Rules of Love #1: Date nie die Tochter des Coachs - Anne-Marie Meyer - E-Book
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Rules of Love #1: Date nie die Tochter des Coachs E-Book

Anne-Marie Meyer

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Beschreibung

An Destinys Highschool zählt nur eine Regel: Niemand datet die Tochter des Coachs! Und wenn ein Spieler Destiny trotzdem zu lange ansieht, scheucht der Coach ihn für zwei Extrarunden ums Feld - denn nichts vertreibt Jungs so zielsicher wie physischer Schmerz! Destiny hat sich damit abgefunden, und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihren Schwarm Tyson Blake aus der Ferne anzuhimmeln. Tyson, der immer ein Grinsen im Gesicht hat und so verdammt gut aussieht. Tyson, der immer einen witzigen Spruch auf den Lippen hat. Als er Destiny eines Tages um Nachhilfe bittet, kann sie einfach nicht nein sagen. Was ihr Vater nicht weiß ... Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto näher kommen sie sich. Und Regeln sind schließlich da, um gebrochen zu werden ...

Dies ist der erste Band der romantischen RULES OF LOVE-Reihe: In jedem Roman versteckt sich eine neue Liebesgeschichte mit unterschiedlichen Tropes! Von Sports-Romance und Enemies-to-Lovers über Friends-to-Lovers zu heißen Urlaubsflirts ist alles dabei. Hier fliegen die Funken!

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Titel

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

EPILOG

DANKSAGUNG

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Leseprobe zu Band 2

Impressum

Über dieses Buch

An Destinys Highschool zählt nur eine Regel: Niemand datet die Tochter des Coachs! Und wenn ein Spieler Destiny trotzdem zu lange ansieht, scheucht der Coach ihn für zwei Extrarunden ums Feld – denn nichts vertreibt Jungs so zielsicher wie physischer Schmerz! Destiny hat sich damit abgefunden, und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihren Schwarm Tyson Blake aus der Ferne anzuhimmeln. Tyson, der immer ein Grinsen im Gesicht hat und so verdammt gut aussieht. Tyson, der immer einen witzigen Spruch auf den Lippen hat. Als er Destiny eines Tages um Nachhilfe bittet, kann sie einfach nicht nein sagen. Was ihr Vater nicht weiß ... Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto näher kommen sie sich. Und Regeln sind schließlich da, um gebrochen zu werden ...

Dies ist der erste Band der romantischen RULES OF LOVE-Reihe: In jedem Roman versteckt sich eine neue Liebesgeschichte mit unterschiedlichen Tropes! Von Sports-Romance und Enemies-to-Lovers über Friends-to-Lovers zu heißen Urlaubsflirts ist alles dabei. Hier fliegen die Funken!

Anne-Marie Meyer

Rules of Love

#1: Date nie die Tochter des Coachs

Aus dem amerikanischen Englisch von Martina M Oepping

KAPITEL EINS

Die kalifornische Hitze brannte unerbittlich, als ich am Spielfeldrand hinter dem Getränketisch stand. Noch fünf Minuten, und das Football-Training wäre für heute beendet. Das hieß, mir blieben nur noch gute fünf Minuten, so zu tun, als ob ich nicht nur dastehen und Tyson Blake anhimmeln würde.

Aber was sollte ich machen? Er war der Inbegriff von Perfektion mit seinem über 1,90 Meter großen, unglaublich muskulösen, immer duftenden Körper (selbst wenn er schwitzte), und er war in der Abschlussklasse. Einziger Haken: Er war strengstens verboten. Wenn mein Dad auch nur den leisesten Verdacht hätte, dass ich Tyson mochte, würde er mich auf eine katholische Schule schicken, und ich würde bis zum Ende meiner Tage im Kloster versauern.

Nein. Ich musste unauffällig sein. Wobei ich darin inzwischen durchaus geübt war. Ich hatte Jahre damit zugebracht, Dad zu überzeugen, dass Jungs das letzte waren, was mich interessierte.

Von wegen.

»Hallo, Tiny.«

Beim Klang von Dads Stimme zuckte ich zusammen. Tiny. Kleine. Der wunderbare Kosename, den mein Vater mir verpasst und den inzwischen das ganze Football-Team übernommen hatte. Es geht doch nichts über die Freude darüber, jeden Tag daran erinnert zu werden, wie klein man tatsächlich ist.

Als ich mich umblickte, bemerkte ich, dass Dad mich anstarrte. Ich befüllte gerade die Wasserbecher für die letzten Trainingsminuten. Mein Puls raste: Hatte er meine Gedanken gelesen? Konnte er wissen, dass ich an Tyson gedacht hatte?

Ich zuckte mit den Schultern, versuchte, harmlos auszusehen. »Wie bitte?«, fragte ich.

»Du gießt den Rasen.«

Mein Blick fiel auf den Becher, den ich gerade gefüllt hatte. Allem Anschein nach war Multi-Tasking nicht gerade meine Stärke. Ich war zu sehr auf Tyson fixiert gewesen, der gerade über das Feld joggte, ohne Helm, die feuchten Haare an seine Stirn geklebt. Das Wasser lief über den Rand des Bechers und ergoss sich auf meine Converses.

»Sorry«, rief ich in Dads Richtung und hob den Becher, um zu zeigen, dass alles in Ordnung war. Ich setzte ihn auf dem Tisch ab und seufzte. Was war nur mit mir los? Der erste Schultag und schon solch ein Aussetzer. Glücklicherweise hatte ich meinen Dad überzeugen können, nicht mit ihm zu all den Football-Sommercamps fahren zu müssen. Stattdessen hatte ich meinen Job als Wasserträgerin gegen einen als Kellnerin der Burger-Kette »In-N-Out« eingetauscht. Das war wirklich ein Akt reiner Selbsterhaltung gewesen. Dad musste glauben, dass ich Jungs nicht mochte. Und den Sommer in Camps zu verbringen, wo sie nur Football-Hosen trugen und mit freiem Oberkörper umherstolzierten? Niemals. Meine Selbstbeherrschung hatte schließlich auch ihre Grenzen.

Ihn in dem Glauben zu lassen, ich hätte kein Interesse, war meine einzige Option. So konnte ich wenigstens seinen überbordenden Beschützerinstinkt in Grenzen halten.

Ich setzte den letzten Becher auf dem Tisch ab und richtete mich wieder auf. Die Hitze kroch mir den Nacken hoch, also drehte ich meine – wie immer verwuschelten – Haare zu einem Knoten.

»Das ist echt hart, Tiny. Die ganze Zeit deinen Dad um sich zu haben«, ertönte eine tiefe, spöttische Stimme genau hinter mir.

Ich quiekte auf und drehte mich um. Diese Stimme kannte ich. Tyson Blake stand unmittelbar neben mir. Mein Blick traf seine strahlend blauen Augen, und es verschlug mir prompt die Sprache. Jetzt wusste ich, wie sich ein Kaninchen vor der Schlange fühlt. Mein Hirn setzte völlig aus.

»Ich ... ähm ... da...« Ich presste die Lippen zusammen, bevor mir noch mehr unsinnige Laute herausrutschten.

Lässig hob Tyson eine Augenbraue und beugte sich zu mir. Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Was kam jetzt? Würde er mich küssen, wie ich es mir so oft in Gedanken vorgestellt hatte? Würde er mich umarmen? Oder sollte ich ihn umarmen?

Ich hob die Arme. Auf keinen Fall würde ich dem Mädchenschwarm der Highschool eine Umarmung verweigern, wenn er eine anbot. Genau in dem Moment, als ich drauf und dran war, meine Arme um ihn zu schlingen, hielt er inne und richtete sich auf.

Ein Wasserbecher tauchte vor meinen Augen auf. Hitze prickelte auf meiner Haut, und ich zog meine Arme schnell wieder zurück, in der Hoffnung, dass ihm nicht aufgefallen war, wie ich mich zum Affen gemacht hatte. Zum Glück blickte er nur auf mich herab, ohne auf meine Arme zu achten, als er das Wasser hinunterstürzte, den Plastikbecher zerdrückte und ihn – zack – in den Mülleimer hinter mir warf.

»Danke, Wassermädchen«, sagte er, zwinkerte mir zu und wandte sich ab.

In dem Moment bemerkte ich, dass mein Dad, der Chefcoach, mit einem sehr unwirschen Gesichtsausdruck genau hinter ihm stand.

»Boss.« Tyson nickte meinem Dad zu.

In meinem Kopf drehte sich alles. Obwohl Tyson meine gescheiterte Umarmung nicht bemerkt hatte – mein Vater hatte es mit Sicherheit. Und darüber war er alles andere als glücklich.

»Blake, was dauert das denn so lang?«, knurrte Dad und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, wirkte neben Tyson aber selbst wie ein Zwerg. Tyson lächelte, dann warf er mir einen schnellen Blick zu. Mit den Augen versuchte ich, ihm mitzuteilen: »Ich habe keine Ahnung, warum mein Dad sich so verrückt aufführt.«

»Ich habe mir nur Wasser geholt«, entgegnete er treuherzig und zeigte auf den Tisch.

Skeptisch sah mein Dad ihn an und wandte sich dann mir zu. »Stimmt das?«, fragte er.

»Warum sollte ich lügen?« Tyson trat einen Schritt vor.

»Stimmt«, stieß ich aus und betete, dass mein Dad mich nicht fragen würde, warum ich gerade versucht hatte, den Quarterback zu umarmen.

Er musste mein Flehen gespürt haben, denn er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Tyson zu. Warnend hob er einen Finger. »Regel Nummer 1?«

Tyson blickte zu mir und dann wieder zu meinem Dad. »Date nie die Tochter des Coaches«, antwortete er und hob in einer abwehrenden Geste beide Hände.

Dad baute sich vor Tyson auf. »Dass du das ja nie vergisst!«

Tyson lachte. »Vertrauen Sie mir. Ich denke nicht mal im Traum daran.« Dann sprintete er zu seinen Freunden, um mit ihnen zurück in die Schule zu gehen.

Tyson war weg, und Dad nickte mir zufrieden zu. Dann ging er rüber zu Xavier, seinem Assistenten, zückte sein Clip-Board, und die beiden beugten sich darüber.

Wütend starrte ich ihn an und konnte einfach nicht glauben, dass Dad mich vor Tyson dermaßen blamiert hatte. Das würde ich ihm nie verzeihen.

»Besten Dank«, murmelte ich, als ich den Football-Spielern, die herbeigerannt kamen, die Wasserbecher hinhielt. Tyson würde mich nie mehr ansehen können, ohne an meinen mürrischen, missgünstigen Vater zu denken. Ich war – eine Ausgestoßene. Eigentlich könnte ich mich gleich für das ganze Jahr krankmelden.

Als das gesamte Team sein Wasser bekommen hatte, setzte ich den Krug ins Gras. Dann ging ich wieder zum Tisch und begann, ihn zusammenzuklappen.

»Wie war das Training?«

Ich blickte auf und entdeckte Rebecca. Schwitzend und mit geröteten Wangen kam sie auf mich zu. Sie war Co-Captain der Cheerleaderinnen und meine beste Freundin seit der Kindergartenzeit. Dass sie selbst in meinen schlimmsten Zeiten krauser kurzer Haare und Zahnspange stets zu mir gehalten hatte, zeugte von echter Freundschaft und verblüffte mich immer noch! Wir beide waren im wörtlichen Sinne die Schöne und das Biest.

Frustriert schlug ich auf die Verstrebung des Tisches und sie klappte ein. »Furchtbar«, schnaubte ich. »Um ein Haar hätte ich Tyson umarmt, aber mein Dad konnte ihm nicht schnell genug klarmachen, dass ich absolut tabu bin.«

Ich schlug auf das andere Tischbein und jaulte auf, weil ich mir den Daumen in der Verstrebung eingeklemmt hatte. Scharf zuckte der Schmerz durch einen Finger, und ich musste darauf pusten, um ihn zu lindern.

»Oh nein.« Rebecca sah mich mitfühlend an. »Dein Dad wird dich so bald nicht vom Haken lassen, hmm?« Geschickt klappte sie den Tisch für mich fertig zusammen und drehte ihn auf die Seite, sodass sie ihn an seinem Tragegriff packen konnte.

Ich schnappte mir die Tasche mit den Bechern und den leeren Krug und ging ihr nach. »Nein, sieht nicht so aus. Den ersten Tag wieder beim Team, und Dad ist in höchster Alarmbereitschaft. Ich kapier es nicht. Es fühlt sich so an, als wollte er mich dafür verantwortlich machen, dass Mom gegangen ist. Er ist überzeugt, dass es mich geradewegs in die Prostitution treibt, wenn ein Junge mich auch nur ansieht.«

Vor drei Jahren hatte Mom die Bombe platzen lassen und verkündet, sie werde meinen Dad verlassen und mit ihrem Masseur Pedro nach Cancún auswandern. Seit jenem Tag konnte ich mit Dad nicht über Jungs sprechen. Er erklärte, und das nicht nur einmal, dass er lieber ohne Betäubung eine Wurzelkanalbehandlung über sich ergehen lassen würde, als mich zu einem Date mit irgendeinem Jungen gehen zu lassen.

Und da er nicht nur der Sportlehrer, sondern auch der Football-Chefcoach war, machte er es sich zur Lebensaufgabe, dafür zu sorgen, dass ich beim Thema Romantik nie ein Happy End erleben würde.

»Aber es ist doch nicht sooo schlimm, Destiny. Wenigstens macht sich dein Dad so viel aus dir, dass er sich um dich kümmert«, versuchte Rebecca mich zu trösten. »Meinem Dad dagegen ist es schon zu viel, zum Telefonhörer zu greifen, um mir zum Geburtstag zu gratulieren. Er ruft stattdessen an, um zu sagen, dass die Zwillinge jetzt einen gelben Gürtel in Karate haben, was wohl bedeutet, dass sie jetzt Regenbogen pinkeln können oder sonst was.« Sie verdrehte die Augen.

»Tut mir leid, Bec.« Ich seufzte und blies mir eine lose Strähne aus dem Gesicht. »Väter können manchmal ätzend sein.«

Sie nickte. Dann lächelte sie plötzlich aufgeregt. »Du kommst im Leben nicht darauf, wer in meinem Mathegrundkurs sitzt.« Sie klimperte mit den Wimpern. Eine Geste, die ausschließlich Sam Wilson vorbehalten war.

»Echt? Das ist ja großartig«, grinste ich und schob die Tasche und den Krug auf einen Arm, damit ich die Tür zur Sporthalle öffnen konnte.

»Aber wirklich«, nickte Rebecca strahlend. »Außerdem, das Beste ist, ich werde direkt neben ihm sitzen, weil Mr Dawson immer will, dass alle in alphabetischer Reihenfolge sitzen. »Williams. Wilson.« Sie zuckte mit den Schultern. »Gesegnet sei dieser merkwürdige Mann, gesegnet seine Zwangsstörungen.«

Ich lächelte, als wir auf die Tür an der Wand gegenüber zugingen. Genau auf der anderen Seite war das Büro meines Dads. Und genau dahinter der Umkleideraum der Jungs.

Wo Tyson jetzt sein musste.

Unter der Dusche.

Mit einem entschlossenen Räuspern versuchte ich all die Gedanken aus meinem Kopf zu verscheuchen, die meinen Dad zum Ausrasten bringen würden. »Also, ich hoffe, ihr beide redet endlich einmal.« Ich setzte eine strenge Miene auf. »Zeit wird's.«

Rebecca trat durch die Tür, die ich für sie aufhielt. Als wir in dem kleinen Flur waren, blieb ich vor dem Büro meines Vaters stehen, holte den Schlüssel aus meiner Tasche und öffnete die Tür.

»Kleine Schritte, Tiny«, sagte sie und lehnte den Tisch gegen eine Bürowand.

»Ich würde nicht zu lange warten. Nächstes Jahr ist er auf dem Weg zum College.« Ich stellte die Tasche mit den Bechern auf ein Regal und den Wasserkrug darunter. Ich verstand nicht, warum sie in Gegenwart von Jungs so nervös war. Sie war groß und blond. Und Kurven hatte sie seit der Mittelschule. Wenn sie über den Gang lief, klappten den Jungs die Unterkiefer runter. Ich war mir sicher, Sam läge ihr sofort gehorsam zu ihren Füßen, selbst wenn sie von ihm verlange, dass er sich von ihr die Beine mit Wachs enthaaren lassen solle. »Außerdem wäre er ein Idiot, wenn er dich nicht daten würde.«

Ihre Wangen färbten sich rosa, während sie prüfend ihre Nägel betrachtete. Wenn ich sie nicht so lieben würde, wie ich es tat, würde ich sie hassen. Sie war wie eine Disney-Prinzessin. Wenn sie sang, versammelten sich buchstäblich die wilden Tiere zu ihren Füßen.

»Ich will ja nur, dass es alles richtig ist«, meinte sie.

»Okay«, nickte ich. Die Wahrheit war: Ich hatte keine Ahnung, was richtig war. Sie hatte mehr Erfahrung mit Jungs. Sie hatte sogar schon einmal einen geküsst. Ich? Nichts. Nada. Null Komma nichts.

Nun, es sei denn, man ließe Porter Jones im zweiten Schuljahr gelten. Aber das war mehr ein Biss, jedenfalls von seiner Seite aus, als ein Kuss. Ich bin einigermaßen überzeugt, dass bei einem Kuss Lippen aufeinandertreffen sollten, nicht Zähne. Porter hatte diese Grundregel wohl nicht mitbekommen.

Rebecca blickte auf ihre Uhr. »Ich muss los. Hausaufgaben. Und dann holt mein Dad mich ab, damit ich sehe, was die Zwillinge gerade wieder vollbringen ... Irgendetwas, ich habe wirklich keine Ahnung. Ich schalte immer ab, wenn er diese Bälger auch nur erwähnt.«

»Danke, dass du mir geholfen hast, Bec.«

Sie umarmte mich kurz und sprintete dann aus dem Büro meines Vaters.

Jetzt, als ich allein war, sah ich mich um. Dad konnte erst in einer halben Stunde Schluss machen, und obwohl ich meinen Führerschein schon seit letztem Sommer hatte, bestand er darauf, mich nach Hause zu fahren.

Seufzend betrachtete ich die Wand mit den Team-Fotos. Es gab eins von jedem Jahr, seit Dad Coach des Football-Teams war, jedes sorgfältig mit Klebeband befestigt.

Zufällig – ich weiß nicht, wie – fiel mein Blick auf Tyson auf dem Foto vom letzten Jahr. Damals trug er die Haare kürzer. Und er sah schmaler aus. Aber genauso attraktiv wie jetzt. Ich beugte mich näher und betrachtete seine Lippen und seine perfekt geformte Nase genauer.

»Alles in Ordnung bei dir?«

Zum zweiten Mal an diesem Tag drang Tysons Stimme an mein Ohr. Ich schrak zusammen, drehte mich um und sah ihn in der Türöffnung lehnen. Er betrachtete mich intensiv, und seine Lippen zeigten die Andeutung eines Lächelns. Zu seinen Jeans trug er ein enges T-Shirt. Ich konnte sein Duschgel riechen. Es roch nach Fichtennadeln.

»Ja. Ähm, ähm«, brachte ich hervor. Endlich. Zusammenhängende Wörter. Irgendwie.

»Ich suche den Boss. Aber es scheint, er ist noch nicht da.« Tyson blickte sich im Büro um.

»Da haben Sie absolut recht, Sir«, antwortete ich und salutierte. Dann wurde ich knallrot. Was redete ich da überhaupt? Was war mit mir los? Ich presste die Lippen aufeinander, um weitere lächerliche Äußerungen zu unterdrücken.

Er musterte mich eine Weile und sah dann den Flur hinunter.

»Mist.« Er seufzte. »Kannst du ihm sagen, dass ich ihn sprechen muss?«

Ich nickte.

Bevor er ging, sah Tyson mich etwas länger an als vorhin. Er machte einen Schritt auf mich zu und hielt dann eine Hand hoch. »Kannst du ihm einfach sagen, dass ich mit dir gesprochen habe, als noch andere Leute dabei waren? Er soll nicht wissen, dass wir uns allein in seinem Büro unterhalten haben.« Tyson verzog das Gesicht. »Ich hasse es einfach, stundenlang Runden laufen zu müssen.«

Mein Herz sank. Hier hatte ich die Bestätigung. Kein Junge würde je mit mir sprechen. Nicht auf dieser Welt.

Mein Name, Destiny Davis, war das Synonym für Schmerz und Erbrochenes. Toll gemacht, Dad. Wirklich gut.

»Klar.« Meine Stimme kam nur als Flüstern hervor, während ein Gefühl der Hilflosigkeit sich in meiner Brust festsetzte.

Da ging sie hin, die Chance, Tyson einmal zu zeigen, dass ich eine wirklich coole Person war – dass er verrückt wäre, wenn er mich nicht daten wollte. Alles, was er sah, wenn er mich anschaute, war das neonrote Schild, das mein Dad an meinen Kopf getackert hatte, auf dem stand: NICHT BERÜHREN. In Großbuchstaben.

»Danke.« Er lächelte und verschwand. Und damit wohl für immer aus meinem Leben.

Ich sank auf einen der rostigen Stühle in Dads Büro. Und atmete aus. Dies würde mein Leben sein. Mein dickes, fettes, beschissenes Junior-Jahr. Ich sollte mich langsam daran gewöhnen.

KAPITEL ZWEI

Am nächsten Morgen saß ich in der ersten Schulstunde und tippte ungeduldig mit einem Stift auf mein Chemie-Buch. Ich wartete darauf, dass Mr Barnes, der 75-jährige Chemielehrer, zur Tür hereinkommen und beginnen würde.

Die Leute schwirrten umher, standen entweder an ihren Tischen oder saßen auf Laborsteühlen in Gruppen zusammen. Jeder hatte jemanden, mit dem er reden konnte. Nur ich nicht.

Wahrscheinlich war es meine Schuld. Das kommt dabei heraus, wenn man Chemie für Fortgeschrittene nimmt. Fast jeder hier war in der Abschlussklasse. Aber das war mir recht. Es war besser, als in Allgemeiner Chemie zu versauern.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass die Tür aufging. Tyson kam gerade herein. Prompt flatterten wieder Schmetterlinge in meinem Bauch auf. Ich konzentrierte mich auf den unberührten, sauberen Notizblock, der vor mir lag. Wie konnte das passieren? Ich hatte tatsächlich einen Kurs mit Tyson?

Als ich wieder aufsah, durchquerte er gerade den Klassenraum und ging zu Brutus, einem Mitglied seiner Clique. Sie begrüßten sich mit ihrem typischen Handschlag, bevor Tyson sich an den Tisch neben seinen Bro setzte.

Natürlich setzte er sich neben seinen Freund. Wie hatte ich nur auf die Idee kommen können, er würde sich neben mich setzen? Ich war doch ein Niemand.

Bevor ich mich endgültig in Selbstmitleid suhlen konnte, betrat eine schlanke Frau in High Heels mit beeindruckend hohen Pfennigabsätzen den Raum. Die Klasse verstummte, während sie ihren Blick über den Raum schweifen ließ. Sie hatte einen Stapel Bücher unter den Arm geklemmt.

»Guten Morgen«, grüßte sie, ging zu Mr Barnes' Pult und legte ihre Sachen darauf ab. Gebannt beobachteten wir, was sie tat.

Im Hintergrund der Klasse hörte ich Geflüster. Irgendetwas über Mr Barnes.

Die Frau verteilte einige Dinge auf dem Pult und richtete sich dann auf. »Ich bin Ms Swallow. Ich ersetze Mr Barnes.«

»Ist er tot?«, fragte jemand von hinten.

Sie blickte in diese Richtung. »Nein, er ist nicht tot. Aber er ist im Krankenhaus. Er hatte einen Nervenzusammenbruch und wurde gestern Abend eingeliefert.«

Das Flüstern wurde lauter.

Ms Swallow hob beide Hände. »Ich bin sicher, ihr macht euch alle Sorgen um ihn. Aber ich kann euch versichern, dass er in den besten Händen ist und sich schnell erholen wird.«

Sie faltete die Hände und trat hinter dem Pult hervor. »Weil er aber nicht zurückkommen wird, mache ich weiter, wo er aufgehört hat. Da heute erst der zweite Schultag ist, wird das, nehme ich an, ein einfacher Übergang. Nun, ich habe mir Mr Barnes' Lehrplan angeschaut, der zwar die Grundlagen enthielt, sich aber nicht so mit den Details beschäftigte, wie ich gehofft hatte.«

Wieder ließ sie ihren Blick über den Raum schweifen. »Ich habe einige Änderungen vorgenommen. Wenn ihr also angenommen habt, dieser Kurs sei eine sichere, bequeme Eins, muss ich euch enttäuschen. Mit einem angemessenen Arbeitsaufwand werdet ihr meinen Kurs mit einem tieferen Verständnis für Chemie verlassen, was euch am College zugutekommen wird.«

Was folgte, war ein allgemeines Aufstöhnen. Einige Schülerinen und Schüler standen auf und gingen zur Tür. Sie behaupteten, Mr Applegate sprechen zu wollen, den Beratungslehrer.

Innerlich jubelte ich. Endlich mal eine Lehrerin, die nicht davor zurückschreckte, ihren Kurs zu fordern. Beinahe hätte ich Beifall geklatscht.

Als ich sah, wie Brutus seinen Rucksack über die Schulter warf, hatte ich halb erwartet, Tyson würde ihm folgen. Aber er blieb. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Unsicher blickte er auf den Tisch vor sich.

Warum ging er nicht? Es war kein Geheimnis, dass seine Noten unter dem Durchschnitt lagen. Warum blieb er in einem Kurs, in dem die Lehrerin ihm gerade fast wortwörtlich mitgeteilt hatte, dass sie ihn herausfordern würde?

Bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte, ging Ms Swallow wieder nach vorn und nahm sich einen Stapel Arbeitsbögen. Während sie diese verteilte, sprach sie über ihre Pläne für den Kurs.

»Und jetzt zu den Sitznachbarn.« Sie stützte das Kinn in ihre Hand und blickte sich um. »Also, mich hat ja der alte Trick mit dem Alphabet nie enttäuscht. Ich werde also dabei bleiben.«

Als sie die Klassenliste gefunden hatte, begann sie, die Namen aufzurufen. Diejenigen, die aufgerufen wurden, stießen ihre Stühle zurück, und ein allgemeines Scharren füllte das Labor.

»Blake ...«

Ich horchte auf, als ich Tysons Namen hörte. Hoffnung keimte in meiner Brust auf, bis mir klarwurde, dass zwischen seinem und meinen Namen noch ein ganzer Buchstabe lag.

»Carter.«

Natürlich. Brutus. Warum Jungs wie Tyson immer das Glück hatten, wie durch Zauberei mit ihren Freunden zusammengesetzt zu werden, überstieg mein Verständnis. Und ich? Ich würde wahrscheinlich neben den Typ gequetscht, der die Becher ableckte.

»Brutus Carter?«, rief Ms Swallow.

Und dann traf mich die Erkenntnis. Brutus war gegangen. Vielleicht ...

»Gut, wenn kein Mr Carter da ist, sehen wir weiter ... Davis.«

Mir sackte das Herz in die Hose. Ich schloss die Augen und wartete, dass sie endlich zugeben würde, dass dies alles nur ein Witz war und es keine Möglichkeit auf Gottes ganzer grüner Erde gab, dass ich je mit Tyson Blake zusammensitzen würde.

Aber das Stühlerücken ging weiter, und Ms Swallow rief weitere Namen auf.

»Sitzt da jemand?«, fragte Tyson.

Ich schluckte, zählte von drei rückwärts und öffnete die Augen.

»Nein«, piepste ich. Toll. Jedes Mal, wenn ich mit Tyson sprach, geriet mein Hirn außer Kontrolle.

Er musterte mich und zog dann seinen Notizblock aus dem Rucksack. »Ich hoffe, dass es dem Boss recht ist.« In einer abwehrenden Geste hielt er die Hände leicht erhoben. »Immerhin ist es Pflicht. Er kann nicht wütend auf mich sein, wenn eine Lehrerin uns zwingt, miteinander zu reden.«

Autsch. Zwingt uns miteinander zu reden.

Kurz kicherte ich nervös auf, dann wandte ich mich wieder der Liste zu, die Ms Swallow zusammen mit dem Packen Papiere ausgeteilt hatte. In Wahrheit war ich selbst nicht sicher, was mein Dad von der Vorstellung halten würde, dass ich neben Tyson gesetzt worden war. Ich war mir zu 99 Prozent sicher, er würde es abgrundtief hassen. Aber wie Tyson gesagt hatte – es war Pflicht. Dad konnte sich schlecht vor Ms Swallow aufbauen und verlangen, dass wir die Chemiepartner wechselten. Oder doch?

Den Rest der Stunde gingen wir den Lehrplan und Ms Swallows Erwartungen durch. Gegen Ende war ich von der Aussicht auf diesen Kurs ganz aufgekratzt. Sie hatte eine Menge vor, und ich freute mich darauf.

Tyson hingegen sah weniger begeistert aus. Er packte den Notizblock ein, warf sich seinen Rucksack über die Schulter und ging Richtung Ausgang.

Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und beobachtete seinen Abgang. Eine Blase voller überraschender Erwartungen stieg vor mir auf. Ich war Tysons Chemiepartnerin. Ich. Das Mädchen, das Redeverbot mit Jungen hatte. Für immer.

Ich nahm meine Sachen, lächelte Ms Swallow zu, und ging hinaus auf den Korridor. Ich war mit Rebecca an meinem Schließfach verabredet, damit wir zusammen zur zweiten Stunde gehen konnten.

Zum Glück wartete sie schon, als ich kam. Mein Grinsen musste mich verraten haben, jedenfalls schaute sie mich fragend an.

»Was ist los mit dir? Warum strahlst du so?«

Ich zuckte mit den Schultern, während ich meine Schließfachtür aufzog und mein verhasstes Mathebuch auf das oberste Brett fallen ließ. »Du kommst nie darauf, was mir passiert ist«, erwiderte ich.

Sie riss die Augen auf. »Was denn?«

Ich gönnte mir einen Moment, mich in ihrer gespannten Aufmerksamkeit zu sonnen, dann drehte ich mich um und holte tief Luft. »Tyson ist in meinem Kurs und wurde zu meinem Partner bestimmt.«

»Nein!«

»Doch! Mr Barnes hatte einen Nervenzusammenbruch, also hat er aufgehört. Und die neue Lehrerin benutzt die Alphabet-Methode, um uns aufzuteilen, und D kommt nach B, also ...« Ich drehte mich um, schnappte mir mein Kunstbuch und knallte die Tür zu.

Rebecca nickte nur. »Gut. Jetzt kann dein Dad nichts sagen, wenn Tyson mit dir spricht. Die Lehrerin hat es bestimmt. Jetzt kannst du Tyson Blake endlich besser kennenlernen.« Rebecca hakte sich bei mir unter, als wir gemeinsam zu unserer zweiten Stunde liefen. »Das ist doch perfekt«, freute sie sich für mich.

Den Rest des Tages war ich zu aufgeregt, um mich zu konzentrieren. Ich wollte schon mal üben und sehen, ob Tyson mich ab sofort anders behandeln würde. Tief in mir drinnen stellte ich mir vor, er würde zu mir kommen und mich etwas fragen. Und wenn mein Dad vorbeikäme, würden wir ihn einfach weiterwinken und sagen, es hätte mit der Schule zu tun.

Als also um zwei Uhr die Schulglocke läutete, spurtete ich geradezu nach unten zu Dads Büro. Er saß an seinem Schreibtisch über diversen Papierkram gebeugt.

»Hallo, Tiny«, lächelte er, als ich hereinkam, meinen Rucksack auf den Boden fallen ließ und in meinen Stuhl plumpste.

Er schien guter Laune zu sein. Ich überlegte, ob ich ihm von meinem neuen Chemiepartner erzählen oder lieber warten sollte.

Da ich wusste, dass er mir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit meine Freude ruinieren würde, entschied mich für warten.

»Hallo, Dad.« Ich sah mich im Raum um, während er weiter auf ein Stück Papier schrieb. »Weißt du schon von der neuen Chemielehrerin, die wir haben? Ms Swallow?«

Er blickte mich mit aufgerissenen Augen an. Sein Ausdruck verwirrte mich, als er irgendetwas murmelte, wie, es gebe ja eine Menge Lehrkräfte hier und wieso er ausgerechnet diese eine kennen sollte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Schreibkram zu.

Ich betrachtete ihn. Das war sonderbar. Verheimlichte er etwas? Anstatt nachzuhaken, ging ich aber darüber hinweg. »Ich bin froh, in ihrem Kurs zu sein. Sie ist richtig nett, und sie wird als Lehrerin super sein. Das sage ich dir.«

Er nickte und blickte auf. »Krug, Schatz.« Mit der Spitze seines Bleistifts deutete er auf den großen, runden, orangenen Wasserkühler, den ich erst gestern weggestellt hatte.

Klar. Wenn er nicht damit beschäftigt war, mein Liebesleben zu ruinieren, dachte Dad nur an das eine: Football.

Ich packte den Klapptisch, den Krug und die Tasche mit Bechern und verließ sein Büro wieder. Allein war es eine lange Strecke bis nach draußen zum Footballfeld. Zu meinem Pech kam nie jemand aus dem Team auf die Idee, mir zu helfen. Sie waren zu beschäftigt mit der Sorge um die Strafrunden, die mein Dad sie laufen lassen würde, wenn er sie erwischte. Als ich die Sporthallentür aufdrückte, um nach draußen zu gehen, rutschte mir der Tisch aus der Hand und landete mit voller Wucht auf meinem Fuß.

Vor Schmerz schrie ich auf. Dabei fiel auch der Krug zu Boden. Der Lärm, den die auf den Hartholzboden krachenden Gegenstände verursachten, hallte verstärkt von der hohen Decke der Halle wider. Ich bückte mich, um alles aufzuheben, dankbar, dass mich niemand bemerkt hatte.

»Brauchst du Hilfe?«, ertönte eine Stimme.

Ich blickte auf und sah Tyson in seinem Football-Dress in der Halle stehen. Genau dem Outfit, das an exakt den richtigen Stellen eng saß. Gelobt seien die Schöpfer von Football-Uniformen.

Ich schluckte. Was sollte ich sagen? Ich wollte Ja sagen, obwohl ich wusste, was mein Dad ihm antun würde, wenn er Tyson irgendwo in meiner Nähe sähe. Aber ich kam nicht dagegen an. Wenn der Kapitän des Football-Teams und voraussichtlicher König des nächsten Homecoming-Balls dich fragt, ob du Hilfe brauchst, sagst du Ja.

Und genau an diese eine sehr naheliegende Regel hielt ich mich. »Ja«, stieß ich hervor und nickte dabei ein wenig zu enthusiastisch.

Ruhig bleiben, Tiny. Er hilft dir nur mit dem Wasserkrug – er spendet dir keine Niere.

Also fuhr ich mein Nicken herunter und versuchte, mich entspannt zu verhalten. »Das wäre okay, denke ich.«

Er musterte mich kurz und bückte sich dann, um den Krug aufzuheben, der über den Boden der Sporthalle in seine Richtung gerollt war. Ich beugte mich nach unten, um den Klapptisch aufzuheben. Als ich mich wieder aufrichtete, schrie ich erschrocken auf.

Wie von Zauberhand war Tyson direkt neben mir aufgetaucht.

»Du bist ein Ninja«, stellte ich fest. Die Worte waren mir so rausgerutscht. Wer sagte so etwas?

»Was?«, fragte er. Als ich zu ihm aufsah, bemerkte ich, dass er seine Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte. »Hast du Ninja gesagt?«

Das musste ich irgendwie überspielen. Wie zum Teufel sollte ich aus der Nummer wieder rauskommen? Ich entschied, einfach weiterzumachen, zuckte mit den Schultern und fragte: »Hat das noch nie jemand zu dir gesagt?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie.«

Ich hatte mich so sehr darauf konzentriert, seinen Gesichtsausdruck zu studieren, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass er die Hand ausgestreckt hielt, um mir den Tisch abzunehmen, bis seine Finger meine berührten. Ich schluckte und blickte hinunter. Seine Finger berührten meine. Meine!

Ich ließ los, zog meine Hand zurück und blickte mich um. Fast erwartete ich, meinen Dad mit puterrotem Gesicht, schnaubend wie ein Stier in die Sporthalle rasen zu sehen. Aber nichts geschah.

Hörbar stieß ich die Luft aus, die ich angehalten hatte. Als ich meinen Blick wieder auf Tyson richtete, betrachte er mich aufmerksam. Ich hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen.

»Danke dafür«, ich nickte in Richtung Tisch und ging ein paar Schritte zurück, für den Fall, dass der gute alte Dad uns sehen würde.

Tyson warf mir ein Lächeln zu. »Ist schon gut. Außerdem ist der Tisch fast genau so groß wie du.«

»Hey!«, rief ich und warf ihm einen strengen Blick zu. Ich drehte mich um, stieß die Tür auf und hielt sie für ihn auf. »Nur eine ganz erlesene Anzahl von Leuten darf sich über meine Größe lustig machen.«

Er zuckte mit den Schultern, als die Tür hinter uns ins Schloss fiel. Die Hitze klebte an meiner Haut. Zum Spielfeld ging er mir voraus. Tyson war still geworden, und ich fragte mich, ob ich ihn beleidigt hatte. Als ich unser Gespräch in Gedanken noch einmal durchging, konnte ich mir nicht vorstellen, wie es dazu gekommen war. Er hatte sich über meine Größe lustig gemacht. Richtig?

»Kann ich dich mal was fragen?« Seine Stimme war ganz leise geworden. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte.

Froh, ihn nicht beleidigt zu haben, blickte ich auf. »Na klar.«

Dann ruderte ich zurück. »Nun, es kommt darauf an, was du wissen willst.« Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. Sie klebten an meiner Haut wie die Tentakel eines Oktopus. Ich hätte sie zu einem Pferdeschwanz hochbinden sollen, bevor ich nach draußen ging.

»Bist du klug? Ich meine, so richtig klug?« Tyson blickte mich an, seine Augen ein tiefes Blau.

»Hm.« Wie sollte ich das beantworten? War es ein Bescheidenheitstest? Wenn ich Ja sagte, würde ich hochnäsig klingen. Wenn ich Nein sagte, wäre es eine offensichtliche Lüge. Also ließ ich mich auf »Irgendwie?« ein.

Er runzelte die Augenbrauen. »Wie geht irgendwie klug?«

Wir waren an der gewohnten Stelle angekommen, also ließ ich die Tasche mit den Bechern zu Boden fallen und machte ihm ein Zeichen, mir den Tisch zu reichen. Er schüttelte den Kopf, setzte den Krug ab und begann, den Tisch aufzuklappen. Ich wusste nicht recht, was ich tun sollte, also trat ich ein Stück zurück und beobachtete die Bewegung seiner perfekten Muskeln, als er ihn aufstellte.

»Also, ich weiß nicht genau, wie ich das beantworten soll, ohne hochnäsig zu klingen.« Ich zog mein Haar zu einem Knoten im Nacken zusammen.

Wie er so dastand und mich beobachtete, hätte ich schwören können, dass sein Blick an meinem Nacken hängenblieb. Ich blinzelte, und er sah mir wieder in die Augen. Also war es nur Einbildung gewesen. Musste es ja.

»Also bist du klug. Ich habe mir das gleich gedacht, weil du in einem Fortgeschrittenen-Chemiekurs bist.« Er seufzte und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Gibst du Nachhilfe? Ich meine, könntest du mir in Chemie helfen?«

Mein Herz klopfte so aufgeregt, dass ich dachte, es würde mir aus der Brust springen und auf dem Feld landen. Bat Tyson Blake mich gerade um Hilfe?

Seine Augen weiteten sich. »Oh, es wäre nichts weiter. Es wäre nur, dass die eine Chemiepartnerin den anderen Partner ein bisschen unterstützt.« Abwehrend hob er die Hände, als ob Zeit mit mir zu verbringen, ohne den Zwang von Schulaufgaben, vollkommen absurd klänge.

Ich versuchte, nicht verletzt zu reagieren. Wahrscheinlich wollte er sich nur schützen. Wenn mein Vater Wind von der Sache bekäme, wäre die Antwort ein klares Nein, und Tyson würde bis zu seinem Schulabschluss Strafrunden drehen.

»Klar«, bemerkte ich. »Das habe ich auch so verstanden.« Andere Football-Spieler trudelten ein. Ich wusste also, dass mein Dad jeden Moment da sein musste. Mein Verstand raste, als ich nach einer Lösung suchte, wie ich das zu Ende bringen konnte.

»Hier«, sagte Tyson und griff nach meiner Hand. Ich fühlte ein plötzliches Kribbeln bis weit in den Arm hinauf. »Hast du einen Stift?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Hm.« Suchend blickte er sich um, hielt aber immer noch meine Hand fest. Ich konnte an nichts anderes denken als wie klein meine Finger neben seinen aussahen.

Auf einmal ließ er meine Hand los, beugte sich nieder und packte einen Stock. Er schrieb die Nummer 714 555 9823 in den Sand. »Das ist meine Nummer«, erklärte er und zeigte darauf. »Schick mir eine Nachricht, wenn du dich entschieden hast.«

»BLAKE!«, bellte mein Dad.

Mir drehte sich der Magen um, als ich aufsah und Dad auf uns zurasen sah. Er war knallrot im Gesicht, und sein Blick war geradewegs auf Tyson gerichtet.