2,99 €
Rosenkrieg mit Gin Tonic Mit Gläubigern ist nicht zu spaßen! Diese schmerzliche Erfahrung macht auch Thomas. Um seiner finanziellen Notlage zu entkommen, sieht er nur einen Ausweg: Seine vermögende Ehefrau Julia muss das Zeitliche segnen. Thomas schmiedet einen perfiden Plan, allerdings hat er dabei einen Faktor unterschätzt: Julia.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
Rosenkrieg
mit
Gin Tonic
Wolfgang Breitkopf
Kurz-Krimi
Inhalt
Süßes Eheleben
Der Plan
Ohne Schweiß kein Preis
Der Geburtstag
Gin zum Nachtisch
Kurzschluss
Ein gemeinsamer Abend
Ente gut, alles gut
Nachwort
Zum Autor:
Wolfgang Breitkopf, geboren am 8. Juli 1966 in Plochingen, arbeitet und lebt in Stuttgart. Von Beruf Diplom Verwaltungswirt, hat er 2004 mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und Märchen begonnen und liebt es, auf diese Weise seiner Kreativität Raum zu geben. Viele seiner Werke wurden in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht. Für seinen Text »Das Mädchen, das über Leichen ging«, wurde ihm 2018 der Preis der Fachjury des Mölltaler-Geschichtenfestivals verliehen. Demnächst erblickt sein erster Roman das Licht der Buchwelt. Wolfgang Breitkopf ist nicht nur begeisterter Tangotänzer, sondern engagiert sich auch als Juror bei Literaturausschreibungen und -festivals und ist Mitglied des BVjA Autorenstammtisches Stuttgart.
»Schatz, ich mache mich jetzt fertig«, flötete es aus dem Badezimmer.
Da ertönte sie wieder! Die Stimme seiner zu jungen Ehefrau, der er längst überdrüssig war. Manchmal fragte sich Thomas, ob sie sich bereits heimlich mit einem Liebhaber vergnügte. Gewundert hätte es ihn kaum. Schließlich war er ein greiser Knacker, gut zwölf Jahre älter als Julia. Anfangs hatte es ihm geschmeichelt, eine attraktive, vermögende Frau an der Angel zu haben. Mittlerweile war der Alltag eingekehrt. Die sprichwörtlichen Schmetterlinge pappten seit Ewigkeiten zermatscht an der eingetrübten Windschutzscheibe. Sie fiel ihm nur noch zur Last. Dennoch hing er gleich einem Insekt im Netz der Spinne.
Julia brachte das Geld in die Ehe ein. Darin lag das Dilemma. Ohne sie war er ein armer Schlucker. Während Julia mit ihren Freundinnen die Einkaufsmeilen leer räumte, buckelte Thomas sich in der Firma ab. Gefräßige Heuschrecken, die Läden nach Schnäppchen abgrasten oder ein eisgekühltes Proseccochen im Café schlürften. Geschäftsführer durfte er sich im – von ihrem verstorbenen Vater übernommenen – Kurierdienst mit dreißig Mitarbeitenden hochtrabend nennen, obwohl sie mit wachsamen Augen die Finanzen im Blick behielt und geschäftspolitische Entscheidungen allein traf. Depp vom Dienst passte demzufolge besser.
»Das bist du mir schuldig«, betonte seine Gattin kontinuierlich.
Irgendwie stimmte das. Natürlich log er am Anfang der Beziehung das Blaue vom Himmel herunter, spielte den coolen Lebemann vor. Sie stand nun mal auf ältere Männer, er auf blutjunge Frauen. Die Charmeoffensive zeigte Wirkung. Einladungen in edle Restaurants, die eigentlich sein Budget überstiegen. Geschenke und Komplimente, die ihm angesichts der attraktiven Mittzwanzigerin leicht über die sabbernden Lippen schlüpften.
»Mein süßer Sugardaddy« hatte sie ihn damals oft scherzhaft genannt. Nach zehn Jahren war Schluss mit »sugar«. Der Reiz des Neuen verflogen, die Flunkereien waren auf Nimmerwiedersehen entlarvt. Sie pflegten inzwischen eher eine Zweckgemeinschaft anstatt der träumerischen Allüren einer Ehe voller Leidenschaft. Nichts mit Liebe über den Tod hinaus. Davon abgesehen alterte Julia in zehn Jahren um zwanzig. Subjektiv, aus männlicher Perspektive gesehen. Grau durchbrach die blonde Mähne. Die Figur quoll auf wie altbackener Hefeteig. Vorausgesetzt, altbackener Hefeteig quillt. Da kannte sich Thomas nicht so aus.
Dass er im Anschluss an das Studium der Betriebswirtschaft nie im Berufsleben Fuß fasste und der Pleitegeier permanent über ihm kreiste, merkte Julia erst im Laufe der Zeit. Das Liebesglück verflüchtigte sich unverzüglich. Im Rahmen einer ausführlichen und für ihn unerquicklichen Aussprache rauften sie sich dennoch zusammen. Ergebnis: Er arbeitete sich einen Wolf im Betrieb, sie genoss derweil die schönen Seiten des Daseins, das er ihr in höchsten Tönen versprochen hatte.
Das einzige Eigentum, das er mit in die Ehe einbrachte, bestand in einem kleinen Einfamilienhaus, in dem früher seine Eltern gewohnt hatten. Bis zu diesem schrecklichen Autounfall. Das Haus konnte er – wenn überhaupt – nicht kurzfristig vergolden. Julia setzte sich mit der Eintragung eines lebenslangen Wohnrechts durch. Nebst einem Ehevertrag die Bedingung für die Weiterführung der Partnerschaft.
»Als Sicherheit«, betonte sie. »Das bist du mir schuldig.«
Durch das Wohnrecht sank der mögliche Verkaufspreis auf ein Minimum. Und noch fataler. Eine Scheidung änderte daran null Komma null. Aber Thomas gedachte mitnichten, sich scheiden zu lassen. Trotz des Hamsterrades, in dem er sich wiederfand. Wer trennt sich schon von der Hand, die einen füttert? Alles in allem befand er sich in einer unerfreulichen Situation, die gegenwärtig durch seine Pokerleidenschaft auf einen kritischen Höhepunkt zusteuerte.
Es konnte ihm angesichts seiner trostlosen Existenz wohl keiner verübeln, wenn er gelegentlich in der Freizeit ein Spielchen wagte. Leider wurde Thomas seit Wochen von einer kolossalen Pechsträhne verfolgt, die er mit höheren Einsätzen und zunehmend dubioseren Pokerrunden wettzumachen versuchte. Mit mäßigem Erfolg. Um es deutlich zu sagen, er brauchte plötzlich sehr viel Geld. Anfänglich schaute er hochnäsig auf die Truppe von amateurhaften Pfuschern herab. Was wollte man von Mitspielern erwarten, die sich Messer Paule, Goldbube oder As-Joe nannten? Er fragte sich, warum zwielichtige Typen andauernd dermaßen bescheuerte Namen trugen. Dummerweise zockten sie ihn deren ungeachtet eiskalt ab. Der Spielrausch verebbt, beschlich ihn der Verdacht, dass dabei nicht alles mit rechten Dingen zuging. Jetzt war er stolzer Besitzer eines Sacks voller Schulden, die er niemals begleichen konnte.
Die Freaks, mit denen er sich eingelassen hatte, erwiesen sich als unerfreulich, humorlos und unnachgiebig. Sie pochten auf die umgehende Rückzahlung. Drei Wochen Zahlungsfrist räumten sie ihm ein. Vierzehn Tage übrig. Sooft er an Messer Paule dachte, wurde Thomas ganz flau im Magen. Zu spät hatte er erkannt, dass der dickliche, heruntergekommen aussehende Rocker den Namen zu Recht trug. Eindrücklich hatte der untermauert, was passierte, sofern Thomas die Kohle schuldig blieb. Die Klinge des Schnappmessers hatte eine feine blutige Linie auf der Haut des linken kleinen Fingers hinterlassen, die just in diesem Moment juckte. Das ist so eine Sache mit den Fingern und dem Kartenspielen. Ohne Finger kann man ein Blatt unzureichend halten. Das Zocken aufzugeben, lag dennoch jenseits jeder Vorstellungskraft. Zu groß die Sucht nach dem berauschenden Nervenkitzel, den allein ein Spieler nachzuempfinden in der Lage ist.
»Hast du mich gehört, Schatz? Das Taxi kommt gleich.