Schick mir keine Rosen … - Emma Darcy - E-Book

Schick mir keine Rosen … E-Book

Emma Darcy

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Beschreibung

Die Nacht mit ihm war traumhaft, doch Ivy weiß: In einen Casanova wie Milliardär Jordan Powell sollte sie sich nicht verlieben! Wenn bloß ihr dummes Herz nicht jedes Mal so heftig schlagen würde, sobald er ihr wieder rote Rosen schickt!

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Seitenzahl: 174

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IMPRESSUM

Schick mir keine Rosen … erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2011 by Emma Darcy Originaltitel: „Hidden Mistress, Public Wife“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 347 Übersetzung: SAS

Umschlagsmotive: Naddya / shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2022

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751514460

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Unser Rosenkavalier holt wieder zum Schlag aus.“ Verschmitzt lächelnd schwang Heather Gale auf ihrem Schreibtischstuhl zu Ivy herum. „Er hat soeben die große Pralinenschachtel und drei Dutzend rote Rosen an die Adresse seiner aktuellen Begleiterin beordert. Das ist das typische Abschiedsgeschenk. Ich sage dir: Damit ist die Frau ab sofort aus seinem Leben gestrichen.“

Ivy Thornton verdrehte die Augen. Das glühende Interesse ihrer Verkaufsleiterin am Liebesleben des Playboys Jordan Powell war einfach nur bemitleidenswert. Ivy hatte den Mann ein Mal persönlich getroffen – bei einer Vernissage in der Galerie, in der die Bilder ihrer Mutter ausgestellt wurden. Das war vor zwei Jahren gewesen, kurz nach dem Tod von Ivys Vater, der an Krebs gestorben war, und sie hatte alle Hände voll damit zu tun gehabt, die Rosenzucht plötzlich ohne ihn führen zu müssen.

Zum Entsetzen ihrer Mutter war sie zu der Vernissage in Jeans erschienen, völlig unbeeindruckt von den anwesenden Gesellschaftsgrößen. Aus einem unerfindlichen Grund hatte Jordan Powell darum gebeten, ihr vorgestellt zu werden, zum Unmut ihrer Mutter, die sich somit zu einer Tochter bekennen musste, die es für unnötig hielt, sich entsprechend zurechtzumachen.

Interesse und Neugier hatten in seinem Blick gelegen, vermutlich nur, weil Ivy nicht in die schillernde Menge passte. Die Begegnung war auch sehr kurz gewesen. Das Topmodel an seinem Arm hatte ihn schnellstens wieder weggezogen, pikiert, dass seine Aufmerksamkeit – wenn auch nur vorübergehend – nicht ihm gehörte.

Durchaus verständlich. Der Mann war nicht nur Milliardär, sondern auch unglaublich sexy. Strahlend blaue Augen, die Statur der verkörperten Männlichkeit und dazu eine samtweiche Stimme. Ein faszinierendes Lächeln hatte um seinen sinnlichen Mund gespielt, während er sich mit Ivy unterhalten hatte. Bei seinem Aussehen und seinem Vermögen stand ihm zweifelsohne die ganze Welt offen.

„Wie lange hat es diesmal gedauert?“ Ivy wusste, Heather führte akribisch Buch über Jordan Powells Affären, war er doch der größte Privatkunde der Rosenzucht.

Eifrig drehte Heather sich zum Computerbildschirm um. „Lass mich nachsehen. Also… vor einem Monat hat er Weingummis mit den Rosen geordert – was heißt, dass er die Dame aufheitern wollte, damit sie mehr Spaß zusammen haben. Ich nehme an, sie hat die Botschaft nicht verstanden, daher wohl jetzt die Abschiedspralinen. Vier Wochen davor waren es Rumkugeln – die intensive Sexphase.“

„Das kannst du doch gar nicht wissen, Heather“, wiegelte Ivy ab.

„Ich bin mir aber ziemlich sicher. Es fängt nämlich immer mit dunkler Schokolade an – eindeutig die Verführungsphase.“

„Ich denke, der Mann hat es nicht nötig, irgendeine Frau umständlich zu verführen“, murmelte Ivy. Die meisten sanken ihm wahrscheinlich bei der kleinsten Ermunterung zu Füßen.

Doch Heather ließ sich nicht von ihrer Theorie abbringen. „Mag sein, aber manche spielen wohl für eine Weile die Unnahbare. Dann schickt er Rosen mit Nussschokolade, um anzudeuten, dass sie eine ‚harte Nuss‘ sind, die ihn um den Verstand bringt. Die Letzte hat übrigens keine Nussschokolade bekommen.“

„Woraus du ableitest, dass sie leichte Beute war“, schloss Ivy.

„Ich würde sogar sagen, sie sind direkt in die Vollen gegangen“, stimmte Heather zu. „Das war vor … drei Monaten. Lange hat es nicht gedauert.“

„War das bei ihm je der Fall?“

„Laut meiner Liste waren sechs Monate das Längste, und das ist auch nur ein Mal vorgekommen. Der Durchschnitt liegt bei zwei bis vier Monaten.“

Heather schwang wieder zu Ivy herum, die an ihrem Schreibtisch saß und sich vergeblich auf ihre Arbeit zu konzentrieren versuchte. Dieses Gespräch rührte nämlich an einen wunden Punkt bei Ivy, ausgelöst durch einen Anruf ihrer Mutter. Die nächste Ausstellung. Erneut der Rat, die Rosenzucht zu verkaufen und endlich unter interessanten Leuten in Sydney zu leben. Und die Androhung eines gemeinsamen Einkaufsbummels, damit man sich mit der Tochter sehen lassen konnte.

Das Problem war, Ivy und ihre Mutter lebten in verschiedenen Welten, und das schon, seit Ivy denken konnte. Ihre Eltern hatten sich nie scheiden lassen, aber nicht zusammengewohnt. Ivy war bei ihrem Vater auf dem Hof, von dem sie die Rosenzucht leiteten, aufgewachsen, während die Mutter ihrem Bedürfnis nach kultureller Aktivität in der Stadt nachgegangen war. Gartenbau hatte nie zu ihren Interessen gehört, und so drängte sie Ivy ständig, die Gärtnerei aufzugeben, um endlich das wahre Leben kennenzulernen – was hauptsächlich aus endlosen Partys mit endlosem Small Talk zu bestehen schien.

Ivy liebte die Gärtnerei, hier fühlte sie sich wohl und erfüllt. Und sie hatte ihren Vater geliebt, der ihr alles über Gartenbau beigebracht hatte. Ihr fehlte nur noch ein Mann, dem sie tiefe Gefühle entgegenbringen konnte und der ebenso für sie empfand. Sie hatte gedacht, dass … Aber nein, Ben hatte ihr nicht geholfen, als sie seine Unterstützung dringend gebraucht hatte.

„Hey, vielleicht triffst du unseren Rosenkavalier ja auf der Ausstellung deiner Mutter wieder!“ Heather hob vielsagend die Augenbrauen. „Und möglicherweise ist er dieses Mal sogar frei.“

„Ich bezweifle, dass ein Mann wie er irgendwo allein auftaucht“, erstickte Ivy die lächerlichen Spekulationen sofort im Keim.

Was Heathers Begeisterung keinen Abbruch tat. „Man kann nie wissen. Ich wette, wenn du dir ein bisschen Mühe gibst, kannst du ihm den Kopf verdrehen. Wie oft bekommt man so eine rotgoldene Haarpracht schon zu sehen? Würdest du sie nicht ständig zu einem Zopf flechten, würde allein die Fülle seine Aufmerksamkeit erregen.“

„Selbst wenn … und dann?“, fragte Ivy skeptisch. „Glaubst du wirklich, Jordan Powell interessiert sich für eine Gärtnerin? Und überhaupt … ich habe keine Lust, die Nächste auf der Liste unseres Rudolfo Valentino zu sein.“

Heather, fast dreißig und damit zwei Jahre älter als Ivy, verheiratet mit Barry Gale, dem Gewächshausverwalter, legte provozierend den Kopf schief. „Das wäre mal eine ganz neue Erfahrung für Jordan Powell, das könnte ihm guttun. Und dir auch, Ivy.“

Der Kommentar der Freundin brachte Ivy zum Lachen. „‚Wäre‘ ist hier definitiv der richtige Ausdruck. Ich kenne doch seine Biografie.“

„Eben! Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Er kann dir nicht das Herz brechen, weil du von vornherein weißt, dass er schon bald weiterziehen wird. Ivy, seit drei Jahren hast du keinen Urlaub mehr gemacht und fast genauso lange keine Beziehung mit einem Mann gehabt. Du vergeudest deine besten Jahre mit Arbeit. Wenn du nicht bald wieder einmal ein bisschen Spaß hast, vergisst du noch, wie das geht. Jede Wette, dass Jordan Powell genau der Richtige dafür ist. Nein, für großartigen Spaß … und großartigen Sex. Nur für eine Weile dem Trott entfliehen, mal was anderes, eine Abwechslung, um die Dinge aus einer neuen Perspektive zu sehen … Das ist die Sache wert, auch wenn es nur ein kurzes Intermezzo ist.“

„Tagträumerei, Heather. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jordan Powell ausgerechnet auf mich aufmerksam wird, selbst wenn er allein in der Galerie erscheinen sollte.“ Ivy zuckte mit den Schultern. „Und was das andere angeht … Jetzt, da sich hier auf dem Rosenhof alles wieder eingespielt hat, habe ich schon an einen Urlaub gedacht. Gerade gestern habe ich mir den Reiseteil der Sonntagszeitung angesehen und …“

„Ha, das ist es!“ Heather sprang auf. „Hast du die Zeitung noch?“

„Im Papierkorb.“

„Ich hab nämlich genau das Richtige für dich. Warte.“ Heather eilte zum Papierkorb, zog die Zeitung heraus und glättete sie auf Ivys Schreibtisch, um dann bis zum Modeteil zu blättern.

„Ich sprach von Urlaub, nicht von Mode …“

„Hier, das ist es.“ Heather tippte mit dem Finger auf das Bild eines Models in schwarzem Paillettenbolero, knappem pinkfarbenen Minirock und schwarzen Stilettos. „Wenn du das zur Ausstellungseröffnung deiner Mutter trägst, haust du sie alle von den Socken.“

„Garantiert! Pink zu karottenrotem Haar? Du bist nicht bei Trost, Heather.“

„Den Rock gibt es bestimmt auch in anderen Farben. Grün – das passt dann zu deinen Augen. Oh Ivy, du sähst einfach toll darin aus. Du bist groß, schlank und kannst so etwas tragen.“ Heather legte wieder den Finger auf das Bild. „Siehst du die langen Ohrringe? Wenn die vor deinem Haar blitzen … Das musst du natürlich offen tragen. Bei deiner Haarfarbe wird der Bolero viel mehr wirken. Und die schwarze Abendtasche ist ein absolutes Muss.“

„Kostet wahrscheinlich ein Vermögen“, murmelte Ivy. Es reizte sie, sich in diesem erotischen Outfit zu sehen, nur wusste sie nicht, wann sie so etwas jemals wieder anziehen sollte. Solche Sachen trug man hier draußen einfach nicht. Die Gärtnerei lag hundert Kilometer südlich von Sydney, in einem Tal, das einst ein einzelner großer Besitz gewesen und nun in mehrere kleine Farmen aufgeteilt worden war. Selbst bei gesellschaftlichen Anlässen trug man hier draußen lässige Kleidung.

„Das kannst du dir leisten“, beharrte Heather. „Zum Valentinstag haben wir enormen Umsatz gemacht. Und selbst wenn du es nur ein einziges Mal trägst … Sagtest du nicht, deine Mutter erwartet dich dieses Mal in einem schickeren Aufzug zu ihrer Ausstellung?“

Bei der Erinnerung schnitt Ivy eine Grimasse. „Damit ich ins Bild passe und nicht heraussteche.“

Ein breites Grinsen erschien auf Heathers Gesicht. „Hey, zeig’s ihr. Und zeig’s Jordan Powell – falls er ebenfalls anwesend ist.“

Ivy lachte auf. Die Vorstellung besaß durchaus einen gewissen Reiz – in beiderlei Hinsicht. Sacha Thornton würde wahrscheinlich der Mund offen stehen, wenn sie ihre Tochter in der Aufmachung einer modernen Sirene erblickte. Vielleicht würde das sogar die Tirade der ungebetenen Ratschläge für ein neues Leben unterbinden, die jedes Mal erfolgte, sobald Mutter und Tochter sich trafen.

Und was nun Jordan Powell anbelangte … Nun, eine Garantie, dass er kommen würde, gab es nicht, aber falls er kam … Es wäre sicherlich lustig zu sehen, ob sie, Ivy, die Aufmerksamkeit des begehrtesten Junggesellen Australiens auf sich ziehen konnte. Auch wenn nichts weiter passierte, so würde es auf jeden Fall ihrem weiblichen Ego schmeicheln.

„Na gut! Setz dich an deinen Computer und finde heraus, wo man diese Sachen kaufen kann“, forderte sie Heather auf. Ivy fühlte sich plötzlich kühn, forsch und draufgängerisch. Und warum auch nicht?! Nur ein einziges Mal!

„Jawohl!“ Triumphierend stieß Heather die geballte Faust in die Luft. Sie packte die Zeitung, tanzte zu ihrem Stuhl zurück und summte dabei einen alten ABBA-Song – Take a Chance on me …

Ivy konnte nicht anders, sie grinste. Wenn sie wirklich verrückt genug war, in diesem Ensemble aufzutauchen, dann brauchte sie die Sachen so schnell wie möglich – damit sie genug Zeit hatte, um das Laufen auf den mörderisch hohen Absätzen zu üben. Die Ausstellung eröffnete Freitagabend, das hieß, ihr blieben noch viereinhalb Tage.

Jordan Powell saß am Frühstückstisch und überflog die Immobilienanzeigen in der Tageszeitung, während er darauf wartete, dass Margaret mit dem perfekt gebratenen Speck und den perfekt gebratenen Eiern kommen würde – so perfekt, wie es keinem Sternerestaurant jemals gelang. Margaret Partridge war eine wahre Perle – eine peinlich genaue Haushälterin und eine hervorragende Köchin. Zudem schätzte Jordan ihre unverblümte Offenheit. Gerade Letzteres war eine Seltenheit in seinem Alltag, und er hatte nicht vor, das zu verlieren. Ihm lag wesentlich mehr daran, Margaret zu halten als Corinne Alder.

Der Duft von knusprigem Speck wehte durch die Luft, Jordan schaute lächelnd von der Zeitung auf. Margaret, die mit einem Teller in den Händen das sonnendurchflutete Speisezimmer betrat, erwiderte das Lächeln nicht. Jordan faltete die Zeitung zusammen und legte sie ab. Es war nicht zu übersehen, dass Margaret immer noch sehr verstimmt war.

Unsanft setzte sie den Teller vor ihm ab und stemmte resolut die Fäuste in die Hüften. „Wenn du diese Corinne Alder noch einmal ins Haus bringst, Jordan, gehe ich“, warnte sie ihn. „Von einem so oberflächlichen Ding lasse ich mich nicht so abschätzig behandeln, nur weil Mutter Natur sie zufälligerweise mit den entsprechenden Attributen ausgestattet hat, die dich reizen, diese Frau in dein Bett zu holen.“

Jordan hob beschwichtigend die Hände. „Schon erledigt, Margaret. Ich habe heute Morgen den Schlussstrich gezogen. Und ich entschuldige mich für ihr Verhalten dir gegenüber. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass sie zu mir nie anders als ausnehmend nett gewesen ist.“

„Glaube ich gern.“ Margaret schnaubte abfällig. „Mir ist es gleich, und wenn eine ganze Parade Frauen durch dein Bett zieht, das ist zumindest ehrlicher als eine zu heiraten und sie dann zu betrügen. Aber ich verlange, mit Respekt behandelt zu werden.“

„Das werde ich jeder klarmachen, bevor ich sie in dieses Haus einlade“, versprach Jordan ernst. „Es tut mir leid, dass meine Menschenkenntnis in diesem Fall so grundlegend versagt hat.“

Wieder schnaubte Margaret. „Du solltest versuchen, auch mal unter die Oberfläche zu sehen.“

„Beim nächsten Mal werde ich mir mehr Mühe geben, auch in die Tiefen einzutauchen.“

„Aber bitte auch außerhalb des Bettes“, konterte sie scharf.

Jordan seufzte schwer. „Also wirklich, Margaret, war das nötig? Bin ich nicht immer nett zu dir? Habe ich nicht gerade bewiesen, wie viel mir an dir liegt, und die Sache mit Corinne beendet?“

„Sei froh, dass du sie los bist!“, stieß sie mit Inbrunst hervor. „Und nur weil du immer nett zu mir bist, habe ich dein Frühstück nicht anbrennen lassen.“ Endlich bedachte sie ihn mit einem Lächeln. „Lass es dir schmecken.“ Auf ihrem Weg zum Zimmer hinaus murmelte sie noch: „Sie hatte sowieso einen viel zu dicken Hintern.“

Jordan schmunzelte in sich hinein. Margaret verfügte über keinerlei weibliche Rundungen. Mitte fünfzig, klein und dünn, hatte sie zudem nicht das geringste Interesse, etwas aus sich zu machen. Nie trug sie Make-up, das graue Haar hatte sie zu einem strengen Knoten gebunden, und die nüchternen Hemdblusenkleider zusammen mit den Gesundheitsschuhen sah sie als passende Uniform für ihre Stellung an. Dabei strahlte sie enorme Tatkraft aus und besaß eine äußerst wache Intelligenz, die sich des Öfteren in einem messerscharfen Kommentar manifestierte.

Jordan hatte sie sofort gemocht. Bei dem Bewerbungsgespräch hatte Margaret ihm erzählt, dass sie geschieden war und auch nicht vorhatte, jemals wieder zu heiraten. Ihrer Meinung nach war es nur angebracht, dass sie, wenn sie schon für einen Mann kochte, auch dafür bezahlt wurde. Ihre beiden erwachsenen Kinder hatten sich ein eigenes Leben aufgebaut, und so konnte Margaret sich wieder voll auf ihren Beruf konzentrieren. In einem Monat Probezeit in dem luxuriösen Milliardärshaushalt wollte sie Jordan zeigen, welch guten Griff er mit ihr getan hatte.

Und ja, er schätzte sich enorm glücklich, Margaret angestellt zu haben. Schöne Frauen gab es wie Sand am Meer, aber Margaret war definitiv unersetzlich. Und für Corinne würde sich sicherlich schnell eine Nachfolgerin finden lassen. Was nun eine Frau anbetraf, die mehr als nur Bettgespielin war … Nein, diesen Weg würde er nicht mehr gehen. Einmal wäre er fast darauf hereingefallen – bei der äußerst raffinierten Bianca, die sich ihm als die perfekte Ehefrau präsentiert hatte. Bis der Betrug sich offenbart hatte.

Der angebliche Reichtum ihres Vaters war nichts als eine trügerische Fassade gewesen, und Bianca hatte Jordan von Anfang an als Rettungsanker anvisiert. Hätte Margaret schon damals für ihn gearbeitet, wäre es ihr sicherlich aufgefallen. Seiner gewieften Haushälterin entging kaum etwas. Um genau zu sein, mit einer so perfekten Angestellten sah Jordan keinen Grund, jemals zu heiraten, vor allem nicht, wenn es ihm an Bettgespielinnen nie mangelte.

Wenige Ehen hielten dauerhaft, vor allem in den Kreisen, in denen er sich bewegte, und die finanziellen Konsequenzen einer Scheidung waren immer gravierend. Das hatte er bei den gescheiterten Ehen seiner Schwester miterleben müssen. Dreimal war Olivia blind auf Glücksritter hereingefallen, die es nur auf ihr Geld abgesehen hatten. Gelernt hatte sie daraus nichts. Ihm allerdings würde so etwas nicht mehr passieren!

Zumindest seine Eltern hatten genügend Verstand besessen, sich nicht zu trennen, aber die beiden gehörten ja auch einer anderen Generation an. Sein Vater war immer äußerst diskret bei seinen Affären vorgegangen und hatte es Jordans Mutter erlaubt, die Rolle der Ehefrau eines der reichsten Tycoons Australiens aufrecht zu halten. Über dreißig Jahre hatte das Band zwischen seinen Eltern bestanden, und offensichtlich hatte es auch noch so etwas wie Zuneigung zwischen den beiden gegeben, denn beim Tode seines Vaters hatte seine Mutter ehrlich um ihren Mann getrauert.

Jordan zweifelte daran, dass eine Frau sein Interesse länger als ein paar Monate fesseln konnte. Irgendwann zeigten sie alle ihr wahres Gesicht. Ich will … ich brauche … Und wenn ich nicht das Zentrum deines Universums bin, schmolle ich oder mache eine Szene …

Sein Handy klingelte, als er das Frühstück beendet hatte. Hoffentlich war das nicht Corinne. Aber nein, die Nummer auf dem Display war die seiner Mutter. Erleichtert nahm er den Anruf an.

„Guten Morgen“, meldete er sich aufgeräumt. „Was kann ich für dich tun?“

„Du kannst dir den Freitag frei halten und mich zu einer Vernissage begleiten“, erwiderte seine Mutter mit der ihr eigenen majestätischen Würde. Erstaunlich, wie viele Menschen bei diesem Ton kuschten. Aber Nonie Powell hatte ja auch ein enormes Polster im Rücken, sodass sie sich so ein Verhalten leisten konnte. Ihr eilte der Ruf einer großzügigen Wohltäterin voraus, und sie war sich auch nicht zu schade, das einzusetzen.

Jordan jedoch gehörte nicht zu ihren Höflingen. „Was ist mit Murray?“ Er fragte sich, ob die bevorzugte Eskorte seiner Mutter – wie jede ihrer Begleitungen gut aussehend und homosexuell – bei ihr in Ungnade gefallen war.

„Der arme Junge ist ausgerutscht und hat sich den Knöchel gebrochen.“

„Der arme Junge“ war ein höchst modebewusster Mittsechziger. „Das tut mir leid. Was wird denn gezeigt?“

„Der gute Henry stellt Sacha Thorntons neueste Werke in seiner Galerie in Paddington aus. Du hast zwei ihrer Bilder auf der letzten Ausstellung gekauft, es müsste dich also interessieren.“

Er erinnerte sich. Lebhafte Farben, ein weites Mohnfeld in Italien und eine Vase mit leuchtenden Ringelblumen. Die Bilder frischten jetzt die Empfangshalle einer seiner Seniorenwohnanlagen auf. Er erinnerte sich auch an das rotgoldene Haar von Sacha Thorntons Tochter. Sie war in Jeans erschienen. Ihren Hintern hätte Margaret bestimmt nicht kritisiert. Aber es war dieses Haar gewesen, das ihn, Jordan, zu der Bitte veranlasst hatte, ihr vorgestellt zu werden. Allerdings ein unguter Zeitpunkt – mit Melanie Tindell an seinem Arm.

Jetzt flammte erneut Interesse in ihm auf, die Tochter der Künstlerin wiederzusehen. Er erinnerte sich sogar an ihren Namen – Ivy. Helle Haut – erstaunlicherweise ohne die kleinste Sommersprosse. Hellgrüne Augen – Jordan würde keine Einwände haben, in deren Tiefen einzutauchen. Mit wenigen Handgriffen würde die Frau fantastisch aussehen. Er fragte sich, warum sie sich keine Mühe gegeben hatte. Andere Frauen würden jedes einzelne solcher Attribute betonen. – Und da hatte es eindeutig Spannungen zwischen Mutter und Tochter gegeben.

Alles höchst interessant.

„Um sechs fängt es an“, teilte seine Mutter ihm jetzt mit. „Henry reicht einen guten Champagner und die üblichen Hors d’œuvres. Ich hole dich um halb sechs mit der Limousine ab.“

„Abgemacht.“ Sollte Ivy sich als interessant genug erweisen, konnte er ohne Probleme eine andere Transportmöglichkeit organisieren.

„Danke, Jordan.“

„Keine Ursache.“

Mit einem Lächeln klappte er das Handy zu. Er tat seiner Mutter gern den Gefallen – vor allem, wenn die Möglichkeit bestand, dass er selbst sich ebenfalls vergnügen würde.

2. KAPITEL

Ivy kam zu spät. Der Freitagnachmittagverkehr war die Hölle, und es hatte ewig gedauert, bis sie einen Parkplatz fand – drei Blocks von der Galerie entfernt. Während sie mit ihren neuen High Heels den Bürgersteig entlanghastete, verfluchte sie in Gedanken sämtliche Designer, die solche Schuhmode entwarfen. Sie sollten dazu verdammt werden, bis in alle Ewigkeit in den eigenen Kreationen zu laufen!

Als sie um die letzte Ecke bog, sah sie einen Rolls-Royce in zweiter Reihe vor der Galerie parken. Tja, manche hatten es eben leichter als andere. Sofort musste Ivy an Jordan Powell denken. Für einen Milliardär musste alles leichter sein – vor allem, was Frauen betraf. Das durfte sie nicht vergessen. Was, wenn er heute tatsächlich anwesend war?

Immer schön eins nach dem anderen. Damit würde sie sich befassen, wenn es notwendig wurde.