SchwammerlRisotto - Pia Roth - E-Book

SchwammerlRisotto E-Book

Pia Roth

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Beschreibung

In einem Baustofflager findet man einen schwerverletzten kleinen Buben, der Junge könnte im Zusammenhang mit den Verbrechen an zwei weiteren Kindern stehen. Für die Regensburger Kommissare Weinzierl und Oberhauser ein besonderer Fall, der an die Substanz geht. - Dann sterben zwei Frauen nach einer Geburtstagsfeier, ursächlich war offenbar der Genuss eines Pilzgerichtes. Der Fall erscheint zunächst einfach, doch dann tun sich unerwartet Abgründe auf.

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Leseprobe eBook Ausgabe 2014
©2014 SPIELBERG VERLAG, Regensburg
Umschlaggestaltung: Spielberg Verlag
Umschlagfoto: ©Konstiantyn + Eky Chan - Fotolia.com
Alle Rechte vorbehalten
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Pia Roth (Ps.) wurde in München geboren. Nach einer Lehre zur Bankkauffrau, arbeitete sie viele Jahre als Verwaltungsangestellte.
2013 erschien ihr erster Kriminalroman ›Quellwasser‹. In ihrem neuen Krimi ›Schwammerl-Risotto‹ lässt sie dem Ermittler-Duo - Weinzierl und Oberhauser - einen weiteren Fall lösen. Roth lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg.
Geschichte und Personen sind frei erfunden.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 1

Hauptkommissar Kurt Weinzierl von der Kriminalpolizei Regensburg stand wie festgefroren an seinem Schreibtisch, den Telefonhörer am Ohr und starrte auf seinen Kollegen, der ihm gegenübersaß und ihn aufgeschreckt ansah.

Weinzierl rief: »Wir kommen sofort! Lasst in der Zwischenzeit niemand an den Buben! Wir sind schon unterwegs.« Er riss sich aus der Erstarrung und warf den Hörer zurück Richtung Telefon, das er jedoch verfehlte. Und zum Kollegen Oberhauser: »Komm, jetzt pressierts! Wir müssen nach Hofdorf zu meine Hausleut.«

Bei diesen Worten war er bereits an der Tür und stürmte hinaus. Kollege Benedikt Oberhauser, genannt Hausl, eilte reichlich verdutzt hinterher, vergaß ungeachtet des erkältungsschwangeren Monats September seine Strickjacke und würde gewiss eine Erkältung riskieren. Beide rannten die Treppe hinunter zum Parkplatz. Weinzierl warf seinem Kollegen die Autoschlüssel zu und rief: »Fahr du, ich muss telefonieren.«

Hausl tat wie ihm befohlen, fragte aber mehr ungehalten als verdutzt: »Darf ich jetzt vielleicht einmal erfahren, was eigentlich los ist?«

Weinzierl, der bereits sein Handy am Ohr hatte, sagte nur kurz: »Gleich, jetzt muss ich erst noch die Hilde Wichmann anrufen und den Anton, die Beiden brauchen wir.«

Oberhauser grunzte und fuhr auf den Zubringer zur Autobahn, während er überlegte, was Kurt wohl so aus der Fassung gebracht hatte. Harmlos war es sicher nicht. Vielleicht konnte er dem Telefonat schon einiges entnehmen und horchte gespannt.

»Hilde, Servus, da ist der Kurt. Meine Vermieter in Hofdorf haben in ihrem Baustofflager einen Buben gefunden,… Was? Nein, er lebt, Gott sei Dank. Aber es könnte trotzdem sein, dass er zu den anderen beiden Kindern gehört, die man gefunden hat. Du bist im Bilde? Gut, dann komm bitte gleich nach Hofdorf, bring deine Utensilien mit, vielleicht gibt es ja diesmal verwertbare Spuren. Den Späth Anton ruf ich gleich noch an, der soll unbedingt auch kommen. Wir könnten ja Glück haben, oder? Die Adresse kennst? Gut. Dann bis gleich.«

Oberhauser sah zu Kurt: »Sag bloß, schon wieder ein Kind! Hört denn das nicht mehr auf? Und du sagst, der Bub lebt?«

»Ja, der Helmut hat angerufen. In seinem Lager hat der Bub gekauert, versteckt, aber er hat das Wimmern gehört, ihn gefunden, hinter Stahlmatten versteckt, und hat ihn mit ins Haus genommen. Der Bub jammert anscheinend auf tschechisch. Aber zum Glück kann der Helmut die Sprache, na ja, mehr oder weniger. Er hat aber nichts aus ihm rausbekommen. Ich hab gesagt, sie sollen ihn so lassen, wie er ist. Hast ja gehört, dass ihn die Hilde anschauen soll. Vielleicht kriegen wir diesmal eine Spur.«

»Und du glaubst, er gehört zu den beiden Kindern, die gefunden wurden?“

»Sicher bin ich nicht, nur hoffen tät ich es; dann hätten wir vielleicht endlich einen Anhaltspunkt. Jetzt ruf ich beim Anton an.«

Wieder tippte er eine Nummer ein, wartete kurz, dann: »Späth, Gerichtsmedizin, was gibt’s?« Wie immer klang es leicht polternd und etwas ungehalten, wer es denn wagen würde, zu stören. Der Anton war ein mürrischer Mensch, wenn es sich nicht um sein Lieblingsthema, die Politik, handelte. Da taute er auf und wurde redselig, wie kaum ein anderer und nicht immer zur Freude seiner Zuhörer.

»Anton, Servus, ich bin’s, da Kurt. Wir brauchen dich dringend in Hofdorf. Meine Hausleut haben einen kleinen Buben auf ihrem Grundstück gefunden, total durcheinander und wahrscheinlich auch verletzt. Jetzt nehme ich an, dass er zu den beiden anderen Kindern gehören könnte. Was? Nein, diesmal lebt das Kind. Das wär natürlich für uns ein saumäßiges Glück, wenn das zusammenhängen würde. Ich möchte, dass du ihn untersuchst; du hast die beiden toten Kinder untersucht, weißt um ihre Verletzungen und könntest sicher gleich sagen, ob da ein Zusammenhang besteht. Was? Ja, viel Arbeit haben wir auch. Aber deine Kundschaft läuft dir nicht weg. Bei uns ist das leider anders. Also Anton, ich verlass mich auf dich, bis gleich.«

»So!« Kurt warf das Handy achtlos in die Mittelkonsole, lehnte sich zurück und bedeckte mit beiden Händen sein Gesicht. Oberhauser hörte ihn leise stöhnen. »Kreuzkruzifix!«, rief Weinzierl plötzlich, die Fäuste auf die Schenkel schlagend, »hört denn diese Sauerei nimmer auf?«

»Und du meinst, dass das zusammenhängt? Die beiden anderen Kinder haben wir tot gefunden. Du denkst, wegen der Verbindung zu Tschechien könnten die Fälle zusammenhängen?«

»Die Kleidung der beiden toten Kinder war aus Tschechien; das sagt noch nicht allzu viel, aber wenn dieser Bub tschechisch spricht, kann man es doch wenigstens ins Kalkül ziehen, oder?«

»Ja, schon.« Oberhauser dachte an seine Enkel, Walter und Benjamin. Unvorstellbar, dass in seiner Familie so was passieren könnte. Er würde es nicht durchstehen. Nie würde er das aushalten. Mit so was könnte kein Mensch je fertig werden. Er dachte an die beiden kleinen Leichen, die gefunden worden waren, erst vor ein paar Wochen bzw. Monaten. Sie schätzten die aufgefundenen Kinder auf sieben bis acht Jahre; ein Bub und ein Mädchen. Erst das Mädchen im Altwasser an der Donau und dann den Buben auf dem Autobahnparkplatz bei Wörth. Beide Kinder waren eindeutig brutal sexuell missbraucht worden, betäubt und ausgeweidet. Er sah den kleinen Kerl vor sich, als wäre es erst gestern gewesen. Er lag hinter Büschen, uneinsehbar vom Parkplatz, war mit altem Papier und Unrat, wie er so auf Autobahnparkplätzen zu finden ist, bedeckt; war mit Hämatomen übersät; überall am kleinen Körper klebte vertrocknetes Blut. Und dann diese klaffenden Wunden. Man hatte dem Kind die Nieren entnommen, sich aber nicht mehr die Mühe gemacht, die Schnitte wieder zu schließen. Man hatte das Kerlchen einfach entsorgt. Oberhauser kämpfte auch jetzt mit der aufsteigenden Übelkeit, wie jedes Mal, wenn sich dieser Anblick in sein Bewusstsein drängte. Und nun der Bub bei den Reindls. Wer macht so was, wer bringt das fertig? Das Mädchen, das im Altwasser gefunden worden war, hatte er Gott sei Dank nicht sehen müssen. Er lag zu der Zeit mit Grippe im Bett und der Anblick war ihm erspart geblieben. Nur die Berichte aus der Gerichtsmedizin hatte er gesehen. Schrecklich genug. Keines der beiden tot aufgefundenen Kinder war als vermisst gemeldet worden. Das machte die Sache in seinen Augen noch um einiges entsetzlicher. Und unendlich traurig. Sie lagen begraben ohne Namen, kein Alter, keine Herkunft. Er wischte sich mit der Hand über die Augen.

Sie fuhren bei Wörth von der Autobahn. Beide schwiegen; sie dachten, was wohl in Hofdorf ihrer harren würde.

Hannelore Reindl erwartete sie bereits auf dem Firmenparkplatz; hin- und herlaufend, fuchtelnd, offensichtlich in Selbstgespräche verwickelt. Als beide aus dem Auto stiegen, rief sie: »Mei, da seids ja endlich. Oh, mein Gott, was hat man denn mit dem Buben gemacht? O mei, o mei!«

»Hannelore, reiß Dich jetzt bittschön zamm, du musst uns helfen. Besorg bitte ein frisches Gewand für den Buben, ist wurscht woher; aber halt den Mund, lüg irgendwas zusammen, für was du die Sachen brauchst. Es soll vorerst keiner was erfahren. Sein Zeug wird die Spurensicherung mitnehmen müssen. Ist der Helmut mit dem Buben in eurer Wohnung oder im Büro?«

Weinzierl wollte die Frau erst einmal aus dem Weg haben, sie war dermaßen durcheinander, dass es wenig hilfreich wäre, sie jetzt dabei zu haben. Zudem wurde die Kleidung für das Kind tatsächlich benötigt.

Sie sagte nur: »Ja, im Büro. Und jetzt besorg ich das Gwand für das Kind. Und dann koch ich uns einen Kaffee.« Weinzierl wusste, Kaffee war das Allheilmittel von Hannelore Reindl. Oft mit Kuchen. Sie eilte davon.