Schläfst du schon? - Jill Shalvis - E-Book

Schläfst du schon? E-Book

Jill Shalvis

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Beschreibung

Für Hannah ist die Lust, die sie in Dwights Armen erlebt, eine völlig neue, unbeschreiblich aufregende Erfahrung. Und dass sie mit ihm so glücklich ist und immer wieder seine sinnlichen Zärtlichkeiten genießt, daran sind nur ihre Freundinnen Alexi und Tara schuld - und der Pakt, den die drei geschlossen haben: Jede von ihnen soll bis zum Ende des Sommers einen Mann gefunden haben. Niemals hätte die zurückhaltende Hannah gedacht, dass ausgerechnet sie die Erste ist, die ihrem Traummann begegnet. Doch jetzt genießt sie jede Sekunde...

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Seitenzahl: 200

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IMPRESSUM

Schläfst du schon? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2000 by Jill Shalvis Originaltitel: „Out of the Blue“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANYBand 941 - 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Eleni Nikolina

Umschlagsmotive: Photodisc/GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733745608

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Dwight Thomas beabsichtigte, die gesamte nächste Woche flach auf dem Bauch zu verbringen. Entweder am Strand, mit der warmen Sonne über ihm; in einer Hängematte, mit einer warmen Brise, die über seine Beine strich; oder in einem Bett, mit einem warmen Körper neben ihm. Egal wie. Am besten wäre natürlich eine Verbindung dieser drei Szenarien.

Aber zuerst musste er erst einmal an den entsprechenden Ort kommen – nach Avila –, bevor die Müdigkeit ihn übermannte.

Vor zehn Jahren, als er die Stadt verließ, hatte er den Ruf eines Rebellen gehabt. Heute kehrte er zurück, im Herzen immer noch ein Rebell, aber jetzt auch Polizist. Er hätte nie geglaubt, dass es geschehen würde, aber nach so langer Zeit kam er tatsächlich wieder heim. Mittlerweile war es eher im übertragenen Sinn sein Heim, denn das Haus, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, gehörte seiner Familie nicht mehr. Es war schon vor Langem verkauft worden, da seine Eltern sich nach Arizona zurückgezogen hatten. Aber in seiner Vorstellung würde der beliebte Badeort Avila immer die Stadt sein, zu der er heimkommen wollte – ein Ort voll Sonne und Spaß.

Im Augenblick war er allerdings reichlich erschöpft. Im engen Innenraum seines Jeeps konnte er seine müden Glieder nicht richtig ausstrecken. Nach der vierstündigen Fahrt spürte er seinen Körper kaum noch. Außerdem hatte sein letzter Auftrag als Undercover-Agent ihn ohnehin aufgerieben. Ein ganzes Jahr lang hatte er daran gearbeitet, einen Drogenring in den übelsten Gegenden von Los Angeles aufzudecken und war zum Schluss auch noch angeschossen worden.

Aber glücklicherweise ging es ihm von Tag zu Tag besser, seine Wunde heilte, und der Fall war abgeschlossen. Die Verbrecher saßen hinter Schloss und Riegel, die Anwälte hatten ihre Taschen gefüllt, und sein Chef war wieder ein glücklicher Mann.

Zu Dwights Linken glitzerte der Pazifik in einem tiefen Jadegrün. Die Sonne berührte gerade den Horizont. Dwight hatte alle Fenster heruntergekurbelt und konnte die Salzluft riechen und die Wellen hören, die sich an der Küste brach.

Zu Hause, dachte er mit einem wehmütigen Lächeln. Damals hatte er nicht schnell genug aus dieser verschlafenen Kleinstadt fliehen können. Für seinen Geschmack hatte sie einfach nicht genügend Spannung und Nervenkitzel geboten. Aber für eine Weile, während seine Genesung vorankam, war das träge Tempo hier genau, was er wollte.

Vielleicht würde er, wenn er erst einmal ein paar Tage geschlafen hatte, seine immer noch schmerzende Seite auf die Probe stellen und Surfen gehen, etwas, das er seit Jahren nicht mehr getan hatte.

Das Einzige, was er nicht zu tun gedachte, war arbeiten, und zwar eine ganze Woche lang, bis sein Urlaub zu Ende war. Man hatte ihm zwei Monate zugebilligt. Er hatte die Zeit voll ausgeschöpft und könnte sie sicher noch verlängern, wenn er wollte. Jeder würde das verstehen. Es war keine einfache Sache für einen Polizisten, angeschossen zu werden.

Aber Dwight liebte seine Arbeit, und er wollte so schnell wie möglich wieder damit anfangen. Sie war sein Leben. Das einzige Leben, das ich habe, gestand er sich trübsinnig ein, wenn man bedenkt, wie viele Stunden und welche Energie ich darauf verwende. Andererseits genoss er immer noch das wilde, aufregende Gedränge von Los Angeles.

So wie er sich im Augenblick fühlte, war er allerdings nicht sicher, ob er wirklich so schnell wieder an seinen Posten gehen konnte. Ein Leberriss und zwei gebrochene Rippen waren wohl doch schwieriger auszuheilen, als er sich vorgestellt hatte.

Vielleicht war er auch nur übermüdet nach der langen Autofahrt in dem nicht gerade sehr bequemen Jeep. Das Einzige, was er sich jetzt wünschte, war etwas zu essen und ein Bett.

Ach, was. Das Essen konnte warten. Er würde sich direkt in die Federn schmeißen, mit oder ohne einen warmen weiblichen Körper.

Endlich kam das Schild zum „Norfolk Woods Inn“ in Sicht, kurz bevor auch das malerische, charaktervolle alte Hotel zu sehen war. Dwight war stolz auf seine kleine Schwester Alexi und ihre Freundinnen, die es instand gesetzt hatten. Das Holzhaus war wunderschön, gemütlich und einladend – genau das, wovor er vor vielen Jahren davongelaufen war.

Alexi fehlte ihm. Sie besuchten sich viel zu selten, nur wenn Alexis Reise nach Los Angeles sich mit seinem Arbeitsplan vereinbaren ließ. Er freute sich darauf, sie wieder zu sehen. Sie würde ihm ein Zimmer geben und ihn eine Nacht und einen Tag durchschlafen lassen, vielleicht auch die ganze Woche, wenn ihm danach war. Er könnte über Gott und die Welt nachdenken und sein Fernsehpensum aufholen.

Oder er könnte einfach draußen herumliegen und dem Gras beim Wachsen zusehen. Nach dem Leben, das er für ein Jahr geführt hatte, klang das wie der Himmel auf Erden. Alles nur schön langsam angehen, langsam und gemächlich. Dass es genau das Gegenteil von all dem war, was er je gewollt hatte, entging ihm natürlich nicht. Aber für den Augenblick war Nichtstun tatsächlich sein größter Wunsch.

Als Dwight nun hielt und mühsam aus dem Wagen kletterte, musste er feststellen, dass die Dinge wohl doch nicht so laufen würden, wie er gehofft hatte.

Ein Schild verkündete, dass das Hotel ausgebucht war.

Es hieß, dass es keine besonders gute Idee wäre, mit Freunden Geschäfte zu machen. Gestern noch hätte Hannah Novak das geleugnet. Aber jetzt, nach ihrem dritten Versuch, Ordnung in dieses sehr wichtige Treffen zu bringen, erschien diese goldene Regel ihr nicht mehr so abwegig.

„Na los, Leute. Lasst uns hier vorankommen.“

Alexi, ihre beste Freundin und Geschäftspartnerin, nickte und unterdrückte ein Lachen. „Du hast recht. Lass uns ernst werden.“

„Nur, wenn wir müssen.“ Tara, zweitbeste Freundin und ebenfalls Geschäftspartnerin, seufzte melodramatisch auf.

„Wir müssen.“ Hannah war für die anderen die Stimme der Vernunft. Das war schon immer so gewesen. Sie konnte einfach nicht anders. Sie liebte es, wenn die Dinge eine Ordnung besaßen und durchgeplant wurden. Sie selbst machte sich für jeden Aspekt ihres Lebens Pläne – wenn man vom romantischen Teil einmal absah. Zu ihrer größten Enttäuschung hatte sie darin völlig versagt.

„Na schön.“ Alexi setzte ein unschuldiges Lächeln auf, das eigentlich sofort Hannahs Misstrauen wecken müsste. „Das Ziel für diesen Sommer ist, einen Mann zu finden.“ Grinsend hielt sie ihren Kugelschreiber in die Höhe. Auf den Knien balancierte sie einen noch unbeschriebenen Notizblock. „Stimmt’s?“

Tara lachte. „Und ob!“

Hannah stöhnte auf. Einen Mann finden? In vierundzwanzig Jahren hatte sie es ja nicht einmal geschafft, ihre Jungfräulichkeit hinter sich zu lassen. „Nein. Das ist nicht unser Ziel …“

„Oder wenigstens eine wirklich tolle Verabredung zu landen“, warf Tara ein. „Mit einem wahnsinnig reichen Typen. Genau. Das wäre nun wirklich eine nette Abwechslung.“

„Ich würde mich schon damit zufriedengeben, dass er einen Job hat“, sagte Alexi fröhlich.

Hannah würde es schon reichen, ein anderes Gesprächsthema zu haben. Sie liebte ihre Freundinnen sehr, wollte aber nicht an ihren erbärmlichen Mangel an Verabredungen erinnert werden. „He, und was ist mit unseren Zielen für das Hotel? Wisst ihr noch? Das Norfolk Woods Inn? Das Hotel, das wir leiten?“ Es war ihr ganzer Stolz, etwas wovon sie geträumt hatten, seit Tara es gleich nach der High School geerbt hatte. „Wir wollten doch vielleicht noch ein Zimmer anbauen, neues Geschirr für die Küche kaufen, dem Personal eine Gehaltserhöhung geben … Ihr wisst schon, wovon ich rede.“

„Ach, was. Einen Mann zu kriegen ist viel wichtiger.“ Tara schüttelte ihr perfekt geschnittenes, kinnlanges blondes Haar. „Drei, um genau zu sein. Einen für jede von uns.“

„Genau.“ Alexi schob sich das dunkle widerspenstige Haar aus der Stirn und grinste frech. Das erinnerte Hannah daran, dass sie nicht umsonst Rebell junior hieß – ihr Bruder war der ursprüngliche Rebell. „Männer her. Und zwar sofort.“

Hannah versuchte es wieder mit Vernunft, denn das Ziel, sich einen Mann einzufangen, lag völlig außerhalb ihrer Möglichkeiten – zumindest, was sie betraf –, und sie mussten diese Konferenz unbedingt zu einem Ergebnis führen. „Seht mal, das Hotel ist völlig ausgebucht, und wir sind erst seit ziemlich kurzer Zeit dabei. Wir müssen wirklich …“

„Ich weiß, ich weiß“, unterbrach Tara sie. „Es ist nur so, dass ich absolut in der Stimmung bin für eine schöne Liebesaffäre, das ist alles.“

Wenn Alexi die Rebellin war, dann war die gertenschlanke, elegante Tara die Frau von Welt. Damit blieb die nüchterne Rolle der Frau, die mit beiden Beinen auf der Erde steht, für Hannah übrig, und sie füllte sie leider viel zu gut aus. „Nein, danke. Für mich nicht. Eine Liebesaffäre ist mir zu kompliziert.“ Die Untertreibung des Jahrhunderts.

„Kompliziert, ja. Aber wahnsinnig unterhaltsam.“

„Richtig“, stimmte Tara Alexi zu.

Falsch. Für Hannah bedeutete eine Liebesbeziehung zu viel Arbeit, um ihr noch Spaß zu machen. Von Anfang an war sie darin hoffnungslos gewesen. Vielleicht lag es an ihrem Zuhause, das so anders als das all ihrer Mitschüler gewesen war. Vielleicht war auch nur ihre Schüchternheit daran schuld. Aber was auch immer der Grund war, es hatte in der siebten Klasse angefangen, als ihr zum ersten Mal das männliche Geschlecht bewusst geworden war. Naiv wie sie war, hatte sie sich ausgerechnet in Alexis älteren Bruder Dwight verliebt, und es war fürchterlich demütigend für sie gewesen, weil er in ihr nur ein niedliches Baby gesehen hatte.

Kein Junge ihres Alters hatte sich mit ihm vergleichen können, obwohl sie sich um eine objektive Sicht der Dinge bemüht hatte. Doch in der achten Klasse hätte sie Eddie Bachman während des Schwimmunterrichts im Schwimmbad fast ertränkt, weil er sie küssen wollte und sie in Panik geriet.

In der neunten Klasse hatte sie Peter Horn ein blaues Auge verpasst, weil er sie bei einer Weihnachtsfeier unter den Mistelzweig zu manövrieren versuchte und sie aus Versehen gegen ihn fiel.

Als sie schließlich soweit war, sich zu wünschen, dass ein Junge sich an sie heranmachte, hatte sie sich den Ruf eingehandelt, jeden zu verletzen, der es wagte, ihr auch nur einen Blick zuzuwerfen. Und diesen Ruf war sie nicht losgeworden. Zwar war sie ein paar Mal mit Männern ausgegangen, aber nur ein Mal mit jedem. Denn es genügte, sie zu warnen, dass ihr Leben in Gefahr sei, sollten sie auf die Idee verfallen, sie ein zweites Mal einzuladen.

Hannah hatte nie begriffen, warum sie in Gegenwart von Männern so ein Trampel war. Ihr Bruder Michael meinte, es müsste daran liegen, dass sie zu viel Zeit damit verschwendete, sich Sorgen zu machen – zum Beispiel darüber, ob sie diese Woche genug Geld zum Essen haben würden oder ob ihre Mutter wieder Depressionen bekam. Michael sagte, dass sie zu viel an andere Menschen dächte und nie an sich. Aber auch wenn ihr Bruder durchaus recht hatte, sie konnte nun einmal nicht anders. Bestimmte Angewohnheiten ließen sich nicht so leicht ablegen. Deshalb hatte sie es vorgezogen, sich neue Demütigungen zu ersparen, und eine Pause eingelegt in ihrer Suche nach einem passenden Mann.

Aber irgendwie hatte ihr armes Herz diesen Entschluss nie akzeptiert. Es war immer noch voller Sehnsucht und wusste, dass ihm etwas sehr Wichtiges fehlte.

Aber das nichts mit dieser Sitzung zu tun, verflixt noch mal! „Mädchen, kommt jetzt, wir …“

„Liebe“, sagte Tara verträumt. „Süße, zärtliche Worte, ein langsamer Tanz bei leiser Musik und Kerzenschein, langstielige Rosen. Ich will die ganze Chose.“

„Dann versuch’s mal mit einem netten Roman“, schlug Hannah vor, entschlossen, hier endlich weiterzukommen. „Da ist ein Happy End garantiert.“ Sie beugte sich vor und tippte mit dem Kugelschreiber auf ihre angebliche Zielliste, die zurzeit nur ein einziges Ziel aufführte – Männer finden. „Wie müssen endlich ernst werden.“

Aber wer war sie eigentlich, dass sie ihren Freundinnen etwas missgönnte, nur weil sie selbst darin immer Pech gehabt hatte? Nur weil ihr ganzes Leben einzig und allein aus Arbeit bestand, hieß das noch lange nicht, dass es auch für Tara und Alexi so sein musste. Sicher, sie liebten es, zusammen in ihrem eigenen Hotel zu arbeiten, aber weder Tara noch Alexi stellten die Arbeit über ihr Privatleben.

Bei ihr war das etwas anderes. Sie lebte für ihre Arbeit, aber nur weil es nichts anderes gab, wofür sie leben könnte. Vielleicht hatten ihre Freundinnen recht und es war Zeit für eine Veränderung, für eine neue Einstellung zu ihrem Leben. Sie war jetzt älter und sicher auch klüger. Konnte sie nicht alles erreichen, das sie sich in den Kopf gesetzt hatte?

Aber erst nach dieser Sitzung.

„Ist es also abgemacht?“, fragte Alexi. „Wir werden uns ins Zeug legen und noch vor Ende des Sommers einen Mann finden?“

„Ich bin dabei“, antwortete Tara. „Hannah?“

„Na ja …“ Sie müsste nur der Sehnsucht in ihr Ausdruck verleihen und sagen, dass sie natürlich jemanden finden wollte, mit dem sie ausgehen konnte; jemanden, dem sie so vertrauen würde, dass sie bereit war, ihr Singledasein aufzugeben. Außerdem schienen Tara und Alexi so aufgeregt zu sein bei dem Gedanken an eine feste Liebesbeziehung, dass sie sie nicht enttäuschen wollte. „Okay, einverstanden“, sagte sie. „Können wir jetzt unsere Geschäfte besprechen?“

„Wie wär’s, wenn wir erst mal den Einsatz erhöhen?“, schlug Alexi vor. „Wer von uns sich als Erste einen Mann angelt, braucht den ganzen Sommer lang nicht die Toiletten sauber zu machen. Nur zu eurer Information: Ich werde gewinnen, meine Süßen.“

„Unser Ziel sollte vielleicht lieber sein, die Hilfe anzuheuern, die wir uns schon so lange versprochen haben“, entgegnete Hannah, aber Tara und Alexi schüttelten den Kopf.

„Unser Hotel geht gut, aber so gut auch wieder nicht“, erinnerte Tara sie. „Eine Putzfrau können wir uns erst ab nächstem Frühling leisten.“

„Na?“ Alexis Augen funkelten schelmisch. „Was haltet ihr von meiner Idee mit der Putzerei?“

„Ist ein bisschen pubertär, nicht wahr?“, meinte Tara.

Alexi musste erneut lachen. „Also bist du natürlich nicht einverstanden, stimmt’s?“

„Machst du Witze?“ Tara grinste. „Klar bin ich dabei. Als ob ich mir Sorgen machen müsste, dass ich verliere.“

„Nicht wenn Hannah unsere Gegnerin ist.“

Ihre Freundinnen sahen sie mit liebevoller Zuneigung herausfordernd an, und Hannah verdrehte die Augen. „Nur weil ich nicht so oft ausgehe …“

„Kleines, du gehst nie aus.“

„Das würdest du auch nicht, wenn du mein Pech hättest.“

„Doch“, sagte Alexi und fügte ernst hinzu: „Ich würde es wenigstens versuchen. Du hast nur noch nicht den Richtigen gefunden, einen Mann, der ganz besondere Gefühle in dir weckt.“

„Genau“, stimmte Tara zu. „Du darfst nicht so einfach aufgeben.“

Aber Hannah hatte aufgegeben. Es war besser für ihr Herz und ihr Selbstvertrauen. „Heutzutage“, sagte sie so zimperlich wie sie konnte, „muss man vorsichtig sein.“

„Vorsichtig, ja“, verbesserte Tara sie. „Einsam, nein.“

„Ich habe doch gesagt, ich werde es versuchen.“ Und das würde sie auch, damit sie endlich mit ihrer Arbeit weiterkommen konnten. Sie wollte keine feste Beziehung. Sie hatte weder die Zeit noch die Lust dazu. Und überhaupt, wenn sie sich schon ein Ziel setzen musste, dann würde sie sich erst einmal etwas Einfacheres aussuchen. Wie zum Beispiel die längst fällige Beendigung ihrer Jungfräulichkeit.

„Auf uns also.“ Alexi streckte die Hand aus, Tara legte ihre hinein, und schließlich folgte Hannah ihrem Beispiel. „Viel Glück, meine Damen“, sagte Alexi, als sie sich die Hände schüttelten. „Ich erkläre diese Sitzung für beendet. Möge die beste Frau gewinnen.“

„Okay, wunderbar.“ Hannah beugte sich über ihren Notizblock. „Jetzt zurück zur Arbeit.“

Alexi und Tara seufzten, taten Hannah aber den Gefallen. Dennoch konnte Hannah während der nächsten halben Stunde, in der sie über Finanzen und Pläne sprachen, nur daran denken, dass sie vielleicht zu voreilig geglaubt hatte, sie müsste diese Wette verlieren.

Was würde geschehen, wenn sie es wirklich schaffen sollte, ihr persönliches Ziel zu erreichen und nicht länger Jungfrau zu sein? Sie könnte doch ruhig einmal eine nette kleine Affäre ausprobieren, bevor sie dann mit ihrem normalen Leben weitermachte.

Schöner Traum, aber unmöglich, wenn sie die Wirklichkeit betrachtete. Es war kein Mann in Sicht, der sie haben wollte.

Hannah stand vor dem frisch geschrubbten Spülbecken in der Küche, nachdem sie die voll besetzten Tische ihres ausgebuchten Hotels abgeräumt hatte. Am Fenster zu ihrer Rechten sah sie, wie die Sonne über dem Pazifischen Ozean unterging. Die Farben waren atemberaubend. Sie liebte den Anblick und die Stille und den Frieden hier. Es könnte nicht vollkommener sein.

Auf der linken Seite konnte sie die kleine Hauptstraße von Avila erkennen. Die Geschäfte und Kunstgalerien waren hell erleuchtet, um die Touristen anzulocken. Diese schienen der Einladung nur zu gern zu folgen, kauften ein, aßen und amüsierten sich, denn es herrschte ein ziemliches Gewimmel auf den Gehsteigen.

Auch ihre Hotelgäste unterhielten sich offenbar sehr gut. Das Grundstück war nicht sehr groß, aber es war wunderschön mit dem Holzhaus, dem kleinen Restaurant, dem Geschenkeladen mit Eistheke, einem Swimmingpool, einem Barbecuebereich, einem Garten und acht Suiten – obwohl sie nur fünf für ihre Gäste benutzten. Die drei anderen gehörten Tara, Alexi und ihr, Hannah.

Alexi leitete das Restaurant mit beachtlichem Talent fürs Kochen und mit charmantem Umgang mit den Gästen, was ihr regelmäßig beachtliche Trinkgelder einbrachte. Tara kümmerte sich mit der Grimmigkeit von Attila, dem Hunnen, um die Bücher, und da sie, Hannah, schon immer eine Vorliebe für Pflanzen und Süßes gehabt hatte, waren der Garten und der Geschenkeladen ihr Bereich.

Sie konnte sich keinen schöneren Ort vorstellen und freute sich auf die wundervollen Sommermonate, die vor ihnen lagen – es sei denn, sie musste sich alleine um die Toilettenreinigung kümmern.

Unglaublich! Sie hatte doch tatsächlich mitgewettet, so schnell wie möglich einen Mann für sich zu finden. Dabei war das so völlig außerhalb ihrer Möglichkeiten, dass sie genauso gut hätte behaupten können, sie würde zum Mond fliegen. Und überhaupt, wie schlimm konnte es schon sein, drei Monate lang jeden Tag die Toiletten zu schrubben?

Schlimm genug.

Verflixt, ein Mann musste her! Aber nicht irgendeiner. Sie wollte, dass er freundlich und sensibel war. Und leidenschaftlich. Er sollte sie begehren. Dass er außerdem ein fantastischer Liebhaber wäre, verstand sich von selbst. Oh, und dann musste er natürlich wieder weggehen.

Hannah lachte amüsiert und schrie erschrocken auf, als im nächsten Moment der Schatten eines Mannes auf den Küchenboden fiel.

„Entschuldigen Sie“, sagte der Mann und kam näher. „Ich …“ Er unterbrach sich abrupt und starrte sie überrascht an.

Sie verstand ihn vollkommen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, sie konnte kaum atmen, weil sie die Stimme erkannt hatte und den Jungen, der jetzt ein Mann geworden war. Zehn Jahre waren vergangen, aber diese tiefe, etwas raue Stimme hatte sie nicht vergessen können.

Alexis großer Bruder Dwight Thomas. Der erste Junge, für den sie geschwärmt hatte. Er hat sich verändert, war ihr erster Gedanke. Himmel, und wie!

„Hannah? Bist du das?“

„Was … was tust du denn hier?“ Oh, nein! Kein Wunder, dass du keinen Mann fesseln kannst, dachte Hannah kläglich. Doch sie war so verblüfft, ihn hier zu sehen, dass sie ganz vergessen hatte, dass er vor nur sechs Wochen fast gestorben wäre, als man ihn angeschossen hatte. Alexi war völlig fertig gewesen, und sie hatte nach dem entsetzlichen Anruf die Arme um ihre beste Freundin gelegt und sie gehalten.

„Ich dachte, du erholst dich noch“, fügte sie hastig hinzu. „Geht es dir gut? Darfst du denn schon auf den Beinen sein?“

„Zu beidem Ja, besonders da ich nur noch eine Woche übrig habe von meinem ersten Urlaub in zehn Jahren.“ Er lächelte, und ihr blieb der Atem weg.

Sofort erinnerte sie sich wieder an alles – an die wahnsinnige Verliebtheit eines Teenagers, die Dwight nicht im Geringsten erwidert hatte. Sicher, er war sehr nett zu ihr gewesen, und da sie die beste Freundin seiner kleinen Schwester war, hatte er sich ihr gegenüber nachsichtig benommen. Aber abgesehen davon war Dwight viel zu toll und unerreichbar für ihn gewesen. Avila war ihm zu klein, zu bieder und zu langweilig gewesen. Aber genau das war es, was ihr an der Stadt gefiel – die Ruhe und Behaglichkeit und der Frieden.

Dann hatte er die Stadt verlassen, um ausgerechnet Polizist zu werden, und sie hatten sich nie wieder gesehen. Warum auch?

Er lebte das wilde Leben, das er immer gewollt hatte, und sie lebte ihr überschaubares Leben, so, wie sie es sich gewünscht hatte, wenn man von einigen Ausnahmen absah. Na gut, von einer einzigen Ausnahme – dem fehlenden Liebesleben. Dieser Gedanke beschwor alle Arten erotischer Vorstellungen in ihr herauf, die in diesem Moment besser nicht in ihrem Kopf herumschwirren sollten.

Warum taten sie es trotzdem? Weil Dwight genau vor ihr stand und so unglaublich umwerfend und aufregend aussah, ja, fast ein wenig gefährlich. Er war wieder da, und ihr Magen flatterte, sie hatte weiche Knie, und süße Schauer liefen durch ihren Körper.

Und all das nur wegen eines einzigen Lächelns. Zum Kuckuck mit Tara und Alexi! Sie waren schuld daran, dass sie jetzt ständig heißen Sex im Kopf hatte. Die Toiletten, erinnerte sie sich. Elf von ihnen gab es im Hotel, und diesen Sommer würde nur sie sich um sie kümmern müssen, das stand fest.

„Wer weiß, wann ich wieder eine ganze Woche für mich haben werde.“ Dwight lehnte sich gegen die Tür und musterte Hannah interessiert. „Ich habe Alexi versprochen, euch hier zu besuchen, seit ihr das Hotel eröffnet habt.“

Und jetzt war er tatsächlich gekommen. Hannah konnte es immer noch nicht fassen. Am liebsten hätte sie sich gekniffen, um absolut sicherzugehen. Aber hier war er, höchstpersönlich, in Fleisch und Blut. Und das gerade zu dem Zeitpunkt, an dem sie beschlossen hatte, endlich ihre Jungfräulichkeit zu beenden. Bei dem Gedanken, das mit diesem hochgewachsenen, muskulösen, rauen Mann zu tun, hatte sie das Gefühl, vor Sehnsucht fast dahinzuschmelzen.

„Es ist schön, hier zu sein“, sagte er, immer noch lächelnd, immer noch umwerfend.

„Es ist schön, dich hier zu haben“, sagte sie und konnte nur hoffen, er sah ihr nicht an, in welcher Weise sie das ganz besonders schön für sich selber fand. Alexi hatte sich solche Sorgen um ihn gemacht. Immerhin wäre er fast gestorben. „Geht es dir wirklich gut?“, fragte sie leise.

„Ja, oder zumindest wird es mir wieder gut gehen, wenn ich etwa eine Woche durchgeschlafen habe.“ Er schüttelte den Kopf, während er sie weiter betrachtete. „Es ist kaum zu glauben, wie viel Zeit vergangen ist. Du …“ Sein Blick wanderte langsam immer tiefer, vorbei an der Schürze, bis zu ihren Sandaletten und dann wieder hoch und zu ihrem Gesicht. „Du bist doch tatsächlich groß geworden, Hannah.“

Himmel, das konnte man von ihm aber auch sagen.

Er war groß und kräftig und stand trotz seiner Müdigkeit mit der natürlichen Lässigkeit eines Menschen da, der sich überall zu behaupten wusste. Aber eine gewisse Härte an ihm erinnerte sie daran, womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente. Früher hatte er diese Härte, die ihn jetzt etwas gefährlich erscheinen ließ, nicht ausgestrahlt.

Dennoch war es der Dwight, den sie so gut kannte. Er zog sich noch auf die gleiche Weise an wie früher und trug ein schlichtes Polohemd und verwaschene Jeans. Ansonsten war nichts verwaschen oder weich an ihm. Sie blickte auf seine langen, kräftigen Beine. Diese Oberschenkel …