Scheissendreck Happens - Thorsten Fiedler - E-Book

Scheissendreck Happens E-Book

Thorsten Fiedler

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Beschreibung

Wollen Sie wissen, wie Sie ohne Aufwand reich, uralt, faltenfrei, sexy, charmant, beliebt und redegewandt werden? Dann müssen Sie sich leider anderweitig informieren, denn hier erfahren Sie stattdessen: Warum der Offenbacher Gott der Ungeduld, HAMMERSBALD, die Krise bekam … die Offenbacher "wallah" zum beliebtesten Wort der einheimischen Umgangssprache gewählt haben … der circle of no return (Kaiserleikreisel) keine Abkürzung ist … was Kanobis wirklich ist und weshalb die halbe Welt über dieses unvergleichliche Produkt aus Offenbach spricht … welche Mainstadt den mörderischen Kampf um den Titel als Literaturhauptstadt gewinnt … wie tödlich die meisten Frankfurter Spezialitäten tatsächlich sind. Und: Gehört ein Frankfurter Kranz wirklich aufs Grab? Handkäs und Ebbelwoi bringen den Bieberer Berg endlich wieder zum Beben. Müssen die Bürger einen Vulkanausbruch befürchten? Und was genau hat Ex-OFC-Trainer Peter Neururer mit dieser Sache zu tun? Viele Fragen ranken sich um die bisher unterschätzte Innovationsstadt … Auf all diese Fragen gibt das Buch Scheissendreck Happens endgültige, spaßbefreite und nicht zu widerlegende Antworten. Lesen Sie mal rein!

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Thorsten Fiedler

#SCHEISSENDRECKHAPPENS

Realsatire powered by Offenbach

eISBN 978-3-948987-28-2

Copyright © 2021 mainbook Verlag

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: together concept, Stephan Striewisch

Bildillustration: Lutz Kammermeier

Auf der Verlagshomepage www.mainbook.de finden Sie weitere spannende Bücher

Das Buch

Wenn das Lektorat aufgrund orthografischer Auswüchse Amok läuft, ein gallisches Dorf im Ironie-Fokus eines Offenbacher Autors steht, die Gründung einer Stadt unter ganz neuen Gesichtspunkten beleuchtet wird, Peter Neururer schon vor Erscheinen des Buchs einen auf volle Hose macht, manche Mainnachbarn Schnappatmung bekommen, Rauschgiftwolken über dem Circle of no return oder auch Kaiserleikreisel liegen, dann kann das Motto im wahrsten Sinne des Wortes nur heißen: SCHEISSENDRECK HAPPENS.

Vorwortvon Peter Neururer

Als langjähriger Fußballtrainer, Kommentator und auch in meinem privaten Umfeld ist mir schon so mancher „SCHEISSENDRECK“ passiert. Gerne denke ich dabei auch an meine tolle Zeit als Fußballtrainer in Offenbach zurück. Und ich freue mich, mit dieser für mich unvergesslichen Anekdote und gleichzeitig einer original Offenbacher Geschichte zu dieser Realsatire beizutragen.

Krass ist es, wenn’s pressiert, und real ist, wenn’s passiert. Kommt dann alles zusammen, ist die Kacke buchstäblich am Dampfen.

Ich habe es am eigenen Leib erlebt, und viele Offenbacher waren live dabei. Vielleicht können sich noch einige daran erinnern, wie es war, als der Bieberer Berg noch bebte, aber lest einfach selbst …

Die Geschichten in diesem Buch sind richtig witzig, ironisch und dazu auch noch real, halt einfach mitten aus dem Leben gegriffen.

Lieber Thorsten, vielen Dank, dass du dich selbst tüchtig auf die Schippe genommen hast, denn so können sich die Leser über uns beide amüsieren.

Fazit: Ich habe mir auf jeden Fall vor Lachen fast in die Hose gemacht.

Mit realsatirischen Grüßen

Euer Peter Neururer

Mir war am Anfang nicht klar, ob ich eine LIDL-, AL-DI-, REWE-, EDEKA- oder REAL-Satire schreiben soll. Entschieden habe ich mich schlussendlich für eine REAL-Satire, obgleich es im Prinzip egal ist, denn auch wenn das Buch ein HIT wird, NETTO verdient man damit eh keinen einzigen PENNY.

Inhalt:

#Positiv ist das neue Negativ

#Rosenkrieg

#Gedicht: Der Gewinner, der ein Verlierer war

#Gerüchte über Offenbach

#Die Frankfurter Tafelrunde

#Gedicht: Frankfurter Spezialitöten

#Die Tafelrunde oder die Runde an der Tafel

#Kommt nicht in die Tüte

#Gedicht: Scheißendreck over all

#Wer schreibt, der bleibt

#Gedicht: Schreibblockade

#Gedicht: Altpapier

#Gedicht: Der Verlag

#Die fünf Denkfehler eines Autors

#Dornröschen

#Hannibal Lecter versus Lektor?

#Alte Pflegerin

#Neulich im Offenbacher Bürgerbüro

#Junggesellenabschied über 50

#Gedicht: Aprikosenallergie

#SCHEISSENDRECK HAPPENS

#Gedicht: Donnerschlag

#Limbo-Tänzer kommen überall hin

#Offenbacher Götterwesen

#Der Offenbacher Schrägaufzug

#Hinter den Kulissen

#Offenbacher Psychologe packt aus

#Der Kreisel ohne Wiederkehr

#Zahn der Zeit

#Gedicht: Achilles-Verse oder doch Achilles-Ferse

#Vegetarier, Veganer und Droganer

#Gedicht: Droganer-Blues

#Wär´n mer lieber daham gebliwwe! Oder wie das Kanobis nach Offenbach kam

#Ausgangssperre

#Gedicht: Offenbach, die Innovationshauptstadt

#Drogen, wohin man auch schaut

#Gedicht: Der Drogenpark

#Touristen werfen das Handtuch

#Sport mit 50 plus

#Aktualisierung

#Wer fragt denn so was?

#Mea Culpa

#Gedicht: Gibts Satire bei Real?

#Fliegeralarm am Wilhelmsplatz

#Dank

#Der Autor

#Leseprobe: „Der Nomade im Speck“

#Leseprobe: „Der Sattel im Speckmantel“

#Positiv ist das neue Negativ

Der Mittwoch fing schon beschissen an. Nach langer, langer Zeit hatte es mich tatsächlich erwischt. Natürlich an meinem ersten Urlaubstag. Kopfschmerzen, Fieber, Halsweh, also mit Abstand die schlimmste Männergrippe, die man sich vorstellen kann. Vor meinem geistigen Auge erschien ein Grabstein mit einem treffenden Nachruf: „Hier ruht Thorsten, vorher hatte er dazu keine Zeit.“

So lag ich erstmals seit einigen Jahren krank im Bett und nach ungefähr 14 Minuten stellte sich ein nervendes Gefühl ein – Langeweile! Weitere zwei Stunden später kam dann das unerträgliche Gefühl hinzu, sich wundzuliegen. Deshalb hieß es: hinsetzen und den PC einschalten. Nachdem ich alle beruflichen und privaten Mails bearbeitet hatte, waren zumindest schon mal die ersten Stunden im Krankenbett vorüber. Ich musste hier wieder raus, und zwar so schnell wie irgend möglich. Allerdings machten mir die gefühlten 47,8 Grad Fieber den ersten Strich durch die Rechnung. Der Rat meiner Schwester, die zufällig auch noch Ärztin ist, lautete: absolute Bettruhe. Definiere absolut! Und überhaupt: Muss man den Rat einer Schwester befolgen? Zugegeben, der Arztstatus spricht schon ein wenig dafür. Also habe ich mich nach intensiven Verhandlungen bereit erklärt, weitere 90 Minuten im Bett zu bleiben. Die Verhandlungsstrategie meiner Lieblingsschwester war ungleich erfolgreicher, denn am Ende hieß es: bis Freitag strenge Bettruhe.

Da ich am Montag wieder zur Arbeit wollte, musste ich nur noch kurz zum Arzt, um einen Corona-Test zu machen. Man möchte schließlich niemanden anstecken, auch wenn ich bis dato niemanden kannte, der überhaupt schon mal Corona hatte. Beim Arzt ging es sehr schnell. Ich überhörte einfach seine Worte „Sie müssen sich schonen, damit ist nicht zu spaßen, das Fieber schwächt Ihren Körper!“ und sagte frontal hinein in seine Litanei: „Der Test, Herr Doktor! Können wir jetzt loslegen?“ Daraufhin rammte der Arzt ein Wattestäbchen mit den Ausmaßen eines mittleren Baumstamms unbarmherzig und direkt in mein Nasenloch, bis sich eine leichte bis mittlere Gehirnerschütterung einstellte. Danach spielte er noch eine Runde Billard mit dem Zäpfchen in meinem Hals. Vielleicht muss ich ja froh sein, dass er keine Kneifzange benutzt hat, um die Viren aus dem Rachenbereich abzuknipsen. Im Prinzip hätte er dabei auch gleich die Mandeln entfernen können. Mitten hinein in meine Würgegeräusche teilte der Arzt mir mit, dass ich am Montagvormittag mit dem Ergebnis rechnen könne. Was für ein Aufriss wegen einer stinknormalen Erkältung. E bisi Husten, Schnupfen, Heiserkeit – bei uns in der Firma wurde dieses Krankheitsbild nur WES genannt, das sogenannte Weich-Ei-Syndrom.

Dann würde es also noch bis Dienstag dauern, bevor ich dem Krankenstand endgültig adieu sagen könnte. Am Freitag gegen 20:30 Uhr lag ich immer noch gegen meinen Willen im Bett, verspürte aber überhaupt keine Langeweile. Aus gutem Grund, denn in diesem Moment lief das Kickers Fan-Radio und berichtete über das Auswärtsspiel des OFC beim SSV Ulm. Es lief nicht gut und dann passierte es: Ein Pfiff ertönte, und da hatte der Schiri doch tatsächlich einen Elfmeter gegen meine Kickers gegeben. Eine glatte Fehlentscheidung! Nur weil beim gegnerischen Stürmer plötzlich akute Standprobleme auftraten aufgrund einer klitzekleinen und lieb gemeinten Grätsche. Möglicherweise war dem Mann nur schwindelig, als der OFC-Verteidiger mit großer Geschwindigkeit heranrauschte, und dann fiel er vor Schreck um. Wie auch immer, mein absolut subjektives Empfinden tendierte klar Richtung Fehlentscheidung. Der Spieler von Ulm legte sich den Ball zurecht und nahm Anlauf. Mir stockte der Atem.

Fast zeitgleich klingelte plötzlich mein Telefon. Welcher Idiot ruft denn mitten in einem Spiel an, und dann auch noch in einer solch entscheidenden Phase? Konnte es tatsächlich noch schlimmer kommen? Ja! Denn eine unbekannte Stimme meldete sich mit „Gesundheitsamt Offenbach“. „Sind Sie das, Herr Fiedler?“ Obwohl ich sonst spontan sein kann, wollte mir einfach nicht der Name des Nachbarn von gegenüber einfallen. „Herr Fiedler, wir müssen Ihnen mitteilen, dass Ihr Test positiv ist. Sie haben sich mit dem Coronavirus infiziert, und das bedeutet die nächsten zwei Wochen strenge Quarantäne! Auch der Kontakt zu Ihrer Familie muss unterbleiben.“ Tor, 1:0 für den SSV Ulm. Der Elfmeter zappelte im Netz.

Und was sollte das überhaupt? Gab es in unserer Gesellschaft einen kompletten Sinneswandel? Inzwischen schien positiv das neue Negativ zu sein! Lesen Sie einfach weiter, denn es folgt hierzu keine Erklärung.

Man sollte jeder Lebenslage etwas Gutes abgewinnen, allerdings schien mir das im Moment ein schwieriges Unterfangen zu sein. 14 Tage Einzelhaft, kein Büro, keine Spaziergänge mit Emma, unserem Familienhund, kein Sport … Eigentlich hatte ich auch bis dahin keinen Sport getrieben, also war dieser Teil durchaus verschmerzbar, dafür gab es neue Aufgaben zu bewältigen. Das Gesundheitsamt wollte eine komplette Aufstellung aller Kontakte der letzten Tage. Im ersten Augenblick dachte ich daran, alle Menschen aufzuzählen, die ich nicht leiden kann, verwarf diesen Gedanken aber wieder.

Zusätzlich sollte eine tägliche Tabelle erstellt werden mit allen auftretenden Symptomen und ihrer Intensität. Am schlimmsten war für mich, glaube ich, der Geschmacksverlust. Du isst und trinkst die gleichen Dinge wie vor Covid-19, schmeckst jedoch rein gar nichts, nimmst aber trotzdem zu. Deshalb habe ich bei den Symptomen „Gewichtszunahme“ vermerkt. Laut Aussage des Gesundheitsamts war das eher atypisch. Ob ich schon vorher an Adipositas gelitten hätte, wollten sie von mir wissen. Frechheit, da schrammst du gerade so an den ersten Anzeichen einer Magersucht vorbei und dann so was!

Telefonisch gab es viel Resonanz, Unterstützung und gute Ratschläge. Ein – leider inzwischen Ex- – Freund meinte nur lapidar, das mit dem Geschmacksverlust sei durchaus zu verschmerzen, zumal ich auch vorher nie über einen guten Geschmack verfügt hätte. Wie gesagt: inzwischen Ex-Freund.

Immer noch versuchte ich, dem Dilemma etwas Gutes abzugewinne: Erstmalig seit meiner Geburt im Ketteler Krankenhaus, als ich unter Flutlicht geboren wurde, bescheinigte mir eine Behörde, dass ich ein positiver Mensch sei. Mehr kann man einfach nicht verlangen.

Am nächsten Tag wurde unsere komplette Hausgemeinschaft auf Veranlassung des Gesundheitsamts zum Corona-Test vorgeladen. Vor allem meine Tochter und meine über alles geliebte Ehefrau warteten mit Spannung auf das Ergebnis. Bisher hatten sie fast minütlich darüber philosophiert, ob und wie ich sie angesteckt hätte. Wahrscheinlich hatten sie hinter meinem Rücken sogar Wetten abgeschlossen. Doch das Ergebnis übertraf alle Erwartungen. Beide waren positiv, aber laut den Krankheitsbildern schon deutlich länger als ich. Sündenbock ade. Jetzt war ich endgültig raus aus der Schuldfrage, aber immer noch mittendrin in der Quarantäne-Falle.

Glücklicherweise waren wir jetzt wenigstens zu dritt in Isolationshaft. Eigentlich zu viert, denn unser Hund Emma musste notgedrungen auch ohne jegliche Symptome in Quarantäne bleiben. Wobei sie wahrscheinlich am glücklichsten darüber war, alle Mitbewohner den ganzen Tag um sich zu haben.

Man mag es nicht für möglich halten, welche Gründe es gibt, die häusliche Gefangenschaft verlassen zu müssen. Ich zum Beispiel verspürte das unbändige Bedürfnis, einkaufen zu gehen, was an sich komisch ist, denn vorher hatte ich dieses Gefühl, trotz mehrfacher Aufforderung meiner Frau, nie gehabt. Einige Leser werden bestimmt denken: „Der ist doch Offenbacher, da soll er froh sein, wenn er drinnen in Sicherheit ist.“ Dabei spielt wahrscheinlich die mangelhafte Kenntnis dieses Kleinods hessischer Kultur eine nicht unerhebliche Rolle. Wenn ich jetzt beginnen würde, alle wunderbaren Lokalitäten im idyllischen Offenbach aufzuzählen, ja, dann wäre dieses Buch gleich schon wieder voll, ohne dass ich dazu gekommen wäre, weitere Stufen der Quarantäne-Leiter zu besteigen.

Doch wenn man schon mal an der Corona-Lotterie erfolgreich teilgenommen hat, glaubt man an ein hoffentlich einmaliges Erlebnis. Das dachte ich zumindest, bis in den Nachrichten davon zu hören war, dass sich die ersten Menschen erneut mit dem Virus identifiziert hatten. Jetzt kommen doch wieder die ersten Klugscheißer und philosophieren darüber, dass es infiziert heißen müsste. Mir gefällt aber identifiziert viel besser und da halte ich es mit Loddar Matthäus, der dem Volk in seiner unnachahmlichen Art eine Lebensweisheit kostenlos mit auf den Weg gab: „Wäre, wäre Fahrradkette.“ Dieser Aussage ist nichts mehr hinzuzufügen.

#Rosenkrieg

Was tut man nicht alles, um der Langeweile einer Inhaftierung zu entfliehen. Manchmal überschreitet man auch Grenzen, die man niemals überschreiten wollte. Und so begab es sich, dass ich mit der besten Ehefrau von allen eine Aufzeichnung der wahrscheinlich intellektuell anspruchsvollsten Sendungen ever anschaute. Die Bachelorette. „Wolle Rose kaufe?“ Irgendwie kommt einem dieses ganze Szenario total realistisch vor, wenn zum Beispiel eine Dame innerhalb weniger Wochen mal eben zwanzig Männer ausprobiert und sich am Ende der Testreihe für den Mann entscheidet, den sie möglicherweise schon von Anfang an als Favoriten auserkoren hatte. Zwischendurch spielen sich dann auch noch heftige Eifersuchtsdramen ab, wenn verschiedene Teilnehmer zu der Kuss- und Knutschprobe – im Sender heißt es Einzeldate – eingeladen werden. Dort räkeln sich dann die Körper meist unter freiem Himmel oder im Whirlpool, um zu testen, ob die Zungenaffinität der Protagonisten zueinanderpasst. Sobald es dann aber für den Außenstehenden spannend wird, weil es an die tiefergehenden Testanalysen geht, müssen die Fernsehzuschauer draußen bleiben. Dies hat zur Folge, dass man am nächsten Tag auf das angewiesen ist, was der aus dem Date Zurückkommende bereit ist zu erzählen. Das ist überaus vorteilhaft für das rosenvergebende Objekt der Begierde, denn so kann sie weiterhin mit ihrer Tugendhaftigkeit kokettieren. Am Ende der Sendung gibt es Gewinner und natürlich auch Verlierer zu vermelden. Vielleicht hat aber der Verlierer einen tollen Urlaub verbracht, ist ab jetzt zumindest B-Promi und durfte eventuell an den verbotenen Früchten naschen, ohne dass ihm daraus irgendwelche Verpflichtungen erwachsen sind. Die Bachelorette indes kann in einem luxuriösen Ambiente Tests jeglicher Art mit und ohne Happyend durchführen, ständig umgeben von willigen, durchtrainierten Typen, die wachsweich werden, wenn sie fragt: „Möchtest du diese Rose annehmen?“ Zuletzt gibt es natürlich auch einen Verlierer, und zwar den Gewinner. Hört sich schräg an, ist aber ganz einfach zu erklären: Der Gewinner muss am Ende mit der Frau zusammenbleiben, die alle Männer gründlichst erforscht, getestet und einzeln gedatet hat. Wenn diese arme Sau nach Beendigung des Rosenkriegs die Aufzeichnungen im Fernsehen sieht und sich dann noch ausmalt, wie viele Happyends es wohl im Laufe der Zeit gegeben hat, könnte er möglicherweise sein Tun im Nachgang überdenken. Sollten die rosenlos ausgeschiedenen Kavaliere zur Bösartigkeit neigen, werden sie dem Gewinner des Herzens natürlich ausführlich beschreiben, was nach Sendeschluss noch alles passiert ist und ob die Dame sich an die Sendepause gehalten hat. Es wird Dinge geben, die wirklich passiert sind und sogar im Bild festgehalten wurden, Dinge, die sehr wahrscheinlich sind, und dann noch die Ereignisse, die nur im Kopf des Betrachters stattfinden. Vielleicht heißt in seinen Fantasien der ominöse Satz nicht mehr: „Möchtest du diese Rose?“ sondern: „Möchtest du dieses Kondom mit Rosengeschmack annehmen?“ Wie man es auch dreht, aus der Sicht des neutralen Betrachters scheint der Gewinner buchstäblich die ärmste Sau zu sein. Aber am Ende sind alle prominent, und das ist immerhin schon mal ein Anfang. Bei einem geschäftlichen Meeting kann man dann mit dem erlangten Bekanntheitsgrad prahlen. „Können Sie sich denn nicht erinnern? Ich war doch bei der achten Staffel der Bachelor-Kandidat Nummer 19, und danach war ich im RTL-Dschungelcamp und habe die Cojones einer Busch-Hyäne ohne zu kauen runtergeschluckt.“ Ich kann es nur immer wieder betonen, solche Smalltalk-Themen können einen ungemein nach vorne katapultieren. Und wie ich so tief in die Psyche der Pseudo-Promis eintauchte, verfingen sich meine Gedanken in Reimform und dieses Gedicht musste ans Tageslicht.

#Der Gewinner, der ein Verlierer war

Ein Mann, der hatte die Hosen,

zog er sie aus, dann gab es Rosen.

Dein Zimmernachbar kommt sehr spät,

er hat heut ein Einzel-Date

und versucht mit Engelszunge,

sie rumzukriegen, diese Junge,

denn heute sucht die Bachelorett´,

den Zukunftspartner für ihr Bett.

Im Whirlpool zeigt sie sehr viel Haut,

damit der Mann sich endlich traut

und alle Hemmung fallen lässt,

und schon beginnt der Praxistest.

Gestresst, kaputt und ausgelaugt,

da zeigt sich schnell, wer hier was taugt.

Abschiedsschmerz war kaum zu messen,

der Kerl am nächsten Tag vergessen.

Da kannst du kämpfen, flirten, posen

und kriegst trotzdem keine Rosen.

Doch einer steigt mit seiner Masche

wie der Phönix aus der Asche

und kriegt – das ist das Famose –

final die allerletzte Rose.

Am Ende steht nur zur Debatte:

Du kriegst die Frau, die jeder hatte.

Ja, so kann sie aussehen, die Corona-Freizeitgestaltung eines Quarantäne-Autors. Ein banales Virus ist tatsächlich in der Lage, das bisherige persönliche Anspruchsempfinden deutlich herunterzuschrauben auf das aktuelle Niveau des Fernsehprogramms. Aber noch war ich nicht ganz unten angekommen, denn es gab weitere Leckereien der inzwischen immer intellektueller werdenden Beiträge aus der Schmuddelkiste.

Dschungelcamp oder Prominenten-Big-Brother stehen tatsächlich nur exemplarisch an dieser Stelle. Doch meine ernsthafte Frage lautet: Ab wann ist man prominent? Und was muss man dafür tun? Da ist die Dame, die sich teilbekleidet als Performancekünstlerin unter TV-Begleitung