Sandberg - Joanna Bator - E-Book

Sandberg E-Book

Joanna Bator

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Beschreibung

Auf dem Sandberg, einer Siedlung am Rande einer polnischen Kleinstadt regieren die Frauen. Sie träumen von einem Schwiegersohn aus Castrop-Rauxel, denn wenn sie selbst schon nicht das große Los gezogen haben, sollen wenigstens ihre Töchter glücklich werden. Aber die haben eigene Vorstellungen von Glück … Joanna Bator erzählt von den Träumen, Ängsten und Hoffnungen einer von Krieg und Flucht traumatisierten Generation und von der Rebellion und Freiheitssehnsucht ihrer Kinder.

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Die rebellische Dominika mit dem dunklen Teint und der »Zigeunermähne« ist eine Außenseiterin. Das Leben im »Sandberg«, der heruntergekommenen Plattenbausiedlung am Rande einer westpolnischen Kleinstadt, ödet sie an: der Dreck, der Suff, ihre Mutter, die von Kirche und Konsumwahn manipulierten Nachbarsfrauen. Eines Tages taucht ein Historiker aus Kalifornien auf, der die Spur eines jüdischen Freundes verfolgt und wie beiläufig ins Gespinst der Lebenslügen hineinsticht, aus dem Dominika sich befreien will.

Joanna Bator, die stärkste neue Stimme der polnischen Literatur, erzählt von den Träumen, Ängsten und Hoffnungen einer von Krieg und Flucht traumatisierten Generation und von der Rebellion und Freiheitssehnsucht ihrer Kinder.

Joanna Bator, 1968 geboren, lebt in Japan und Polen. Für Sandberg wurde sie mit dem Preis der Gesellschaft der polnischen Buchverlage ausgezeichnet.

Esther Kinsky ist Autorin und literarische Übersetzerin.

Joanna Bator

Sandberg

Roman

Aus dem Polnischenund mit einem Nachwort vonEsther Kinsky

Suhrkamp

Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel

Piaskowa Góra

im Verlag W. A. B. in Warschau.

Die Übersetzerin dankt dem deutschen Übersetzerfonds für die großzügige Unterstützung ihrer Arbeit.

Abweichungen der vorliegenden Übersetzung von der Originalausgabe wurden mit der Autorin abgestimmt.

Die deutsche Ausgabe erscheint mit Unterstützung des Polnischen Buchinstituts

© POLAND Translation Program

Copyright © by Joanna Bator, 2009

Copyright © by Wydawnictwo W. A. B., 2009

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski

ISBN 978-3-518-79330-5

www.suhrkamp.de

Meiner Familie

Alle Gestalten des Romans sindfrei erfunden, mögliche Ähnlichkeitenmit lebenden Personen Zufall.

Anfang Jadzia watschelt und hinkt, Dominika ist leicht und zerbrechlich. Die Knochen würden wie Eiswaffeln knacken, wenn Jadzia sich auf ihre Tochter setzte. Dafür ist Dominika schneller, sie schlägt Haken. Sie macht Sprünge und schert aus wie ein Hase in einem sowjetischen Zeichentrickfilm. Bei jeder Annäherung von Dominika und Jadzia droht eine Kollision, die Gefahr wächst proportional zur Entfernung, aus der sie aufeinander treffen. Jadzia ist immer am selben Ort, Dominika ist es, die im Steilflug abhebt oder ankommt. Sie macht eine abrupte Landung auf Piaskowa Góra, dass die Funken sprühen, bis sie zum Stehen kommt, kurz darauf steigt sie in einer Staubwolke schon wieder in die Luft.

Jadzia wäre es lieber, wenn sich Dominika nicht so weit von ihr entfernte und nicht dauernd herumgondelte. Die Mutter sehnt sich danach, dass ihre Tochter sich niederlässt und sesshaft wird. Nun tu doch nicht so rennen, du Wirbelwind, sagt sie immer wieder, obwohl sie weiß, dass die Tochter es nicht mag, wenn sie so dörflich redet. So eine Städtische ist sie. Mama, es heißt renn nicht so und nicht tu nicht so rennen, verbessert sie neunmalklug, und es heißt wir und nicht mir. Als wär da ein Unterschied. Jadzia sieht jedenfalls keinen, Jadzia sieht lieber dasselbe.

Na, setz dich doch mal einen Augenblick auf deinen Hintern, du Wirbelwind, du Flattervogel, ruft sie und klopft neben sich aufs Sofa, setz dich, ich stell jetzt den Fernseher an. Jadzia macht es sich bequem in der zersessenen Kuhle, diesem Nest, das einst der Platz von Stefan war, ihrem Mann. Dort hatte er nach der Arbeit gesessen und war bei den Fernsehnachrichten oder dem sonntäglichen Naturfilm über das Leben exotischer Tiere und Insekten eingeschlafen. Guck dir mal den Kopf von dieser Reptilie an! rief er, oder er bohrte in der Nase und schnipste den Fund in den Palmentopf. Tief unten im Kuhlennest hütete er das silberne Ei seiner Flasche, ein Ei, aus dem nie etwas schlüpfte. Jadzia nahm das Nest erst Jahre nach dem Tod ihres Mannes in Besitz. Jetzt guckt sie ihre Telenovelas von Stefans Platz aus und wünscht sich, dass Dominika mit ihr guckt. So als Mutter und Tochter. Sie auf dem Platz der Mutter und Witwe, Dominika auf dem alten Platz der Mutter, dem für sie glattgeklopften. In dieser Folge wird herauskommen, dass Maria Celesta schwanger ist, von diesem Dunklen mit Schnurrbart wie Leoncio aus Isaura, von dem Jadwiga den Namen vergessen hat. Luis Alfredo oder so ähnlich.

Jadzia bringt oft Daten und Fakten durcheinander, doch sie hat immer noch Träume. Sie sind alt und ziemlich abgenutzt, aber sie existieren. Jadzia wirft ungern was weg. Lieber bewahrt sie es auf, man kann nie wissen, wann man es mal brauchen kann. Altes ist oft von besserer Qualität als Neues, und dann hat man es gleich zur Hand. Suchet, so werdet ihr finden, sagt Jadzia und bohrt sich in die angesammelten Schichten von Anschaffungen in der Wäschekommode wie ein Bergmann in eine Wand Wałbrzycher Kohle. Alles hat sie schon eingeplant: das Traumkleid der Tochter und die kirchliche Hochzeit. In einem Kleid, wie sie nie eins besaß. Sie musste in einer umgenähten Gardine heiraten, die die Deutschen zurückgelassen hatten, die Füße geschwollen in zu kleinen Pumps, was hatte sie sich gequält! Dominika wird bei ihrer Hochzeit aussehen wie aus der Illustrierten ausgeschnitten, wie die Tochter von irgendwelchen Champignonzüchtern oder Doktoren aus Szczawno Zdrój. Sie kriegt ein Kleid aus dem Salon Sabrina am Markt oder vielleicht sogar aus Breslau. Mit Korsage und Schleppe. Das wird alles auf Video gefilmt. Den Schleier für die Tochter wird die Mutter heimlich selbst sticken. Und dann mit der Pferdekutsche zum Ball ins Prinzenschloss, in Brautkleid und Schleier, der im Winde weht. Wie werden sie sich die Augen ausglotzen, die’s nicht haben glauben wollen, erstarren werden sie vor so viel strahlender Schönheit und Glückseligkeit, wie es ihnen nicht zugedacht ist. Noch ist es nicht zu spät, und die Narben im Gesicht der Tochter sieht man kaum noch, höchstens, wenn sie wütend wird.

Aber vor allem darf Dominika bei der Hochzeit nicht mehr so dünn und zerbrechlich sein, dass jeder Wind sie erfassen und hierhin und dorthin verwehen kann. Sie muss beschwert, mit etwas Gewichtigem an die Erde gebunden werden. Dominika züchtet Basilikum auf der Fensterbank, und wenn sie wegfährt, lässt sie Sachen im Kühlschrank stehen, die Jadzia argwöhnisch beschnuppert und mit der Zungenspitze kostet. Bigos solltest du essen, du Nörgeljörgel, mit Kartoffeln und Kotelett! Gegen einen Mann aus dem Ausland hat Jadzia nichts, doch unser polnisches Essen, das hält sie für das beste auf der Welt, und sie braucht nichts anderes zu kosten, um sich eine Meinung zu bilden. Ihre Meinung ist seit langem fertig, sie hat keine Berichtigung nötig, besten Dank.

Sie macht der Tochter Platz neben sich auf der Couch und hält ihr die Naschereien hin, die sie im Sonderangebot gekauft hat. Zwölf Törtchen plus zwei gratis, ein echter Preisknüller von Real. So ein großer Laden gleich vor der Haustür bietet Zerstreuung und hilft sparen, das weiß Jadzia zu schätzen, denn der Hang, überflüssige Dinge zum halben Preis zu kaufen, kommt sie teuer zu stehen. Sie richtet die Törtchen hübsch auf einem kleinen Teller an und reicht sie der Tochter, schnalzt mit der Zunge: lecker! Ich werd schon dafür sorgen, dass du Fleisch auf die Rippen kriegst, du Nörgeljörgel. Die Tochter weiß schon lange, dass der Wind den Nörgeljörgel mit sich gerissen hat. An die Schnur eines roten Ballons geklammert, flog er davon, so schön flog er da, die Erde rückte ganz weit weg, der Himmel war zum Greifen nah, glatt wie hellblaues Glas. Deshalb spuckte die kleine Dominika rote Beete aus und würgte an den Kalbswürstchen, die auf den Knien der Mutter bereitstanden und warteten, dass der Wind auch sie mitreißen würde, in die BeErDe und noch weiter, auf die Bula-Bula-Inseln, und Piaskowa Góra würde nur noch ein Fleckchen am Horizont sein, nicht größer als ein Fliegenschiss. Doch das Märchen hatte ein anderes Ende. Der Nörgeljörgel wurde mit Frikadellen bombardiert und mit gebratenen Koteletts beschossen, bis er sie aß, dann wurde er schwerer und sank herab. Er ist normal geworden, sagte Jadzia, er hat angefangen zu essen. Bestimmt ist er irgendwo gelandet, wo er heute noch wohnt.

Die Mutter möchte demnach, dass ihre Tochter sich niederlässt, während die Tochter die bodenständige Mutter aus ihrer Trägheit reißen und zu einer Reise ins Ausland bewegen will. Meistens leben sie in einem Gleichgewicht der Kräfte, indem jede stur auf dem beharrt, was sie will. Nein, nein und nochmals nein, darauf besteht die Mutter, die Tochter lockt, umflattert sie, schlägt mit den Flügeln, gibt dem weichen Körper der Mutter plötzlich einen Schubs, Los, Bruno, gehn wir auf ein Bier. Dominika schickt Postkarten, die vor Farben sprühen wie kleine Feuerwerke, sie schreibt: Mama, wenn Du kommst, siehst Du die schöne Stadt auf der Postkarte, in Wirklichkeit ist sie natürlich größer, echter. Hier sind die Abende warm, und es gibt Restaurants, wo abends Musik gespielt wird, die Melonen sind so groß, dass ein kleines Kind in einer Hälfte liegen kann wie in einer Wiege. Treppen führen direkt zum Meer, wir trinken Kaffee mit Aussicht, und im Frühling blühen die Berge weiß, gelb und lila. Das alles kostet gar nicht viel, wenn Du nicht immer in Zloty rechnest. Wir freuen uns alle, wenn Du kommst, die ganze Familie, und es kostet uns auch nicht mehr, ganz im Gegenteil, Du kannst Dich hier sogar nützlich machen, Du wirst schon sehen. Jadzia denkt, dass diese Leute von Dominika, die dort angeblich alle auf sie warten, doch ein wahres Sodom und Gomorrha sind. Einer ist fast schwarz, und obwohl er studiert hat, läuft er abgerissen herum und trägt Ketten und Perlchen, dann ist da ein Mannweib, so ein Homodingsbums, und alle auf einem Haufen, man weiß nicht, wer mit wem und von wem das Kind ist, das dazwischen herumwuselt. Verrücktheit ist das, Spinnerei, und keine normale Familie, die ja aus Mutter Vater Kind besteht, verbunden durch Sakrament und Gefühle plus Großmutter, um das Kind zu betreuen. Verstecken sollte sie sich, diese Familie von Dominika, in Gottes Namen, ihren Lebenswandel geheimhalten und nicht vor aller Augen ausbreiten. Aber nein, sie machen sich publik, geben sich dem Gespött preis, als wären sie stolz auf ihren Spleen. Am Ende würde dort noch jemand sie, Jadzia, darauf ansprechen: Na, Sie haben Ihre Tochter ja vielleicht fein erzogen!, wie peinlich ihr das wäre! Peinlich, obwohl Jadzia ja gar keine Fremdsprachen versteht. Stefan, der hatte einen Kopf für Sprachen, und wenn er sich nicht so hätte verlottern lassen, dann hätte er spräkdeutschen und parlehvuhfranzäsen können. Und sie weiß kaum noch was aus ihrer Russischstunde, nur skolka, tawarischtsch Stalin und do svidania. Und außerdem – was sollte sie dort essen? Oliven bestimmt nicht, die schmecken ja irgendwie faul.

Jadzia streicht Dominika die schwarzen Haare zurecht, als wären es ihre eigenen. Du hast doch noch alles vor dir! sagt sie. Jadzia radiert Dominikas dreiunddreißig Jahre aus. Sie bläst sie weg wie Krümel vom Tisch. Jetzt ist nichts mehr hinter Dominika. Wenn sie einen Schritt rückwärts macht, fällt sie in ein Loch. Doch Jadzia sagt, wenn alle Stricke reißen, könne sie immer nach Piaskowa Góra kommen, auf jeden Fall.

1 Unter dem Boden von Wałbrzych ist Kohle, und oben drauf Sand, und Menschen, die es aus der weiten Welt hierher, an die Stelle der Vertriebenen verschlagen hat. In den einstmals deutschen Häusern wandern die Bücher mit Frakturschrift zum Feuermachen in den Ofen. Der Schneider, der nicht im geringsten einem polnischen krawiec gleicht, fliegt zum Fenster hinaus, das Wasser verwandelt sich beim Kochen in woda. Durch die Adolf-Hitler-Straße, die inzwischen Wladimir-Lenin-Straße heißt, drängen sich die Fuhrwerke, werden Koffer geschleift, Kinder, Hunde und Greisinnen in geblümten Kopftüchern weitergezerrt. Der erste Schub kommt gleich nach dem Krieg und stinkt noch nach Pulverdampf. Hitler kaputt! schreien die Halbwüchsigen den letzten Deutschen und denen, die so aussehen, entgegen. Andere Ausländer stellen noch keine Bedrohung dar, weil vorläufig noch keiner hier zu Hause ist. Man fängt erst an einzuteilen: wer Gold hat und wer keines, wer mit Gott ist und wer gegen ihn, den einen und einzigen, der das auch bleiben soll. Die Ankömmlinge werfen ihr Gepäck ab und hauen, eins, zwei, drei, Stöcke in die Erde. Hier zimmern sie was aus Brettern, Pappe und Planen, dort stecken sie sich ein Stück Land ab für Kartoffeln und Karotten, zäunen es mit Schnur ein und nageln es zu, das ist jetzt ihres, und soll sich bloß keiner unterstehen. Sie rüsten sich mit Knüppeln aus und mit Schimpfwörtern, wenn ihnen einer dumm kommt, dann setzt es aber was!

Die wiedergewonnenen Gebiete von Wałbrzych wecken vor allem in jenen Hoffnung, die nie was Eigenes gehabt haben. Sie sind von nirgends her, aber sie wollen es zu etwas bringen, um von woher zu sein. Zuerst nehmen sie die alten, ehemals deutschen Häuser in Besitz, doch schon bald reichen die nicht mehr aus. Zwanzig Jahre nach dem Krieg schließt sich um die alten Stadtteile von Wałbrzych, die wohl jede »Ordnung«, nicht jedoch einen gewissen Charme eingebüßt haben, ein Betonring neuer, in aller Eile für die Neuankömmlinge errichteter Siedlungen. Auf dem Sandberg werden an die Dreißigtausend Platz finden, alle schön in die einheitlichen Fächer der Hausschachteln gestopft. Zu den Neuankömmlingen gehört auch Jadzia Maślak. Sie hat stachelbeergrüne Augen, die von der langen Reise müde sind, einen Pappkoffer, einen Korb mit Eiern vom Dorf und einen Mantel mit zweierlei Ärmeln. In der Menge nimmt man sie kaum wahr, denn viele Frauen sehen so ähnlich aus wie sie.

Mit Jadzia Maślaks Augen betrachtet ist Wałbrzych eine große Stadt. Der Bahnhof, an dem sie angekommen ist, heißt beispielsweise Stadtbahnhof, außerdem gibt es noch den Hauptbahnhof und die Bahnhöfe Fabryczny und Szczawienko. Weder Jadzias Mutter, Zofia Maślak, noch ihre Großmutter Jadwiga Strąk haben was von der Welt gesehen, höchstens sind sie mal in Skierniewice auf dem Markt oder auf Pilgerfahrt in Tschenstochau gewesen, und Jadwiga wird auch mit Sicherheit nichts mehr von der Welt sehen, denn sie liegt im gelben Sand begraben auf immer und ewig Amen. Von Wałbrzych haben sie nie etwas gehört, denn Wałbrzych hat es bis vor kurzem noch gar nicht gegeben, kein einziger Zug ist dorthin gefahren, aus Zalesie jedenfalls ganz bestimmt nicht. Durch Zalesie donnern die Schnellzüge, und bevor sich das Dorf noch in den Zugfenstern spiegeln kann, sind sie schon vorbei.

Jadzias Mutter sagte immer, die Teufel würden unartige Kinder im Zug in die Hölle fahren. Tateram-taram! machte sie das Geräusch des Zuges nach; tateram-taram! Züge voll mit schmutzigen Kindern, tateram-taram durch die zu einem Rohr zusammengelegten Hände. Zofias Teufel stanken nach verbranntem Fleisch und hatten wulstige Lippen, die immer feucht waren. Wulstig wie bei den schwarzen Negern, tateram-taram!, so machte sie Jadzia Angst und wogte dann auf ihren breiten Hüften in einen anderen Teil des Hauses, schlug dabei Wellen, auf denen die Möbel und Heiligenbilder noch eine Weile schaukelten. Sie konnte nie lange bei ihrer Tochter vor Anker gehen, gleich zog es sie wieder in die Speisekammer, in den Garten, in den Wald, um Zündholz zu sammeln. Du Schmutzfink, du Sudeltrine – sie rang die Hände: Die Teufel werden dich im Zug in die Hölle fahren. Am Fenster huschte nachts der Schatten des Schnellzugs vorbei, und Jadzia stellte sich die Kinder vor, die in die Waggons gestopft waren wie in die leere Salmiakpastillendose, in die sie im Sommer die gesammelten Kartoffelkäfer steckte, um dann den Deckel wieder draufzusetzen. Im Finstern verendeten die Käfer und sonderten einen dunklen Saft ab, auf dessen Oberfläche die gestreiften Flügelchen schwammen. Wenn Jadzia in die Dose guckte, wurde ihr vor Ekel schlecht.

Als junges Mädchen wartete Jadzia täglich im Morgengrauen an der Bahnstation Zalesie auf den Personenzug nach Skierniewice, wo sie Krankenschwester lernte. Das Spritzensetzen gefiel ihr, das saubere und fachmännische Hineinstechen in blaue Adern, das Tragen weißer Schürzen und das Betrachten von Bakterien unter dem Mikroskop. In ihrem wimmelnden wuchernden Dasein fand sie die Rechtfertigung für den Essig, ihrer Mutter bevorzugtes Mittel zur Körperhygiene, mit dem sie getränkt war wie der gut zubereitete Aspik um ein Schweinefüßchen. Man muss die Bakterien totkriegen! Bakterien sind Schmutz und Krankheit, sie sind sehr gefährlich, deshalb muss das Essigwasser sehr heiß sein, das leuchtete ein. Unbeantwortet blieb die Frage, woher Zofia, die nicht mehr als ein paar Klassen in der Dorfschule absolviert hatte, über Bakterien Bescheid wusste, aber Jadzia stellte nicht viele Fragen. Während sie auf den Zug nach Skierniewice wartete, aß sie eins der drei Brötchen mit Erdbeermarmelade, die sie fürs zweite Frühstück im Spital eingepackt hatte, und sog den öligen Geruch des Gleiskörpers ein, schmeckte ihn wie ein Getränk. Sie leckte sich über den kleinen, hübsch geformten Mund und konnte sich nicht entscheiden, ob sie den Geruch mochte oder nicht. Als Kind war Jadzia schwächlich gewesen, doch dann nahm sie zu wie ein rollender Schneeball; mit achtzehn Jahren füllte sie die für ihre Größe vorgesehene Menge Haut gänzlich aus, schlank waren nur ihre Waden und Unterarme geblieben. Nie stand sie ganz gerade, sondern immer so, als drängte eine unsichtbare Kraft sie nach rechts oder als wiche sie einem Schlag aus. Sie trug große Baumwollunterhosen, die Zofia ihr nähte, und frisierte sich das mausfarbene Haar vor dem Spiegel im Flur, steckte es mit Spangen fest und reckte sich mal hierhin, mal dorthin, um ihr entgleitendes Spiegelbild im Blick zu behalten. Sie war nur aus einem bestimmten Winkel und bei Tageslicht sichtbar. Schaute man Jadzia im hellen Sonnenlicht an, war ihr Umriss unscharf, wabernd wie sonnenheißer Sand. Wer sie morgens auf der Straße grüßte, war sich nachher oft nicht sicher, ob er tatsächlich Jadzia Maślak auf dem Weg zum Bahnhof gesehen oder es sich nur eingebildet hatte. Nachts wurde Jadzia von Kummer um etwas Namenloses ergriffen, den sie mit der vertrauten Lust auf Süßigkeiten verwechselte, sie seufzte, holte ein Stück Zucker unter dem Kopfkissen hervor und lutschte es, bis sie einschlief. Gehorsam befolgte sie die Anweisungen ihrer Mutter, deren Reinlichkeitsobsession sich auf Sitzbäder in Essigwasser beschränkte. In ihrem Haus klebten die Teller am Tisch fest, die Fledermäuse quietschten nachts auf dem Dachboden, und Mäuse bauten ihre Nester in den räudigen Kaninchenfellen, die in jeder Schublade lagen, doch nie hätte Zofia das heiße Sitzbad mit Essig vergessen. Jeden Abend hockte Jadzia sich nach der Mutter in die Metallschüssel, in der ihre immer ausladenderen Gesäßbacken nur mit Mühe Platz fanden. Der Essig brannte, und manchmal war das angenehm. Nach der Waschung steckte sie die Finger zwischen die Beine und roch, ob der Gestank von Schmutz und Bakterien auch nicht durch die Essigfrische drang.

Dann, im Nachthemd, las Jadzia Romane, langsam blätterte sie Seite für Seite mit dem speichelbefeuchteten Finger um. Sie gierte nach Romanen, freute sich gleichermaßen an Glück und Unglück, wie sie in Zalesie leider selten geschahen, doch glücklicherweise bekam sie von Frau Gorgólowa, der Lehrerin, Bücher geliehen. Am liebsten mochte Jadzia Die Aussätzige, wie verzaubert las sie das Buch ein ums andere Mal beim Schein der Petroleumlampe, sehr zu Zofias Verdruss. Morgens waren Jadzias stachelbeergrüne Augen müde und sahen aus wie ein feucht gewordener Farbdruck. Manchmal stellte sie sich vor, sie liege auf einer schönen Wiese und Oberarzt Michorowski bedecke sie mit seinem Körper wie der Deckel einen mit Atlasseide ausgeschlagenen Sarg. Sie tat nichts in diesen Träumen, der Oberarzt fuhr mit einem Auto, einer Karosse, vor dem Krankenhaus in Skierniewice vor und nahm sie mit, auf eine Wiese oder ins Ausland. Vielleicht in die schöne Sowjetunion, die sie in der Schule durchgenommen hatten. Dort, wo Genosse Stalin herrschte, mit dem Mund, der süßer als Himbeeren war, und wo es große, reißende Flüsse mit seltsamen Namen gab. Und alle anderen im Traum sahen nur zu, wie der Oberarzt sie, Jadzia, erwählte. Wo Gabrysia sich doch die Augen hellblau anmalte und Teresa mit ihren hochhackigen Schuhen klapperte, aber die konnten zugucken, wie der ausländische Oberarzt mit ihr und keiner anderen davonfuhr, und der Schleier wehte auf dem Kopf von ihr und keiner anderen. Ach, Oberarzt, ich bin dein! Nimm mich mit in die blaue Ferne, so träumte Jadzia.

Das romantischste Ereignis in Jadwigas Leben war der Besuch eines Unbekannten, eines Ausländers, der eines Sommers in Zalesie auftauchte. Der junge Mann fuhr im Auto vor, und hinter ihm stiegen Aschewolken auf, denn mit Asche waren die Löcher in der Dorfstraße zugeschüttet. Er lüftete den Hut, Guten Tag die Damen, dürfte ich, rief er vom Weg vor der Gartenpforte aus, dürfte ich vielleicht um ein Glas Wasser bitten? Aus heiterem Himmel stand er da plötzlich an der Gartenpforte, ausgerechnet als sie gerade nachlässig gekleidet unterm Nussbaum am Tisch saßen und Kirschen für die Marmelade entsteinten. Die Kerne schossen in die Schale, Mutter und Tochter waren bespritzt, ach, wenn sie sich doch wenigstens hätten zurechtmachen und ein bisschen frisieren können, als der Fremde dort plötzlich um ein Glas Wasser bat. Wie der angezogen war! erzählte Jadzia Dominika, wie aus einem Journal, wie aus der Illustrierten ausgeschnitten, so kam er da einfach an, mit Hut, an einem normalen Werktag, und bat um ein Glas Wasser, wo sie doch nur Becher hatten. Der Ausländer redete, als sei ihm ein Kirschkern im Mund steckengeblieben, und das eine oder andere, was er sagte, konnten sie nicht verstehen, aber er benahm sich höflich und respektvoll. Er trank das Wasser, aß zwei Handvoll Kirschen mit Zucker und wischte sich die Hände an einem Taschentuch ab, das er aus der Jackentasche zog. Herr im Himmel, was für ein Mann, der sich am Wochentag die Hände an so einem weißen Taschentuch abputzte! Er war noch sehr jung, doch Jadzia kam er von Anfang an älter vor, und mit der Zeit hängte sie ihm immer mehr Jahre an, wenn sie von ihm erzählte. Klar, wie sollte er nicht älter sein als sie, so einer mit Jackett und Hut. Außerdem musste ein Mann älter sein. Er erkundigte sich nach den Dahlien, wie man solche großen rosaroten züchtete, und dann kam er plötzlich auf das Haus zu sprechen, ob der Dachboden groß sei, und auf die Apfelbäume, ob sie trugen, ob sie okuliert waren, und auf den Krieg, und alles so geschickt, dass sie sich hinterher beim besten Willen nicht mehr darauf besinnen konnten, wie es zu dieser Fragerei gekommen war und überhaupt, wie ein Fremder, der sich nicht einmal mit Namen vorgestellt hatte, beim Kirschenessen an ihrem Tisch solche Fragen stellen konnte. Zofia schaute in das Gesicht des Ausländers wie in einen Brunnen, in den ihr etwas Kostbares hineingefallen war, doch statt blinkendem Gold sah sie die glatte Wasseroberfläche und ihr eigenes verzerrtes Spiegelbild. Enttäuscht wandte sie den Blick ab und warf weiter Kirschen in den Entsteiner. Wenn Mama nur mal mit dem Entsteinen aufhören würde. Sie wird ihm noch das blütenweiße Hemd und sein ausländisches Gesicht mit Kirschsaft bespritzen. Spritz spritz – wie es einem geschrieben steht, so fällt der Stein ins Wasser. Musste Zofia dem eleganten Fremden jetzt allen Ernstes mit einem Spruch von Oma Jadwiga kommen, noch dazu einem, der überhaupt nicht zum Thema passte! Darüber konnte Jadzia sich aufregen. Was sollte er von ihnen denken? Irgendwelche Dorfdeppen, wird er denken, auf dem Absatz kehrtmachen und wegfahren. Mein Vater war ein Kriegsheld, auf dem Feld der Ehre gefallen, mit Apfelblüten beschneit, antwortete sie auf die nächste Frage des Gastes, bevor ihre Mutter zu Wort kommen konnte. Zofias Gesicht verdüsterte sich, und sie sagte nichts mehr, bis der Besuch ging.

Beim Abschied fielen Worte, die Jadzia zum Anlass nahm, sich romantischen Phantasien hinzugeben, in denen Glocken zur Hochzeit läuteten und das Gesicht der Braut hinter einem Schleier verborgen war. Vielleicht komme ich mal wieder, hatte der Ausländer gesagt und Jadzia dabei in die Augen gesehen, vielleicht komme ich mal wieder, um Kirschen zu essen. Er sagte das so klug und bedeutungsvoll (bloß – was sollte es bedeuten?), wie es der Oberarzt aus der Aussätzigen hätte sagen können und nicht irgendein hergelaufener Typ. So ein Wiesiek Dorosz oder Czesiek Kociuba, die konnten höchstens fragen: Kommst du mit zum Tanzen ins Sosenka? und guckten ihr dabei auf die Titten und nicht in die Augen. Keine Spur von Romantik! Jadzia erwehrte sich der Hände und Lippen von Wiesiek und Czesiek, die sie nie richtig auseinanderhalten konnte, und träumte von dem Ausländer, von einem Gutsherrn, vom Oberarzt und der blauen Ferne, in die sie sich entführen lassen würde wie ein Paket ohne Rücksendeadresse.

In Zalesie gab es keine Gutsherren mehr, das Landgut war zu Schule, Gesundheitszentrum und Lebensmittelladen umfunktioniert worden, nachdem alles rausgeholt worden war, was nicht schon die deutschen Besatzer, die abgezogen waren, und die sowjetischen Besatzer, die sich als Befreier gaben, mitgenommen hatten. Jeder Vergleichsmöglichkeit begeben, summte Jadzia in schiefen Tönen von Rebekka der armen, die in Vergessenheit wartet, bis Du kommst, nur Du . . . doch es gab keine Fortsetzung, es wurden keine Kirschen mehr aus einer gepflegten Männerhand verspeist, das war’s gewesen, ein nicht gehaltenes Versprechen, kleine Fliegen, die im Licht der untergehenden Sonne tanzten, ein davonfahrendes Auto. Nach ihrem Praktikum im Spital in Skierniewice bekam Jadzia eine Arbeit in der neuen Arztpraxis in Zalesie, und Oberarzt Michorowski nahm immer mehr die Züge des dort angestellten Doktor Maciej Malczyk an. Auch ein Name mit M! Das war ein Zeichen – Jadzia blieb fast das Herz stehen. Von ihren ersten Ersparnissen ließ sie sich einen Pepitamantel nähen, mit einem Kragen aus Kaninchenpelz, für den sie aus der Truhe ihrer Mutter das am wenigsten von Mäusen und Motten angefressene Stück genommen hatte. Auf dem Markt in Skierniewice kaufte sie bei einer fuchsigen Zigeunerin ein sowjetisches Parfum namens »Roter Mohn«, im staatlichen Geschäft eine Handtasche und farblich passende Stiefelchen. Jetzt war sie zur Erfüllung der auf sie maßgeschneiderten Träume bereit. Vor der Sonntagsmesse betrachtete sie sich in dem alten Spiegel im Flur, aus dem ihr eine Wassernixe entgegenblickte. Einer Frau, die ihr nicht im geringsten ähnlich sah, mit dunklen Augen, Haaren wie eine Wilde und elfenbeinweißem Teint, spritzte Jadzia kaltes Wasser ins Gesicht, und die Erscheinung verschwand so schnell, dass Jadzia gar nicht glauben konnte, sie gesehen zu haben.

So zog sie los zur Kirche, vorsichtig setzte sie auf der vereisten Dorfstraße einen Fuß vor den anderen. Vor der Hütte von Gorgól rutschte sie aus. Sie ruderte mit den Armen in der Luft, schrie Herrjeh, ließ die Tasche fallen, die zwei Meter weiter schlitterte, wie eine Melone aufplatzte und ihr rotglänzendes Inneres hervorkehrte. Jadzia kam nicht wieder ins Gleichgewicht, sie stürzte und brach sich den rechten Arm an drei Stellen. Als man ihr im Krankenwagen den Mantelärmel aufschnitt, sah sie ihren gelben spitzen Knochen mit einem Fetzen Fleisch daran, ihre stachelbeergrünen Augen verdrehten sich, versanken in der Tiefe ihres Schädels, sie wurde ohnmächtig. Am folgenreichsten war der Bruch des Handgelenks, Nerven waren zu Schaden gekommen, und Jadzia konnte ihre rechte Hand nie wieder richtig gebrauchen. Zeige- und Mittelfinger blieben krampfhaft gekrümmt, und jeder Befehl des Gehirns versickerte irgendwo im Bereich des Ellbogens. Den Arm heben konnte sie nur, wenn sie mit dem anderen nachhalf, ihr Winken wirkte wie die infantile Karikatur dieser Gebärde. Von da an trug Jadzia den rechten Unterarm leicht angewinkelt und an die Seite gedrückt und stützte ihn mit der gesunden Hand. Sie drückte den kranken Arm unter ihre schwere Brust, dort passte er hinein wie in ein warmes Nest. Ein Attest erklärte sie arbeitsunfähig in ihrem Beruf, und so war sie wieder da angekommen, wo sie angefangen hatte, nur um den zerschnittenen Mantel, eine verhältnismäßig fertige Zukunft und ihre Handtasche ärmer, denn diese war in dem Durcheinander auch irgendwie abhandengekommen. Ein halbes Jahr später heiratete Doktor Malczyk die neue Krankenschwester, Gabrysia mit den blauen Augenlidern, die beiden saßen in der Kirche immer ganz vorn, obwohl sie knapp sieben Monate nach der Hochzeit schon was Kleines hatten. Die Malczyk trug Dauerwelle und goldene Ohrringe; auf den ersten Blick war ihr nicht anzusehen, dass sie das Leben lebte, das sich Jadzia Maślak für sich selbst ausgemalt hatte. Jadzia wurde immer dicker und schwerer und watschelte zum Dorfladen, um gefüllte Bonbons zu kaufen, die sie lutschte, bis ihre Zunge blutete. Sie spuckte süßen bräunlichen Speichel aus und dachte an Schwindsucht, daran waren im letzten Frühjahr zwei Mädchen aus Zalesie gestorben, sie hatten Stück für Stück ihre Lungen ausgewürgt. Ob mir jemand nachweinen würde? fragte sie sich. Im Frühjahr lag sie im hohen Gras an der Pełcznica, wo man vor vielen Jahren ihren Vater gefunden hatte. Sie schloss die Augen, hielt das Gesicht in die rieselnden Blütenblätter der wilden Apfelbäume und stellte sich vor, sie stürbe – wie die Heiligen, deren Leichen noch Jahre, nachdem man sie begraben hat, nach Blumen dufteten, nach Veilchen und Maiglöckchen.

Der Brief von Onkel Kazimierz Maślak kam kurz vor Weihnachten, sehr zu Zofias Überraschung. Sie hatte schon lange keinen Brief mehr bekommen, und den Verwandten, der gleich nach dem Krieg in die wiedergewonnenen Gebiete gezogen war, hatte sie seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen. Kazimierz war ein Vetter ihres Mannes Maciek aus Brzezina, wo jeder zweite Maślak oder Strąk hieß. Zofia hatte ihn nie gemocht und vermutete, dass in den Gerüchten über seine Geschäfte mit den Deutschen während des Krieges ein Körnchen Wahrheit steckte. Der Kazimierz hat immer gewusst, wo die Ratten den Speck haben, sagte Jadwiga Strąk, die Müllerin von Brzezina, deren Namen Jadzia bekommen hatte, eine Expertin für geflügelte Worte, einen ganzen Vorrat an Sprichwörtern und Sprüchen, deren Sinn allein sie verstand. Onkel Kazimierz schickte Zofia und Jadzia gelegentlich Postkarten, auf denen die deutsche Aufschrift Waldenburg anfangs nur knapp von dem violetten Stempel Wałbrzych überdeckt wurde und später ganz verschwand. Der Onkel erstattete kurzen Bericht von seinen Erfolgen. Zofia antwortete ihrem Verwandten ebenso lakonisch mit Informationen über die Misserfolge ihres Lebens und in diesem Zusammenhang auch über Jadzias Unfall. Jadzia solle nach Wałbrzych kommen, schrieb Kazimierz in dem Brief, den Zofia mehrmals durchlas, denn, ob sie ihn mochte oder nicht, Kazimierz Maślak war ihr einziger lebender Verwandter. Er versprach Jadzia eine Arbeit im Büro. Vielleicht könne sie sogar Sekretärin bei einem Direktor werden. Sie würde ihm Kaffee aufbrühen, den Gästen bulgarischen Cognac kredenzen und hätte im Handumdrehen alles gelernt, was wichtig war. Die eine gute Hand würde dafür mehr als ausreichen, erst recht, wenn sie obendrein noch ein hübsches Frätzchen zu bieten hatte. Kazimierz Maślak schrieb auch, in Wałbrzych gebe es wirklich jede Menge Nationalitäten, weder an Zigeunern noch an anderem Gesindel mangele es, und die Juden schalteten und walteten wie vor dem Krieg, man könne sich nur wundern, wieso sie immer noch so viele waren, doch die Stadt sei reich, sie sitze ja schließlich auf den Bergwerken. Schwarzes Gold, so nenne man die Kohle hier. Auch unter der Hand lasse sich einiges verdienen, die Russen aus den Kasernen, die Deutschen, die Zigeuner, alles handle mit allem, was sich biete. Da lerne man umtriebig zu sein und das Beste herauszuholen. Dafür habe er offenbar ein Händchen! Kalte Kost und Logis könne er anbieten, schrieb Onkel Kazimierz. Zu Mittag könne Jadzia billig in der Werkskantine essen, wo es außer montags und freitags immer was mit Fleisch gab. Jadzia solle ihren Koffer packen, gleich nach Neujahr würde er Geld für die Fahrkarte schicken. Jadzia würde Geld verdienen und es ihm dann zurückgeben. In Wałbrzych Stadt solle sie aussteigen und warten. Sogar einen eingeschriebenen Expressbrief ließ er sich nicht gereuen, obwohl er sehr ungern Geld ausgab. Er münzte die schon leicht abgenutzte Weiblichkeit seiner immer noch kinderlosen Gattin Barbara in die einst ausgespähten Polster der jungen Verwandten um. Zehn Jahre war sie damals jung gewesen, die kleinen Tittchen sprossen schon, ach, und wie sie an den gefüllten Bonbons lutschte, die er ihr mitgebracht hatte! Familie war schließlich Familie. Schnalzend leckte Kazimierz Maślak eigenzüngig den Briefumschlag an und klebte ihn zu.

Zofia nähte Jadzia einen neuen Ärmel – der sich in Farbe und Muster von dem anderen unterschied – an den zerrissenen Mantel, packte ihr sechs Brötchen mit Erdbeermarmelade in einen Korb und gab ihr ein gutes Dutzend frische Eier und eine Kette mit getrockneten Pilzen für Kazimierz mit. Sie küsste die Tochter zum Abschied auf die Stirn und ging wieder nach Hause, ohne sich noch einmal umzudrehen. Als der vom Wald gebildete Tunnel den Zug mit Jadzia an Bord verschluckt hatte, verspürte Zofia eine gewisse Erleichterung, es kam ihr vor, als sei mit ihrer Tochter auch der Brandgeruch verschwunden, der ihr durch den Essig in die Nase gestiegen war.

Nach vierundzwanzig Stunden und dreimal Umsteigen kam Jadzia in Wałbrzych an. Wartend stapfte sie in der niedrigen Kuppelhalle im Kreis, doch Onkel Kazimierz tauchte nicht auf. Sie genierte sich, in die Bahnhofskneipe zu gehen, aus der es verführerisch nach Leberwurstbroten roch, sie war noch nie allein an einem solchen Ort gewesen. Nach drei Stunden Auf und Ab über den schwarzweißen Schachbrettfußboden wurde ihr schwindlig, und Jadzia ging auf die Bahnhofstoilette, um Pipi zu machen; auf der Tür stand »Damen«, darunter mit Kreide »Panie« und darunter in braun »Nutten«. Sie stellte den Kragen aus Kaninchenfell hoch, aus dem bei jedem Atemzug einzelne kleine Büschel aufflogen, und knüllte in der Manteltasche den Zettel mit der Adresse des Onkels. Auf eigene Faust ging sie hinaus. Sie roch den Kohlenstaub in der frostigen Luft, der Himmel war blassgrün und schwankte hin und her wie ein Betttuch, das nach der Wäsche gestreckt wird. Glatt war es! Die ganze Stadt rutschte in diesem Winter aus, die Krankenhäuser waren voll mit knochenbrüchigen eingegipsten alten Weiblein in geblümten Kopftüchern, die von ihren Familien nicht abgeholt wurden, ohne sie war mehr Platz, und der war schnell gefüllt. Die Säufer fielen von den Gehsteigen direkt unter die schlingernden Autos, unterernährte Kinder sausten auf ihren Schlitten geradewegs von den Kohlehalden auf die Straßen, und die Verbrennungsanlagen in den Spitälern kamen kaum nach mit dem Verbrennen der amputierten Gliedmaßen. Der Wind riss Fetzen aus schmierigem Rauch hin und her und klatschte sie an die Hauswände, schwarze Klümpchen fügten sich zu einer Kruste, die die auf den Straßen liegengebliebenen Schneehaufen überzog.

Jadzia steigt nun die Stufen hinunter, dicht an der Wand, die halbe Treppe hat sie schon geschafft, in der linken Hand hält sie den Koffer, die rechte, an den Unterleib gepresst, trägt schwer an dem vollen Eierkorb. Gleich werden sich die Geschichten von Jadzia Maślak und Stefan Chmura ineinander verhaken und verzahnen, mit der Zeit auch aneinander reiben. Reibung braucht ja ihre Zeit, sie braucht Druck und mindestens zwei aneinander reibende Flächen. Das alles ist vorhanden. Kommt Stefan von der Nachtschicht und will im Bahnhofskiosk Zigaretten kaufen? Oder hat er trotz der Kälte Lust auf Orangenlimonade, weil er nicht von der Arbeit kommt, sondern mit Kowalik gebechert und davon einen trockenen Mund bekommen hat? Hauptsache jedenfalls, dass Jadzia jetzt das Gleichgewicht verliert, schon hat sie den Korb mit den Eiern fallengelassen und segelt die Treppe hinunter, rudert mit den Armen und kreischt Herrjeh! Stefan grätscht die mageren Beine und breitet die Arme aus. Wie schön sie fliegt! Wie ein warmer Laib Brot, wie ein Butterfässchen, wie ein Kuchenengel mit Zuckerguss. Als er sie aufgefangen hat, wie Pionier Timur mit dem roten Halstuch, krümmt sich Stefan, der Wackere, der Held – Geroj! – unter dem Gewicht, findet aber sofort die Balance wieder.

Viele Male wird Stefan Chmura die Szene auf der Treppe bei Namenstagen und Barbarafeiern und auch bei Silvesterpartys nachspielen, und die Knappschaft wird ihm Beifall klatschen. Sie ist gefallen, er hat sie aufgefangen, das nennt man Vorsehung, und die gefällt ihm sehr. Stefan arbeitet im Bergbau, sein Leben ähnelt einem frisch ausgepackten Geschenk, das beim Nikolaus oder bei Väterchen Frost bestellt worden ist oder vielleicht auch bei beiden, des Guten kann man nie zu viel haben. Zumal man ja auch nicht genau wissen kann, ob Väterchen Frost den Nikolaus verdrängt hat oder ob sie als Duo die Geschenke verteilen und in ihrer Freizeit mit den Schneeflöckchen polnischen Wodka trinken. Der Sprung übers Leder zum Abschluss der Ausbildung in der Grundstufe der Bergbauschule war für Stefan ein Siebenmeilensprung, und er landete aus solcher Höhe, dass er bis zu den Ohren im Stolz steckenblieb. Das Bergmannsleder kriegte ja nicht jeder Rotzlöffel. Mit dem Leder wurde man Bergmann und war kein Fuchs mehr. Dieses Leder, das war ja nicht was x-Beliebiges, nicht bloß ein Stück Leder, das aussah wie eine Schürze, sondern das war das Symbol der Bergmannswürde. Ein Bergmann, das ist wer und nicht niemand, das schwarze Gold holt er herauf, im Fernsehen wird von ihm geredet, und in der Zeitung schreiben sie über ihn. Stefan merkte sich alles, was der Direktor der Bergbauschule bei seiner Aufnahme in den Bergmannsstand sagte. Wenn der Bergmann eine Missetat verübte, Schande über die Knappschaft brachte, dann wurde ihm das Leder entzogen, und dann kam die Grabesgruft. Ein Bergmann ohne Leder ist ein Bergmann ohne Ehre, und das war etwas, wozu es Stefan nie kommen lassen wollte. Als der Direktor seinen Namen aufrief, schritt Fuchs Chmura Stefan auf etwas weichen O-Beinen in die Mitte der Aula.

Nehmen wir den Fuchs Chmura in den Bergmannsstand auf? fragte der Zeremonienmeister, und die übrigen antworteten: Soll er zeigen, was er kann, der Fuchs Chmura! Trommelwirbel ertönten, und der Chor fragte: Wer kommt dort zu uns herab? Wer kommt dort zu uns herab? Hej, hej, zu uns herab? Der Fuchs Chmura Stefan! antwortete Stefan, und vor Aufregung brannten ihm die Augen. Und was will der Fuchs? Nehmt mich in den Bergmannsstand! Nehmt mich in den Bergmannsstand, nehmt mich in den Bergmannsstand. Hej hej in den polnischen Bergmannsstand. Ist unsere Ordnung ihm bekannt? Ist unsere Ordnung ihm bekannt? Hej hej – ist der polnischen Bergleut Ordnung ihm auch gut bekannt? Der Chor ließ nicht locker. Ja, die Ordnung ist ihm bekannt, erwiderte Stefan mit einem lauten Ruf, und das war sein einziger Fehler, denn er hätte sagen müssen »mir« und nicht »ihm«. Kennt er das Dunkel im Schacht? Kennt er das grause Dunkel im Schacht? Hej hej das Dunkel im Schacht? Ich kenn das Dunkel und die Mühe im Schacht! Die Mühe will ich auf mich nehmen wie heut das Lied mein ganzes Leben. Stolz die Mühe auf mich nehmen. Hej hej, mit Stolz sie nehmen, bejahte Fuchs Chmura. Der Chor befand, dass das jetzt reichte. Hej, unsre Ordnung ist ihm bekannt. Hej, unsre Ordnung ist ihm bekannt. So trete Fuchs Chmura in den herrlichen Stand, in der polnischen Bergleute Stand. Das ganze Orchester in Galauniformen mit roten Federbuschen auf den Tschakos war auf seiner Seite. Trommelwirbel ertönten – und was für prächtige Trommelwirbel! Stefan machte einen Satz in die Höhe, um über das Leder zu springen. Wie katapultiert schoss er in die Luft, und die ganze Aula zog die Köpfe ein, weil er die Decke durchschlug und wie eine sowjetische Rakete zur Eroberung des Kosmos aufstieg. Ein Loch im Dach, Putz rieselte, die liebe Sonne schien in die Turnhalle, die Vögel sangen, und von Stefan keine Spur. Die Kameraden aus der Bergbauschule schauten zum Himmel und warteten. Würde er zurückkehren oder nicht?

Seit diesem Zeitpunkt spürt Stefan dieses unablässige Kribbeln, als hätte er kosmische Luft mit Bläschen geschluckt, die in seine Blutbahn geraten waren. Obwohl er mager ist, kriegt er einen kleinen Bauch, in dem es dauernd gluckert und rumpelt. Beim Friseur schaut er in den Spiegel und sagt wie ein richtiger Mann: Kurz bitte, Herr Antoś, aber mit Koteletten. Ingenieur Waciak hat Koteletten, deshalb will er sich auch welche stehen lassen und findet, dass sie ihm Männlichkeit und Ernst verleihen. Antoś schneidet, und er summt: Gib der Liebsten schnell den Kuss und eil ins unterirdische Gnomenland, Arbeit unser dort wohl harrt, Glückauf Glückauf, mit Gott Glückauf. Die Liebste, Jadzia, ist die Kirsche auf seinem Dessert. Sollen sie alle ruhig wissen, wie es passiert ist, auch wenn Jadzia ihn unterm Tisch vors Schienbein tritt und bittet: Hör doch auf mit diesen Albernheiten, Stefek. Aber das soll mal einer versuchen – den Komödianten Stefan zum Schweigen zu bringen. Mit den Schultern zeigt er, wie er schritt, mit der an die Stirn gelegten Hand betont er, wie er plötzlich auf der Bahnhofstreppe Jadzia erspähte, Jadzia in Not. Und gleich darauf der Höhepunkt mit Auffangen und Fallen und Fallen und Auffangen, grand finale. Jadzia fällt, und Stefan, der Bergmann mit Adlerblick und Gladiatorenarmen fängt sie auf – zack. Hosanna! Kein Mantel mit zweierlei Ärmeln mehr, keine zerbrochenen Eier aus dem Dorf, nur schäumender Schampus, bulgarischer Cognac, goldene Rubel und Perlen, nicht mehr Jadzia, sondern Dziunia1, nicht mal mehr Wałbrzych, sondern fast schon BeErDe. Die Puppe ist mir ganz von selbst zugeflogen, und ich – zack, hab sie geschnappt! Wie weiblich ist es, so durch die Luft zu segeln, und wie männlich, so aufzufangen, die ganze Gesellschaft ergeht sich in lobendem Hoho! Dann darauf ein Schluck für den Specht, sagt Stefan, und er prickelt vor Glück. Sein Glück, das ist Jadzia. Jadzia hofft, das Glück kommt irgendwann später.

2 Pass auf, der Dreck, Dziunia. Sie sind unterwegs, um zum ersten Mal die Wohnung zu besichtigen, die ihnen in der neuen Wałbrzycher Siedlung Piaskowa Góra zugeteilt worden ist. Das Haus von Stefan und Jadzia hat neun Eingänge und elf Stockwerke und eine große gemeinsame Terrasse. Mit schwankenden Schnäbeln bewegen die Kräne Betonplatten von einer Stelle zur anderen, der Sand wird unter den Rädern der Lastwagen zu Schlamm und spritzt, als spuckte einer durch zusammengebissene Zähne. Das Ehepaar Chmura hat eine Zweizimmerwohnung auf dem neunten Stock zugeteilt bekommen: ein Esszimmer, wo die Klappcouch aufgestellt wird, auf der nachts die Eltern schlafen, ein Kinderzimmer, Küche und Bad mit Toilette. Und überall Heizkörper. Ein sagenhaftes Glück.

Das ist alles Stefans Pfiffigkeit zu verdanken. Jetzt war Schluss mit dem Aufeinanderhocken in einer ehemals deutschen Bruchbude, Schluss mit den Nazischränken und Gestapo-Klobrillen, mit den Öfen, derentwegen kürzlich jemand im Haus nebenan in Szczawienko an Rauchvergiftung gestorben war. Verdammt, sie hätten warten können, bis sie schwarz geworden wären, sagt Stefan zu Jadzia, jawohl, wenn er, Stefan, nicht wüsste, wie man mit Leuten redet. Wie man sich zum Beispiel an diesen Ingenieur Waciak ranmacht, wie man ihm Honig ums Maul schmiert, damit er denkt, man kriecht ihm in den Hintern. Aber wenn man von einem solchen Menschen geschätzt wird, und zwar so, dass einem ganz wohlig wird dabei, das ist etwas völlig anderes. Verstehst, Dziunia? Stefan hat von alten Kumpels gehört und erzählt es nun Jadzia weiter, dass Ingenieur Waciak inzwischen ein Bonze ist, der scheißt höher, als ihm der Arsch sitzt, wie es heißt. Er spekuliert auf die Nachfolge des Direktors. Den Vize Mrugala will er überspringen. Und dieser Mensch, der es noch ganz weit bringen wird, der hat Stefan »mein Sohn« genannt. Mein Sohn, hat er gesagt, Dziunia, und dann hat er mit mir getrunken wie mit seinesgleichen. Ich versprech dir, mein Sohn, dass ich da was ausrichte für dich, ich hab einen Draht zur Genossenschaft. Und das ist die Hauptsache, sagt Stefan immer wieder zu Jadzia, einen Draht muss man haben und Protektion im Rücken. Jadzia hat nur Schmerzen im Rücken, vom Bücken bei der Wäsche, aber Stefan verspricht ihr, dass sie mit der Zeit auch eine Waschmaschine kriegen wird. Auch eine Urlaubsreise steht auf dem Plan und eine Schrankwand, auf Hochglanz lackiert, wie er sie bei Obersteiger Grzebieluch gesehen hat, als er dort zum Namenstag war. Dziunia, hast du dort bei euch auf dem Dorf schon mal so eine Schrankwand gesehen?

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