so dein Ding!“ Und: „Zwinkersmiley“ – auch das noch. Zum Schaden kam jetzt auch noch der Spott.
Dabei war rein gar nichts dran an dem Vorwurf, Punzel sei schon zu Studienzeiten ein Ausbund an Unzuverlässigkeit gewesen. Gerade anders herum war es gewesen: Während er selbst sich stets fast sklavisch an Verabredungen gehalten hatte, war es Wolf gewesen, der sich nicht sonderlich um Termine scherte und es mit Vereinbarungen auch nicht so genau nahm. Aber wem war im späteren, wahren Leben das Schicksal schließlich gewogen? Dem Zuverlässigen jedenfalls nicht.
Wie auch immer, mit dem Durchbruch war es damit Essig, Punzel vielmehr dem Zusammenbruch ein Stück näher gekommen. Mit 35 Jahren schon vor der Pleite? Die nächste Miete seiner Kanzlei, eigentlich war es nur ein Zimmer, konnte er schon nicht mehr zahlen. Er würde ziehen müssen, wie der Berliner sagt. Jammerschade, ihm hatte die Adresse Südwestkorso immer schon so ausnehmend gut gefallen. Sein Zimmer, das er in dieser Anwaltskooperative bespielte, war ohnehin das kleinste von allen. Stärker konnte er sich gar nicht mehr einschränken, um sich noch über Wasser zu halten. Die paar Mietsachen und sein „großer Fall“, ein seit zwei Jahren schwelender Nachbarschaftsstreit, brachten kaum Geld in die Kasse. Und jetzt diese versemmelte Chance! In den Hintern beißen aus lauter Verärgerung über sich selbst – selbst damit wäre er erfolglos gewesen.
Das alles ging Punzel durch den Kopf auf dem Weg in seine Kanzlei, den er zu Fuß zurücklegte, „um den Kopf frei zu bekommen“. Wahrnehmen konnte er seine Umgebung in diesem Zustand nicht, weswegen er beinahe über eine rote Ampel und vor einen SUV gelaufen wäre.
Unbeschadet erreichte er endlich das Eckhaus in bester Friedenau-Lage. Er durchquerte den Vorgarten, der – und das hatte er schon oft als böses Omen gedeutet – mit Grabsteinen vollgestellt war, die der im Parterre ansässige Steinmetz für Beerdigungen auf dem nahen Friedhof feilbot. Im vierten Stock des Hauses ging Punzel seiner beruflichen Tätigkeit nach. Viele Karrieren hätte er sich vorstellen können; ausgenommen solche, bei denen eine herausragende Optik fast alles ist, denn mit 1,75 Meter Größe, leicht untersetztem Körperbau und, wie er sich selbst eingestand, einem dramatischen Mangel an durchschlagender Coolness und Attractiveness war er für ein spektakuläres Leben eher nicht prädestiniert.
Neben dem Portal fiel sein Blick wie immer auf das stolze Messingschild mit den Namen der drei dort tätigen Advokaten. Die beiden Kollegen hatten sich seiner Schreibweise angeschlossen und ihren Nachnamen ebenfalls jeweils zwei identische Großbuchstaben vorangestellt. Ob seine Berufswahl am Ende aus Einfallslosigkeit auf Jura gefallen war? Oder gar einzig und allein des Gags willen? Jedenfalls las der Recht suchende Bürger „RA Punzel“, und jeder dachte sich sein Teil.
Immer noch in Gedanken vertieft betrat er kurz darauf die Gemeinschaftskanzlei, deren einzige Gemeinsamkeit darin bestand, dass eine junge, äußerst sympathische junge Frau die Anmeldung für alle drei Rechtsgelehrten erledigte. Und allerlei Schriftkram und sonstige Office-Angelegenheiten. Romy hieß sie, mit Nachnamen nicht gerade Schneider, aber doch immerhin Schnittker.
Und die war nicht an ihrem Platz, als Punzel sein berufliches Domizil betrat. „Das“, dachte er sich, „wird schon seinen Grund haben.“ Er würde keinen Schaden dadurch erleiden, schließlich verlief sich kaum ein Mensch zu ihm, und Termine hatte er heute auch nicht.
Gerade, als er den Griff seiner Zimmertür umfasste, klingelte jemand an der Haustür. Da niemand anders in der Nähe war, ging er zu der Telefon- und Türöffneranlage und meldete sich, ziemlich unwirsch.
„Bitte?“
Eine ältere Männerstimme krächzte durch den Lautsprecher: „Schwarowsky mein Name. Ich möchte zu Ihnen.“
„Sicher?“
„Ich brauche einen Anwalt, dringend.“
„Nehmen Sie mich!“
„Wer von den dreien sind Sie?“
„Punzel.“
„Gut. Machen Sie jetzt auf? Danke! Oh Gott, vierter Stock! Puh, kein Aufzug?“
„Nein. Und bevor Sie komisch werden: Ich bin Glatzenträger.“
Schon vor dieser sarkastischen Bemerkung hätte sein potentieller Mandant merken müssen, dass es mit der Laune seines ebenso potentiellen Rechtsvertreters nicht zum Besten bestellt war. Statt es sich noch einmal zu überlegen, stand er nach einer kleinen Weile dennoch vor der Tür: ein vielleicht Mittfünfziger, mittelgroß, vollständig ergraut, Brillenträger, der einen übernächtigten Eindruck machte.
„Guten Morgen. Folgen Sie mir, bitte!“ Punzel machte eine, vielleicht eine Spur zu übertrieben wirkende einladende Geste.
Er führte seinen Gast in sein bescheidenes Zimmer, das jeden Eintretenden wegen seiner unterkomplexen Ausdehnung erst einmal überraschte. Diesen nicht. Er ging noch auf dem Weg zu dem ihm angebotenen Stuhl medias in res – mitten ins Recht, wie Punzel das zu übersetzen pflegte. Sein Claim „Wir setzen Sie ins Recht“ auf dem Kanzleischild zu verwenden, war bei den Kollegen – nebenbei bemerkt – nicht gut angekommen.
„Es handelt sich um einen Kriminalfall, Herr Rechtsanwalt.“
Einen was? Bei allen Heiligen und denen, die sich dafür ausgaben: ein richtiger Fall von Kriminalität? Sollte dieser Tag doch noch die Wende bringen? Aus vielfältiger Erfahrung blieb Punzel erst einmal skeptisch.
„Ich bin ganz Ohr, Herr Swar …“
„Schwarowsky, ich sagte Schwarowsky“, fuhr sein Klient Punzel ungeduldig über den Mund. „Bitte hören Sie von jetzt an genauer zu! Es ist so: Ich habe heute etwas Unappetitliches zugesandt bekommen.“
„Zugesandt. Das ist ungewöhnlich. Sonst bekommt man so etwas doch heutzutage eher in den sozialen Hetzwerken …“
„Es handelt sich um keine Hassbotschaft, sondern um eine handfeste Drohung. Eher um eine fingerfeste, denn man hat mir einen Finger zugesandt, der angeblich von meiner Frau stammt. Was damit zusammenhängt, dass sie entführt worden ist. Das steht jedenfalls auf einem Zettel, der dem corpus delicti beigefügt ist.“
„Oha, das ist delikat. Meine ersten Fragen sind natürlich: Vermissen Sie Ihre Frau tatsächlich, kann der Finger von ihr stammen und haben Sie die Polizei schon verständigt?“
„Meine erste Frage, Herr Punzel, wäre gewesen, was die Entführer fordern. Und da lautet die Antwort: 100.000 Euro. Die Antworten auf Ihre Fragen sind: Meine Frau ist vorgestern Abend aus dem Haus gegangen, seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Zur zweiten Frage: Sicher bin ich mir nicht; und schließlich: nein, habe ich nicht.“
„Warum? Ich meine, warum kommen Sie erst zu mir? Die Polizei läge doch näher?“
Schwarowsky griff in die Innentasche seiner Jacke. Als er seine Hand wieder hervorzog, hatte er ein in eine Klarsichthülle eingelegtes Stück Papier der Größe A4 in der Hand.
„Deshalb. Lesen Sie!“
Punzels Lektüre des klassisch aus Zeitungsschnipseln zusammengesetzten Erpressungsschreibens nahm nicht viel Zeit in Anspruch.
„Wir haben ihre Frau 100000 Euro melde uns kein Polzei“.
„Deshalb also, verstehe. Haben Sie so wenig Vertrauen in die Arbeit unserer Ermittlungsbehörden?“
„Ja. Ich habe aber noch andere Gründe, weshalb ich zuerst bei Ihnen Hilfe suche. Aber dazu vielleicht später.“
„Gut. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es sich bei dem Finger … Um welchen handelt es sich eigentlich?“ „Um den kleinen Finger, wenn ich nicht irre.“
„Wenn Sie sich also nicht sicher sind … Wie kann man sich überhaupt sicher sein?“
„Ich dachte, das könnten Sie mir sagen.“
„Aus dem Stegreif natürlich nicht. Ich werde mich kundig machen. Vielleicht sollten wir von den Entführern aber noch einen untrüglichen Beweis fordern, dass Ihre Frau wirklich in ihrer Gewalt ist. Denen müssten doch unsere Zweifel verständlich sein.“
„Ist das nicht sehr riskant, sie so herauszufordern?“ „Wenn wir sonst keine zweifelsfreie Sicherheit haben, müssen wir das wohl von ihnen verlangen – oder auf ihre Forderung einfach eingehen.“
Schwarowsky überlegte einige Augenblicke.
„Wir teilen Ihnen mit, dass wir einen eindeutigen Beweis haben wollen.“
Punzel stutzte und sah ihn doch etwas verwundert an. So schnell entschied sich der treusorgende Ehemann für ein solches Risiko?
Schwarowsky entging der Grund für seines Anwalts plötzliches Schweigen nicht.
„Vielleicht kommt es Ihnen, Herr Punzel, ja etwas merkwürdig vor, dass ich vielleicht zu viel, wie soll ich sagen, etwas zu viel Leichtsinn in dieser Sache an den Tag lege. Aber ich zweifle einfach daran, dass hier wirklich eine Entführung vorliegt. Meine Frau hat sich in den letzten Monaten sehr weit von mir entfernt.“
„Inwiefern? Doch nicht im Wortsinne? Sie ist doch erst seit relativ kurzer Zeit verschwunden.“
Schwarowsky schüttelte den Kopf.
„Ich meine, wir haben praktisch gar nichts mehr gemeinsam gemacht. Nicht ausgegangen, nicht gegessen, nicht zusammen geschlafen – also weder in einem Bett, noch … Sie wissen schon.“
„Hat es Streit gegeben?“
„Nein, kleine Meinungsverschiedenheiten natürlich, nichts Besonderes. Es ist wohl einfach so, dass nach 24 Jahren Ehe die Luft 'raus ist. Nicht, dass wir uns nicht mehr riechen können. Aber die Silberhochzeit im nächsten Jahre hätten wir so oder so nicht mehr gefeiert.“ „Dachten oder denken Sie an Scheidung?“
„Also ich nicht, wie es mit Lotte ist, weiß ich nicht. Sie hat nie Andeutungen gemacht.“
Punzel registrierte, dass der Name der Entführten gerade zum ersten Mal gefallen war.
„Gab es Verhältnisse, Affären?“
Schwarowsky lächelte einige Augenblicke vor sich hin, bevor er antwortete.
„Ehrlich gesagt habe ich ihr das nicht zugetraut, aber wie gut kennt man schon den Menschen, mit dem man so lange und so eng zusammenlebt? Sie ging schon drei, vier Monate ziemlich regelmäßig nachmittags aus dem Haus – gut gekleidet übrigens – und kam am späten Abend wieder. Wir gaben uns keine Rechenschaft darüber ab, was wir taten, so weit war es in unserer Ehe schon gekommen. Ich weiß nicht, ob es Eifersucht war oder reine Neugier, ich bin ihr jedenfalls zweimal, im Abstand von vielleicht zwei Wochen, gefolgt.“
„Das scheint eine längere Geschichte zu werden“, unterbrach ihn Punzel. „Lassen Sie uns doch einen Kaffee trinken gehen, nicht zur Entspannung, sondern weil der Ihnen gut tun wird. Vielleicht noch ein Glas guten Geistes dazu. Ich merke ja, wie sehr Ihnen die Sache nahegeht. Wir werden dort so offen und ungehört reden können wie in meiner Kanzlei“, beruhigte der Anwalt seinen teuren Klienten.
Schwarowsky willigte ein, und so machten Sie sich auf den Weg quer über den Südwestkorso zu einer Restauration, die den italienischen bzw. englischen Namen der österreichischen Hauptstadt führte. Warum man beim südlichen Nachbarn so beharrlich darauf bestand, sie immerzu fremdsprachig zu benamsen, war eines der vielen Rätsel, die Punzel mit Austria in Verbindung brachte. „Wir nennen unsere Stadt ja auch nicht Bör-lin, mit der Betonung auch noch auf der ersten Silbe. Oder?“
Als je ein Caffè und ein Grappa vor ihnen standen, fuhr Schwarowsky fort.
„Ich folgte also meiner Frau, es ging nach Wilmersdorf. In einem der dort typischen, in der Gründerzeit entstandenen Wohnhäuser hat man sie eingelassen. Es war beide Male dasselbe. Allerdings waren es unterschiedliche Wohnungen, bei denen sie klingelte, wie ich mit Hilfe der Zoomfunktion meines Handys erkennen konnte: einmal im Erdgeschoss, einmal in der obersten Etage. Es war offensichtlich so, wie ich es mir gedacht hatte: Sie ging zu einem Liebhaber – bzw. zu zwei oder noch mehr Verehrern. Es war kaum anzunehmen, dass einer gleich mehrere Wohnungen in dem Haus belegte. Wäre jedenfalls auch nicht in Ordnung bei dem immer schlimmer werdenden Mangel an Wohnraum in der Stadt, nicht wahr?“
Schwarowsky trank die Hälfte seines Caffès und nahm einen großen Schluck seines Schnapses.
„Sie haben mit beidem sicher recht“, nickte Punzel, tat es seinem Klienten gleich mit dem Trinken und fuhr fort: „Da wir warten müssen, bis die Entführer sich wieder melden, haben wir noch Zeit, dass ich von Ihnen so viel über Ihre Frau und Ihre Lebensumstände erfahren kann, um mir ein klares Bild machen zu können. Vielleicht haben wir ja jetzt schon einen Hinweis, wo wir suchen müssen. Deshalb erst einmal zwei weitere Fragen. Die erste: Was hat diese Entdeckung, das offensichtliche Fremdgehen Ihrer Frau, mit Ihnen gemacht? Waren Sie wütend, traurig, haben Sie sie zur Rede gestellt?“
Schwarowsky überlegte: „Eigentlich nichts von alledem. Wissen Sie, irgendwie war mir Lotte schier egal geworden, oder schietejal, um es deutlicher zu sagen. Ich wusste jetzt Bescheid, wunderte mich über ihren Erfolg bei den Männern und ging meiner Wege. Um es geradeheraus zu sagen: Sexuell war ich ausreichend versorgt. Nur dass ich mir das was kosten ließ, in einem Edelbordell in der City, Sie wissen schon.“
„Ich kann es mir denken“, antwortete Punzel und verschluckte sich an dem Rest Grappa, den er etwas zu schnell hinuntergekippt hatte.
„Was wäre Ihre zweite Frage?“, schmunzelte sein Mandant über seine Verlegenheit oder sein Ungeschick.
„Würden Sie mir bitte die nötige Vollmacht unterschreiben?“
„Ach so, natürlich.“
Schwarowsky signierte das Papier, das ihm sein Anwalt gereicht hatte.
„Die wirkliche zweite Frage“, fuhr Punzel nun seinerseits zufrieden lächelnd fort, „ist eine, die Sie kennen würden, selbst wenn Sie ein ausgesprochener Krimiverächter wären. Sie lautet natürlich: Hat Ihre Frau Feinde?“
„Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Nein, keine Feinde, nicht einmal Menschen, mit denen Sie über Kreuz liegt. Nein, nein, man muss auch bei der Wahrheit bleiben: Lotte war … verdammt! Lotte ist eine eigentlich jedem gegenüber freundliche Frau, die es versteht, mit allen auszukommen. Und irgendetwas ausgefressen hat sie bestimmt auch nicht. Sie ist, wie soll ich sagen, ja: Sie ist einfach solide. In jeder Hinsicht.“ „Gut, lassen Sie uns noch einen Caffè und vielleicht noch einen Grappa ordern, dann werde ich in meiner Kanzlei alles zusammenfassen, was wir im Augenblick wissen. Nur über unsere weitere Strategie sollten wir uns noch verständigen.“
Schwarowsky entschied sich für ein weiteres Gedeck, sein Anwalt schloss sich ihm gerne an. Sie warteten noch so lange, bis ihre Getränke serviert waren, dann fuhr Punzel fort.
„Was noch wichtig ist: Bleiben Sie dabei, die Polizei nicht einzuschalten?“
„Ich bleibe dabei. Es ist nicht nur, dass ich ihr nicht traue, ich habe noch andere persönliche Gründe, die …“
Schwarowsky zögerte, er schien mit sich zu ringen, ob er sein Geheimnis preisgeben sollte.
„Herr Punzel, ich werde Ihnen vielleicht bei einem unserer nächsten Treffen mehr zu meinen Gründen sagen. Vielleicht. Kommen wir lieber zu unserer Strategie.“
„Sehr gerne. Sie sind ja offensichtlich bereit, die geforderte Summe zu zahlen. Verfügen Sie über so viel Geld und können Sie es relativ kurzfristig besorgen? Es kann ja sein, dass die Entführer uns wenig Zeit lassen.“ „Ich werde die Summe noch heute auftreiben. Geld soll kein Thema für uns sein, das gilt auch für Ihr Honorar. Es wird für Sie ordentlich was herausspringen, wenn Lotte wieder bei mir ist. Sie hat so eine Behandlung nicht verdient, Entfremdung hin oder her. Und auch auf die Gefahr hin, dass es gar keine Entführung gibt.“
„Also warten wir ab, bis die Kidnapper sich melden. Haben sie irgendetwas wissen lassen, auf welche Weise Sie dies tun werden?“
„Nein, ich denke, auf die gleiche Weise wie beim ersten Mal. Sie werden einen Zettel in meinen Briefkasten werfen. Vielleicht auch anrufen. Das wäre wohl sicherer. Wenn Sie meine Adresse kennen, werden Sie auch meine Telefonnummer herausbekommen. Ich habe noch Festnetz.“
„Schön. Wie gesagt, ich gehe jetzt in mein Büro, Sie sollten sobald wie möglich nach Hause gehen, wer weiß, ob sich die Entführer nicht bald melden. Ich komme heute Nachmittag zu Ihnen. Es wird mich niemand bemerken. Ich rufe Sie an, wenn ich vor Ihrer Tür stehe, Sie öffnen und ich verwische die Spur zu Ihnen. Dann warten wir und beraten uns weiter. Überlegen Sie bitte bis dahin, was wir als Beweis dafür fordern wollen, dass Ihre Frau wirklich in ihrer Hand ist.“
„Mach ich, bis denne“, erwiderte Schwarowsky, und die beiden Männer kippten ihre Grappe hinunter.
„Ach übrigens“, fügte er noch an. „Sie haben ja gar keine Glatze, Herr Punzel!“
2
Als Punzel wieder vor dem Haus stand, in dem sich sein Büro befand, schaute er zum ersten Mal seit Monaten wieder einigermaßen wohlgefällig auf das Kanzleischild. Gerade noch hatte er befürchtet, dass den Kompagnons sein Ruin ganz recht gekommen wäre. Dann hätten sie fürderhin unter Schult und Kühne firmiert. „Je weniger Punzel, Dostojewski“, hatte Gustav noch kürzlich gewitzelt. Das war schon eine ernst zu nehmende Warnung gewesen.
Mit dem Ärmel seines Jackets fuhr Punzel nun über das Schild, um es zu säubern, obwohl das kaum nötig war, musste es doch kürzlich noch geputzt worden sein. Ihm aber kam es so vor, als ob es erst jetzt seinen vollen Glanz entfaltete. Nicht anders als selbstzufrieden, ja durchaus stolz zwinkerte er ihm zu und schloss die Tür auf.
In seinem Zimmer sah er zuerst nach, was sich in dem Umschlag befand, den ihm Schwarowsky vor dem Café in die Innentasche seines Jackets mit den Worten „Für Ihre Auslagen“ gesteckt hatte. Es waren Scheine unterschiedlichen Werts. Zusammen ergaben sie fünfhundert Euro. Punzel war zufrieden. Das ließ sich gut an.
Dann notierte er die wichtigsten Fakten: Frau Lotte Schwarowsky war 48 Jahre alt, 1,68 Meter groß, hatte blonde Haare und eine leicht füllige, frauliche Gestalt. Feinde oder Missgünstige waren ihrem Mann nicht bekannt, sie ging fremd, was ihr Mann ihr aber nicht verübelte. Die im Moment einzige Spur führte nach Wilmersdorf in ein Haus in der Nähe der Bundesallee. Schwarowsky hatte Punzel die Adresse genannt. Personen in zwei Wohnungen hatte sie dort aufgesucht, sehr wahrscheinlich Bums- (das strich Punzel sofort wieder) Männerbekanntschaften. Das Haus würde er sich gleich nachher einmal ansehen.
Blieb noch die offene Frage nach der Identität des Fingers zu klären. Er wollte sich im Internet schlau machen oder zumindest schlauer zu machen versuchen, nur wusste er noch nicht, mit welchen Suchroutinen er das anfangen sollte. Als er darüber sinnierte, fiel ihm ein, einem solchen „Fall“ schon einmal begegnet zu sein, also die Entführung einer Frau, deren abgetrennter Finger als Beweis für das Kapitalverbrechen an den Ehemann verschickt worden war. War es bei den Blues Brothers? Unsinn, wo sollte das dort seinen Platz haben. Nein, aber ein lustiger Film musste es gleichwohl gewesen sein.
Dann hatte er es: Der „Dude“ alias The Big Lebowski war in eine Groteske verwickelt worden, gänzlich unbeteiligt, aber mit bösen Konsequenzen. In diesem Film war das Szenario ganz ähnlich, auch, dass eine Entführung zweifelhaft schien. Punzels kurze Recherche bestätigte ihn und korrigierte ihn gleichzeitig: Tatsächlich handelte es sich um einen Zeh, nicht um einen Finger, der der angeblich entführten Tochter des Millionärs abgetrennt worden war. Und es gab, wie sich herausstellte, auch tatsächlich keine Entführung. Allerdings eine Lösegeldübergabe, die durch den Dude und seinen Freund derart verkorkst wurde, dass das Geld verlorenging und deshalb die mutmaßlichen Entführer wie auch der das Geld bereitstellende Ehemann fortan äußerst schlecht auf den Dude zu sprechen waren.
An der Stelle mit der misslungenen Lösegeldübergabe brach Punzel seine Recherche in dieser Sache ab. Regisseur Joel Coen, las er abschließend, soll über den Film gesagt haben: „Wir wollten eine Chandler-ähnliche Geschichte erzählen – wie sie sich episodisch bewegt, und von Figuren handelt, die einen Kriminalfall auflösen; und wir wollten gleichfalls eine hoffnungslos komplexe Handlung, die am Ende doch unwichtig ist.“ Ein absolut überzeugendes Konzept.
Aber man war ja schließlich nicht beim Film, der ganze Fall Lotte und insbesondere das Abliefern der 100.000 Euro würden schon nicht in einer mit Lebowski vergleichbaren Katastrophe enden. Trotzdem blitzte in Punzel Hirn eine Sekunde lang der Titel The Big Schwarowsky auf …
Er schüttelte sich kurz und besann sich dann auf die Frage, wie man, ohne ein Labor zu bemühen, die Identität des Fingers der Dame klären sollte. Aber darauf bekam Punzel keine Antwort. Um wenigstens etwas weiterzukommen, machte er sich auf den Weg zu dem Haus in Wilmersdorf, das Schwarowsky observiert hatte.
Indem er die Kanzleihaustür aufzog, warf ihn die herein strömende Luft fast um. Es musste jetzt an jene 40 Grad haben, die der Wetterbericht am Morgen angekündigt hatte und die mit einer Schwüle daherkamen, dass es einem schier den Atem raubte. Es lag ein Gewitter extraordinärer Qualität in der Luft, und darauf galt es sich vorzubereiten. Auf gar keinen Fall kam es für Punzel jetzt in Frage, Bus oder Bahn zu nehmen oder den gar nicht so weiten Weg zu Fuß zu machen.
Er beschloss kurzerhand, für den Rest des Tages einen Carsharing-Wagen zu nehmen. Mit dem Vorschuss konnte er sich das jetzt gut erlauben, zumal das bei dem von ihm favorisierten Unternehmen keine kostspielige Sache war. Immerhin leistete er sich dieses Mal einen Mittelklassewagen. Der hatte wenigstens eine ordentliche Klimaanlage. Normalerweise gab er sich mit dem kleinsten und günstigsten Modell zufrieden. Abgesehen davon, dass er sich ein eigenes Auto gar nicht leisten konnte, fand es Punzel einen Quatsch, in einer Stadt wie Berlin mit einem so komfortabel ausgebauten öffentlichen Nahverkehr und ausreichend motorisierten Alternativen auf Mietbasis einen eigenen PKW zu halten. Gelegentlicher, lautstark geäußerter Ärger über Busse und Bahnen gehörten gleichwohl von alters her zum Geschäft und zum gern gepflegten Hobby jedes eloquenten Hauptstadt-Bewohners.
Es dauerte keine Viertelstunde, da stand er vor besagtem Haus. Aber nur kurz, denn ein Parkplatz musste her. Die Parkplatzsuche – auch etwas, worauf er gut verzichten konnte. Aber dieses Mal hatte er Glück. Gleich um die Ecke fand er einen, wenn auch dafür Geld verlangt wurde.
Aber bevor er aussteigen konnte, wurde es für Sekundenbruchteile blendend hell und es tat einen ungeheuren Schlag. Mit einer einzigen Explosion entlud sich die aufgestaute Energie über der Region, in die Punzel gerade eingedrungen war. Und damit schien es auch schon sein Bewenden zu haben, Blitz und Donner beschränkten sich auf diese einmalige, dafür aber einschüchternde Performanz. Augenblicke später begann es in einer Weise zu regnen, dass jene die klassische Sintflut auslösenden Wassermassen eine Lappalie dagegen gewesen sein mussten gegen das, was jetzt über Berlin hereinbrach.
Anwalt Punzel war es alles andere als recht, dass er in seinem Fahrzeug förmlich eingeschlossen war. Wieder einmal war Geduld gefragt, denn sich diesen Naturgewalten zu stellen, war nicht ratsam. Da plötzlich öffnete ein völlig durchnässter Mann die Beifahrertür sprang ins Auto und bat ihn inständig, ihm Zuflucht zu gewähren. Das tat Punzel natürlich, und so bestaunten zwei Augenpaare durch die Windschutzscheibe das ungewöhnliche Schauspiel. Zweige und Blätter wirbelten umher, sogar größere Äste krachten zu Boden und auch einige Reklameschilder machten sich in den immer stärker aufkommenden Winden auf den direkten Weg zum Kunden.
Sagen tat von den beiden keiner etwas. Erst, als nach gut zwanzig Minuten eine deutliche Wetterberuhigung eintrat, sagte Punzel: „Ich glaube, jetzt können wir.“ Sein unbekannter, mit edlem Sakko und rot- und blau-farbigem Schlips gekleideter Gast nickte, und so verließen beide den Mietwagen, nicht ohne dass Punzel ein „Herzlichen Dank!“ zugeeignet wurde. Auch das ein eher seltenes Vorkommnis in dieser Stadt. Da war einer, der hatte noch Benimm!
Es war aber auch für das Brandenburgische Klima und die letzten trockenen Jahre ungewöhnlich, dass es drei Tage lang nicht mehr zu regnen aufhören sollte. Das sollte noch Konsequenzen für den „Fall Lotte“, wie Punzel ihn inzwischen einsortiert hatte, haben. Doch davon ahnte er jetzt nichts.
Rasch huschte er, erträglich durchnässt, in den glücklicherweise überdachten Hauseingang, las alle Namen auf den Klingelschildern, musste bei einem schmunzeln, verband aber mit keinem etwas und schoss dann mit seinem Handy ein Foto von der Klingelanlage, um im Büro zu überprüfen, ob es etwas Nennenswertes über die Bewohner im Internet zu finden war.
Um sich darüber klar zu werden, was jetzt zu tun sei, trat der Anwalt einen Schritt zurück und besah sich das Haus. Das war schon ein beachtliches Zeugnis bürgerlicher Baukunst der Jahrhundertwende, der vorletzten natürlich. Wohl auf Grundstücken der dadurch zu den berühmten „Millionen-Bauern“ mutierten Wilmersdorfer Neureichen entstanden, war es eine gut gepflegte vierstöckige, mit ausgebautem Dachgeschoss versehene gelblich getönte Schönheit. Die Gegend war von alliierten Bomben oder aber von der Nachkriegsabrisspolitik weitgehend brutal zerstört worden. Die Magistrale Bundesallee nebenan war eine der herausragenden Mahnmale für den Willen zur autogerechten Vernichtung der Innenstädte. Aber in den Seitenstraßen, da wo Emil und seine Detektive dem Verbrechen auf der Spur gewesen waren, da hatten sich noch eine ganze Reihe solcher Trophäen der Baukunst erhalten.
Punzel verband mit diesem Teil der Stadt die Erinnerung daran, dass er sich einmal bei einem anderen aufkommenden Sturm in den U-Bahnhof Güntzelstraße gerettet hatte. An jenem Abend machte die Tagesschau mit einem Bild genau dieses Eingangs im Hintergrund die Sendung auf. Er war, wenige Minuten nach Punzels Abgang in den Untergrund, von einem umstürzenden Baum zerstört worden. Auch das Dach der dahinter liegenden Tankstelle erlitt noch starke Schäden. Dieser Baum hatte an die hundert Jahre dort gestanden, wie Fotos aus den dreißiger Jahren zeigen. Und dann reißt es ihn aus der Verankerung fast in dem Moment, da man ihn arglos unterquert. Eine Mitbürgerin hatte an diesem Nachmittag weniger Glück gehabt. Sie war in einem Außenbezirk von einem Baum erschlagen worden.
Punzel beschloss schließlich, wenigstens den Hausflur und das Treppenhaus in Augenschein zu nehmen, klingelte an einer Wohnung im dritten Stock und wurde nach seiner Antwort („Po-host!“) tatsächlich eingelassen. Im Erdgeschoss und in der obersten Etage sah er sich um, ohne dass ihm irgendetwas Ungewöhnliches auffiel. Was hätte das in einem ordentlichen Wilmersdorfer Mietshaus auch sein können? Ein Aufruf „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“? Im Zweifel handelte es sich, was die Miethöhen bei renovierten Altbauten in dieser Gegend anging, um Paläste. Die steckt man nicht selber an. Auch eine Leiche fand sich nirgends. Aber die hat man ohnehin immer im Keller, niemals im Obergeschoss.
Also fuhr er wieder in die Kanzlei. Doch kaum hatte er den Computer gestartet, machte sich neben einem drängenden Hungergefühl – es war immerhin schon 13 Uhr durch – auch eine andere Art von Magengrummeln bemerkbar. Dies stellte sozusagen unüberhörbar die Frage: „Worauf hast du dich da eingelassen? Bist du der Sache gewachsen? Und überhaupt: Was tust du da?“
Aus diesen elementaren Fragen erwuchs der Wunsch, sich mit jemandem über diesen Fall auszutauschen, am besten mit einem anderen Rechtskundigen. Und was lag bzw. wer saß näher als sein Kollege Gustav, schräg gegenüber? Diese Frage war überaus leicht zu beantworten: niemand. Kurz entschlossen suchte Punzel deshalb ihn sofort, im Sinne von unverzüglich, auf.
Sein Partner erwies sich als nicht allzu beschäftigt und zeigte sich deshalb von der Aussicht auf einen anständigen „Mittagstisch“, wie er es nannte, angetan. Punzel parierte mit einem lapidaren „Dann lass uns lunchen gehen!“ und schlug ein kleineres Lokal vor, in dem überwiegend – wie es früher hieß – bürgerliche Küche auf die Tische kam.
Gustav sah insgesamt etwas abgenutzt aus. Der untersetzte Mann mit dem dunkelblonden, gescheitelten Haar in den Vierzigern mit einer Sehhilfe, die man früher wohl „Kassengestell“ geschimpft hätte, die aber doch wohl eher eine kostspielige Anschaffung gewesen war, zeichnete sich durch eine in letzter Zeit immer häufiger und deutlicher zutage tretende Sorgenfalte auf der Stirn aus. Den Eindruck jedenfalls hatte Punzel.
Von seiner ganzen, burschikosen Art her kam es Punzel immer so vor, als ob seines Kollegen Eltern bei der Namensfindung ihres ältesten Sohnes auf eine Figur aus Erich Kästners berühmtestem Buch zurückgegriffen hätten: Gustav mit der Hupe, natürlich. Das wäre ihm durchaus sympathisch gewesen, denn gegen Emil und die Detektive konnte ja kein vernünftiger Mensch wirklich etwas einwenden. Außer gegen diese blöde Pony Hütchen. Die hatte Punzel nie leiden können.
„Was hältst du eigentlich von Pony Hütchen?“, fragte Punzel, kaum dass sie die Speisekarte in der Hand hatten.
„Von wem?“
„Pony Hütchen. Ich meine, du kennt doch den Emil von Kästner. Ich fand' sie immer total anstrengend. Schon der Name …“
„So, ja, ist auch nie mein Fall gewesen, also vom Typ Mädchen her, damals schon nicht.“
Das Thema war damit durch. Aber auch mit seinem sonstigen Großthema, der Fußball-Bundesliga, wäre Gustav heute nicht aus der Reserve zu locken gewesen, das war unverkennbar. Trübe sah er vor sich hin.
„Was ist los?“, täuschte Punzel Interesse vor, nachdem sie bestellt hatten. „Irgendwas mit Laus und Leber?“
„Laus? Leber? Ach so, es ist nur … Mein Beruf ödet mich an, dieses ewige Einerlei. Ich habe das Gefühl, irgendwann schlafe ich während einer Verhandlung vor Langeweile ein und wache nicht mehr auf.“
„Nicht der übelste Tod“, meinte sein Partner bemerken zu müssen.
„Findest du? Du hast dir doch sicher auch etwas anderes vorgestellt, als immer nur Streit ums liebe Geld. Nachher treffe ich wieder auf meinen Lieblings-Vorsitzenden.“
„Den Briefmarkensammler?“
„Genau der, solche Zeitgenossen gibt es tatsächlich noch. Also, mit dieser ganz eigenen Stimmungskanone verhandeln wir mal wieder über eine Abfindung. Der Arbeitnehmer ist wegen eingebrochener Auftragslage gekündigt worden, es sei keine Arbeit mehr für ihn da. Dabei hat der 500 Überstunden auf dem Konto. Na, der Arbeitgeber will nicht zahlen, weil im Arbeitsvertrag steht, dass Überstunden ohne Gegenleistung erbracht werden. Das geht natürlich vor keinem Gericht durch. Wie die Sache ausgeht? Es gibt einen Vergleich, wie immer. Und darüber müssen wir jetzt ausführlich verhandeln? Lang – wei – lig!“
„Nun hast du dir mit dem Arbeitsrecht aber auch wirklich ein heißes Eisen ausgesucht. Ich hab's besser, ich bin breiter aufgestellt, da ist einfach mehr drin.“
„So? Ist es das? Mietsachen, Nachbarschaftsstreit, eine angeschossene Katze als Highlight der Karriere. Herzlichen Glückwunsch dazu.“
„Die Katze hatte ich schon ganz vergessen. War eine kuriose Sache … “
„Lang – wei – lig!“
„Du hast recht.“
„Ich bin Rechtsanwalt.“
„Witzig. Ich meine, wir haben uns wahrscheinlich beide mehr vorgestellt, was wir so beruflich im Leben erreichen wollten.“
„Augen auf bei der Berufswahl.“
„Vielleicht warst du ja damals schon im Tiefschlaf.“ Bevor Gustav diese Bemerkung übel nehmen konnte, wurde ihr Essen aufgetragen. Das Tagesgericht bestand heute aus einer Bulette mit Rotkraut und Kartoffeln.
Sie kauten eine Weile schweigend. Das Essen war gar nicht so schlecht, im Gegenteil, eher gut. In den Buletten war ganz ordentlich Fleisch verarbeitet.
Im Magen lag Punzel schon die ganze Zeit sein neuer Fall. Er hätte doch gerne mit seinem Kollegen darüber geredet. Vielleicht war er dabei, eine Dummheit zu begehen. Gustav, das wusste er, war nicht alleine ein engstirniger Arbeitsjurist, auf seine Urteilsfähigkeit – im landläufigen wie im juristischen Sinne – konnte man sich ganz gut verlassen.
„Gustav, natürlich stimmt es, dass auch bei mir Langeweile Trumpf ist, mehr noch als bei dir. Aber das scheint sich gerade zu ändern. Ich habe ein richtig aufregendes Mandat erhalten.“
Gustav sah auf. Alles, was ihn aus seiner trüben Stimmung wecken konnte, sollte ihm willkommen sein.
„Was ist es?“
Punzel sah sich um, aber es war niemand in der Nähe, der mithören konnte.
„Die Stichworte: eine Entführung, ein Finger als Beweis, keine Polizei.“
Gustav schluckte: „Du willst mich doch wohl nicht …“
Punzel fiel ihm ins Wort: „Durchaus nicht. Den Finger habe ich zwar nicht selbst gesehen, aber ein Handyfoto davon. Ganz sicher nicht getürkt.“ Er unterrichtete seinen Kollegen über weitere Details und wollte dann von ihm wissen: „Was hältst du davon? Ist das zu riskant, ich meine, die Polizei draußen zu lassen und es auf eigene Faust zu versuchen?“
Gustav stocherte eine Weile in seinem Essen, führte dann seine Gabel zum Mund, kaute bedächtig und antwortete erst dann.
„Mein erster Impuls war: Hände weg, das ist zu heiß! Mein zweiter Impuls ist: Punzel, mach et! Und du machst es! Endlich Spannung, Abenteuer, Gefahr. Und das als Anwalt! Das ist allemal den Verlust der Zulassung wert!“
Punzel zuckte zusammen.
„Die Zulassung? Meinst du wirklich, dass …“
„Denk mal dran, womit ich bis zu meinem Lebensende und darüber hinaus im Gerichtssaal zu streiten habe. Da bist du tatsächlich einmal besser aufgestellt, und da scheust du das Risiko! Wenn es schief geht: Kannst ja immer noch irgendwo Syndikus werden.“
„Du weißt einem zu helfen und ihn aufzubauen. Schätzt du das Risiko wirklich als so groß ein?“
Wieder nahm Gustav einen Bissen, mümmelte aufreizend gründlich an ihm herum und antwortete endlich.
„Bei Licht betrachtet, also beim rein juristischen Licht betrachtet, kann nicht viel passieren. Du hilfst jemandem, einem anderen Geld zukommen zu lassen. Einzig die Verdeckung einer Straftat wäre zu erwägen, was einem Rechtsanwalt nie gut zu Gesicht steht. Aber wenn die Frau zurückkommt und die Täter entkommen – wer sollte darüber reden?“
„Jetzt sehe ich die Sache ja schon in einem freundlicheren Licht. Nur: Wenn die Täter irgendwann wegen irgendwas geschnappt werden und man ihnen wegen der Entführung auf die Spur kommt, könnten sie plaudern und meinen Namen nennen. Ein lebenslanges Damoklesschwert.“
„Richtig“, bestätigte Gustav, „insofern wäre es besser, wenn ihr die Ganoven bei der Übergabe schnappt und zur Polizei schleppt. Dann habt ihr die Tat nicht wirklich verschwiegen und man kann vor allem dir nicht an den Karren fahren.“
„Dank' dir, Justav, für deinen Rat, da fühle ich mich doch bestärkt, das Mandat so wahrzunehmen, wie von meinem Klienten gewünscht. Ich fahre gleich zu ihm, kann ja sein, dass sich die Entführer heute noch melden.“
„War mir eine Freude. Wenn ich dir sonst noch helfen kann – feel free to ask. Ich würde verdammt gerne ein bisschen mitmischen, mir ein bisschen die müden Anwaltsknochen vertreten, gewissermaßen.“
„Du, da komme ich vielleicht wirklich drauf zurück. Möglicherweise schon dann, wenn es um die Übergabe geht. Dein Name würde auch nie fallen, versprochen. So, und jetzt: Du bist eingeladen. Ein großzügiger Vorschuss ist nämlich schon geflossen. Wie im richtigen Krimi.“
Gustav freute sich über das kostenlose Mahl. Geizig war er zwar nicht, aber sehr, sehr sparsam. Sie tranken noch gemeinsam einen Caffè, dann ging es zurück zur Kanzlei.
Punzel nahm sich nicht mehr viel Zeit für seine Recherchen im Internet über die Mieter des Wilmersdorfer Hauses, denn er wollte zu Schwarowsky, um beim Anruf der Entführer dabei zu sein. So versuchte er nur noch etwas über den ersten auf seiner Liste zu erfahren: Er verließ sich dabei auf Schwarowskys Beobachtung, derzufolge nur die Mieter oder Eigentümer im Parterre und im obersten Geschoss infrage kamen. Da war zunächst ein Herr oder eine Frau oder eine Familie Schreiber, eine Mietpartei von Zweien ganz unten.
Volltreffer! Die Gugelei spuckte als erstes eine Anwaltskanzlei aus. Schade, falsche Adresse, es wäre zu schön gewesen. Bei der passenden im richtigen Haus war eine Frau gemeldet. Das war dann wohl auch nichts. Zu dem anderen Mieter im Parterre fand sich im Netz rein gar nichts. Todeskino, ja wirklich Todeskino hieß er. „Ganz großes Lichtspieltheater“, murmelte Punzel. Wegen seiner „weißen Weste“ im Internet kam er natürlich in Frage.
Dabei musste er es erst einmal belassen, denn es schien dringlicher, Schwarowsky beizustehen. Also schwang er sich ins Auto – obwohl es nur wenige hundert Meter bis zu der von ihm angegebenen Adresse waren – und stand schon eine Minute später vor einem prachtvollen Altbau, der frisch renoviert war und „nach richtig teuer“ aussah.
Einen Parkplatz fand er schon zwei Straßen weiter, so dass er am Ende für den Weg von der Kanzlei bis zu seinem Mandanten inklusive Fußweg keine Viertelstunde gebraucht hatte. „Schwarowsky“ und kein anderer Name stand auf dem Klingelschild für die oberste Etage.
Im Handumdrehen, schließlich gab es hier einen Aufzug, stand Punzel vor Schwarowskys Tür. Der erwartete ihn dort schon und führte ihn erst einmal durch die Wohnung. Sein Anwalt war beeindruckt: Er zählte vier Zimmer, ein großzügig dimensioniertes Bad und eine ebenso geräumige und mit nicht gerade billigen Einbauten und Geräten ausgestattete Küche. Punzel wusste immer noch nicht, was für einer Tätigkeit ihr im Augenblick einziger Bewohner nachging, doch würde es eine gut bezahlte sein, denn diese Immobilie und ihr Innenleben musste man sich leisten können.
Auch die Ausstattung der Wohnräume war gediegen, wenn auch vielleicht nicht unbedingt ästhetisch überzeugend. Alles in allem konnte man den Eindruck haben, das ein Innenarchitekt kaum hinzugezogen worden war, als Möbel, Tapeten, Teppiche und sonstiges Interieur ausgewählt und platziert worden waren; ein ziemlicher Stilmischmasch prägte das Bild, wobei einige Details hervorstachen: eine riesige KPM-Vase, darüber ein Barnett Newman-Bild in Nachbarschaft zu einer Vermeer-Kopie. Mehr künstlerische Varianz war selten.
So wenig stilsicher Schwarowsky in ästhetischer Hinsicht vielleicht war, so zielstrebig war er doch in der Sache selbst, die beide zusammengeführt hatte. So blieb Punzel keine Zeit mehr für weitere Einblicke in seines Mandanten Außenwirkung und seines Innenlebens, soweit es dessen Wohnverhältnisse betraf.
„Lassen Sie uns schnell die Einzelheiten besprechen, was die Übergabe des Lösegelds betrifft. Die Summe selbst werde ich innerhalb der nächsten Stunde beisammen haben. Ein enger Freund hilft mir dabei und bringt das fehlende Geld bis dahin vorbei.“
„Sehr schön. Sie haben sich Gedanken über einen Gegenstand gemacht, der beweist, dass Ihre Frau wirklich in den Händen der mutmaßlichen Entführer ist?“
„Das habe ich. Vielleicht können wir zwei Dinge vorschlagen, und es muss ja auch gar nichts Materielles sein, oder?“
„Das muss es in der Tat nicht“, bestätigte ihm sein Anwalt.
„Wenn sie es ablehnen, meine Frau ans Telefon zu lassen, denn das liegt ja am nächsten, sollen sie mir sagen, was genau im Innern ihres Eherings steht, den sie trägt. Alternativ will ich wissen, wann wir wohin unsere Hochzeitsreise gemacht haben.“
„Geben Sie mir die richtigen Antworten, bitte? Ich notieren sie mir.“
„Im Ring steht: 20.02.11 Froh – 21.03.12 Fried – das sind die Daten und Orte unseres Kennenlernens und unserer Hochzeit; „Froh“ steht für Frohnau und „Fried“ für Friedenau. Nun ja. Unsere Hochzeitsreise haben wir erst 2016 gemacht, und zwar nach Bad Harzburg.“
„Das habe ich aufgeschrieben. Gut, wir werden natürlich Sie, wenn es Ihnen nicht ganz und gar widerstrebt, das Geld übergeben lassen. Ich werde aber in der Nähe sein. Es wird mir schon gelingen, mich unsichtbar zu machen. Dann würde ich auch noch einen Kollegen dazu nehmen, der in größerem Abstand die Augen offen und sich bereit hält, falls er gebraucht wird. Sind Sie damit einverstanden?“
Schwarowsky nickte bedächtig: „Ich verlasse mich darauf, dass sie beide absolut unauffällig agieren. Dann machen wir es so.“
Damit waren die Vorbereitungen fürs erste abgeschlossen. In Punzel aber arbeitete es jetzt um so intensiver, was die Frage des sozialen Status' und damit verbunden des Vermögens Schwarowskys anging. Immerhin kommt ja auch nicht gerade jeder Hinz oder auch Kunz als Opfer einer Entführung in Betracht.
Auf Fragen in diese Richtung antwortete Schwarowsky einsilbig.
„Hören Sie, Punzel, Verzeihung, Herr Punzel, lassen wir es dabei, dass ich es mir eben leisten kann, was ich mir leiste. Es sollte Ihnen reichen zu wissen, dass ich einer ehrlichen Arbeit im Bezirksamt Mitte nachgehe.“
Das erklärte natürlich überhaupt nicht, warum ihm das Herbeischaffen von immerhin 100.000 Euro so überaus leicht fiel. Und gar die Anschaffung einer Eigentumswohnung dieser Größe! Denn dass er hier nicht zur Miete wohnte, war er ebenfalls bereit, preiszugeben.
„Ja, ich habe sie vor zwei Jahren gekauft. Für das Geld hätte ich mir vielleicht auch ein Haus kaufen können, Karow, Staaken oder so, mag sein. Aber ich bin halt Berliner, West-Berliner, um es klar zu sagen, ein Stadtmensch durch und durch. Und deshalb habe ich mir eine schöne, große Wohnung im guten, alten Schöneberg gesucht. Meine Frau war da ganz bei mir.“
Gesucht und gefunden, dachte Punzel bei sich. „Bei den seit 15 Jahren explodierenden Immobilienpreisen wird er da kaum unter einer Million davongekommen sein. Reschpekt! Da muss ein Bezirksamtsmitarbeiter ganz schön lange für Stempeln und Ablage machen.“ Er sah ein, dass er zumindest heute seine Neugier in dieser Hinsicht nicht mehr würde befriedigen können, und verlegte sich aufs Warten.
Schwarowsky tat es ihm gleich, was blieb ihm auch übrig. Unterbrochen wurde die angestrengte Warterei durch die Türglocke.
„Das wird wohl der Freund mit dem Geld sein“, dachte Punzel. Und so war es auch.
Als Schwarowsky ins Wohnzimmer zurückkam, sah er zufrieden aus.
„Die Penunzen sind jedenfalls da.“
Es wurde im Weiteren noch eine zähe Angelegenheit, denn außerhalb ihres Kriminalfalles mangelte es den beiden an Gesprächsstoff. Fußball, ja Fußball, das war das Leib- und Magenthema des Eigenheimbesitzers, da aber sein Anwalt davon nicht die geringste Ahnung hatte, verlor Schwarowsky selbst an seinen fachkundigen Monologen über die Auswärtsschwäche des VfL Bochum und die zu den Doppelte-6 und Falsche-8-Strategien – es war möglicherweise eher umgekehrt – des zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden Augsburger Nachwuchstrainers Simmel oder Sammel oder Summel die Lust.
Schweigend erwarteten sie ein Zeichen des Telefons, alle halbe Stunde kontrollierte Schwarowsky seinen Hausbriefkasten. Allein: Es tat sich weniger als nichts.
Kurz nach 23 Uhr kamen sie überein, dass die Entführer diesen Tag verstreichen lassen würden, ohne ein Zeichen zu geben. Die beiden im Warten Vereinten verabredeten sich für den nächsten Morgen. Punzel wollte sehr zeitig von zu Hause aus weitere Recherchen über die ins Visier genommenen Hausbewohner tätigen.
Auf dem Weg zum Auto und erst recht während der Fahrt zum Stellplatz des Mietwagens war Punzel mehrmals nahe am Sekundenschlaf. Er war solche Anstrengung einfach nicht mehr gewohnt. Deshalb schlief er, kaum in seiner Steglitzer Wohnung angekommen, vor dem Fernseher ein. Es sollte eine unruhige Nacht mit Träumen über missglückte Lösegeldübergaben werden, dergestalt, dass er am nächsten Morgen ziemlich bedröhnt erwachte. Er schob das auf den bei Schwarowsky genossenen schweren, halbtrockenen Rotwein. Vom guten Gesöff hatte der auch keine Ahnung.
3
Etwas schwer in Tritt kam der aktuell leicht überforderte Anwalt am Morgen des Tages, an dem er die Lösegeldübergabe erwartete. Der Kaffee konnte gar nicht so stark sein, als dass er ihm einen klaren Kopf verschaffte.