Scheidung auf Türkisch - Esmahan Aykol - E-Book

Scheidung auf Türkisch E-Book

Esmahan Aykol

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Beschreibung

Schon ihr Eintritt in die Industriellenfamilie stand unter einem schlechten Stern: Sani war den reichen Ankaraligils nicht gut genug, ihre Hochzeit mit Cem wurde nicht gefeiert. Wenige Jahre danach wird die schöne junge Umweltschützerin tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Warum musste sie sterben? Obwohl die Geschichte sie eigentlich überhaupt nichts angeht, mischt sich Kati Hirschel in die Ermittlungen ein das Schicksal dieser Frau scheint ihr exemplarisch für so viele junge Türkinnen zu sein.

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Seitenzahl: 359

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Esmahan Aykol

Scheidungauf Türkisch

Ein Fallfür Kati Hirschel

Roman

Aus dem Türkischen vonAntje Bauer

Die Originalausgabe

erschien 2007 unter dem Titel ›Şüpheli bir ölüm‹

bei Merkez Kitaplar, Istanbul

Copyright ©2007 by

Esmahan Aykol/Merkez Kitaplar

Die deutsche Erstausgabe

erschien 2008 im Diogenes Verlag

Der Verlag dankt dem

türkischen Kulturministerium/TEDA

für die Übersetzungsförderung

Umschlagfoto von Murat Taner

Copyright ©Murat Taner/Getty Images

All rights reserved

Alle Rechte vorbehalten

Copyright ©2015

Diogenes Verlag AG Zürich

www.diogenes.ch

ISBN Buchausgabe 978 3 257 24032 0 (1. Auflage)

ISBN E-Book 978 3 257 60654 0

Die grauen Zahlen im Text entsprechen den Seitenzahlen der im Impressum genannten Buchausgabe.

[5]1

Istanbul ist eine gefährliche Stadt. In letzter Zeit gilt das insbesondere für die Istiklal-Straße und ihre Umgebung. Bald wird der abergläubische Fofo noch einen Eimer Wasser hinter mir ausschütten, wenn ich das Haus verlasse. Dabei macht man das sonst nur vor weiten Reisen. An Istiklal-Tagen steht er früh auf, macht mir ein wunderbares Frühstück, sagt mir, wie jung und schön ich bin, und vermeidet die üblichen Wortgefechte. Wenn ich gehe, umarmt und küsst er mich, als sähen wir uns das letzte Mal. Und er hat ja recht. Schließlich weiß man nie, was passiert. Doch, wirklich! Auf dem Weg könnte ich jederzeit mein Leben lassen, ob nun in einem der Gräben, die die Gemeinde überall ausheben lässt, oder unter einem der Lastwagen, die durch die Fußgängerzone brettern.

Seit neuestem trage ich immer Kargohosen mit riesigen Taschen. Im täglichen Kampf ums Überleben kann ich keine von der Schulter baumelnde Handtasche brauchen, die mein Tempo bremst. Deshalb stopfe ich die Einkünfte der Woche und meine Habseligkeiten – also Sie wissen schon: Handy und so weiter – in die Taschen meiner Kargohose. Und um einen festen Tritt zu haben, trage ich Sportschuhe. Am Anfang schämte ich mich noch dafür, aber inzwischen kann ich ihre Bequemlichkeit gar nicht genug rühmen.

[6]Ich habe unglaubliche Fortschritte gemacht. Noch vor einem Jahr, als die Gemeindeverwaltung von Beyoğlu mit der Erneuerung des Straßenpflasters begann, bin ich andauernd in dem glitschigen Schlamm ausgerutscht. Mittlerweile kann ich es mit dem besten Skiläufer aufnehmen. Und damals hätte ich mir nie zugetraut, über einen zwei Meter breiten Graben zu springen und heil auf der anderen Seite zu landen. Inzwischen finde ich solche Ängste lächerlich. Jetzt stören mich nur noch die Passanten, die in aller Ruhe über die Istiklal-Straße schlendern, als sei es eine Fußgängerzone! Wenn die Bagger, Lastwagen und Kranfahrzeuge auf einen zurasen, muss man die alle mit den Ellenbogen wegstoßen, um rechtzeitig ausweichen zu können. Dafür braucht man gute Reflexe, starke Muskeln, einen wachen Verstand, eine gehörige Portion Unverschämtheit und geeignete Kleidung.

Unglaublich, aber wahr: Dieses Jahr erneuern sie das Straßenpflaster schon zum zweiten Mal! Laut Fofo werden auch in Spanien ständig die Straßen aufgerissen; jede Regierung züchtet sich so ihre eigenen reichen Bauunternehmer heran. Nachdem die bärtigen Männer, die bis vor kurzem zusammen mit ihren verschleierten Frauen auf die städtischen Busse abonniert waren, jetzt in den neuesten Jeeps herumfahren, läuft es in der Türkei wohl genauso.

Seit ich in Kuledibi wohne, gehe ich nur noch freitags in die Istiklal-Straße, um die Einnahmen der Woche zur Bank zu bringen, aber das reicht mir schon. Schließlich bin ich nicht mehr die Jüngste. Und je älter man ist, desto schwieriger wird es, dem Unheil aus dem Weg zu gehen.

Heute war es wieder mal so weit. Auf dem Rückweg von der Bank trank ich im Şimdi-Café in der [7]Asmalımescit-Straße einen ungesüßten Kaffee, um die Tatsache zu feiern, dass ich den schwierigsten Teil der Strecke hinter mir hatte: Wenn ich erst mal an der schwedischen Botschaft vorbei war und das abschüssige Stück beim Deutschen Gymnasium unbeschadet hinter mich gebracht hatte, war ich, wenn nicht noch was dazwischenkam, in fünf bis sechs Minuten bei Pelin und Fofo in meinem geliebten Laden.

Die Leser, die sich noch an meine Wut erinnern, als Fofo sich verliebt hatte und urplötzlich verschwunden war, wundern sich bestimmt, dass ich ihn jetzt ständig erwähne. Das liegt daran, dass die beiden sich getrennt haben. Fofo hat sich danach für ein paar Tage in ein billiges und schlechtes Hotel eingemietet und schließlich all seinen Mut zusammengenommen und mich gefragt, ob er nicht wieder bei mir einziehen könne. Und ich, nachgiebig wie Nudelteig, konnte seinen Zustand schließlich nicht mehr mit ansehen.

Na gut, »nachgiebig wie Nudelteig« ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber ein schlechter Mensch bin ich nicht. Obwohl Fofo seit seiner Rückkehr mit mehr Elan denn je im Laden arbeitet, habe ich es zum Beispiel nicht mal in Erwägung gezogen, Pelin zu entlassen. Sie musste mir sogar versprechen, dieses Jahr ihren Uni-Abschluss zu machen. Ich hoffe, sie hält Wort. Die Türken warten jeden Sommer unverdrossen auf die Touristenschwemme, und ich vermute, dass auch Pelin das tut, jedenfalls hat sie sich in eine Reihe Kurse eingeschrieben, um Reiseleiterin für englischsprachige Touristen zu werden. Irgendjemand muss ihr mal stecken, dass man in der Türkei in dieser Branche auf keinen Fall das große Geld macht und dass die Fremdenführer arme Kerle sind, die am Ende im Alkohol Trost suchen. [8]Aber ich werde ihr das nicht sagen; es ist nicht meine Aufgabe, die Träume junger Frauen zu zerstören.

Meine Aufgabe ist es, Krimis zu verkaufen. Mein Laden in Kuledibi ist (immer noch) die einzige Buchhandlung Istanbuls, die nur Krimis verkauft. »Wie sind Sie bloß auf diese Idee gekommen?«, fragen mich Kunden manchmal. Aber ich finde es ganz normal, dass man sich mit dem beschäftigen möchte, was einem Spaß macht. Und ich lese eben furchtbar gern Krimis.

Die Leser, die mein Leben mitverfolgt haben, wissen, dass ich in der Nähe meines Ladens eine preisgünstige Wohnung ergattert habe, wofür ich allerdings einiges durchstehen musste. Inzwischen habe ich meinen letzten Heller in die Renovierung der Wohnung gesteckt und bin eingezogen. Atakan, der Cousin meiner Freundin Candan, hat diese Renovierung schneller und billiger erledigt, als ich erwartet hatte. So hat er mir denn auch genau am vereinbarten Tag den Schlüssel überreicht. Ich war sehr zufrieden mit seiner Arbeit, und jetzt empfehle ich ihn überall weiter. Ein paar schlechte Erfahrungen mit Handwerkern und Architekten hatten mich zuvor zur Ansicht verleitet, der Bausektor sei am Ende und man könne dort niemandem trauen. Im Nachhinein war es mir peinlich, solche Verallgemeinerungen angestellt zu haben, ausgerechnet ich, die ich mein Leben lang gegen Klischeevorstellungen gekämpft habe. Dabei sollte doch jedem klar sein, dass es jederzeit und überall Gute und Böse gibt.

In einer Beziehung bin ich jedoch vollkommen überzeugt, dass alle Verallgemeinerungen zutreffen: und zwar, was die Wirkung von Blondinen betrifft. Jedenfalls kann ich [9]ruhigen Gewissens behaupten, dass der Titel des ominösen Films Blondinen bevorzugt ins Schwarze trifft. Männer mögen Blondinen, da ist nichts zu machen. Nur ein Beispiel: Meine Freundin Lale hat sich die Haare gefärbt, und noch bevor sie einmal nachfärben musste, hatte sie schon einen neuen Liebhaber. Soll das vielleicht Zufall sein? Und was glauben Sie, wer es ist? Der bärtige Erol, der über mir wohnt. Das heißt, eigentlich ist er gar kein Bartträger mehr. Da Lale den Bart nicht leiden konnte, hat er ihn abrasiert. Sieht gar nicht übel aus so. Inzwischen sind wir dicke Freunde. Seit mehr als einem Jahr ist er nun mit Lale zusammen.

Ich hingegen bin jetzt schon seit einer Ewigkeit Single. Im Türkischen gibt es dafür einen netten Ausdruck: ›Einzelner Revolver‹, sagen sie dazu, aber Fofo mag keine Wörter, die mit Gewalt assoziiert werden, und besteht darauf, dass ich ›Single‹ sage.

Ich würde mir ja auch gerne die Haare färben, aber ich habe Angst, dann genauso auszusehen, wie sich die Türken eine Deutsche vorstellen. Bislang bereite ich schon mal das Terrain vor, indem ich allen Leuten erzähle, dass die Deutschen eigentlich kein blondes Volk sind. Das stimmt ja sogar: Laut einer Untersuchung sind nur 51Prozent der weiblichen und 54Prozent der männlichen Deutschen blond.

Als ich im Laden ankam, war Pelin noch nicht da, aber Fofo wartete schon aufgeregt auf mich.

»Wo bleibst du denn? Ich dachte schon, dir wäre etwas passiert!«, kreischte er. Fofo bezieht sein Türkisch aus diesen schrecklichen Fernsehserien, und deshalb glaubt er, [10]spitze Schreie und übertriebene Gestik gehörten zu dieser Sprache dazu.

»Schrei doch bitte nicht so herum!«, entgegnete ich. »Von dem Krach der Planierraupen da draußen habe ich sowieso schon Kopfschmerzen.«

»Schau dir das mal an!« Er drückte mir eine doppelt gefaltete Zeitung in die Hand. Wie Sie sich vielleicht erinnern, bin ich keine Zeitungsleserin. Ehe ich meine Zeit mit überflüssigen Beschäftigungen totschlage, lese ich lieber einen Krimi. Aber die Nachricht, auf die er nun deutete, weckte sofort meine Aufmerksamkeit. Oder, genau genommen, nicht die Nachricht, sondern das Passfoto von der lächelnden Blondine, das den Artikel illustrierte. Es war ein echter Hingucker. Die Frau auf dem Foto schien wie geschaffen, meine Theorie bezüglich der Attraktivität von Blondinen zu untermauern: Sie war von solcher Schönheit, dass man sich unwillkürlich fragte: ›Wie kann man nur so schön sein?‹ Außerdem kam sie mir bekannt vor. Dabei gehörte sie nicht zu der Sorte Mensch, die man einmal sieht und nie wieder vergisst. Hatte ich sie vielleicht in einem dieser Clubs gesehen, in die Fofo mich samstagnachts schleppte und wo ich aufgrund der ohrenbetäubenden Musik, des Gedränges und des Zigarettenqualms alles wie durch einen Schleier wahrnahm?

»Woher kenne ich bloß diese Frau?«

»Schau genau hin. Woher könntest du sie kennen?«

»Du machst mich ganz verrückt. Sag schon!«

»Aus dem kleinen Lokal, wo wir jeden Mittag essen.«

Immer noch den Blick auf das Foto gerichtet, ließ ich mich in meinen Schaukelstuhl fallen.

[11]»Aber die Haarfarbe… Die Frau dort war doch nicht blond.«

»Nein, dunkelhaarig.«

»Dann hat sie sich die Haare gefärbt.«

»Und zwar in der Modefarbe dieses Jahres.«

Seit wir beschlossen hatten, uns gesund zu ernähren, gingen wir mittags immer in das Lokal am Tünel. Und wenn es keinen anderen freien Platz gab, hatten wir einige Male sogar mit ›Sani Ankaralıgil (32)‹, wie sie in der Zeitung bezeichnet wurde, an einem Tisch gesessen. Sie hatte jedes Mal einen kleinen Salat bestellt. Ich überflog den Artikel.

Die Schwiegertochter der berühmten Ankaralıgils, einer der reichsten Familien der Türkei, hatte vor sechs Monaten ihren Mann verlassen und Ende des vergangenen Monats die Scheidung eingereicht. Nach ihrer Trennung hatte sie eine Villa mit Swimmingpool im abgelegenen Istanbuler Stadtteil Paşabahçe bezogen, und dort war sie gestern Mittag tot aufgefunden worden. Sani Ankaralıgil habe durch einen beklagenswerten Unfall das Leben verloren, hieß es in dem Artikel. Die Polizei habe den trauernden Gatten Cem Ankaralıgil in der Sache vernommen und dabei erfahren, dass dieser seine Frau zuletzt vergangene Woche gesehen hatte.

»Ja und? Was ist damit? Was geht uns das an?«

»Findest du es nicht interessant, dass die Frau plötzlich stirbt, während das Scheidungsverfahren noch läuft?«

»Wenn du’s genau wissen willst, finde ich die Frage, wie ich meinen Bankkredit zurückbezahlen soll, wesentlich interessanter. Kannst du mir mal sagen, wie viele Bücher du heute schon verkauft hast?«

[12]»Was ist denn aus deiner Spürnase geworden? Wenn eine Frau, die sich von ihrem reichen Mann scheiden lässt–«

Ich unterbrach ihn und sagte seelenruhig: »Meine Spürnase erspürt nur noch den Geruch von Geld. Aber für meine Mitarbeiter gilt das offenbar nicht.«

»Und wenn die Frau umgebracht worden ist?«

»Weißt du, wie viele Frauen jede Minute weltweit umgebracht werden? Um diese Angelegenheiten kümmern sich die Frauenorganisationen, die ich trotz meiner miserablen finanziellen Lage unterstütze, und die Polizei, die schließlich von meinen Steuern bezahlt wird – das reicht.«

»Mit dir kann man heute nicht reden. Entschuldige, dass ich dich aufgehalten habe«, sagte er gekränkt, stand mit einem bitteren Lächeln auf und verschwand hinter dem orange-grün gestreiften Vorhang in dem Kabuff, das wir als Küche nutzen. Kurz darauf tauchte er mit dem Staublappen in der Hand wieder auf und begann damit über die Bücher in den Regalen zu wedeln. Ich setzte mich vor den Computer, um die Abrechnung der letzten Woche durchzugehen.

Wie das Freitagsgeschäft laufen wird, weiß man nie im Voraus. Manchmal kann man sich nicht mal am Kopf kratzen vor lauter Kunden, ein andermal brechen wir einen Streit vom Zaun, nur damit die Zeit vergeht. An diesem Freitag war viel los, angefangen von den Reisegruppen, die durchs Viertel streiften, nachdem sie die Aussicht vom Galata-Turm genossen hatten, bis hin zu den Istanbulern, die ihre Taschen mit Büchern vollstopften, ehe sie an diesem schönen Herbsttag zu einer Bootstour im Ägäischen Meer aufbrachen. Ein gesegneter Geschäftstag. Wenn sie nur alle so wären.

[13]Wir arbeiten mittlerweile zu dritt im Laden. Außerdem muss ich nun den Kredit für meine Wohnung getreulich abbezahlen und Geld für die Zeit nach meiner Pensionierung zurücklegen.

»Von jetzt an machen wir auch am Wochenende auf«, hatte ich deshalb zu Beginn des Sommers gesagt. Fofo und Pelin hatten einander einen verstohlenen Blick zugeworfen. »Zum einen ist die Atmosphäre in Kuledibi dann viel netter, weil all die komischen Kronleuchterläden zuhaben, und zum anderen kommt unsere Zielgruppe vor allem an den Wochenenden hier vorbei, um in der Gegend einen Tee zu trinken oder vom Turm aus die Aussicht zu genießen.«

Beide schwiegen.

»Hat jemand was dagegen?«

»In dem Fall müssen wir die Arbeit anders aufteilen«, sagte Pelin.

»Stimmt. Da du unter der Woche zur Uni gehst, machst du ab jetzt an den Wochenenden morgens den Laden auf, und unter der Woche übernehmen Fofo und ich das.«

Pelin willigte ein, und Fofo nickte mürrisch. Wenn es nach ihm ginge, würde mein lieber Freund keinen Finger rühren.

An den Wochenenden managen jetzt Pelin und Fofo allein den Laden. Dafür bin ich montags in der Frühe an der Reihe. Anfang dieser Woche hatte ich schon aufgeschlossen und wartete darauf, dass das Wasser für den grünen Tee kochte, da klingelte das Telefon.

»Bist du online?«, gellte Fofos Stimme aus der Muschel.

Ich hielt den Hörer vom Ohr weg und bejahte. Wie immer hatte ich als Erstes den Computer angeschaltet.

[14]»Geh sofort auf skyrat.com.tr, die machen mit unserer Sani auf!«

Skyrat.com.tr ist die am meisten angeklickte Istanbuler Nachrichten-Website. Aus ›Sicherheitsgründen‹ halten die Betreiber der Website ihre Identität geheim, aber dem Stadttratsch zufolge ist es ein gemeinsames Projekt zweier gefeuerter Gerichtsreporter und des Chefredakteurs der Zeitschrift City-Life, die mit ihren Storys über Prominente Furore macht.

Aus dieser Website hatten wir erfahren, dass die Sängerin Binnur Baran, die den Titel »die schönste Frau der Türkei« beanspruchte, von ihrem Ehemann betrogen worden war – und noch dazu mit dem rumänischen Dienstmädchen–, und diese Website hatte auch bekanntgegeben, wer dem jungen, schönen Model Gül Arkan, das im vergangenen Jahr auf offener Straße tot aufgefunden worden war, das Rauschgift beschafft hatte. Zahlreiche Informationen und Dokumente, von den Nacktfotos aus den Vorruhmeszeiten einer Schauspielerin bis hin zu den heimlich aufgenommenen Sexkassetten von Uniprofessoren und Fernsehkommentatoren, hatten von skyrat.com.tr aus ihren Weg in die Öffentlichkeit angetreten.

Ich klemmte den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter und gab die Webadresse ein.

Eine heftig blinkende Website öffnete sich.

Blink blink blink!

Lüftet sich der Schleier des Geheimnisses über dem plötzlichen Tod von Sani Ankaralıgil? Blink! Blink! Mehr…

Ich klickte mit der Maus auf mehr…

Der Schleier des Geheimnisses über dem plötzlichen [15]Unfalltod von Sani Ankaralıgil in ihrer Villa in Paşabahçe lüftet sich. Wie skyrat.com.tr zugetragen wurde, war sie einige Tage vor ihrem Tod mit einem engen Freund ihres Ehemanns im exklusiven Restaurant Shining Sun essen. Bekanntlich hatte Sani Ankaralıgil die Scheidung von ihrem Mann Cem Ankaralıgil eingereicht. Cem ist der einzige Sohn des Reeders und berühmten Eigners der Ankaralıgil-Holding Bahri Ankaralıgil und dessen eleganter Frau Tamaşa. Worüber haben Sani und dieser Mann bei dem Essen gesprochen? Blink! Blink! Blink! Alle Einzelheiten darüber in Kürze auf Ihrer Website skyrat.com.tr. Klicken Sie uns weiter an!

»Ja und, was ist daran interessant?«

»Es wird spannend!«, sagte Fofo mit Begeisterung in der Stimme. »Wir sind nicht die Einzigen, die die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Was meinst du: Sollten wir uns nicht mal mit den Leuten von der Website treffen? Wer weiß, was sich noch alles hinter dieser Angelegenheit verbirgt. Na?«

»Das ist eine großartige Idee, mein Lieber, aber wer hat dir denn gesagt, dass wir diese Sache nicht auf sich beruhen lassen? Ich muss mich um den Laden kümmern, meine Kredite zurückzahlen und für schlechte Zeiten Geld zurücklegen – ich kann mich nicht auf die Suche nach einem Mörder machen«, erwiderte ich scharf. Wobei ich zugeben muss, dass die Sache mich schon auch gepackt hatte. Vielleicht bot sich hier ja die erste Gelegenheit seit Jahren, meinen Spürsinn für Mörder auf die Probe zu stellen. Sie können sich wohl denken, dass sich der Inhaberin eines Krimibuchladens nicht jeden Tag die Gelegenheit bietet, einen Mord aufzuklären.

»Und selbst wenn wir beschließen würden, der Sache [16]nachzugehen – wie willst du denn die Leute auftreiben, die diese Website betreuen? Die kennt doch niemand!«

»Mensch Kati, du bist aber naiv«, unterbrach mich Fofo belustigt. »Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass jemand, der so etwas betreibt, das in Istanbul geheim halten kann.«

»Was meinst du damit?«

»Dass ich beide kenne. Jedes Mal, wenn ich ins Pakize gehe, stehen sie auf der Tanzfläche und verrenken sich. Du hast sie auch schon ein paar Mal gesehen. Der eine ist groß, dunkelblond und trägt eine Brille mit schwarzer Fassung.«

Diese Beschreibung sagte mir gar nichts.

Um davon abzulenken, sagte ich nur »hm, hm«. Fofo fuhr mit der Beschreibung fort: »Er tanzt ziemlich wild. Einmal hat er sogar sein Hemd ausgezogen und in der Luft geschwenkt…«

So langsam tauchte ein Bild vor meinem inneren Auge auf, allerdings war es weniger ein Gesicht als ein gutgebauter, muskulöser Körper. Ich hätte wetten können, dass der Mann mindestens viermal die Woche ins Fitnesscenter ging und beim Gewichtheben im Spiegel seine schwellenden Muskeln bewunderte. Und woher nahm er dann die Zeit, Nachrichten, die auf eine Zeile gepasst hätten, wie einen Kaugummi unendlich in die Länge zu ziehen?

»Ich glaube, ich weiß, wen du meinst«, räumte ich ein.

»Na, siehst du«, sagte er seufzend. »Es heißt zwar, der sei hundertfünfzigprozentig hetero, aber ich bin mir sicher, irgendwas brodelt in ihm…«

Das war nichts Neues. Fofo ist fest davon überzeugt, dass alle Männer von Geburt an – mindestens – bisexuell sind. Und selbst die Veilchen, die er sich deshalb zugezogen hat, [17]und die schärfsten Ablehnungen bringen ihn nicht von dieser Meinung ab.

»Weißt du, wie man den erreichen kann?«

»Also, die Sache verhält sich folgendermaßen«, hob er an – das war in letzter Zeit einer seiner Lieblingsausdrücke.

»Ich habe zwar seine Telefonnummer nicht, aber ich weiß, mit wem er so durch die Gassen zieht. Und einer seiner Freunde ist der Kumpel von meinem Freund Taner. Wie findest du das?«

»Super finde ich das. Ruf ihn sofort an.« Ich war inzwischen bereit, mich auf dieses mutmaßliche Verbrechen zu stürzen wie ein Panther, der zum Sprung ansetzt. Zum Teufel mit der Arbeit im Laden und mit den Schulden, die nicht weniger wurden!

»Old habits die hard!«, sagte Fofo lachend. »Wie würdest du das übersetzen?«

»Die Katze lässt das Mausen nicht.«

»Tja, aber du hast ja recht – was wird aus dem Laden?« Er war auf einmal ernst geworden. »Kannst du Pelin erreichen? Wenn der Typ zufällig in der Nähe ist, sollten wir ihn vielleicht gleich treffen.«

»Ich rufe sie gleich mal an.«

»Und wenn sie nicht da ist?«

»Mach dir keine Sorgen, ich komme todsicher«, antwortete ich.

»Brr«, sagte Fofo, »was für ein schrecklicher Ausdruck.«

Als zehn Minuten später das Telefon klingelte, hatte ich bereits Pelin angerufen und ihr unter Drohungen die Zusage abgerungen, auf kürzestem Wege zum Laden zu kommen, [18]und ich hatte das Wörtermeer auf skyrat.com.tr noch ein paar Mal gelesen.

»Lauf los, mein Hase! Wir treffen uns in einer Viertelstunde im Kaktüs. Komm ja nicht zu spät, ich habe den Typen nur mit Mühe zu einem Treffen überreden können«, sagte er. Fofo natürlich.

Statt mich mühsam durch die Menschenmenge in der Istiklal zu drängen, nahm ich in Şişhane ein Taxi und war als Erste im Kaktüs. Als Fofo atemlos angehetzt kam, saß ich bereits an einem Tisch auf der Straße, blätterte die Illustrierten durch und trank eine Limonade.

Er rückte seinen Stuhl dicht an den meinen und flüsterte: »Ich habe dem Typen gesagt, wir seien Privatdetektive, und habe durchblicken lassen, wir würden uns für seine Hilfe erkenntlich zeigen.«

»Was hast du durchblicken lassen? Hab ich vielleicht Geld zu verschenken?« Dabei hatte ich die Stimme wohl ein bisschen zu sehr erhoben, jedenfalls guckte mich das kleine Mädchen, das sich seit einiger Zeit in unserer Nähe herumdrückte, um uns bei Gelegenheit Papiertaschentücher zu verkaufen, ziemlich irritiert an.

»Ist dir eigentlich klar, dass ich noch nicht mal meine Kreditkartenschulden abbezahlt habe? Ich werde einen Haufen Zinsen dafür blechen müssen. Ich bin pleite, abgebrannt, ich habe keinen roten Heller mehr, ich sitze auf dem Trockenen, ich nage am Hungertuch. Kapiert?«

»Geld allein macht nicht glücklich«, antwortete Fofo hämisch.

[19]Dann stand plötzlich der Typ neben uns. Wir unterbrachen unser Geplänkel und hoben den Kopf. Während ich mir das Gesicht des Mannes ansah, überlegte ich, wie Fofo ihn wohl noch anders hätte beschreiben können als ›dunkelblond, groß, trägt eine Brille mit schwarzem Rand‹. Fatzke, Laffe, supercooler Typ – oder wie soll man sonst jemanden bezeichnen, der nach Geld stinkt? Ich hasste ihn auf der Stelle.

»Fofo?«, fragte er, als ob er Fofo zum ersten Mal im Leben sähe.

»Wir kennen uns eigentlich schon vom Pakize her…« Die Markenklamotten, die der Typ trug, ließen Fofo geradezu vor Neid platzen.

»Ich gehe ins Pakize immer nur, wenn ich stockbesoffen bin, deshalb erinnere ich mich nie an die Leute dort«, antwortete er, so als ob die Besucher des Pakize es nicht wert wären, dass man sich an sie erinnerte.

Was für ein nerviger Typ. Ich sagte es ja schon: Ich konnte ihn nicht riechen.

»Als wir Sie einmal gegen Morgen haben tanzen sehen, wirkten Sie aber sehr präsent; ich würde sogar sagen, Sie haben auf unvergessliche Weise getanzt…«, entschlüpfte es mir unversehens.

Fofo und der blöde Supercoole schauten mich gleichzeitig irritiert an.

»Was soll das denn heißen?«, fragte Mister Obercool und kratzte sich an den Koteletten.

»Nichts«, antwortete ich und nestelte an meinem Haarknoten.

Woraufhin der Kotzbrocken seine Brille zurechtrückte und sagte: »Man hat uns noch nicht vorgestellt.«

[20]»Das ist Kati Hirschel, meine Geschäftspartnerin«, erklärte Fofo. Seit wann waren wir Geschäftspartner?

»Ich bin Kati Hirschel, seine Chefin«, berichtigte ich.

»Sie haben ein privates Detektivbüro? Ihr Name kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher.«

»Das ist eine meiner Nebentätigkeiten«, sagte ich, als ob mir eine Holding gehörte. Oder gleich eine ganze Firmenkette.

»Und was möchten Sie von mir erfahren?« Diesmal schaute er mir direkt in die Augen. Gar nicht übel, diese Augen. Braun, mit grünen Einsprengseln. Man musste allerdings genau hinsehen, um das hinter den Brillengläsern zu bemerken.

»Haben Sie die Nachricht auf der Website geschrieben? Die über Sani Ankaralıgil?«, fragte Fofo sofort.

»Kann sein. Wieso fragen Sie?«

Fofo rückte mit seinem Stuhl näher an ihn heran.

»Darf ich darauf vertrauen, dass das, was ich Ihnen jetzt sagen werde, unter uns bleibt?«, flüsterte er. Wenn er diesen Satz nicht irgendwo in einem Fernsehkrimi aufgeschnappt und auswendig gelernt hatte, dann war das eine ziemlich beeindruckende sprachliche Leistung. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich die Türkischkenntnisse meines lieben Fofo unterschätzt hatte. Gleichzeitig fragte ich mich, was er dem Typen wohl sagen wollte.

»Also die Sache verhält sich folgendermaßen«, hob Fofo an. »Wir stellen diese Nachforschungen im Namen der Angehörigen von Sani Ankaralıgil an.«

›Oh, auf diese Lüge hin wird der Typ gleich singen wie eine Nachtigall‹, spottete ich innerlich.

[21]»Aha«, sagte der nur.

»Wir glauben, dass es hinsichtlich des Todes dieser unglücklichen Frau Anlass zu einem Mordverdacht gibt.«

Nun war ich mir ganz sicher, dass Fofo diese seltsamen Sätze auswendig gelernt hatte. Wie sollte ein Mensch sonst so viel Schwachsinn auf einmal verzapfen?

»Aha«, sagte der Mann noch einmal, drehte sich dann plötzlich zu mir und sagte geradezu erfreut: »Jetzt ist mir eingefallen, woher ich Ihren Namen kenne. Verkaufen Sie nicht Krimis in Kuledibi?«

»Kann sein. Wieso fragen Sie?«, gab ich in Nachäffung seines vorherigen Satzes zurück.

»Ich kenne Sie. Sie sind eine Freundin von Lale, nicht?«

Fofo und ich wechselten einen Blick.

»Vor fünf, sechs Jahren ist in Istanbul ein deutscher Geschäftsmann ermordet worden. Erinnern Sie sich?«

Fofo und ich sahen einander erneut an.

»Damals hat Lale einige unserer Kollegen, die sich mit Geheimdienstthemen beschäftigen, damit beauftragt, Ihnen Informationen zu geben. Man sagte uns, eine der Personen, die in die Sache verwickelt waren, sei mit Ihnen befreundet.«

»Tja, das Verbrechen konnte nicht aufgeklärt werden«, antwortete ich scheinbar bedauernd. In der Tat war dieser Fall offiziell als ›unaufgeklärtes Verbrechen‹ in die Statistik eingegangen, aber sowohl Sie, verehrte Leser, als auch ich wissen ganz genau… Na, lassen wir das, Selbstlob gehört nicht zu meinen Gewohnheiten.

»Wenn Sie wüssten, wie viele Verbrechen jedes Jahr unaufgeklärt bleiben, Sie würden staunen«, sagte er.

[22]Ich wiegte bedauernd den Kopf.

»Ich werde offen mit Ihnen reden«, sagte er dann.

Eigentlich hatte ich mir gerade vorgenommen, ihn nach seinem Namen zu fragen, denn außer seinen Augen gefiel mir zunehmend auch das, was er sagte, aber jetzt wollte ich ihn nicht unterbrechen und schwieg.

»Ich habe Lale diesen Job zu verdanken. In der Medienlandschaft hat man ohne Empfehlung keinerlei Chance, zu einem Arbeitsplatz zu kommen. Es gibt so wenige Jobs, dass die Leute, sogar wenn sie nur einen Teemann einstellen wollen, den Onkel eines Bekannten nehmen. Und in den Medien ist das mit den Empfehlungen – verzeihen Sie den Ausdruck – am beschissensten. Noch der letzte Nachrichtenschreiberling ist irgendjemandes Bruder, Schwester, Tochter oder Sohn. Bloß Lale hat davon nichts wissen wollen. ›Ich brauche jemanden, der was kann‹, sagte sie immer. Letztendlich ist das auch der Grund, warum sie von den Medienleuten keine Unterstützung bekommt. Sie ist eine kämpferische, eigenwillige Frau, die ihren eigenen Regeln folgt.«

Wie Sie sich vorstellen können, war ich hocherfreut, so eine Lobeshymne auf meine beste Freundin zu hören. Dieser Typ gefiel mir zunehmend. Meine erste Einschätzung war wieder mal falsch gewesen.

»Sie haben recht«, sagte ich.

»Ich rufe Lale immer noch ab und zu an und frage sie, wie es ihr geht.«

Einen Moment trat Stille ein. Wobei ich mit Stille die Art Stille meine, die tagsüber in Beyoğlu herrscht: Bagger, die sich durch Beton fressen, und das Gemurmel und die Schritte [23]der zahllosen Passanten, die sich verbissen einen Weg durch die Istiklal-Straße bahnen.

»Ich war noch ganz jung, als ich bei der Günebakan zu arbeiten begann. Ich hatte gerade erst das Studium an einer anatolischen Universität abgeschlossen. Noch nicht mal Englisch konnte ich. Und in den Medien ist man ein Niemand, wenn man kein Englisch kann. Deshalb machte ich mir keinerlei Hoffnung, einen Job zu finden. Mein Vater arbeitet in Söke als Automechaniker – der kannte niemanden, den er hätte anrufen können, um mir einen Job zu besorgen. Kurz gesagt: Meinen ersten Arbeitsplatz habe ich Lale zu verdanken. Das werde ich ihr mein Lebtag nicht vergessen. Und da Sie mit Lale befreundet sind, können Sie mich fragen, was Sie wollen. Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß, und was ich nicht weiß, werde ich herausfinden.«

Das alles hatte er dankbar und aufgeregt gesagt wie ein Schuljunge, der Atatürks ›Rede an die Jugend‹ vorträgt.

Fofo gelang es, die feierliche Stimmung mit einer dummen Frage zu zerstören. »Haben Sie später Englisch gelernt?«

»Wie?« Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was sollte das nun für eine Rolle spielen?«

»Ich war nur neugierig. Ich lese ja in Skyrat die Interviews mit den ausländischen Models, die die Türkei besuchen«, erklärte er.

»Natürlich habe ich Englisch gelernt. Eine Weile war ich sogar in England. Jetzt kann ich es gut genug, um mich durchzuschlagen. Aber trotzdem finde ich keine Arbeit. Ach ja, ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich natürlich gefeuert wurde, als Lale die Zeitung verlassen hat. Wie ich [24]schon sagte: Wer keinen Onkel an der richtigen Stelle hat, den behalten sie nicht, denn draußen stehen die Leute mit Onkel schon Schlange. Mein bester Freund war damals auch arbeitslos, also sind wir spontan zusammen nach England gegangen, und nach unserer Rückkehr haben wir die Website aufgebaut. Das Internet war damals noch nicht so verbreitet wie jetzt, und wir haben uns gesagt: Wir werden spezielle Nachrichten veröffentlichen, den Dingen auf den Grund gehen, schreiben, was die anderen nicht schreiben. Das erste Jahr waren wir nur zu zweit; dann ist noch ein Freund dazugekommen. Und inzwischen haben wir noch jemanden eingestellt, weil wir es allein nicht schaffen. So ist das, Kati.«

Er hatte gesagt, wir könnten ihn fragen, was wir wollten. Also stellte ich ihm die Fragen, die mir auf den Nägeln brannten, statt weiter die Zeit mit Konversation zu vertun. »Auf Ihrer Website steht heute, dass Sani mit jemandem essen gegangen ist. Wer war das?«

»Das war der Anwalt Demir Soylu, ein Jugendfreund von Cem Ankaralıgil. Wir haben das nicht von ihm selbst erfahren, sondern von einer anderen Quelle, aber er hat es nicht abgestritten.«

»Sie haben abgewartet, ob er die Information bestätigt, bevor Sie sie auf die Website gestellt haben?«

»Nein, wir hatten ihn ohnehin sofort angerufen, nachdem wir das erfahren haben, und er hat es bestätigt. Aber wir gehen immer so vor, dass wir neue Nachrichten nach und nach ins Netz einspeisen, auf dem Eingangsportal eine Frage stellen und so weiter. Dadurch wird unsere Website den ganzen Tag über immer wieder angeklickt. Das sind die Taktiken des Internetjournalismus.«

[25]»Wissen Sie auch, worüber die beiden beim Essen geredet haben?«

»Über Einzelheiten hat sich Demir Soylu nicht ausgelassen, aber er hat uns gesagt, das Paar habe vor der Eheschließung einen Ehevertrag unterzeichnet, und sie hätten während des Essens darüber gesprochen, was dieser Ehevertrag für die Trennung bedeutet.«

»In dem Vertrag geht es um Geld.«

»Ja klar. Unterhalt, Ausgleichszahlungen, alles, was Sie sich vorstellen können. Auch um eine Erbschaft ging es wohl. Aber in der jetzigen Situation ist es sowieso Cem Ankaralıgil, der seine Frau beerbt.«

»Von wem haben Sie diese Informationen?«

»Von jemandem, der im Shining Sun in der Nähe der beiden saß. Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich Ihnen meine Quellen offenlege.«

»Aber Sie könnten mir immerhin sagen, ob Sie häufig solche Informationen bekommen oder ob dies eine Ausnahme ist.«

»Das ist keineswegs eine Ausnahme, das ist der übliche Klatschjournalismus. Man merkt sofort, dass Sie unsere Website und die diversen Magazine nicht lesen. Wenn jemand einen Prominenten beim Essen sieht oder einen verheirateten Mann entdeckt, der in einem Nachtclub mit einer fremden Frau tanzt, dann ruft er uns an. Die meisten unserer Artikel beruhen auf Informationen Dritter.«

»In Zukunft werde ich auch mehr darauf achten, wer was macht, wenn ich irgendwohin gehe«, warf Fofo ein. »Und dann verdinge ich mich bei Ihnen als freiwilliger Mitarbeiter.«

[26]Der Typ warf einen Blick auf seine Uhr. Fofos Vorschlag schien ihn nicht sonderlich euphorisiert zu haben.

»Lassen Sie uns in mein Büro gehen, wenn es Ihnen recht ist. Es ist gleich hier in der Nähe, in der Süslü-Saksı-Straße. Dort können wir uns besser unterhalten, und außerdem ist zurzeit niemand dort, und ich lasse es nicht gern verwaist.«

In diesem Moment fiel mir mein Laden ein, den ich Knall auf Fall verlassen hatte. Wenn Pelin nur mal ihr Wort halten würde!

»Wollen Sie nicht erst noch was trinken?«, fragte ich, als die Kellnerin Şükran auf unseren Tisch zukam.

»Ich nehme eine Limonade«, sagte er, ohne sich bitten zu lassen.

Das Büro war hell und freundlich. Der Typ – Murat hieß er, wie ich mittlerweile wusste – kündigte an, Kaffee kochen zu wollen, und verschwand von der Bildfläche. Fofo und ich ließen uns in Sesseln nieder und begannen, die überall herumliegenden Klatschmagazine durchzublättern.

Eine vom vielen Lesen bereits abgegriffene Seite enthielt Fotos von einer Prominentenhochzeit, die im Sommer im Esma-Sultan-Palast gefeiert worden war. Eines dieser Fotos zeigte auch das Ehepaar Tamaşa-Bahri Ankaralıgil. Darunter stand: »Tamaşa Ankaralıgil, eine der schicksten und elegantesten Damen der High Society, zog mit ihrem lila Kleid von Valentino auch diesmal wieder die Blicke aller Anwesenden auf sich.«

Ich zeigte Fofo das Bild. Er betrachtete es genau und erklärte schließlich: »Nicht mein Typ. Zu viel Botox. Botox zwischen den Augenbrauen, damit die Falten dort [27]verschwinden, mag ja noch angehen, aber Botox, um die Augenbrauen noch oben zu ziehen…«

»Woher weißt du denn, an welchen Stellen man Botox spritzt?«, fragte ich überrascht.

»Ich habe doch einen Freund, der Arzt ist, Mustafa heißt er.«

Ich nickte. Mustafa hatte ich mal kennengelernt, als er Fofo von zu Hause abholte.

»Der arbeitet auch mit Botox. Wie alle Hautärzte. Und der hat mir das erzählt.«

Ich überlegte, ob ich auch mal zu Mustafa gehen sollte, und fragte weiter: »Und was macht er?«

»Der geht so vor, dass es ganz natürlich aussieht, nicht so maskenhaft.«

»Und wieso wollen sich die Leute die Augenbrauen heben lassen?«

»Weil die Augenpartie dadurch gestrafft wird«, antwortete er und drückte dabei mit der Hand eine Augenbraue in die Höhe. »Verstehst du jetzt, warum sie alle mit Augenbrauen herumlaufen, die gespannt sind wie ein Flitzebogen?«

Als Murat wieder auftauchte, hatten wir uns erneut in die Zeitschriften vertieft. Er rollte seinen Schreibtischstuhl zu uns heran.

»Bitte, fragen Sie nur«, sagte er dann.

Diesmal redete ich los, bevor Fofo den Mund öffnen konnte.

»Genau genommen wissen wir nicht viel über die Sache, eigentlich nur das, was wir in der Zeitung gelesen haben.«

»Ich verstehe.«

Ich begann, auf meinen Fingernägeln zu kauen.

[28]Fofo riss die Augen auf und bedeutete mir mit Lippenbewegungen, damit aufzuhören. Ein Glück, dass ich Fofo habe, so vermisse ich wenigstens meine Mutter nicht.

Ich hörte natürlich nicht auf ihn und kaute weiter an meinen Fingernägeln. Ich lass mir doch von diesem Halbschlauen keine Vorschriften machen!

»Sie hatten gesagt, Sani Ankaralıgils Angehörige hätten Sie als Detektiv beauftragt…«, sagte Murat.

»Eigentlich… Ganz so stimmt das nicht. Uns hat niemand beauftragt. Aber wir kannten Sani Ankaralıgil. Oder genauer, wir sahen sie fast täglich.«

»Ich verstehe nicht.«

»Beim Tünel ist ein kleines Lokal, in das wir immer essen gehen. Dort gibt es Hausmannskost. Immer nur ein paar Gerichte, aber die sind gut.« Während ich sprach, bemerkte ich, wie hungrig ich war.

»Wir gingen meistens zur selben Zeit essen wie Sani Ankaralıgil. Die nahm zwar immer nur einen Salat, aber jedenfalls trafen wir uns dort häufig. Wir wussten natürlich nicht, wer sie war. Das ist uns erst aufgegangen, als wir ihr Bild in der Zeitung gesehen haben.«

Er rutschte ein wenig auf seinem Sessel hin und her und fragte dann: »Ist das alles?«

Ich nickte.

»Verzeihen Sie die Neugier, aber wieso interessieren Sie sich für diese Sache? Ich meine, wenn die Familie sich nicht an Sie gewandt hat…«

Fofo bedeutete mir, erneut nur mit einer Lippenbewegung und hochgezogenen Augenbrauen: »Jetzt hast du dich schön reingeritten!«

[29]»Aus demselben Grund wie Sie«, antwortete ich. »Aus Neugier.«

Murat brach in Gelächter aus. Fofo sah sich dadurch ermuntert, ein englisches Sprichwort zu übersetzen: ›Neugier bringt die Katze um.‹

»Dann will ich mal sehen, was ich für Sie tun kann«, sagte Murat. »Aber zuerst hole ich den Kaffee.«

Kurz darauf kam er mit einem Tablett zurück. Es war ein bitterer, pechschwarzer Kaffee, von dem ich nur zwei Schluck nahm und ihn dann stehenließ. Murat hielt in einer Hand die Kaffeetasse, mit der anderen rollte er seinen Sessel vor den Schreibtisch und setzte sich. Fofo und ich sahen ihm über die Schulter.

»Wir haben Ordner zu den Personen, die für uns interessant sind, da schaue ich jetzt mal nach. Wir gucken auch die Printmedien nach interessantem Material durch und archivieren das hier. Und Sani ist durch ihre Hochzeit mit Cem Ankaralıgil in unser Blickfeld gerückt. Ah, hier steht’s. Sie hatte in dem Bürohaus beim Tünel im vierten Stock Räume angemietet. Es ist also nicht verwunderlich, dass Sie sie regelmäßig in dem Restaurant angetroffen haben. Ich kann Ihnen einen kurzen Abriss über ihr Leben geben, den habe ich aus verschiedenen Artikeln, die über sie veröffentlicht worden sind. Sie wurde 1974 im Dorf Kayacık in der Provinz Lüleburgaz als Bauerntochter geboren. Ihr Mädchenname ist Kaya. Im Dorf geht sie auf die Grundschule, aber da sie ein sehr helles Mädchen ist, besucht sie die Mittelschule in Istanbul und wohnt dort bei ihrem Onkel. Sie besucht das technische Gymnasium und studiert dann an der Technischen Hochschule Istanbul Betriebswirtschaft, danach [30]geht sie mit einem staatlichen Stipendium nach Amerika und macht dort ihren Doktor in Wirtschaftswissenschaften. Dort lernt sie offenbar Cem Ankaralıgil kennen. 2003 kehren sie zusammen in die Türkei zurück, Cem übernimmt den Job seines Vaters, und ein paar Monate später heiratet er Sani gegen den Willen seiner Familie. Vor allem seine Mutter Tamaşa sträubt sich dagegen, es gibt diesbezüglich sogar eine Erklärung von ihr. Das fanden wir auffällig, weil diese Familie normalerweise nicht an die Öffentlichkeit geht.« Er wandte sich vom Bildschirm ab, und zu uns gewandt fuhr er fort: »Es gibt zwei Sorten Prominente. Die einen geben ununterbrochen etwas von sich, ganz gleich was, die anderen gewähren keine Interviews, nehmen nur selten Einladungen an und wollen nicht, dass irgendjemand mitbekommt, was sie so tun. Tamaşa Ankaralıgil gehört zu der zweiten Sorte. Sie scheut die Presse. Aber als ihr Sohn heiraten wollte, hat es sie offenbar gedrängt, ein Statement abzugeben.«

»Was hat sie denn gesagt?«, fragte Fofo.

»Was sie gesagt hat?«, wiederholte Murat nachdenklich. »Nur einen einzigen Satz: ›Fräulein Saniye ist ganz zweifellos ein sehr wertvoller Mensch, aber ich glaube nicht, dass sie in unsere Familie passt.‹«

»Fräulein Saniye?«

»Genau. Sani ist eine Abkürzung.«

»So wie Kati«, warf Fofo frech ein.

»Katharina ist lang und schwer auszusprechen. Aber für Saniye gilt das nicht«, wandte ich ein.

»Aber Saniye passt nicht zur High Society. Das hört sich dörflich an. Sani klingt mondäner«, erklärte Murat.

»Auf alle Fälle macht der Name Sani mehr her«, [31]sekundierte Fofo. »Aber mal ganz abgesehen vom Namen – was soll das denn heißen: ›Sie passt nicht in unsere Familie‹? Wofür halten sich diese Reichen eigentlich?«

»Da geht es natürlich nicht nur um den Reichtum. Tamaşa Ankaralıgil stammt in sechster Generation vom Großwesir Abdullah Pascha ab, der im Exil gestorben ist. Eine sehr alteingesessene Familie. Ihr Vater ist der bekannte Wissenschaftler Professor Lütfullah Mısırlı, der den ersten Lehrstuhl für Gynäkologie in der Türkei begründet hat und später Gesundheitsminister wurde. Als sich ihre Eltern trennten, wurde die Tochter Tamaşa in die Schweiz auf ein katholisches Internat geschickt. Sie kann Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch. Sie sammelt Antiquitäten. Das ist nicht einfach eine Neureiche, wie Sie vielleicht glauben.«

»Diese Tamaşa Ankaralıgil ist Ihnen offenbar sympathisch«, warf ich ein.

»Sympathisch? Nein, ich glaube nur, dass sie anders ist als die meisten Menschen. Das ist keine, die dauernd Einkaufstüten schwenkend durch die Gegend läuft und dabei ein Heer von Journalisten im Schlepptau hat. Hier wimmelt es ja inzwischen von Paris Hiltons. Und ich habe den Eindruck, Frau Ankaralıgil hält andere Werte hoch.«

»Und, was ist dann passiert? Hat Tamaşa Ankaralıgil wegen der Hochzeit die Beziehung zu ihrem Sohn abgebrochen?«, fragte ich.

»Nein, das glaube ich nicht. Aber sie hat nie wieder mit Journalisten geredet. Vermutlich war sie beruhigt, als der Ehevertrag abgeschlossen wurde. Vielleicht ist ihr ja auch klar geworden, dass die beiden sich wirklich liebten und dass sie ihren Sohn nicht würde umstimmen können. Wie auch [32]immer – sie hat diesen einen Satz gesagt und nicht mehr. Dass die beiden sich jetzt scheiden lassen wollten, lässt vermuten, dass sie ihren Sohn insgeheim aufgestachelt hat – Sie wissen ja, wie Mütter von Söhnen sind…«

»Ja klar, und erst recht die Mütter von türkischen Söhnen«, bestätigte ich. Einer der Gründe dafür, dass ich nach Istanbul gezogen bin, war mein damaliger Freund. Und dessen Mutter hatte nie akzeptiert, dass ihr Sohn mit einer ›Ausländerin‹ zusammen war. Bis zu ihrem letzten Atemzug hat sie versucht, uns auseinanderzubringen, aber sie hat ins Gras gebissen, ohne unsere Trennung mitzuerleben.

»Was hatte Sani Ankaralıgil denn für einen Job? Wozu diente das Büro beim Tünel?«

»Leute mit viel Geld wissen nie, was sie mit sich anfangen sollen«, antwortete Murat mit eisiger Stimme. War er etwa neidisch? »Cem Ankaralıgil hat eine Leidenschaft für Extremsportarten. Bungeejumping, Bergsteigen usw. Und ich glaube, dass sich seine Frau dem angepasst hat, sie haben alle Berge abgegrast.«

»Das heißt, in ihrem Büro beim Tünel organisierte sie Extremsporttouren?«

»Touren? Ach was! Die beiden haben offenbar bei ihren Bergtouren begonnen, sich für die Umwelt zu interessieren. Sani hat eine Umweltschutzgruppe namens YeTer gegründet. Die kämpfte gegen die Umweltverschmutzung in Thrakien.«

»Interessant. Haben sie irgendetwas erreicht?«

»Haben Sie mal davon gehört, in was für einem Zustand das Becken des Ergene-Flusses ist?«

»Ja klar. Lederfabriken ohne Kläranlage, ein [33]unerträglicher Gestank, Vernichtung bester landwirtschaftlicher Böden…«

[34]2

Kaum hatten wir Murats Büro verlassen, rief ich Pelin an – ich wollte sichergehen, dass sie im Laden war. Pelin berichtete, gerade sei eine Gruppe Spanier da gewesen und habe den gesamten Bestand an spanischen Krimis aufgekauft.

»Da waren spanische Touristen im Laden, die hast du verpasst«, sagte ich zu Fofo. Er unterhielt sich sehr gerne mit seinen Landsleuten.

»Lass das jetzt mal. Was hältst du von der Sache mit Sani?«

»Was soll ich sagen. Seltsam. Betriebswirtschaft, Promotion in Amerika… Sie hätte eine großartige Karriere machen können.«

»Andererseits hätte sie als Angehörige der Familie Ankaralıgil keinen Führungsposten bei der Konkurrenz annehmen können, und unter ihrem Mann wollte sie wohl nicht arbeiten.«

»Stimmt vermutlich«, räumte ich ein, aber eigentlich dachte ich im Moment weniger an Sani Ankaralıgil als an meinen knurrenden Magen.

»Sollen wir mal in ihrem Büro vorbeischauen?«, fragte Fofo.

»Dann lass uns aber auf dem Weg dorthin etwas essen!«

[35]»Wir bleiben nur zwei Minütchen! Ist doch nicht so schlimm, wenn du mal ein bisschen hungern musst.«

»Dann lass uns wenigstens nicht über die Istiklal-Straße dorthin gehen, sondern die Seitenstraßen nehmen.«

»Glaubst du vielleicht, die sind besser? Wenn auf der Istiklal ein Lastwagen auf einen zurast, hat man wenigstens Platz, um auszuweichen. Los jetzt!«, schrie er und zog mich dabei an meinem edlen Baumwollpullover.

Zweimal verirrten wir uns in den labyrinthischen, dunklen Fluren des Tünel-Bürohauses, ehe wir das Büro von YeTer fanden.

»Was mag YeTer wohl heißen?«

»Wahrscheinlich ist das eine Abkürzung von ›Grüne Türkei‹, was soll es denn sonst sein?«

»Du bist aber wieder mal schlau«, sagte Fofo in einem Ton, der mir irgendwie ironisch vorkam.

Viele braune Türen gab es; an einer entdeckten wir schließlich ein kleines Schild mit der Aufschrift YeTer. Ich machte einen letzten Versuch und bat: »Wir könnten jetzt doch erst mal was essen gehen. Das Büro haben wir ja immerhin gefunden, das läuft uns nicht weg.«

»Wie viele Male hat Prof.Langdon in Illuminati etwas gegessen?«

»Woher soll ich das wissen? Soll ich jetzt etwa den Romanhelden von Dan Brown die Bissen in den Mund zählen?«

»Auf der dritten Seite des Buches trinkt er ein Glas heiße Schokolade, und 710Seiten später isst er zum ersten Mal etwas. In der Zwischenzeit rennt er über dutzende Seiten hinweg durch die Gegend, ohne auch nur einmal über Hunger [36]zu klagen. Er springt sogar mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug, mit nüchternem Magen. Das heißt, dass disziplinierte und entschlossene Menschen–«

»Kann sein, ich bin aber keine Protestantin, die auf die Welt kommt, um ihren Körper zu disziplinieren.«