Samba Kicker - Band 4 - Fabian Lenk - E-Book

Samba Kicker - Band 4 E-Book

Fabian Lenk

4,9

Beschreibung

Wenige Tage vor dem Viertelfinalspiel Brasiliens dürfen Julia und Tom ihren Helden beim Training im Maracanã-Stadion zuschauen. Als sich der Stürmerstar Céfu bereit erklärt, ein Interview mit ihnen zu führen, sind die beiden Samba Kicker überglücklich. Doch ihre Stimmung schlägt schnell um, als während des Gesprächs zwei maskierte Männer in die Umkleidekabine stürmen, Céfu überwältigen und ihn entführen. Julia und Tom sind fassungslos und bangen um das Leben des Fußballers. Wer steckt bloß hinter der Entführung? Lange tappen die Samba Kicker im Dunklen, bis der Fall rasant Fahrt aufnimmt und sie selbst in Lebensgefahr geraten

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ISBN 978-3-649-61812-6 (eBook)

eBook © 2014 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG, Hafenweg 30, 48155 Münster

Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise

eBook-Produktion: book2look Publishing 2014

ISBN 978-3-649-61363-3 (Buch)

Buch © 2014 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG, Hafenweg 30, 48155 Münster

Text: Fabian Lenk

Illustrationen: Alexander von Knorre

Lektorat: Isabelle Ickrath, Christina Grams, Katharina Kavermann

Satz: Helene Hillebrand

www.coppenrath.de

„Spiel ab!“, brüllte Tom. „Gib mir die Murmel!“

Wie so oft kickte der Junge mit den anderen Samba Kickern Julia, Adriano und Larissa an der Copacabana, dem berühmtesten Strand von Rio de Janeiro. Heute bildete Tom mit seiner Cousine Julia ein Team.

Doch das Mädchen dachte gar nicht daran, Tom die Kugel zuzuspielen. Julia hetzte über den heißen Sand, der Ball klebte förmlich an ihrem Fuß. Jetzt baute sich Adriano vor ihr auf. Aber Julia tanzte ihn aus und stürmte weiter auf das gegnerische Tor zu, das von Larissa gehütet wurde.

„Leg quer!”, rief Tom flehend, der einschussbereit vor der Kiste lauerte. „Ich bin völlig frei!”

Wieder beachtete Julia ihn nicht. „Den mache ich selbst rein!”, verkündete sie selbstbewusst.

In diesem Moment sprintete Larissa aus dem Tor und warf sich ihrer Freundin entgegen. Die beiden rasselten zusammen und der Ball flog seitlich über die in den Sand gezogene Linie ins Aus.

Tom verzog das Gesicht: Was für ein Crash! Hoffentlich hatte sich keine der beiden wehgetan! Mit Adriano rannte er zu den Mädchen, die gerade ihre Beine entknoteten.

„Das war ein grobes Foul”, maulte Julia.

„Stimmt, aber du hast mich gefoult, denn du bist in mich hineingerannt”, konterte Larissa, während aus ihren Augen Blitze schossen. „Du hast die gelbe Karte verdient, wenn nicht sogar die rote!”

Julia, die nach ihrem Sprint immer noch keuchte, tippte sich an die Stirn.

Tom und Adriano atmeten auf. Offenbar waren Julia und Larissa heil geblieben – sie fetzten sich schon wieder.

„Wir machen einen Schiedsrichterball”, schlug Tom diplomatisch vor. Julia und Larissa verfügten beide über ein erstaunliches Temperament. Eine weitere Diskussion, wer nun wen gefoult hatte, würde die Situation nur weiter aufladen.

Grummelnd stimmten die Mädchen zu.

„Apropos Ball – wo ist er überhaupt?”, fragte Adriano und sah sich um.

„Das darf ja wohl nicht wahr sein!”, rief er unvermittelt.

„Was ist denn los?”, fragte Tom, der Julia gerade die Hand reichte, um sie aus dem Sand zu ziehen.

„Die Typen da haben uns den Ball geklaut!”, schimpfte sein Kumpel und deutete zum Tor, aus dem Larissa gerade herausgestürzt war.

Fünf Jugendliche, die um einiges älter als die Samba Kicker waren, spielten sich den fremden Ball zu und machten ein paar Kunststücke damit. Gerade jonglierte einer der durchtrainierten Typen die Kugel auf seiner Stirn.

Mit einem Satz war nun auch Larissa auf den Beinen und stapfte auf die Gruppe zu.

„He, Jungs – das ist unser Ball! Her damit!”, meinte sie forsch.

Der Jongleur ließ die Murmel von seinem Kopf auf sein rechtes Knie abtropfen und kickte sie zu einem seiner Freunde, der ein wahrer Riese war und einen ziemlich dümmlichen Gesichtsausdruck hatte.

„Was redest du da für einen Müll, Kleine?”, meinte der Jongleur gelangweilt zu Larissa. „Der Ball hat hier herrenlos herumgelegen, also habe ich ihn mir geschnappt.”

„Das ist unser Ball!”, beharrte Larissa, hinter der sich jetzt die anderen Samba Kicker aufgebaut hatten.

Die Freunde ernteten nur Gelächter.

„Außerdem ist das unser Platz!”, legte Larissa nach.

Die anderen johlten jetzt regelrecht.

„Du hast sie wohl nicht mehr alle”, meinte der Junge, der offenbar der Wortführer der Truppe war. „Das ist ein öffentlicher Strand, hier kann jeder spielen.”

„Aber wir kicken immer auf diesem Platz!”, kam Tom jetzt Larissa zu Hilfe.

Der Riese mischte sich nun ein und zuckte nur mit seinen breiten Schultern. „Na und? Irgendwann ist immer Abpfiff, oder?”

Wieder lachten die anderen. Am meisten freute sich das Riesen-Baby über seinen Erfolg als Witzemacher und fragte seinen Freund: „War ein super Gag, oder, Filipe?”

„Ja, der war klasse, Taddeo!”, meinte dieser.

„Wirklich, ganz toll!”, spottete Larissa.

Tom legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Larissa hatte eine verdammt große Klappe, aber hier war Vorsicht geboten. Die Kerle waren nicht nur älter und kräftiger als sie, sie waren auch in der Überzahl.

Doch Larissa war nicht zu stoppen. „Und ihr Komiker besorgt euch jetzt einen eigenen Ball und sucht euch einen anderen Platz.”

Die Augen des Riesen-Babys wurden schmal. „Wie hast du uns gerade genannt?” Er machte einen Schritt auf sie zu.

Das Mädchen wich keinen Millimeter, auch wenn der Typ einen halben Kopf größer war als sie.

„Oh nein!“, dachte Tom. Dieser Mistkerl würde sich doch wohl nicht an Larissa vergreifen!

Er ging dazwischen und zog das Mädchen ein Stück nach hinten.

„Hör auf, gegen die haben wir keine Chance!”, flüsterte er eindringlich. „Der Klügere gibt nach!”

„Wie hast du uns gerade genannt?”, wiederholte der Riese lauernd.

Larissa winkte ab. „Vergiss es. Aber gebt uns wenigstens den Ball wieder.”

Filipe gab dem Riesen ein Zeichen, der ihm die Murmel der Samba Kicker zuwarf.

Nun hielt Filipe Larissa den Ball unter die Nase. Als das Mädchen sich die Kugel schnappen wollte, hob Filipe sie blitzschnell so hoch über seinen Kopf, dass Larissa unmöglich herankommen konnte. Prompt gab es die nächste Lachsalve seiner Freunde. Davon angespornt, bolzte Filipe die Kugel über den Strand in den nahen Atlantik.

Adriano sprintete sofort los, um den Ball den Wellen zu entreißen.

„Und ihr macht euch auch vom Acker!”, befahl Filipe den anderen Samba Kickern. „Ist wirklich ein hübscher Platz. Viel zu schade für euch Lutscher. Ab jetzt spielen wir hier, ist das klar?”

Wortlos wandten sich die Freunde ab.

Da wurde Tom von hinten gepackt. Filipe riss ihn an den Schultern herum.

„Ob das klar ist?”, zischte er aggressiv.

Tom hob abwehrend die Hände. „Schon gut, wir haben es ja verstanden.”

Filipe ließ ihn los. „Fein, warum nicht gleich so? Und jetzt: Abflug, Kurzer!”

Mit hängenden Schultern trottete Tom hinter seinen Freunden her. Er zitterte vor Wut. So etwas hatte er in Rio noch nie erlebt. Seit vielen Jahren verbrachte der Junge, der in Hamburg lebte, den Sommerurlaub mit seinen brasilianischen Eltern immer bei den Verwandten in der Stadt am Zuckerhut. Und auf den diesjährigen Urlaub hatte er sich noch mehr gefreut als sonst – schließlich fand während seiner Ferien die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien statt.

Unzählige Male hatte Tom mit seinen ebenso fußballverrückten Freunden an der Copacabana gekickt und nie hatte es Ärger gegeben. Und jetzt tauchten diese Blödmänner auf!

Die Samba Kicker schnappten sich ihre Rucksäcke sowie Adrianos Gettoblaster und liefen zum Meer, aus dem gerade Adriano mit dem Ball unter dem Arm kam.

Dann hockten sie sich in den Sand, um sich zu beratschlagen.

„So eine Sauerei!”, motzte Larissa. „Nur weil die ein bisschen größer und älter sind als wir, glauben die, sich alles herausnehmen zu können.”

„Tja, jetzt müssen wir uns wohl einen anderen Platz suchen”, meinte Tom betrübt. „Auch wenn er für alle da ist und eigentlich niemandem gehört.”

„Aber du weißt doch, wie es ist”, sagte Adriano. „Viele Teams haben eine ganz bestimmte Stelle, wo sie kicken. So wie wir.”

„Genau!”, fuhr Larissa auf. „Das ist unser Platz!”

„Wir finden bestimmt einen anderen”, versuchte Tom, sie zu beruhigen.

„Nein, die anderen Fußballplätze sind immer besetzt! Das wird nichts!”, widersprach sie.

„Außerdem geht es ums Prinzip”, pflichtete Julia ihrer Freundin bei. „Wir können uns doch nicht einfach von so ein paar Gorillas vertreiben lassen!”

Adriano ächzte. Er war mit Abstand der Kräftigste von ihnen. „Aber was willst du tun? Dich mit denen prügeln? Da ziehen wir den Kürzeren!”

Julia verdrehte nur die Augen. Dumpfes Schweigen senkte sich über die Kicker. Niemand hatte eine Idee, wie sie wieder an ihren alten Platz gelangen konnten.

„Samba?”, fragte Adriano, um seine Freunde auf andere Gedanken zu bringen. Er deutete auf seinen Gettoblaster.

Neben Fußball waren Samba-Musik und der gleichnamige Tanz die größten Leidenschaften von Adriano, Julia und Larissa.

Toms Begeisterung hielt sich allerdings in Grenzen, denn er stellte sich beim Tanzen zu doof an und bekam die Schritte einfach nicht hin – egal, wie häufig seine Cousine mit ihm übte. Aber heute hatten auch die Mädchen keine Lust auf Musik.

Eine Weile schauten die Freunde auf den tiefblauen Atlantik, dessen Wellen sich am Ufer kräuselten.

Einmal mehr ließ sich Tom von der Atmosphäre einfangen. Links, am Ende des Strandes, erhob sich der majestätische Zuckerhut, zu dem gerade eine Gondel hinauffuhr. Um Tom und seine Freunde herum tobten Kinder, bauten Burgen oder spielten Fangen. Ihre Eltern lagen unter bunten Schirmen, unterhielten sich oder lasen.

Im Sand saßen zudem viele Gruppen von Fußball-Fans, die aus allen möglichen Ecken der Welt nach Brasilien gekommen waren. Immerhin sieben der insgesamt 64 WM-Spiele fanden im Maracanã-Stadion in Rio statt. Übermorgen um 13 Uhr wurde dort das Viertelfinalspiel mit Brasilien angepfiffen.

In diesem Moment bimmelte Julias Handy.

„Das ist mein Vater”, stellte sie mit einem kurzen Blick auf das Display fest. Sie meldete sich und lauschte einen Augenblick. Ihr Gesicht, das gerade noch düster wie eine Gewitterwolke gewesen war, hellte sich schlagartig auf.

Toms Onkel Pedro arbeitete beim brasilianischen Fußballverband CBF. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Spiele zu organisieren, die in Rio angepfiffen wurden. Deswegen kam er immer leicht an Tickets für die Spiele heran und hatte so den Samba Kickern Eintrittskarten für das bevorstehende Viertelfinale besorgen können.

„Okay, super!”, hörte Tom gerade Julia sagen.

Dann war das Gespräch beendet.

„Ha!”, meinte das Mädchen und strahlte noch mehr. „Dieser Tag wird doch noch ein guter!”

„Warum?”

„Mein Vater will, dass wir ins Maracanã-Stadion kommen! Jetzt gleich trainiert unsere Nationalmannschaft! Und wir dürfen zuschauen!”