Rosa gegen die Verschwendung der Welt - Nadja Bucher - E-Book

Rosa gegen die Verschwendung der Welt E-Book

Nadja Bucher

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Beschreibung

Rosa Steininger ist von der Unabwendbarkeit der Klimakatastrophe überzeugt. Sie verzichtet seit vielen Jahren konsequent auf jeglichen Überkonsum. Fürs Baden in einem alten Weinfass muss sie das Wasser erst auf dem Herd erhitzen, den sie zuvor mit Holz befeuert, denn elektrischen Strom gibt es in Rosas Wohnung freilich nicht, ebenso wenig, wie ihr Zitrusfrüchte aus Übersee auf den Tisch kommen. Bei der Jobsuche wird sie vom Arbeitsmarktservice in einen Social-Media-Kurs gesteckt, wo sie auf die harte Tour eine neue Welt und ihre Möglichkeiten kennenlernt. Als sie dann auch noch Testimonial der Ökopartei werden soll, beginnt Rosa ihre Hoffnungslosigkeit zu hinterfragen. Gibt es vielleicht doch eine Chance, die Menschen aufzurütteln und den unvermeidlichen Crash aufzuhalten? Nadja Bucher entwirft mit viel Humor und harten Fakten eine sympathisch-schräge Heldin voller Prinzipien und Standhaftigkeit, die den Ernst der Lage längst erkannt hat.

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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Liste der verwendeten Quellen

Ein Grund, warum man sich für ein Leben mit einem sich

beschleunigenden Klimawandel entscheiden wird, ist die

Tatsache, dass er Wirtschaftswachstum erzeugt.

Jørgen Randers

2052 – Der neue Bericht an den Club of Rome (2012)

1

Trotz steigender Durchschnittstemperaturen erinnerte der Januartag bei zwei Grad und graunassem, frontalem Wind an typische Wiener Winter. Rosa Steininger fuhr auf ihrem alten Waffenrad, eingemummt in Wollmütze, Schal und Schurwolljacke, vom Margaretenplatz die Pilgramgasse hinunter. Am Radstreifen. In den vergangenen Jahren hatte sich in der Stadt einiges ereignet. Radwege zum Beispiel. Nachdem Rosa bergauf gefahren und ihr warm geworden war, hielt sie an der roten Ampel Ecke Gumpendorfer Straße, zog Mütze und Handschuhe aus und stopfte sie in ihren Stoffrucksack. Ein Auto stank im Standgas neben ihr. Rosa drehte den Kopf zum SUV. Sie schaute in Radkappen. Geländegängige Stadtautos hießen die Privatpanzer, die nach der Pandemie mehr als die Hälfte der Neuzulassungen ausmachten.

Im Inneren des Panzers sah Rosa die Lenkerin über das Display eines Internetfons wischen. Dahinter saß ein Kind mit Sturzhelm in einem Sicherheitssitz. Die Ampel sprang auf Grün. Der SUV bog rechts vor Rosa ein und schnitt ihr den Weg ab. Die Insassen hätten einen Zusammenstoß nicht bemerkt. Doppelt verstärkte Streben boten erhöhten Schutz auf Kosten beschränkter Sicht. Suvival of the Fittest. Wird euch auch nichts nützen, dachte Rosa.

Sie fuhr durch die Begegnungszone der Otto-Bauer-Gasse, bog in die Fußgängerzone der Mariahilfer Straße, radelte zur Begegnungszone Neubaugasse. In den vergangenen Jahren hatte sich etwas getan. Verkehrsberuhigung beispielsweise. Viele Autolenker*innen verwirrte das, etliche ignorierten es. Sie fuhren und parkten ungeniert, wo sie nicht durften. Anwesende Polizei war mit Radfahrer*innen beschäftigt. Rosa wurde angehalten und zur Alkoholkontrolle gebeten.

»Es ist neun Uhr morgens«, sagte sie, bevor sie in das Mundstück des Messgeräts blies.

»Sie haben ja keine Ahnung, wie viele Radler mit Restalkohol zur Arbeit fahren«, erklärte der Polizist, der währenddessen Bremsen, Reflektoren und Beleuchtung ihres Waffenrads kontrollierte.

»Wie viele?«, fragte sie und retournierte das Gerät.

Der Polizist antwortete nicht, sondern berechtigte sie zur Weiterfahrt.

Welche Veränderungen sich auch zugetragen haben mochten, Herr Novotny öffnete seine Wohnungstür in altbekanntem beigen Langarmhemd, Pullunder und Anzughose. Seine Füße steckten in alten Lederpantoffeln. Nachhaltig, dachte Rosa.

»Kommen S’ nur rein, Fräulein Rosa«, begrüßte er sie aufgekratzt. Seine Wohnung, einschließlich Spielzimmer mit Modelleisenbahn und Glasvitrinen voller Zinnsoldaten, hatte alle weltgeschichtlichen Umwälzungen überdauert.

»Kommen Sie weiter«, drängte er Rosa ins Wohnzimmer. Sie schlüpfte aus ihren Stiefeln. Er wedelte unangenehm hinter ihr her.

»Setzen Sie sich.« Er deutete zur Ledercouch. Rosa war irritiert. Für gewöhnlich ließ er sie in Ruhe, verzog sich rücksichtsvoll, damit sie sich mit dem stromfressenden Staubsauger über seine Teppiche hermachen konnte.

»Bitte«, sagte er mit Nachdruck, ging zur Sitzgarnitur und wartete, dass sie endlich Platz nahm. Es war offensichtlich, er wünschte, Dringliches anzubringen. Rosa setzte sich mit geradem Rücken auf die Kante des Sofas und starrte auf den gläsernen Couchtisch. Grässlich, dachte sie, nie sauber zu bekommen.

»Fräulein Rosa«, begann Novotny. Er schien passende Worte in seinen aufeinandergepressten Handflächen zu suchen. »Sie wissen von meinem Ruhestand. Ich habe Ihnen mitgeteilt, über mein Studium … ich habe Sie bezüglich Studienrichtung und entsprechende Interessen in Kenntnis gesetzt. – Die Kunst, Fräulein Rosa, in all ihren Erscheinungsformen, sie ist mir ein Anliegen.«

Rosa schaute ihn überrascht an. Die Kunst, in welcher Ausprägung auch immer, war ihr in diesen Räumlichkeiten noch nie begegnet, außer Novotny schloss Zinnsoldaten und Modelleisenbahnen in seinen umfänglichen Kunstbegriff mit ein. Aber es stimmte, er hatte ihr von seinem Studium erzählt. Seither grübelte sie darüber nach, ob Kunsthistoriker nicht Sinn für Ästhetik aufweisen sollten. Oder hatte Novotnys ursprünglich vorhandene Stilsicherheit in den Dekaden als Ministerialbeamter und Sektionschef grobe Eintrübungen erfahren?

Er atmete, als beschwerte ihm sein Gesuch die Lungenflügel.

»Sehen Sie, mein Leben«, sagte er und stockte auch schon wieder. »Ich habe die schönen Dinge des Lebens vergessen. Nein, nicht vergessen, eher hintangestellt. Die Arbeit ging vor. Und plötzlich bin ich im Ruhestand und erfasse all die Jahre, die unwiederbringlich dahin sind.« Er knetete erneut seine Hände. »Fräulein Rosa, ich möchte daher eine Bitte, zugleich Anfrage an Sie richten. Wür den Sie mit mir, würden Sie mich, also, mein Vorhaben betrifft kommenden Sommer und die Frage lautet, ob Sie mich begleiten würden, also, ob Sie das wollen. Ihre Zeit mit mir …«

Während Herr Novotny umständlich versuchte, eine Aussage in seine Worte hineinzukneten, dachte Rosa an ihre Kundinnen und Kunden, von denen sie sich bislang verabschiedet hatte. Die sechsköpfige Familie Bitterfels-Weidinger, deren jüngste Tochter bereits so erwachsen geworden war, dass sie keine elterliche Intensivbetreuung mehr benötigte und folglich Rosas Dienste überflüssig waren. Etwas wehmütig hatte sie Holzkübel und Naturborstenbürste eingepackt und die kinderreiche Chaoswohnung final verlassen. Weniger betrübt, ja mit allergrößter Erleichterung, hatte sie sich von den Gulmbrichs getrennt. Frau Gulmbrich hatte zwar mit den Tränen gerungen über den Verlust ihrer einzigen Verbündeten im Kampf gegen Verwahrlosung und Staubbefall, doch Rosa hatte sich gegen eine Fortsetzung ihrer Reinigungsagenden in der von Zierkissen und Nippes dominierten Mietwohnung entschieden. Aufgrund unüberwindlicher Unverträglichkeiten hatte sie auch dem Hause Bräuner ihre Zuwendung entzogen. Herr Bräuner, der geschäftsreisende Viel- und Überflieger, war im Burnout und auf seinem Wohnzimmersofa gelandet. Was einerseits seine Frau, die selbst ernannte Durchcheckerin, noch unausstehlicher werden ließ und Justin, den adoleszenten Sohn, ins Internat vertrieb. Somit sah Rosa keine Notwendigkeit für weitere Leistungen in Bräuner’schen Gefilden. Als Frau Bräuner mit ihrem neuen Dienstwagen ankam – einem Privatpanzer mit vier Auspuffen –, war die Grenze des Erduldbaren überschritten. Erleichtert retournierte Rosa die Wohnungsschlüssel in Frau Bräuners ausgestreckte Hand, während diese via Internetfon mit einer Arbeitskollegin skypte.

Ja, und dann war da noch Frau Helmberger gewesen.

»Also kurz und gut, meine Frage an Sie, Fräulein Rosa: Wollen Sie mich kommenden Juli zu den Salzburger Festspielen begleiten?«, endete Novotny seine Suche nach Inhalt und Form. Er klatschte die Handflächen zufrieden auf seine Oberschenkel und lächelte Rosa erwartungsvoll mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Folgende Gedanken gingen Rosa gleichzeitig durch den Kopf: Welcher Dämon hat von ihm Besitz ergriffen, dass er mir diesen Vorschlag macht? Kennt ein Sektionschef a. D. niemand anderen für sein schändliches Unterfangen? Was glaubt der von mir? Der sieht mich nie wieder!

»Hören Sie, es reicht. Allein der Plastikmüll Ihrer Fertiggerichte und der Stromverbrauch Ihrer Mikrowelle sind unverzeihliche Verbrechen gegen die Menschheit. Und außerdem, ich bin zweiundfünfzig Jahre alt und heiße Rosa Steininger, nicht Fräulein!« Das hätte sie sagen können. Doch Rosa war geübt darin, die Verbalisierung ihrer Gedanken zu unterlassen. Sie stand auf, ging ins Vorzimmer und zog ihre Stiefel an. Novotny hastete hinterher.

»Fräulein Rosa, sollte ich Sie mit meiner Anfrage überrollt haben, tut es mir leid. Bitte, gönnen Sie sich Bedenkzeit. Beachten Sie allerdings, dass Opern- und Konzertkarten ehestbaldig bestellt werden sollten.«

Rosa warf noch rasch ihre Jacke über und nickte ihm grußlos zu. Novotny hatte ihr nie seine Schlüssel überantwortet. Ein Vertrauensvorbehalt, der ihr nun eine Aushändigung ersparte. Ihre Putzutensilien überließ sie ihm generös. Sie hatte dafür keine weitere Verwendung. Herr Novotny war ihr letzter Kunde.

Keine Klingel ertönte, als Rosa Bertrams Bioladen betrat, weil es keine Klingel mehr gab und keine Tür, die geöffnet werden konnte. Denn Bertrams Bioladen hatte jetzt eine automatische Schiebetür. Die verursachte achtzig Gramm CO2 pro Öffnung. Aber Rosa zählte mittlerweile weder Kilowattstunden noch Kohlendioxid, sie hatte das Wissen über Ausmaß und Auswirkung allgegenwärtiger Verschwendung verinnerlicht.

Bertrams Laden hatte eine Vergrößerung, ein Ausstattungsupgrade und eine Vervielfältigung durchgemacht. Aus dem schäbigen, von einem fleckigen Leintuch bedeckten Tapeziertisch war ein maßgefertigter Verkaufstresen geworden. Statt alten Obststeigen zierten ansprechende Holzregale die Wände. Wühlkisten aus hochwertigen heimischen Hölzern gliederten die Verkaufsfläche. Der dafür verantwortliche Tischler war bekannt für exklusives Design sowie nachhaltige Rohstoffgewinnung. Einzig Bertrams Wandgemälde war von seinem ursprünglichen Bioladen übrig geblieben. Der böse Traktor mit massiven Rädern und überdimensionierter Baggerschaufel, die ihre reißenden Zähne in ausgebeutete Ackerfurchen grub. Dieses Bild, dereinst von Bertram eigenhändig an die raue Wand seines Erdgeschosslokals gemalt, war zum Markenzeichen seiner Bioladenkette geworden. Es prangte hinter dem Verkaufstresen sowie auf den gläsernen Eingangstüren und den Stofftragetaschen, die käuflich zu erwerben waren. Nicht nur im Stammhaus am Margaretenplatz, sondern auch in jeder seiner zwei Filialen, wo biologisch achtsame Kund*innen regionale Nahrungsmittel, Kosmetika und Haushaltsartikel ohne Kunststoffverpackung erstehen konnten. Trotz gestylter Umgebung sollte der Traktor alle Konsument*innen an den Zusammenhang von industrieller Landwirtschaft, chemischer Industrie, Kapitalismus und planmäßiger Ausbeutung von Mensch und Biosphäre erinnern.

»Hey Rosa!«, begrüßte Bertram sie. Rosa stand neben einem Edelstahlkanister und füllte Rohmilch in ihre Kanne. »Schön, dass ich dich noch treffe«, sagte er und schaute gehetzt im Laden umher. Seine ehemals struppigen Haare hatten sich zu blonden Locken gemausert, die ihm neckisch in die Stirn hingen. Dreckige blaue Arbeitshose, russisches Bauernhemd samt Schweinsledergürtel und Gummistiefel hatte er gegen Jeans, weißes tailliertes Hemd, knöchelhohe Budapester und Dreitagebart eingetauscht.

»Ich muss unbedingt mit dir reden. Un-be-dingt. Aber jetzt muss ich schnell noch rüber zum anderen Standort. Wann wäre es dir recht?«, fragte er, aber noch ehe Rosa über ihre neue Situation mit viel Tagesfreizeit nachdenken konnte, rief Bertram eine seiner studentischen Mitarbeiterinnen heran.

»Hey Tina, kümmerst du dich bitte um Rosa, ja? Sei so gut und hilf ihr bei allem, was sie braucht. Okay?«

Als Chef schenkte er seiner Angestellten ein motivierendes Lächeln, das genauso viel Freude am Kundendienst wie Vertrauen in die Leistungsbereitschaft seiner Mitarbeiterin vermittelte.

»Selbstverständlich, Bertram, mach ich doch gern für dich.« Sofort stand das gertenschlanke Mädchen neben Rosa. Tinas natürliche Schönheit strahlte über gesunden Teint und makellose Zahnreihen aus wachen Augen. Ihre glatten, langen Haare legten sich gepflegt um ihre Schultern.

»Bis dann, Rosa«, sagte Bertram, berührte sie kurz am Oberarm und war aus dem Laden.

»Danke, aber ich brauche keine Hilfe«, sagte Rosa und verschloss ihre Milchkanne.

»Gut«, sagte Tina, wobei das Strahlen aus ihrem Gesicht fiel. Sie machte auf den Absätzen ihrer Doc Martens kehrt und ging hinter den Tresen, zu ihrer ebenso jungen wie schönen Kollegin. Rosa befüllte ihre Rexgläser mit Emmerreis, Maisgrieß und Linsen. Sie legte eine Rote Rübe, drei mehlige Erdäpfel und einige Birnen in ihren Stoffrucksack. Dann fiel ihr Frau Hartman vom fünften Stock ein, und sie packte noch drei Äpfel dazu.

Rosa befeuerte ihren Tischherd und stellte Wasser im großen Emailtopf auf. Nachdem sie Birnen und Äpfel geschält und zugestellt hatte, rührte sie Haferflocken an. Langsam verbreitete sich dampfende Wärme in der Küche. Sie leerte den brodelnden Inhalt des Wassertopfs in ihre Holzwanne. Ein ehemaliges Weinfass, über dem unteren Drittel abgeschnitten und mit breitem Holzrahmen neu gefasst, füllte sich nach und nach mit Badewasser. Das dauerte, aber da der Ofen ohnehin beheizt werden musste, war das kochende Wasser für ihr bevorstehendes Vollbad ein Nebenprodukt.

Sie richtete eine Portion Haferbrei mit Birne-Apfel-Kompott zu, setzte einen weiteren Topf Wasser auf und brachte das Abendessen in den fünften Stock zu Frau Hartman.

»Rosa, das ist aber nett von Ihnen«, sagte die Neunzigjährige gleich nach dem Öffnen. »Danke!« Sie nahm den Teller entgegen und trug ihn ins Speisezimmer, wo sie sich an den für eine Alleinstehende viel zu großen Esstisch setzte.

»Wenn ich meinem Geruchssinn noch trauen darf, dann befinden sich darin einige Ingredienzien, die einen durchaus erheblichen ökologischen Fußabdruck haben, meine Liebe.« Dabei hielt sie ihre Nase über den Teller. Ihre Nasenflügel flatterten, als wollten sie auf den betörenden Duftwolken davonziehen. »Zimtstange, Gewürznelken, wenn mich nicht alles täuscht, Vanilleschote und – ich kann es kaum glauben – Vollrohrzucker?« Sie schaute Rosa vorwurfsvoll an.

»Zuckerrübe«, korrigierte Rosa.

Frau Hartman aß einen Bissen.

»Dafür nehme ich den Fußabdruck gerne in Kauf«, sagte sie und zwinkerte ihr zu.

»Ist schon in Ordnung. Die Rosinen sind aus Wien«, sagte Rosa. »Morgen werde ich das Stiegenhaus putzen, soll ich danach zu Ihnen kommen?«, fragte Rosa. Frau Hartman schüttelte den Kopf.

»Nein danke, Rosa, ist nicht nötig.«

Rosa nickte, wünschte guten Appetit und ließ die Frau wieder allein.

Zurück in ihrer Wohnung kochte das Wasser auf dem Herd. Rosa leerte es in die Badewanne, fügte eine Handvoll Lavendelblüten und einen Schuss Rapsöl hinzu. Ihre Schüssel mit dem Abendessen stellte sie auf den Beistelltisch neben die Wanne. Dann zog sie sich aus.

Rosa hatte noch nie zur Fettleibigkeit geneigt, doch die letzten Jahre hatten aus ihrem dünnen Körper Sehnen und Muskeln herauspräpariert. Wirbel, Schulterblätter und Beckenknochen zeichneten sich deutlich unter ihrer Haut ab, die faltig anlag, als wäre sie vakuumiert. Ihre selbst geschnittenen Haare standen angegraut vom Kopf ab. Unter der amazonenhaften Brust spannten sich Bauchmuskeln. Was nicht existierte, konnte auch nicht hängen. Achsel- und Schamhaare waren, wie die gesamte Körperbehaarung, vernachlässigbar. Rosas Nackenlinie war von ungebrochener Schönheit. In der Gleichförmigkeit ihres Kappenmuskels ruhte eine seltsam erhabene Eleganz, wie bei Audrey Hepburn.

Rosa stieg ins heiße Wasser. Sie hielt eine kleine Menge Salz in ihrer Handfläche, beträufelte sie mit etwas Wasser und verrieb das Peeling auf Gesicht und Oberkörper. Danach tauchte sie in ihr dunkles, rundes Weinfass ein, wusch das Salz ab, roch den Duft des Lavendels, fühlte den sanften Ölfilm auf ihrer glatten Haut. Sie ließ den Kopf nach hinten ins Wasser sinken. Mit nassem Haar kam sie wieder hoch, lehnte ihren Nacken gegen den Wannenrand und entspannte in der flüssigen Hitze, die langsam in ihr Inneres einzog.

Keine Arbeit, kam ihr in den Sinn. Sie hatte nun nichts zu tun und kein Einkommen. Sie tauchte unter, kam wieder hoch, griff sich ihr Abendessen vom Beistelltisch. Ihre Einnahmen waren mit jeder Familie, von der sie sich getrennt hatte, geschrumpft. Das, was sie bei Novotny verdient hatte, hatte ohnehin nicht mehr ausgereicht. Schon zur Deckung ihrer geringen Fixkosten musste sie immer wieder auf Frau Helmbergers Geschenk zurückgreifen.

Frau Helmberger hatte Rosa wie so oft vom Putzen abgehalten, um lieber gemeinsam in Fotoalben zu blättern. Tee mit aromatisiertem Rum und Zitrone stand in goldrandigem Service am Tisch. Rosa thematisierte weder fehlendes Fairtrade-Siegel des Schwarztees noch die CO2-Bilanz der Zitrusfrucht. Sie saß neben ihrer alten Kundin, der das offene Fotoalbum auf dem Schoß lag, und hörte sich zu jedem Bild Geschichten an. An jenem Nachmittag war Frau Helmberger jedoch ungewöhnlich schweigsam. Sie tippte auf ein Foto, auf dem sie und ihr Mann zu sehen waren. Beide kaum zwanzig Jahre alt. Die junge Frau Helmberger steckte in einem Reisekostüm, der Jüngling neben ihr trug Anzug und Hemd. Die beiden blickten in die Kamera und schienen gewappnet für eine Zukunft, die gar nicht anders als steil aufwärts gehen konnte. Die alte Frau Helmberger seufzte.

»Allein hat das keinen Sinn«, sagte sie statt einer Geschichte, klappte das Album zu und tätschelte Rosas Handrücken. Die erwiderte den Händedruck und versuchte zu lächeln. Sofern Frau Helmberger nichts weiter benötige, müsse sie jetzt los, sagte Rosa. Die Frau schüttelte den Kopf, alles sei in bester Ordnung, Rosa solle ruhig gehen.

Eine Woche darauf klopfte Rosa an Helmbergers Wohnungstür. Eine Frau mit ähnlichen, aber jüngeren Gesichtszügen öffnete. Helmbergers Tochter informierte Rosa über Ableben sowie bevorstehende Beerdigung ihrer langjährigen Kundin. Zudem überreichte sie Rosa ein Kuvert und verabschiedete sich. Erst zu Hause öffnete Rosa den Umschlag. Darin befanden sich ein Brief, eine Fotografie und ein Sparbuch.

Werte Rosa,

ich weiß, Sie mochten weder meinen russischen Tee noch den Bohnenkaffee oder die Bonbonnieren, die ich Ihnen so gerne geschenkt habe. Danke, dass Sie meinen Erinnerungen gelauscht und mir nach dem Tod meines Mannes Beistand geleistet haben. Liebe Rosa, Sie sind ein seltsamer, aber guter Mensch. Erfreuen Sie sich Ihres Lebens, so lange Sie können.

Gedenken Sie meiner

Annemarie Helmberger

PS: Das Losungswort lautet Glück!

Die Fotografie zeigte Helmberger als Mädchen in Knickerbockern, kariertem Hemd, genagelten Bergschuhen, Kniestrümpfen. Rosa saß an ihrem Holztisch in der Küche und betrachtete das Foto. Dann legte sie es beiseite und klappte das Sparbuch auf. Sie sprang hoch, lief kurz in ihrer Küche auf und ab, bis sie ihre Jacke überzog und mit dem Brief in der Hand zu Bertram in den Laden rannte. Er stand inmitten seiner studentischen Aushilfen. Als er Rosas verheulte Augen registrierte, entschuldigte er sich bei seiner Crew und schob Rosa in sein Büro.

»Was ist passiert?«, fragte er. Rosa sagte nichts, hielt ihm nur den Brief hin. Er überflog ihn und sagte: »Na und?«

»Sie hat mir zwanzigtausend Euro vererbt«, schluchzte Rosa.

»Hey Rosa, super! Das freut mich total für dich. – Und?«

Plötzlich fiel sie ihm um den Hals, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und heulte bitterlich.

»Was ist denn los?«, fragte er.

Rosa drückte ihn so fest, dass seine Rippen knacksten und er kaum Luft bekam. Er hoffte, sie würde reden, bevor er in Ohnmacht fiel. Sie schüttelte den Kopf und wollte nicht aus ihrer Deckung hervor.

»Rosa?«, hauchte er flach.

»Aber es stimmt nicht, ich bin kein guter Mensch«, schluchzte sie.

Kommentarlos hielt er sie fest. Lange. Irgendwann beruhigte sie sich und atmete wieder regelmäßiger, aber blieb an seine Brust gepresst. Dann zog sie den Rotz hoch, löste sich von ihm, trocknete ihre Augen.

»Entschuldige«, sagte sie leise. »Ich hab dir da einen Fleck …«

Sie wischte mit ihrem Ärmel auf seinem Hemd herum.

»Macht nichts, lass nur«, sagte er und betrachtete die Stelle, an der sie sich ausgeweint hatte. »Das schneide ich aus und rahme es mir ein. Zum Beweis, dass du zu menschlichen Regungen fähig bist.«

Sie stieß ihn gegen die Rippen, die immer noch etwas schmerzten.

»Au!«, schrie er auf. »Weinend warst du mir lieber.«

Liebevoll nahm er sie in den Schwitzkasten und küsste sie auf den Scheitel.

Rosa aß ihren Haferbrei mitsamt Kompott auf, stellte den leeren Teller weg und ließ sich ins Bad sinken. Ihr Gesicht ragte aus dem Wasser wie eine Südseeinsel. Sie schloss die Augen. Für einige Momente genoss sie die völlige Absenz von Kälte in ihrem Körper, dann klopfte es an der Tür. Sie zuckte zusammen, versuchte das Klopfen, das einem Hämmern glich, zu ignorieren und hoffte, es würde aufhören. Gleichzeitig wusste sie von der Aussichtslosigkeit ihres Wunsches. Der um Einlass Pochende würde nie aufgeben. Er verstärkte die Wucht seiner Schläge, um seinem Entschluss gebührenden Nachdruck zu verleihen.

»Rosa!«, rief es vor der Tür. Sie schnaufte und stieg aus der Wanne. Schnell wickelte sie ein Badetuch um, trippelte auf Zehenspitzen zur Tür und öffnete einen Spalt breit.

»Hey Rosa«, rief Bertram, aufrichtig erstaunt, dass sie ihn gehört hatte. Er schaute an ihr hinunter. »Spitzenidee!«, sagte er und drängte herein. Rosa fror und machte die Tür rasch zu. Auf Bertrams lockigem Blondschopf saß eine Tweedkappe, um seinen Hals hing ein gestreifter Wollschal. Er trug Jackett, Hemd, Jeans, maßgefertigte Stiefeletten. Noch bevor er die Mitte der Küche erreichte, hatte er sich seiner Schuhe entledigt. Kurz vor dem Weinfass war er bereits nackt. Seine appetitliche Rückenansicht, als er seinen Fuß ins Wasser setzte, entlockte Rosa eine hochgezogene Augenbraue.

»Uh, ziemlich heiß«, sagte er mit beiden Beinen in der Wanne. »Können wir ein bissel kaltes Wasser dazutun?«

Rosa warf ihr Tuch über den Sessel und setzte sich wortlos ins Weinfass.

»Okay.« Er gab es auf, eine niedrigere Wassertemperatur zu reklamieren und kauerte sich vorsichtig nieder. Sie lehnte ihren Kopf an den Wannenrand, schloss die Augen und überhörte seine spitzen Schmerzensschreie. Bertrams Haut färbte sich rot. Kaum hatte er es geschafft sich auszustrecken, sprang er schon wieder auf.

»Hätt ich fast vergessen«, meinte er und stieg aus der Wanne. Tropfend und triefend lief er zu seinen Kleidern, unter denen eine Stofftasche lag. Unbekümmert hinterließ er Wasserflecken am Fußboden. Er zog eine Flasche Biosekt Rosé seines derzeitigen Lieblingswinzers hervor und hielt sie Rosa entgegen.

»Gläser?«, fragte er.

»Schlafzimmer, Holztruhe«, sagte sie und tauchte unter. Er ging in den Nebenraum. Als sie hochkam, hielt ihr der nackte Bertram zwei geschliffene Bleikristallgläser vors Gesicht.

»Ich dachte, die sind giftig?«, sagte er.

»Familienerbstücke«, sagte sie. »Besser als neue kaufen.«

Er verzog das Gesicht, als hätte er sie bei einer faulen Ausrede ertappt. Und schon war es ihm wieder egal. Er ließ den Korken aus der Flasche knallen, der irgendwo in Rosas Küche landete, nachdem er gegen irgendetwas – glücklicherweise nicht die Fensterscheibe – gedonnert war. Der ausschießende Sekt floss ins Badewasser und in die Gläser.

Endlich setzte er sich Rosa gegenüber in die Wanne und prostete ihr zu.

»Es ist nämlich so, ich muss mit dir reden, ernsthaft, über Geschäftliches.«

Er stutzte. Da war etwas. Nicht Rosas rote, der Hitze geschuldete Wangen. Es war die Stille, die von Rosa ausging. Quasi eine noch stummere Stille als gewöhnlich.

»Hey Rosa, bist du krank?«, fragte er. Sie schüttelte den Kopf. »Was ist es dann?« Er nahm einen Schluck. »Irgendwas stimmt doch nicht mit dir.«

Sie war überrascht, wie aufmerksam er war und wie geradezu widernatürlich diszipliniert er sich zurückhielt. Denn normalerweise gestatteten seine Angelegenheiten keinerlei Aufschub.

»Ich habe heute dem Novotny gekündigt. Ich bin jetzt – genau genommen – arbeitslos.«

»Wunderbar!«, rief er. »Hey Rosa, das ist absolut großartig. Da sind wir gleich beim Thema!« Er war sichtlich erleichtert, endlich wieder freiheraus sprechen zu dürfen. »Ich möchte dich nämlich bitten, mir zu helfen.«

Er stieß sein Glas an ihres, als besiegelten sie bereits den Geschäftsvertrag.

»Helfen?«, fragte Rosa.

»Ja, klar. Ich hab drei Läden und jede Menge Arbeit. Trifft sich doch super, dass du jetzt Zeit hast.«

»Und wie helfen? Als Verkäuferin?«

Rosa sah sich neben den studentischen Schönheiten in Bertrams schickem Laden stehen, wie sie einen gestressten Vater anstarrte, der für sein quengelndes Kind unbedingt das Biofruchtmus in der praktischen Verbundstoffverpackung finden musste. Aber sofort, sonst würden er, das hochbegabte Kind und der Rest der Welt zusammenbrechen.

»Nein, also, Verkäuferin ist eher nichts für dich, glaube ich«, sagte Bertram. Kurz lachte er bei der Vorstellung von Rosa im Kundenservice. »Ich bitte dich, mich bei der Administration zu unterstützen. Du weißt schon, Bestellungen, Retouren, Buchhaltung. All der Kram ist kontinuierlich mehr geworden und jetzt steht er mir bis hier.« Wobei er mit der Hand über seine Locken deutete. »Ich meine, alles gut und schön, ich will mich keinesfalls beklagen. Es ist großartig, dass die Geschäfte gut laufen, aber dieses Kaufmännische, also da könnte ich echt Support gebrauchen.«

Rosa nippte vom Sekt und schwieg.

»Probier’s doch mal für ein paar Stunden, und wenn’s dir gefällt, stockst du auf, ganz wie du willst. Bitte sag ja!«

Bertram kräuselte seine Stirn, als ginge er in unerledigten Rechnungen unter. Rosa trank zügig ihr Glas leer.

»Ich glaube, ich werde mich beim AMS melden«, sagte sie.

Das Grundverhalten des Weltsystems ist das Übersteigen

von Grenzwerten bis hin zum Zusammenbruch.

Dennis Meadows: Die Grenzen des Wachstums.

Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit (1972)

2

Wegen der Architektur hätte sie nicht herkommen müssen. Das Erscheinungsbild der Donauplatte dominierten einfallslose Bürotürme aus Stahlbeton und Glas in den Farben Grau bis Anthrazit, allesamt ohne autarke Gebäudeenergie. Rosa hielt vor einem Hochhaus, wo sogenannte Felgenkiller darauf warteten, den Vorderreifen ihres Waffenrads einzuklemmen. Sie verweigerten eine sichere Verwahrung, schließlich waren sie keine Radbügel. Die Felgenkiller schienen zu sagen: »Selbst schuld, wenn du mit dem Rad fährst. Komm doch mit dem Auto, dann kriegst du einen schönen trockenen Garagenplatz in einem der drei Untergeschosse.«

Rosa überging die Verhöhnung, schloss ihr Waffenrad ab und wünschte etwaigen Dieb*innen viel Spaß mit dem fünfundzwanzig Kilo schweren Teil.

Im Eingangsbereich staute sich ein Pulk Menschen vor den Aufzügen. Unnötiger Stromverbrauch, der zusätzlich körperliche Betätigung verhinderte. Rosa ging zu Fuß in den zehnten Stock. Ein fensterloser Korridor war mit grauem Teppichboden ausgelegt. Sie entdeckte ihren Kursraum, öffnete eine Glastür und glaubte, sich in einem Aquarium mit defekter Luftpumpe zu befinden. In dem kleinen Zimmer, bestehend aus einer durchgehenden Fensterfront, zwei Rigipswänden und einer Trennwand aus Plexiglas zum Flur hin, standen drei Tisch- und Stuhlreihen mit fünfzehn Computern. Auf Sauerstoff war vergessen worden.

Sie wählte einen Platz in der ersten Reihe neben dem Fenster und riss es auf. Der Aluminiumrahmen vermisste adäquate Isolierung. Kalte Februarluft ging effizient gegen die Muffigkeit im Raum vor. Unterhalb des Fensters arbeitete ein Heizkörper auf Hochtouren. Dank zentral gesteuerter, unintelligenter Gebäudetechnik konnte man ihn nicht abdrehen. Thermischer Megagau, dachte Rosa. Sie war nicht nur über den großzügigen Wärmeverlust schockiert, sondern wunderte sich, dass im zehnten Stockwerk eines Gebäudes mit AMS-Kursen und Menschen in womöglich instabilen Gemütslagen derart sorglos Gelegenheit für den freien Fall geboten wurde. Rosa reckte ihren Kopf aus dem Fenster und genoss den eiskalten Wind. Unten sah sie die achtspurige, dicht bestandene Reichsbrücke. Autokolonnen zwischen Bürotürmen.

In der Reihe hinter Rosa räumte eine etwa vierzigjährige Frau den Inhalt ihrer Tasche aus. Sie erinnerte Rosa an einen Eisbären, der bereits massiv an den Folgen der Klimaerwärmung litt, einsam auf einer Eisscholle trieb und seine Fellpflege vernachlässigte. Alles an der Frau war zottelig. Ihre Haare, ihre Kleidung, ihre Bewegungen, selbst die Dinge, die sie um sich anordnete. Löskaffeedose, Tasse, Stifte. Rosa erkannte den Typus der Einzelgängerin, selbst wenn er sich weniger Mühe gemacht hätte, seine Schrulligkeiten zu demonstrieren. Diese Eisbärin bleibt bis zum völligen Abschmelzen ihrer Scholle allein, schätzte Rosa, obwohl die penetrant zur Schau gestellte Behaglichkeit sich nichts sehnlicher wünschte als Gefolgschaft.

»Morgen!«, kam ein Mann Mitte dreißig ins Zimmer. Seltsamerweise trug er eine dunkle Sonnenbrille. Er grinste in die Runde, die aus Rosa, der Eisbärin und zwei Typen in der letzten Reihe bestand. Er quetschte sich an den beiden vorbei, die trotz ihrer Jugend zwei Figuren aus der Muppet Show ähnelten. Die Sonnenbrille setzte sich hinter die Eisbärin, schaute zu Rosa vor dem offenen Fenster und hob den Daumen, um die Frischluftzufuhr zu befürworten. Seine gegelten Haare in Kombination mit der Brille erweckten einen für Ort und Zeit unpassenden Eindruck.

»Ich bin lichtempfindlich, speziell am Morgen«, sagte er, als hätte er Rosas skeptischen Blick bemerkt. Er nahm einen Schluck Kaffee aus einem Pappbecher, schaltete den Computer ein, zog einen Laptop aus seinem Rucksack, fuhr ihn hoch, legte sein Internetfon auf den Tisch. Dabei stieß er den Pappbecher um, worauf sich Kaffee über den grauen Teppich ergoss. Man sah dem Bodenbelag die Jahre und hohe Anzahl von ungeschickten Kursteilnehmer*innen an.

»Scheiße«, rief die Sonnenbrille und wischte mit einem Taschentuch über die Tischfläche. »Ich bin übrigens Tom«, sagte er wie zur Entschuldigung.

»Ich finde, es reicht jetzt mit dem Lüften. Mir ist kalt«, meldete sich die Eisbärin zu Wort. Laut prustend wickelte sie sich einen zweiten Schal um ihre Schultern.

»Das Zimmer verträgt schon noch ein bissel Sauerstoff«, grinste Tom. »Außerdem muss ich gleich dazusagen, dass mir generell immer heiß ist.«

»Und ich kriege totale Nackenverspannungen«, konterte die Eisbärin und setzte sich ihre Wollhaube auf, von der zwei verfilzte Bommel herabhingen. Die Muppets Waldorf und Statler stießen einander an und tuschelten schadenfroh.

Rosa kannte die divergierenden Vorlieben im Bereich Frischluftbedarf aus ihrer Zeit im Großraumbüro, auch wenn sie ihre Erinnerungen sorgfältig verdrängt hatte. Schon bei einem läppischen, vermeintlich überschaubaren Thema wie Zimmertemperatur gingen Ansichten und Forderungen derart vielfältig auseinander, dass eine Einigung auf Mikroebene genauso erfolglos blieb wie bei internationalen Klimakonferenzen.

»Dann leben wir in den nächsten Monaten eben acht Stunden täglich anaerob«, sagte eine junge Frau, die soeben den Glaskubus betrat und die Stimmung sofort erfasste. Sie hielt eine Aluminiumdose mit Energydrink in der Hand. Ihre dunklen, gelockten Haare hatte sie schlampig hochgesteckt, was den Blick auf ein schwarzes Halstattoo bot. Eine zarte Weinranke schlängelte sich vom Mantelkragen nach oben hinters Ohr.

»Guten Morgen«, lächelte sie bestens gelaunt, als gäbe es für diesen Februartag keine schönere Verwendung, als sich innerhalb beengter Wände mit fremden Menschen zu treffen. »Ich bin Mila.«

Tom grüßte zurück. Waldorf und Statler flüsterten miteinander.

Wieder ging die Glastür auf und ein weiterer Kursteilnehmer kam herein. Er grüßte nicht, sondern wählte einen Sitzplatz, der der Tür am nächsten war, als wollte er sich einen raschen Fluchtweg sichern. Schnell drückte er den Einschaltknopf des PCs, verschränkte seine Arme und schaukelte wortlos. Er musste um die sechzig sein und war offensichtlich nicht an Interaktion interessiert.

»Jetzt reicht’s mir aber!«, meldete sich die Eisbärin erneut zu Wort. Doch auch diesmal fand sie kein Gehör. Rosa stand noch immer als Wächterin der Sauerstoffzirkulation vor dem Fenster.

»Einen wunderschönen guten Morgen!« Eine Frau kam ins Aquarium, die dank der Mappe unter ihrem Arm als Vortragende auszumachen war.

»Wie gut die kühle Luft tut«, meinte sie und ging beschwingt zu dem Tisch, der in schulischem Kontext Lehrertisch genannt worden wäre. Rosa schloss das Fenster und setzte sich. Natürlich schaltete sie ihren Computer nicht ein. Das würde sie erst tun, wenn es unvermeidbar wäre.

Kurz nach der Trainerin kam ein Teilnehmer ins Zimmer gelaufen, der sich neben Rosa in die erste Reihe setzte. Er grüßte gehetzt, entschuldigte sich für seine Verspätung, drückte den Power-Knopf des PCs und holte sein Handy aus der Hosentasche.

Die Trainerin begrüßte alle herzlich, stellte sich der Gruppe vor und teilte bunte Kärtchen aus, auf die die Teilnehmer*innen ihre Namen schreiben sollten. Sie erzählte vom Ablauf des Kurses, dem Unterrichtsziel und den Bedingungen für einen erfolgreichen Abschluss. Es galt, entweder eine Prüfung über die Lehrinhalte abzulegen oder ein frei wählbares Projekt aus dem weiten Feld des Social-Media-Marketings vorzustellen.

»Diesbezüglich noch Fragen?«

Die Trainerin schaute in die stumme Runde. Ein weiteres Mal ging die Glastür auf und eine blonde Frau mit entrücktem Lächeln trat ein. Weder grüßte sie noch begründete sie ihr verspätetes Erscheinen. Sie glitt an Mila und der Eisbärin vorbei, um sich in die zweite Reihe hinter Rosa zu setzen. Dort versank sie hinter ihrem Bildschirm, um für die gesamte Dauer der Ausbildung verborgen zu bleiben.

Höflich erinnerte die Vortragende an die vorgeschriebenen Kurszeiten, welche unbedingt einzuhalten seien, sonst drohe ein Kursausschluss. Auf einem Flipchart listete sie die Programmpunkte des ersten Tages auf. Ganz oben stand die Erarbeitung gemeinsamer Umgangsregeln, danach sollte die allgemeine Vorstellungsrunde folgen.

Rosa nützte die Gelegenheit für einen sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster. Unter dem Hochnebel sah sie die beiden Bahnen des Donaustroms bis zum Kahlen- und Leopoldsberg fließen. Lieber wäre sie dort gewesen als hier, in diesem Aquarium. Das Gefühl der Gefangenschaft, geläufig aus Schulzeit und ihren Berufsjahren in der Versicherung, war so sehr in Vergessenheit geraten, dass sie es kaum wiedererkannte, als es nun in ihr hochstieg. Es war ungewohnt für sie, nicht frei über ihre Zeit verfügen zu können. Bevormundung, dachte Rosa.

Aus reflexhafter Abwehr fing sie ein Objekt, das sich bedrohlich schnell ihrem Gesicht genähert hatte. Sie hielt ein rotes Wollknäuel in Händen, aus dem sich ein Faden zu ihrem Sitznachbarn und von ihm zur Trainerin spannte. Die schien etwas von ihr zu erwarten. Rosa musste wohl länger aus dem Fenster geschaut haben.

»Bitte, Frau … Steininger«, las die Vortragende von Rosas Namenskärtchen ab. »Welche Eckdaten aus Ihrem Leben wollen Sie mit uns teilen?«

Rosa versuchte sich an die Worte ihres Nachbarn zu erinnern, die in ihre abtrünnigen Gedanken eingesickert waren. Er hatte sich als Mike, fünffacher Familienvater in dritter Ehe und Systemadministrator beschrieben. Eigentlich hieß er Michael, aber Mike wäre cooler und peppiger, was auch seiner Lebenseinstellung eher entspräche, wie er fand.

»Frau Steininger?«, lächelte die Trainerin aufmunternd.

»Ich bin zweiundfünfzig, alleinstehend, kinderlos«, sagte Rosa und spürte, wie sich Betroffenheit im Raum ausbreitete. Als sie »Putzfrau« hinzufügte, wusste sie, dass sie im sozialen Gruppenranking am hierarchischen Bodensatz angekommen war.

»Interessant«, sagte die Trainerin. »Das zeigt, dass heutige Erwerbsbiografien nicht mehr linear verlaufen, sondern sich durch viele Brüche und Unterbrechungen auszeichnen. Chancen. Man kann das auch als Chancen betrachten. – Wollen Sie uns noch etwas über Ihre Hobbys verraten, Frau Steininger?«

Rosa schüttelte den Kopf. Sie blieb stumm und fühlte sich an ihren AMS-Termin erinnert.

Sie war im Büro einer korpulenten, sichtlich gut durchbluteten Frau gewesen. Kalendersprüche und Gruppenfotos fanden sich an jedem freien Platz. Ein Bürotisch stand zwischen Rosa und AMS-Beraterin, darauf ein Bildschirm, hinter dem sich die Beraterin zeitweilig verschanzte, um in Rosas elektronischer Akte zu lesen.

»Zweiundfünfzig, Putzfrau«, subsumierte die Beraterin, ohne aufzusehen. Rosa schwieg.

»Fassadenreinigung? Desinfektionsspezialistin? Gebäudereinigung?«, fragte die Beraterin nach möglichen Zusatzqualifikationen. Rosa schüttelte den Kopf.

Die Beraterin schaute über ihre Brille hinweg genauer auf ihre Kundin. Sie waren beide im selben Lebensabschnitt, der den Titel Menopause trug, obwohl die Menstruation nicht pausierte, sondern endgültig versiegt war. Während Rosa dabei zunehmend eintrocknete, schien die Beraterin an den Symptomen am anderen Ende der Skala für Wechselbeschwerden zu laborieren.

Die AMS-Angestellte stand von ihrem Schreibtisch auf, um das Fenster zu öffnen. Sie trug ein schwarzes, kurzärmeliges T-Shirt und stonewashed Stretch-Jeans. Rosa setzte sich eine Wollmütze auf. Kühler Wind fiel ins Zimmer und schien der Beraterin Erleichterung zu verschaffen. Schnaufend ließ sie sich auf ihren wippenden Bürosessel nieder. Wieder schaute sie in den Computer.

»Also, ich hätte da eine Zwanzigstundenstelle als Raumpflegerin bei einer Leasingfirma«, sagte sie, klickte zweimal mit der Maus, schon ratterte der Drucker und schob das dreiseitige Jobangebot hervor.

»Nein«, sagte Rosa.

»Wie bitte?« Die Beraterin schaute über ihre Brillengläser zu Rosa, um eine Einordnung ihrer Kundin anzugehen.

»Ich will nicht mehr als Putzfrau arbeiten«, sagte Rosa.

»Als was dann?«

Rosa zuckte mit den Schultern.

»Keine Ahnung. Ich will irgendwas machen, das sinnvoll ist, keinen Schaden anrichtet und meine Miete bezahlt.«

Die Beraterin nahm ihre Brille ab, kniff die Augen zusammen, rückte näher an ihre Kundin heran. Sie war geneigt, für den vorliegenden Fall die Kategorie ahnungslose Querulantin zu wählen. Vom Fenster kam ein eisiger Windhauch, der ihre Härchen im Nacken aufstellte.

»Schauen Sie, ich will ehrlich mit Ihnen sein. Zweiundfünfzig, keine Qualifikationen. Ich sag’s mal so, viele Firmen warten nicht auf Sie.«

Beide schauten einander tief in die Augen. Der Beraterin stand die innere Hitze ins Gesicht geschrieben. Bald steigt Dampf von ihr auf, wie nach einem Saunagang, dachte Rosa und zog ihre Schurwolljacke enger um sich. Sie hielt dem Blick der Beraterin stand, bis diese sich wieder ihrem Bildschirm zuwandte.

»Ich lese hier HAK-Matura und fünfzehn Jahre im Marketing einer Versicherung? Ist zwar schon länger her, aber immerhin.«

Sie schaute fragend, mit der vagen Hoffnung, die Querulantin doch noch loszuwerden. Rosa nickte.

»Computerkenntnisse?«

»MS Office«, sagte Rosa.

»Also Grundkenntnisse«, sagte die Beraterin, tippte in die Tastatur, wobei ihre langen Acrylnägel klickten, scrollte das Rädchen der Maus hoch und runter.

»Hobbys?«, fragte sie weiter.

Hobbys, dachte Rosa und erinnerte sich an die gähnend leeren Linien in den Freundschaftsbüchern ihrer Volksschulzeit. Kleine Formulare als Vorbereitung auf große Bürokratie. Schon damals wusste sie nichts hinzuschreiben. Sie hatte noch nie etwas in ihrem Leben getan, was dem Begriff Hobby gerecht geworden wäre.

»Lesen«, sagte Rosa.

»Lesen?«, wiederholte die Beraterin. »Lesen ist an sich immer gut.«

Sie schob Rosas Antragsformular über den Tisch.

»Dann haben Sie es wohl überlesen und deshalb bei Telefon, E-Mail und Kontonummer nichts ausgefüllt?«

Rosa schüttelte den Kopf.

»Habe ich alles nicht«, sagte sie.

»Was? Sie haben kein Handy?«

Rosa befand sich auf dem besten Weg, zum Problemfall zu werden. Aber die Beraterin war provokante Kund*innen gewohnt. Immer wieder versuchten sie ihre Daten zu verheimlichen. Beispielsweise die Lebensgefährtin im gemeinsamen Haushalt, den Führerschein oder das Auto. Sie erhofften sich dadurch Vorteile, zumindest weniger Bewerbungsaufforderungen. Kategorie superschlau. Bis ihnen der Erhebungsdienst einen Besuch abstattete, sie stolz mit dem neuen PKW vorfuhren oder sie von einem missgünstigen Verwandten denunziert wurden, der von Nebenverdienst und Auslandsaufenthalt wusste. Die Beraterin kannte alle Tricks, aber ließ sich ungern schikanieren.

»Und wie treffen Sie dann Ihre Freunde?«, fragte sie. Rosa wartete mit ihrer Antwort etwas zu lange. »Haben Sie auch nicht, oder?«, schnaufte die Beraterin und stellte sich wieder vor das offene Fenster. Sie hob die Arme seitlich vom Körper ab, während sie vorne am T-Shirt zupfte. Rosa wurde ein wenig neidisch auf die inwendige Heizung, die diese Frau zu befeuern schien. Ihr selbst zitterten bereits die blauen Lippen.

»Schauen Sie, mir kann’s ja wurscht sein.« Die Beraterin setzte sich wieder. »Unsere Stellenangebote bekommen Sie mit der Post, genau wie Ihr Geld.«

»Geld?«, fragte Rosa. Kurz zuvor hatte ihr ein anderer Mitarbeiter mitgeteilt, dass sie keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hätte.

»Nein, Arbeitslosengeld bekommen Sie keines, Frau Steininger. Auf was hinauf? So wie’s ausschaut haben Sie die letzten Jahre schwarz gearbeitet und nichts in die Sozialversicherung eingezahlt.«

Rosa war verwirrt. Was denn nun?

»Sie waren ja nicht einmal krankenversichert! Mussten Sie nie zum Arzt?«, fragte die Beraterin.

Rosa schüttelte den Kopf. Seit ihrem unrühmlichen Abgang von der Versicherung war sie nie krank gewesen, abgesehen von gelegentlichen Verkühlungen, die sie durch mehrtägige Aufenthalte im Bett und Tee mit Honig auskurierte. Wovon sollte sie auch krank werden? Sie lebte gesund, aß vegetarisch, schlief und ruhte nach Bedarf, bewegte sich ausreichend und tat überwiegend, wozu sie Lust hatte.

»Und überhaupt, wie machen Sie das?«, fragte die Beraterin. »Sie sind mein Jahrgang, Sie müssen doch auch im Wechsel sein. Wie können Sie so dünn bleiben? Essen Sie nichts? Ich brauch’s nur anschauen und hab’s an den Hüften.«

Rosa wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. War das noch ein normales Beratungsgespräch oder schon übergriffig? Die AMS-Mitarbeiterin schnaufte und stand wieder vor dem Fenster.

»Das ist ungerecht. Warum haben Sie keine Wallungen? Ich könnt’ umkommen! Wie machen Sie das?«

Rosa hatte das Gefühl, keine einzige Frage richtig beantworten zu können.

»Ich habe kein Telefon, kein Handy, kein Internetfon, weil es unvertretbar ist, für Gespräche wertvolle Ressourcen wie Lithium oder andere seltene Erden zu verschwenden. Ich telefoniere nicht. Ich rede persönlich mit Menschen oder schreibe Briefe. Beides kommt selten vor. Ich habe kein Konto, weil ich jegliche Beteiligung an intransparenten Investments ablehne. Oder wissen Sie, was Ihre Bank mit Ihrem Geld macht? Spekuliert sie mit fossilen Rohstoffen, Nahrungsmitteln oder finanziert sie Waffenproduzenten? Ich habe keine E-Mail-Adresse, weil ich keinen Computer habe und keinen brauche. Schon allein dessen Produktionsbedingungen sind kriminell, von der ökologischen Schadschöpfung ganz zu schweigen. Im Grunde ist jedes digitale Gerät ein Verbrechen an Umwelt, Menschheit und Zukunft.«

Rosa bezweifelte, dass diese Erklärung zum besseren Verständnis ihrer Person beigetragen hätte, weshalb sie darauf verzichtete. Die Beraterin schloss das Fenster, lehnte sich in ihrem wippenden Schreibtischsessel zurück und betrachtete ihre schweigende Kundin der Gattung harmloser Freak.

»Ich will ehrlich mit Ihnen sein«, sagte sie nach einiger Zeit, »schließlich müssen Frauen über fünfzig zusammenhalten. Wir sind weder am Arbeitsmarkt noch sonst wo rasend gefragt, stimmt’s?« Sie schob sich hinter ihren Computer, scrollte, klickte, und erneut quietschte der Drucker. »Wenn Sie gern lesen, können Sie sicher auch schreiben, oder?« Sie erwartete keine Antwort. »Ich glaube, das ist was für Sie. Social Media, das brauchen jetzt alle Firmen. Während der dreimonatigen Maßnahme bekommen Sie Deckung des Lebensunterhalts – so heißt die Geldleistung während eines Kurses. Zusätzlich sind Sie pensions- und krankenversichert. Kann in Ihrem Alter zur Abwechslung nicht schaden.«

Die Beraterin fragte sich insgeheim, wie man so leben konnte. Eine Frage, die sie sich aufgrund ausbleibender Klärung im Laufe ihrer Karriere eigentlich verboten hatte. Doch Rosa Steininger lockte sie hervor und reizte die Beraterin zu ungewöhnlicher Anteilnahme. Vielleicht wegen desselben Geburtsjahres.

»Wenn Sie den Kurs nicht antreten oder den Kurserfolg vereiteln, werden Sie sofort abgemeldet. Sie verlieren den Anspruch auf Geld- sowie auf Versicherungsleistung. Arbeitswillig heißt das Zauberwort. Verstehen Sie? – Ich hoffe, Sie finden in den nächsten drei Monaten einen Job und wir sehen uns nie wieder«, sagte sie, stand auf und drückte Rosa die Kurszubuchung in die Hand. Damit war der Termin beendet. Noch bevor Rosa aus dem Zimmer war, riss die Beraterin erneut das Fenster auf und wachelte sich Luft zu.

»Wissen Sie, wir beim AMS haben einen schlechten Ruf«, sagte sie plötzlich. »Obwohl es oft leichter ist, Kundin zu sein, als hier zu arbeiten, das sag ich Ihnen. – Ich wünsche viel Erfolg, Frau Steininger!«

»Ihre Hobbys?«, wiederholte die Trainerin ihre Frage.

»Lesen«, sagte Rosa.

»Aha, und was?«