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Mord in Katalonien: Mutter und Tochter ermitteln Nach einem Streit mit ihrem Lebensgefährten entschließt sich Clara, ihre Mutter Anneliese in Barcelona zu besuchen, die dort gerade bei ihrer Freundin Maria wohnt. Maria ist eine erfolgreiche Food-Bloggerin und gefeierte Instagram-Ikone der älteren Generation und bietet ihren Freundinnen die perfekte Ablenkung. Sogar auf die schillerndste Party der Gastronomie-Szene werden sie eingeladen! Doch das Fest endet in einer Katastrophe: Eine junge Frau ist tot, und Maria gerät unter Verdacht. Von der Unschuld ihrer Freundin überzeugt, sind Clara und Anneliese schon zum zweiten Mal gezwungen, auf eigene Faust zu ermitteln ... Spannung, mediterranes Flair und tödliche Geheimnisse garantiert!
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Schatten über der Sagrada Familia
Susanne Beck, 1977 im Bayerischen Wald geboren, unterrichtet Strafrecht und Rechtsphilosophie in Hannover und forscht dort zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Hate-Speech oder Menschenhandel. Vor ihrem Umzug nach Niedersachsen hat sie viele Jahre in Australien, China und Großbritannien gelebt, und zahlreiche Länder bereist – natürlich auch Spanien.
Mord in Katalonien: Mutter und Tochter ermitteln
Nach einem Streit mit ihrem Lebensgefährten entschließt sich Clara, ihre Mutter Anneliese in Barcelona zu besuchen, die dort gerade bei ihrer Freundin Maria wohnt. Maria ist eine erfolgreiche Food-Bloggerin und gefeierte Instagram-Ikone der älteren Generation und bietet ihren Freundinnen die perfekte Ablenkung. Sogar auf die schillerndste Party der Gastronomie-Szene werden sie eingeladen! Doch das Fest endet in einer Katastrophe: Eine junge Frau ist tot, und Maria gerät unter Verdacht. Von der Unschuld ihrer Freundin überzeugt, sind Clara und Anneliese schon zum zweiten Mal gezwungen, auf eigene Faust zu ermitteln ...
Susanne Beck
Ein Barcelona-Krimi
Ullstein
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Das Buch
Titelseite
Impressum
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Epilog
Danksagung
Leseprobe: Schatten über der Alhambra
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Prolog
✨Bildbeschreibung: Vor den Türmen der Sagrada Familia steht Pilar im zarten Licht der Morgendämmerung und blickt versonnen auf das erwachende Barcelona.
Hola Barcelona! Ich kann es kaum glauben, jetzt in dieser wunderschönen Stadt zu wohnen! Die Sagrada Familia, so ein wunderbares Symbol für die großartige Architektur und die lebendige Kultur der Colonia Iulia Augusta Paterna Faventia Barcino. Und das Essen! Ich freue mich auf die Gastro-Szene – über zwanzig Restaurants mit Michelin-Stern – und hoffe, sie ist offen für Veränderung. Und drückt die Daumen, dass ich mich bald besser im Katalanischen zurechtfinde, das hakt noch etwas. Wie findet ihr Barcelona? #backinbarcelona #sagradafamilia #foodstagram #architecturelover #gastrolover
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Schon wieder eines dieser banalen Touristenfotos. Ohne Flair. Ohne die Diskussionen um den Massentourismus und die Eintrittsgelder (für eine Kathedrale!) auch nur zu erwähnen, das hätte ein bisschen Traffic gebracht. Ja, die Sagrada Familia ist majestätisch und macht sich gut im Hintergrund, und ja, Pilars Lächeln strahlt. Trotz ihrer Trennung, trotz schwieriger Zeiten, trotz ihrer gewagten Pläne: Sie liebt diese Stadt, das spiegelt sich in jedem ihrer Posts. Und obwohl sie die Sagrada nicht von innen sehen wird – sie kann sich den Eintritt nicht leisten –, schafft sie es, dass man ihr den Frust darüber nicht ansieht.
Aber so wird das trotzdem nichts mit Followern, und wer könnte das besser beurteilen als ich, ihr digitaler Zwilling. Wer will denn Fotos sehen, die nun wirklich jeder Barcelona-Besucher macht? Und nur in die Kamera zu lächeln, wird uns nicht retten. Dazu ist sie nicht schön genug, das klappt nur bei Models. Klug. Kreativ. Mutig. Ein gutes Herz. All das ist sie, hat sie – nur leider ist nichts davon in meiner Welt relevant. Im Gegenteil, leider kann ihr all das zum Verhängnis werden. Wer braucht heute noch ein gutes Herz?
Und dann auch noch Streber-Latein! Mädchen! Du sollst die Leute nicht abschrecken! Und was soll dieser Hashtag? Foodstagram? Nur weil du beruflich mit Essen zu tun hast, musst du das nicht unter jeden Post schreiben. Du bist doch Psychologin, solltest du nicht Bescheid wissen über die bestmögliche Selbstdarstellung? Liebes, das üben wir noch.
💻 Bildbeschreibung: Pilars Computerbildschirm mit Analysen und Diagrammen, Hintergrund unscharf, daneben eine weiße, schlichte Kaffeetasse mit Herzchen im Milchschaum.
Erkenntnisse, die die Welt verändern! Heute ein großer Schritt nach vorne bei meiner Daten-Analyse über Barcelonas Restaurantszene und ihre wichtigsten Personen. Die Studie wird nicht nur die Planung von Restaurants revolutionieren, sondern auch Einblicke in die wahre Bedeutung von Restaurantkritiken eröffnen! Und damit ermöglichen, die nachhaltige und gesunde Foodszene zu stärken! Auch wenn mir jemand – ihr alle wisst wer – gerade erst riesige Steine in meinen Lebensweg gelegt hat, endlich weiß ich, wie ich sie überwinden kann! Rache serviert man am besten kalt, das gilt auch für dein geklautes Restaurant-Konzept! #foodpsychology #psychologyforgood #gamechanger
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Weniger Likes, aber zumindest Kommentare, die sind wichtig für die Reichweite. Nachfragen zur Arbeit, Lob für die Entwicklung. Ein paar Psychologie-Nerds bewundern die Recherche, die Ideen, sehen die brillante Wissenschaftlerin, die hart an ihrem Projekt arbeitet. Natürlich auch Kommentare zu der bissigen Art gegenüber dem Ex-Freund, nicht alle davon lobend, aber ein bisschen Skandal wird gern gesehen auf Social Media, also alles gut. Die Auseinandersetzungen mit dem Ex-Freund vor Pilars Umzug, der in Sevilla das gemeinsam geplante Restaurant allein eröffnet hat, werden noch einiges an Krawall-Potential bieten. Vor allem bei seiner kriminellen Vorgeschichte! Hoffen wir, dass er hier auf Instagram reagiert, sich auch mit uns anlegt, sein wahres Gesicht zeigt. Das würde uns einen Mitleidsbonus verschaffen! Ja, Pilar hat es nicht leicht. Die Angst davor, dass ihr Ex ihr nachreist. Die langen Nächte, die Einsamkeit in ihrer kleinen Wohnung, die Angst davor, sich unbeliebt zu machen. In der Realität erhält sie noch weniger Anerkennung als auf Social Media, in der Welt des schönen Scheins. Doch selbst hier wird sie sich mehr anstrengen müssen, wenn sie jemanden erreichen will. Schon wieder unmögliche Hashtags, die keiner benutzt und kennt. Und dann das schlimmste aller Übel: eine Kaffeetasse! Wenn ich einen Follower bekäme für jede überflüssige Kaffeetasse, die ich beim Scrollen durch meinen Feed zu sehen bekomme … Ich stehe nur einen #latteart-Hashtag vor einem #ilovecoffee-Trauma.
🌟 Bildbeschreibung: Selfie von Pilar mit Elena Basora und Isabel Ruiz im kleinen, aber feinen Spice-Café, in die Kamera lachend, wenn auch mit einer gewissen Distanz zueinander, sich nicht umarmend. Im Hintergrund, verschwommen, steht Elenas Mann Juan und sieht zu ihnen rüber.
Neue Orte, neue Freundschaften. Elena hat mich für ihre Zeitschrift interviewt, könnt ihr das glauben! Und Isabel hat mir etwas über PR beigebracht! Zwei so unglaubliche Frauen, wertvolle Unterstützung in diesen turbulenten Zeiten. Oder was sagt ihr? Sind sie nicht wundervoll?
Und Elenas Mann ist endlich mal ein Koch, der dieselbe Einstellung zu Essen, der Umwelt und Gesundheit hat wie ich.
@elena_lifestyleandfood @isabel_la_unica @juanadria @xera #friendship #supportsystem #strongwomen #foodstagram
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Elena, die schöne Journalistin und Ehefrau eines der bekanntesten Köche Barcelonas, ist auf dem Bild wie immer perfekt in Szene gesetzt. Isabel, die Chefin der einzigen relevanten PR-Agentur der Foodszene in Barcelona, strahlt genau den Einfluss und die Macht aus, die sie besitzt. Sie ist die ›Queen of Foodstagram‹.
Die meisten Kommentare drehen sich genau darum: Wie toll die beiden sind, wie cool es ist, dass Pilar sie kennt. Soweit schon mal alles richtig gemacht, diesen Content brauchen wir. Das bringt Reichweite, das bringt Reaktionen. Und hier auf Instagram interessiert es auch niemanden, dass Pilar bei dem Interview nicht so fröhlich war, wie es auf dem Bild wirkt. Niemand will wissen, dass sie heimlich neidisch ist auf Elena, auf deren Schönheit, ihren Status. Dass sie verzweifelt ist, weil Isabel ihr nichts über die Aufnahmebedingungen in ihre PR-Agentur verraten will.
Dass sie während des Interviews die ganze Zeit überlegt hat, ob das, was gerade zwischen ihr und Elenas Mann passiert, nur wegen dieses Neids, dieser Verzweiflung geschieht. Und dass sie traurig darüber war, dass sie Elena schon bald massiv würde enttäuschen müssen. Zum Glück hat sie erkannt, dass diese dunklen Gedanken niemanden interessieren. Und zum Glück weiß sie nicht, was Juan wirklich plant, dann würde sie sicher nicht mehr so fröhlich in die Kamera grinsen. Oder agiert sie nach dem Motto, dass man seine Feinde möglichst um sich scharen sollte? Egal – weiter so, dann klappt das doch noch mit der virtuellen Community!
🔍 Bildbeschreibung: Eingang eines Restaurants, am oberen Bildrand das Schild mit dem Schriftzug Perfecto, die Tür leicht geöffnet, einladend, mystisch. Im vorderen linken Bildbereich ein Ausschnitt der Menütafel, die auf der Straße steht, erkennbar nur die hohen Preise.
Ein Post, der mir nicht leichtfällt: PERFECTO ist das erste Restaurant, das ich in meiner Reihe präsentiere. Doch anders als @mariathefoodie und viele Fans der Gastroszene in Barcelona werde ich nicht einfach grundlos jede Location in den Himmel loben und euch etwas vormachen. Wir sind alle von der Inflation gebeutelt, und ich möchte verhindern, dass ihr Geld ausgebt für teure Gerichte und noch teurere Getränke, die es nicht wert sind. Liebe Foodies – IHR WERDET MANIPULIERT! Viele Restaurants nutzen illegale Methoden, um euch das Geld aus den Taschen zu ziehen. Ich habe Beweise und werde noch andere Gaststätten exponieren und euch mehr darüber erzählen. Die Gastroszene Barcelonas sollte zittern. Und auch das PERFECTO, denn auch hier gibt es Probleme. Ich lasse mich nicht erpressen, mich nicht mundtot machen – ich werde weiter sagen, was ich denke! Mehr dazu in einigen Tagen auf meinem Blog. Stay tuned!
#skandal #psychotricks #foodmanipulation #donteattrash #diewahrheittutweh #sorrynotsorry #foodstagram #perfecto
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Ja! Endlich! Das ist unser Durchbruch! Skandal, Geheimnis, gegen den Strom schwimmen. Das LIEBEN die sozialen Medien, und man merkt es sofort: Neue Follower, Diskussionen in den Kommentaren, zahlreiche private Nachrichten. Jetzt haben wir es geschafft, wir haben die Aufmerksamkeit des Algorithmus! Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass ich irgendwann auftauche aus dem belanglosen Meer der anonymen Nutzer, denen nur ihre realen Freunde folgen und die Nahaufnahmen von Blumen, Touri-Bilder oder ungefilterte Selfies ohne Geschichte posten. Reale Freunde, pah! Da kann man ja auch gleich im WhatsApp-Status posten. Doch endlich hat meine reale Präsenz verstanden, wie sie agieren muss. Nicht immer nur nett sein, brav, angepasst – Mut ist gefragt! Ja, ich habe das Zittern gesehen, als du auf ›posten‹ gedrückt hast. Du hast Elena, Isabel und Maria benutzt, und du wirst weitere deiner Bekannten opfern auf dem Altar des Internets. Auch Elenas Mann. Auch deine eigene Sicherheit. Ich weiß, dass du leidest. Ich sehe die Gefahr. Und die vielen Menschen um dich herum, die alles tun würden, um ihr Leben zu erhalten, wie es ist. Diese Gefahr ist der Preis, Pilar.
💻 Bildbeschreibung: Bild aus der Totalen von Pilar an ihrem Schreibtisch, tief in Gedanken versunken.
Kennt ihr das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen? Und ganz langsam verlässt einen dabei die Kraft … Doch ich habe Hilfe aus unerwarteter Richtung bekommen, vielleicht darf ich Hoffnung schöpfen? #staystrong #bistdumeinsanchopanza
796 Likes, 47 Kommentare
Oh nein! Selbstmitleid! Das will nun wirklich keiner wissen, Pilar. Ja, du hast deinen moralischen Kompass verloren, du fühlst dich einsam, du vermisst deine Familie in Südspanien, und du fragst dich, was zum Teufel dich dazu bewogen hat, nach Barcelona zu ziehen. Denn hinter den schönen Fassaden dieser Stadt lauern Abgründe. Fast wie hier auf Insta, nicht wahr? Nur was glaubst du, was du damit erreichst, dass du das in die Welt hinausposaunst? Außer dass es die falschen Leute lesen … Vor allem die Person, die du als deine Rettung betrachtest – ach, Pilar, wenn du wüsstest!
Und auch wenn ein paar neue Follower nach dem Bild mit Elena geblieben sind und brav kommentieren – neue Leute ziehst du so nicht an. Und öfter als einmal machen sie das sicher nicht, Ratoncito.
🌟 Bildbeschreibung: Selfie von Pilar, im Hintergrund sitzt Maria García. Pilar versucht zu lächeln, Maria blickt neutral in die Kamera. Auf dem Tisch eine Speisekarte des Restaurants Tiempo Para, zwei Weingläser, gemischte Tapas. Keine Filter. Ein Rotweinfleck auf dem weißen Tischtuch.
Darf ich ehrlich sein zu euch? Das war eines der schwierigsten Mittagessen meines Lebens. Nun, bis auf viele Mittagessen mit meiner Familie, oder dieses eine, mit Carlos … Ich schweife ab, weil ich nicht wirklich über das Treffen schreiben möchte, das habt ihr sicher auch schon gemerkt. Ihr alle kennt @mariathefoodie, wer in Barcelona kennt sie nicht. Und ich respektiere sie, das möchte ich klarstellen. Aber ich kann sie nicht mehr unterstützen. Denn der Skandal, von dem ich euch berichtet habe, zieht Kreise. Und gewisse Personen sehen nicht mal das Problem! Nein, da spiele ich nicht mehr mit. Ich werde nur noch die Wahrheit posten und alle konfrontieren, die euch ausbeuten! Und alle Gründe offenlegen, warum so viele euch fröhlich belügen … Egal, was das für mich für Konsequenzen hat. Ich lasse mich nicht erpressen, mich bringt ihr nicht zum Schweigen!
#fakefriends #corruption #foodstagram #thepriceoftruth
563 Likes, 732 Kommentare
Krass, aber effektiv! Endlich Reichweite! Pilar, Pilar, ich kann nur den Hut ziehen. Die Person, die du in den Dreck ziehst, mit auf das Foto nehmen und sogar taggen – dazu gehören cojones. Respekt! Und es funktioniert, und wie es funktioniert! Nun, du wirst jetzt wahrscheinlich schon bald in allen Restaurants Barcelonas Hausverbot haben und alle Kontakte in der Food-Blogger-Szene verlieren. Aber: 732 Kommentare!! Wer ist als Nächstes dran, wessen Skandale deckst du als Nächstes auf: Andrés? Michael? Dein Ex-Freund Carlos? So viele Beefs, die uns nach vorne bringen können! Hass, Enttäuschung, verschmähte Liebe – das ist der Stoff, aus dem man ein Insta-Paradies für Follower webt!
⚠️ Bildbeschreibung: Selfie von Pilar, bei Sonnenuntergang im bunten, fantastischen Park Güell, ihr Blick ernst.
Manchmal trifft man falsche Entscheidungen. Drückt mir die Daumen, dass ich den Folgen entkommen kann. Lasst euch nicht unterkriegen, liebe Instagram-Gemeinde, euer Support hilft mir sehr. Passt auf euch auf. #truthseeker #courage
824 Likes, 431 Kommentare
Die untergehende Sonne taucht Barcelona in ein warmes Licht, und Pilar schaut entschlossen in die Kamera. Ernster Gesichtsausdruck, bedeutungsschwere Worte. Da rätseln die Follower, wollen mehr wissen, fragen nach. Warum gerade der knallbunte Park, den doch kaum jemand betritt, der hier wohnt, und der nun wirklich nicht zu ihrer Stimmung passt – sei’s drum. Der Park ist ja schon schön – und der Kontrast zu ihren Worten schafft Aufmerksamkeit. Pilar wirkt stark. Nur ich weiß, dass es gar keine Messages von ihren Followern gab, das ist natürlich erfunden. Dass sie Angst hat, sich schuldig fühlt, mit niemandem sprechen kann und verzweifelt auf eine Lösung wartet. Nichts ist, wie es scheint. Die vermeintliche Rettung wird sich als das größte Übel erweisen. Fast empfinde ich so etwas wie Mitgefühl – aber ich habe natürlich keine Empfindungen. Ich bin nur das digitale Ich, die abgespaltene Persönlichkeit, die inzwischen fast jeder im Netz hat, die oberflächliche Hoffnung auf Anerkennung, die Aggressivität gegenüber dem anonymen Gegenüber. Nicht sehr sympathisch, ich weiß. Mein Teil des Ichs muss sich nicht zurücknehmen, das Internet erlaubt uns, unsere schlimmsten Seiten auszuleben, solange wir es anonym tun oder zumindest einen Filter benutzen und hübsch sind.
Ich komme aus der Dunkelheit. Ich bin all das, was ihr verteufelt und doch eigentlich sein wollt.
Mir ist es egal, ob ihr euch in Gefahr bringt, denn online werde ich noch lange weiterexistieren, wenn ihr schon längst über den Hades gereist seid. Und je spektakulärer ihr von der Bühne abtretet, desto besser für mich. Je mehr Skandal, desto mehr Traffic! Ich will das Schlimmste für euch. Ich kenne keine Reue. Und ich sehe doch auch toll aus mit einem leicht melancholischen Ausdruck, findet ihr nicht?
@clara_the_nomad: 📸Bildbeschreibung: Selfie mit offensichtlichem Filter von Clara in einem Wintergarten, lächelnd, traurige Augen, im Hintergrund Garten, Natur, Wald.
Die Natur in Kanada ist überwältigend. So überwältigend, dass man sich manchmal verloren fühlt in den endlosen Wäldern und an den stillen Seen. Darf man das so schreiben? Wer von euch fühlt sich manchmal einsam? #kanada #digitalnomads #lonely
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Das Klingeln des Telefons durchschnitt die schwere Stille zwischen Clara und ihrem Partner Thorben. »Ma« verriet der Bildschirm. Clara bewegte sich nicht.
»Geh schon ran«, seufzte Thorben, stand auf und verließ das Zimmer. Kein Wunder. Er hatte dieses Gespräch schon seit Wochen vor sich hergeschoben, war froh um die Unterbrechung.
Also drückte Clara auf ›Annehmen‹, schnappte sich ihren Kaffee und verzog sich für das Telefonat in den Wintergarten, in dem es im nördlichen Kanada sogar im Juni noch kühl war. Hier war sie hoffentlich für einen Moment ungestört, was selten genug geschah in diesem zu vollen, zu lauten, zu dramatischen Haus.
»Hey, Ma«, sagte sie neutral. Ihre Mutter, die gerade in Barcelona bei ihrer Freundin Maria – die auch Claras Patentante war – lebte und ihre Zukunft sortierte, sollte sich um sie keine Sorgen machen.
»Liebes, was ist los?« Clara musste lächeln, obwohl ihr Herz so schwer war. Schon vor dem gemeinsamen Aufenthalt in Granada im letzten Winter war es ihr kaum möglich gewesen, ihrer Mutter etwas vorzumachen. Mittlerweile reichten zwei Silben, um Claras wirkliches Befinden zu verraten.
»Ach …« Clara wusste nicht, wie sie beginnen sollte. Sie wusste ja selbst nicht genau, was los war. Nur dass es nicht gut war. Dass sie unendlich einsam war.
»Thorben?«, fragte Anneliese. Natürlich, was sollte sonst los sein, in Claras Leben gab es im Moment nichts außer ihrer Arbeit und Thorben. Clara wollte nicht bejahen. Denn dann würde es real. Also wechselte sie das Thema.
»Erzähl du erst mal. Heute war doch der große Tag?« Sechs Stunden war ihre Mutter ihr voraus in der Zeitzählung der Welt, ihr Tag war also bereits vorbei.
»Hm … Willst du jetzt wirklich darüber reden?«
Clara antwortete nicht und hoffte, dass ihre Mutter ihr Schweigen richtig deuten würde – lenk mich ab, egal wie.
»Na gut. Es war … interessant.«
Clara lachte. Das war Annelieses höfliche Formulierung für »furchtbar«.
»So schlimm? Was war denn ›interessant‹, das Essen, das Restaurant oder die Frauen?«
»Nein, nein! Das kam jetzt falsch rüber. Dieses Mal meinte ich interessant wortwörtlich. Ich kann einfach noch nicht so richtig sagen, wie ich es fand.«
Claras Mutter war seit Tagen aufgeregt gewesen. Endlich würde ihre Freundin Maria ihr die bekannteste Foodbloggerin und Influencerin Barcelonas, Elena, und Isabel, die Chefin der wichtigsten PR-Agentur in Katalonien, vorstellen. Die beiden hatten zugesagt, ihr Tipps für ihren Start in die Welt der sozialen Medien zu geben. Clara hatte deren Instagram-Accounts inspiziert und schon vorab bezweifelt, dass ihre Mutter mit ihnen warm werden würde. Viel Chichi, Küsschen-Küsschen, Bling-Bling. Aber auch unfassbar viele Follower, das musste man zugeben.
»Ich will gar nicht sagen, dass sie nicht nett waren. Insbesondere Isabel ist sehr erfahren und so was von direkt. Sie meint, ich muss erst mal meine Nische finden. Meine Nische! Spannend, oder? ›Neuorientierung im Ruhestand‹ hab ich mir überlegt …«
Und schon war es vorbei, das Zögern angesichts der Frauen, die in einer völlig anderen Welt lebten als Anneliese, die ehemalige Kinderärztin mit viel Power und manchmal fast zu viel Authentizität. Claras Mutter war wieder ihr enthusiastisches Selbst, plauderte über Instagram-Pläne, Foto-Motive und Selfie-Posen.
»Ich muss die zwei einfach noch besser kennenlernen. Und die Sprachbarriere überwinden, untereinander haben sie ganz schön viel Katalanisch gesprochen, bis sie gemerkt haben, dass ich mich damit schwertue. Maria jedenfalls ist, nachdem dieser komische Streit ausgeräumt ist, wieder begeistert von den beiden«, sinnierte sie.
Plötzlich wurde es laut auf Claras Seite der Welt.
»Zeus! Lass das sofort los!«
Clara sah durch die Glastür, wie im Nebenzimmer Thorbens Mutter Liv ihren Hund Zeus anschrie, der in einem unbeobachteten Moment offenbar den Braten vom Tisch geklaut hatte. Claras Körper versteifte sich aufgrund der Aggression, mit der Liv auf das Tier losging. Der arme Hund konnte nichts dafür, er wurde unregelmäßig gefüttert, niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu erziehen, und der Umgang mit ihm war entweder aufgedreht verhätschelnd oder cholerisch keifend.
»Ich muss hier weg.«
»Was?«
Clara hatte nicht bemerkt, dass sie den Gedanken laut ausgesprochen hatte. Sie schwieg, konnte den Satz nicht wiederholen, ihn aber auch nicht zurücknehmen.
»Was hast du gesagt, Liebes?«, fragte ihre Mutter nach. Clara wurde klar: Es war an der Zeit für Klartext.
»Ich halte es hier nicht mehr aus, Ma. Thorbens Familie – immerzu fragen sie, ob ich nicht doch noch Kinder bekommen könnte oder wann wir ganz nach Kanada ziehen. Seine Mutter fährt regelmäßig aus der Haut. Niemand hier interessiert sich dafür, wie es mir geht, nicht einmal Thorben. Und jetzt droht mir auch noch mein Auftraggeber, die Konfiguration seiner neuen Website jemand anderem zu überlassen, wenn ich nicht zu vernünftigen Tageszeiten erreichbar bin! Ich bin hier ganz allein mit diesen Sorgen! Unsere Freunde sind im Moment auf Island, und mit Thorbens Freunden kann ich über das alles nicht sprechen. Mama, ich kann nicht mehr.«
Wie der Korken aus einer stressgebeutelten Sektflasche – kein Champagner, ganz sicher kein Champagner – platzte alles aus ihr heraus. Clara atmete aus. Die letzten Monate war sie damit beschäftigt gewesen, sich den Großteil des Tages auf die Unterlippe zu beißen und zu schweigen. Es war befreiend, all das endlich auszusprechen.
»Das klingt furchtbar«, fasste ihre Mutter die Wirklichkeit treffend zusammen.
»Es ist auch furchtbar.« Claras Kehle schnürte sich zusammen, sie spürte die Tränen wieder hochsteigen. Sie wollte nicht zusammenbrechen, nicht hier, wo niemand sie trösten würde. Aber sie konnte nicht mehr.
»Das tut mir so leid. Ach, meine große Kleine, was kann ich für dich tun?«
Clara wusste nicht sofort, was sie antworten sollte, und sagte erst einmal nichts. Das Schweigen dehnte sich aus, bis Clara verstand, dass sie auf ein ganz bestimmtes Angebot wartete. Doch es kam nicht.
»Kann ich zu dir kommen?«, fragte sie deshalb selbst. Sie war schließlich ihre Mutter. Wenn sie die nicht um Hilfe bitten konnte, wen dann? Erneutes Schweigen. Zögern. Das konnte doch nicht wahr sein! Claras Herz klopfte schneller. Wollte nicht einmal ihre Mutter sie noch bei sich haben?
»Ma?«, flüsterte sie. Wieso brauchte ihre Antwort so lange?
»Liebes, ich bin immer für dich da, das weißt du.« Erneute Pause. Anneliese hatte nicht gesagt, dass Clara kommen könnte. Noch einmal musste sie schlucken. Sie massierte sich die Stirn und kniff die Augen zusammen. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten.
Was war passiert? Wie hatte ihr Leben derart abstürzen können? Was war aus Thorben und ihr geworden, aus ihrer über zehnjährigen Beziehung, ihren gemeinsamen Abenteuern, ihren wunderbaren Erinnerungen, ihrer gegenseitigen Unterstützung, ihren aufregenden Plänen?
Endlich sprach ihre Mutter weiter. »Aber meinst du wirklich, es ist eine gute Idee, einfach zu flüchten?«
Clara sog scharf die Luft ein und schüttelte den Kopf, was ihre Mutter natürlich nicht sehen konnte. Doch die redete ohnehin bereits weiter. »Schau, eigentlich bist du letzten Winter auch geflüchtet, oder? Und jetzt seid ihr ein paar Monate am selben Ort, und schon möchtest du wieder weg? Ich denke, es wäre besser, ihr sucht gemeinsam eine Lösung, eine eigene Wohnung vielleicht?«
Mit jedem Wort, das ihre Mutter sagte, verstand Clara: Es war zu spät. Sie fand in sich nichts mehr, was ihr Kraft für diesen Kampf verleihen könnte. Unbewusst legte sie ihre Hand auf die Fläche unter dem Hals. Als müsse sie sich schützen.
»Ma, ich bitte dich, es ist gerade schwer genug. Bitte lass mich in dieser Geschichte meinen eigenen Weg finden.«
»Aber …«
Doch Clara unterbrach ihre Mutter, bevor sie weitersprechen konnte. »Nicht noch ein ›Aber‹, bitte, gerade kann ich damit nicht umgehen, ok? Ich habe selbst unzählige ›Abers‹ im Kopf.«
Nach einer kurzen Pause fragte ihre Mutter sehr viel vorsichtiger: »In Ordnung. Was brauchst du von mir?«
Clara schob ihre Schultern zurück, setzte sich auf und blickte gedankenverloren in die kanadische Natur rund um das Anwesen von Thorbens Familie.
»Ich brauche dein Einverständnis, dass ich zu dir kommen kann.«
»Aber …«
»Ma! Bitte!« Clara merkte selbst, wie angespannt sie war.
»Clara, lass mich kurz ausreden, ja? Ich will doch gar nichts zu euch beiden sagen. Sondern nur darauf hinweisen, dass Marias Wohnung sehr klein ist, wegen der unfassbaren Mieten hier! In ihrer alten Wohnung in Madrid, wo wir sie früher immer besucht haben, wäre das kein Problem. Jetzt schlafe ich in so einem Minizimmer, das eigentlich ihr Wohnzimmer ist, neben der offenen Küche, auf einem nicht gerade geräumigen Schlafsofa …« Anneliese verlor sich in praktischen Überlegungen zu Claras Unterbringung, zur Anmietung einer möglichen Ferienwohnung – » … noch geht das ja, weißt du? Irgendwann aber nicht mehr, der Bürgermeister hat das ja jetzt untersagt mit den Ferienwohnungen.«
Clara hörte nicht richtig zu. Liv rannte erfolglos durch den Garten hinter Zeus her, der wiederum einer Spur hinterherjagte und dabei wahrscheinlich wieder das Grundstück verlassen würde, um zu wildern. Nicht ungefährlich, angesichts von Bären, Wölfen und den kanadischen Rangern. Doch das war es nicht, was Claras Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Im Augenwinkel hatte sie Thorben im Fenster der Bibliothek entdeckt. Ihm war nicht bewusst, dass sie ihn sehen konnte. Auch er telefonierte. Sie wusste nicht mit wem, sie wusste nicht, über was sie sprachen, doch sie wusste, was er dabei fühlte. Denn sie kannte diesen Gesichtsausdruck, diesen Glanz, diese real gewordenen Herzchen-Augen, aus den ersten Monaten ihrer Beziehung, der glücklichsten Zeit, in der sie so verliebt waren, die Welt ihnen offen stand, die Tage voller Freude und Hoffnung waren. Auch das war Thorben, dieser junge Mann von damals.
Sie schluckte. Hatte er ihre Beziehung wirklich bereits verlassen, schon jemand anderen gefunden, es ihr nur noch nicht mitgeteilt? Sie wusste nicht, ob sie traurig oder erleichtert sein sollte, doch ihr Herz fühlte sich schwer und eng an. Eigentlich hatte sie schon lange die Hoffnung verloren, und allein konnte man ein Miteinander nicht retten.
»Ma, es ist mir egal, ob ich auf dem Boden oder in der Badewanne schlafen muss. Ich komme.«
@dielustigerentnerin: Bildbeschreibung: Selfie von Anneliese und Maria im Café am Hafen von Barcelona, beide mit Cocktail in der Hand, sich zuprostend, lachend. Im Hintergrund ein riesiges Kreuzfahrtschiff, nur zum Teil im Bild.
Frauenfreundschaften! In meinem Leben haben mir immer wunderbare Frauen durch die schlimmsten Zeiten geholfen. Ich hoffe, ich konnte das ebenso zurückgeben. Und vielleicht finde ich hier auf Instagram neue Freundinnen? Über mich: Gerade suche ich meine Zukunftsperspektive im Ruhestand und schaue mir bei @mariathefoodie ab, wie man einen Blog und einen Instagram-Account führt. Habt ihr Interesse, eine Rentnerin bei ihrer Reise zu sich selbst zu begleiten, auch wenn sie noch keine perfekten Fotos macht? (Aber die Schiffe gehören halt auch zum Stadtbild, gell, Maria?) #ruhestand #frauenfreundschaft #rentnerin #barcelona #foodstagram
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»Das isst man hier so!« Anneliese schob den Teller zu Clara zurück und tätschelte ihre Hand. »Wird dir guttun …«
Clara betrachtete die öltropfende Tortilla. Es war gerade neun Uhr, ihrer Meinung nach zu früh für derart viele Kalorien. Hilfe suchend blickte sie zu Maria, die nur die Schultern hob.
»Wenn du mich fragst, was du tun kannst: ›Dar la vuelta a la tortilla‹ – das Omelette umdrehen. Deine Mutter hat nämlich im Gegensatz zu dir noch gar nichts gefrühstückt, du hattest schon Müsli. Also wenn jemand eine ordentliche spanische Stärkung braucht …« Claras Patentante zwinkerte ihr zu.
Clara nickte, schob den Teller kurzerhand wieder zurück zu Anneliese und drehte damit das Omelette, oder den Spieß, um. Sie frotzelten noch eine Weile hin und her, bis jede von ihnen ein Stück von dem spanischen Allzweckgericht gekostet und Maria die zweite Runde Milchkaffee serviert hatte. Ihre Wohnung war tatsächlich sehr klein, zu dritt am Küchentisch zu frühstücken war eine Herausforderung. Doch wie schon ihre frühere Madrider Wohnung war auch diese bunt, gemütlich und lebendig. Clara legte ihre Hand auf Marias.
»Danke, dass du mich aufgenommen hast.«
»Natürlich, Clara! Wir alle mussten da schon mehr als ein Mal durch. Aber: ›No hay mal que por bien no venga‹, jedes Unglück hat sein Gutes. Jetzt haben wir dich bei uns! Und heute erkunden wir die Stadt, oder?«
»Oh ja, das machen wir!«, rief Anneliese. »Ich hole meinen Reiseführer!« Bevor Clara antworten konnte, war Anneliese schon aufgestanden, stieg über das ausgeklappte Sofa und wühlte in ihrem Gepäck.
»Es tut mir trotzdem leid, dass ich euch so überfalle und hier alles durcheinanderwirble«, sagte Clara.
Maria schüttelte vehement den Kopf. »Clara, das hast du jetzt seit gestern ungefähr 43 Mal gesagt. Noch mal will ich das nicht hören!« Damit traf sie einen Nerv; Clara wusste selbst, dass sie nicht gut darin war, sich helfen zu lassen. Doch im Moment hatte sie kaum eine Wahl, die letzten Monate liefen beruflich nicht gut, die permanenten Streitereien hatten sie zermürbt. Michael, ihr aktueller Auftraggeber zu einem Food-Konzept-Projekt, hatte sich an der Zeitverschiebung gestört – das würde sich hoffentlich bessern, jetzt, da sie erst mal in Europa war. Aber die nächste Zahlung stand noch aus. Und an ihr Erspartes konnte sie erst, wenn Thorben und sie ihre Anlagen auflösten. Was angesichts dessen, dass sie sich bisher nur auf eine »Pause« geeinigt hatten, nicht so einfach war.
Schwungvoll setzte sich Anneliese wieder zu ihnen, schlug den Reiseführer auf und tippte auf eine Seite.
»Hier, der Klassiker. Plaça de Catalunya, Las Ramblas, bis zum Hafen. Oder die Gaudí-Route? Oder schaffen wir sogar beides?«
Clara ließ Maria antworten, die erst mal vor allem für die ›Sagrada‹ votierte. Die Innenstadt mit all ihren aufregenden Sehenswürdigkeiten konnten sie jederzeit bestaunen. Marias Wohnung, die sie durch Kontakte ergattert hatte, lag im angesagten Viertel El Born, einer bunten, alternativen Gegend mit vielen kleinen Gässchen, Galerien, Bars und Secondhandläden. Außerdem lag das Viertel sehr zentral, sodass die Innenstadt von hier aus gut erreichbar war.
Da Clara und Anneliese bisher noch nicht in Barcelona gewesen waren, würde Clara die berühmte Kathedrale natürlich gerne sehen. Aber heute? Nichts konnte sie sich gerade weniger vorstellen. Sie fühlte sich wie ein am Strand des Lebens angespülter Fisch und wollte nur im Bett liegen, sich die Decke über den Kopf ziehen und abwarten, bis es ihr besser ging. Aber nicht mal dafür war hier genug Platz.
»Wieso geht ihr heute nicht allein?«, versuchte sie, sich dem mütterlichen Aktivismus zu widersetzen. »Ihr wisst schon, Jetlag und Traurigkeit wegen dummer Männer und überhaupt …«
»Eben! Die Männer werden nicht dadurch klüger, dass man über sie nachdenkt. Da hilft nur Ablenkung!«, rief Maria. Clara seufzte, wusste sie doch, dass Maria recht hatte.
»Na gut, aber selbst wenn …«, erwiderte Clara. »Ich muss mein Geld zusammenhalten, und die Sagrada Familia ist doch inzwischen so teuer, habe ich gelesen? Du musst mir sowieso mal erzählen, Maria, wie es euch geht mit diesen Problemen mit dem Massentourismus. Gerade in deinem Business, das betrifft ja Events, Festivals, die Restaurantszene.«
»Klar, ich erzähle dir gern bald davon. Aber für heute: Mach dir keine Sorgen, Clara, ich kenne ein paar Leute vom Tourismus-Büro, und auch wenn wir nicht unbedingt mehr Touristen brauchen, brauchen wir weiterhin ganz bestimmte Touristen – gerade die zieht mein Account wohl an, und deshalb kommen wir umsonst in die Kathedrale.«
»Und außerdem: Das Wichtigste ist doch gar nicht, was wir machen, sondern dass wir zusammen sind, oder?«, ergänzte Claras Mutter.
Clara nickte. Es fühlte sich wirklich alles etwas leichter an, solange ihre Mutter und Maria bei ihr waren. Sie war froh, mit ihren Sorgen nicht allein zu sein. Ihre Freunde, ihren Stamm digitaler Nomaden, vermisste sie sehr. Seit über einer Dekade lebten Thorben und sie mit Freunden aus aller Welt zusammen, gemeinsam zogen sie von Ort zu Ort. So viele wunderbare Länder hatten sie erkundet, so viel erlebt. Hoffentlich würde sie bald wieder zu ihnen stoßen können. Aber bevor die Trennung endgültig war, sie nicht wusste, was Thorben den gemeinsamen Freunden erzählte, und sie nicht mit ihm darüber geredet hatte, wie es weitergehen sollte, hielt sie sich ihnen gegenüber zurück. Also galt es, hier in Barcelona Kraft zu tanken. Und wieder etwas Geld zu verdienen, sonst manövrierte sie sich zielsicher in eine finanzielle Katastrophe, zumindest für den Moment. Und dann sollte sie wohl auch alles mitnehmen, was es umsonst gab.
»Ist es eigentlich so, dass man als Influencerin alles Mögliche umsonst bekommt?«, fragte sie nach, und überlegte, ob sie es selbst schaffen könnte, präsenter im Internet zu werden. Kulturelle Ereignisse oder Abendessen umsonst, das klang natürlich nicht schlecht.
Maria lachte.
»Ich ahne, was du denkst. Sachen umsonst, immer gerne! Aber es ist viel Arbeit, und Geld durch Werbeeinnahmen verdienst du damit eigentlich erst, wenn du den sozialen Medien dein ganzes Leben widmest …« Sie seufzte dramatisch. Clara ahnte, dass sie recht hatte. Maria schien den sozialen Medien vieles andere unterzuordnen. Vielleicht sogar alles?
»Insta allein reicht auch nicht mehr, bei mir ist es aber immer noch das Hauptmedium, Zielgruppe und so. Und bei sehr vielen Followern gibt es Sponsoring. Das kann einträglich sein. Damit geht es bei mir langsam los, aber es ist zäh, sage ich euch. Man kann natürlich auch eigene Produkte bewerben, Bilder, Bücher, Selbstgemachtes, aber dafür muss man auch viel Zeit investieren, und ich habe so was gar nicht.«
So spannend das klang und so wichtig es eigentlich wäre, ihre Selbstständigkeit zu bewerben, hakte Clara den Plan für sich gedanklich ab. Maria hatte Jahre gebraucht, sich ihre Followerschaft aufzubauen, die Energie würde sie neben ihrem Job nicht haben. Außerdem fiel es ihr zu schwer, sich selbst zu vermarkten.
Anneliese hatte aufmerksam zugehört.
»Zeit hab ich ja – du musst mir wirklich noch mehr über das alles beibringen, Maria. Vielleicht kann ich dann auch Clara helfen bei der Werbung!«
Clara reckte den Daumen nach oben und lachte. Das klang wiederum nach einem großartigen Plan.
»Aber vergesst nicht: Alles muss versteuert werden«, warf Clara ein. Sofort fingen Anneliese und Maria laut zu lachen an – dabei hatte Clara das durchaus ernst gemeint.
»Na dann, auf die Steuern!«, sagte Maria und hob ihren Kaffeebecher. »Aber jetzt erst einmal: Auf einen ablenkungsreichen Tag in Barcelona.«
»Auf Barcelona!«, wiederholten Clara und Anneliese, und sie stießen mit ihren Tassen an.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als Clara, Anneliese und Maria durch die bunte Stadt am Meer schlenderten. Menschen eilten geschäftig vorbei, nur wenige – wahrscheinlich Touristen – saßen entspannt in Straßencafés.
»Barcelona ist noch mal ganz anders als Granada, oder?«, fragte Clara ihre Mutter und dachte an die tragischen, aber auch schönen Momente des letzten Winters. Anneliese nickte.
»Ja, da hast du recht. Granada ist der verzauberte maurische Hamam und Barcelona der prächtige, hektische Palast der Moderne.«
»Und auch hier bestimmt die Kunst das Stadtbild«, freute sich Clara über die Straßenkünstler auf Las Ramblas, für die Maria einen kleinen Umweg eingeplant hatte. Sie erinnerten sie an den Sprayer Rayen, den sie bei ihrem Abenteuer in Granada kennengelernt hatten. Gelegentlich schickten sie sich kurze Nachrichten, aber da Thorben eifersüchtig geworden war, hatte diese Kommunikation nachgelassen. Dass Rayen schwul war, hatte Thorben nicht geglaubt. Aber Thorben war nicht hier. Also fotografierte Clara eine bunte, an Dalí erinnernde Stadtansicht, die ein besonders begabter Künstler mit Kreide auf die Straße gemalt hatte, und schickte das Bild mit »Lieben Grüßen aus Barcelona« los.
Anneliese lächelte. »Rayen?« Clara nickte, und für einen Moment versanken sie in Erinnerungen an Granada und ihren Vermieter und Freund Manuel, den sie dort in einer tragischen Verkettung unglücklicher Ereignisse verloren hatten. Schweigend liefen sie weiter, bis Maria begeistert rief: »Wir sind da, ihr Lieben! Die Sagrada Familia!«
Es war auch nicht mehr zu übersehen: Imposant erhob sich die Basilika vor ihnen. Ihre Türme ragten unvorstellbar hoch in den strahlend blauen Himmel, und Clara verstand, wieso Menschen seit jeher hofften, dass sie über ihre Kirchen das Paradies erreichen konnten.
»Na los, gehen wir rein!«, rief Maria begeistert.
Überwältigung. Anders konnte Clara ihre Gefühle, die sie seit dem ersten Schritt in den Innenraum der Sagrada Familia gefangen nahmen, nicht beschreiben. Glasfenster in allen Farben des Regenbogens und noch vielen mehr warfen ein spektakuläres, kaleidoskopisches Lichtspiel an die Wände. Der riesige Raum schien im Tanz der Sonnenstrahlen in ständiger Bewegung zu sein. Bunt, fröhlich, voller Leben – so anders als die Kirchen, die Clara bisher besucht hatte.
»Wow«, flüsterte Anneliese.
»Ja. Wie ein steinernes Gebet«, bestätigte Clara. Sie griff nach ihrem Handy und versuchte, das Farbwunder zu fotografieren. Sollte Thorben auf ihrem Instagram-Profil ruhig sehen, dass es ihr gut ging ohne ihn. Doch die statischen Bilder wurden der Wirklichkeit nicht annähernd gerecht. Also drehte sie die Kamera zu sich, setzte ein Lächeln auf und bewegte sich für ein Video rückwärts durch den Raum.
»Wo ich mich herumtreibe? In der Sagrada Familia! Liebe Grüße aus … genau, ihr habt es erraten! Barcelona!«
Cringe. Trotzdem postete sie das peinliche Video in ihrer Insta-Story, denn noch eines aufzunehmen würde sie nicht schaffen. Sie markierte Maria, die als Foodbloggerin der älteren Generation eine erhebliche Followerzahl hatte. Wenn es viele Likes gab, realisierte Thorben vielleicht doch noch, dass er eine tolle Frau verlor. Was für ein absurder Gedanke! Sie nahm sich vor, ein paar Stunden nicht an Thorben zu denken, das musste doch möglich sein!
Sie begann, online Informationen über die Architektur und Geschichte des Gebäudes zu suchen, da erschien auf ihrem Bildschirm eine Nachricht ihres Kunden.
»Ruf mich bitte mal an.« Michael schrieb immer knapp, aber das war sogar für ihn kurz. Ein Punkt am Ende, bei solchen Nachrichten selten ein gutes Zeichen.
»Was ist los?«, fragte Anneliese, die ihre aufkeimende Sorge bemerkt hatte.
»Eine Nachricht von der Arbeit«, antwortete Clara abwesend und steckte das Handy zögerlich wieder ein. Verdammt. Michael war im Moment ihr wichtigster Kunde, ihn konnte sie eigentlich nicht warten lassen.
»Ist das so wichtig?«, fragte Anneliese.
Clara seufzte unsicher. Das Licht der Basilika erreichte sie nicht mehr. Schließlich überwältigte sie die Angst vor einer beruflichen Katastrophe.
»Ich muss das schnell klären«, sagte sie entschuldigend.
Sie sah, dass Anneliese und Maria Blicke wechselten, die man entweder als besorgt oder als genervt interpretieren konnte. Aber Clara wusste, dass sie sich nicht mehr auf die beiden würde konzentrieren können, bis sie mit Michael gesprochen hatte. Also lief sie zum Ausgang. Tief einatmen. Schon nach zweimaligem Klingeln wurde der Anruf beantwortet.
»Clara, gut, dass du dich meldest.« Michael klang aufgeregt. Aufgebracht? Clara konnte seine Stimmlage nicht interpretieren. Er sprach aber sowieso direkt weiter. »Bist du tatsächlich gerade mit @mariathefoodie unterwegs?«
@mariathefoodie: Videobeschreibung: Maria filmt sich selbst vor dem Schild von El Racó de Rosalia:
»Ihr Lieben, heute Abend nehme ich euch mit zu meinem guten Freund Hugo. Wir werden dinieren, fantastischen Wein trinken und das Leben genießen. Ich halte euch live auf dem Laufenden. Wer von euch war schon mal hier? Was habt ihr gegessen, getrunken, geredet?« #derosalia #foodstagram #restaurants #foodies #genuss #labuenavida #tempranillo #essenmitfreunden
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Schwarz, das war Claras erster Eindruck vom El Racóde Rosalia, das mitten in der Innenstadt offenbar vor allem Touristen anlocken sollte. Dunkle Regale, schwarz geflieste Wände, die das schummrige Licht des Gourmet-Restaurants zögerlich spiegelten. Die Möbel schienen aus den 1980ern hergebeamt worden zu sein. Steriler Stahl, glattes Leder, genauso dunkel wie der Rest des Raums. Nur wenige Tische in der riesigen Halle waren besetzt. Clara schüttelte unbewusst den Kopf. Wie sollte man sich hier entspannen?
Es war früh für das Abendessen in Spanien, wahrscheinlich würde es später noch voller werden. Doch Clara hatte es nach einem Tag touristischer Aktivitäten und vom Jetlag geplagt einfach nicht länger ausgehalten. Sie wäre am liebsten direkt ohne Essen ins Bett gefallen, doch das wurde als absurd abgeschmettert. Maria hatte für den Abend ohnehin schon eine Reservierung in einem Gourmet-Restaurant für ihren Blog, und dort würde sicher auch für ihre Gäste Platz sein, meinte sie. Clara hatte sich überzeugen lassen, was sie bereits bereute. In einem übergroßen Gruftie-Waschraum essen, in dem durch den Hall jedes Wort, das sie sprach, zu allen anderen Gästen getragen würde – das entsprach so gar nicht ihrer Vorstellung von einem gemütlichen Abend. Doch Maria stürmte in die Halle und nickte dem Kellner zu, der am Eingang auf Gäste wartete. Sein Lächeln wurde sofort breiter, er verneigte sich sogar ein klein wenig vor Maria.
»Señora García! Wie schön! Kommen Sie, kommen Sie!« Zum Glück schien er zu wissen, dass Maria aus Madrid stammte, und sprach kein Katalanisch mit ihr, sodass auch Clara ihn ohne Probleme verstand. Maria lief schon vor, sie hatte an einem Tisch einen Bekannten gesehen – offensichtlich war sie in ihrem natürlichen Habitus angekommen. Der Kellner winkte auch Clara und Anneliese zu sich.
»Ah, Gäste unserer lieben Freundin! Und damit natürlich auch unsere Freunde! ¡Adelante!, treten Sie ein.«
Zögerlich betrat Clara den unwirtlichen Raum. Sie wurden zu einem Tisch an der Wand geführt, weit weg von der Toilette, also ein guter Tisch. Maria kam zurück und flüsterte ehrfürchtig »Das war Andrés, DER Restaurant-Kritiker Barcelonas!« Clara blickte neugierig hinüber, doch wegen des verächtlichen Ausdrucks, mit dem der distinguierte Mann ihren Tisch musterte, wendete sie sich schnell wieder ab.
Seufzend ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen und wurde gerade noch von ihrer Mutter nach oben gezogen, bevor sie auf dem Boden landen konnte. Der eifrige Kellner hatte den Stuhl ein Stück hinter ihr weggezogen, um ihn dann wieder zu ihr zu schieben. Clara hielt sich an der Tischkante fest und wartete auf den Stuhl, der ihre Knie schwungvoll erreichte, sodass sie fast nach hinten umkippte. Als irgendwann auch die anderen beiden saßen und der Kellner sich entfernt hatte, wurde es still am Tisch. Nach einer kurzen Pause stellte eine strahlende Maria erneut die Frage, die sie über den Tag schon zwölf Mal gefragt hatte: »Und dieser Michael wohnt also in Deutschland und kennt trotzdem meinen Blog?«
In ihrer Heimatstadt schien sie inzwischen eine gewisse Prominenz gewohnt zu sein, der Kellner hatte sie ja offensichtlich sofort erkannt. Aber Bekanntheit über die Landesgrenzen, das freute sie so offensichtlich und auf so ansteckende Weise, dass Clara ihr die Frage gern noch einmal beantwortete.
»Ja, er folgt deinem Blog wohl schon lange und findet ihn großartig«, bestätigte sie ihr erneut.
Anneliese legte den Arm um ihre Freundin und drückte sie an sich. »Weil du halt auch einfach großartig bist!«
Endlich hatten sie genug Muße, dass Clara ihre guten Neuigkeiten erzählen konnte.
»Zu Michael muss ich euch noch mehr berichten: Er ist großer Fan von Barcelona, kommt jedes Jahr mindestens einmal hierher. Wusste ich auch nicht! Jetzt nutzen wir das und treffen uns schon bald endlich persönlich. Er hat sogar angedeutet, dass er mir noch einen größeren Auftrag gibt!«
Seit dem Telefonat war Clara ein wenig optimistischer als vorher, so optimistisch, wie man mitten in einer Trennung ohne wirkliche Zukunftsperspektive eben sein konnte. Für einige Minuten hatte sie immerhin mal nicht an Thorben gedacht, weil sie bereits Ideen sammelte, wie man Michaels nachhaltige Food-Konzepte auf einer Website für die katalanische Kundschaft ansprechend darstellen konnte.
»Ach, das ist aber toll!«, jubelte ihre Mutter sofort.
Anneliese machte sich, das wusste Clara, ebenfalls Sorgen um die Zukunft ihrer Tochter, auch wenn sie es unter vielen ›Alles wird gut‹ zu verbergen versuchte.
Maria winkte in Richtung des Kellners. Als dieser ein paar Schritte in ihre Richtung gelaufen war, rief sie bereits quer durch den Raum: »Wir haben Grund zum Anstoßen, da habt ihr doch bestimmt etwas Passendes?«
Die lauten Rufe passten nicht zu der teuren Umgebung, doch der Kellner nickte beflissen und verschwand hinter der Theke. Schon Sekunden später kam er mit einer eleganten Flasche zurück, einem Cava, und drei Gläsern. Während er die Flasche präsentierte, fragte er: »Aber ich bringe dann gleich trotzdem noch den ›Shot‹ oder?«
»Ja, natürlich! Für den kommen wir doch!« Maria zwinkerte ihm zu, und er widmete sich nickend der Flasche, die er mit viel Trara öffnete. Er schenkte ein, ließ den Schaumwein über die Glasränder rinnen und reichte ihnen das prickelnde Getränk. Maria hob ihr Glas.
»Salud, dinero y amor!«, rief sie, erneut zu laut.
»Na ja, mit ›amor‹ ist erst mal nichts …«, konnte sich Clara nicht verkneifen. Doch auch sie stieß mit an.
»Da täuschst du dich, mein Schatz. Wir beide lieben dich, und deine Freunde vermissen dich sicher auch, erst vor ein paar Tagen hast du mir erzählt, dass du dich bald mit einer von ihnen treffen willst.«
Da hatte ihre Mutter recht. Ihre Freundin Tess war die Einzige, der sie von den Problemen mit Thorben und ihrer Flucht nach Europa erzählt hatte. Tess wollte sie bald in Barcelona besuchen und ihr beistehen.