Schillers Lied von der Glocke. Text und Interpretation - Karl A. Fiedler - E-Book

Schillers Lied von der Glocke. Text und Interpretation E-Book

Karl A. Fiedler

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Eine umfangreiche Gedichtinterpretation des berühmten Gedichtes Friedrich Schillers Lied von der Glocke ist ein bedeutendes Kulturzeugnis, das fest mit der Bildungsgeschichte der Deutschen verschmolzen ist. Die vorliegende Interpretation widmet sich ausführlich diesem klassischen Gedicht und betrachtet seine Rezeption im Verlauf von über 200 Jahren. Im Zentrum des Buches stehen eine ausführliche Besprechung der sprachlichen Mittel und die Interpretation der Absichten Schillers, die mit kultur-geschichtlichen Betrachtungen beleuchtet werden. Aus dem Inhalt: • Der vollständige Gedichtext • Entstehung des Liedes • Gedicht-Aufbau und Struktur • Vorbetrachtungen über das Glockengießen • Inhaltsangabe Strophe für Strophe • Sprachliche Mittel • Schillers Gedankenlyrik • Schillers Ideal bürgerlichen Lebens - das Familienbild im Wandel des 18. Jh. • Geschlechterrollen im Lied von der Glocke • Kritik an den Exzessen der Französischen Revolution • Rezeption von der Schillerzeit bis heute • Parodien, Vertonungen, Inszenierungen • Schiller-Kurzbiographie • Übersicht der Werke Schillers

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Karl A. Fiedler

SchillersLied von der Glocke.Text und Interpretation

Schullektüre einfach verstehen

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Der Text
Das Lied von der Glocke
Entstehung des Liedes
Aufbau des Gedichtes
Gedicht-Aufbau im Überblick
Vorbetrachtungen über das Glockengießen
Wie eine Glockenform entsteht
Metallschmelze – Herstellung der Glockenspeise
Der Guss und die Verarbeitung
Interpretation
Inhaltsangabe Strophe für Strophe
Motto des Liedes
1. Strophe (V. 1–8)
2. Strophe (V. 9–20)
3. Strophe (V. 21–28)
4. Strophe (V. 29–40)
5. Strophe (V. 41–48)
6. Strophe (V. 49–79)
7. Strophe (V. 80–87)
8. Strophe (V. 88–145)
9. Strophe (V. 146–153)
10. Strophe (V. 154–225)
11. Strophe (V. 226–233)
12. Strophe (V. 234–264)
13. Strophe (V. 265–272)
14. Strophe (V. 273–332)
15. Strophe (V. 333–340)
16. Strophe (V. 341–380)
17. Strophe (V. 381–388)
18. Strophe (V. 389–416)
19. Strophe (V. 417–424)
Sprachliche Mittel
Bau der Arbeitsstrophen
Bau der Reflexionsstrophen
Schillers Gedankenlyrik
Wandel des Familienbildes – Schillers Ideal bürgerlichen Lebens
Geschlechterrollen im Lied von der Glocke
Kritik an den Exzessen der französischen Revolution
Rezeption
Erste Reaktionen auf das Lied
Parodien, Vertonungen, Inszenierungen
Der Weg zum deutschen Bildungsgut
Politische Vereinnahmung
Revision der Klassiker
Kurzbiographie
Werke Schillers (Auswahl)
Dramen
Prosa
Lyrik
Philosophisch-ästhetische Schriften
Historische Werke
Übersetzungen
Zeitschriften
Literaturverzeichnis
Anmerkungen, Fußnoten

Einleitung

Schillers Lied von der Glocke ist ein Kulturzeugnis der Vergangenheit, das fest mit der Bildungsgeschichte der Deutschen verschmolzen ist. Das Gedicht ist eine Komposition, der der Dichter das ganze Leben eines Menschens einhauchte. Der Klang der Glocke begleitet dieses Leben in all seinen Phasen von der Geburt bis zum Tod und darüber hinaus. Doch nicht nur dem Einzelnen gilt ihr Klang. Ihr Läuten gilt allen, sowohl im Frieden als auch zu Zeiten des Elend bringenden Krieges, sowohl bei geselligen Freudenfesten als auch bei gesellschaftlichen Katastrophen und den Stürmen der Natur.

Die Zeiten seines Sturm und Drangs längst überwunden, beschreibt Schiller im Lied von der Glocke seine Idee von einem harmonischen, reiche Ernte tragenden Lebens im sittsamen, bürgerlichen Reigen. Zugleich ist es ein Friedenslied, das sich gegen die blutige Eskalation der französischen Revolution brüskiert, deren heere Ziele für Freiheit und Gleichheit der Dichter im Blutdurst der wutentbrannten Masse ertränkt und verraten sieht.

Schiller strebte als Philosoph und Dichter nach der Einheit und Harmonie des inneren Wesens als ein erhabenes Ziel und er wies dieses Ziel der Menschheit zu. Danach strebte er selbst. Seine Poesie wurde zu seinem mächtigen, persönlichen Mittel, dieses Wesen zu entfalten. Bei seiner lyrischen-didaktischen Produktion lässt sich Schiller dabei von Ideen leiten, die in seinen Gedichten als Kernbotschaft für die unterschiedlichsten Ausdrücke sittsamen Handelns behandelt sind.

Im Lied von der Glocke erlangt diese Ideen- oder Gedankenlyrik mehr als in anderen lyrischen Werken Schillers plastische Gestalt. Seine Bilder, als Reflexionen zum Glockenguss präsentiert, sind ganz selbstverständlich, die geschilderten Empfindungen sind natürlich und versetzen uns so in eine unmittelbare Wirklichkeit verganger Vorstellungswelt, mit der sich die nachfolgenden Generationen Schillers oft unkritisch identifizierten. Viele Formulierungen des Textes sind in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch übergegangen. Doch auch viele Vorstellungen Schillers wie sein Bild von den geschlechterspezifischen Rollen von Mann und Frau sind heute überholt (wenn auch noch nicht gänzlich überwunden).

Von Schillers Nachgenerationen in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, begleitete das Gedicht das Unabhängigkeitsstreben der Bürgerlichen und wird – wie Schiller selbst als „Lehrer der Nation“ – in das politische Zentrum der nationalen Sache gestellt, aber auch missbraucht. Kritiken am Gedicht in dieser Zeit werden kaum vernommen. Erst nach den Weltkriegen setzt eine Revision der Klassiker und damit auch vom Lied von der Glocke ein. Nach der Zivilisationskatastrophe des zweiten Weltkrieges scheint das Gedicht gänzlich seinen Wert verloren zu haben. Doch ein Streit von Kritikern in den 1960er Jahren rückt das Gedicht zumindest wieder als Illustration der Bildungsgeschichte der Deutschen in die öffentliche Diskussion.

Diesem Weg des Gedichtes und seiner Wahrnehmung in verschiedenen Zeiten geht auch die vorliegende Interpretation nach. Sie richtet sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler, um ihnen den Zugang zu diesem Werk zu erleichtern, aber auch an alle allgemein interessierten Leserinnen und Leser.

Ausgehend vom lyrischen Text und seinem Inhalt, geht wir ausführlich seiner Architektur nach und setzen uns mit seinen sprachlichen Mitteln auseinander, zeigen seine Entstehung auf und betrachten seine Rezeption im Verlauf von nunmehr über 200 Jahren. Im Interpretationsteil gehen wir den Absichten des Dichters nach, die jeweils vor den kulturgeschichtlichen Hintergründen betrachtet werden. Dies betrifft Schillers Gedankenlyrik, mit der Schiller seine Lyrik in den Dienst ästhetischer Bildung stellt, die Entwicklung der Familie und ihrer Rolle in der bürgerlichen Gesellschaft, die Frage der geschlechtspezifischen Rollenverteilung, die zu einer Neuformulierung der patriarchalischen Gesellschaft führte, und Schillers Kritik an der französischen Revolution, die am Beginn seiner klassischen Schaffensperiode steht.

Um der Darstellung des Glockengusses von Schiller, die der Dichter aus der Perspektive des Meisters beschreibt, besser verstehen zu können, geht dem Interpretationsteil eine kurze Darstellung des Glockengussen voraus, in der die von Schiller verwendeten Fachbegriffe im Kontext des Herstellungsprozesses erläutert werden. Abgerundet wird diese Ausgabe durch eine Kurzbiographie, in der wichtigen Stationen in Schillers Leben und Denken nachgegangen wird, und eine Aufstellung wichtiger Werke des Dichter.

Der Text

Das Lied von der Glocke

Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango.

Fest gemauert in der Erden

Steht die Form, aus Lehm gebrannt.

Heute muß die Glocke werden,

Frisch, Gesellen, seid zur Hand.

Von der Stirne heiß 5

Rinnen muß der Schweiß,

Soll das Werk den Meister loben,

Doch der Segen kommt von oben.

 

Zum Werke, das wir ernst bereiten,

Geziemt sich wohl ein ernstes Wort; 10

Wenn gute Reden sie begleiten,

Dann fließt die Arbeit munter fort.

So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,

Was durch die schwache Kraft entspringt,

Den schlechten Mann muß man verachten, 15

Der nie bedacht, was er vollbringt.

Das ists ja, was den Menschen zieret,

Und dazu ward ihm der Verstand,

Daß er im innern Herzen spüret,

Was er erschafft mit seiner Hand. 20

 

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,

Doch recht trocken laßt es sein,

Daß die eingepreßte Flamme

Schlage zu dem Schwalch hinein.

Kocht des Kupfers Brei, 25

Schnell das Zinn herbei,

Daß die zähe Glockenspeise

Fließe nach der rechten Weise.