Ruf des Lebens – Zeit des Aufbruchs - Evelyn Prentis - E-Book
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Ruf des Lebens – Zeit des Aufbruchs E-Book

Evelyn Prentis

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Beschreibung

"Ich bin nicht die geborene Krankenschwester. Nicht jede ist zur Krankenschwester berufen, egal, wie sehr sie sich auch in diese Arbeit stürzt. Passionierte Krankenschwestern dagegen sind leicht zu erkennen. Sie tragen eine Leidenschaft und Kraft in sich, die sie nie zu verlassen scheint - so verzweifelt die Umstände auch sein mögen."

1934 beginnt die junge Evelyn Prentis im Krankenhaus von Nottingham ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Weniger weil es ihr Traum ist, sondern vielmehr auf Drängen ihrer Mutter, die ihre Tochter versorgt wissen möchte. Schon bald lernt Evelyn den rauen und harten Krankenhausalltag kennen. Sie muss kochen, putzen, waschen und dabei stets die strenge Hierarchie der Schwestern beachten. Doch zwischen all der Arbeit, der Schikane und den vielen traurigen Schicksalen, erlebt Evelyn auch immer wieder Momente der Hoffnung und des Glücks …

Die ergreifenden Memoiren der englischen Krankenschwester Evelyn Prentis als deutsche Erstausgabe. Für alle Fans von Donna Douglas und der TV-Serie „Call the Midwife“. Alle Titel der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Über das Buch

Ich bin nicht die geborene Krankenschwester. Nicht jede ist zur Krankenschwester berufen, egal, wie sehr sie sich auch in diese Arbeit stürzt. Passionierte Krankenschwestern dagegen sind leicht zu erkennen. Sie tragen eine Leidenschaft und Kraft in sich, die sie nie zu verlassen scheint - so verzweifelt die Umstände auch sein mögen.

1934 beginnt die junge Evelyn Prentis im Krankenhaus von Nottingham ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Weniger weil es ihr Traum ist, sondern vielmehr auf Drängen ihrer Mutter, die ihre Tochter versorgt wissen möchte.

Schon bald lernt Evelyn den rauen und harten Krankenhausalltag kennen. Sie muss kochen, putzen, waschen und dabei stets die strenge Hierarchie der Schwestern beachten. Doch zwischen all der Arbeit, der Schikane und den vielen traurigen Schicksalen, erlebt Evelyn auch immer wieder Momente der Hoffnung und des Glücks …

Die ergreifenden Memoiren der englischen Krankenschwester Evelyn Prentis als deutsche Erstausgabe. Für alle Fans von Donna Douglas und der TV-Serie »Call the Midwife«. Alle Titel der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Evelyn Prentis

Evelyn Prentis, geboren 1915, wuchs in Lincolnshire auf. Mit achtzehn Jahren verließ sie ihr Elternhaus, um eine Ausbildung zur Krankenschwester zu absolvieren. Während des Zweiten Weltkrieges zog sie nach London, heiratete und gründete eine Familie. Sie starb 2001 im Alter von fünfundachtzig Jahren. Über ihr Leben als Krankenschwester hat sie mehrere Bücher geschrieben. Ruf des Lebens – Zeit des Aufbruchs ist der erste Titel dieser Buchreihe.

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Evelyn Prentis

Ruf des Lebens – Zeit des Aufbruchs

Übersetzt aus dem Englischen von Cécile G. Lecaux

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Impressum

Für Elizabeth, Zoe,

Robert und Madeleine

Mein Leben als Krankenschwesternschülerin in den 1930er Jahren

Kapitel 1

Ich möchte gleich zu Beginn meiner Geschichte betonen, dass es kein Kindheitstraum von mir war, Krankenschwester zu werden. Nicht jedes kleine Mädchen ist für diese Aufgabe geschaffen. Und auch nicht jede Krankenschwester, egal wie hingebungsvoll sie sich ihrer Aufgabe widmet, nachdem sie sich für diese Laufbahn entschieden hat. Man erkennt gleich, ob jemand eine »geborene« Krankenschwester ist. Diese Frauen besitzen eine Entschlossenheit und einen Mut, die sie auch in den scheinbar ausweglosesten Situationen nicht im Stich lassen. Sie sind zu beneiden.

Mütter von geborenen Krankenschwestern sind ebenso leicht auszumachen. Sie schwelgen stundenlang in Erinnerungen, wie ihre Tochter schon als kleines Mädchen Doktor und Krankenschwester gespielt und ihre verletzten Puppen und kranken Teddybären verarztet und gesund gepflegt hat.

Ich für meinen Teil habe nichts dergleichen getan. Ich habe in meinem ganzen Leben keiner Puppe einen Verband angelegt.

Es war meine Mutter, die beschloss, dass ich Krankenschwester werden sollte. Der Einfall kam ihr eines Nachmittags beim Brotbacken. Sie backte jeden Freitag Brot. Montags wurde, egal bei welchem Wetter, gewaschen und gemangelt, und sie ging erst zu Bett, wenn auch das letzte Taschentuch sauber und glatt war. Egal was geschah, an einem Montag musste alles warten, bis auch das letzte Wäschestück gebügelt, gefaltet und in den Schrank geräumt war. Dienstags waren die Schlafzimmer dran, eine Aufgabe, die den ganzen Tag in Anspruch nahm. Mittwochs schrubbte, scheuerte und polierte sie mit bloßen Händen, wie sie selbst stolz betonte, jede Oberfläche im Haus bis in den letzten Winkel, auch in den Zimmern, die sie schon tags zuvor gewienert hatte. Donnerstags fing sie dann noch mal von vorne an, für den Fall, dass sie am Vortag ein Staubkörnchen übersehen hatte, wobei sie jetzt sogar noch sorgfältiger wischte, weil der Staub am Freitag, dem Backtag, ungehindert alles wieder verschmutzen würde. Das Backen beanspruchte, wie das Säubern der Schlafzimmer, fast den ganzen Tag.

Neben Brot wurden freitags große Mengen an Pies, Kuchen und sonstigem Gebäck auf Vorrat gebacken. Mein Vater aß reichlich und nahrhaft, und er mochte die Ränder etwas dunkler gebacken, was meine Mutter bei der Zubereitung beherzigte. Je nach Qualität der Holzkohle und Windrichtung wurde unser Ofen zuweilen etwas heiß. Dann wieder kam es vor, dass aus irgendeinem Grund das Gebäck nach der Garzeit noch ebenso blass war wie beim Hineinschieben in die Röhre, nur deutlich härter. So wie vieles in unserem Leben bargen eben auch die Backtage allerlei Unwägbarkeiten.

An jenem Nachmittag war ich in der Schule wieder einmal auf meine Berufsausbildung angesprochen worden, ein Thema, das die Schulleiterin schon länger beschäftigte.

»Du musst, wenn du heimkommst, mit deiner Mutter darüber reden«, sagte sie streng. »Sag ihr, dass du dich entschieden hast, Lehrerin zu werden.«

Das hatte ich keineswegs. Das war allein ihre Idee, und obwohl sie ihr Bestes getan hatte, um mich zu überzeugen, war ich alles andere als begeistert. Mir war nur eins zweifelsfrei klar: Sie wollte mich loswerden, und zwar schnell. Das war nachvollziehbar, denke ich. Ich war schon siebzehn und ein gut gebautes junges Mädchen. Die sechste Klasse platzte fast aus den Nähten vor gut entwickelten Siebzehnjährigen. Wahrscheinlich brauchte sie schlicht den Platz.

Was immer ihre Gründe sein mochten, sie hatte ihren Standpunkt unmissverständlich kundgetan und mich endlich davon überzeugt, dass es höchste Zeit war, meiner Mutter klarzumachen, dass ich Lehrerin werden wolle. Allein die Vorstellung machte mir Angst. Niemand machte meiner Mutter etwas klar, schon gar nicht ich.

»Wenn hier jemand etwas zu sagen hat, dann bin ich das!«, hatte ich oft genug gehört, um zu wissen, dass sie es ernst meinte. Entsprechend kurz, schroff und entschieden fiel dann auch ihre Reaktion aus. »Unsinn«, sagte sie knapp und widmete sich dann weiter ihrem Brot, während ich nervös dastand und wartete, dass sie mir ihre Pläne zum Thema Ausbildung mitteilte. Gerade als ich dachte, sie hätte dazu nichts mehr zu sagen, wischte sie sich die Hände an einem Mehlsack ab, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mich stirnrunzelnd an.

»Ich habe auch schon darüber nachgedacht«, sagte sie. »Ich halte nicht viel davon, wenn du Lehrerin wirst. Das Studium kostet eine Stange Geld, und wir haben keinen Goldesel. Eine Ausbildung zur Krankenschwester wäre viel vernünftiger. Du würdest von Anfang an Geld verdienen und auch verpflegt. Außerdem steht Krankenpflege einer Dame besser zu Gesicht«, fügte sie hinzu, ehe sie sich wieder ihrem Teig zuwandte. Damit war die Entscheidung gefallen.

Meine Mutter legte großen Wert auf damenhaftes Benehmen. Sie hatte viel Zeit und Mühe investiert, um aus mir eine Dame zu machen. Dass das Projekt von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen war, war nicht ihre Schuld. Ich hatte schlicht nicht das Zeug dazu.

Die Einschränkungen, die mir das besagte damenhafte Benehmen auferlegte, waren mir stets verhasst. Es ging mir gegen den Strich, auf so vieles verzichten zu müssen, das Spaß machte, etwa Kartoffeln ernten in den Ferien. Alle meine Cousinen und die meisten meiner Freundinnen halfen bei der Ernte und verdienten sich damit etwas Taschengeld, aber meine Mutter meinte, das sei gewöhnlich. Ich blieb also zu Hause, was mir im Dorf nicht nur den Ruf einbrachte, überheblich zu sein, sondern außerdem zur Folge hatte, dass ich immer knapp bei Kasse war. Außerdem war mein Leben ausgesprochen eintönig, und bei der Kartoffelernte zu helfen, wäre eine willkommene Abwechslung gewesen.

Das Aufregendste, was im Dorf je passiert war, war das Missgeschick der angehenden Lehrerin Lydia, unter der eines Tages der Nachttopf zerbrach, wobei sie sich unaussprechliche dauerhafte Verletzungen zuzog. Die arme Lydia werde ihr Leben lang unter den Folgen des Unfalls zu leiden haben, erklärte meine Mutter meinem Vater, nachdem sie Erste Hilfe geleistet hatte. Meine Eltern hatten einen bedeutungsvollen Blick getauscht, dann mich angesehen und das Thema gewechselt.

Man hatte in aller Eile nach meiner Mutter geschickt, weil sie als Einzige im Dorf etwas von Erster Hilfe verstand. Bevor sie meinen Vater geheiratet hatte und Bäuerin geworden war, hatte sie den Doktor bei der Versorgung werdender Mütter unterstützt. Nun profitierten nur noch kranke Schweine und vorzeitig geborene Kälber und Lämmer von ihren Künsten – außer bei Notfällen wie Lydias.

Als der Teig, den meine Mutter bearbeitete, unter ihren Fingern ebenso weich geknetet war wie ich, fuhr sie fort.

»Gut«, sagte sie und versetzte dem Teig einen letzten Klaps. »Dann wäre das also geklärt. Du wirst Krankenschwester. Gleich nach der Zuckerrübenernte werde ich mich um einen Ausbildungsplatz für dich kümmern.«

Die Zuckerrübenernte hatte oberste Priorität. Neben den Schweinen waren Zuckerrüben unsere Haupteinnahmequelle, und so hatte ihre Ernte vor allem anderen Vorrang, da die Fabrik uns nur ein knappes Zeitfenster für die Anlieferung zugestand. Aber immerhin war die Frage nach meiner Zukunft wunderbar unkompliziert und schnell gelöst worden. Wie schön.

Meine Mutter wischte sich das Mehl von den Fingern, breitete ein sauberes Küchenhandtuch über den Brotteig und legte diesen zum Gehen in die Nähe des Feuers. Sie fragte mich nicht nach meiner Meinung zu der Berufswahl, die sie für mich getroffen hatte, und ich wagte nicht, ihr zu widersprechen.

Ich spreche bis heute selten meine Meinung offen aus, außer ich werde ausdrücklich dazu aufgefordert, wobei ich dann stets darauf bedacht bin, nur Dinge zu sagen, die andere hören wollen. Das sorgt zuweilen für einige Verwirrung bei meinen Freunden wie auch bei meinen Feinden, da niemand sicher sagen kann, auf welcher Seite ich stehe.

Meine Mutter herrschte mit absoluter Autorität über mich. Wenn sie »Nein« sagte – was häufig der Fall war –, dann sagte sie es laut und deutlich und in einem Tonfall, der klarmachte, dass Widerstand zwecklos war. Auch fühlte sie sich nie bemüßigt, eine Entscheidung zu begründen oder auch nur ihre Motive zu erläutern. Was sie sagte, war Gesetz. Ihr Erziehungsstil war simpel und geradlinig. Er stützte sich auf ein paar Regeln, über deren Einhaltung sie mit großer Strenge wachte. Sätze wie »Kinder soll man sehen, aber nicht hören«, »Ein Klaps hat noch keinem geschadet« und dergleichen Maximen hatten sich unauslöschlich in mein Hirn eingebrannt.

Wenn ich doch einmal aufbegehrte, was nur sehr selten vorkam, da ich wusste, was mir dann blühte, wurde ich unweigerlich unsanft auf meinen Platz innerhalb der Familienhierarchie verwiesen, oft genug unter Zuhilfenahme des nächstbesten stumpfen Gegenstands. Meine Mutter verwirrte mich niemals durch Inkonsequenz, und wir wussten beide immer ganz genau, wo wir standen: Sie gab eindeutig den Ton an. Und mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und fand es sogar ganz angenehm, dass es eine klare Marschrichtung gab und mir die meisten Entscheidungen abgenommen wurden.

Nachdem meine Mutter die Vorteile erwogen und beschlossen hatte, dass ich Krankenschwester werden sollte, hielt sie sich nicht weiter damit auf, über eventuelle Nachteile nachzudenken. Dass ich gänzlich ungeeignet war für diesen Beruf, war kein Hindernis, ihn nicht zu ergreifen. Hierfür hätte es schon eines triftigeren Grunds bedurft, und da niemand einen vorbrachte, blieb es dabei.

Ich hatte eine »gute« Schulbildung genossen, was im Klartext hieß, dass ich mit elf ein Stipendium ergattert hatte, das es mir erlaubte, die neun Meilen entfernte Sekundarschule für Mädchen zu besuchen, wo ich mich die folgenden sechs Jahre abstrampelte, um mit den Schülerinnen mitzuhalten, deren Eltern Schulgebühren bezahlten. Was die schulischen Leistungen betraf, war das nicht allzu schwer.

Nach sechs Jahren an besagter Schule hatte ich einige schlechte Angewohnheiten der Reichen übernommen und mir genug von ihrem Akzent angeeignet, um von meinen Cousinen und Freundinnen aus Grundschultagen ausgelacht zu werden, die mich längst als hochnäsig abgestempelt hatten und mieden.

Was ich aber auch nach all den Jahren nicht gelernt hatte, war zwangloses Essen, sodass ich bei den Schulmahlzeiten auf ähnliche Ablehnung stieß. Die reichen Mädchen bezeichneten sie als »Imbiss«. Bei uns daheim bestand ein »Imbiss« aus einem Käsebrot, ein oder zwei Stück Blaubeerkuchen und Gebäck mit Konfitüre, das mein Vater mit zur Arbeit nahm. Er aß es gegen zehn Uhr am Vormittag, bei gutem Wetter im Schatten einer Hecke, bei Regen im Stehen, die Beine mit einem Sack umwickelt, um sie gegen Nässe zu schützen. Er schnitt sein Essen mit demselben Klappmesser, mit dem er seinen Tabak schnitt, in mundgerechte Stücke, und trank dazu kalten Tee. Die Vögel versammelten sich um ihn und balgten sich um die Krümel, die er ihnen zuwarf.

Die Kunst, entspannt zu essen, gehörte zu den Dingen, die meine Mutter mich nicht gelehrt hatte. Bei uns war Essen eine ernste Angelegenheit, die man nicht auf die leichte Schulter nahm. Meine Mutter achtete sehr auf gutes Benehmen, insbesondere bei Tisch. Nicht nur Sprechen war bei den Mahlzeiten verpönt. Auch jedes sonstige Geräusch wurde je nach ihrer Laune mit einem sanften oder auch kräftigeren Klaps bestraft sowie mit einer schroffen Ermahnung, dass ich noch mehr davon haben könne, wenn ich mich nicht auf meine Tischmanieren besann. Der Lärm, den einige der Mädchen aus gutem Hause beim Essen in der Schule machten, ganz egal, was auf den Tisch kam, hätte den Glauben meiner Mutter in das Großbürgertum nachhaltig erschüttert.

Die Bestimmung meiner beruflichen Laufbahn hatte meiner Mutter nicht mehr Kopfzerbrechen bereitet als meine ganze Erziehung. Beides hatte sie mit der gleichen geradlinigen Entschlossenheit gelöst. Mithilfe eines Ausschlussverfahrens, das sie beim Teigkneten durchlaufen hatte, war ein Lehrerstudium von Anfang an nicht infrage gekommen. Allein der Umstand, dass die Schulleiterin bestimmt hatte, ich solle diese Laufbahn einschlagen, hatte genügt, um diese Berufswahl von vornherein auszuschließen. Meine Mutter ließ sich aus Prinzip nichts vorschreiben. Sie traf ihre eigenen Entscheidungen.

Kapitel 2

Als auch die letzten Zuckerrüben an die Fabrik geliefert worden waren und gerade nichts Wichtiges anstand, widmete meine Mutter sich der Aufgabe, mich loszuwerden. Nachdem sie die Angelegenheit erst einmal in die Hand genommen hatte, packte sie der Ehrgeiz, und sie schien es plötzlich ebenso eilig zu haben wie die Schulleiterin. Sie widmete sich der Herausforderung, einen Ausbildungsplatz für mich zu finden, mit dem Eifer einer Lady, die den Debütantinnenball ihrer Tochter plant.

Wir lebten auf einer kleinen Farm in einem abgelegenen, windigen Teil von Lincolnshire. Unser Haus stand am Ende eines langen, schlammigen Weges. Es wurde eingerahmt von zwei Eichen auf der einen und einem uralten Gebäude auf der anderen Seite, das wir euphemistisch als Scheune bezeichneten. Gleich neben der Küchentür befand sich ein großer, stinkender Schweinestall. Es gab weit und breit kein anderes Haus und auch sonst nichts, was die Eintönigkeit der Landschaft unterbrochen hätte – abgesehen von der Eisenbahnstrecke, die am Garten vorbeiführte, was zur Folge hatte, dass jedes Mal, wenn Züge vorbeifuhren, im Schlafzimmer der Putz von der Decke rieselte.

Am Ende des Gartens befand sich auch das Klo, oder das »WC«, wie mein Vater es nannte, obwohl es nichts mit der amerikanischen Variante einer Toilette gemein hatte. Stattdessen handelte es sich nur um ein schiefes Holzhäuschen, das durch einen von Ratten bevölkerten Bach vom Haus getrennt war. Saß man auf dem Klo, wenn gerade ein Zug vorbeiratterte, schauten die Fahrgäste und der Heizer zu einem herüber und winkten, weil die Tür eines Tages aus den Angeln gekippt war und mein Vater sich nicht die Mühe gemacht hatte, sie zu reparieren, sodass sie nur lose am Wasserfass lehnte.

»Hinterm Haus«, wie meine Mutter das Klo nannte, war eigentlich nur im Sommer nutzbar. Dann wucherten lila Weidenröschen, Silberblatt und Brennnesseln um die Öffnung herum und sogar durch die Bodenbretter und die Risse im Donnerbalken, sodass man sehr vorsichtig sein musste, bevor man sich hinsetzte, aber wenigstens eine gewisse Privatsphäre genoss. Im Winter hingegen war es dort kalt und zugig, und man suchte das Klo nur auf, wenn es gar nicht anders ging und man für den Toilettengang entsprechende Vorkehrungen getroffen hatte. Bei schlechtem Wetter gingen wir nur warm angezogen mit Handschuhen, Schal und Mütze auf die Toilette, und wenn es regnete, kamen noch Gummistiefel und ein Regenschirm hinzu. Nach Einbruch der Dunkelheit war zudem eine Sturmlampe vonnöten, damit man nicht in den Bach fiel. Ein falscher Schritt, und man stand bis zu den Knien im Wasser, versank im Schlamm und scheuchte die Ratten auf, die nach allen Seiten davonstoben.

In dem windschiefen Häuschen gab es einen Sitz mit einem Loch in der Mitte über einem Zinkeimer. Der Eimer musste einmal wöchentlich geleert werden, manchmal auch zweimal, wenn wir Besuch hatten oder jemand in der Familie an einem Magen-Darm-Infekt litt. Mein Vater verrichtete diese Aufgabe immer am Samstagabend vor seinem Bad. Meine Mutter hatte bestimmt, dass er als Letzter badete.

Aber der größte Nachteil unseres Außenklos war wohl, dass es nur von jeweils einer Person genutzt werden konnte. Eine meiner Tanten, die im Dorf lebte, hatte ein Häuschen, in dem locker drei Personen gleichzeitig Platz hatten. Die Löcher waren sogar unterschiedlich groß. Ich habe nie erlebt, dass alle Plätze besetzt gewesen wären, doch das Ganze strahlte einen gewissen Komfort aus, der unserem Klo gänzlich fehlte. Gebaut war es aus solidem Mahagoniholz, und auf dem Boden lag immer eine Matte aus Kokosfasern. Meine Mutter bezeichnete es als Angeberei, aber mir gefiel es, und ich fand, dass es den Abort verschönerte und ihm einen Hauch von Gemütlichkeit verlieh.

Die Sturmlampe war im Übrigen nicht nur nützlich, um einen Sturz in den Bach zu vermeiden. Im Lichtschein konnte man auch die Artikel auf dem zerschnittenen Zeitungspapier lesen, das an einer Schnur an der Wand hing. Als ich von daheim fortging, waren diese Zeitungsquadrate die einzige richtige Lektüre, die mir je zur Verfügung gestanden hatte. Natürlich abgesehen von meinen Schulbüchern und Auszügen aus Groschenromanen wie Peg’s Paper.

Im Haus benutzten wir Öllampen und Kerzen, wenn wir Licht brauchten, und Herd und Ofen wurden mit Kohlen befeuert. Meine Mutter war die Tochter eines Grubenarbeiters und lebte in der ständigen Angst, dass uns eines Tages wegen eines Streiks oder eines sonstigen Unglücks die Kohlen ausgehen könnten, weshalb sie überall Vorräte anlegte: unter den Hecken, unter dem Apfelbaum im Vorgarten, vor dem Eingang zum Schweinestall, so dass man kaum noch hineinkam, im Waschhaus und in der Scheune. Einen Kohlenschuppen besaßen wir nicht, da der letzte schon lange in sich zusammengefallen war.

Die Kohlenvorräte waren allerdings nur zum Teil auf Panikkäufe im Sommer zurückzuführen, wenn die Preise niedriger waren. Als kleine Anerkennung für mein freundliches Winken, wenn ich auf dem Klo saß und sie vorbeifuhren, warfen die Zugführer mir große Brocken Kohle zu, die fast vor meinen Füßen landeten und unseren Vorrat nicht unerheblich mehrten. Für gewöhnlich war es Kohle bester Qualität, die das Freitagsgebäck noch mehr schwärzte und uns nachts den Schweiß aus allen Poren trieb.

Was unsere Ölvorräte betraf, sah es weniger gut aus. Der Öllieferant ließ sich nur blicken, wenn ihm danach war, aber auch dann führte er nur begrenzte Mengen mit sich, je nachdem, was sein Karren fasste und welches Gewicht sein Klepper zu ziehen geneigt war. Immerhin hatte er ein großes Gebiet mit vielen abgelegenen Höfen zu beliefern.

Da meiner Mutter diese Widrigkeiten nur zu vertraut waren, ging sie sehr sparsam mit Brennstoffen um und machte erst Licht, wenn man die Hand nicht mehr vor Augen sah. Bis es so weit war, war das Feuer unsere einzige Lichtquelle.

Ihre Knauserigkeit hängt mir bis heute nach. Sobald der Tag sich dem Ende neigt und die Dunkelheit ins Haus kriecht, mache ich überall Licht. Meine Stromrechnung ist dementsprechend hoch. Ich bin der Prototyp des Verbrauchers, an den sich alle Ermahnungen zum Energiesparen richten. Und ich gehöre auch zu denen, die oft erst bezahlen, wenn die letzte Mahnung ins Haus flattert. Die Abenddämmerung hat für mich nichts Romantisches, und ich kann auch dem Herbst nichts abgewinnen, egal wie sehr andere von den geisterhaften Nebelschwaden und der Erntezeit schwärmen mögen.

An einem Abend im Herbst nahm meine Mutter sich schließlich vor, die Suche nach einem Ausbildungsplatz in einem Krankenhaus für mich in Angriff zu nehmen. Nach dem Abendessen, als die Schweine schon gefüttert waren und meine Mutter die Kartoffelschalen und anderen Delikatessen für die Fütterung am nächsten Tag gekocht, die Hühner eingesperrt, am Brunnen einen Eimer Wasser für den kommenden Morgen geschöpft und das Feuer im Ofen angestochen hatte, nahm sie am Tisch Platz und setzte gleich mehrere Bewerbungsschreiben auf. Allerdings war das schwieriger, als man meinen sollte.

Über dem Tisch baumelte eine Lampe an einer Kette, die an einem Deckenbalken befestigt war. Ein plötzlicher Windstoß, der durch den Kamin fegte, oder eine zornig zugeschlagene Tür genügte, um die Lampe ins Pendeln oder sogar kreisförmig zum Schwingen zu bringen, je nachdem, wie heftig der Luftzug war. Wenn das geschah, machte das wechselhafte Spiel von Licht und Schatten alle Tätigkeiten fast unmöglich, die eine klare Sicht erforderten, wie Lesen, Nähen oder eben Briefe schreiben. Man musste warten, bis die Lampe wieder still hing. Doch selbst dann lag der Tischabschnitt, der eben genug war, um als Schreibunterlage zu dienen, in so tiefer Dunkelheit, dass bald Flecken das sorgfältig ausgebreitete Briefpapier verunstalteten.

Obgleich meine Mutter mich öfter um Rat fragte beim Buchstabieren schwieriger Wörter, hatte sie einen eigenwilligen Schreibstil. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie mich nach der richtigen Schreibweise von »hochachtungsvoll« gefragt hätte, ich kann also nur vermuten, dass sie es so schrieb wie in allen anderen offiziellen Briefen, die sie regelmäßig mit der Höflichkeitsfloskel schloss: »Hoch Achtungsfoll«. Familiärere Briefe an Bekannte oder später auch an mich endeten unweigerlich mit einem »Halt die Oren staif«, was mir jedes Mal ein Lächeln entlockte.

Meine Mutter bombardierte nicht nur sämtliche Krankenhäuser, von denen sie je gehört hatte (und noch ein paar mehr), mit weitschweifigen Lobeshymnen auf meine Tugenden und schulischen Leistungen, sondern erbat auch von jedem im Umkreis, der einen gewissen Stand hatte, ein Empfehlungsschreiben, auch wenn die meisten dieser Leute mir noch nie begegnet waren.

Wenn ihre Bittschriften Erfolg hatten und sie tatsächlich eine Antwort erhielt, öffnete sie den Umschlag über Wasserdampf und las den Inhalt sorgfältig. Enthielt das Schreiben einen Begriff oder einen Satz, der ihr nicht gefiel, kratzte sie ihn vorsichtig vom Papier und fügte in die entsprechende Stelle eine Formulierung ein, die ihr angemessener erschien, oder ließ sie frei. Offenbar vertrat sie den Standpunkt, dass man fremden Leuten nicht alles auf die Nase binden sollte – schon gar nicht Negatives. War es vollbracht, versiegelte sie das Kuvert wieder mithilfe von Briefmarkenrandstücken. Zwar sah der Umschlag hinterher nicht mehr ganz so astrein aus, aber das war allemal besser, als ungeschönte Empfehlungen abzuschicken, die mir möglicherweise mehr schaden als nützen würden. Außerdem verlieh das eigenwillige »Siegel« den Umschlägen eine besondere Note.

Nachdem dann ihre Anschreiben fertig formuliert waren, steckte sie alles in einen Umschlag, den sie ebenfalls mit Klebepapier verschloss, und trug mir auf, diesen zum Postamt zu bringen. Hierfür musste ich drei Meilen einer steilen, gewundenen Straße folgen, die den Hügel hinaufführte, der für mich den Tag symbolisierte, an dem ich meinen Glauben verloren hatte.

Als ich sieben war, durchlebte ich eine Phase großer Frömmigkeit, die damit begann, dass Gott mit Unterstützung einer meiner Tanten ein zerrissenes Hutband ausbesserte, ohne dass meine Mutter etwas davon mitbekam. Meine Mutter hasste Näharbeiten. Sie sagte immer, dass allein der Gedanke daran ausreiche, um sie in tiefste Verzweiflung zu stürzen, so dass ich gut daran täte, ihr diese lästige Pflicht möglichst zu ersparen.

Als dann das Hutband riss, als ich meine Kopfbedeckung an einem Sonntagabend nach dem Kirchgang abnahm, betete ich fast ununterbrochen bis zum darauffolgenden Sonntag, dass ein Wunder geschehen möge, um das Hutband zu richten. Und Gott erhörte mich und sorgte auf seinen damals wie heute unergründlichen Wegen dafür, dass mir Mutters Zorn erspart blieb: Nur Minuten bevor meine Mutter den Hut aus dem Seidenpapier wickeln und den Schaden entdecken würde, tauchte unerwartet meine Tante auf. Sie holte anstelle meiner Mutter den Hut aus der Schachtel, nähte das Band wieder fest und entließ ihre grenzenlos erleichterte Nichte in die Sonntagsschule.

Zwar ahnte sie selbst wohl nicht, dass Gott sie berufen hatte, sein Werk auf Erden zu tun, aber mir war klar, dass niemand Geringerer als der Herr selbst sie geschickt hatte, woraufhin ich aus tiefster Seele an ihn glaubte, bis zu dem Fiasko mit dem Hügel, wodurch mein Glaube unwiderruflich Schaden nahm: Ich hatte ebenso inbrünstig gebetet, dass dieser Hügel verschwinden möge, wie ich um die Reparatur des Hutbands gebetet hatte, aber diesmal wurde ich nicht erhört. Er ragte weiter zwischen meinem Zuhause und dem Dorf auf, womit für mich widerlegt war, dass der Glaube Berge versetzen könne. Schließlich hatte es nicht einmal für einen Hügel gereicht.

Kapitel 3

Die Antworten auf Mutters Briefe kamen nur schleppend. »Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte sie, als ich anfing, mir Sorgen zu machen. »Weihnachten steht vor der Tür, da haben die Krankenhäuser sicher Wichtigeres zu tun, als Briefe an Leute wie uns aufzusetzen.« Das klang plausibel, andererseits konnte durchaus auch der Postbote für die eine oder andere Verzögerung verantwortlich sein.

Wenn Briefe zu schreiben dort, wo wir lebten, schon mühselig war, war es nicht minder problematisch, welche zugestellt zu bekommen. Wie der Lampenölhändler kam auch der Postbote nur, wenn das Wetter, seine Gesundheit und das jeweilige Arbeitsaufkommen es zuließen, da er zugleich der Schmied, Bestatter und Stellmacher war. Die Briefzustellung war mehr eine Nebenbeschäftigung und stand ganz unten auf seiner Prioritätenliste. Postkarten mit trivialem Inhalt wie »Ich wünschte, du wärst hier bei mir« wurden gelesen und zu den Rundschreiben und anderen unwichtigen Sendungen gelegt, bis er Zeit fand, sich mit ihrer Zustellung zu befassen. Auch bei Telegrammen musste es um Leben und Tod gehen, damit er ihretwegen die Arbeit an einem Sargdeckel unterbrach.

Falsche Zuordnungen aufgrund fehlerhafter Einschätzungen hinsichtlich der Dringlichkeit des Inhalts gelblich-brauner Umschläge traten erst dann zutage, wenn zornige Geschäftsleute drohten, ihn auf Schadensersatz zu verklagen, oder der Scheck der Zuckerrübenfabrik endlos lange auf sich warten ließ.

Unsere Briefe wurden zudem nie bis an die Tür gebracht, weil der Postbote sich schlicht weigerte, mit dem Fahrrad den holprigen Feldweg zu befahren. Stattdessen legte er die Post in einen Holzkasten, der an einen Baum genagelt war, dort, wo der Feldweg von der Straße abzweigte. Die Zeitungsjungen nutzten den Kasten ebenso wie Kinder, die Nachrichten ihrer Mütter an meine dort hinterlegten. Es gehörte zu meinen Aufgaben, jeden Morgen als Erstes zum Postkasten zu laufen, damit unsere Post nicht von irgendwelchem Viehzeug zerrupft wurde.

Da uns nichts anderes übrigblieb, als die Antworten auf die Bewerbungsschreiben meiner Mutter abzuwarten, widmete sie sich wie gewohnt den Weihnachtsvorbereitungen, zu denen auch das Schweineschlachten gehörte.

An dem Termin, den wir aufgrund der großen Nachfrage weit im Voraus vereinbart hatten, erschien der Schlachter mit einer Auswahl frisch geschliffener Messer und einem Seil. Wie damals, als sie dem Doktor noch bei Geburten zur Hand gegangen war, sorgte meine Mutter für reichlich kochendes Wasser, während ich im Haus blieb und mir die Ohren zuhielt, um das hysterische Quieken des abgestochenen Schweins nicht hören zu müssen. Es setzte mir besonders zu, wenn ein Tier geschlachtet wurde, das mir ans Herz gewachsen war.

In den darauffolgenden Tagen roch es im Haus ununterbrochen nach Essen. Der Duft von Gebäck vermischte sich mit dem von Salbei, Zwiebeln, Thymian und Petersilie und den Röstaromen von fetten Schweinshaxen, die im Ofen brutzelten. Kondenswasser lief innen an den Scheiben herab, so dass man nicht mehr hinaussehen konnte, und Mahl- und Hackgeräusche übertönten alles andere.

Wenn die hektische Betriebsamkeit sich wieder legte, hingen glänzende Wurststränge von der Küchendecke und jede verfügbare Schüssel war mit irgendeiner Köstlichkeit gefüllt. Zwischen dem Verlobungs- und dem Hochzeitsfoto und dem gerahmten Bild meines Onkels Jack, der im Großen Krieg einen Arm verloren hatte, hingen riesige Scheiben Speck und die Schinken, die mein Vater in der Scheune mit Salpeter gepökelt hatte.

Ich bekam von dem vielen fetten Essen Pickel und legte ordentlich an Gewicht zu, was aber nicht weiter verwunderlich war. Die Mahlzeiten bei uns waren nie besonders ausgewogen. Meine Mutter hatte keinen Schimmer von gesunder Ernährung. Sie kochte das, was wir gerne aßen, und davon reichlich, und sie wurde wütend, wenn wir nicht alles aufaßen. Cholesterin war – ähnlich dem Jüngsten Gericht – etwas, womit man sich später noch befassen konnte – dann, wenn es in der Regel zu spät war, um noch gegenzusteuern.

Dank des armen geschlachteten Schweins, das in Einzelteilen von Decke und Wand hing, waren unsere Mahlzeiten sehr specklastig. Zum Frühstück gab es fettigen gekochten Speck mit hart gekochten Eiern. Mein Vater spülte die Mahlzeit mit großen Mengen süßem schwarzem Tee herunter, aber ich musste Milchkakao trinken, obwohl sich der nicht mit dem fetten Speck in meinem Magen vertrug. Meine Mutter hielt Kakao für einen wichtigen Bestandteil der Ernährung von Kindern, wenn sie auch nicht genau zu sagen vermochte, inwiefern Trinkschokolade sich positiv auf die Entwicklung Heranwachsender auswirkte. Sie war eine selbsternannte Expertin in allem, was gut für Kinder war. Einmal hatte sie auf der Farm, auf der wir früher gelebt hatten, gedroht, die Frau des Fuhrmanns dem Aufseher zu melden, weil sie den Kindern zum Frühstück Getreideflocken und Kaffee vorsetzte anstelle von Speck und Kakao. Meine Mutter hielt nicht viel von Getreideflocken und die gleiche Abneigung hegte sie gegen Kaffee. Sie empfand beides als Ernährungssünden.

Zum Mittagessen gab es eine herzhafte Mahlzeit, bei der als Vorspeise Suet, eine Süßspeise aus Rindertalg, Mehl und Brotkrumen, oder Yorkshire-Pudding aus Mehl, Milch, Eiern und Butter gereicht wurde. Zum Hauptgang gab es Berge von Gemüse und Fleisch und zum Abschluss ein Dessert wie Marmeladenstrudel oder Spotted Dick, einen gebackenen Pudding aus Rindernierenfett und Trockenfrüchten. Beides aßen wir zusammen mit einer ordentlichen Portion Milchreis oder Eiercreme sowie reichlich Marmelade oder Konfitüre.

Zum Abendessen gab es als Abwechslung zum Speck große Scheiben gekochten Schinken auf dick mit Butter bestrichenem Brot und zum Dessert Kuchen oder Tarte. Es blieb also noch reichlich Platz für Brot, Käse und Kakao bis es Zeit war, zu Bett zu gehen.

Die Pickel, die vor allem mein Kinn verunzierten, behandelte meine Mutter jeden Samstagabend nach dem Baden mit Schwefel und Melasse. Einmal pro Woche wurde eine Blechwanne vom Waschhaus in die Küche geholt und mit zwei Kesseln kochendem Wasser befüllt, das anschließend wieder bis knapp über den Gefrierpunkt abgekühlt wurde, bevor wir hineinstiegen und uns möglichst rasch wuschen. Wie der Gang zum Abort war Baden kein Vergnügen, sondern eine lästige Notwendigkeit. Nichts, was man unnötig in die Länge gezogen hätte. Trotz des Feuers, das seine Heizkraft auf halber Höhe des Kamins einbüßte, war es in der Küche zugig, da der Wind unter der Hintertür her und durch die undichten Fensterrahmen blies.

Baden fand am Samstagabend statt, damit wir selbst und unsere Unterwäsche sauber waren für den sonntäglichen Gottesdienst. Die wöchentliche Reinigung war für meinen Vater demgemäß nicht zwingend erforderlich, da ich mich nicht erinnern kann, dass er je einen Fuß in die Kirche gesetzt hätte, wohl aber für meine Mutter und mich, da wir beide im Kirchenchor sangen, so dass eine gewisse Reinlichkeit geboten war, zumindest beim Aufbruch von daheim. Wie sauber wir nach den drei Meilen bis zur Kirche noch waren, war dann weitgehend davon abhängig, ob wir unterwegs eine Panne hatten. Pannen konnten auch das gründlichste Bad zunichtemachen. Und nicht nur das. Auch die Laune konnte nachhaltig darunter leiden.

Meine Mutter sang nicht nur im Chor, sondern putzte zudem die Kirche, polierte Kerzenständer und sonstige Messinggegenstände, kümmerte sich um den Blumenschmuck, wusch die Chorhemden und machte ansonsten dem Vikar das Leben schwer. Der arme Mann hatte eine Heidenangst vor ihr! Sie zwang ihm ihren Willen auf, jedes Mal, wenn eine Entscheidung getroffen werden musste, etwa hinsichtlich der Choräle, die am Sonntag gesungen werden sollten, oder des Ziels für den jährlichen Chorausflug. Wir fuhren immer nach Skegness, da meine Mutter Mablethorpe und Cleethorpes nicht leiden konnte.

Der sanftmütige Vikar musste jede Woche viele Stunden in seinem Arbeitszimmer über den Predigten und Chorälen schwitzen, um sicherzustellen, dass beide keine Wörter enthielten, die den Unmut meiner Mutter wecken könnten. Meine Mutter missbilligte Wörter wie »Busen«, so dass sie, immer wenn wir Jesus, Lover of my Soul sangen, jedes Mal abrupt verstummte, unmittelbar bevor dieses anatomische Detail in der zweiten Zeile anstand, um dann wieder in voller Lautstärke einzustimmen, wenn die heikle Stelle vorbei war. Das abrupte Ausbleiben ihrer kraftvollen Altstimme konfrontierte die Chorjungen jedes Mal mit ihren Busen-Phantasien, und der Chorgesang geriet für einen Moment in Schieflage, bis sie die Ordnung wiederherstellte, indem sie dem einen oder anderen Missetäter mit dem Gesangsbuch eins überzog. »Gedärm« erzeugte eine ähnliche Verwirrung, weshalb der Vikar seine alttestamentarischen Lesungen mit allergrößter Sorgfalt auswählen musste.

Ich persönlich wurde bei einer Chorprobe aufgeklärt. Brian Taylor setzte mich zwischen zwei Psalmen ins Bild. Er schien sich gut auszukennen mit dem Thema, und mit gewissen Vorbehalten bezüglich des Vikars und meinen Eltern glaubte ich ihm jedes Wort – wenn auch nicht lange.

Jede Woche landete ein Groschenroman namens Peg’s Paper im Postkasten an der Straße. Erst nachdem Brian das Feigenblatt ein Stück gelupft und mir einen faszinierenden Blick darunter gestattet hatte, erwachte mein Interesse an den Heftchen. Die Titelseite zierten stets eine junge Frau und ein groß gewachsener, gut aussehender dunkelhaariger junger Mann, die einander innig umarmten. Darüber, was sie zueinander sagten, ließ sich anhand ihres gequälten, leidenschaftlichen, verzückten oder einfach nur albernen Gesichtsausdrucks nur spekulieren.

Bis zu Brians schockierenden Enthüllungen hinsichtlich bestimmter Verhaltensweisen unter Erwachsenen, hatte ich den Abbildungen auf der Titelseite keine Beachtung geschenkt und sie einfach als kitschig abgetan. Von da an hatten sie jedoch plötzlich eine völlig neue Bedeutung. Wenn ich das Heft zusammen mit dem Nottingham Journal und sonstigen Postsendungen aus dem Kasten geholt hatte, nahm meine Mutter mir alles ab und stopfte es unter das Kissen ihres Schaukelstuhls, vermutlich, um mich in meiner vermeintlichen Unschuld vor nicht jugendfreien Inhalten zu schützen.

Sie bedachte allerdings hierbei nicht, dass ich für gewöhnlich auf dem Heimweg bereits genug gelesen hatte, um Lust zu bekommen auf mehr, ob bei Tageslicht oder im Licht der Sturmlampe. Als ich in einem der Hefte las, dass die errötende junge Dame ihren ebenso naiven jungen Ehemann mit der Nachricht überraschte, dass sie bald zu dritt sein würden, kam mir der Gedanke, dass Brian mir einen Bären aufgebunden hatte. Als ich ihn später darauf ansprach, musste er zugeben, dass er offenbar selbst fehlinformiert worden sei. Warum sollte sonst der Ehemann von der bevorstehenden Niederkunft erst unterrichtet werden müssen, wenn er doch selbst seinen ehelichen Pflichten nachgekommen war und seine Frau geschwängert hatte?

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich mir alle Geheimnisse erschlossen. Die Einzelheiten, die ich von Brian erfahren hatte und die sich letztlich als überraschend korrekt erwiesen, sowie das, was ich im Schulbus und an Regentagen im Vereinshaus des Hockeyclubs mitbekam, war alles, was mir an sexueller Aufklärung zuteilwurde. Was unsere Mütter in jener Zeit zu dem Thema wussten, behielten sie für sich, und die biologischen Fakten, die uns in der Schule vermittelt wurden, waren nicht annähernd so interessant.

Wir fuhren jeden Sonntag zweimal zur Kirche und manchmal am Nachmittag ein weiteres Mal ins Dorf, wenn es einen Anlass gab, und meine Mutter und ich ließen uns kein Ereignis entgehen, das etwas Abwechslung in unser Leben brachte. Hierzu gehörten das Erntedankfest, Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten und das alljährliche Dorffest. Letzteres war im Übrigen der Höhepunkt des Jahres.

Neben der Teilnahme an diversen Spielen wurde von jedem erwartet, dass er einen kleinen Beitrag leistete. Niemand musste dazu genötigt werden, jeder wäre bitter enttäuscht gewesen, hätte man ihn nicht um seine Mitwirkung gebeten. Ich rezitierte The Way Through the Woods, obwohl es mich im Grunde selbst nicht begeisterte, und meine Mutter sang Let the Rest of the World Go By, was ich schon bedeutend spannender fand. Als das Lied Jahre später wieder in Mode kam, verblüffte ich meine jugendlichen Töchter damit, dass ich den Text innerhalb kürzester Zeit auswendig konnte. Ich verriet ihnen nicht, wie lange es das Stück schon gibt und wie gut ihre Großmutter es seinerzeit gesungen hatte.

Als wir eines Abends Reise nach Jerusalem spielten, stürzte plötzlich die Bäckerstochter in die Victory Hall und schrie, dass der Postzug entgleist und in einem nahe gelegenen Feld umgestürzt sei. Wir hasteten die dunkle Straße hinunter bis zu der Stelle, an der die gewaltige Lok mit bemitleidenswerter Würdelosigkeit im Graben lag. Den älteren Kindern wurde aufgetragen, auf den Trittbrettern von Autos stehend, die sich im Besitz Adliger befanden, improvisierte Tragen festzuhalten, auf denen Verletzte ins Krankenhaus transportiert wurden. Andere knieten oben an der Böschung und reichten den verunglückten Fahrgästen die Hand, um sie aus dem Graben zu ziehen. Viele Kleider aus Crêpe de Chine und noch weit kostbareren Stoffen wurden an jenem Abend hoffnungslos ruiniert.

Für mich war das Unglück ein Vorgeschmack auf das, was mich in Zukunft erwartete. Wäre ich eine geborene Krankenschwester gewesen, hätte ich an jenem Abend viel Nützliches lernen können. Stattdessen hatte ich hinterher noch lange Alpträume, was eigentlich gewisse Schlüsse auf meine Eignung für diesen Beruf zuließ. Aber dafür interessierte sich niemand, so dass der Plan, mich in einem Krankenhaus unterzubringen, weiterverfolgt wurde.

Kapitel 4

Weihnachten war vorüber, und die letzten Plumpuddings waren in saubere Tücher gewickelt und für den Ostersonntag vorbereitet worden, als die ersten amtlich wirkenden Briefe in unserem Postkasten landeten. Als wir sie lasen, wurde rasch offensichtlich, dass die angeschriebenen Krankenhäuser nicht sonderlich beeindruckt waren von der mütterlichen Aufzählung meiner Tugenden und schulischen Leistungen, den mit Klebepapier wiederverschlossenen Kuverts oder den Referenzschreiben, die sie enthalten hatten.

Offenbar erwartete man mehr, als ich bieten konnte. Die Briefe waren höflich, aber kühl, und der Tenor war bei allen gleich: Man hatte kein Interesse an mir. Die vielen Absagen gingen meiner Mutter sehr nah, und mit jeder Absage wurde es schlimmer.

»Da sieht man mal wieder, wie sehr man sich täuschen kann«, brummte sie zornig. »Nach all den Opfern, die wir gebracht haben, um dich auf die höhere Schule zu schicken, und angesichts des Lobes im Empfehlungsschreiben des Vikars, hätte ich erwartet, dass sie dich mit offenen Armen empfangen würden.«

Sie hätte sicher noch lauter und länger geklagt, wenn das Gehalt, von dem in den Briefen die Rede war, nicht ganz so mickrig gewesen wäre. Tatsächlich betrug das Anfangsgehalt zwölf Pfund im Jahr und stieg dann jährlich in winzigen Schritten, um schließlich nach drei Jahren bei einer alles andere als erklecklichen Summe zu enden. Sogar ich mit meinen mehr als bescheidenen Kenntnissen in Gelddingen konnte hieran nichts Verlockendes entdecken. Ich sollte später erfahren, dass die Ehre, eine Krankenschwester zu sein, für sich allein als ausreichend erachtet wurde, ohne dass es zusätzlich eines hohen Gehalts bedurfte.

Dieses von Krankenschwestern verbreitete Gerücht brachte ihnen für lange Zeit den Ruf ein, hochnäsig zu sein. Ihre stolze Haltung war ein Überbleibsel aus den Zeiten, da Krankenschwestern für Liebe oder Gin gearbeitet hatten – niemals beides. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs, als ein neues Gesundheitsgesetz den Weg geebnet hatte für eine grundlegende Änderung der Krankenhausstrukturen, war beides zusammengeführt worden, wobei es auch dann noch eine ganze Zeit dauerte, bis die Leute akzeptiert hatten, dass Krankenschwestern aus reiner Menschenliebe arbeiten und sich trotzdem ganz gerne mal einen Gin genehmigen konnten – oder zumindest das Geld zu schätzen wussten, von dem sie sich einen solchen kaufen konnten, wenn ihnen der Sinn danach stand.

Florence Nightingale hat zweifellos Wunder bewirkt in puncto Krankenpflege, aber dem Berufsstand an sich war sie keine große Hilfe. Sie hinterließ die Vorstellung eines geflügelten Wesens mit Heiligenschein, das sein Ansehen niemals mit etwas so Ordinärem wie Geld beschmutzt hätte – ein verklärtes Bild, das Krankenschwestern bis heute anhaftet.

Die Briefe der Gemeindekrankenhäuser waren deutlich wohlwollender. Sie sahen großzügig über meine mangelnde Bildung hinweg, und da sie sich aus Steuergeldern finanzierten, konnten sie es sich leisten, auch mit ihrem Geld großzügiger umzugehen. Sie boten ein Anfangsgehalt von achtzehn Pfund jährlich, das bis zu einem Betrag von fünfundzwanzig Pfund Jahresgehalt anstieg, wenn ich es zur staatlich anerkannten Krankenschwester mit allen entsprechenden Pflichten gebracht hatte.

»Das klingt schon viel besser«, sagte meine Mutter. »Zumal du zusätzlich Kost, Logis und Wäsche gestellt bekommst.« Sie las die Briefe mehrmals durch, konnte aber keinen Haken finden, und so begleitete sie mich schließlich zum Vorstellungsgespräch in einem Gemeindekrankenhaus.

Ich sagte während des ganzen Gesprächs kein Wort, was auch nicht nötig war. Meine Mutter beantwortete Fragen und versprach Dinge in meinem Namen, wobei sie immer wieder Blicke auf mich warf, als erwartete sie eine Bestätigung meinerseits, um dann jedoch jedes Mal fortzufahren, bevor ich Gelegenheit hatte, mich zu äußern.

Ich lauschte nur peinlich berührt. Niemals würde ich den Erwartungen gerecht werden, die man nach ihrem Lobgesang in mich setzen würde. Im Übrigen war mir auf den ersten Blick anzusehen, dass ich nicht das selbstlose, tier- und kinderliebe Mädchen war, das davon träumte, sein Leben der aufopferungsvollen Pflege alter und kranker Menschen zu widmen. Nichtsdestotrotz schien die Oberschwester, die uns gegenübersaß, meiner Mutter zumindest einen Teil der Lobhudelei abzukaufen, da wir das Krankenhaus mit einem unterzeichneten Vertrag verließen, demzufolge ich meine Ausbildung an meinem achtzehnten Geburtstag beginnen würde, sowie mit einer ellenlangen Liste von Dingen, die ich bis dahin besorgen musste.

Die Liste erwies sich als große Herausforderung. Darauf standen Dinge, von denen wir noch nie gehört hatten oder die wir höchstens aus den Werbeanzeigen in der Sonntagszeitung kannten. Unter anderem ein Morgenrock. Ein solches Kleidungsstück hatte es bei uns zu Hause noch nie gegeben. Wir wussten alles über Nachthemden aus Baumwollflanell, aber nichts über Bademäntel. Da wir kein Badezimmer hatten, war ein solcher Mantel überflüssig. Und auch an einem Hausmantel für den Krankheitsfall bestand bei uns kein Bedarf, da wir nie krank waren.

Meine Mutter hielt nämlich nicht viel vom Kranksein. Sie war der Überzeugung, wenn man die Zähne zusammenbiss und die Krankheit schlicht ignorierte, wie man es bei einem unartigen Kind tat, das man nicht in seinem Verhalten bestärken wollte, würde sie früher oder später vorbeigehen, und in der Vergangenheit hatte sie damit stets recht behalten.

Vielleicht waren wir nie ernsthaft krank, weil wir unsere eigenen Hausmittelchen hatten, um Beschwerden im Keim zu ersticken. Schwefel für meine Pickel und Magen-Darm-Beschwerden, reichlich kaltes Wasser trinken, wenn eine Erkältung im Anflug war, und ein Butter-Zucker-Gemisch mit einem Schuss Essig, um zu verhindern, dass sich ein Husten festsetzte. Alle diese Hausmittel funktionierten, und taten sie es nicht, erduldeten wir die Krankheit stumm, bis wir von allein genasen.

Für ernstere Beschwerden, beispielsweise falls einem von der Zuckerrüben-Erntemaschine ein Finger fast abgetrennt wurde oder man sich mit der Sense knochentief ins Bein schnitt, bewahrten wir immer eine Scheibe Schimmelkäse in der Speisekammer auf, den wir mit einem sauberen, rot gepunkteten Taschentuch fest um die Wunde banden. Wir nannten es nicht Penicillin, aber die Wirkung war die gleiche, auch wenn die Heilung etwas langsamer vonstattenging.

Nachdem wir lange über der Liste und so manchem rätselhaften Eintrag gebrütet hatten, zog meine Mutter Hut und Mantel an, und wir holten unsere Fahrräder aus der Scheune.