Der Nomade im Speck - Thorsten Fiedler - E-Book

Der Nomade im Speck E-Book

Thorsten Fiedler

4,9

Beschreibung

Ein Haus – sechs Wohnungen – keine Mieteinnahmen! Wenn Nomaden nicht weiterziehen, sondern für immer bleiben ... Wenn nicht Lionel Messi, sondern Messies bei dir wohnen ... Wenn dein Haus voll, aber dein Konto leer ist ... ... lebt der Mietnomade bei dir im Speck, schwört dir ewige Treue und all deine Freunde haben Mitleid. Doch du empfindest pures Mietleid! Alle Geschichten in diesem Band sind leider wahr, die handelnden Personen gibt es leider wirklich. Sie denken: Das kann doch nur erfunden sein? Sie irren! Und morgen du: Es gibt kaum Ehre, keinen Ruhm, Ich spreche vom Nomadentum. Nicht zahlen heißt der Lebenszweck; ja, der Nomade lebt im Speck. Das find't er gut, das hat er gern, denn Mietezahlen liegt ihm fern. So lebt er denn in Saus und Braus, vielleicht morgen schon in deinem Haus.

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Seitenzahl: 143

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Thorsten Fiedler

Der Nomade im Speck

Das Buch

Ein Haus – sechs Wohnungen – keine Mieteinnahmen!

Wenn Nomaden nicht weiterziehen, sondern für immer bleiben ...

Wenn nicht Lionel Messi, sondern Messies bei dir wohnen ...

Wenn dein Haus voll, aber dein Konto leer ist ...

... lebt der Mietnomade bei dir im Speck, schwört dir ewige Treue und all deine Freunde haben Mitleid. Doch du empfindest pures Mietleid!

Alle Geschichten in diesem Band sind leider wahr, die handelnden Personen gibt es leider wirklich. Sie denken: Das kann doch nur erfunden sein? Sie irren!

Und morgen du

Es gibt kaum Ehre, keinen Ruhm,Ich spreche vom Nomadentum.Nicht zahlen heißt der Lebenszweck;ja, der Nomade lebt im Speck.Das find‘t er gut, das hat er gern,denn Mietezahlen liegt ihm fern.So lebt er denn in Saus und Braus,vielleicht morgen schon in deinem Haus.

Der Autor

Thorsten Fiedler erblickte 1962 in Offenbach am Main das Licht der Welt. Nach dem Abitur, einer Ausbildung zum Bankkaufmann, einem Studium der Psychologie und Werbung und mehreren Jahren im Vertrieb folgte der Einstieg in ein mittelständisches Unternehmen bis zum aktuellen Status im Vorstand.

Thorsten Fiedler ist glücklich verheiratet und hat zwei tolle Kinder im Alter von 18 und 20 Jahren.

ISBN 978-3-946413-37-0Copyright © 2016 mainbook VerlagAlle Rechte vorbehalten

Auf der Verlagshomepage www.mainbook.de finden Sie weitere spannende Bücher

Zum Inhalt

Das Buch handelt von den Widrigkeiten eines Vermieters, der im Grunde genommen nichts anderes wollte, als sein Eigentum gegen Geld Wohnungssuchenden zur Verfügung zu stellen. Dieses Vorhaben wurde durchkreuzt von Überschwemmungen, Tornados, Messies, gewalttätigen Mietern und vor allem von der Zahlungsunlust seiner Mietnomaden. Diese Spezies hat es natürlich gut getroffen, denn sie wohnt ohne Mietzahlungsabsicht und somit kostenfrei in den schönsten Wohnungen. Die Höhe des Mietzinses spielt in den Planungen der Mietnomaden nur eine untergeordnete Rolle, da keinerlei Absicht besteht, Geld für Wohnraum zu verschwenden. Und wenn es das Schicksal so gut mit einem meint, dann lebt man halt wie „der Nomade im Speck“.

Die Krux bei dieser Geschichte ist die Tatsache, dass es sich bei dem Vermieter nicht um irgendeine x-beliebige Person handelt, sondern dass alle beschriebenen Geschichten mir selber passiert sind. Bei allen Überlegungen rund um mein Buch fiel mir auf, dass ich bisher selten Gedichte zum Thema Mietnomaden oder Messies zu lesen bekommen hatte, was mich dazu bewog, selbige zu schreiben. So wird der Leser nach jeweils ein bis zwei Kapiteln auch noch in Versform kurzweilig über das ganze Ungemach informiert. Die Frage, für welchen Leserkreis dieses Buch geschrieben wurde, ist somit ganz einfach zu beantworten. Dieses Buch ist genau für Sie geschrieben:

– Immobilienbesitzer

– Immobilienbesitzanwärter

– Bewohner von Immobilien

– Liebhaber gepflegter Ironie

– Menschen, die sich an Gedichten erfreuen

Viele Leser werden sich in den handelnden Personen wiedererkennen, egal, zu welcher der oben genannten Gruppen sie gehören mögen. Vielleicht hat man den alltäglichen Wahnsinn, den mein Buch beschreibt, schon selbst erlebt oder möglicherweise sogar verursacht. Derjenige, der kein Wohneigentum besitzt, kann sich in stiller Schadenfreude zurücklehnen. Egal, aus welcher Sichtweise man die einzelnen Kapitel liest, man findet immer wieder Gleichgesinnte und erlebt viele tägliche Probleme im Umgang mit Menschen aus der augenzwinkernden Perspektive des Verfassers.

Inhalt

Vorwort

01 Wie alles begann

02 Der zweite Blick

03 Mietleid

04 Mieter gesucht und leider gefunden

05 In der Wohnung ein Nomade – schade

06 Gedicht: Nomaden-Motto

07 Feuchtgebiete

08 Gedicht: Glücksmomente

09 Türkisches Wohnen

10 Die Wege des Stroms

11 Gedicht: Dumm gelaufen

12 Kommt ein Ziegel geflogen

13 Frisch ausgepresst

14 Gedicht: Und morgen du

15 Nomessie

16 Gedicht: Erziehung macht den Messie

17 Falscher Alarm

18 Mieter günstig abzugeben

19 Das Imperium schlägt zurück

20 Gedicht: Ausgetrickst

21 Die Mühlen des Gesetzes

22 Biologisch wertvoll

23 Die Schüssel zum Glück

24 Er gehört zu mir

25 Gedicht: Die Buche hat vier Mieter

26 Rohr sucht Anschluss

27 Gedicht: Apachenzipfel

28 Mach es zu Deinem Projekt

29 Ausgesammelt

30 Gedicht: Das Ende eines Sammlers

31 Das Gardemaß

32 Gedicht: Die Karawane zieht weiter

33 Das Hochvolthaus

34 Gedicht: No Made

35 Der Stalaktit

36 Gedicht: Das letzte Gericht

37 Gedicht: Zehn kleine Mietnomaden

38 Das Missverständnis

39 Die wollen nur spielen

40 Gedicht: Und tschüss …

41 Die Hochgeschwindigkeitsnahrung

42 Es steht ein Reh vor der Tür

43 Gedicht: Der Goldfisch, der keiner war

44 Nomadenfrei

45 Keine Gewalt ist auch keine Lösung

46 Die 10 Denkfehler eines Vermieters

Vorwort

Möglicherweise erschließt sich dem geneigten Leser der Titel nicht auf den ersten Blick, aber glauben Sie mir, Sie finden sehr schnell heraus, was sich dahinter verbirgt.

Sollten Sie der Besitzer einer Immobilie sein oder beabsichtigen Sie zukünftig, eine solche zu erwerben, dann müssen Sie dieses Buch unbedingt lesen. Kommt erschwerend hinzu, dass Sie Ihr Wohneigentum möglicherweise Dritten gegen Geld überlassen möchten, arbeiten Sie bitte das ganze Buch bis zum Ende durch, sagen Sie dann Ihren Notartermin ab und machen Sie sich ein schönes, sorgenfreies Leben.

Falls Sie dieses Buch komplett gelesen haben und danach noch beabsichtigen, Wohneigentum zu erwerben und zu vermieten, gibt es für Sie zwei Möglichkeiten:

a) Sie haben das Buch zwar gelesen, aber den Inhalt nicht verstanden. In diesem Fall fangen Sie einfach noch mal von vorne an, denn dieses Buch ist Ihr Eigentum und Sie können es ohne Preisaufschlag so oft lesen, wie Sie wollen.

b) Bitte konsultieren Sie Ihren Arzt, denn wahrscheinlich liegt bei Ihnen eine bis zu diesem Zeitpunkt ärztlich noch nicht festgestellte masochistische Neigung vor und Sie genießen vielleicht jede Art von finanzieller und seelischer Grausamkeit Ihrer Mieter.

Möglicherweise haben Sie bisher noch gar kein Wohneigentum, sind aber tief im Grunde Ihres Herzens ein durchaus schadenfroher Zeitgenosse. Dann genießen Sie einfach den Wahnsinn, der Ihnen Gott sei Dank erspart geblieben ist.

Wenn Sie im Eigentum Dritter wohnen, aber keine Miete zahlen, dann könnte es sein, dass Sie sich oder einen Ihrer Mitbewohner im Laufe der folgenden Kapitel immer mal wiederfinden, eventuell handelt dieses Buch sogar von Ihnen. Kommen Sie jetzt bloß nicht auf die Idee, beteiligt werden zu wollen. Zahlen Sie lieber erst mal Ihre Miete.

Alle Kapitel in diesem Buch beschreiben reale Begebenheiten und die handelnden Personen gibt es leider wirklich. Aus diesem Grund war es natürlich wichtig, den genauen Ort und die Namen der Protagonisten ein wenig zu verfremden. Das hat aber keinen Einfluss auf den Wahrheitsgehalt, denn alles hat sich genau so zugetragen. Teilweise werden Sie denken: „Das kann nur erfunden sein!“, aber hier hat das Leben Geschichten geschrieben, die man nicht besser hätte erfinden können.

Doch lesen Sie selbst …

Wie alles begann

Alles fing total harmlos an, sodass es im Nachhinein kaum zu glauben ist, wie dieser schöne Sommertag Grundlage für eine jahrelang andauernde Leidenszeit werden konnte.

Es ereignete sich in einem idyllischen Luftkurort, irgendwo mitten in Hessen. Meine beste Ehefrau von allen (für die älteren Leser unter uns eine Anlehnung an Ephraim Kishon) und ich saßen im besten Eiscafé der Stadt und freuten uns über ein paar freie und sonnige Stunden. In diesem Augenblick konnte ich noch nicht ahnen, dass dies der teuerste Eisbecher meines Lebens werden sollte.

Fast gleichzeitig fielen meine und die Blicke meiner Frau auf ein großes Verkaufsangebot, das an der Mauer einer Volksbank direkt neben dem Eiscafé hing. Dabei handelte es sich um ein Mehrfamilienhaus nahe der Innenstadt in einer für uns sehr erfreulichen Preiskategorie. Und da fiel nun dieser verhängnisvolle Satz: „Lass es uns doch einfach mal anschauen!“ Noch Jahre danach haben meine Frau und ich uns gestritten, wer diesen Satz ausgesprochen hat. So hundertprozentig ließ es sich nicht mehr rekonstruieren, aber meine Frau hat sich schließlich darauf verständigt, dass ich den Satz gesagt habe.

Also nahm das Verhängnis seinen Lauf. Wir machten uns auf den Weg zu dem in der Nähe liegenden Maklerbüro. Der Makler war leider, Sie ahnen es schon, da und hatte Zeit für uns. Ich hege noch heute den Verdacht, dass er uns schon im Eiscafé aufgelauert hat und in einem unbemerkten Augenblick das Verkaufsangebot in unserer Blickrichtung aufhängte. Da saßen wir ihm also gegenüber und wurden Zeugen, wie uns das Objekt der Begierde als einmalige, nie wiederkehrende Kaufchance beschrieben wurde. Nun gut, wir waren zugegebenermaßen interessiert, und da der Makler nichts Besseres zu tun hatte, schlug er uns eine Spontanbesichtigung vor. Es war wie verhext – als hätte eine übernatürliche Macht das Wort NEIN aus unserem Sprachschatz gestrichen – und so trotteten wir folgsam unserem geschäftstüchtigen Makler hinterher. Auf den ersten Blick wirkte das Haus gar nicht mal so schlecht. Da war es auch fast unerheblich, dass vier der sechs Wohnungen aus unerfindlichen Gründen nicht besichtigt werden konnten. Sie hatten ja sowieso alle den gleichen Schnitt, also konnten wir uns auch so ein ausreichendes Bild machen.

Sieht man ein Objekt als Kapitalanlage, ist das eine ganz andere Sichtweise, als wenn man die Wohnung selbst beziehen möchte. Nun gehören wir zu der Gattung der schnell entschlossenen Menschen, und so trug es sich zu, dass wir zu einem Abschluss kamen, noch bevor sich das Wort NEIN wieder in unserem Sprachschatz einnisten konnte.

Wir hätten noch einmal die Gelegenheit gehabt, skeptisch zu sein, als der Notar, der die Immobilie kannte, uns eine Woche später bei Vertragsabschluss einen erheblichen Nachlass auf seine Dienstleistung anbot. Aber selbst diesem Wink des Schicksals mit dem Zaunpfahl haben wir in unserer Kapitalanleger-Euphorie nicht wirklich Beachtung geschenkt.

Das war´s dann auch mit geschenkt, denn von nun an sollte die Kapitalverbrennungsmaschinerie in Gang gesetzt werden und niemand konnte sie mehr stoppen.

Der zweite Blick

Jetzt, da alles unter Dach und Fach war, wollten wir unsere Kapitalanlage ausführlicher unter die Lupe nehmen und natürlich auch unsere Mieter näher kennenlernen.

Das Kaufobjekt befindet sich mitten in einer hessischen Kleinstadt und hat den typischen Charme eines in den Fünfzigerjahren gebauten Hauses. Der Vorgarten ist ordentlich gemäht und die Hofeinfahrt wird gesäumt von einer Zierhecke, die sehr akkurat gestutzt ist. Der damalige Hausmeister unseres neu erworbenen 6-Familien-Hauses hat das typische doppelseitige Ellenbogensyndrom – entstanden durch jahrelanges Aufstützen auf seiner Fensterbank. Gemildert wurden die Abdrücke nur durch ein großflächig aufgelegtes Kissen, das ihm die täglichen Qualen des stundenlangen Aus-dem-Fenster-Guckens erträglicher gestaltete.

So gerüstet, konnte er uns schon aus weiter Entfernung einer Sichtprüfung unterziehen. Irgendwie machte es den Eindruck, als habe der König persönlich seine neuen Untertanen zur Audienz geladen. Dieser Eindruck verstärkte sich zunehmend im persönlichen Gespräch, und uns wurde mehrfach mitgeteilt, wie groß unser Glück doch sei, einen so erfahrenen Hausmeister beschäftigen zu dürfen. Er machte ehrlich gesagt keinen sehr beschäftigten Eindruck auf mich, aber man soll nicht immer nach dem ersten Anschein gehen. Doch, soll man – aber das wurde uns, wie so vieles andere, erst später bewusst. Diesen Typ von Hausmeister finden Sie heute in fast jeder zweiten Wohnanlage, weshalb viele von uns im Laufe ihres Lebens schon Erfahrungen mit dieser Spezies Mensch machen durften: Ohne dass er jemals auch nur einen Cent an Eigenkapital eingesetzt hat, fühlt er sich dennoch als Eigentümer der Immobilie. Dabei schätzt er es überhaupt nicht, wenn man ihm in seine Angelegenheiten hineinpfuscht. Pünktlich um 19 Uhr wird die Haustür doppelt abgeschlossen und für das Wiederaufschließen vor 6 Uhr morgens müssen schon wirklich stichhaltige Gründe vorliegen, wie zum Beispiel Abholung durch den Notarztwagen oder gar der persönliche Todesfall. Natürlich gibt es darüber hinaus eine nicht unerhebliche Liste an Dingen, für die ein Hausmeister im Allgemeinen nur wenig Verständnis aufbringt. Sehr unwirsch reagiert der Hausmonarch etwa auf ein Brennenlassen des Kellerlichts, mangelnde Hygiene der Eingangstreppe und das Laufen mit schmutzigen Schuhen im Treppenhaus, vor allem in den Wintermonaten. Weitere Minuspunkte können sich die Mieter einhandeln, wenn sie ihr Fahrrad oder den Kinderwagen länger als drei Minuten unbefugt in den Hauseingang stellen. Unser Exemplar von Ordnungskraft hatte eine alte Dame von über achtzig Jahren angewiesen, ihr Fahrrad jeweils in dem dafür vorgesehenen Fahrradkeller abzustellen. Ordnung muss sein. Eine weitere vom Hausmeister nicht zu akzeptierende Unart ist der verschwenderische Umgang mit Ressourcen jeglicher Art. So wurden Mieter eines Einpersonenhaushalts mehrfach dafür gerügt, dass bei ihnen in zwei verschiedenen Zimmern gleichzeitig Licht brannte. An Damen beziehungsweise Herrenbesuch nach dem ordnungsgemäßen Verschluss der Eingangstür war überhaupt nicht zu denken. Für alle diejenigen, die sich schon vor 19 Uhr eingeschlichen hatten, war es äußerst ratsam, sich nicht in flagranti erwischen zu lassen.

Hunde und Kinder waren stets an der Leine beziehungsweise an der Hand zu führen und das Betreten des Rasens war strengstens untersagt. Es gab ganz wenige Ausnahmen, die dazu berechtigten, die Grünfläche behutsam zu begehen. Hierzu gehörten das wöchentliche Rasenmähen und das vom Herrscher des Hauses persönlich autorisierte Aufstellen von exklusiven Rasendekorobjekten wie zum Beispiel Gartenzwergen.

Mit all diesen Gepflogenheiten waren die Bewohner bestens vertraut, denn die große Mehrzahl der Mieter wohnte schon länger als 25 Jahre im Haus. Leider hatte unser Vorbesitzer es versäumt, wenigstens einmal die Miete anzuheben. So lag die Durchschnittsmiete für die 50m²-Wohnungen bei knapp 100 Euro kalt, was ungefähr dem Preisgefüge des Baujahrs 1954 entsprach.

Durch erste schnelle Hochrechnungen stellte ich fest, dass ich die Amortisation des Gebäudes vermutlich nicht mehr erleben würde. Bei diesen Berechnungen hatte ich mein Lebensendalter großzügig mit 107 Jahren angesetzt und sogar zugrunde gelegt, dass alle Mieter immer die komplette Miete zahlten. Dies stellte sich als fataler Irrtum heraus – aber dazu kommen wir später.

Jeder durchschnittlich intelligente Erdenbürger würde nun wahrscheinlich vermuten, dass das Anspruchsdenken eines Mieters, der nur 100 Euro monatlich zahlt, dem niedrigen Mietzins angepasst ist. Doch weit gefehlt: Schon beim ersten Treffen wurde uns eine Liste von gewünschten Veränderungen, Optimierungen und notwendig scheinenden Umbaumaßnahmen vorgelegt, die selbst bei Mieten von über 800 Euro aufwärts nicht umsetzbar gewesen wären.

Auf meine Nachfrage, was denn in den letzten 40 Jahren saniert und verändert worden sei, kam ans Tageslicht, dass unser Vorbesitzer freundlicherweise die ganzen Jahre gewartet hatte, um mich vollumfänglich in jeden Verbesserungs und Sanierungsprozess einzubinden. Kurzum, er hatte in den ganzen Jahren keine einzige Reparatur vorgenommen. Dies war natürlich sehr vorausschauend und auch kostenbewusst gedacht, zumindest aus seiner Sicht. Diesem Umstand hatten wir es nun zu verdanken, dass sich bei unseren neuen Mietern der eine oder andere Wunsch nach Verbesserung innerhalb der Hausgemeinschaft manifestiert hatte. Zwischen diesen Ansprüchen und unseren Planungen klaffte eine nicht unerhebliche Finanzlücke, die es zu schließen galt. So langsam verpuffte bei uns die bis dahin herrschende Vorfreude und unsere Gesichtszüge entgleisten unmerklich. Das mussten wir erst einmal sacken lassen, so wie die Eingangstreppe, die laut Hausmeister stark abgesackt war und dringend der Erneuerung bedurfte. Da bot sich ein erneuter Rundgang durch das komplette Haus inklusive Dach und Keller geradezu an, zumal bei der ersten Besichtigung nur zwei Wohnungen zugänglich gewesen waren. Das Resultat: Vorsichtig formuliert konnte der Begriff „historisch“ den Zustand unserer Immobilie am besten umschreiben.

Wenigstens die Gefahr von Schimmelbildung konnte man aber erst einmal ausschließen, da sich Innen- und Außenluft in einem sehr regen Austausch befanden. Vermutlich bedingt durch die Tatsache, dass die Verglasung aus hochbrechenden Gläsern bestand, zumindest wirkten sie so dünn und zerbrechlich, wie man dies eigentlich nur aus der zeitgenössischen Brillentechnik kennt. Allerdings hätten wir uns gewundert, wenn eine so hochmoderne Technik bereits in unserem doch eher antiken Haus Einzug gehalten hätte. Apropos Einzug – im ganzen Gebäude herrschte, wie gesagt, ein ständiger Zug und unser erster Verdacht, der Grund sei ein geöffnetes Fenster, bestätigte sich leider nicht.

Auf der Heimfahrt kam schon wieder leichter Optimismus auf, auch wenn der Start selbst bei positivster Betrachtung nicht als verheißungsvoll zu bezeichnen war. Und mal ganz unter uns: Wie peinlich ist das denn, schon am ersten Tag aufzugeben und das ganze Objekt wieder zu verkaufen. Wäre uns zufällig ein Käufer über den Weg gelaufen, hätten wir trotzdem darüber nachgedacht, obwohl eigentlich noch nichts wirklich Gravierendes passiert war. Die schlimmen Dinge sollten erst später auf uns zukommen, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Mietleid

Nein, nein, hierbei handelt es sich nicht um einen profanen Rechtschreibfehler, sondern um das Phänomen des Schmerzes, der durch zahlungsunwillige Mieter mit Langzeitwohnabsichten verursacht wird. Nicht, dass Sie jetzt den Eindruck gewinnen, hier werde ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt; das ist in keiner Weise beabsichtigt und passiert, wenn überhaupt, nur rein zufällig.

Als frischgebackene Kapitalanleger hatten wir nun natürlich den Wunsch, das eingehende Kapital anzulegen, und hier fingen die Probleme schon an – es ging nichts ein. Das ist natürlich nicht ganz richtig, denn hier und da tröpfelten schon vereinzelte Mietzahlungen bei uns ein, wobei es schon für unsere sehr optimistische Sichtweise spricht, hier den Plural zu verwenden.