Rune und die 7 Sündenfarben - Anna-Maria Ziegler - E-Book

Rune und die 7 Sündenfarben E-Book

Anna-Maria Ziegler

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In einer bunten Welt, in der die sieben Sünden Lebewesen sind, hat nur das kleine Mädchen Rune keine Sündenfarbe. Für die bunte Welt ist sie die Farblose. Der politische Rat der Hochtodsünden ist außer sich und versucht mit allen Mitteln, in Rune eine Sündenfarbe zu erwecken, noch bevor sie das schulpflichtige Alter erreicht. Doch nicht nur Rune mit ihrer Farblosigkeit stört die Sündenwelt – ein mysteriöser Regenbogen erscheint, der alle Farben um sich herum auslöscht. Ob das ein Omen für das Ende der Sündenwelt ist?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 208

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Anna-Maria Ziegler

Rune und die 7 Sündenfarben

© 2023 Anna-Maria Ziegler

Coverdesign von: LAB Buchdesign - Lea Böttcher

ISBN Softcover: 978-3-384-00620-2 ISBN E-Book: 978-3-384-00622-6

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: Anna-Maria Ziegler, Hermann-Löns-Str. 104a, 51469 Bergisch Gladbach, Germany.

Lebende Sünden, die irgendwo in der Geschichte auftauchen

Wrath

Ein zornigerer Name für Jähzorn.

Gluttony

Ein Name, der an das Lieblingsessen erinnert.

Greed

Ein coolerer Name für Habgier.

Envy

Ein Name, der eventuell an eine Palme erinnert.

Sloth

Englisches Synonym für Faultier.

Pride

Ein Name, dem ein ganzer Monat gehört.

Lust

Ein lustigerer Name für Wollust.

 

Unbekannte Sündenformen

Rune

Unbekannte Sündenform. Hat vielleicht einen Eimer Farbe nötig.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Wenn Emotionen zu Lebewesen werden …

Lebende Sünden, die irgendwo in der Geschichte auftauchen

Prolog

Die Farblose

Jähzorn

Völlerei

Habgier

Neid

Trägheit

Hochmut

Wollust

Sternenfest

Epilog –

Über das Leben des Sterniversums:

Rune und die 7 Sündenfarben

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Die Farblose

Sternenfest

Rune und die 7 Sündenfarben

Cover

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

71

72

73

74

75

76

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

89

90

91

92

93

94

95

96

97

98

99

100

101

102

103

104

105

106

107

108

109

110

111

112

113

114

115

116

117

118

119

120

121

122

123

124

125

126

127

128

129

130

131

132

133

134

135

136

137

138

139

140

141

142

143

144

145

146

147

148

149

150

151

152

153

154

155

156

157

158

159

160

161

162

163

164

165

166

167

168

169

170

171

172

173

174

175

176

177

178

179

180

181

182

183

184

185

186

187

188

189

190

191

192

193

194

195

196

197

198

199

200

201

202

203

204

205

206

207

208

209

210

211

212

213

214

215

216

217

218

219

220

221

222

223

224

225

226

227

228

229

230

231

232

233

234

235

236

237

238

239

240

241

242

243

244

245

246

247

248

249

250

251

252

253

254

255

256

257

258

259

260

261

262

263

264

265

266

267

268

269

270

271

272

273

274

275

276

277

278

279

280

281

282

283

284

285

286

287

288

289

290

291

292

293

294

295

296

297

298

299

300

301

302

303

304

305

306

307

308

309

310

311

312

313

314

315

316

317

318

319

320

321

322

323

324

325

326

327

328

329

330

331

332

333

334

335

336

337

338

339

340

341

342

Prolog

Schon in Mamas Bauch entdeckten die Baby-Experten, dass mit dem Baby irgendetwas nicht stimmte.

»Irgendwie farblos«, stellte einer dieser Baby-Experten beim Ultraschall fest. »Vielleicht entwickelt sich die Farbe noch.«

Doch als in jener Nacht Geburtszeit war und das Baby immer noch weiß auf die Welt kam, sagten dieselben Baby-Experten: »Es ist farblos … vielleicht hat es seine Farbe während der Geburt verloren.«

»Was soll ich tun?«, fragte die hilflose Mutter voller Albträume in den Augen.

»Einfach mit Farbe bemalen. Permanentfarbe am besten – zur Sicherheit. Entsteht dann bestimmt von selbst.«

Bei der Vorstellung, das eigene Kind auch noch mit Farbe bemalen zu müssen, verlor die Mama das Bewusstsein. Es war schon schlimm genug, dass ihre Tochter eine Farblose war.

Es ist ethisch bewiesen, dass in jedem Lebewesen des übergroßen Sterniversums diverse Charaktereigenschaften stecken – gute sowie schlechte. Das heißt nicht, dass eine Person von Grund auf böse ist. Erst lacht man mit Freunden in einer Bar, dann durchbohrt man die Bilder dieser Freunde mit Dartpfeilen auf einem Dartbrett – Gut und Böse sind also was ganz Normales. Gehören einfach zum Alltag dazu. Ja, das ist Psychologie.

Der Gott des Sündenplaneten erschuf seinen Planeten aus wissenschaftlichen Gründen – was passiert, wenn ich die sieben Sünden trenne und in Einzelwesen verwandle? Er verwandelte die sieben Hauptsünden der Menschen in Lebewesen. Diese erschufen sich eigene Leben, eigene Reiche, eigene Regeln … und lebten komplett nach ihrer Sünde. Wollust lustete irgendwo nachts herum, Neid neidete herum, Jähzorn zürnte herum, Habgier gierte herum, Völlerei völlerte herum, Trägheit trägte herum und Hochmut mutete herum. Überall auf dem Planeten spross es nur so vor Negativität.

Der Gott stellte fest, dass sich die Sündenwesen in eine Richtung entwickelten, die ihm gar nicht gefiel … und so musste er einen Auslöser erschaffen. Einen Auslöser, der das sündenhafte Leben der Sünden verändern könnte – in eine Richtung, die weniger negativ wäre. Zu viel Negativität auf einem Planeten ist auch nicht gut für das Sterniversum. Das Sterniversum ist wie eine Blume – behandelt man es schlecht, verwelkt es. Behandelt man es mit Liebe, verwelkt es nicht (jedenfalls nicht allzu schnell). Das hat alles damit zu tun, dass der Glauben sowie vieles andere Positive das Sterniversum mit einem Licht nährt, das es nicht selbst erschaffen kann. Das Sterniversum braucht positive Energiequellen, die leben und ihm auch Leben zurückgeben. Negative Energiequellen geben leider nur Dunkelheit zurück und damit den Tod.

Aber zurück zum Auslöser: Dieser Auslöser sollte das Mädchen Rune sein. Ein komplettes Menschenwesen, mit allen Farben, allen Sünden, aller Weisheit des Sterniversums. Wie würden die Sündenwesen auf ein solches gottgleiches Wesen reagieren? Könnte Rune sie eines Besseren belehren? Könnte ein Lebewesen mit allen Farben des Sterniversums endlich die Harmonie in den Alltag der Sünden bringen, die ihnen fehlte?

Der Gott lehnte sich zufrieden zurück und beobachtete, wie sich sein Planet so über die Sternenjahre entwickelte.

 

Wrath

Es war ein zorniger Tag für Wrath. Der kleine Gnom (kleine Leute werden eben schneller aggressiv – hat das Sterniversum bewiesen, denn die meisten der Todsünde Zorn sind von der Statur eines Meterlineals) plauzte auf dem Weg zur Arbeit energisch mit der Haustür. Das Störmich-nicht-Schild krachte auf den Boden. Unter Flüchen, die sogar Dinosaurier verstanden hätten, hing er das gute Schild wieder an die Tür.

Dann nahm Wrath seine schwarze Ratte namens Pechschwarz an die Leine und machte sich auf den Weg durch den Unkrautgarten. Wrath mochte das Unkraut in seinem Garten. Andere Leute halten Unkraut nicht im Garten, weil es angeblich nicht schön aussieht. Wrath war anderer Ansicht. Das Unkraut, das auf seinem Grundstück nur so unkontrolliert wucherte, war ein pflanzliches Naturbild von Wut – es stand für das Chaos, für wilden Jähzorn. Unkraut wächst immer zur falschen Zeit am falschen Ort und prügelt sich mit den anderen Pflanzen um das Territorium. Ja, Unkraut ist pure Schönheit des Zorns. Zudem macht es die Nachbarn mit ihren schönen Gärten aggressiv.

Die Kaninchen in Wraths Garten hüpften wieder alle wild umher. Auch darüber fluchte Wrath. Ständig hoppelten Kaninchen in seinen Garten, um von dem Unkraut zu speisen. Mit einem Löwengebrüll erinnerte der zornige Wrath die Fellknäuel daran, wer hier das Sagen hatte und verscheuchte alle aus seinem Garten. Er blickte gen Himmel – da war schon wieder dieses hässlich bunte Himmelsspektrum von Farben, das ihm Migräne bereitete. Rot und schwarz war die einzige Umgebung, die er tolerierte. Alles andere gehörte verboten und wirkte fast schon pervers in seinen drakonischen Augen. Ob der Regenbogen ein Gegenteil hatte? Sternlichtbogen vielleicht? Das Gegenteil vom Regenbogen wäre dunkel. Bestünde ganz aus Kontrasten. Ja, so ein Himmelsphänomen wäre ästhetisch perfekt in seinen Augen.

 

Pride

Es war ein perfekter Tag für Pride – also war alles wie immer. Als er am Morgen aufwachte, brachte man ihm Frühstück zu Bett. Pride frühstückte nur das Beste vom Besten – heute gab es teure Trüffel zum Speisen. Er ließ es sich königlich schmecken. Als er fertig war, kamen die Bediensteten, machten sein Bett, zogen ihn an und frisierten seine meterlangen Haare, auf die er ganz stolz war. Genauso stolz war Pride auf seine ausgeprägten Muskeln, auf das Kronensymbol auf seiner Stirn und auf seine erhabenen Flügel. Im ganzen Pridekönigreich war er der einzige Pride mit Flügeln (und deshalb zum König gewählt worden).

Pride war einfach auf alles an sich stolz.

Als seine Bediensteten ihn, wie es für einen König gehörte, ordentlich gepflegt hatten, musste auch Pride zur Arbeit – er als König hatte wichtige Aufgaben zu erfüllen, die sein Land betrafen. Auf dem Vorplatz seines Schlosses, wartete schon die Kutsche auf ihn. Ja er hatte Flügel, aber auch ein König musste seine Kräfte schonen. Wie jedes Mal verzichtete Pride auf die Kutsche. Die Kutsche verbarg seine perfekte Ausstrahlung vor dem Volk. Die Bediensteten gaben den Versuch nicht auf, auf die Kutsche zu verzichten. Sie wussten, Pride würde sich nie in eine Kutsche setzen, aber sie versuchten es immer und immer wieder, nur um abgelehnt zu werden. Sie genossen den Stolz, den Pride zeigte, wenn er selbst flog. Seine majestätische Ausstrahlung versetzte sie in Ekstase.

Pride flog unter staunenden Zuschauern gen Himmel – mitten durch einen Bogen aller Farben. Dieses Himmelsphänomen bestand schon seit Jahren – und das bei Tag und Nacht. Ob es ein Geschenk für ihn war, da es lebte, seit er regierte?

 

Sloth

Es war ein langweiliger Tag für Sloth – auch hier war alles wie immer. Sloth musste zur Arbeit.

Wie träge …

Er war das einzige Tier unter seinen Kollegen.

Wie träge …

Sloth war nicht einmal richtig wach. Zum Aufwachen war er zu faul, zum Laufen war er zu faul, zum Essen war er zu faul, selbst zum Waschen …

Wie träge …

Heute war ein wichtiger Tag. Auf der Arbeit fand eine lebensnotwendige Versammlung statt. Eine Art Krisensitzung. Und dennoch war Sloth zu träge, um die Ernsthaftigkeit einiger Dinge wahrzunehmen.

Wie gut, dass Pride über Sloths Kopf vorbeigeflogen kam und ihn auf seinem Flug zur Arbeit mitnahm.

Die beiden hatten dieselbe Arbeit.

Sloth schlief weiterhin. Der Regenbogen am Himmel blieb ihm verborgen – na ja, mit seiner Lebenseinstellung würde er auch nie einen sehen.

 

Envy

Es war ein neidischer Tag für Envy. Wie immer lebte er in seinem Grab und beneidete jeden, der besser lebte als er – und damit könnte man die ganze Welt meinen, denn Envy war das einzige Skelett auf dem Sündenplaneten. Er war ein Skelett. Ein Skelett unter den Lebenden. Die anderen hatten einen Körper, ein Gesicht, Familie … Envy hatte alles nicht.

Das Einzige, was er hatte, war eine Arbeit. Und zu dieser klapperte er in diesem Moment mit seinem Knochenkörper hin.

Das Einzige was er hatte, war die Mütze auf seinem Schädel. Das Einzige was er hatte, …

Envy kam nicht weit, zu überlegen. Ein Motorradfahrer hätte ihn fast überfahren und parkte nicht weit an einem Restaurant, das an der Gluttony-Grenze lag.

Envy hasste Lebewesen, die auf ihn herabsahen. Envy beschloss, das Motorrad einfach selbst zu fahren. Envy hasste auch das Universum, denn alles um ihn herum fand den bunten Himmel schöner als ihn. Dabei verstand er nicht, was an so einem Ding im Himmel toll sein sollte, das irgendwann wieder verschwinden würde. Envy war ein Lebewesen mit schlanker Figur. Seine Knochen glänzten im Licht, er hatte stilvolle Wangenknochen und ein Dauerlächeln. Die attraktive Wollmütze auf seinem Kopf machte ihn doch zu einem visuellen Fest für die Augen! Da sehet doch und staunet: Ihr verbergt euer Skelett hinter einer dicken Schicht Haut und Haaren – Envy scheut sich nicht, sein wunderschönes Skelett zu zeigen! Er braucht Haut und Haar nicht! Er ist eine Sehenswürdigkeit durch und durch.

 

Greed

Es war ein gieriger Tag für Greed. Ihr dachtet, Sloth wäre das einzige Tier im Kollegium? Falsch gedacht. Sloth war einfach zu träge, um zu registrieren, dass sein Mitarbeiter Greed eine Katze war. Greed wollte alles: Macht, Reichtum, Kraulpausen und natürlich einen Kätzchenharem. Greed hatte alles – sogar einen Diener. Er hielt sich selbst für cool, obwohl er eine Katze war und genau das machte ihn so bescheiden. Menschen bezeichnete er als niedere Wesen, die aus Affen entstanden seien. Sich selbst hielt Greed für einen König, denn die Sippschaft der Katzen entstand aus königlichen Großkatzen wie Tiger und Löwen. Greed stammte dem König der Tiere ab – ein König brauchte natürlich alles, was die Welt ihm gab. Greed lebte mit der Grundeinstellung, dass man Affen alles nehmen durfte – schließlich waren das unbedeutende, dreckige Wesen. Für ihn gab es nur zwei Arten auf dem Planeten: Affen und Katzen (also er).

Greed war gerade dabei, sich seinen rechtmäßigen Besitz (Geld) von einem Affen an sich zu nehmen, als ihn die Nachricht ereilte, dass er unverzüglich zum Krisenstab erscheinen sollte. In dem Moment, als Greed abgelenkt war, kroch der Affe unter der festhaltenden Katzenpfote hervor und wollte die Flucht ergreifen.

»Verfluchter Kater!«, verfluchte er und streichelte den Kater Greed mit seinem Schuh am Rücken.

Greed war überwältigt worden. Die Latschenmassage war einfach zu mächtig – wie konnte ein Affe seine Schwachstelle kennen?

Genüsslich schloss Greed das eine Auge, machte sich platt wie ein Teppich und versuchte, ein Schnurren zu unterdrücken.

Sobald dieser Affe den Fuß erheben und Greed den Rücken kehren würde, würde er ihn umbringen.

Gleich …

Aber Greed war zu gierig, um eine ordentliche Kraulpause abzulehnen. Greed mochte dieses Gefühl von Druck. Der Druck kräftigte seine Muskeln, als könnte er ganze Häuser tragen. Und was ihn stärker machte, ließ ihn gegen jeden Affen gewinnen!

Ja, Greed gierte selbst nach Kraulereien, auch wenn es ihm peinlich war, dies zuzugeben.

Während die Katze in Ekstase schnurrte, holte sich der Krauler unauffällig seinen Geldbeutel zurück und verschwand in der nächstbesten Gasse.

Greed lag immer noch da. Seine Pfoten hüpften auf und ab, als wäre er psychisch und physisch in einer anderen Realität, in der er allein gegen eine Affenarmee kämpfte.

Greed gierte nach allem.

Auch nach unnachgiebigen Streicheleinheiten.

Und … was war das am Himmel? Und warum gehörte es ihm noch nicht? Was auch immer dieses buntglitzernde Ding am Himmel war, Greed wollte es ebenfalls haben. Es funkelte so schön wie der fette Klunker, den er mit sich um den Hals schleppte.

 

Gluttony

Es war ein köstlicher Tag für Gluttony. Er arbeitete wie jeden Tag in seinem Restaurant. Es war das beliebteste Restaurant auf dem ganzen Planeten und Sünden aller Länder reisten gerne nach Burg Glutton, um dort in diesem einen Restaurant zu speisen. Burg Glutton wurde über die Jahre zu einer beliebten Touristenattraktion.

Doch heute hatte Gluttony nicht die Zeit, um seine hungrigen Gäste zu versorgen. Er musste die Führung des Restaurants seiner Stellvertreterin Glutenia überlassen, denn heute musste er seiner Pflicht als Mitglied der sieben Todsünden nachgehen.

»Gluttony, gehst du schon?«, fragte ein Kunde, als Gluttony gerade mit einer Lammkeule in der Hand durch die Tür wollte. »Von dir zubereitet, schmeckt mir das Essen immer am besten! Du steckst immer so viel Liebe in deine Gerichte.«

Gluttony lachte freundlich. »Danke, aber ich werde nicht lange weg sein. Die Versammlung dauert hoffentlich nicht lange.«

»Sterniversum sei Dank!«, dankte der Kunde den Göttern.

Auf dem Weg zur Arbeit verspeiste Gluttony genüsslich seine große Lammkeule. Tagtäglich speiste er wie ein König und doch nahm er nie zu. Die anderen beneideten ihn darum. Andere nahmen schon von einem winzigen Bonbon an Kilos zu, aber Gluttony konnte sogar zehn Mal Eis hintereinander essen, ohne zuzunehmen. Das war eine Superkraft für sich. Nicht ohne Grund war er Mitglied dieser besonderen Arbeit, zu der er sich gerade aufmachte.

Und als auch Gluttony den Regenbogen am Himmel sichtete, fragte er sich: »Ob das essbar ist?«

 

Lust

Es war ein lustvoller Tag für Lust. Was ist Lust? Die Sünde Wollust beschreibt sexuelle Aktivitäten, die der Befriedigung eigener sexueller Fantasien dienen. Wollust ist eine Sünde, die durch ihre Unreinheit zensiert werden muss.

Die Sünden im Wollusttempel behandelten Lust wie eine Göttin. Sie war die schönste Frau auf dem ganzen Planeten und hatte sogar dämonische Flügel, die Symbol für ihr unartiges Privatleben waren.

Als Lust ihr Etablissement der Schande verließ, um zu einer reineren Arbeit zu gelangen, rollte man ihr einen heiligen Teppich aus. Ein Reverse-Harem kniete Lust zu Boden und küsste ihr die Füße.

Jemand konnte nicht genug von den Füßen der populärsten Frau des Sterniversums kriegen und küsste ihr auch noch die Hände.

Während Lust sich selbst genoss schien ihr der Regenbogen in die Augen. Sie sagte sich: »Oh! Der Himmel hat Farben geboren … nicht mein Geschmack.«

 

Regenbogen.Kraft des Lebens. Ein neues Reich Liebe.Ewigkeit.

Die Farblose

Die Mitglieder der sieben Sünden versammelten sich zum Krisenrat. Heutiges Topthema war das Problem der Farblosen, die den ganzen Sündenplaneten mit ihrer Sündenlosigkeit in Angst und Schrecken versetzte.

Die Hochtodsünden waren Politiker, wie jeder andere Politiker auch. Durch Demokratie in das Amt gewählt. Die Hochtodsünden werden immer nach einem bestimmten Muster gewählt: Die Sünde, die ihre Sünde am besten repräsentiert, wird von dem Volk zum neuen Politiker gewählt. Meistens findet ein Wettbewerb statt, um zu bestimmen, wer der Zornigste aller zornigen Jähzorns war und wer die Unanständigste aller unanständigen Wollüste. Manchmal wusste das Volk schon ohne Wettbewerb, welche Sünde den Award für die schlimmste Sünde des Jahres erhalten sollte – Sloth zum Beispiel. Er war ein Faultier. Die einzige Trägheitssünde, die in Form eines Faultieres geboren wurde.

Es ist so, dass Vererbungen und genetische Merkmale zu Geburten von Sünden nie eine Rolle spielen. Ein Wollust kann zum Beispiel plötzlich einen Habgier gebären und der Wollust-Vater glaubt dann, die Wollust-Frau hätte ihn mit einem Habgier betrogen. So wollüstigen Frau und Mann dann von Partner zu Partner.

Gott ist nämlich ein Wissenschaftler. Aus Gründen der Wissenschaft möchte er herausfinden, was passiert, wenn man dort etwas verändert und hier etwas verändert … Wie reagieren seine Lebewesen auf die Veränderung?

Und so erschuf Gott ein Faultier im Bauche einer Trägheit-Mama. Gott fand nämlich dank der anderen Planeten heraus, dass das Faultier ein allgemeines Symbol für die Trägheit war. Und die Mama bekam dann nach der Geburt eine haarige, blaue Überraschung (trotz Faultier konnte die Mutter dennoch an der Fellfarbe Blau erkennen, dass es ihr eigenes Kind war).

Das Gleiche mit der Farblosen, um die es hier geht. Gott wollte lediglich herausfinden, wie die Welt auf einen Menschen reagiert.

Die Welt reagierte mit einer Hinrichtung.

»Die Guillotine! Auf die Guillotine!«, forderte Wrath.

»Die Guillotine ist defekt«, stellte Pride fest, als Wrath den Kopf der Farblosen schon in Position bringen wollte. Leider klemmte da etwas am Hebel, sodass die Klinge oben feststeckte.

»Okay, keine Panik«, beruhigte Pride die sieben Todsünden. »In unserer politischen Karriere haben wir schon viele Situationen erlebt und gemeistert, um Weltfrieden zu schaffen. Aber wir hatten noch nie ein farbloses Kind hier sitzen. Wir müssen klar denken. Wir dürfen keine Kinder verurteilen.«

Die vom Volk in ihr Amt gewählten sieben Todsünden versammelten sich immer, wenn es ernste politische Angelegenheiten zu besprechen gab. Dabei achteten die Sünden meistens egozentrisch auf das Wohl ihres eigenen Landes. Was mit dem Land von Wrath passierte, war einem Greed zum Beispiel völlig Banane.

Ja, der Planet der Todsünden war in sieben Bereiche aufgeteilt. In sieben Länder. Und jede Hochtodsünde im versammelten politischen Rat war für ihr eigenes Land zuständig.

Eigentlich sollten die Todsünden darüber entscheiden, in welchen Bereich die Farblose eingeteilt werden möge. Aber zum Wohle des eigenen Landes wollte keine Sünde etwas mit der Farblosen zu tun haben.

Hochtodsünde Wrath? Anwesend.

Hochtodsünde Gluttony? Anwesend.

Hochtodsünde Greed? Anwesend.

Hochtodsünde Envy? Anwesend.

Hochtodsünde Sloth? Physisch anwesend, psychisch abwesend.

Hochtodsünde Pride? Anwesend.

Hochtodsünde Lust? Anwesend.

Wrath nahm das Mädchen enttäuscht von der Guillotine herunter. Er dachte, härtere Mittel würden etwas rote Farbe in das blasse Gesicht bringen – jedenfalls glaubte er, das Mädchen von der Guillotine heruntergenommen zu haben.

»Wo ist das Mädchen?«, wunderte sich der gesamte Krisenrat. Es war spurlos verschwunden! Vor den Augen aller! Sünde aber auch! Das passiert auch ganz schnell, wenn man keine Farbe hat – man ist dauerhaft unsichtbar, weil man nicht so gut gesehen wird.

Da schlug Pride von hinten etwas gegen den Kopf – und Wrath auch!

»Das sind … Kugeln aus Knete?« Pride wollte sich nach dem Angreifer umsehen, doch plötzlich schossen ganz viele dieser Knetkugeln wie Granaten in den Krisenstab.

Und ein weit entfernter Schlachtruf aus der Stimme eines kleinen Mädchens: »Krieg gegen die feindlichen Soldaten!«

Pride, in seinem Stolz verletzt, hob vom Boden ab, um zur Hochebene des Krisensaals zu gelangen. Dort hinter der Balustrade erwischte er die kleine Granatenschießerin und beförderte sie auf die nicht funktionierende Guillotine zurück.

Dort passte Pride anders als Wrath gut auf sie auf, indem er sie erzieherisch daran fesselte.

Normalerweise fangen kleine Kinder an zu weinen, wenn sie Angst haben. Aber Rune blieb gelassen, während die Politiker in allen Farben des Regenbogens über ihr Schicksal bestimmten.

»Und wenn wir einen Eimer Farbe über sie kippen?«, fragte Lust in die Runde, um ihre Kollegen aus ihrer Entsetzung über die Knetgranaten herauszuholen. »Vielleicht löst das innere Emotionen aus, die sie von innen färben?«

»Ausgeschlossen«, sagte Pride. »In ihrer Akte steht, dass die Ärzte bei ihrer Geburt schon mehrmals versucht haben, Farbe einzusetzen, aber nach einem Bad war alles wieder weg.«

»Also …«, überlegte Gluttony, »ich weiß nichts über ihre Ernährung, aber Eier bekämpfen Hautunreinheiten.«

Das Wort Eier, löste in Lust eine Fantasie aus, die ins Gefängnis gehörte, aber über die sie schmunzeln musste.