Samba Kicker - Band 1 - Fabian Lenk - E-Book

Samba Kicker - Band 1 E-Book

Fabian Lenk

4,9

Beschreibung

Mit den Samba Kickern in die WM 2014! Ganz Rio di Janeiro befindet sich im Fußballrausch. Es sind nur noch wenige Tage bis zum Start der WM 2014 in Brasilien und im Maracanã-Stadion, in dem das Eröffnungsspiel übertragen werden soll, laufen die letzten Umbaumaßnahmen. Mittendrin befinden sich die vier Samba Kicker Tom, Julia, Adriano und Larissa, die als große Fußballfans der WM im eigenen Land entgegenfiebern. Doch als es im Maracanã plötzlich eine Explosion gibt und Erpresserbriefe auftauchen, legt sich ein dunkler Schatten über ihre Vorfreude … Droht wirklich ein Anschlag beim Public Viewing? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 78

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
14
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



ISBN 978-3-649-61811-9 (eBook)

eBook © 2014 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

Hafenweg 30, 48155 Münster

Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise

eBook-Produktion: book2look Publishing 2014

ISBN 978-3-649-61359-6 (Buch)

Buch © 2014 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

Hafenweg 30, 48155 Münster

Text: Fabian Lenk

Illustrationen: Alexander von Knorre

Lektorat: Christina Grams

www.coppenrath.de

Der große Mann mit der Sonnenbrille griff in sein Sakko. Er spürte das kühle Metall der Pistole und ein Lächeln huschte über sein angespanntes Gesicht. Ein Schweißtropfen lief ihm über die Stirn. Der Mann war nervös und angespannt, aber auch voller Vorfreude.

Ganz Rio de Janeiro hatte eine seltsame Erregung ergriffen und es schien noch heißer zu sein als sonst. Aber das lag nicht nur an der grellen Sonne, unter der die Stadt am Zuckerhut brütete. Die über sechs Millionen Einwohner sowie Zehntausende von Touristen aus der ganzen Welt fieberten dem Anpfiff entgegen.

Dem Anpfiff zur Fußballweltmeisterschaft. 32 Mannschaften, ein Ziel: den Titel. Und in zwei Tagen ging es los.

Viele Kinder in der Stadt trugen T-Shirts mit den Namen ihrer Stars, ihre Väter komische Hüte in den Nationalfarben. Es gab kaum ein Haus, an dem nicht die Flagge Brasiliens hing. Fußballwimpel wehten an den Antennen der Autos, die an dem großen Mann vorbeirauschten. Manche waren auch mit Aufklebern verziert, die das WM-Maskottchen Fuleco zeigten. Dabei handelte es sich um ein Dreibindengürteltier, das sich bei Gefahr zu einem Ball zusammenrollen konnte.

Sehr passend, dachte der Mann, und zog die Hand zurück. Er stand an der Avenida Presidente Castelo Branco und hatte den Blick auf das gegenüberliegende Estádio do Maracanã gerichtet. Baulärm war zu hören: das Kreischen einer Säge, die schnellen, dumpfen Schläge eines Presslufthammers.

In großer Eile wurden derzeit die letzten Umbauarbeiten im Stadion erledigt. Der Zeitdruck war enorm, denn im Maracanã-Stadion sollten sieben der insgesamt 64 Partien der Weltmeisterschaft ausgetragen werden, darunter das Endspiel am 13. Juli.

Der Mann verzog sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen, während er ein Taschentuch hervorzog, um sich den Schweiß von der Stirn zu tupfen. Das Eröffnungsspiel wurde zwar am Donnerstag, dem 12. Juni, in São Paulo angepfiffen, doch hier im Maracanã-Stadion gab es parallel ein Public Viewing mit einer gigantischen Leinwand und einem großen Showprogramm. Seit Monaten war das Stadion restlos ausverkauft. Kein Wunder, denn immerhin bestritt der WM-Gastgeber Brasilien sein erstes Spiel. Zehntausende von Fußball-Fans würden sich in der Arena drängen, Fahnen schwenken, ihre Lieblingsspieler anfeuern und nur eins wollen: den Sieg ihrer Mannschaft.

Doch es könnte auch ganz anders laufen, dachte der Mann. Er hatte einen Plan, einen sehr bösen Plan. Sein Grinsen gefror. Vielleicht würde dieses fröhliche Fußballfest im Chaos versinken, in Trauer und Verzweiflung.

Das lag allein in seiner Hand. Der Hand, die jetzt wieder in das Sakko wanderte, um das beruhigende, kühle Metall der Waffe zu suchen.

„Jetzt!“, rief Tom und sprintete nach einer kurzen Körpertäuschung an dem verdutzten Adriano vorbei.

Julia spielte den Ball zentimetergenau in den Lauf von Tom. Der Elfjährige hetzte über den Sand des Copacabana-Strandes, der jetzt, in der Mittagszeit, besonders heiß war. Die Kugel klebte förmlich an seinem Fuß. Noch etwa zehn Meter bis zum Tor. Dort baute sich Larissa auf, die mit Adriano in einem Team kickte.

Tom wusste, dass Larissa schnell war – sowohl auf dem Feld als auch im Tor.

Der Junge visierte die linke Ecke an, schoss dann aber nach rechts. Der Ball sprang noch einmal tückisch auf, die ohnehin große Larissa machte sich lang und länger und bekam noch die Fingerspitzen an die Kugel. Doch sie konnte nicht verhindern, dass das Leder vom Pfosten in den Kasten sprang.

Tom sank in den Sand. „Sieg!“, jubelte er. „Das war das 3:2!“

Julia kam zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter.

„Super Schuss!“, lobte sie.

„Das war aber auch ein toller Pass von dir!“, gab er das Kompliment zurück.

„Reines Glück“, kommentierte Adriano, doch er lachte dabei. „Lasst uns eine Pause machen!“

Kurz darauf saßen die vier Samba Kicker am Strand und tranken etwas. Links von ihnen erhob sich der Morro do Leme, ein riesiger Felsen, der teilweise mit Regenwald bewachsen war. Und rechts, am anderen Ende des etwa vier Kilometer langen, halbmondförmigen Strandes, stand das Forte de Copacabana, eine schneeweiße Festung. Hinter den Freunden rauschte der Verkehr über die breite Avenida Atlantica.

Der Strand war wie üblich dicht bevölkert, aber heute waren neben vielen Einheimischen auch noch mehr Touristen als sonst da, darunter viele Fußballfans. Fliegende Händler stapften durch den Sand und boten alles Mögliche an: Getränke, Käppis mit den Farben der brasilianischen, deutschen, spanischen oder französischen Nationalmannschaft, Sonnenschirme, Strandschuhe, Obst und Süßigkeiten.

Julia, die solche Leckereien über alles liebte, kaufte sich sofort eine Tüte mit Churros – ein beliebtes Gebäck in Brasilien – und bot ihren Freunden etwas davon an.

„War ein gutes Match“, meinte sie kauend.

„Ja“, sagte Larissa, „und nächstes Mal gewinnen wir!“

„Klar!“, stimmte Adriano ihr zu.

Tom lächelte nur. Versonnen schaute er aufs Meer, auf dem einige Yachten dümpelten. In der Ferne zog ein Riesentanker vorbei. Der Junge seufzte glücklich. Jedes Jahr verbrachte Tom mit seinen Eltern die Ferien bei seiner Cousine Julia, die mit ihrer Familie in Rio lebte.

Und diesmal waren sie sogar vier Wochen hier – wegen der Weltmeisterschaft! Ein Traum, um den ihn alle seine Klassenkameraden beneideten!

Und Tom war froh, jetzt nicht in seiner eher kühlen Heimat Hamburg sein zu müssen. Seine Eltern, beide Brasilianer, waren bereits vor fünfzehn Jahren von Rio nach Hamburg gezogen, weil sie dort Jobs gefunden hatten. Deshalb war Tom zweisprachig aufgewachsen und beherrschte Portugiesisch ebenso gut wie Deutsch.

Der Junge liebte Rio. Die Stadt war so vielseitig, bunt, quirlig, musikalisch und genauso fußballverrückt wie er selbst und seine Freunde: die temperamentvolle Julia, die freche Larissa und das Kraftpaket Adriano. Vor zwei Jahren hatten Tom und Julia die beiden anderen beim Fußballspielen am Strand kennengelernt und seitdem waren sie die Samba Kicker. Ein starkes Team, das zwar auch ab und zu gegeneinander spielte, aber zumeist als Mannschaft antrat! Der Name rührte natürlich von ihrer Liebe zum Fußball her, aber auch vom berühmten Musik- und Tanzstil Brasiliens: dem Samba. Julia, Larissa und Adriano beherrschten die Schritte perfekt, aber Tom stellte sich dabei immer eher ziemlich unbeholfen an und…

„He, pennst du, Tom?“, unterbrach Julia seine Gedanken. „Komm mit ins Wasser!“

Sie flitzte los, gefolgt von Adriano und Larissa. Unter ihren Füßen spritzte der Sand hoch.

Tom riss sich das T-Shirt vom Leib und jagte seinen Freunden hinterher. Schon hatte er das Meer erreicht und stürzte sich in die Fluten. Herrlich, das Wasser war bei den Temperaturen wunderbar erfrischend! Sofort begannen die Samba Kicker eine wüste Wasserschlacht. Nach einer Viertelstunde waren sie völlig erledigt.

„Ich glaube, ich brauche wieder etwas Süßes“, schnaufte Julia und trottete aus dem Meer.

Als sie wieder zusammen am Strand saßen, machte ihre Tüte mit den Churros ein zweites Mal die Runde.

Adriano wischte liebevoll etwas Sand vom Ball. „Mann, ich kann’s kaum erwarten, bis die WM endlich losgeht!“

„Ich auch nicht“, sagte Larissa. „Und wir holen garantiert den Titel.“

„Genau, den Heimvorteil müssen wir einfach nutzen“, pflichtete Julia ihr bei.

„Außerdem hatte Brasilien schon immer fantastische Fußballer!“, kam es von Tom. „Denkt doch nur an Pelé, Garrincha oder Zico, die Helden von früher. Heute zaubern Neymar, Kaka, Robinho oder Hulk am Ball und spielen den Gegnern einen Knoten in die Beine!“

Larissa nickte. „Und vergesst nicht unseren Trainer, der ist ein alter Hase, dem macht keiner etwas vor!“

„Nur noch zwei Tage, dann rollt der Ball! Das Public Viewing wird bestimmt der absolute Knaller!“, meinte Julia. Wie ihre Freunde hatte sie natürlich längst ein Ticket für das Maracanã-Stadion. Die Karten hatten sie von Julias Vater Pedro bekommen, der ein hoher Funktionär beim brasilianischen Fußballverband CBF und in Rio verantwortlich für die Organisation und Durchführung der Spiele war.

„Wann geht es eigentlich los?“, fragte Larissa.

„Warte, das haben wir gleich“, erwiderte Tom, zog sein Smartphone aus dem Rucksack und ging online. Von seinem Handy trennte er sich eigentlich nie, noch nicht einmal im Bett, denn zum Einschlafen hörte er oft Musik über seine Kopfhörer. „Ah, hier steht’s: Anpfiff ist um 17 Uhr!“

„Okay, gespeichert“, meinte Julia. „Hoffentlich geht beim Umbau des Stadions alles klar. Da ist ja wirklich eine Menge zu tun…“

Larissa winkte ab. „Ach, das kriegen die schon gebacken. Dein Bruder José arbeitet doch auch auf der Baustelle – oder, Adriano?“

„Ja, das ist wirklich eine tolle Chance für ihn!“, sagte er. „Denn wenn er keinen Mist baut, darf er früher raus.“

Tom sah seinen Freund nachdenklich an. „Früher raus“ bedeutete: früher raus aus dem Knast. Adriano lebte mit seiner Familie in einer Favela namens Rocinha – einem der typischen Armenviertel Rios. Er hatte seinen Freunden erzählt, dass sein ältester Bruder José bereits früh auf die schiefe Bahn geraten war und jetzt wegen Erpressung im Gefängnis saß. Doch vor zwei Jahren hatte die Regierung ein Programm auf den Weg gebracht, das Häftlingen wie José eine Chance gab: Einige durften beim Neu- oder Umbau der zwölf WM-Stadien in ganz Brasilien helfen und so einen vernünftigen Beruf erlernen. Und wer seine Sache gut machte, sollte im Anschluss vorzeitig aus der Haft entlassen werden.

Jetzt stand Julia auf. „Habt ihr Lust, die Baustelle zu besichtigen? Dann könnten wir uns selbst schlau machen, ob bei den Abschlussarbeiten alles nach Plan läuft.“

„Aber da stören wir doch nur, die lassen uns doch nie ins Stadion“, gab Larissa zu bedenken.