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Sagen sind mündlich überlieferte Erzählungen eines für wahr gehaltenen Kerns, deren Bedeutsamkeit in dem besonderen Zugang liegt, den sie zur Geschichte eröffnen. Meinrad Lienert hatte eine besondere Gabe, Sagen zu erzählen! Schaurig-schön sind seine Geschichten von Feen und feurigen Männern, von Geisterpferden in der Nacht und unterirdischen Kristallgewölben! Diese Klassiker hinterlassen beim Leser ein verzaubertes Lächeln oder sanftes Grausen - und eines ist gewiß: Wer dieses Buch gelesen hat, wird nicht mehr an der Schloßruine von Tegerfelden vorbeifahren, ohne an die alten Sagen zu denken ...
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Seitenzahl: 453
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Über den Autor
Meinrad Lienert (1865 in Einsiedeln - 1933 in Küsnacht) gilt als einer der Begründer der Schweizer Mundartdichtung. Ab 1884 studierte Lienert Jura – zunächst an der Universität Lausanne, dann in Heidelberg, München und in Zürich schloss er das Studium ab. Darauf arbeitete er als Notar und Redakteur in Einsiedeln. 1899 zog er nach Zürich, wo er für kurze Zeit die Redaktion der Zeitung »Die Limmat« leitete. Ab 1900 arbeitete er als freier Schriftsteller.
Schweizer Sagen und Heldengeschichten
Sagen sind mündlich überlieferte Erzählungen eines für wahr gehaltenen Kerns, deren Bedeutsamkeit in dem besonderen Zugang liegt, den sie zur Geschichte eröffnen. Meinrad Lienert hatte eine besondere Gabe, Sagen zu erzählen! Schaurig-schön sind seine Geschichten von Feen und feurigen Männern, von Geisterpferden in der Nacht und unterirdischen Kristallgewölben! Diese Klassiker hinterlassen beim Leser ein verzaubertes Lächeln oder sanftes Grausen – und eines ist gewiß: Wer dieses Buch gelesen hat, wird nicht mehr an der Schloßruine von Tegerfelden vorbeifahren, ohne an die alten Sagen zu denken ...
Meinrad Lienert
Schweizer Sagen und Heldengeschichten
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten
Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011
Neu gesetzte und überarbeitete Ausgabe für
Marix Verlag GmbH, Wiesbaden 2006
nach der 2. Auflage der Ausgabe Stuttgart und Olten, 1915
Covergestaltung: Thomas Jarzina, Köln
Bildnachweis: akg images, Berlin
eBook-Bearbeitung: Bercker Graphischer Betrieb GmbH & Co. KG, Kevelaer
Inhalt
Vorwort
Erster Abschnitt
Die Pfahlbauer
Die Helvetier und die Römer
Die Herkunft der Schwyzer
Das Drachenried
Drei Legenden
1. Sankt Fridolin
2. Die Raben des heiligen Meinrad
3. Das schlimme Krüglein
Der Friesenweg
Der Stier von Uri
Der listige Habsburger
Der Bundesschwur im Rütli
Der Schütze Tell
Die Befreiung der drei Länder
Zweiter Abschnitt
Die Schlacht am Morgarten
Der Alpsegen
Der überlistete Teufel
1. Die Teufelsbrücke in Uri
2. Der schlaue Peterli
3. Die St.-Jodern-Glocke
Der Fischer am Rheinfall
Der Stiefelreiter
Der Türst
Der versteinerte Ritter
Die Mordnacht von Luzern
Die Pilatussage
Der kühne Melker
Die edelmütigen Nidwaldner
Der Untergang von Schillingsdorf
Der starke Knecht
Der Schuß von Burgistein
Die Entstehung des Kuhreihens
Der Ritter von Lasarraz
Die güldene Kuhschelle
Der Schlangenbanner
Die klugen Dorfleute
Dritter Abschnitt
Arnold Winkelried
Vier Mariensagen
1. Maria Stein
2. Die singende Tanne
3. Der Nebel
4. Unsere Liebe Frau des Wanderers
Der getreue Standesläufer
Die durstigen Eidgenossen
Die tote Braut
Der Vogt auf Schwendi
Uli Rotach
Die verschneite Alp
Der Lehenzins
Das Gemskäslein
Das Panner von Zug
Die seltsamen Pferde
1. Das Nachtpferd Zawudschawu
2. Die drei Rosse
3. Das Schwedenroß
Das goldene Kegelspiel
Die gestörte Seligkeit
Johann Chaldar
Aus dem alten Zürichkrieg
Vierter Abschnitt
an der Birs
Schneiderlein
Das goldene Tor
Die weiße Gemse
Goldbethli und Harzbabi
Die Beute von Grandson
Der verschwundene Herzog
Geistermusik
1. Die Homburger Schloßmusik
2. Der Nachttanz am Schallberg
Die Feengrotte
Der Tag von Giornico
Der Richter von Bellenz
Aus dem Schwabenkrieg
1. Benedikt Fontana
2. Die Frau von Roseneck
3. Die standhaften Krieger
4. Das mutige Thurgauer Mägdlein
5. Die Versöhnung
6. Der einfältige Allgäuer
Das Kätzlein
Der Hexenmeister
Die feurigen Männer
Der Schatz zu Weingarten
Die listigen Wildleutchen
Fünfter Abschnitt
Die Schlacht bei Marignano
Das Venediger Männlein
Das Bergmännlein
Der Wiegengeist
Die Zwergenfrau
Der Sodbrunnen
Kriegsdiensten
Die drei Kreuze
Der kleine Schweinehirt
Fenetta, das Inselfräulein
Die fliegende Viper
Das Echo am Lauiberg
Versöhnliche Herzen
Die Schlüsseljungfraun
Die Kraftwurzel
Die goldenen Kohlen
Die drei Spinnerinnen
Der Gifibuzen
Das Leserkäpplein
Die Wasserfrauen in der Troglosen
Die vornehme Mailänderin
Die Nachtspinnerin
Vorwort
Der Schweizer Jugend, den Nachkommen jener starken Männer, die ihrer schönen Heimat bis auf den heutigen Tag die Freiheit zu sichern vermochten, widme ich diese Sagen und Heldengeschichten in erster Linie, dann aber auch der Jugend der ganzen Welt.
Ihr alle, ihr frischen Jungen und behenden Mädchen, werdet in diesem Buche der Fee begegnen, die euch mit Glaube, Hoffnung und Liebe begnadet: mit dem Glauben an den treuen Gott und an die Kraft des Mutes, mit der Hoffnung auf den Sieg des Guten und mit der Liebe zu eurem Volk und Vaterlande, heiße es, wie es wolle. Denn eines Helden Geschichte ist die Geschichte aller Helden, und aus den Sagen eines Volkes schauen die Traumaugen der ganzen Menschheit.
Ich gebe euch eine bunte Blumenlese aus dem Sagengarten der Schweiz, und ich tat auch noch ein kleines Märchensträußchen aus meiner engeren Heimat dazu, das ich aus Sagen oder Sagenkeimen im allzeit blühenden Gärtlein meiner Phantasie aufgehen ließ. Mögen sich eure Herzen, die Herzen aller Welt daran erfreuen. Ich trommle aber auch die alten Eidgenossen aus den Gräbern und lasse sie ihre wahrhaften Schlachten noch einmal vor euch durchkämpfen. Hört ihr’s? Da rücken sie schon mit schwerem Berglerschritt heran. Hört ihr ihren Schlachtgesang?
Wir sind von guter Schweizerart,
wohlauf zur heißen Welschlandfahrt,
das Horn von Uri gellt!
Komm her, du treue Hellebard!
Und bin ich nur ein Hirtenknab,
du bist mein starker Wanderstab,
du bringst mich durch die Welt.
Erster Abschnitt
Die Pfahlbauer
In nebelgrauen Vorzeiten, als noch fast die ganze Schweiz mit Urwäldern bedeckt war, hauste im Zürichgau ein uraltes Volk, das nur mit Fellen bekleidet war.
Aber jenes Volk wohnte nicht drin im Lande, da die unabsehbaren Wälder voll von wilden Tieren waren, es wohnte an den schönen blauen Seen, dem Zürichsee, dem Greifensee und dem Pfäffikonersee, die alle drei gar nahe, nur durch anmutige Höhenzüge getrennt, beisammen liegen.
Am Rande dieser blauen Wasser hatten die alten Volksstämme, dicht an den Ufern, ihre Hüttendörfer auf unzählige Pfähle, über denen ein fester Bretterboden lag, gebaut und eingezäunt. Dort fühlten sie sich sicher. Allmorgendlich weckte sie das Waldhorn ihres Wächters aus dem ruhigen Schlafe, in den die Wellen ihr Schlummerlied sangen.
Dann erhoben sich die Pfahlbauer. Vergnügt schauten sie über ihre blauen Seen nach den Schneebergen aus und bestiegen ihre Kähne, um zu fischen, oder wagten sich ans dunkle Land, um mit ihren bronzenen Schwertern, Dolchen und Äxten auf die Jagd zu gehen.
Die Knaben und Mägdlein spielten um die Hütten und machten »Fang mich!« und allerlei Kampfspiele, daß der Bretterboden ob dem Sand krachte und die Hütten zitterten. Wenn aber die Wellen gar hoch gingen und sie der wilde Alpenwind, der Föhn, hetzte, stürzten sich die Pfahlbaujungen und die wilden Mägdlein in die hochgehenden Wogen und schwammen und tollten darin herum wie Nixen, denn das Schwimmen war ihnen schier angeboren. Aber beim Zunachten wurden sie stiller. Sie setzten sich auf den Landesteg vor den Hütten, ließen die Beine ins Wasser hängen und warteten mit Bangen auf die Heimkehr ihrer Väter. Wie jauchzten sie auf, wenn diese sicher am Pfahlbaudorf landeten mit ihren unförmlichen Einbäumen, in denen die Jagdbeute lag! Dann, bald darnach, sahen sie die wilden greulichen Untiere aus der Tiefe des Urwaldes hervorbrechen und an den See kommen, in dem sie ihren Durst löschten. Riesenhafte Höhlenbären, Urochsen, Wisent und Elch und heulende Wölfe, alles wanderte dem Ufer zu.
Die Mägdlein schüttelten gruselnd ihre Schöpfe und Tierfellschürzchen. Die Knaben aber ließen wohl gar von ihren Eibenbogen einen Pfeil zu den Ungeheuern hinüberschnellen. Wenn die Kinder dann nachts in ihren schilfgedeckten Hütten lagen, ward es gar laut am Ufer. Der ganze Urwald schien aufzuheulen und zu brüllen. Dann freuten sich die Pfahlbaukinder ihrer sichern Hütten und dankten ihren heidnischen Göttern, die ihnen ein so sicheres Heim gegeben hatten.
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