Sämtliche Werke, Briefe und Dokumente. Band 3 - Friedrich Hölderlin - E-Book

Sämtliche Werke, Briefe und Dokumente. Band 3 E-Book

Friedrich Hölderlin

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Beschreibung

Mit dieser Ausgabe schließt der Herausgeber, der als einfacher Leser begann, seine Arbeit ab. Sie enthält auf 3.000 Seiten das Resultat der 1974 begonnenen Arbeit, die für ihn von Anfang an keinen anderen Zweck hatte als den hier vorgelegten, gegenüber allen früheren und noch im Handel erhältlichen Ausgaben wesentlich erweiterten und korrigierten Text …

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Inhaltsverzeichnis
 
III
Copyright
III
Bei Botmäßigkeit hatten die Repetenten - auf der ersten Karrierestufe der Besten des Stifts - gehobene Ämter zu erwarten. Aber mit jener war es, von Ausnahmen abgesehn, fürs erste vorbei. Über die Stimmung im Stift, Renitenz, Ansätze zur Rebellion, die zu Besuchen des Herzogs führten, geben die Repetenten-Annalen Aufschluß.
 
Waren für die ersten in den ersten beiden Jahren noch philosophische Themen und antike Autoren Gegenstand der wöchentlichen Übungen, so begann jetzt für Hölderlins Promotion die Tretmühle, in welcher drei Jahre lang, die 24 Loci der württembergischen Dogmatik des Sartorius dreimal durchgepaukt und eingetrichtert wurden. Hölderlins Reaktion ist eindeutig. Mit staunenswertem Scharfsinn exzerpiert er eine verbotene Schrift: Jacobis Briefe über die Lehre Spinozas. Noch im Turm wird er dem sogleich „Sadduzeer” durchschauten David Friedrich Strauß fünf lateinische Sätze nach der geometrischen Methode des Spinoza ins Stammbuch schreiben.
 
Von Herbst bis Frühjahr 1791 entsteht die erste Lieferung der Tübinger Hymnen für Gotthold Stäudlin, der seine schwäbischen Almanache wieder aufleben läßt und Hölderlins Hymne an die Muse an den Anfang stellt. Im nächsten Jahr die zweite Lieferung, erweitert um das hexametrische, den Stätten der Freiheit, und Walthers und Tells Gesellen geltende Gedicht Kanton Schweiz. Die große Hymne an die Menschheit wird diesesmal den Almanach eröffnen.
 
Indessen hat er, nach längerem Hin und Her, die kaprizöse Elise, Tochter des Kanzlers Le Bret, erobert. Während der Ostervakanz in Stuttgart entflammt ihn die holde Gestalt. Auguste Breyer, Verlobte Georg Kerners, der als bon Patriot hinüber nach Frankreich gegangen ist.
 
Aber das Unerreichbare beflügelt. Ihn zum hinreißenden Hymnus An den Früling. Beflügelt ihn zum ersten Blatt der noch an Kallias gerichteten Hyperion-Briefe. Die geträumte Geliebte trägt den Namen Glycera. Sie wird danach Melite heißen und zuletzt Diotima; in Wirklichkeit Suzette.
 
Drüben sieht er die Tageshelden und schlägt, um teilzunehmen, seinen Homer auf. Trifft bei diesem Handorakel auf das Blutbad, daß Diomedes und Ulysses im Lager der schlafenden Thrazier anrichten. Das aber trifft wenig später, mit den Septembermorden in der Bastille, furchtbar wahr ein.
 
Das Theologiestudium ist beendet. In Mannheim spricht er mit Schiller, der ihn als Hauslehrer für Charlotte von Kalbs schwierigen Sohn engagiert. Läßt sich, vorerst, vom Vikardienst dispensiren und geht dorthin, wo Weimar und Jena näher, eine ruhmvollere Laufbahn erreichbarer scheint.

1790. Fortsetzung.

Vmtl. im September, nach Abschluß des zweiten Magister-Specimens, entstehen Entwurf und Reinschrift der 14strophigen Hymne an die Unsterblichkeit. Das erhaltene Blatt der überarbeiteten Vorstufe enthält die letzten fünf Strophen.
Wann die Starken vor Despoten tretten Sie zu mahnen an der Menschheit Recht Hinzuschmettern die Tirannenketten Fluch zu donnern jedem Fürstenknecht, Wenn in todesvollen Schlachtgewittern Wo die Vaterlandesfahne weht, Muthig bis die Heldenarme splittern Tausenden die kleine Reihe steht.
 
Allgewaltig ist im Gräbertale Schon die Fülle großer Ahndungen Aus der Zukunft zauberischer Schaale Trinken Heldenkraft die Endlichen, Aber ha! wie schwindet Erdeleben Geistermutter! wenn an deiner Hand Siegestrunken wir hinüberschweben In der Geister hohes Vaterland:
 
Wo der Tugend königliche Blume Unbetastet von dem Wurme, blüht Wo der Denker nun im Heiligtume Hell und offen all die Tiefen sieht, Wo auf Trümmern kein Tyranne tronet, Wo die Seele keine Fessel bannt, Wo den Heldentod die Palme lohnet Gottes Lob den Tod fürs Vaterland.
 
Harret eine Weile Orione! Schweige, Donner der Plejadenbahn Hülle, Sonne diese Stralenkrone Atmet leise! Sturm und Ozean! Eilt zu feierlichen Huldigungen All’ ihr großen Schöpfungen der Zeit Denn verloren in Begeisterungen Denkt der Seher der Unsterblichkeit!
 
Siehe! da verstummen Menschenlieder Wo der Seele Lust unnennbar ist, Schüchtern sinkt des Hochgesangs Gefieder Wo der Endlichkeit der Geist vergißt, Wenn vor Gott sich einst die Geister sammeln Aufzujauchzen ob der Seele Sieg Mag Entzükungen der Seraph stammeln Wo die trunkne Menschenlippe schwieg.
 
Die vollstämdige Hymne wurde von Neuffer 1832, in der Zeitung für die elegante Welt, in redigierter Form publiziert. Vergleichbar ist neben den fünf letzten auch die erste, nach Aufgabe des Gedichts in den Hymnus an die Göttin der Harmonie integrierten Strophe. Die hier durch Kursive kenntlich gemachten Abweichungen des Wortlauts sind exemplarisch für Tendenz und Geschmack der Neufferschen Bearbeitungen, die als Hölderlins Text in die bisherigen Ausgaben eingingen. Nur wenige von ihnen wären allenfalls Hölderlin zuzutrauen.
Hymne an die Unsterblichkeit.
 
Froh, als könnt’ ich Schöpfungen beglücken, Stolz, als huldigten die Sterne mir, Fleugt, ins Strahlenauge Dir zu blicken, Mit der Liebe Kraft mein Geist zu Dir. Schon erglüht dem wonnetrunknen Seher Deiner Halle gold’nes Morgenroth, Ha, und Deinem Götterschooße näher Höhnt die Siegesfahne Grab und Tod.
 
Mich umschimmern Orionenheere, Stolz ertönet der Plejaden Gang. Ha, sie wähnen, Ewigkeiten währe Ihrer Pole wilder Donnerklang. Majestätisch auf dem Flammenwagen Durchs Gefild’ der Unermeßlichkeit, Seit das Chaos kreiste, fortgetragen, Heischt sich Helios Unsterblichkeit.
 
Auch die Riesen dort im Gräberlande, Felsgebirg’ und Sturm und Ozean, Wähnen endlos ihrer Schöpfung Bande, Wurzelnd in dem ew’gen Weltenplan; Doch es nahen die Vernichtungsstunden, Wie des Siegers Klinge, schrecklich schön. - Erd’ und Himmel ist dahin geschwunden. Schnell, wie Blize kommen und vergeh’n.
 
Aber kehre, strahlendes Gefieder, Zu der Halle, wo das Leben wohnt! Triumphire, triumphire wieder, Siegesfahne, wo die Göttin thront! Wenn die Pole schmettern, Sonnen sinken In den Abgrund der Vergangenheit, Wird die Seele Siegeswonne trinken, Hocherhaben über Grab und Zeit.
 
Ach, wie oft in grausen Mitternächten, Wenn die heiße Jammerthräne rann, Wenn mit Gott und Schicksal schon zu rechten Der verzweiflungsvolle Mensch begann, Blicktest Du aus trüber Wolkenhülle Tröstend nieder auf den Schmerzenssohn! Drüben, riefst Du liebevoll und stille, Drüben harrt des Dulders schöner Lohn.
 
Müßte nicht der Mensch des Lebens fluchen, Nicht die Tugend auf der Dornenbahn Trost im Arme der Verzweiflung suchen, Täuschte sie ein lügenhafter Wahn? Trümmern möchte der Natur Geseze Menschenfreiheit, möcht’ in blinder Wuth, Wie die Reue die gestohlnen Schätze, Niederschmettern ihr ererbtes Gut.
 
Aber nein, so wahr die Seele lebet, Und ein Gott im Himmel oben ist, Und ein Richter, dem die Hölle bebet, Nein, Unsterblichkeit, Du bist, Du bist! Mögen Spötter ihrer Schlangenzungen, Zweifler ihres Flattersinns sich freu’n, Der Unsterblichkeit Begeisterungen Kann die freche Lüge nicht entweih’n.
 
Heil uns, heil uns, wenn die freie Seele, Traulich an die Führerin geschmiegt, Treu dem hohen göttlichen Befehle, Jede nied’re Leidenschaft besiegt! Wenn mit tiefem Ernst der Denker spähet Und durch Dich sein Wesen erst begreift, Weil ihm Lebenslust vom Lande wehet, Wo das Samenkorn zur Ernte reift!
 
Wenn im Heiligthume alter Eichen Männer um der Königin Altar Sich die Bruderhand zum Bunde reichen, Zu dem Bunde freudiger Gefahr; Wenn entzückt von ihren Götterküssen Jeglicher, des schönsten Lorbeers werth, Lieb’ und Lorbeer ohne Gram zu missen Zu dem Heil des Vaterlandes schwört!
 
Wenn die Starken den Despoten wecken, Ihn zu mahnen an das Menschenrecht, Aus der Lüste Taumel ihn zu schrecken,Muth zu predigen dem feilen Knecht! Wenn in todesvollen Schlachtgewittern, Wo der Freiheit Heldenfahne weht, Muthig, bis die müden Arme splittern, Ruhmumstrahlter Sparter Phalanx steht!
Allgewaltig ist im Gräberthale, Herrscherin, dein segensvoller Lohn! Aus der Zukunft zauberischer Schale Trinkt sich stolzen Muth der Erdensohn. Hoffend endet er sein Erdenleben, Um an Deiner mütterlichen Hand Siegestrunken einst empor zu schweben In der Geister hohes Vaterland.
Wo der Tugend königliche Blume Unbetastet von dem Wurme blüht, Wo der Denker in dem Heiligthume Hell und offen alle Tiefen sieht, Wo auf Trümmern kein Tyrann mehr thronet, Keine Fessel mehr die Seele bannt Wo dem Heldentod die Palme lohne, Engelkuß den Tod fürs Vaterland.
Harret eine Weile, Orione! Schweige, Donner der Plejadenbahn! Hülle, Sonne, deine Strahlenkrone, Athme leiser, Sturm und Ocean! Eilt zu feierlichen Huldigungen, All ihr großen Schöpfungen der Zeit, Denn, verloren in Begeisterungen, Denkt der Seher der Unsterblichkeit!
Siehe, da verstummen Menschenlieder, Wo der Seele Lust unnennbar ist! Schüchtern sinkt des Lobgesangs Gefieder, Wo der Endlichkeit der Geist vergißt. Wann vor Gott sich einst die Geister sammeln, Aufzujauchzen ob der Seele Sieg, Mag Entzückungen der Seraph stammeln, Wo die trunkne Menschenlippe schwieg.
 
29. September. Universität Tübingen. Vorlesungen im Wintersemester 1790/ 1791.
FACULTAS THEOLOGICA.
D. JOANNES FRIDERICUS LE BRET, instanti semestri publice Ven. D. Mori Epitomen Theologiae Christianae explicabit & ad illius ductum primarias controversias exponet; privatim ad ductum Compendii Schroekiani historiae ecclesasticae eam partem tractabit, quae a tempore migrationem gentium inchoat.
D. LUDOV. JOSEPHUS UHLAND publice hor. IX-X. Vaticinia Michae, Habakuki et Zephaniae exponet; privatim hor. IV-V. tradet antiquitates Christianas ad ductum Compendii Baumgarteniani.
D. GOTTLOB CHRISTIANUS STORR publice hor. VIII-IX. b. Sartorii Compendium Theologiae dogmaticae explicabit, privatim hor. V-VI. evangelium Joannis interpretabitur, extremis capitibus etiam reliquorum evangelistarum narrationes adhibiturus.
D. JOHANNES FRIDERICUS MAERKLIN hor. II-III praecepta Theologiae moralis de officiis tradet.
 
FACULTAS PHILOSOPHICA.
AUGUSTUS FRIDERICUS BOEK in praelectionibus publicis Philosophiam practicam universalem, in privatis Jus naturale tradet. CHRISTIANUS FRIDERICUS SCHNURRER in publicis praelectionibus Evangelium Johannis interpretabitur, in privatis prophetas minores. CHRISTIANUS FRIEDERICUS ROESLER publice historiam universalem, privatim Statisticam Europae generalem tractabit.
CHRISTOPH. FRIDER. PFLEIDERER publice Physicam theoreticam; privatim Mathesin elementarem, & sublimiorem docebit.
JOHANNES FRIDERICUS FLATT una hora metaphysicam ad ductum compendii Ulchichiani, altera Logicam tradet, & si quid temporis superfuerit, id uni e Ciceronis Academicarum quaestionum libris, vel ejusdem Paradoxis interpretandis impendet, paratus etiam vel ad exponendem, & cum Lockiana, Leibnitiana & Malebrancheiana comparandam Kantianam de repraesentationum primitivarum origine theoriam, vel ad enarrandam antiquiorem philosophiae de Deo historiam.
1. Oktober. Ausgabenliste. d 1 Octobr dem L. Fritz mit auf Stuttg. gegeben - 8 fl. vor Kleider - 50 fl.
 
 
Vmtl. während des Aufenthalts bei Neuffer, der damals schon an einer Übertragung von Vergils Äneis arbeitet, übersetzt Hölderlin Lucans Pharsalia, Liber I 1-590. Auf einer Zeichnung Magenaus im poetischen Brief an Neuffer vom 15. November 1790 ist Hölderlin im Morgenrock am Schreibpult zu sehen. Von den Büchern im Hintergrund tragen einige den Titel von Arbeiten und Plänen Neuffers, Hölderlins und Magenaus. Neuffers Virgil ist zweimal vertreten. Hölderlin mit den Titeln Hymni v. Holz und Janus, der das auch Bellum civile genannte Werk Lusans meinen dürfte. Die könnte Carl Philipp Conz angeregt haben, der mit der Pisonischen Verschwörung aus den Annalen des Tacitus ein ähnliches Sujet der römischen Geschichte übersetzt und 1795 in seinem Museum für griechische und römische Litteratur veröffentlicht hatte.
Erstes Buch.
Mehr, dann heimisches Schlachtengelärm auf Ematischen Fluren, Lasterthat im Gewande des Rechts, wo mit siegenden Fäusten Sich ein gewaltig Volk die Eingeweide durchwühlte; Bruderkrieg ist mein Lied, wo der Herrschaft Bund sich entzweite, Wo mit voller Kraft der erschütterten Erde gekämpft ward Zu gemeinsamem Fluch, das Panier dem Panier sich entgegen Riß, verbrüderte Adler sich dräuten, verbrüderte Lanzen.
 
Ha! des Wahnsinns! ha! der zügellosen Gefechte! - Bürger, ihr opfertet Latisches Blut den feindlichen Völkern! - Siehe! da war Ausonische Beute zureißen vom stolzen Babylon, und umher irrt’ ungerochen der Schatte Crassus, und doch begannt ihr Schlachten, so nie der Triumph krönt?
O! was hätte das Blut, das Bürgerfäuste verströmten, Dieses Blut, was hätt’ auf der Erd’ und dem Meer’ es errungen? Da, wo Titan sich hebt, wo die Nacht die Gestirne hinabsenkt, Wo das Mittagslicht in den brennenen Stunden erglühet, Wo von keinem Lenz gemildert der starrende Winter Fesselt mit Scythischer Frost den eisbeladenen Pontus. Siehe! sie hätten den Serer bejocht, und die Hord’ am Araxes,
Und so je ein Volk bekant mit der Quelle des Nils lebt. Dann, o Roma! gelüstet dich so des gräulichen Krieges, Dann, wann der Erdkrais sich in Römergeseze geschmiegt hat, Kehre die Faust auf dich! Noch nie vermißtest du Feinde! Aber daß izt mit halbgeschmettertem Dache die Mauer Hängt in Italias Städten, und Quater umher von gestürzten Wänden liegen, daß izt des Bewoners ermangelt die Hütte, Einsame Siedler nur die alten Städe durchirren Schaurigen Dikigs voll, seit Jahren nimmer gepflüget Latium schläft, und die schmachtende Flur an Fäusten verarmt ist - Solche Trümmer schuffest du nicht, gefürchteter Pyrrhus! Schuff der Pöner nicht; kein feindlich Eisen gelangte Dahin noch, es treffen so tief nur heimische Fäuste.
 
Doch wofern dem kommenden Nero zur Krone sonst keinen Pfad das Geschik ersah, und der Götter ewige Herrschaft Teure Preise sich heischt, und ihrem Donnrer die Himmel Nur auf den Sturm der wilden Giganten zu dienen vermochten, O ihr Götter! so klagen wir nicht, und Laster und Frevel Würzt uns dieser Lohn. Erfülle mit Leichen das Fluchthal Pharsalus Schlacht, ersättige Blut die Punischen Geister! Donnre die lezte Schlacht an der blutigen Munda zusammen! - Angereihet werd’ an diese Schikungen Cäsar, Und Pelusiums Hunger, und Mutinas Müh’n, und an Leucas Felsen die Flott, und das Sclavengefecht am flammenden Aetna. Viel verdankt doch Roma den heimischen Waffen, denn all’ diß Siehe! für dich geschah’s. - Dich empfängt des gewünschteren Himmels
Burg mit jauchzendem Pol, wann am späten Ende der Laufbahn Du das Gestirn erschwingst. Du magst den Zepter begehren, Magst den Wagen Apolls, den flammenbeladnen, besteigen, Und die Erde, so nichts von der neuen Sonne befürchtet, Hellen mit wandelndem Licht, dir weichen die Göttlichen alle. Heimstellt deinem Begehr, die Natur zu erkiesen die Gottheit, Die du verlangst, und wo dirs gefällt, die Welt zu beherrschen. Dennoch wählst du den Tron dir nicht im Gefilde des Arctus,
Noch im brennenden Pol des gegenseitigen Austers Wo du von schiefem Gestirn nur deine Roma erbliktest. Drüktest du einen Theil des unermeßlichen Aethers Siehe! so wankte die Axe. So hältst du des Himmels Gewichte Wägend mitten im Krais’; und diese Stätte des Aethers Offen bleibt sie und hell; kein Wölkchen trennt uns von Cäsarn. Dann wird ruhen der Stahl, beim klügeren Menschengeschlechte, Liebe die Völker vereinen, der Friede die Erde bewandernd Schließen die eherne Pforten des schlachtenbeginnenden Janus. Aber jezt schon bist du mein Gott! der Busen des Sängers Glühend von dir, belästiget ihn, den Begeist’rer in Cyrrhas Höhle nicht, noch fleht er den Bacchus aus Nysa herüber. Du verleih’st mir Kräfte die Fülle zum Römergesange.
 
Gierig spähet mein Geist nach der Quelle der großen Geschichten. Endlos thut es sich auf das Werk - wie der wütende Römer Zu den Waffen entflammt, wie der Fried’ aus der Erde verbannt ward.
Neidisch ist der Gang des Geschiks. Dem Hohen ist niemals Lange zu stehen vergönnt. Schwer stürzen zu starke Gewichte. Unter eigener Last fiel Roma. So rennt, wann das Band reißt, Und die Stunde, die so viele Jahrhunderte häufte Jene lezte der Welt zum alten Chaos zurükkehrt Durcheinandergerüttelt Gestirn an Gestirn, in die Meere Stürzen hinab die flammenden Sterne, die zürnende Erde, Siehe! sie schleudert den Sund zu wehren ihrer Gestade Überschwemmung, hinaus, entgegen wandelt dem Bruder Phoebe, und müd, ihr Gespann durch die schiefen Kraise zu treiben Heischt sie die Herrschaft des Tags. Der ganze Bau ist entzweiet! Auseinandergerissen das Band! die Welt zerschmettert! Gegeneinander kämpft, was groß ist; so sezen dem Fortgang Froher Tage die Götter das Ziel. Nicht einem der Völker Leihet wider das Volk, auf der Erd’ und den Meeren gewaltig Seinen Groll das Geschik; du bist die Quelle des Unheils Roma! von dreien zugleich beherrscht - das verderbliche Bündniß Ihrer Obergewalt, so mereren nimmer zu Theil wird.
Ha! des traurigen Bunds! der getäuschten Gierde! was frommt’ es, Zu vereinen die Macht? in der Mitte zu halten den Erdkrais? Siehe! so lange das Meer auf die Erde, die Erd’ auf die Lüfte Hin sich stüzt, und Titan sich wälzt in ewiger Arbeit, Und am Himmel die Nacht durch die alten Gestirne dem Licht folgt,
Lieben sich nie der Gewalt Gehülfen und jegliche Herrschaft Sträubt des Genossen sich. Vertrauet keinem der Völker, Sucht ein ähnlich Geschik nicht weit in den Tagen der Vorzeit. Siehe! Bruderblut beträufte die werdenden Mauren. Erd’ und Himmel war da durch den Gräuel noch nicht zu erringen, Nur ein kleines Asyl entflammte zum Haader die Fürsten.
 
Zeiten der Noth erharrete sie die zwistige Eintracht. Nie war ihnen der Friede zu Sinn, der mittlende Crassus Steuerte kaum dem dräuenden Krieg; wie der hagere Isthmos So da Gewässer zerteilt, zwei Meere trennt, und den Woogen Wehrt, sich hadernd zu nah’n - die Erde weichet, und plözlich Stößt sich Ioniens Meer am Aegaeum; so riß, als der Fürer Wütenden Stahl der erbärmlich gemordete Crassus entzweite, Als er er mit Römerblut das Assyrische Carrae beflekte, Siehe! der Parther Sieg riß los den wütenden Römer. Arsaciden, mehr, dann ihr wähnt, gewann euch derselbe Schlachttag! heimischen Krieg gabt ihr dem bezwungenen Römer! Durch das Schwerd wird das Reich zerteilt, und das Glük des gewaltgen
Volks, das Land und Meer, das all beherrschte den Erdkrais, Sieh! es war zu arm für die zween. Denn die Pfänder verwandten Bluts, und die bräutliche Fakeln von grausigen Zeichen umdüstert,
Julia nahm zu den Schatten sie mit, als der grimmigen Parzen Rechte die griff - Ach! hätte dir ein länger Verweilen Unter der Sonne das Schiksaal gegönnt, du hättest allein noch Hier den Gattem, und dort den Vater zurükegehalten, Weggeschleudert den Stahl, und vereint die gewappneten Hände, Wie die Sabinerin einst, mit dem Vater sünend den Eidam.
Siehe! dein Tod zerriß den Bund, erlaubte den Fürern, Anzufachen den Krieg, gespornt von eifernder Ruhmgier. Magnus besorgt, daß jüngere Thaten die alten Triumphe Dunkeln, und Gallischen Siegen der Lorbeer erkämpfet am Seeraub
Weich’. Ihn reizte zum Stolz die Reihe vollendeter Mühen, Und das Glük, dem nie die zweite Stelle genüget. Cäsar duldet keinen vor ihm, Pompejus zur Seite Keinen. Doch welcher gerechteren Sinns den Panzer sich umwarf, Forscht ihr umsonst. Von gewaltigen Richtern sind beede geschirmet;
Von den Göttern die Siegerpartei, die Besiegten von Cato. Ungleich sie. Zu altern begann der eine der Kämpfer, Lange schon in die Toge gehült, und biederen Sinnes Abgestorben der Schlacht, im Genusse des Frieden, aus Ruhmgier Reichlich spendend dem Pöbel, beseelt von den Lüften der Volksgunst,
Hocherfreut ob dem Händegeklatsch’ auf seinem Theater, Unbesorgt zu erfrischen die Kraft, auf den Glauben an altes Glük gestüzt, der Schatte noch kaum des ruchbaren Mannes. So auf fettem Saatengefild ein erhabener Eichbaum, Rings mit alter Beute des Volks, und heiligen Spenden Seiner Helden geschmükt; ihn hält sie nimmer, der Wurzel Kraft, noch stehet er vest, in seinem Gewichte, die nakten Äste strekt er hinaus in die Lüfte, nur mit dem Stamme Breitet er Schatten umher, nicht mehr mit seinem Gezweige. Rings erheben um ihn in steter Kraft sich die Wälder Doch nur Er wird geehrt. - Noch hatte nicht Cäsar im Schlachtthal
Solchen Nahmen erkämpft, doch nimmerrastende Ruhmgier Ward ihm dafür, - er errötete nur, wo das Eisen nicht siegte. Trozig war er und rasch, wo Grimm und Hofnung ihn antrieb Zükt’ er die Faust, und es rastete nie das verwüstende Eisen. Flugs verfolgt’ er sein Glük, er bestürmte die Gnade der Götter. Nieder warf er, was ihm die hohen Wünsche durchkreuzte. Freudig sah’ er zurük auf die Pfade mit Trümmern gebahnet.
So erglänztet der Bliz, von Orkanen erzeugt in der Wolke: Unter dem Schall der erschütterten Luft, dem Krachen der Erde Reißt er sich leuchtend hervor, umfängt mit Schreken die Völker Mit der schrägen Flamme das Licht der Augen umnachtend. Auf und nieder getragen verbreitet er rings der Verwüstung Gräuel umher, und zieht die zerstreute Lohe zusammen. Diß entflammte die Fürer zur Schlacht, doch lag in dem Staat’ auch Saame des Zwists, so oft der Verderber gewaltiger Völker. Denn als das Glük der Güter zu viel aus bezwungenen Landen Bracht’ und der Überfluß die schlichten Sitten verdrängte, Und die Beut’ und der kriegrische Raub zu Vergeudungen lokten; War des Golds, der Palläste kein Maas; es widert dem Hunger Sein gewöhnliches Mahl, Geschmeide, so kaum sich am Mädchen Ziemt, erhascht der Mann, die Heldenmutter, die Armuth Wird gefloh’n, und geraft die völkertödtenden Gifte Aus den Winkeln der Welt. Da wurden fernegelegne Aeker zusammengereiht, und die Felder, welche Camillus Harte Pflugschaar baut’ und der alten Curier Harke Wurden fernegerükt zu niegesehenen Pflügern. Siehe! das Volk, es freute sich nicht in der Stille des Friedens Freute sich nicht, beim ruhenden Stahl, im Besize der Freiheit. Drum war jach sein Grimm, drum achtet’ es wenig des Frevels, Wo das Bedürfniß rieth, drum zwangen die Winke der Ehrsucht Auf das Schwerd den Vaterlandssinn, drum ward die Gewaltthat Maas des Rechts, drum wichen Gesez’ und Schlüsse des Volkes, Drum zerrüttet’ im Haader Tribun und Consul die Rechte. Drum galt Fascenkram, drum feilschte der Römer den Beytritt. Drum verderbte die Stadt das lose Streben nach Aemtern, So den Haader des Jahrs in den feilen Versammlungen zeugte. Drum fraß Zins die Güter, und Wucher geizte nach Zielen, Und der Glaube sank, und der reichthumspendende Krieg kam.
 
Cäsar hatte bereits die kalten Alpen erstiegen; Wälzt’ in der Brust gewalt’ge Gedanken - künftige Schlachten; Naht’ izt Rubikos kleinem Gewässer - sieh! da erschien es Zagend, das große Gebild des Vaterlandes, dem Fürer.
Stralend im Dunkel der Nacht, mit jammerverkündendem Antliz Stand es vor ihm. Zerissen umflog den Türme beladnen Scheitel das graue Gelok. Entblößet waren die Arme. Schluchzend stammelt’ es: wo ziehet ihr hin, ihr Männer? Meine Paniere, wo tragt ihr sie hin? ist gerecht das Beginnen, Kommt ihr als Bürger, so ziemt sich nur bis hieher. Da pakten Schauer ihn an, da starrte sein Haar; es umstrikte den Fußtritt Lähmender Schrek, und zögernd stand er am Ende des Ufers. Drauf begann er: o du, deß Auge schauet auf Roma, Donnerer vom Tarpejischen Fels! ihr Phrygerpenaten! Schirmer des Julischen Stamms! und ihr des entrükten Quirinus Heiligthümer! und du, o Jupiter, Latiums Schuzgott! Der du tronest auf Albas Höh’n! ihr Altäre der Vesta! O! und du, so hehr, wie der Götter erhabenste, Roma! Seegne mein Werk! ich verfolge dich nicht mit Waffen, entflammet
Von den Furien; nein! der Sieger auf Ländern und Meeren Siehe! Cäsar ist noch, so du willt, wie immer, dein Kriegsknecht. Er, er stiftet den Fluch, der mich zum Vaterlandsfeind macht. Auffuhr er zum schleunigen Kampf, trug straks die Paniere Durch den schwellenden Bach. Dem Leuen in Lybias heißen Wüsten vergleichbar. Er hukt ein Weilchen zweifelnd am Boden, Sah’ er den nahenden Feind, bis all sein Grimm ihm erwacht ist. Alsbald spornt er sich an, mit wütendem Schweife sich peitschend, Schnaubt mit empörter Mähn’ aus weitgeöfnetem Rachen Schreklich Gemurmel; dann treff’ ihn geschwungen vom Mohren die leichte
Lanze, dann werde durchbohrt die breite Brust von dem Jagdspieß, Hin durchs Eisen rennt er die schwere Wunde verachtend. Rieselnd vom sparsamen Quell, von kärglichen Wassern getrieben Schleicht der purpurne Rubicon, wann der glühende Sommer Über ihm brennt, durch die Tiefen des Thals; von Gallias Feldern Scheidet er Ausoniens Pflug, ein sicherer Grenzpunkt. Siehe! vom Winter gestärkt ist er izt; es schwellte sein Ufer Dreimal das schwangere Horn der Regenerzeugerin Luna, Und die Alpen, erweicht vom feuchten Hauche des Eurus.
Queer ins Gewässer ward sich ihm entgegenzudämmen Erst das Roß gestellt, daß sonder Mühe die andern Haufen die linde Furth des geteilten Stromes durchzogen. Wie durch die Fluth izt Cäsar ans andre Gestade gelangt war, Nun betratt das verbott’ne Gefild der Römer, begann er: Hier verlaß ich den Frieden, verlaß ich geschändete Rechte. Leite mich du, o Glük! verbannt sei jegliches Bündniß! Heimgestellt dem Geschik, die Sache zu richten im Schwerdschlag! Sprachs, und stürzte sich rastlos dahin in der Nacht mit der Heerschaar,
Schnell, wie der Streich sich entschwingt der Balearischen Schleuder, Schnell, wie rüklingsgeschnellt der Pfeil des Parthers dahinfleugt, Droht er aufs nahe Ariminum los, als izt vor der Sonne Flammen, den Morgenstern verlassend, davon das Gestirn floh. Siehe! das erste Getümmel des Kriegs zu erbliken, erhebt sich Izt der Tag; sein Schimmer ist trüb in der Hülle der Wolken, Mochte der Götter Ruf sie weken oder der Südsturm. Als auf der Fürer Wort des Paniers sich begebend der Kriegsmann Stand auf ersiegtem Markt‘, und zu heischern Hörnern das wilde Schlachtlied sang Trommetengetön und Tubengedonner: Los brach da das Volk, dem Laager entstürzte der Jüngling, Riß von den heil’gen Penaten herab die Wehre, so langer Fried’ ihm gab. - Sie stürmen auf Schilde, mit naktem Geflechte Niederhangend, auf Lanzen heran mit gebogener Spize, Und auf Schwerder vom Zahne des schwärzlichen Rostes gestumpfet.
Doch, als hervor die gefürchteten Adler, all’ die Paniere Blizten, und Cäsar hoch in der Mitte des Heeres erblikt ward; Starrt in ihnen die Furcht, und siehe! sie wälzen, vom kalten Schreken gelähmt, in geschüchterter Brust diß leise Gejammer: Weh! daß diß Gemäuer so nah an Gallia ruhet! Hierher beschwur es der Fluch! Der Friede lächelt die Völker Still und ruhiglich an: wir sind der Wütriche Beute. Sind ihr Laager zuerst. O Schiksaal hättst in Eoos Fluren du, im frostigen Nord uns streifende Zelten Ehe beschieden, denn daß wir Latiums Pforte beschüzen.
Sah’n nicht wir ihn zuerst den Sturm der Senonen, den Cimbrer Stürzend ins Land, und Lybias Mars, und Teutonischer Schlachtwuth
Laufban. Hier durch wälzt sich der Krieg, so oft über Roma Kommt des Schiksaals Groll. So jeder im schüchternen Seufzer. Keiner wagt’ es die Furcht zu enthüllen, der Jammer vertraut sich Keinem Laut. Wie ödes Gefild, wo der Winter die Vögel Schwaigt und mitten im Meer kein Wellchen emporrauscht, Also die Stille. Vom Lichte zertreut sind die küligen Schatten. Siehe! da schwingt die Fakeln des Kriegs, da spornet das Schiksaal Risch die zweiflende Kriegslust an, - des Gewissens Zögern Leihet es Flügel. Es müht sich Fortuna dem Grimme des Helden Rechtlichen Schein zu geben, und schaft zu den Waffen ihm Vorwand.
Aus der schwankenden Stadt verstieß die entzweiten Tribunen Höhnend dem Recht, der Senat, im Haader der Gracchen gedenkend.
Diese geleitet im Zug nach den nähergerükten Panieren Cäsars, Curio - keken Gemüts! und käuflicher Zunge! Einst die Stimme des Volks, der Freiheit kühner Verfechter! Haader bereitend zwischen dem Volk’ und gewappneter Obmacht! Wie er den Fürer ersah’ ein Gemenge von Sorgen im Busen Wälzend, begann er: so lange mein Wort, der Kurie trozend, Deiner Parthei, o Cäsar, noch zu walten vermochte, Und aufs Rostrum zu tretten, und dir die schwankenden Römer Zuzugesellen noch Macht mir ward, verlängert ich deinen Oberbefehl, doch als zu verstummen der Krieg das Gesez zwang; Trieben sie uns von den heimischen Laren, - doch siehe! wir dulden Gerne den Bann. Es wandle dein Sieg uns wieder in Bürger! Mache dich auf, so lange sie zagen gehalten von keiner Macht, die Parthei’n. Denn nimmer frommt dem Gerüsteten Aufschub.
Größerer Dank winkt dir zu den alten Mühen und Faren. Zwo der Lustruen sah dich Gallia kriegen, das arme Theilchen der Welt, es huldiget dir die Welt in Roma! Hast du frohen Erfolgs geschlagen wenige Schlachten.
Nicht der Prunk des langen Triumphs empfänget den Sieger Nimmer legst du ins Capitol den heiligen Lorbeer. Alles wehrt der gefräßige Neid. Kaum, daß er die Siege Über die Völker nicht rügt. Es ist beim Eidam beschlossen Seinen Vater zu stürzen. Zu teilen vermagst du den Erdkrais Nie. Drum auf! und hab’ ihn allein! so sprach er und fachte Heftiger an den Grimm im kampfbegierigen Fürer. Also erhebet Geschrei den Muth des Elischen Renners Wann er schon sich wider das Thor der geschlossenen Schranken Bäumt, und die Zügel um ihn, nach dem Ziele sich dehnend, erweitert.
Flugs berief zum Panier der Held die Krieger-Manipeln. Als er drauf den wimmelnden Lärm der kommenden Menge Mit der Mien’ und der winkenden Hand geschwaigt, da begann er: Streitgenossen! die ihr so viele der Faren im Schlachtthal Schon bestandet mit mir, ihr zehenjärigen Sieger! Haben wir darum das Blut verströmt auf den Fluren des Arctos, Wunden und Leichen und Wintersturm an den Alpen empfunden? -
Sieh! es erschüttert Rom’ ein Kriegsgetümmel, so donnernd, Als wenn Hannibal, der Pöner die Alpen erstiege. Sieh! es werden Cohorten gefüllt mit stämmigen Jungen Werden zu Flotten die Wälder gehau’n, auf der Erd’ und den Meeren
Cäsarn Dränger gestellt. Wie wenn im Staub die Paniere Lägen, entrissen vom Feind’ und Gallias wütende Völker Auf den Rüken uns stürzten? - izt drükken sie mich, so das Glük mir
Günstig ist, und die Götter zum Wipfel der Ehre mir winken. Ha! es komme zum Kampf der Fürer erschlaffet in langer Ruhe, die Helden von gestern, das Heer im Friedensgewande! Komme der Schwäzer Marzell, und die hochbenamsten Catonen. Was? es soll nach Begehr der schurkischen feilen Klienten Satt sich brüsten der Mann in langer, ewiger Herrschaft? Weigert’ es gleich das Alter ihm noch, im Waagen einherzieh’n? Nie der Aemter, die er sich stahl, sich wieder begeben?
Soll ich noch bejammern den Druk, der auf den Gefilden Lastet im Reich, noch sagen, wie Er den Hunger ins Joch zwang? Wer gedenkt des Laagers nicht auf dem bebenden Forum? Als das Schwerd todtdräuend in nie gesehenem Kraise, Stand um’s zage Gericht, und der Kriegsmann frech das Gesez brach?
Und Pompejus Panier den beklagten Milo beschirmte? Jezt, um thatlos nicht ein einsames Alter zu leben Facht er frevelnden Krieg gewöhnt an heimische Waffen. Sulla, den Meister im Laster beschämt der gelehrige Schüler. Nimmersatt, wie der Grimm deswütigen Tygers, gewaidet Von dem strömenden Blut der niedergerissenen Heerde Wann er der Mutter Spur in Hyrkanischen Wäldern verfolgte, So des Mannes Durst, der, Sullas Klinge zu leken Sich gewöhnte, nie wird der besudelte Rachen
Menschlich wieder, wenn einmal das Blut die Lippe berürte. Welches wird das Ende seyn der langen Bedrükung? Welches der Gräuel Ziel? Ha! Frevler! lerne von deinem Sulla zum mindesten noch von deiner Höhe zu steigen. Soll den Cilicischen Horden, den Schlachten des säumigen Königs An dem Pontus, kaum geendet durch wilde Vergiftung Cäsar noch hinzu sich schmiegen der lezte Beherrschte? Was erpreßten sich nicht, da sie der siegenden Adler Mich zu begeben geboten? - Doch nimmt den errungenen Sold mir,
Nimmt den Befel! belohnt nur diesen die ewigen Schlachten! Jeglicher andre füre mein Heer! nur gönnt dem Triumph ihm! Denn wo findt nach den Schlachten ein Laager das starrende Alter? Einen Hort am Ende des Diensts? Wer spendet zum Pflügen Dem Veteranen Gefild wer eine Hütte dem Müden? - Lieber vergeudet das Feld Pompejus den Knechten des Seeraubs. Schwingt die Paniere hoch, die siegesvollen Paniere! Braucht der errungenen Macht! Wo der Stahl blizt, weigern sie nimmer,
Was der Gerechte sich heischt. Vertraut den waltenden Göttern! Denn es begehret sich nicht Beut’ und Herrschaft die Klinge,
Nur die Tyrannen entreiß’ ich der Stadt, die den Naken ins Joch beugt.
 
Also der Fürer. Es zischt mit unvernehmlichem Murmeln Seine Zweifel das Volk sich ins Ohr. Die Vaterlandsliebe Bricht den Muth, verwildert im Mord, und die schwellende Kriegslust.
Dennoch ruft sie zurük die grause Liebe zum Schwerdschlag Und die Furcht vor dem Held. Der Fürer des ersten der Pile Lälius, dem sein Verdienst die ehrenvollste der Spenden Brachte, den Eichenkranz, die Kunde der Bürgererrettung - Lälius rief: Ists Fug und Recht zu sprechen der Wahrheit Wort; so höre, gewaltigster Herrscher im Römischen Volke! Daß so säumiger Friedenssinn die Hände dir fesselt, Dessen grämen wir uns; - O Cäsar trautest du uns nicht? Duldest du den herrischen Rath, die entartete Toge, Weil noch heißes Blut uns den atmenden Körper belebet, Und der nervigte Arm noch vermag die Lanze zu schwingen? Dünket es dir so klein im heimischen Kriege zu siegen? - Auf! und füre du uns durch Scythia, uns an der Syrten Feindlich Gestad, in Lybias Gluth, wo im Sande der Durst würgt. Hinter sich die Erde bejocht zurüke zu lassen, Zügelte diese Faust mit dem Ruder das woogende Weltmeer, Zwang die Gewässer des schäumenden Rheins im Pole des Arctos. Noth ist mir der Will’ und die Kraft, dein Wort zu vollbringen. Auch ists nimmer mein Bürger, auf den zu stürzen der Schlachtruf Cäsars gebeut. Bei den zeh’n umjauchzten Panieren des Heeres Schwör ich’s dir, bei deinen Triumphen aus jeglichem Schlachtthal, So du gebötst in des Bruders Brust, in die Kehle des Vaters In den Bauch der schwangeren Gattin die Klinge zu stoßen; Sieh‘! in jedem vollbrächt ich dein Wort mit sträubender Rechte. So du die Götter zu plündern und Feuer in Tempel zu werfen Heischtest; die heil’ge Moneta verheerten kriegrische Flammen. So du gebötst an der Tuscischen Tyber ein Laager zu schlagen, Kühnlich wandelt’ ich hin in Hesperias Land mit der Meßschnur. Nenne die Mauer, so du in den Staub zu trümmern gelüstest,
© 2004 Luchterhand Literaturverlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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eISBN : 978-3-641-01115-4
 
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