Rom - Herbert Rosendorfer - E-Book

Rom E-Book

Herbert Rosendorfer

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Beschreibung

Ein launiger Intensivkurs und ein Spaziergang durch Rom Romführer gibt es viele. Wenn Herbert Rosendorfer jedoch zum Cicerone durch Rom wird, ist das ein besonderes Erlebnis! Die Lust, Orte und Zeiten überraschend zu verbinden, Gegenwart durchsichtig und Geschichte aktuell zu machen, begleitet Rosendorfer auf Schritt und Tritt. Für diese Neuausgabe setzt er aktuelle Wegweiser, erkundet historische Seitengassen und baut den reizvollen Boulevard der Anekdoten zum Vergnügen der Leser aus. Gespickt mit Kenntnissen und Ratschlägen zum Leben und Genießen in der Ewigen Stadt möchte man am liebsten sofort aufbrechen und Goethe folgen: »Auf Rom bereite man sich am besten in Rom vor«.

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Seitenzahl: 176

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Inhalt

CoverTitelKarteWidmungVorwortKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11AnhangDankBuchAutorImpressum

Meinem römischen Freund Dr. Wilhelm Krammer gewidmet

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Vorwort

Vor inzwischen mehr als fünfzig Jahren erfüllte ich mir den Herzenswunsch, nach Rom zu fahren. Ich war Student und Hilfsassistent im Leopold-Wenger-Institut für römische Rechtsgeschichte der Universität München bei meinem unvergleichlichen, hochverehrten Lehrer Wolfgang Kunkel. Der Hauptassistent – heute einer der Senioren der juristischen Romanistik, Dieter Nörr – gab mir einen Zettel mit der Adresse des Hospizes der Grauen Schwestern in der Via dell’Olmata am Esquilin. Ich fuhr im Nachtzug, selbstverständlich nicht im Schlafwagen, sondern Holzklasse, auf dem zusammengerollten Mantel versuchend zu schlafen, kam an einem strahlend schönen Apriltag in der Früh in Roma Termini an. Ich hatte mich am Stadtplan orientiert: Die Via dell’Olmata war in Fußmarschnähe, mein kleiner Pappkoffer nicht schwer.

Das Hospiz war voll. Eine freundliche Nonne, eine Südtirolerin, sah meine Verzweiflung und gab mir die Dachkammer für, ich erinnere mich genau, 500 Lire. Mit Frühstück. Der Lift ging nur bis in den dritten Stock. In den vierten zur Dachkammer musste man eine enge Stiege hinauf. Gegenüber der Tür zu der im Übrigen gar nicht unbequemen Dachkammer fand sich eine andere, eine Eisentür. Neugierig öffnete ich auch diese. Und ich stand auf der Dachterrasse des Klosters, auf gleicher Höhe wie die Kuppel von S. Maria Maggiore. Und Rom – Rom im ganzen Glanz eines Frühlingsmorgens, mit seinen Kuppeln und Pinien und seinem roten Häusermeer und Staub und Lärm und seiner Herrlichkeit lag vor mir.

Und das hat mich nie mehr verlassen.

Ich blieb eine Woche. In dieser Woche raste ich wie ein Irrer durch die Stadt und versuchte, was unmöglich, alles zu sehen. Vier Museen pro Tag und dazu vierzehn Kirchen, das schafft nur ein enthusiastischer Jüngling. Heute schaffe ich nur mehr ein halbes Museum und zwei Kirchen. Vielleicht sollte ich im Anhang dieses Büchleins eine altersrelative Besichtigungstabelle anfügen.

Meine Liebe galt damals schon, seit einer grandiosen Vorlesung Hans Sedlmayrs (für die ich SachenrechtII schwänzte), Michelangelo. Gleich am ersten Tag ging ich, der Stadtplan sagte mir, es ist nicht weit weg von der Via dell’Olmata, nach S. Pietro in Vincoli, um Michelangelos Moses anzuschauen. Es war, glaube ich, am zweiten Tag meines damaligen Aufenthalts, wenn nicht sogar schon am ersten: Da fragte mich ein Italiener, sichtlich kein Tourist, vielleicht sogar ein Römer, wie er nach S. Pietro in Vincoli käme. Mit Souveränität wies ich ihm den Weg.

Dies, so bilde ich mir ein, berechtigt und befähigt mich, diese Plauderei über Rom zu schreiben.

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1

Das Besondere an Rom ist, dass es immer Die Stadt war. Die sonstigen Moden wechseln. Einmal ist New York, dann London, bei dem einen Amsterdam und bei dem anderen Bangkok en vogue. Das kommt und geht, Rom aber bleibt die Hauptstadt, die Seele, der Mittelpunkt der Welt: die Stadt, die Stadt schlechthin. Urbs sagten die alten Römer. Urbs mit Zusatz bedeutete irgendeine andere Stadt, urbs allein nur Rom.

Rom wurde im Jahre 753 vor Christi Geburt gegründet, so will es die Legende, so glaubte es schon Tacitus; das heißt: Rom wurde natürlich im Jahr I gegründet. Die Römer zählten a. u. c.: ab urbe condita – ab der Gründung der Stadt, und zwar noch lang bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. hinein. Vor der Gründung Roms war dort in den Augen der Römer (auch der heutigen) nichts oder jedenfalls nicht viel. Mit der Gründung Roms beginnt das Weltalter der Vollendung, und deren Hauptstadt ist Rom – Roma aeterna, die Ewige Stadt, Urbs. Das Gründungsdatum war übrigens schon im Altertum umstritten, es schwankte zwischen 746 und 753 v. Chr., aber das Datum 753 setzte sich als »Natalis urbis« (Geburtstag der Stadt) mit der Zeit durch, und so feierte im Jahre 248 n. Chr. der Kaiser Philippus mit dem seine Fragwürdigkeit bezeichnenden Beinamen »Arabs« (einer der zwielichtigsten Soldatenkaiser) das Millennium, das 1000-Jahr-Jubiläum. Das 2000-Jahr-Jubiläum wäre ins Jahr 1248 gefallen. Damals regierte einer der politisch maßlosesten Päpste: Innozenz IV. (1243–1254). Seine Regierungszeit war ausgefüllt mit Kämpfen gegen die Staufer. Der Papst setzte den Kaiser ab, der Kaiser bestritt dem Papst das Recht, einen Kaiser abzusetzen. Die Kreuzzugsidee begann zu pervertieren, die Ungläubigen eroberten Jerusalem: eine turbulente Zeit. Die Stadt Rom war zerfallen und entvölkert, lag in ihrer tiefsten Erniedrigung; von einem 2000-Jahr-Jubiläum ist nichts überliefert. Wahrscheinlich hat gar niemand an dieses Datum gedacht. Im Jahr 2248 wird es anders sein, aber das wird weder der heutige Leser noch der Autor erleben – vielleicht auch die Stadt Rom nicht. Wenn es stimmt, dass durch den Treibhauseffekt und das Abschmelzen der Polkappen das Meer um 10 oder 20 Meter steigt, dann wird Rom zu seinem 3000. Gründungstag eine Unterwasserwelt sein, denn es liegt nur 13 m über Seehöhe. Der Geburtstag der Stadt wird übrigens am 21. April gefeiert, ein Datum, das der gebildete Vielschreiber und Polyhistor M. Terentius Varro (116–27 v. Chr.) auf sehr krummen Wegen errechnet hat.

753 v. Chr.: Wer sich die Reihenfolge dreier aufeinanderfolgender ungerader Zahlen von 7 abwärts merken kann, behält auch das legendäre Gründungsdatum Roms im Kopf. 7 behält man leicht, wenn man an Rom denkt. Die heilige Zahl spielt in der Heiligen Stadt oft eine Rolle: Sie ist auf den berühmten Sieben Hügeln erbaut – von denen noch die Rede sein muss –, und die Sieben Hauptkirchen, die auch noch erwähnt werden, sind das Ziel der frommen Rombesucher, sollten es zumindest sein. Die Jahreszahl ist, wie erwähnt, legendär. Der archäologische Befund allerdings, die Datierung der ausgegrabenen Gebäudereste am Südabhang des Palatins – unter ihnen die sog. »Hütte des Romulus« –, deutet aber tatsächlich auf das 8. Jahrhundert vor Christus, und so scheint also auch in dieser Legende ein historischer Kern zu stecken.

Zurück zum 21. April 753: Romulus hatte gesiegt. (Wer hat die Zahl der Geier nachgeprüft? Nur er selbst? Das Verfahren ist Tradition geblieben. Die Begründung der Seligsprechung desOpus Dei – Gründers erinnert daran.) Er baute seine Stadt auf dem Palatin. Er nahm einen Pflug und furchte ein Quadrat: den Umfang der Stadt und den Verlauf der Stadtmauer. Dort, wo in der Mauer ein Tor sein sollte, unterbrach Romulus die Furche, indem er den Pflug ein Stücktrug. Tragen heißt auf lateinischportare, und daher heißt Torporta. (Leider ist auch diese Ableitung fragwürdig, aber sie ist zu schön, um unterdrückt zu werden.) Im Lauf des Tages – das neue Rom, dieses Viereck:Roma quadratawar nicht sehr groß – führte Romulus dann die Stadtmauer auf. Remus, der seinem Bruderzeigen wollte, wie lächerlich diese Mauer ist, sprang höhnisch drüber. Da erschlug Romulus den Remus. Es war der erste politische Mord in Rom. Es sollten unzählige folgen, denen Kaiser, Consuln, Senatoren, Päpste, Bischöfe, Patrizier, Barone, Generäle, Revolutionäre, schöne Frauen, alte Hexen, junge Cavaliere und greise Gelehrte zum Opfer fallen sollten. Der letzte ist heute sicher noch nicht begangen. Wollte man alle Namen der Mordopfer hintereinanderschreiben, reichte dazu vielleicht nicht einmal die Aurelianische Mauer; das ist die immer noch an vielen Stellen aufragende mächtige Stadtmauer, die Kaiser Aurelian und seine Nachfolger 280–289 n. Chr. errichtet haben und die 18 837 m lang ist. (Aurelian selbst gehört auch in die Liste der Opfer. Er wurde von seinem Sekretär Eros ermordet.) Keinesfalls aber die weit kürzere Servianische Mauer (auch von ihr sind, zum Beispiel am Aventin, noch Reste zu sehen), die angeblich vom sechsten König von Rom, Servius Tullius, in Wirklichkeit aber zu Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. aufgeschichtet wurde. Sie war 11 km lang. Von der Mauer der Roma quadrata droben auf dem Palatin ist freilich nichts mehr zu sehen. In allerjüngster Zeit wurde allerdings am Fuß des Palatins auf der Forumseite gegraben, und in der Nähe des Titusbogen sind Reste gefunden worden, die sich vielleicht der Roma quadrata zuordnen lassen könnten.

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2

Rom, Roma: Die wirkliche Herkunft des Namens ist strittig. Nur dass er nicht von Romulus kommt, darüber sind sich die Gelehrten einig. (Es ist vermutlich so, dass die Sage aus dem Namen der Stadt den ihres angeblichen Gründers gebildet hat.) Uneinig ist man sich darüber, ob der Name eine lateinische oder eine etruskische Wurzel hat; die einen sagen, es bedeute »Stadt des Flusses«, die anderen, es komme vom etruskischen Familiennamen Ruma. Es sei dem wieder, wie ihm wolle: Am Anfang, als einer, den wir halt doch Romulus nennen wollen, die Roma quadrata erbaute, war die Gegend an der doppelten Tiberschleife eine ungesunde Sumpflandschaft. (Ungesund ist sie heute noch, Sumpf nur im politischen oder moralischen Sinn, aber das auch nicht mehr als anderswo.) Aus ihr ragten einige relativ trockene, bewaldete Hügel: die Sieben Hügel Roms.

Die Frage danach, wie die Sieben Hügel heißen und überhaupt: wie viel Sieben Hügel (acht? zwölf? vierzehn?) es gibt, wird nicht nur alle Römer, die in der Regel ihre Stadt überhaupt nicht kennen (fragen Sie nie einen Carabiniere nach einer Sehenswürdigkeit), sondern auch jeden Kenner Roms, vor allem aber jeden Archäologen in Verlegenheit bringen. Die gängige Aufzählung beginnt mit dem Capitol, dann folgen jenseits des Forums Palatin und südlich davon, den Tiber flankierend, der Aventin. Der Name »Palatin«, von dem sich unser Lehnwort »Palast« ableitet, stammt erst aus der Renaissance. Im Altertum hieß der Hügel »Palatium«. Wie drei Finger ragen dann ungefähr parallel von Nordosten her Quirinal, Viminal und Esquilin gegen Capitol und Forum herunter –ragten, denn der Viminal musste den exzessiven Bebauungen in den Jahren 1880, 1890 der heutigen Via Nazionale entlang weichen und wurde so gut wie ganz abgetragen. Als siebenter Hügel gilt vielfach (und wohl mit Recht) der Caelius (Monte Celio), der hinter dem Colosseum aufsteigt. Der bedeutendste Hügel, eigentlich eher schon ein Höhenzug westlich der Stadt: der Janiculus (Gianicolo), hat nie als römischer Hügel gezählt, weil er jenseits des Tiber liegt. Das rechte Ufer heißt: das tuszische oder etruskische Ufer, im Gegensatz zum lateinischen Ufer links. Das jenseitige Tiberufer zählte noch im 13. Jahrhundert nicht zu Rom – mit Ausnahme des Stadtviertels Trastevere –, und, staatsrechtlich gesehen, begann in den Augen der mittelalterlichen Päpste an der Engelsburg Tuszien: die Toscana. Deswegen wurden die Römisch-Deutschen Kaiser auch nicht in der eigentlichen Hauptkirche Roms, der Lateran-Basilica, gekrönt, sondern in St. Peter, das am tuszischen Ufer, also außerhalb der Stadt, liegt. Es gab Fälle, in denen den Kaisern nach ihrer Krönung in St. Peter nicht gestattet wurde, die eigentliche Stadt zu betreten. Das hatte allerdings meist auch praktische Gründe: Die Römer wollten das plündernde Gesindel, das die Kaiser als Gefolge dabeihatten, nicht innerhalb ihrer Mauern haben.

Als im Mai 1433 Sigismund der Luxemburger als einer der letzten deutschen Könige, dem solches gelang, in Rom vom Papst (es war der wankelmütige Venezianer Eugen IV.) zum Kaiser gekrönt wurde, durfte er zwar grade noch im traditionellen Krönungsritt zum Lateran, wobei aber wohlweislich der Soldan (= Polizeipräfekt) das Pferd am Zügel führte, die eigentliche Stadt betreten, die den gebildeten Sigismund interessierenden Sehenswürdigkeiten aber danach nur als Privatmann besichtigen. Ob der tatsächlich letzte, ca. 20 Jahre später in Rom gekrönte Kaiser, nämlich FriedrichIII., irgendwelche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen wünschte, ist nicht überliefert.

Nicht gerade zur Vereinfachung der Sieben-Hügel-Frage trägt die Tatsache bei, dass der Palatin eigentlich aus drei Hügeln besteht, die gelegentlich für je einen gezählt werden: der eigentliche Hügel Palatium an dem Ende des Hügelzuges, der zum Circus Maximus hin abfällt und auf dem auch die Ausgrabungen des Ur-Rom zu finden sind, dann der Germalus und, den der Titusbogen krönt, Velia.

Nochmals zu den Sieben Hügeln: So bedeutende Erhebungen wie der Monte Pincio, auf den eins der berühmtesten Wahrzeichen Roms, die Scalinata di Piazza di Spagna (Spanische Treppe), hinaufführt, gekrönt von der doppeltürmigen Kirche Trinità dei Monti, die wiederum flankiert wird von dem weltberühmten Hotel Hassler-Villa Medici, der allerdings heute kaum noch als solcher zu bemerkende Vatican-Hügel, der Monte Mario, sie alle werden nicht zu den Sieben Hügeln gezählt. Aber selbst Esquilin, Viminal und Quirinal sind zweifelhaft.

Und selbst der Capitolshügel besteht aus zwei Hügeln. Wer in der Nähe dort am Senatoren-Palast vorbei die schmale Gasse zum Forum hinuntergeht, der bemerkt, dass er zwischen zwei Hörnern der Hügelkuppe steht. Das »Horn« rechts ist das eigentliche Capitol – dort stand der römische Haupttempel, der des Jupiter Capitolinus, von dem kaum noch Reste vorhanden sind – und links dieArx, heute überbaut von der Kirche S. Maria in Aracoeli, überragt von der immerwährenden Scheußlichkeit des Victor-Emanuel-Monuments, das allerdings vor einiger Zeit aufgewertet wurde. Der »Complesso del Vittoriano« ist renoviert und wird als »spazio museale« für wichtige, wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst benutzt. Von der jetzt begehbaren Terrasse aus hat man eine schöne Aussicht – einmalig deswegen, weil nur von hier aus der Vittoriano den Blick nicht beeinträchtigt. Das »Tal« dazwischen hieß Asylium, weil dort ein Tempel des im Übrigen recht rätselvollen Gottes Asylius stand, der eine gesetzlich garantierte Zufluchtsstätte war; daher unser heutiges Wort Asyl. Auf dem Arx-Hügel stand der Tempel der Juno Moneta, der »Mahnenden Juno«. In der Nähe oder sogar in einem Nebengebäude des Heiligtums der Juno Moneta befand sich seit 269 v. Chr. die römische Münzpräge. Daher verschob sich der Begriff Moneta auf das Geld. Unser Wort Münze kommt daher. Lassen wir uns also gelegentlich, wenn wir eine Münze in die Hand nehmen, an die Juno gemahnen. (Der Staatsschatz des Römischen Reiches – Aerarium Saturni – wurde im Saturntempel auf dem Forum von den Quaestores verwahrt.)

Es ist also das Beste, wenn man auf die Frage: Wie heißen die Sieben Hügel Roms? antwortet: Das kommt darauf an; und: Das ist eine sehr komplizierte Frage, die nicht mit einer Aufzählung von sieben Namen beantwortet werden kann.

Auf dem von Michelangelo entworfenen Platz zwischen Konservatorenpalast, Kapitolinischem Museum und Senatorenpalast (dem römischen Rathaus), im Zentrum eines großen Pflastersterns steht eins der schon im Mittelalter berühmtesten Monumente: das Reiterstandbild des Kaisers Marc Aurel, der mit vollem Namen und Titel, um auch so etwas einmal zu erwähnen: Imperator Caesar Marcus Aelius Aurelius Antoninus Augustus Pontifex Maximus hieß (161–180). Wer diese monumentale Bronzeplastik, eine bildhauerische Arbeit von allerhöchster Qualität geschaffen hat, weiß man nicht. Das Standbild zeigt den Kaiser als Triumphator, das wohl porträtgenaue Gesicht drückt Weisheit und Geist dieses Philosophen auf dem Thron aus. Wo dieses früher vergoldete Monument stand, ist strittig. Es blieb erhalten und wurde nicht eingeschmolzen wie hunderte andere, weil man den dargestellten Monarchen für den »christlichen« Kaiser Constantin hielt. Seit etwa 1000 ist es als vor der Lateranbasilika stehend dokumentiert, 1538 ließ es Papst PaulIII. (immer noch für den Constantin haltend) im Zuge der Neugestaltung des Platzes durch Michelangelo hierherbringen. Jahrelang stand der Sockel leer, weil das umweltgeschädigte Bildwerk restauriert werden musste. Man entschloss sich dann dazu, das Original nicht mehr auf den Sockel zurückkehren zu lassen. Es steht seit 2005 unter Glas im neuen Flügel des Konservatorenpalastes, wohin seitdem auch ein unterirdischer Gang vom Kapitolinischen Museum aus führt. Auf dem Sockel steht eine vorzügliche Kopie, die, vermute ich, infolge ambientalen Dreckbeschusses so alle Heiligen Jahre ausgewechselt werden kann. (Heilige oder Jubeljahre, um dies hier en passant zu erwähnen, hat Papst BonifatiusVIII. erfunden: 1300, sollte alle hundert Jahre stattfinden. Weil es so schön war und weil er auch eins haben wollte, verkürzte ClemensVI. 1343 die Frist auf fünfzig Jahre, Urban VI. 1389 auf 33 und Paul II. 1470 auf 25 Jahre. Die Jubelablässe brachten, NB! auch deswegen die erhöhte Frequenz, viel Geld.)

Überhaupt ist die Topographie Roms sehr verzwickt, wie nicht anders zu erwarten bei einer Stadt, die sich ständig gewandelt hat und ständig umgebaut wurde. Das Forum,das viele hundert Jahre lang als Gerichts-, Versammlungs-, Markt- und überhaupt Begegnungsplatz das bürgerliche Herz der Stadt war, leitet seinen Namen, so absurd das klingt, vonforisQuirites(so nannten sich die Römer gern, wenn sie vornehm redeten) auf dem befestigten Palatin war das sumpfige Forumdraußen. Erst 150 Jahre nach der Gründung (also um 600 v. Chr.) wurde, so berichtet Livius, durch den Bau derCloaca Maximadas sumpfige Gelände entwässert. Den mit Tuffblöcken ummauerten Ausfluss dieser Großen Kloake kann man in der Nähe der Tiberinsel noch sehen. Das Capitol schaute in der Antike, wenn man so sagen kann, zum Forum. Heute ist es umgekehrt, heute wenden die Bauwerke auf dem Capitol dem Forum den Rücken zu, und die beiden imponierenden Schautreppen, die altehrwürdige, steile Treppe zu S. Maria in Aracoeli und Michelangelos breitere, flachereCordonatazum Ca