Rostock, letzte Runde - Volker Harry Altwasser - E-Book

Rostock, letzte Runde E-Book

Volker Harry Altwasser

4,5

Beschreibung

Rostocker Kammerspiel: Der Tote in der Fliegerkneipe Rostock 2017: In der einzigen Fliegerkneipe der Hansestadt in der Nähe des Doberaner Platzes wird über dem Zigarettenautomaten eine Gedenkplakette enthüllt. Sie erinnert an Richard R. Roesch, Krimiautor und Stammgast der 'Schallmauer'. Volker H. Altwasser ist bei dieser Zeremonie anwesend und erinnert sich an seinen Kollegen: An einem Donnerstagabend einige Jahre zuvor, während ein gewaltiger und eisigkalter Wintersturm das Leben auf den Straßen zum Erliegen brachte und im Radio davor gewarnt wurde, nach draußen zu gehen, fand man die übel zugerichtete Leiche des Schriftstellers Roesch in der 'Schallmauer'. Noch in derselben Nacht mussten die Ermittler Pawel Hoechst und Kevin Hilbig den Mordfall in ihrer Lieblingskneipe lösen. Klar war ihnen dabei zunächst nur eines: Sie sind eingeschlossen mit den übrigen Gästen - und einem Mörder.

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ROSTOCK, LETZTE RUNDE

Volker H. Altwasser

RSTOCK,

letzte Runde

Anmerkung:

Nach dem Ende kommt ein Anfang. Mir wurde die Ehre zuteil, Richard R. Roeschs Unterlagen benutzen zu dürfen, um seinen OstseeKrimi namens »Männermorde« zu beenden.

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns über Ihre Bewertung im Internet!

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten, Reproduktionen, Speicherungen in Datenverarbeitungsanlagen, Wiedergabe auf fotomechanischen, elektronischen oder ähnlichen Wegen, Vortrag und Funk – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlages.

© Hinstorff Verlag GmbH, Rostock 2015

1. Auflage 2015 Herstellung: Hinstorff Verlag GmbH Lektorat: Henry Gidom ISBN 978-3-356-0-2009-0

Erster Teil – Die Pistole auf der Theke

Prolog, Dritter März Zweitausendsiebzehn.

Kein Ende hält dem Anfang stand. Ich denke nun oft über diesen Satz nach, der sich im Werk Wie als Greis nicht rasend sein von W. B. Yeats findet, und ich bin voller Rührung, ob der Zeremonie, die die Betreiber der Rostocker Fliegerkneipe Schallmauer so herzlich wortkarg hinbekommen haben.

Vor etwa drei Wochen brachten wir auf halber Treppe zu den Sanitärräumen eine Gedenktafel über dem Zigarettenautomaten an, mit der wir mein Pseudonym ehren. Es ist eine schlichte Holztafel, südchilenisches Mahagoni von einer im Breitling gesunkenen Segeljacht, die Buchstaben aber sind aus reinem Messing, handpoliert:

In Memoriam Richard R. Roesch.

Schriftsteller, der du warst und hier endest.

Mir fällt es schwer, diesen Mord zu erzählen, der ganz Rostock fassungslos machte. Richard war beliebt in der Hansestadt, auch wenn er sie kaum wahrnahm. Ich erinnere mich, wie er in der Anderen Buchhandlung immer eine Tasse Kaffee hingestellt bekam, sobald er unsicher die Geschäftsräume betrat. Blicke auf ihn gerichtet, schmales Gerede mit ihm, das hielt er kaum aus, und so sprang ich Mal um Mal ein, wenn eines seiner Bücher vorgestellt werden musste. Doch wie gern tat ich das!

Richard war der Kauz, der auf den Prachtalleen des Lindenparks flanierte und Hundebesitzer mürrisch musterte, die ihre Tiere nicht angeleint hatten. Er war der Kerl, der weiblichen Joggern, die immer paarweise auftreten, nicht aus dem Weg ging, wenn sie schwatzend und den ganzen Platz einnehmend an ihm vorbei wollten. Und ja, er hat auch schon Senioren mit dem Ellenbogen einen Hieb versetzt, die auf der falschen Seite des Weges schlurften.

Nachlässigkeit machte ihn rasend. Unaufmerksamkeit wütend. Überheblichkeit zornig.

Zeit seines Daseins glaubte er aber auch, unsichtbar zu sein. Wie falsch diese Annahme war, zeigte sich am Tag der Beerdigung, als die alte und ehrwürdige Hanse- und Universitätsstadt Rostock ihren einzig echten Schriftsteller begrub. Sie kennen die Stelle am Roesch-Kai, der sich rechtwinklig zum Kempowski-Ufer findet. An dem Denkmal dort, das sich vor der breiten Holztreppe des alten AIDA-Gebäudes kühn in die Lüfte erhebt, über der Warnow schwebend und im Wind vibrierend wie das Leben selbst, liegen immer Kränze, Kippen und Bierdeckel in trauernder Schwere. – Aber was erzähle ich, Sie wissen es ja! Ich habe Sie alle ja dort schon gesehen.

Das Leben ist die Schatztruhe des Todes. Zum Glück fand ich in der Schublade X 5 seines Schreibtisches die Hauptfigur seiner Kriminalromanreihe, und auch wenn ich zwar in seinem Namen schreibe, nicht aber in seinem Sinne erzählen kann, so will ich doch mein Bestes tun, seinen Detektiv den Mord an ihm ermitteln zu lassen, denn Richard war mein Pseudonym und er war einer der hartnäckigsten Stammkunden der Schallmauer. Seine Figuren sind meine Figuren, seine Feinde sind meine Feinde. Seine Käuze, meine Käuze.

Ich bin in der Pflicht, die sich damals überstürzenden Ereignisse jener grauenvollen Nacht zum siebzehnten Februar Zweitausendsiebzehn kategorisch zu erzählen.

Ich bin es ihm schuldig; und was Sie unserem Rostocker Original schulden, diese Entscheidung kann Ihnen niemand abnehmen. Er war ein großartiger Rostocker. Die renommierte Ostsee-Zeitung wird es in einem Nachruf so treffend formulieren. Diese Kriminalerzählung jedenfalls kostet keine dreizehn Euro, und ich habe für unseren Rostocker Helden auf Großteile meines Honorars verzichtet, so wahr ich hier trauere. Und was Sie noch sehen: Unser guter, alter Rostocker Verlag hat sich der Sache angenommen, nicht irgendein Platzhirsch aus dem anonymen Berlin. Weil es uns eine Mecklenburger Ehre ist, Richard R. Roeschs Tod aufzuklären.

 

Erstes Kapitel, Sechzehnter Februar Zweitausendsiebzehn.

Die Form kennen, aber das Formlose suchen. Richard R. Roesch betrat zusammen mit Pawel Höchst die Raucherkneipe wie jeden Donnerstag, um vier kleine Rostocker Dunkel zu trinken, doch an diesem Donnerstag hatte Pawel gar keine Lust, den Autor zu begleiten, das sah man ihm an: Er lächelte mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Mehr brauchte man gar nicht zu sehen.

Pawel hatte sich gerade erst wieder mit Susanne versöhnt, mit der er fast dreizehn Jahre verheiratet war. Er wollte zu ihr, er wollte seinen Söhnen »Gute Nacht!« sagen, aber das ist das Schicksal einer Figur, wenn sie Hauptfigur wird: Freiheit ist nur die Freiheit der Nebenfiguren.

»Ich bin die bei der Bahn, die die Aufkleber Große Abfallbehälter im Vorraum auf die kleinen klebt«, so hatte sich Stephanie Rickmann vorgestellt, als sie nach ihrer Schicht zum ersten Mal an den Donnerstagsstammtisch trat. Sie hatte mit der Handkante auf die ovale Theke geschlagen, und die Männer hatten aufgehorcht. Dann hatten sie zurückgeklopft, und seitdem kam auch sie donnerstags.

Richard hatte sie aber noch nie wahrgenommen, er stand mit drei anderen Stammgästen immer an der vom Eingang aus gesehen linken Rundung, die als kleiner Fortsatz des Ovalen eine halbrunde Ecke war. Diese drei bis vier Gäste bildeten eine Stammkundenrunde innerhalb der Stammkundenrunde, die sich fast autark verhielt, die nur selten freundlich schaute, die über eigenartige Witze lachte, und zu der sich auch Pawel nicht hingezogen fühlte.

Und Pawel Höchsts Respekt für den menschenscheuen Kauz hielt sich in sehr engen Grenzen. Überhaupt hielt er Autoren und Schriftsteller für stark überbewertet, gerade auch, weil es von ihnen nur so zu wimmeln schien. Pawel Höchst liebte, wie alle Russen, die Gedichte von Sergej Jessenin, die in Russland sooft vertont worden waren. Das war der einzige Dichter, der die russische Seele hatte in Worte fassen können. Auch hatte er trinken können, wie kein anderer Dichter, und dann hatte er noch die Größe, im seelischsten Augenblick seines Lebens selbst Hand an sich zu legen. Gleich doppelt, wie es sich für einen Melancholiker aus Sibirien gehörte! Darauf ließ sich trinken, fand Pawel, immer und immer wieder, auch wenn heute fast die gesamte Industrie Rostocks in russischen Händen lag, auch heute konnte er darauf wieder trinken.

Er hatte zwar vor Richard keinen Respekt, wohl aber vor Stephanie, die unentwegt redete, als gelte es, aus Stroh Gold zu spinnen.

Pawel, Russlanddeutscher und Rostocks einziger Privatdetektiv, hörte ihr zu und kaute den letzten Rest seines mitgebrachten Döners bedächtig. Er wusste, dass sie ihn mochte. Immer stand sie mit dem Rücken zum Haupteingang, und es gab Donnerstage, da hätte sie gern mal ein privates Wort mit Pawel gewechselt, der aber fast immer mit einem Kassierer von Netto und einem freiberuflichen PC-Spezialisten Darts spielte: Maik und Falk. Heute wollte sie das nicht länger dulden, die erstbeste Gelegenheit zum privaten Plausch wollte sie nutzen. Heut – oder nie!

Stephanie »Steffi-Pfeffi« Rickmann konnte sich auch des Respekts der anderen Stammkunden, die alle männlich waren, sicher sein, weil sie eine Arbeit hatte, die ihnen reell vorkam. Mit einem Handkantenschlag pfefferte sie die Aufkleber an die Metallbehälter, bis zu fünf in der Minute, und das war etwas, zu dem die Männer gern anerkennend nickten. Weil sie aber am Fließband so wenig reden konnte, tolerierte man hier ihren wöchentlichen Redeschwall. Er würde gegen einundzwanzig Uhr dreiundzwanzig abebben; man kannte sich am Donnerstagsstammtisch der Fliegerkneipe Schallmauer, auch wenn Toleranz noch lange keine Akzeptanz war.

Steffi-Pfeffi war auch an diesem Donnerstag gleich nach Richard in die Raucherkneipe gekommen, während Pawel sich nach der Begrüßung wie immer aufgemacht hatte, sich noch schnell einen Imbiss am Dobi zu gönnen, ehe seine Darts-Partner kamen. Er war die zwei Stufen hinuntergestelzt, hatte einen Blick auf die Postkarten am Eingang geworfen, die hier zum Mitnehmen bereithingen, aber einen besonders originellen Spruch hatte er nicht gefunden. Als er die Tür geöffnet hatte, hatte ein Windstoß sie ihm gegen den Fuß gewummert. ›Beste Grüße von Björn‹, hatte Pawel Höchst gedacht.

Private Ermittlungen, Anfragen verpflichten zur Zahlung eines Vorschusses! – wie es auf der Glastür seines Büros stand, das sich in einem Büroturm des Freihafens befand und beste Aussicht auf die Gebäude von Veolia Umweltsysteme bot, dem ehemaligen Hauptsponsor von Hansa Rostock. Und dass sie dieses Sponsoring beendet hatten, das konnte Pawel nur allzu gut verstehen: Auch für ihn kam es als Rostocker einer persönlichen Beleidigung gleich, sich mit der fünften Fußballliga abgeben zu sollen. Nein, da war er mitsamt seiner Familie zu Empor Rostock gewechselt, die diesen Winter um die Meisterschaft der zweiten Handballliga spielten. Der Traditionsverein Post Schwerin hatte aufgeben müssen, und so hatte Empor seine Herrschaft über ganz Mecklenburg ausgebaut. Und Vorpommern, hatte Pawel sinniert, während er sich von einem nächsten Windstoß bis direkt auf den Platz hatte schubsen lassen, der im Sommer stets voller Rostocker war. Hierher verirrte sich kein Tourist. Man ließ sie im Glauben, dass die Innenstadt am Motel One endete, denn hier war ja nicht mehr die Innenstadt: Hier war die Vorstadt vor dem berühmten Kröpeliner Tor, mittlerweile für Norddeutschland so prägend wie das Holstentor von Lübeck. Das Kröpeliner Tor hatte es jüngst auf eine Standardbriefmarke – Ein-Euro-Fünfundvierzig – geschafft, nachdem es für fast zwei Millionen Euro saniert worden war. Nachdem die Hamburger Bewerbung für die Olympiade Zweitausendvierundzwanzig erfolgreich war und feststand, dass in Rostock die Turmspringer und die Handballer ihre Wettkämpfe ausfechten würden, war in der Stadt am Wind nichts mehr unmöglich. Die Stadt sollte sich rasend verändern. Der Kanonsberg sollte Endpunkt einer Seilbahn sein, die über die Warnow bis nach Gehlsdorf und weiter nach Dierkow gehen sollte. Solche Seilbahnen würde es bald überall entlang der Warnow geben. Dem Architekten hatte dieses Zukunftsprojekt vor ein paar Wochen schon mal den Buenos Aires Award 2017 eingebracht. Aber die Seilbahnen waren nur eine Winzigkeit der größeren Veränderungsvisionen, denn wo Olympia hinkam, da war immer alles möglich. Endlich entwickelten die Rostocker ein Gefühl für ihren Stadthafen, der ihnen in den vielen Dunkeljahren der DDR mittels einer hohen Mauer vorenthalten geblieben war, sodass sie ihn fast vergessen und lange Zeit hatten leer stehen lassen.

Doch nun schüttelten die Rostocker beglückt ihre Köpfe und dachten: ›Dass darauf früher noch niemand gekommen war! Da muss erst ein Venezianer kommen und Luftgondeln planen!‹

Die Seile und Kabinen der Schwebebahnen sollten von innen heraus in den verschiedensten Farben leuchten, so dass es ein Augenschmaus war. Ein Blickfang. Eine Augenweide. Man sollte sie von überall her sehen, diese Buntheit des neuen und strahlenden Rostocks. Auch vom Dobi her, wie der Helmholtzplatz von Rostock freundlich genannt wurde, auf dem Pawel vor das Verkaufsfenster des Dönerladens getreten war, der sich an der spitzen Ecke befand, und wieder vergessen hatte, wie man die zusammengerollten, praktisch zu essenden Teile nannte, die in Alufolie eingepackt wurden.

»Türkisch’ Pizza?«, hatte die blonde Verkäuferin gefragt.

»Richtig! Ohne Kraut, doppelt Fleisch, extra Käse, scharf.«

Als er mit der wabbeligen Alurolle zurück in die Schalle gekommen war, hörte er Stephanie immer noch mit Uta und Ute schwatzen, die heute gemeinsam im ovalen Rund der Theke standen, Gläser polierten und Nachrichten auf Facebook beantworteten: Samstag traten im Hinterzimmer Gogo-Girls auf, und langsam wurden die Plätze knapp. Gerade wurden die letzten zehn bei Ebay versteigert.

»Schon fünfundvierzig Euro pro Platz«, sagte Ute nach einem Blick auf ihr neues Smartphone, das sie am linken Unterarm trug. »Bis siebzig geht’s bestimmt noch.«

»Besser siebzig als fünfundsechzig«, sagte Richard mürrisch, aber darauf fiel niemandem eine Antwort ein. Das war hier meistens so, wenn Richard sich zu einem Kommentar aufraffte.

»Steffi? Pfeffi?«, fragte Uta nach einem kurzen Schweigen, woraufhin Stephanie aber den Kopf schüttelte. Die Kellnerinnen Uta und Ute, Mutter und Tochter, unterhielten sich leise und gaben beide zu Protokoll, dass das die letzten Worte des Autors gewesen waren und sie ihm nicht einmal geantwortet hätten. Später schämten sie sich.

Na toll! Wenigstens etwas.

Sie hätten es Pawel und Kevin gern verschwiegen, aber diese beiden Ermittler waren viel zu raffiniert, um falsche oder unwichtige Fragen zu stellen. Sie waren nicht irgendwelche Ermittler! Zu allem Übel hatte sich auch noch Björn angekündigt. Er war schon am Darßer Ort. Pawel hatte weitere seiner ersten Stöße abbekommen, als er zurückgekommen war, die Alurolle hatte er sich aber nicht abjagen lassen.

Während Stephanie weiter monologisierte, war er mit der Rolle in der Hand zum Thekentisch gegangen, hatte sich die Schneeflocken von der Jacke geschüttelt, noch schnell einen Blick zur Tür geworfen, die sich aber nicht geöffnet hatte. Er war zum einzigen Durchgang der Theke gegangen, hatte sich gesetzt und mit dem Essen begonnen, während er vielleicht als einziger Anwesender Stephanie zuhörte, die es registrierte, obwohl er sie mit keinem Blick streifte, denn Pawel mochte es ganz und gar nicht, wenn man ihm beim Essen auf den Teller starrte. Er hatte da so seine Erfahrungen auf den sechs Hochseetrawlern gemacht, auf denen er über zwanzig Jahre zur See gefahren war. Niemand sah ihm zu. Stephanie erzählte von ihrer Arbeit, aber ohne sich groß um den Inhalt ihrer Rede zu kümmern. Und Pawel kaute, ohne zu schmecken.

Stephanie arbeitete in Halle zwei des alten Stellwerks, die sich noch immer hinter dem Hauptbahnhof befand, Ausgang Südstadt, wobei Rostock allerdings keine Nordstadt hatte, denn im Norden war die Warnow und später die Ostsee. Und dann kam auch schon das Wikingerland.

Stephanie war schon vor der Wende Angestellte der Bahn gewesen, die damals Deutsche Reichsbahn hieß, was für die DDR ein Novum gewesen war, denn alles, was mit Deutschem Reich und Drittem Reich und Reich der Deutschen zu tun gehabt hatte, hatte ja übertüncht werden müssen, aber die Namensrechte der Reichsbahn lagen in der Schweiz, und die Schweizer wollten eine so hohe Ablösesumme, dass sie die DDR nicht aufbringen konnte. So blieb es mangels Devisen bei Deutsche Reichsbahn, was aber Stephanie nie gestört hatte. Auch die anderen Hunderttausend Arbeitnehmer und Angestellten hatten sich darum kaum gekümmert, die die Bahn beschäftigt hatte, die jetzt Deutsche Bahn hieß.

Stephanie war mittlerweile unkündbar, aber trotzdem absolvierte sie ihren Fließbandjob zuverlässig und schnell. Sie hatte nur darüber schmunzeln können, als sich ein paar der Stammkunden gewundert hatten, dass so viele Abfallbehälter gebraucht wurden, dass Stephanie permanent kurze und harte Handkantenschläge austeilte, denn es war ja nicht so, dass sie nur deutschsprachige Aufkleber anbrachte. Sie war spezialisiert. Das leuchtete den Männern ein, und als Stephanie dann in vierunddreißig Sprachen sagte, dass die großen Abfallbehälter im Vorraum seien, war sie am Ende zu betrunken, um all die spendierten Pfeffis auszutrinken. Oder wie Falk lauthals gesagt hatte: »Irren ist menschlich, sagte der Igel und stieg von der Haarbürste.«

Halle eins hingegen hatte die Deutsche Post von der Deutschen Bahn gemietet und zur Hauptverteilerstation Rostocks gemacht. Jeden Morgen gegen drei Uhr fünfzig zog ein Heer gelber Fahrräder nebst Angestellten los, um ein dichtes, undurchlässiges Netz von Mahnungen, Forderungen, Vorladungen, Offenbarungseidanordnungen und Glücksspielgewinnverheißungen auszuwerfen, in dem sich mittlerweile so gut wie jeder Rostocker verfangen hatte. Denn die Stadt am Wind war endgültig zum Tor zur Unterwelt geworden und die Schallmauer war die Klinke dieses Tores. Man sah es ihr nur nicht auf den ersten Blick an.

Am zehnten Februar, also vor sieben Tagen, war im Männermagazin Men’s Health eine Statistik erschienen, die in ganz Deutschland zitiert worden war. Zusammen mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse hatte das Männerheft herausgefunden, dass Rostock die Großstadt mit den meisten Knochenbrüchen war. Die Stadt am Wind führte mit großem Vorsprung vor Magdeburg, Halle, Leipzig, Erfurt, Dresden, Berlin und Chemnitz. Dann erst kamen mit Braunschweig, Saarbrücken und Lübeck die ersten westdeutschen Großstädte. Überhaupt kamen dann nur noch westdeutsche Heimstätten der Knochenbrüche.

Nicht nur an verrotteten Straßen, nicht nur an unbeleuchteten Altstadtgassen, nicht nur an den Liebes-, Heimat- und Freundeskreisen von Hansa und Rostock Piranhas lag es, dass Rostock den Spitzenplatz einnahm, es lag auch an den Dutzenden Schiffen, die hier täglich anlandeten und hungrige Tagelöhner ausspuckten, die schwarz mitgefahren waren. Bis Neunzehnhundertsechsundzwanzig war es allgemeines Seerecht gewesen, dass die Besatzung eines Schiffes blinde Passagiere von Bord werfen konnte, aber seitdem das verboten war, quollen die Freihäfen über. Letztendlich aber hatte genau das die vielen Seestädte Europas reich gemacht. Niemand beschwerte sich, und so kam es, dass auch in Rostock immer mehr Menschen für immer weniger Lohn malochten.

Pawel war keiner von ihnen gewesen, weil er nicht mit leeren Händen gekommen war, gekommen war er dennoch von der Kola-Halbinsel, mit dem Umweg einer zwanzigjährigen Arbeitszeit auf See, in der er ein thüringisches Deutsch gelernt hatte. Zurzeit arbeitete er daran, sich vollendend zu sozialisieren. Dazu brauchte er zwar die Schallmauer, aber noch war er an diesem Abend nicht so weit. Beim Essen sollte man ihn nicht stören, das wussten alle.

Drei der sechs maritimen Denkmäler Rostocks waren verschwunden: Ex-Trawler und Partyschiff STUBNITZ war stiften gegangen, Ex-Frachter BÜCHNER war vor Danzig gesunken, Militärschiff HERMELIN war vor Israel von Meuterern gekapert worden, so dass nur noch das Matrosendenkmal, der letzte Werftkran und der Rumpf der UNDINE an Rostocks große Zeit erinnerten, ans Damals, als die Stadt das Tor zur Welt war, das große Tor der kleinen DDR.

Oder wie Falk gesagt hatte: »Passiert.« Doch nicht im Traum hätte er daran gedacht, dass das Ungeheuer Björn in dieser grauenvollen Nacht den denkmalgeschützten Werftkran auf die denkmalgeschützte Werfthalle schleudern würde, in der sich Edeka und Aldi eingemietet hatten. Niemand in Rostock hatte sich das vorstellen können, bis zur Nacht des sechzehnten Februars siebzehn; also gleich passierend …

Stephanie hörte abrupt mit dem Reden auf und sah Uta und Ute an, die gewohnheitsmäßig nickten und Stephanies letzten Halbsatz wiederholten. Es waren die besten Tresenkräfte, die für Geld zu haben waren. Stephanie redete weiter, die Stimmlage war etwas höher geworden, der Rhythmus etwas harmonischer, doch immer häufiger wurde sie unterbrochen, weil nun nach und nach die anderen Stammgäste eintrudelten, obwohl sie im Bedarfsfall die Tagesschau auch hätten hier sehen können. Donnerstag war die Kneipe ein einziger Stammtisch, mittlerweile kannten sich alle, die donnerstags hierherkamen, denn der Donnerstag war für die Rostocker Gastronomie ein schwieriger Tag. Für die Erlebnisgastronomie, die sich immer auf den Freitag und den Samstag konzentrierte, allemal. Die Raucherkneipe Schallmauer war eine der letzten Vorstadtkneipen, die es hier noch gab. Sie lag lange Zeit gegenüber der Ruine der Schnapsbrennerei, wo vor der Wende der berühmt-berüchtigte Rostocker Kümmel verfertigt wurde. Direkt neben der Kneipe war das Gelände der Brauerei, die dank des Bielefelder Mutterkonzerns überlebt hatte. Die Schalle fand sich nur in den Reiseführern von Fliegern und Weltumseglern, weil diese hier eine Runde gratis bekamen, wenn sie auf Durchreise waren, wobei sie sich immer mit demselben Spruch zu erkennen gaben, der wohl in ihren Büchern stehen musste: »Geh mit Gott, aber geh!«

Andere Touristen fanden hier nicht her, schon gar nicht die trägen Kreuzschifffahrer, aber die Weltumsegler und Flieger bekamen hier Die BESTE Rechnung Rostocks: »Vier CL Havanna Club plus Coca Cola macht drei fünfzig.«

Und die Stammkunden natürlich. Aber, na gut, Richard hatte da in seinen ersten Aufzeichnungen für seinen dritten Krimi, den er nun nicht mehr schreiben konnte, ein wenig geflunkert, denn jeder bekam diese Rechnung, wenn er sie bestellte. Ich weiß nicht, wie Richard R. Roesch das hatte austangieren wollen. Es geht uns auch nichts an, tobte über der südlichen Ostsee doch das gewaltige Auge Björns. Der Blizzard kam gemächlich schnell auf Rostock zu, und alle waren froh, als sie die Stammkneipe noch trockenen Fußes erreichten: Maik und Falk kamen zusammen, die drei Besitzer der Kneipe auch, genauso wie die fünf Biker der Motorradgang Ewiger Frieden, die drei Stammgäste innerhalb der Stammgäste, die sich direkt zu Richard setzten, fünf Soldaten des Fliegerhorstes Laage, auf dem auch Engländer und Schotten stationiert waren, der Unbekannte und Thomas, der DM genannt wurde. Zusammen mit Pawel, Richard, Stephanie, Ute und Uta waren es nun also – Moment bitte, lasst mich lügen – genau, fünfundzwanzig Leute. Genau, fünfundzwanzig Menschen, von denen jeder Einzelne Richard gut kannte, und doch sollte einer von ihnen ihn ermorden. Unglaublich das alles: Wenn das Leben logisch wär, dann wär die Logik ganz schön quer. Das war so ein Satz von Richard, der nun wohl auch bald aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden wird.

Die Biker gingen links zur Balustrade, erklommen die beiden Holzstufen und setzten sich in die Nische des Zehnertisches, von wo aus sie zur Not durch eines der Fenster springen konnten, wenn eine Razzia ausbrechen sollte, aber eigentlich war das noch nie passiert.

Sie schlossen ihre Feuerstühle nie an, ließen sie aber auch nie aus den Augen, während sie am Fenster saßen. Rostock war die Großstadt mit den meisten Knochenbrüchen, nicht aber die mit den meisten Diebstählen.

»Eh!«, brüllte Mark, ihr Anführer, aber das war als Begrüßung gemeint, denn ohne Rituale war eine Stammkneipe bekanntlich nur eine Kneipe.

Robert, einer der drei Besitzer der Schallmauer, brüllte zurück. Im Hauptberuf war er Anwalt und hatte nicht nur diese Rockergang unter Vertrag. Doch diese war mit Abstand seine friedfertigste. Die anderen beiden Betreiber waren Piloten eines untergegangenen Staates, die ihre Jagdflugzeuge zu ihrem Leidwesen niemals hatten richtig durchtreten können, weil die DDR einfach zu klein gewesen war und weil die Polen sich immer so affig angestellt hatten. Dabei hätten die Geschwaderpiloten doch nur mal ein bisschen angeben wollen.

Pawel hatte sein Mahl beendet und ging nun die Runde, um alle Anwesenden zu begrüßen, wie es seine Art war. Meistens dauerte das eine Stunde oder etwas länger. Er sorgte aber sofort für Heiterkeit, als er bemerkte, dass er die Plastikschiene auf den Mittelfinger der linken Hand geschoben hatte, obwohl er sich doch den Ringfinger beim Volleyball angebrochen hatte.

Falk sagte: »Auch nicht schlecht.«

 

Zweites Kapitel, Sechzehnter Februar Zweitausendsiebzehn.

Mit Pawel war das so eine Sache. Um sich im Westen völlig einzuleben, hatte er als guter Nordrusse beschlossen, wie die Westeuropäer zu trinken. So hatte er es vor fünf Jahren, als er an Land geblieben war, zu den anderen Russlanddeutschen gesagt, die sich einmal im Monat trafen, um von der Heimat zu schwafeln, um Wodka zu trinken, um in Zwiebeln und Gurken zu beißen. Pawel, der die letzten zwanzig Jahre heimatlos auf See verbracht hatte, hatte ihnen erklärt, er wolle weder schwafeln noch lamentieren, das Zuhause sei da, wo das Fremde nicht war. Und war hier, in Rostock, etwa das Fremde? Nein! Wenn er Sehnsucht nach Russland gehabt hätte, hätte er ja auch in Russland bleiben können. Er wollte in Deutschland leben, er wollte Deutscher werden, er hatte die letzten Jahrzehnte Deutsch gesprochen, und nun, an Land, wollte er trinken wie die Deutschen. Irgendwer hatte ihm eingeredet, vielleicht war es Richard gewesen, dass die Westeuropäer am liebsten Gin-Cocktails tranken, und so hatte er parallel zu seinen Kriminalfällen begonnen, diese Cocktails zu probieren. Beim ersten Fall hatte er unbedingt einen French 75 trinken wollen, doch über die ganze Ermittlungsarbeit hinweg hatte er keine einzige Gaststätte in Rostock gefunden, die dieses Getränk anbot, bis er dann endlich ans Farelli am Brink geraten war, wo sie ihm fünfzehn Euro dafür abgeknöpft hatten.

Und das war wohl auch der Grund, warum es diesen Drink nur in echten Cocktailbars gab, denn er wurde mit Champagner – nicht mit Sekt – gemixt. Das Problem für den Wirt dabei war, wenn jemand einen French 75 orderte, dann hatte er eine Champagnerflasche, die noch zu drei Viertel gefüllt war, offen. Und offene Flaschen waren überhaupt nicht das, worauf ein echter Champagner aus der Champagne Wert legte. Innerhalb kürzester Zeit wurde er über so eine Frechheit als echter Südfranzose und Fast-Baske richtig sauer, süßsauer sogar.

Pawel kannte die Basken von seiner Fahrzeit auf See her nur allzu gut. Seit Jahrhunderten stellten sie auf den Walfängern die Harpuniere. Von Generation zu Generation hatten diese kleinen, dickbäuchigen Fast-Spanier ihr geheimes Wissen weitergeben, wie man den Wal am besten so harpuniert, dass er schwamm, aber nicht sank, dass er schwach blieb, aber nicht verstarb. Und selbst als der Norweger die elektrische Harpunenkanone erfunden hatte, mit der das Massenmorden der dem Menschen verwandten Wale und Delphine dann wie im Handstreich vonstattenging, hatten die Basken ihre Vormachtstellung an der Harpune der Walfänger nicht eingebüßt. Sie hatten die norwegische Erfindung mit ihrer Metallfeder in ihre Erfahrungen integriert, und Pawel Höchst, Fang- und Verarbeitungsfischer außer Dienst, wusste, wie viel Mut es erforderte, sich einem Basken gegenüberzustellen. Kein Wunder, dass dieses Wagnis kein einziger Rostocker Wirt eingehen wollte. Pawel verstand sie nur allzu gut: Süßsaurer Champagner konnte einem die Lizenz kosten.

Es blieb immer ein Restrisiko, einen Fast-Basken für nur einen Kunden zu öffnen, das kaum ein Wirt auf sich nahm. Da war man dann doch zu sehr Mecklenburger und verwies lieber auf einen schönen, reellen Klassiker wie Gin-Tonic. Oder doch Rum-Cola? Oder Mann un Fru?

Bei seinem zweiten Fall hatte Pawel es leichter gehabt, aber wie eklig süß schmeckte ein Pink Clover Club! Ganz sicher nur etwas für die weibliche Menschheit im Alter zwischen sechzehn und zweiundzwanzig Jahren. Pawel hatte den Drink kaum herunterbekommen, der ihn aber immerhin auf die Spur dieser jugendlichen Mörderin geführt hatte, die nicht aus Eifersucht, wohl aber aus Liebe getötet hatte, was noch so ein verrücktes Mordmotiv gewesen war: Weil die Liebe zu groß für die Mörderin geworden war, hatte es einen Mord aus Liebe gegeben, den die Fachwissenschaftler in ihre Lehrbücher aufgenommen hatten.

Die Dame aus den Schweriner Oberen Zehndutzend war von ihrer minderjährigen Geliebten getötet worden, weil diese zu sehr unter ihrer eigenen Liebe litt; aber, seien wir ehrlich, das hatte nicht Pawel festgestellt, das hatte Kevin mit seinem Freund herausbekommen. Zwischen Kevin und Pawel stand es jetzt eins zu eins, doch Pawel war immerhin mit dem Probieren aller Gin-Cocktail-Klassiker fertig. Er hatte seine Siebenerliste, mit der er sich nun an die westliche Lebensart gewöhnen wollte, endlich fertig.

Es war eine langwierige Probezeit geworden, denn es gab mehr solcher Klassiker, als Pawel sich hatte vorstellen können. Als hätten die Briten in ihrem Weltreich nichts anderes zu tun gehabt! Als würde Gin wirklich gegen Malaria, gegen Heimweh, gegen Knochenbrüche und Finanzbeamte helfen! Als hätten die Engländer die Schotten und die Inder mit Gin regiert! Jede Region ihres verblassten Weltreiches hatte eine andere Gin-Spezialität. Beim Wodka gab es nur vier Variationen, wusste der Nordrusse: Wodka mit Wodka, Wodka mit Flugbenzin, Wodka mit rohen Zwiebeln und für die Gäste Wodka mit Altwasser.

Aber beim Gin!

Doch diese harte Eingewöhnungszeit lag hinter Pawel. Jetzt war er Westeuropäer, der für jeden Tag einen eigenen Cocktail hatte, wie es bei Westeuropäern doch wohl üblich war. Pawel war somit ein Rostocker Vorzeigeeuropäer geworden, ohne es zu wissen. Montags gab es Moon River, dienstags Knock out, mittwochs Kiss in the Dark, donnerstags Red Kiss, freitags Earthquake, samstags Burnside und sonntags Luigi. Selbstredend waren es alles starke Drinks, aber war das nach all dem Aufwand nicht auch irgendwie logisch? Besonders der Freitagsdrink hatte es in sich, von dem es in einem amerikanischen Cocktailbuch hieß, das mitten in der Zeit des Alkoholverbots erschienen war: Sollte es, während Sie diesen Drink zu sich nehmen, zu einem Erdbeben kommen, so wird es sie kaum beunruhigen. Ein Teil Gin, ein Teil Whisky, ein Teil Pernod, kräftig schütteln, langsam trinken. Gemächlich nachbestellen.

Beim Burnside hatte Pawel lange überlegt, denn er hatte zum Woodstock tendiert, weil dieser Drink leichter zu artikulieren war, und auch wenn man nur noch eine Silbe herausbekam, konnte der Kellner sich die andere schnell selbst denken, aber letztlich hatte sich Pawel am Riemen gerissen, denn jetzt war er nun mal Westeuropäer, und hatte sich für den Geschmack entschieden, nicht fürs Pragmatische.

Denn ein großer westeuropäischer Philosoph hatte verkündet: Alles Praktische ist sinnentleert. Und Pawel kannte sogar den Namen: In der Regel heißt er Hegel.

Pawel bekam nach dem Essen von Uta seine drei zerstoßenen Eiswürfel mit einem Teil trockenen Vermouth, einem halben Teil Gin und einem halben Teil Kirschbrandy hingestellt und meckerte sofort, weil die Cocktailkirsche aus der Zitronenschalenspirale gerutscht war. Sie schwamm im Glas und saugte höchstwahrscheinlich den ganzen, teuren Alkohol auf, der dann nur noch wie Kirsche schmeckte. Da konnte er ja auch gleich Bowle trinken.

Nun hieß es für Pawel eigentlich, schnell zu sein: Er musste die Kirsche aus dem Glas nehmen, sie mit der Zunge gegen den Gaumen quetschen, die Flüssigkeit zurück ins Glas spucken und die Frucht wieder in die Zitronenschalenspirale legen; viel Aufwand und alles andere als ein hübscher Roter Kuss. Er konnte das alles aber auch lassen. Und besonders das mit der Schnelligkeit.

Uta riet: »Mach keine Welle.«

Pawel nickte betroffen.

Uta stellte ihm ein leeres Schälchen hin und ging zurück zu den vier Zapfhähnen: Rostocker Hell, Rostocker Dunkel, Störtebeker Roggenweizen aus Stralsund, und seit Neuestem gab es hier auch das untergärige Rostocker, das sich sofort großer Beliebtheit erfreute, weil es mal etwas ganz anderes war.

Die Rostocker Brauerei fand sich gleich hinter der Ruine, die neben der Schallmauer war und sich Peter-Weiß-Haus nannte. In der Ruine ließen es sich Rostocker Jugendgangs gut gehen. Sie fochten Kulturkämpfe aus, ohne eine Hand zu krümmen. Sie kämpften auf Tanzflächen und unter den uralten Bäumen des Freigartens, der aber eine einzige Veralberung war, wie Pawel herausgefunden und beleidigt herausposaunt hatte: Denn im Freigarten gab es gar kein Freibier.

Er nippte an seinem Kuss in Rot und balancierte die Kirsche dazu auf der Oberlippe, direkt auf der Kerbe unter der Nase. Das gelang ihm ganz gut. Bis Falk einen uralten Witz aufpolierte: »Und Pawel ist jetzt also schwul. Was sagt denn seine Frau dazu?«

So plätscherten die Gespräche an diesem unheilvollen Donnerstag vor sich hin, und alles hätte gut bleiben können, wenn sich die Ereignisse nicht überstürzt hätten. Später sagten einige Stammgäste aus, dass ihnen diese Ruhe und Friedfertigkeit zwischen neunzehn und zweiundzwanzig Uhr fünfzehn verdammt niedersächsisch vorgekommen seien. Und das habe nicht allein an der Zerstörungswut Björns gelegen, der in dieser Nacht die ganze KTV auseinandergenommen hatte, als wäre man bei den Chaostagen in Hannover.

Es wurde langsam getrunken, das Essen wurde bei Uta bestellt, die es telefonisch an die Gaststätte Plan B weitergab, die sich auf der anderen Straßenseite befand. Keine zwanzig Minuten später wurde geliefert. Weil aber die Schallmauer eine Raucherkneipe ohne Küchenlizenz war, musste im Hinterzimmer gegessen werden, das der Klubraum des Vereins Rostocker Flotte Fleißige Flieger e.V. und somit nicht an die Kneipenvorschriften gebunden war. Dort konnten samstags auch die Go-go-Girls ungeniert strippen. Mittwochs die Go-go-Boys, denn mittwochs war Damenwahl. Doch heute war Donnerstag, und donnerstags fiel höchstens mal ein Sack Reis um. Oder ein Thekenhocker.

»Verdammt«, sagte Falk, »die sind aber auch wackelig!« Er bückte sich und hob seinen Untersatz wieder auf.

Die ovale Theke nahm die ganze Mitte des vorderen Raums ein und hatte nur einen schmalen Zugang, vor dem sich die Stammgäste jeden Donnerstag versammelten, um von hier aus die gegenüberliegende Tür des Haupteingangs immer im Auge zu behalten, der hinter der mächtigen Holzbalustrade des Tresens war. Sollte der Deal mit Alex, stellvertretender Leiter der Polizeidienststelle 1, doch mal platzen, hatte jeder von ihnen die Möglichkeit, noch schnell durch den Nebenausgang zum kleinen Innenhof zu entweichen, der sich linkerhand befand.

Käme hier eine Hundertschaft in Vollmaskierung vorbei, denn in Rostock agierte die Polizei schon lange nicht mehr mit Zehnerstaffeln oder anderen Kleinstgruppen, so könnten die Stammkunden ihrem Fluchtinstinkt freien Lauf lassen, denn Vorsicht war besser als Nachsicht und kostete immer nur die Hälfte.

Auch bestand die Möglichkeit, nach unten zu laufen und durch die Fenster des kleinen Separees zu entweichen, das hausintern Bumszimmer genannt wurde. Stammgäste konnten es gelegentlich mit ihren Auserwählten gegen einen kleinen Obolus nutzen, sobald der Alkohol geschmeidig und schön gemacht hatte, was besonders häufig zwischen zwei und drei Uhr morgens der Fall war. Dann wurde es unten herum oft eng und feucht.

Aber eigentlich war auf Alex Verlass. Schon seit vier Jahren, seitdem er nackt auf dem Tresen getanzt hatte, hielt er die Mauer aus allen Ermittlungen raus. Die Razzien fanden woanders statt. Montags kam Alex auf einen Kaffee vorbei und bekam Antworten auf seine Fragen, ohne groß eine Welle machen zu müssen. Man war eben in Rostock.

Für Uta und Ute war das alles allerdings eine ungeheure Arbeitserschwernis, denn wenn sich die dickbäuchigen und reaktionsverlangsamten Kerle vor dem einzigen Ausgang der Theke gruppierten, hieß das für die Kellnerinnen, sich jedes Mal mit Tabletts und Rufen einen Weg erkämpfen zu müssen. Der belagernde Pulk konnte fast nie so schnell für einen Durchgang sorgen, wie es gerade die zwanzigjährige Ute, Utas Tochter, gern gehabt hätte. Ihr jugendlicher Arbeitseifer wurde Mal um Mal gestoppt, torpediert oder unbeabsichtigt gebremst; was schon zu bösen Überraschungen geführt hatte. Und zu ganz bösen. Die alle in langwierigen Versöhnungsorgien geendet hatten.

Doch innerhalb der ovalen Theke hatten die beiden Frauen genügend Platz. Zwar stand hier die Musikanlage mitsamt dem Arbeitscomputer, den Falk routinemäßig jeden Dienstag reparierte, weil er am Wochenende zumeist abstürzte, was aber niemanden mehr aus den Socken haute; aber sonst war hier viel Platz.

Die Schallmauer verteidigte ihren Ruf eisenhart, die Kneipe mit den längsten Öffnungszeiten zu sein, sodass viele Angestellte der anderen Gaststätten nach der Schicht noch zu einem Absacker hierherkamen. Und genau das war überlebenswichtig für das Geschäftsprinzip der Mauer. Während dann nämlich kollegial die Tageseinnahmen ausgewertet und die Geschäfte verglichen wurden, erhielten die Besitzer der Schalle kostbare Informationen über die Zustände der Konkurrenz. Und genau das ermöglichte ein ungefährdetes Kreditnebengeschäft. Wasserdichte Vordrucke lagen griffbereit, auf denen nur noch Laufzeit, Summe, Zinsen und Art der Sicherheit eingetragen werden mussten; Rostocks Wirtschaft funktionierte, auch wenn die Banken neuerdings etwas anderes behaupteten, weil sie schon lange außen vor waren. Und Alex konnte alle paar Jahre einen fiesen Steuersünder hochgehen lassen, der eigenartigerweise immer aus der Gastronomie kam, um seinen Pensionsanspruch zu sichern: Wer die Klinke des Tors zur Unterwelt drückte, der sollte nicht gleichzeitig den Lichtschalter betätigen.

Denn wer im Licht stand, der stand bekanntlich nicht im Schatten. Und wer nicht im Schatten stand, der musste sich erklären. Darauf hatten die wenigsten hier Lust, glaubte Robert, auch wenn er wusste, dass sie hier am Stammtisch andauernd etwas erklärten, es war doch nie das, was sie wirklich beschäftigte. Er hörte, wie die anderen auch, dem Radiomoderator erneut zu.

»Antenne emmmvau mit einer Sondermeldung. Orkantief Björn, das augenblicklich noch die südliche Ostsee zerfetzt und den Darß geentert hat, weitet sich zu einem maskulinen Tornado aus. Björn schlägt eine Schneise der Verwüstung, wie man so sagt, auch wenn das auf dem Wasser ja schwer sein dürfte, aber entlang der mecklenburgischen Schönheitsküste ist das kaum zu übersehen. Prognosen zeigen an, dass Björn bei Bad Doberan aufs Landesinnere drehen wird, um dann von Westen her direkt auf Rostock zu marschieren. Stechschritt, allemal. Man rechnet damit, dass Björn sich Rostocks Stadtkern vornehmen wird. Also: Innenstadt, Stadthafen, Kröpeliner-Tor-Vorstadt, all das wird so gefährdet sein wie einst beim Angriff der Gegner von G-Acht. Erinnert euch, dass damals keine einzige Schaufensterscheibe heil geblieben ist. So wird es kommen, ich sage es euch, Leute, so wird es kommen! Zumal fordert das Innenministerium des Landeshauptdorfs Schwerin alle Einwohner der inneren Bezirke Rostocks auf, in ihren Häusern oder in ihren Notunterkünften zu bleiben. Gehen Sie nun nicht mehr außer Haus! Die Versicherungsbranche gibt bekannt, dass sie für Personenschäden auf offener Straße nicht aufkommen wird, die nach dieser Sondermeldung passieren. Das war Antenne emmmvau mit einer krassen Sondermeldung für alle Rostocker Jungs und Mädels da draußen. – Leute, es wird ernst! Dead is coming, ein Song von Marteria.«

»Björn, der Seebär«, sagte Falk und warf einen Blick durchs Fenster auf die Doberaner Straße, wo aber trotz der Ankündigung keine Autoteile durch die Luft flogen. Sicherlich, der Schnee kam quer, zerfloss aber weiter am Sicherheitsglas der Schalle.

›Mediengefasel‹, dachte Maik.

»Wollt ihr eure Öfen auf den Hof schieben?«, fragte Molle diagonal durch den Saal, woraufhin zwei Biker den Kopf schüttelten und drei nickten.

»Dann geb ich euch den Hofschlüssel. Mit Björn ist nicht zu spaßen. Die Sau will werfen, soviel ist sicher.«

In diesem Moment erklang ein Hit von Depeche Mode, und sofort vergaßen die meisten der Kerle den Sturm auch schon wieder. Viele erinnerten sich an ihre Jugendzeit, die einen mit gutem Gefühl, die anderen mit schlechtem. War man als Teenager hier Depeche Mode-Fan gewesen, hatte man sich vor Mädchen und jungen Frauen nicht retten können, gerade auch, wenn man die gängige Frisur und Mode trug; war man es aber nicht gewesen, so konnte man nur zu Tode beleidigt zuschauen. Das sorgte noch heute für jede Menge Zündstoff, doch waren die DM-Fans mittlerweile so weise geworden, bei den Liedern nicht einmal mehr einen Seufzer hören zu lassen. Ute hielt die Spannung und die Stille trotzdem nicht aus. Sie stellte das Radio ab und ließ den Zufallsgenerator die Musikauswahl bestimmen.

»Tie änd tie«, brüllte jeder im Kneipensaal kurz darauf mit. Tieändtie! Drei Buchstaben, die man sich leicht merken konnte, weil sie ja eigentlich nur ein einziger waren. Beim dritten Mal allerdings wurde jemandem die Kneipentür aus der Hand gerissen. Sie wurde an die Wand geschlagen, ein Schwall feuchtes Weiß fegte in den Vorraum und kam fast bis zum Thekenrand, dann erst konnte sich der Fremde gegen die Tür stemmen und sie schließen. Es war der Moment, als der Titel abrupt endete und ein Lovesong begann. Alle Augen waren auf den Fremden gerichtet, der in der Nähe der Tür stehengeblieben war, auf das Thekenholz klopfte und sagte: »Glotzt nicht so!«

Er zog die Lederjacke aus, hängte sie über einen Hocker, kletterte auf den, der daneben stand, und legte eine Fünfundvierziger auf den Tresen. Daneben stellte er gelassen Patrone um Patrone, bis die zwei Dutzend voll waren.

Der Lovesong aber erreichte seinen Höhepunkt, und unwillkürlich jaulte Falk kurz mit. Dann sagte der Fremde: »Mit jungen Pferden macht man keine geraden Furchen!«

 

Drittes Kapitel, Sechzehnter Februar Zweitausendsiebzehn.

Die fünf Motorradrocker blieben in ihrer Ecke, schraubten aber langsam und unauffällig die Beine vom Tisch, wobei sie sich die Tischplatte auf die Knie legten, so vorsichtig und gelassen, dass das Bier in den Gläsern nur ganz leicht vibrierte. Mark nickte seinen Mannen zu. Sie behielten eine Hand unter der Tischplatte, mit der anderen umfassten sie die schweren Humpen. Keiner der fünf kam auch nur auf die Idee, jetzt einen Schluck zu nehmen.

In ganz großer Seelenruhe sagte der Fremde: »Wer mich vor sieben Jahren verpfiffen hat, das will ich wissen. Und dann will ich, was mir zusteht. Darum bin ich hier.«

Maik sagte: »Er will, was ihm zusteht.«

Falk sagte: »Das will ich auch.«

Mark sagte: »Wer will das nicht.«

Molle meinte, er wisse, wer das sei.

Der Fremde nickte: »War mir klar, dass du mich nicht vergisst. Ute, meine Schönste, gib mir Bockwürste mit Senf und Brötchen, oder hast du deinen Ex schon vergessen?«

Ute wurde kreideweiß, hängte sich über das Abwaschbecken, aber obwohl sie würgte, konnte sie sich nicht erleichtern.

›Nette Begrüßung, muss ich mir merken‹, dachte Richard, aber er hütete sich, jetzt zu stören. Er malte auf einem Stück Papier in Worten.

Es war Uta, die routinemäßig dazwischen ging, als würde sie das täglich machen: »Unser wechselndes Aktionsangebot ist zurzeit: Harzer Roller in Kettwurst neben vier Schliecker Feuersteinen für unschlagbare drei Euro siebzig. Wir haben Hasseröder Werbewoche.«

»Ich warte bis zur Beck’s Werbewoche. Ich liebe Labskaus«, fühlte einer der Jungspunde vom Fliegerhorst Laage sich genötigt, sagen zu sollen. Niemand antworte ihm, alle sahen auf den Fremden, der einigen Anwesenden nicht mehr so fremd vorkam, obwohl sie ihn immer noch nicht einordnen konnten. In die Schallmauer kamen bekanntlich viele Leute, und die meisten gingen auch wieder hinaus.

»Bist du schon raus?«, fragte der Unbekannte. »Ich dachte, du hättest ein paar Jahre abzusitzen.«

»Freigang. Bis heute zehn Uhr. Muss gleich wieder los, aber das weiß Uta ja.«

»Frechheit«, brachte Ute endlich heraus. Sich zu übergeben, das hatte sie sich nach alter Schallmauer-Schule nicht.

»Lass mal«, sagte Molle. »Mirko verträgt keinen Käse. Bei Käse kriegt er Pickel und der Hals schwillt ihm zu.«

Mirko nickte. Man sah ihm an, dass er etwas sagen wollte, was ihm auf der Seele brannte, aber er war eben keine Berliner Schnauze. Noch ehe er reagieren konnte, sprang die Tür erneut auf und in bestem Berlinerisch schneite Kevin Hilbig im wahrsten Sinne des Wortes herein. Pawel und Richard fielen fast die Augen aus den Köpfen.

Es ist nicht überliefert, mit welchem Berliner Spruch Kevin die Situation an sich riss, wohl aber ist gesichert, dass nun niemand mehr in die Schallmauer kam. Unbekümmert stieg Kevin die beiden Stufen hoch, schlug dem Fremden auf den Rücken, wobei dessen schöne Patronenreihen umkippten, und klopfte aufs Thekenholz. Alle klopften auf irgendwelchen Hölzern zurück.

Kevin sagte: »Ick glob, ick spinne. – Ick sitze da un esse Klops. Uff enmal klops. Ick denk: Nanu! Nanu, denk ick. Ick gehe raus und kiecke. Un wer steht draußen? Icke! – Wollt doch mal sehen, was ihr hier donnerstags immer so treibt. Nett hier!«

Die Mecklenburger sahen sich an. Nett hier – sollte das eine Beleidigung sein? Die Männer waren unschlüssig.

Pawel Höchst richtete sich auf den Sprossen des Thekenhockers halb auf und sagte: »Das ist mein Kompagnon. Mit dem löse ich meine Kriminalfälle. Ihr kennt ihn aus der Zeitung.«

»Du meinst, wenn wieder mal eine Katze verschwunden ist?«, fragte Falk, aber das war nur Reflex.

»Komm her und sei still!«, sagte Pawel zu Kevin. »Hier ist gerade die Kacke am Dampfen.«

»Jedenfalls verarscht man mich nicht«, fasste Mirko zusammen, der der Fremde blieb.

»Das ist der Fremde«, flüsterte Pawel.

»Ist das eine Fünfundvierziger, Spezialkaliber?«, flüsterte Polizeianwärter außer Dienst Hilbig zurück.

»Hier wird nicht geflüstert«, flüsterte Uta. »Wer flüstert, der lügt! Und wer lügt, gibt einen aus.«

Molle warf einen Blick zum Boss der Motorradrocker und sagte: »Das ist der Typ, der uns alle verarscht hat. Das war vor neun Jahren. Erinnert euch. – Das ist Mirko!«

»Wegen dem wir alle fast eingefahren wären?«, fragte einer der anderen Rostocker Rocker, der auch gleich näher vorgestellt wird.

Leider überschlugen sich gerade die Ereignisse, sodass man als tiefsinniger und ernsthafter Schriftsteller kaum hinterherkam. Natürlich hätte man als gewiefter Unterhaltungsautor die Namen mit den biografischen Stichworten viel früher einführen sollen, aber vergessen Sie bitte nicht, dass ich nur für Richard R. Roesch eingesprungen bin. Mein Metier ist eigentlich die ernsthafte Literatur, in der Namen nur Schall und Rauch sind – Figuren sowieso –, und in der sich alles um Sprachrhythmus und Metaebene dreht. Ich weiß aber aus den Aufzeichnungen Richards, dass bei einem Kriminalroman ganz anders gerechnet wird. Und, eines ist auch klar, ich bin noch immer, auch wenn das alles nun schon wieder ein paar Wochen her ist, voller Trauer, voller Zweifel, voller Trübsinnigkeit, ob des Mordes.

Genau wie Pawel, man sah es ihm noch lange nach diesem grauenvollen Februartag an. Er lief durch Rostock wie Falschgeld, er wurde von einer tröstenden Hand zur anderen gereicht, aber er hielt es nirgends aus. Immer wieder wechselte er die Gesprächspartner, Susanne konnte ihn nicht trösten, und zu allem Übel verlor Empor Rostock jedes Spiel, das Pawel mit seinen Zwillingen sah. Was sollte aus ihm werden?

»Und jetzt ist er hier.«