Sehnsucht:Schwerelos - Ada Mea - E-Book

Sehnsucht:Schwerelos E-Book

Ada Mea

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Beschreibung

Nach der Geburt ihrer beiden Kinder hat Sarah ihre Karriere als Galeristin aufgegeben, um sich als Hausfrau und Mutter den häuslichen Pflichten zu widmen. Nach Jahren der liebevollen Aufopferung für ihre Familie, sieht sie sich plötzlich in dieser Rolle gefangen. Ihre Ehe mit Sam, einem erfolgreichen Geschäftsmann, scheint im Alltag festgefahren. Ein Leben außerhalb ihrer Familie existiert nicht mehr. Als Frau Anfang 40 fühlt sie sich nicht mehr begehrenswert und auch ihr Mann sieht in ihr nur noch die Mutter seiner Kinder. Sarah möchte sich wieder lebendig fühlen und etwas für ihren Körper tun. Sie beschließt mit Schwimmsport zu beginnen. Ein Entschluss, der ihr Leben für immer verändern wird. Im Schwimmbad lernt sie den jungen und attraktiven Studenten Roman kennen. Er ist ein Herzensbrecher mit Tiefgang und einem Hang zur Poesie. Anfangs widersetzt sich Sarah seinem hartnäckigen Werben, doch ihr Widerstand weicht schon bald Romans bezauberndem Charme. Zum ersten Mal seit vielen Jahren erwacht in ihr eine starke Frau voller Erotik und Leidenschaft. Mit Roman überschreitet Sarah ihre sexuellen Grenzen und erfährt eine Hingabe, wie sie es nie zuvor mit einem anderen Mann erlebt hat. Je länger die geheime Beziehung andauert, umso mehr verstrickt sich Sarah in ihr Doppelleben. Sie fühlt sich als Gefangene von zwei Welten, die sich niemals miteinander vereinen lassen. Aus der anfänglichen Affäre erwachsen immer stärkere Gefühle und eine Abhängigkeit, aus der es kein Entkommen gibt.

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SEHNSUCHT:SCHWERELOS

ADA MEA

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Roman

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Drei Monate später

Kapitel 33

Sam

Kapitel 34

Kapitel 35

Quellenangaben

Die Autorin

Die Loge des Verführers

Date Night

Ich widme dieses Buch

allen Müttern.

Ihr täglicher Job ist verdammt hart.

Und sie verdienen dafür Anerkennung.

1

Ich hatte nie eine besondere Leidenschaft für Wasser gehegt und ich hasste schwimmen. Ich hielt mich oft im städtischen Schwimmbad auf, aber das nur wegen meiner beiden Kinder, die richtige Wasserratten waren und den Besuch im Hallenbad liebten. Für mich selbst funktionierten Wasser und schwimmen einfach nicht. Dementsprechend unmotiviert stand ich am Beckenrand und versuchte meinen inneren Schweinehund zu überreden, über die Leiter in das kühle Nass hinabzusteigen. Skeptisch musterte ich die drei Gestalten, die bereits im Sportbecken ihre Bahnen zogen. Allesamt Rentner. Das deprimierte mich. Waren Hausfrauen und Rentner die einzigen Menschen, die vormittags ein Hallenbad aufsuchten? Mein Blick fiel auf die große Uhr, die über der Glaskabine des Bademeisters hing. Kurz nach zehn Uhr vormittags. Was hatte ich erwartet? Vorsichtig streckte ich einen Fuß ins Wasser. Kalt. Nass.

Ich seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Badeanzug spannte über meinem Busen. Ich hatte ihn in Größe 38 gekauft. Meine Eitelkeit – oder das, was nach der Geburt von zwei Kindern noch davon übrig war – ließ nicht zu, dass ich Kleidungsstücke eine Nummer größer als 38 erstand. Ich empfand es als belastend genug, dass sich die 4 vor mein Alter geschlichen hatte, sie musste nicht auch noch bei meiner Kleidergröße ein Mitspracherecht einfordern. Die Entscheidung, wie ich mich kleiden wollte, konnte ich treffen. Ich allein. Beim Alter blieb mir keine Wahl.

Die Spuren der Zeit, sie waren unerbittlich.

Ich wurde nicht gern alt.

Geburtstage waren mir seit meinem Dreißigsten ein Gräuel. In den letzten Monaten hatte ich zusätzlich zu den Midlife-Crisis-Themen, die ich mit mir selbst ausmachte, sechs Kilo zugenommen, die ich nicht mehr loswurde. Mein ramponierter Rücken und die Schmerzen im Knie hatten mich gezwungen mit dem Joggen aufzuhören. Kaum hatte ich die täglichen Laufrunden eingestellt, setzte sich das Fett an meinem Bauch und den Oberschenkeln ab. Als hätten die gemeinen Pölsterchen nur darauf gewartet, dass ich eine Minute lang nachlässig wurde. Meine Orthopädin hatte sich mein Gejammer über die zusätzlichen Kilos mit einem milden Lächeln angehört und mir zu Schwimmsport geraten.

»Schwimmen?«, hatte ich konsterniert gefragt und dabei die Augen weit aufgerissen. »Gibt es keine Alternative?«

»Ihre Bandscheiben werden Ihnen das Gefühl der Schwerelosigkeit danken«, hatte sie lächelnd geantwortet.

»Das Gefühl der Schwerelosigkeit? Klingt verlockend«, hatte ich erwidert.

»Lassen Sie sich darauf ein, Frau Bremer. Sie werden es nicht bereuen. Schon nach wenigen Schwimmeinheiten werden Sie sich wie neugeboren fühlen.«

Sie konnte nicht wissen, wie recht sie damit behalten sollte. Niemand konnte das wissen.

Ich sah ein, dass Verzögerungstaktiken am Schwimmbeckenrand mich nicht weiterbrachten. Tief einatmend griff ich nach den Metallstangen der Leiter und stieg zögerlich – Sprosse für Sprosse – in das kalte Wasser hinein. Mein Atem verschloss sich, während mein Gehirn haltlos mit dem Zusammenziehen meiner Haut beschäftigt war, als das kühle Nass auf meine Poren traf. Ich japste und schwamm tapfer zur dritten Bahn hinüber, dann stieß ich mich vom Beckenrand ab und legte los. Brustschwimmen. An eine andere Stilrichtung hatte ich mich noch nie herangewagt und es würde auch nicht zwingend notwendig sein. Ich schwamm vor mich hin. Seltsamerweise ohne einen greifbaren Gedanken. Nach zwanzig Minuten war mir nicht mehr kalt, sondern angenehm warm.

Frau Dr. Brunner hatte wahrlich nicht zu viel versprochen. Ließ der Druck auf die Bandscheiben erst einmal nach, stellte sich ein fantastisches Gefühl von Schwerelosigkeit ein. Schwimmen war ein Sport, aber er spürte sich nicht als Kraftakt an. Beeindruckend. Als meine Arme müde wurden, legte ich eine Pause ein. Ich stützte meine Ellbogen auf dem Plastikgitter des Beckenrandes ab und blickte dem Wasser nach, das gurgelnd in die Tiefe stürzte.

Ich fühlte mich leicht. Und frei. Als ich den Blick anhob, sah ich ihn zum ersten Mal. Ich hatte mich später oft gefragt, wie dieser Moment gewesen war, als ich ihn das erste Mal erblickt hatte. Immer wieder hatte ich versucht diese wenigen Sekunden heraufzubeschwören. Ich wollte ihnen eine Sinngewalt aufhalsen, die sie gar nicht innehatten. Denn als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich nur, dass ich eine Gruppe Menschen vergessen hatte, die sich vormittags in Hallenbäder verirren konnte. Hausfrauen, Rentner und ... Studenten.

Interessiert beobachtete ich den jungen Mann, der mit lässigen Schritten auf einen der weißen Plastikstühle zuging und seine Sporttasche schwungvoll darauf warf. Er war groß und muskulös und seine Haut war so haarlos, dass er dem Klischee eines typischen Schwimmprofis entsprach. Fasziniert betrachtete ich seine gestählten Beine, seinen festen Hintern, der in einer engen Badehose steckte und seine wunderbar starken Arme, die er, um sich aufzuwärmen, mehrmals im Kreis drehte. Ich ließ mich ein wenig tiefer sinken, bis mein Mund das Wasser berührte. Verstohlen lugte ich zu ihm hinüber. Du meine Güte, was war los mit mir? Glotzte ich nun schon den jungen Burschen hinterher? War ich so tief gesunken? Aber was immer ich auch versuchte, ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden.

Er war so verdammt ... nun ja ... sexy. Knackig, sportlich und jung. Eine stille Sehnsucht erfasste mein Herz. Mit scharfen Krallen schlug sie eine Schneise in die satte Ordnung meines Lebens.

Einmal noch 20 sein, schoss mir durch den Kopf. Einmal noch jung sein und von so einem umwerfenden Jungen verführt werden.

Die Schwere meiner aufsteigenden Frustration ließ meinen Hals eng werden. Die Beklemmung schwappte wie eine Welle über mich hinüber. Ich hätte ihr ausweichen können, aber es erschien mir leichter in dem vertrauten Gefühl des Selbstmitleids zu baden. Seit meinem 40. Geburtstag suhlte ich mich lieber in der Hoffnungslosigkeit, anstatt mich auf das zu konzentrieren, was mir vom Leben geschenkt worden war.

Der hübsche Schwimmer beendete seine Muskelauflockerungen und ging auf den Startblock zu. Er stieg hinauf und hielt einen Moment inne, um die kleine Schwimmbrille über seine Augen zu ziehen. Sein mächtiger Bizeps spannte, seine Bauchmuskeln wurden steinhart, er ging leicht in die Knie und stieß sich kraftvoll ab. Aufspritzend tauchte er ein. Ich trieb unschlüssig im Wasser herum, strampelte mit den Beinen, um nicht auszukühlen und sah ihm dabei zu, wie er kraulend seine Bahnen zog. Er strahlte eine maskuline Kraft aus, eine elegante Geschwindigkeit. Es gab nichts, das ihn stoppen konnte. Nach einigen Minuten, in denen ich jede seiner Bewegungen verfolgt hatte, verließ ich das Becken, trocknete mich ab und ging in die Kantine hinüber. Ich bestellte einen Milchkaffee und ein großes Glas Wasser. Meine Gedanken wurden immer schwermütiger, also versuchte ich mich auf Organisatorisches zu konzentrieren. Es war elf Uhr. In zwei Stunden würde ich meine Kinder vom Kindergarten abholen. Welcher Tag war heute? Mittwoch.

Das hieß, meine Große, Linda, hatte um 15 Uhr Reitunterricht. Ich würde sie am Reiterhof abliefern und in dem Zeitfenster, das sich dann ergab, Lennox schnappen und mit ihm zum Einkaufen fahren. Klopapier, Feuchttücher und Zahnpasta waren uns ausgegangen und Lennox brauchte dringend neue Gummistiefel für den Kindergarten. Sollte ich die Schuhe heute besorgen? War das alles in einer Stunde zu schaffen? Lebensmittel und Schuhgeschäft? Eventuell müsste ich die Reitlehrerin bitten, meine Tochter noch ein wenig zu beschäftigen, bis ich all meine Besorgungen erledigt hatte. Seufzend kämmte ich mit allen zehn Fingern durch meine nassen Haare. Einst hatten sie mir bis zur Hüfte gereicht und ich hatte mir geschworen die braune Pracht niemals abzuschneiden, aber spätestens nach zwei Kindern fielen die Haare der Zweckmäßigkeit zum Opfer. Jetzt reichten sie mir nur mehr bis zur Schulter. Ich erhob mich schwermütig. Es war noch so viel zu tun. Wenn ich die Einkäufe schon am Vormittag erledigte, dann blieb mir mehr Zeit, um mit Lennox Schuhe auszuwählen.

Alles in mir sträubte sich gegen diese vernünftigen Überlegungen. Die Vormittage waren mir heilig. Sie waren meine stillen Oasen. Ich wollte diese wenigen Stunden so ungern mit einkaufen verschwenden. Seit ich vor zwei Jahren einen Zusammenbruch erlitten und mir meine Hausärztin eine Erschöpfungsdepression diagnostiziert hatte, versuchte ich an den Vormittagen, an denen Sam und die Kinder außer Haus waren, kürzer zu treten und mehr auf meine Bedürfnisse zu achten. Aber wenn ich alles unter einen Hut bringen wollte, dann musste es wohl oder übel sein, von meiner Regel eine Ausnahme zu machen. Mein Sohn war nicht gerade ein geduldiger Begleiter. Das machte die Stunde im Supermarkt zu keinem Vergnügen. Ich trat an die Theke und hielt nach der Bedienung Ausschau. Da ich der einzige Gast gewesen war, hatte sich die freundliche Dame in die Küche zurückgezogen, aus der ein lautes Klappern und Rumoren drang. Ich wartete. Die Minuten verstrichen und ich wurde immer ungeduldiger. Nervös trommelte ich mit den Fingernägeln auf den Tresen und fixierte die Uhr. Die Beklemmung in mir wuchs. Da war er wieder, dieser jämmerliche, mich von innen auffressende Zeitstress, der in meinen Jahren als Mutter zu meinem ständigen Begleiter geworden war. Wenn ich nur ein wenig mehr Mumm in den Knochen gehabt hätte, dann hätte ich laut nach der Bedienung gerufen, wäre dreist in die Küche gestapft oder hätte die paar Münzen achtlos auf den Tresen geknallt. Aber Zurückhaltung war seit jeher eine meiner charakterlichen Eigenschaften gewesen. Jemand näherte sich mir von hinten und lehnte sich neben mir über den Tresen. Mein Herz stolperte, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Es war der gutaussehende Schwimmer. Er hatte ein Handtuch um seine Schultern geschlungen und seine nassen Haare wurden von der hochgeschobenen Schwimmbrille nach hinten gedrückt. Er tropfte die braunen Fliesen mit seiner Badehose nass.

»Na«, meinte er lächelnd. »Ist die liebe Gerti schon wieder zu beschäftigt, um sich um ihre Kundschaft zu kümmern?«

»Sieht so aus«, murmelte ich und warf ihm einen zögerlichen Seitenblick zu. Mein Puls setzte für ein paar Schläge aus. Ich verlor mich in seinen strahlend blauen Augen und dem schönsten Lächeln, das ich je an einem Mann gesehen hatte. Seine Zähne waren ebenmäßig und weiß, seine Lippen weich und voll. Die Zeit schien stillzustehen. Er forschte neugierig in meinem Gesicht.

»Hey Bedienung! Wird‘s bald!«, brüllte er plötzlich unfreundlich.

Ich zuckte überrascht zusammen. Meine Augen hefteten sich pikiert auf ihn. Was waren das bitte für Umgangsformen?

»Keine Sorge, ich kenne Gerti persönlich«, sagte er mit einem schelmischen Grinsen, als er meinen fassungslosen Blick auffing. »Das war nur als Scherz gedacht.«

In der Küche dudelte laute Radiomusik. Das war mir vor wenigen Minuten noch nicht aufgefallen. Von Gerti fehlte jede Spur.

»Tja, das wird dauern. Die raucht eine am Hintereingang«, sagte er schulterzuckend. »Haben Sie es eilig? Dann gehe ich sie holen.«

Ich winkte hektisch ab. »Nein, nein. Schon okay. Nur keine Umstände, bitte.«

Sein eisblauer Blick streifte interessiert meinen Körper. Er musterte mich vom Kopf bis zu den Zehenspitzen hinunter. Ich zog unbewusst meinen Bauch ein und versuchte das heillose Flattern in meinem Magen zu ignorieren, das bei seiner unverblümten Musterung über mich hereingebrochen war. Mein Atem stockte. Irritiert rang ich mir ein Lächeln ab und zwirbelte verlegen an einer meiner nassen Haarsträhnen. Und dann ereilte mich das Entsetzen über die Erkenntnis, dass er mich gesiezt hatte. Der Altersunterschied war ihm also nicht entgangen. Sollte ich ihn nun ebenso siezen? Oder ihn duzen?

»Ich habe Sie beobachtet«, sagte er unvermittelt.

»Beobachtet? Aber wieso denn?«

»Sie stehen schon eine Weile hier und warten. Ich war gespannt, wie Sie darauf reagieren werden, dass so schnell niemand auftauchen wird. Jeder Mensch reagiert anders. Ich war neugierig, was Sie machen werden, wie Sie diese Situation lösen.«

Ich räusperte mich. »Nun ... also ... wie immer habe ich gar nichts gemacht, wie unschwer zu erkennen war.«

Meine Stimme wurde mit jeder Silbe leiser und leiser. Mit dieser reichlich misslungenen Satzkonstruktion hatte ich es wenigstens vermieden ihn direkt anzusprechen. Ich grübelte immer noch über das Du und Sie nach.

»Sie sind also eher der passive Typ?«, fragte er schmunzelnd.

Mir wurden die Knie weich. Es gefiel mir nicht, dass er mich als passiv bezeichnete. »Eher der unaufdringliche und verständnisvolle Typ«, entgegnete ich so würdevoll wie möglich.

Er spielte mit seinen Fingern, die am Tresen lagen. Er hatte tolle Hände, wie mir auffiel. Langgliedrig und gepflegt.

»Sie fühlen sich vom Wort passiv angegriffen. Wieso?«, fragte er. »Ich habe das nicht negativ gemeint. Ich fühle mich von passiven Frauen angezogen.«

Seine Augen suchten die meinen. Mir war als würde der Boden unter meinen Füßen einbrechen. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, zuerst ein zaghaftes, aber es wurde immer breiter, je länger er schwieg und mich musterte. Meine Gedanken flirrten wie ein Schwarm Schmetterlinge um mich herum. Er fühlte sich von passiven Frauen angezogen? Flirtete er etwa mit mir?

»Sie haben ein umwerfendes Lächeln«, sagte er und erwiderte es herzlich. »Freut Sie das? Dass ich unaufdringliche Frauen wunderbar finde?«

Ich ließ seine Frage unbeantwortet. Er trat näher. Ich konnte sehen, dass er ein kleines Muttermal an der Oberlippe hatte. Es war kaum zu erkennen, versteckte sich frech in seinem rechten Mundwinkel. Ich lächelte zu ihm hoch, von seiner Ausstrahlung völlig in den Bann gezogen.

»Ihre Sprachlosigkeit reizt mich dazu, Ihnen Antworten zu entlocken«, sagte er.

Fasziniert ließ ich seine Worte auf mich wirken. Er hatte eine seltsam abgehobene Art zu sprechen, die mich begeisterte. Noch nie hatte ich einen jungen Menschen getroffen, der so antiquiert sprach. Vielleicht war er tatsächlich älter, als er aussah. Er musste auf die Dreißig zugehen.

»Warum?«, fragte ich. Nur dieses eine Wort.

»Weil eine Sinnlichkeit von Ihnen ausgeht, die erst auf den zweiten Blick zu bemerken ist. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, stille Wasser sind tief.«

Seine Stimme hatte einen rauen Unterton bekommen.

Er sprach das tief so lang gezogen aus, dass ich ahnte, auf welche Tiefe er anspielte. Ich spürte, wie mir heiß wurde. Hilfesuchend blickte ich über die Schulter und zur Küchentür, aber die rauchende Gerti genoss ganz offensichtlich ihre ausgedehnte Zigarettenpause.

»Ich sollte jetzt ... wirklich bezahlen und dann ... gehen«, stotterte ich.

Er trat einen Schritt zurück und hob entschuldigend die Hände. »Natürlich. Ich bin gleich wieder zurück.«

Mit einer Selbstverständlichkeit, die mich nicht im Mindesten überraschte, ging er am Tresen entlang, öffnete die niedrige Schwingtür und verschwand in der Küche. Ich betrachtete kopfschüttelnd die Wasserspur, die er hinter sich herzog. Er kam mit der Bedienung wieder zurück. Gerti lächelte mich, um Verzeihung bittend, an.

»Tut mir leid, dass ich Sie hab warten lassen.«

Ihr Atem stank nach Zigarettenrauch. Schnell bezahlte ich meine Getränke und gab ihr ein großzügiges Trinkgeld. Es konnte nicht schaden einer von Gertis Lieblingskunden zu werden. Sie wandte sich an den jungen Mann.

»Und, Roman, was darf’s für dich sein? Das Übliche? Apfelschorle?«

Er grinste. »Höchstallerliebste Gerti. Scharfsinnigkeit scheint eine deiner Stärken zu sein. Ich bestelle seit exakt zwei Jahren kein anderes Getränk als Apfelschorle.«

Sie gab ihm einen verspielten Klaps auf den Arm und drehte sich zum Zapfhahn um. Ich zupfte am Reißverschluss meiner Brieftasche und wartete. Ja, worauf eigentlich?

»Leisten Sie mir noch eine Weile Gesellschaft?« Er deutete auf die grünen Stühle.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss los.«

Er lächelte wieder, doch diesmal sah es richtig verführerisch aus. Mein Gott, dieser Junge wusste wirklich, dass er umwerfend aussah. Sein Selbstbewusstsein stieß mich ab und gleichzeitig fühlte ich eine heimliche Bewunderung für die Kraft, die dahinterstand.

»Tschüss«, sagte ich so locker wie möglich.

Er griff nach dem vollen Glas und führte es an seinen Mund. Nach einem großen Schluck sagte er: »Sehen Sie, noch ein berauschender Aspekt der Passivität. Schwer zu erobern. Ohne Strategie kein Erfolg. Mein Jagdinstinkt ist so was von geweckt.«

Wie bitte? Sein Jagdinstinkt war geweckt? Ich erschauerte wohlig. Dann hob ich meine rechte Hand und wackelte mit den Fingern, damit er meinen Ehering sehen konnte.

Er zuckte mit den Schultern. »Der Ring war das Erste, das ich an Ihnen bemerkt hatte«, sagte er. »Aber was bedeutet er schon? Ein vom Staat abgesegneter Eid kann vieles sein, aber eine Grenze ist er nicht.«

Irritiert zog ich die Stirn kraus, hauchte ein weiteres »Tschüss« in seine Richtung und beeilte mich zur Garderobe. Ich drehte mich nicht nach ihm um.

2

Als ich die Tür zu Lennox’ Kinderzimmer schloss und mich schwer atmend dagegen lehnte, war mir wieder einmal, als hätte mich der Tag mit Haut und Haaren verschluckt, um mich am Abend, wenn die Kinder endlich schliefen, halb verdaut wieder auszuspucken. Ein ekeliges Bild, aber es beschrieb perfekt, wie ich mich fühlte. Der Nachmittag war anstrengend gewesen. Ich hatte den Einkauf erledigt, war nach Hause gefahren, hatte alles weggeräumt, meine Kinder vom Kindergarten abgeholt, Lindas Wunde am Knie verarztet, einen himalajischen Wäscheberg gefaltet und mir eine halbe Stunde Lennox’ Geschrei angehört, der – vollkommen übermüdet – keinen Mittagsschlaf halten wollte. Danach hatte ich meine Tochter zum Reitunterricht gefahren, mit Lennox Gummistiefel eingekauft, die Pakete zur Post getragen und Sams Anzüge aus der Reinigung geholt. Leider war meinem Sohn, der neuerdings keine Windeln mehr trug, bei der Heimfahrt ein kleines Missgeschick passiert. Während ich den protestierenden Zwerg abgeduscht und umgezogen hatte, war Linda mein Smartphone auf die Fliesen gefallen und das Display hatte sich verabschiedet. Noch mehr Tränen, noch mehr Geschrei, noch mehr tröstende Worte. In Windeseile hatte ich ein Abendessen gekocht, die Kinder eine Million Mal zu Tisch gebeten, Linda nach dem Essen in die Badewanne verfrachtet, nebenbei die herumliegenden Spielsachen aufgeräumt und den Autokindersitz abgezogen. Nach zwei Geschichten über den frechen Kater Felix war Linda eingeschlafen. Bei Lennox hatte das Prozedere ein wenig länger gedauert. Er liebte es, wenn ich ihn in den Schlaf sang. Mit letzter Kraft hatte ich die vertraute Palette aller Schlaflieder, die ich kannte, gesungen und meinem Sohn so lange über das blonde Haar gestreichelt, bis er eingeschlafen war.

Unbeschreiblich friedlich, das waren diese wenigen Minuten, wenn ich im Obergeschoss war und die Kinder im Land der Träume. Ich liebte meine Kinder aufrichtig. Ja, ich liebte sie abgöttisch, aber was ich nicht liebte, war der große Raum, den sie beanspruchten, und in dem ich mich in regelmäßigen Abständen immer wieder und wieder verlor. Ich schleppte mich ins Schlafzimmer und legte mich für eine Weile auf das große Doppelbett. Seufzend schloss ich die Augen und dachte an mein Erlebnis im Schwimmbad. Ich dachte an Roman.

Überraschenderweise bekam ich beim Schwelgen in dieser Erinnerung wahnsinnige Lust auf Sex. Roman hatte einen Funken in mir entfacht, den ich längst erloschen geglaubt hatte. Wie lange hatten Sam und ich nicht mehr miteinander geschlafen? Ich konnte mich nicht mehr an unser letztes Mal erinnern. Doch. Es war zu Ostern gewesen, als wir seine Eltern im Saarland besucht hatten. Wie lange war das her? Sechs Monate. Hm.

Ich hörte Sams Wagen in die Einfahrt rollen und das Rattern des Garagentors. Meine kleine Ruhepause neigte sich ihrem Ende zu. Ich beeilte mich in die Küche hinunter und schöpfte Gemüseeintopf in einen Teller. Sam kam mit seinen Straßenschuhen und im schwarzen Anzug bis zum Esstisch gestapft. Ich hatte ihm schon so oft erklärt, dass ich es respektlos fand, wenn er mit den schmutzigen Schuhen über den sauberen Boden ging, aber er redete sich darauf heraus, dass er mich so rasch wie möglich begrüßen wollte. Auch jetzt drückte er mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und murmelte ein lächelndes »Hallo«. Während er im Schrankraum verschwand und dort in seinen Jogginganzug schlüpfte, räumte ich die Spülmaschine aus und fütterte die Katzen. Sam ließ sich auf den Stuhl fallen und begann zu essen. Er sah erschöpft aus.

»Anstrengenden Tag gehabt?«, fragte ich, trat zur Spüle und begann die Brotzeitboxen der Kinder auszuspülen.

»Kannst du vielleicht einen Augenblick aufhören in der Küche zu hantieren und dich in aller Ruhe zu mir setzen?«, fragte er genervt.

Ich wirbelte zu ihm herum. Es verletzte mich, dass er so unfreundlich gewesen war. Aber anstatt zornig zu werden, stiegen mir Tränen in die Augen. Sams Blick wurde weicher.

»Was ist denn los? Komm schon. Setz dich zu mir.«

Ich ließ mich ihm gegenüber auf die Sitzbank fallen. »Ich weiß auch nicht«, murmelte ich und blickte auf meine Hände.

»Die Kinder waren heute ... so ... schwierig. Ich hab schlecht geschlafen. Lennox war gestern Nacht drei Mal wach, ein Wachstumsschub. Ich bin schlicht und einfach erledigt.«

Sam schaufelte schweigend den Eintopf in sich hinein. Als er fertig war, schob er den Teller beiseite und erhob sich. Ich starrte darauf. Hatte er in den zehn Jahren, die wir nun schon verheiratet waren, jemals sein benutztes Geschirr in die Spülmaschine geräumt? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Wenn ich jedoch die Sprache darauf brachte und das hatte ich schon des Öfteren getan, dann hieß es von seiner Seite immer: »Sarah, wir hatten eine Abmachung. Ich geh arbeiten, du managst Haus und Kinder.«

Diese Abmachung hatten wir vor sechs Jahren tatsächlich getroffen. Das stimmte. Aber Sam vergaß, dass in meinem Job als Hausfrau und Mutter viele Dinge einfach gestorben waren. Begriffe wie Feierabend, Wochenende und Urlaub existierten nicht mehr. Die Arbeit einer Mutter endete nie.

»Lass uns ins Wohnzimmer gehen und darüber reden, was dich beschäftigt«, sagte Sam.

»Da gibt‘s nichts zu reden«, wehrte ich ab.

»Du wirkst in letzter Zeit schon wieder so gestresst und ich möchte verhindern, dass du wieder in einen Burn-out schlitterst, so wie das vor zwei Jahren passiert ist.«

Dann räum doch mal dein dreckiges Geschirr in die Spülmaschine, dachte ich, sprach es jedoch nicht laut aus. Ich war der endlosen Diskussionen müde geworden. Sie raubten mir Energie und führten am Ende zu keinem sichtbaren Ergebnis.

»Können wir einfach nur fernsehen?«, fragte ich schwach. »Ich glaube, das entspannt mich heute.«

Sam musterte mich kritisch. Schließlich gab er nach. Er war ein gutmütiger Mann, der Konflikten lieber aus dem Weg ging. Manchmal fehlte mir das Feuer, das ein Partner mit mehr Temperament versprüht hätte. Aber Sam war okay, so wie er war und ich liebte ihn. Auch jetzt, nachdem wir einen Film gefunden hatten, den wir ansehen wollten, demonstrierte er mir seine Fürsorglichkeit, indem er auf die Kuscheldecke und auf seine Armbeuge zeigte. »Komm her, du kleine Zicke«, sagte er.

Ich erwiderte sein Lächeln und schmiegte mich an ihn. Er schlug die weiche Decke, auf der 101 Dalmatiner abgebildet waren, über unsere Beine und startete den Film. Ich konnte mich kaum auf die Handlung konzentrieren. Eine innere Rastlosigkeit wühlte in meiner Seele und trat längst verschlossene Türen auf, aus denen das Begehren wie haltloses Leben in die Freiheit strömte.

Als Sam und ich wenig später nebeneinander im Bett lagen, war meine Müdigkeit wie weggeblasen. Ich robbte zu ihm hinüber und drückte mich an seinen Körper. Meine Hand ließ ich in seinen Schritt wandern.

»Nicht«, murmelte er träge. »Ich bin zu müde. Wirklich. Da geht gar nichts mehr. Tut mir leid, Schatz.«

Die Enttäuschung begrub mich. Ich versuchte ihn umzustimmen, indem ich meine Finger sanft über seinen Penis gleiten ließ, aber Sam griff entschlossen nach meiner Hand, drückte einen Kuss auf die Innenfläche und rollte sich zur Seite. Ich starrte auf seinen Rücken, dann auf die Ziffern des Radioweckers. Gerade mal halb elf. Wenig später verrieten mir seine tiefen Atemzüge, dass er eingeschlafen war. Ich lag auf dem Rücken und kämpfte gegen meine Sehnsucht an, die so gewaltig, so maßlos, so alles verzehrend war, dass ich mich nicht mehr mäßigen konnte. Still und leise begann ich zu masturbieren. Ich lauschte auf Sams Atemzüge und versuchte meine zu unterdrücken. Wenn er in Wahrheit nicht schlief, sondern nur so tat als ob, dann war dieser Moment erniedrigender als alles, was ich je erlebt hatte. Aber aufzuhören schien mir unmöglich. Ich war so aufgeraut, so angestaut. Während ich also meinen Kitzler rieb wie eine Besessene, visualisierte ich Romans Körper, sein schönes Gesicht, seine sinnlichen Lippen. Eine Minute später kam es mir ... heftig und doch blieb ich stumm und atemlos. Mein Herz wummerte. Meine Haut glühte. Mein Becken summte und vibrierte. Oh Gott, das war das Ende. Wie hatte es nur so weit kommen können? Ich fingerte mich neben meinem schlafenden Ehemann. War das nicht völlig absurd und absolut deprimierend? Kafka hatte es vor allen anderen erkannt. Es gab eine Scham, die einen am Ende überlebte.

3

Am nächsten Tag fuhr ich wieder ins Schwimmbad. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen nur zwei Mal in der Woche schwimmen zu gehen, aber meine Neugier auf Roman war viel zu groß. Selbstverständlich verleugnete ich vor mir selbst, dass er mein Antrieb geworden war. Ich versuchte mir einzureden, dass die wohltuende Schwerelosigkeit des Wassers und der Kampf gegen meine überflüssigen Kilo der Grund für meinen neuerlichen Besuch im Hallenbad war.

Als ich am Sportbecken ankam, war es halb zehn. Diesmal waren eine Schulklasse samt Schwimmlehrer und zwei Rentner anwesend. Mutig wagte ich mich in die kalten Fluten hinein. Ich schwamm vierzig Minuten und verrenkte mir dabei fast den Hals, weil ich angestrengt den Eingang der Herrengarderobe fixierte. Nach meinem Sport-Marathon schleppte ich mich zur Kantine, plauderte freundlich mit Gerti, trank einen Kaffee und versuchte die Schwere meiner Enttäuschung zu ignorieren. Er war nicht hier. Gegen elf Uhr gab ich die Hoffnung auf, doch noch einen Blick auf ihn erhaschen zu können. Ich huschte unter die Dusche, wusch mein Haar und machte mich auf den Weg zu den Garderoben. Ich hörte ihn, bevor ich ihn sah. Er telefonierte. Ich erstarrte mitten in der Bewegung und lauschte mit angehaltenem Atem.

»Warum nicht«, sagte er mit einem leicht genervten Unterton in der Stimme. »Treffen wir uns heute Abend im Schopenhauer. Ich steh hier in der Umkleide und hab kaum Empfang. Ich versteh nicht, warum wir uns ausgerechnet in meiner Wohnung treffen sollten. Du weißt, ich nehme niemanden mit zu mir.« Stille. »Nein, keine Ausnahme. Um acht im Schopenhauer. Von mir aus, aber ich werde meine Meinung nicht revidieren.«

Er fluchte leise und ich hörte ihn den Umkleideschrank zuknallen. Wenn er jetzt in Richtung der Herrenduschen ging, würde er an meinem Gang vorbeikommen. Schnell öffnete ich meinen Spind und steckte meinen Kopf hinein. Ich tat so, als würde ich in meiner Handtasche kramen. Nach einer Minute gab ich meine verkrampfte Haltung wieder auf. Er musste längst an mir vorübergegangen sein. War er aber nicht. Er lehnte an einem der Spinde und beobachtete mich mit verschränkten Armen. Seine Sporttasche stand zu seinen Füßen und er trug nur seine schwarze Badehose.

»Dachte ich mir doch, dass Sie das sind«, sagte er mit einem schiefen Grinsen.

Ich konnte nicht verhindern, dass meine Wangen an Hitze gewannen. »Oh, hallooo«, säuselte ich im Bemühen verführerisch zu klingen.

Sein Blick wanderte zu meinen Brüsten und er schmunzelte. Ich sah an mir hinunter. Mein Handtuch war verrutscht und meine Nippel guckten frech über den Rand. Hastig zog ich es nach oben und stopfte die Enden ineinander.

»Werde ich Sie nun jeden Tag hier antreffen?«, fragte er.

»Am Beginn eines neuen Projektes bin ich immer mächtig motiviert«, erwiderte ich.

Bescheuert, dachte ich in derselben Sekunde. Dieser Satz war grenzenlos bescheuert gewesen. Ein neues Projekt?

»Na, ich bin nicht gerade unglücklich darüber«, erwiderte er. »Sie jeden Tag hier anzutreffen, lässt mein tägliches Training weniger monoton erscheinen.«

Ich schwieg, während sich mein Herz verselbständigte und zu ihm hinüberhüpfte.

»Gehen Sie mit mir einen Kaffee trinken?«, fragte er geradeheraus. »Ich hole Gerti aus ihrer Raucherecke, dann dauert es auch nicht lange.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab leider keine Zeit«, nuschelte ich und drehte mich zu meinem Spind um.

»Eine viel beschäftigte Frau«, murmelte er. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«

Rasch warf ich einen Blick über meine Schulter zurück und registrierte überrascht, dass er anstatt zu den Duschen zu gehen, näher an mich herangetreten war.

»Eines noch«, raunte er mir zu. »Sie haben wirklich schöne Brüste.«

Bevor ich mich für das Kompliment bedanken konnte, war er verschwunden. Ich starrte auf den leeren Fleck, auf dem er eben noch gestanden hatte. Leise Schauer liefen über meine Haut. Ich schnappte meine Kleidung und sperrte mich in eine der Umkleidekabinen ein. Nackt stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mich kritisch.

Wie konnte er meine Brüste schön finden? Zwei Stillkinder und das fortschreitende Alter hatten ihre Spuren hinterlassen. Einst war mein großer, praller Busen mein ganzer Stolz gewesen. Jetzt zerrte die Schwerkraft an meiner Weiblichkeit und an meinem Ego.

Ich verließ das Hallenbad, seltsam beschwingt und voller Tatendrang. Meine gute Stimmung hielt den ganzen Nachmittag über an. Ich fuhr mit meinen Kindern auf einen Spielplatz und ging mit ihnen im Park spazieren. Wir fütterten Enten, spielten Fangen und Verstecken und genehmigten uns – sehr zur Freude der Kleinen – eine große Pizza in Tonis Laden. Die ganze Zeit über musste ich selig lächeln und nichts konnte meine heitere Gelassenheit trüben. Ich schrieb meiner besten Freundin Katrin eine SMS, ob sie nicht Lust hätte, am Abend wieder einmal auszugehen. Sie sagte sofort zu. Dann rief ich Sam an und bat ihn, abends auf die Kinder aufzupassen. Dass ich nach Monaten wieder einmal ausgehen wollte, weil ich Roman um acht Uhr im Schopenhauer wusste, verdrängte ich im letzten Winkel meines Verstandes. Wie hätte ich vor mir rechtfertigen können, dass ich ihn suchte wie eine Motte das Licht? Wie nur? Ich schöpfte Kraft aus einer unerfüllten Phantasie. Das fühlte sich erschreckend lächerlich an und wahnsinnig ... lebendig.

Katrin und ich saßen bei unserem Lieblingsgriechen und bestellten Souflaki und gebratene Auberginen. Ich hatte mir mit meinem Outfit besondere Mühe gegeben, was auch meiner besten Freundin nicht verborgen blieb.

»Du siehst schick aus«, lobte sie mein schwarzes Kleid. »Wann habe ich dich zuletzt so elegant gesehen? Lass mich nachdenken ... äh ... ja stimmt, an deinem Hochzeitstag.«

Ich nahm einen großen Schluck von meiner Cola. »Du übertreibst«, sagte ich kopfschüttelnd.

Sie musterte meine Halskette und die dazu passenden Ohrringe. »Nein, ganz ehrlich, Sarah, ich sehe dich nur noch schmucklos, in Jeans und Schlabberpulli.«

Ich setzte zu einer Erklärung an. »Du weißt doch, die ...«

»Ja, ich weiß«, unterbrach sie mich forsch. »Die Kinder.«

Sie rollte mit den Augen und starrte aus dem Fenster. So wie sie die Lippen aufeinanderpresste, war mir sofort klar, dass sie sauer war. Aber warum? Wir hatten uns ewig nicht mehr getroffen. Unsere Lebensumstände erschwerten unsere Begegnungen. Sie war Single und ein überzeugter Workaholic und ich war Hausfrau und Mutter. Wir agierten in Welten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Katrin verbrachte die meiste ihrer Zeit in der Kanzlei, in der sie arbeitete, besaß einen protzigen Wagen, teure Klamotten, eine kleine Wohnung mit Dachterrasse, eine Bügel- und eine Putzfrau und an den Abenden ging sie mit Freunden essen, ins Theater oder in Bars, was mir allein wegen der Kinder unmöglich war. Sam war berufsbedingt oft auf Reisen und unsere erstklassige Babysitterin war teuer. Ich buchte sie vorzugsweise für echte Notfälle und nicht, wenn ich Lust auf Zaziki hatte. Das Schweigen zwischen uns dehnte sich in die Länge. Ich spielte mit der Gabel auf dem Tisch.

»Was stört dich denn?«, fragte ich schließlich.

Sie winkte ab. »Ach, nichts. Macht doch keinen Sinn darüber zu reden.«

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch suchte ich ihren Blick. »Ich finde es macht schon Sinn. Sprich es aus.«

»Es ist deine ganze Art«, platzte sie heraus.

Ich starrte sie verdutzt an. Mein Hals fühlte sich plötzlich wie zugeschnürt an. »Meine Art?«, krächzte ich.

Sie seufzte. »Als es dir vor zwei Jahren so schlecht ging, da war ich wirklich gern für dich da. Ich habe mir stundenlang dein Gejammer über Sam angehört, dass er dich so viel allein lässt, dass du mit dem Haushalt und den Kindern überfordert bist, dass du an Schlafmangel leidest. Du hast mich in dieser Zeit kein einziges Mal gefragt, wie es mir geht. Und als du dich dann langsam erholt hattest ...« Katrin machte eine bedeutungsschwere Pause. »... hast du dich nicht mehr bei mir gemeldet. Versteh mich bitte nicht falsch, ich habe mich gefreut, dass du glücklich bist. Doch bei den wenigen Treffen, die wir nach deinem Nervenzusammenbruch noch hatten, konnte ich jedes Mal spüren, dass du unglücklich bist. Es hat sich bis heute nichts verändert. Du tust dir leid. Klagst über Sam, die Kinder, die viele Hausarbeit und übersiehst dabei, was für ein schönes Leben du hast.«

Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich senkte den Blick.

Katrins Stimme wurde immer aggressiver. »Du hast alles, was sich eine Frau wünschen kann. Einen sanftmütigen, verständnisvollen, erfolgreichen Ehemann, genug Geld, ein großes Haus mit Garten, zwei wunderschöne, gesunde Kinder. Du bist in der glücklichen Lage nicht arbeiten gehen zu müssen. Es macht mich krank, dass du das alles nicht zu schätzen weißt. Sieh mich an, ich rackere mich ab. Oft bis zu zwölf Stunden am Tag. Ich habe meine Chance auf Kinder verpasst, mit 42 ist der Zug abgefahren, dabei hätte ich gern Familie gehabt. Siehst du denn nicht, wie beschissen einsam ich bin?«

Ich biss mir auf die Lippen. Was Katrin nicht wusste: Es gab eine Einsamkeit, die noch beklemmender war als ihre. Die Einsamkeit, die aus der eigenen Mitte erwuchs und im Inneren des Herzens wütete, während einen die Fesseln einer intakten Familie umschlossen. Der Kellner, der unsere Speisen auf den Tisch stellte, blickte irritiert zwischen uns hin und her. Als er fort war, packte ich die Serviette und wischte damit über meine Augen und die Nase. Ich wollte zu einer Rechtfertigung ansetzen, aber ich brachte keinen Ton heraus. Katrins Vorwürfe waren nicht unberechtigt und ich fühlte mich wie gesteinigt von der Wucht ihrer angestauten Wut. Sie begann mit einem milden Lächeln zu essen, was mich mehr verstörte, als ich zugeben wollte. Die Anspannung in ihrem Gesicht hatte sich verflüchtigt. Eines war klar: Es hatte ihr Erleichterung verschafft, mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Ich schob meinen Teller zur Seite. Mir war der Appetit vergangen. Katrin zog verächtlich eine Augenbraue hoch.

»Sarah, jetzt iss doch und steigere dich nicht hinein. Du wirst doch mit ein bisschen Kritik umgehen können.«

Gehorsam zog ich den Teller wieder an mich heran und spießte ein Stück Fleisch mit der Gabel auf. Ich kaute ewig darauf herum. Mir war schlecht geworden. Dabei hatte ich mich auf einen netten Abend gefreut, an dem ich meine Probleme einmal zu Hause lassen konnte. Aber waren meine Probleme real? Wenn es nach Katrin ging, dann waren sie eine Erfindung meines frustrierten Geistes.

»Findest du, dass ich ein passiver Mensch bin?«, fragte ich, nachdem wir eine Weile schweigend gegessen hatten. Die fetttriefenden Auberginen lagen wie schwere Steine in meinem Magen.

Katrin legte ihr Besteck am Tellerrand ab. »Ja, das finde ich«, sagte sie. »Du änderst nichts an deinem Leben, obwohl du es grässlich findest.«

»Ich hab mit Schwimmen begonnen«, sagte ich.

Wenn ich mir für diese Neuigkeit ihre Anerkennung erhofft hatte, dann wurde ich bitter enttäuscht. Katrin schüttelte nur den Kopf. »Schwimmen«, wiederholte sie. »In der glücklichen Lage möchte ich auch einmal sein, dass ich an den Vormittagen meinen Hobbys nachgehen kann.«

Mein Innerstes bäumte sich auf, weil das so verdammt, so himmelschreiend, so abgrundtief ungerecht war. Ja, ich hatte meine Vormittage, wenn die Kinder und Sam aus dem Haus waren. Aber ich verzichtete dafür auf freie Wochenenden, ruhige Nächte und Urlaube, in denen ich faul auf einer Strandliege lümmeln und lesen konnte. Die Arbeit als Hausfrau und Mutter war ein verdammt harter Job, der unbedingte Flexibilität und hundertprozentigen Einsatz erforderte. Es gab einmal Zeiten, als Frauen für diese Tätigkeiten noch wertgeschätzt worden waren. Wo waren sie hin? Diese Zeiten.

Katrin und ich trennten uns mit einer halbherzigen Verabschiedung vor dem Restaurant. Ich hatte unter dem Vorwand schrecklich müde zu sein abgelehnt noch in eine Bar weiterzuziehen. Mit einem gequälten Lächeln versprach ich ihr, sie bald wieder anzurufen. Ich hüpfte in meinen Wagen und wartete, bis sie ausgeparkt hatte und davongefahren war. Dann stieg ich wieder aus und schlenderte auf den großen Platz, auf dem sich ein Großteil der Bars und Cafés befand. Ich ließ mich auf einer Parkbank nieder. Grübelnd betrachtete ich die Wasserspiele des beleuchteten Springbrunnens und ließ mich von dessen Plätschern einlullen. Ich beobachtete die Menschen, die an mir vorübergingen. Paare, Jugendgruppen, Freundinnen. Immer wieder fiel mein Blick auf das Café Schopenhauer, hinter dessen beleuchteten Scheiben das Leben pulsierte. Es war der bevorzugte Treffpunkt von Schülern und Studenten und auch jetzt strömten junge Menschen in Scharen in die warmen Räumlichkeiten des Cafés.

Ich fühlte mich alt und verloren wie ein Herbstblatt im Wind, das zu Boden segelte, um sich dem gnadenlosen Verfall hinzugeben. Wo war mein einstmals spritziger Esprit geblieben? Meine Lust zu leben, zu lieben, zu lachen? Ich war eine erfolgreiche Münchner Geschäftsfrau gewesen, eine Malerin, eine Künstlerin mit hohen Idealen und einem Lebenshunger, der sich in allen Lebensbereichen widerspiegelte.

Wann auf meinem Weg war ich mir abhandengekommen?

Ich blieb so lange auf der Parkbank sitzen, bis ich vor Kälte meine Zehen kaum noch spürte. Es war halb elf, als ich das letzte Mal auf mein Handy blickte. Sam hatte mir um neun geschrieben, dass die Kinder endlich schliefen. Lennox hatte eine halbe Stunde nach seiner Mama geschrien und sich nicht beruhigen lassen. Der Abend war wie immer nicht ganz reibungslos verlaufen. Irgendwie freute mich das, auch wenn ich Sam eine leichtere Zeit mit den Kindern wünschen sollte. Aber so hegte ich die Hoffnung, dass er eines Tages besser verstehen würde, warum ich so rettungslos ausgebrannt war.

Ich tippte ihm in einer SMS, dass ich mich auf den Heimweg machen wollte und übersah beinahe Roman, der mit einem jungen Mädchen das Café verließ. Schnell versenkte ich mein Gesicht in meinem weiten Schal und duckte mich aus dem Licht der Straßenlaterne weg. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich vergaß sogar zu atmen. Die beiden gingen über den Platz und bogen in eine schmale Seitengasse ein. Kurzentschlossen sprang ich auf und folgte ihnen mit einigen Metern Abstand.

Roman trug Blue-Jeans, Sneakers und eine hellbraune Lederjacke. Er hatte seine Hände tief in den Taschen vergraben. Das Mädchen stolzierte an seiner Seite und ihre hochhackigen Schuhe klackerten über den nassen Asphalt. Ich folgte ihnen bis zu einem Häusereingang, an dem sie unvermittelt stehen blieben. Das Mädchen wandte den Kopf in meine Richtung, aber bevor sie mich sehen konnte, drückte ich mich in einen Mauervorsprung hinein. Das Blut rauschte in meinen Ohren, als ich mit verkrampften Gliedern wartete. War ich vollkommen verrückt geworden?

»Ausnahmsweise in meiner Wohnung«, hörte ich Roman sagen. »Und wehe, du sagst es Jens oder stellst obligatorische Forderungen an mich. Dann beende ich es wieder.«

»Schon klar«, behauptete das Mädchen. »Nur Sex, keine Gefühle.«

»Du hast es erfasst«, erwiderte Roman mit einem leisen Lachen. »Nach dir.«

Sie traten ins Treppenhaus und die Tür fiel krachend ins Schloss. In derselben Sekunde fühlte ich mich jämmerlich und wie die letzte Versagerin. Ich heulte die ganze Heimfahrt mit offenem Mund. Der Tränenschleier machte es mir fast unmöglich die Straßenmarkierungen zu erkennen. Im matten Licht der Garage versuchte ich mein äußeres Erscheinungsbild wieder in Ordnung zu bringen. Mascara klebte unter meinem Auge und ich wischte es hastig weg. Wenig später betrat ich das Haus, rief Sam, der vor dem Fernseher lag, einen Gruß zu und beeilte mich ins Bad, wo ich zehn Minuten unter dem heißen Wasserstrahl stand und meinen Körper so wild abschrubbte, als haftete eine schlimme Krankheit an ihm. Als ich im Morgenmantel in die Küche trat, fiel mein erster Blick auf die Brotzeitboxen, die noch nicht ausgespült worden waren. Das schmutzige Geschirr stapelte sich in der Spüle. Mit aufgekrempelten Ärmeln machte ich mich daran alles abzuwaschen. Sam tauchte hinter mir auf und ließ ohne Vorwarnung seine Hände unter meinen Mantel wandern. Ich fand seine körperliche Annäherung so grenzüberschreitend, dass ich am liebsten geschrien und ihn weggeschubst hätte.

»In dem Kleid hast du richtig heiß ausgesehen«, flüsterte er mir ins Ohr. »Warum hast du es ausgezogen? Ich muss doch wiedergutmachen, dass ich dich gestern abgewiesen habe.«

Ich wollte ihm sagen, dass es schon okay sei, dass ich keine Lust hatte und zu erschöpft war, um mit ihm zu schlafen, aber warum sollte ich die seltene Chance auf Sex verspielen?

Seufzend ließ ich den Kopf in den Nacken fallen. Sam knetete meine Brüste, was sich unangenehm anfühlte, weil seine Handflächen rissig waren. Sein übliches Neurodermitis-Problem, wenn die kalte Jahreszeit begann. Er spulte unser übliches Sexprogramm ab, mit einer winzigen, für ihn verruchten Veränderung, er wählte den Küchentisch aus. Bäuchlings drückte er mich auf die Tischplatte und spreizte meine Beine. Mein Blick fiel auf die Servietten, die vor mir auf einem Stapel lagen. Singvögel. Gießkannen. Sonnenblumen. Die typischen Sommermotive. Eigentlich war in drei Tagen Halloween.

Das Vorspiel fiel aus. Wie immer. Sam drang in mich ein. Es war seine bevorzugte Stellung, wenn es schnell gehen musste. Meine auch. Ich konnte mir in dieser Position leicht an den Kitzler fassen und in routinierter Eigeninitiative meinen Orgasmus beschleunigen. Das harte Holz drückte unangenehm gegen meine Hüfte. Lieber hätte ich das Sofa für unser eheliches Trauerspiel gewählt. Die blöden Vögel auf den Servietten starrten mich an. In zwei Monaten war Weihnachten. Wahnsinn, wie die Zeit verging. Sam beschleunigte das Tempo. Er stöhnte ein paar Mal. Okay, wir näherten uns dem Endspurt. Ich schloss die Augen und meine Gedanken nahmen eine ganz bestimmte Richtung an. Sie drifteten ab, hatten nur ein Ziel, einen Weg, eine letzte Begierde. Ich malte mir aus, dass es Roman war, der hinter mir stand, seinen harten Schwanz aus seiner engen Badehose befreite und mich von hinten fickte.

4

Mit einer neuen und nie dagewesenen Leichtigkeit fuhr ich am nächsten Morgen ins Schwimmbad. Mein Frust war über Nacht verschwunden. Gut so. Seine Schwere war nichts, was ich vermisste.

Mutig stieg ich auf den Startblock mit der Nummer eins und sprang kopfüber ins kalte Nass. Das Wasser fing mich auf und ließ mich gleichzeitig frei. Ich tauchte hinab und berührte mit den Fingerspitzen den Boden, ich tauchte einem neuen Selbstbild entgegen. Nach einer halben Stunde Brustschwimmen hievte ich mich zufrieden und mit kribbelnden Gliedmaßen über die Leiter aus dem Wasser. Ich taumelte wie eine Betrunkene und konnte kaum das Gleichgewicht halten. Ein inneres Strahlen überwältigte jede meiner Zellen. Ich fühlte mich gestärkt und glücklich. Ich sollte öfters Sex haben, dachte ich, oder schwimmen. Wie aufs Stichwort ragte Roman vor mir auf.

»Hallo«, hauchte ich überrascht und trat zur Seite, um ihm den Weg zum Schwimmbecken freizumachen. Ich tropfte wie ein begossener Pudel.

»Hallo«, meinte er augenzwinkernd. »Ihr Projekt scheint ja gute Fortschritte zu machen.«

»Das stimmt. Heute ging es besonders gut.«

»Schwimmen ist wundervoll«, sagte er mit einem sehnsüchtigen Blick auf das Wasser. »Es löst die Körperlichkeit auf und lässt den Geist frei.«

Ich quittierte seinen philosophischen Ansatz mit einem geheimnisvollen Lächeln.

»Zeit für einen Kaffee?«, fragte er und zeigte über seine Schulter zur Kantine.

»Ich bin mir nicht sicher, ob es Sinn macht, eine Taktik, die bereits zwei Mal ohne Erfolg war, ein drittes Mal anzuwenden«, erwiderte ich keck. Dass mir dieser Satz über die Lippen gekommen war, erstaunte mich selbst. Roman starrte mich verblüfft an. Es war bestimmt der erste Korb in Folge, den er sich von einer Frau eingehandelt hatte.

»Okaaay«, meinte er gedehnt. »Sie haben recht. Ich entschuldige mich für diese rezidive Anmache. Eine Frau wie Sie hat wahrlich ein aufwendigeres Werben verdient.«

Ich lachte geschmeichelt. »Entschuldigung angenommen«, sagte ich, drehte mich um und stolzierte davon. Eine wilde Euphorie stieg in mir auf. Ich hatte das Gefühl etwas Großartiges geschafft zu haben. Gleichzeitig hinterließ die Enttäuschung einen sauren Geschmack in meinem Mund. Warum zierte ich mich so? Ein Kaffee war nur ein Kaffee und ich würde nicht mehr oft Gelegenheit bekommen, von einem hübschen, jungen Mann eingeladen zu werden. Unschlüssig setzte ich mich auf meine Liege und rubbelte mein Haar mit einem Handtuch trocken. Ich beobachtete Roman, der mit gleichmäßigen Zügen beeindruckend schnell durchs Wasser kraulte.

Eine Frau wie Sie hat wahrlich ein aufwendigeres Werben verdient.

Seine Worte hinterließen so viel Wärme in meinem Herzen, dass ich daran wuchs und eine Spur heller wurde. Wenn er mich noch einmal fragte, dann würde ich seine Einladung auf einen Kaffee annehmen. Aber er würdigte mich keines Blickes, sondern ging nach seiner Trainingseinheit zielstrebig zu Gerti hinüber, um eine Apfelschorle zu bestellen. Ich war hin- und hergerissen, aber viel zu schüchtern, um auf ihn zuzugehen. Zu mehr als einem lässigen Spruch reichte meine Schlagfertigkeit an einem Tag nicht aus. Um mich nicht weiter quälen zu müssen, beschloss ich auf den Markt zu fahren und frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Der Gedanke an Flucht wurde übermächtig. Ich hatte es plötzlich eilig und wollte aus dem Hallenbad verschwinden. Hektisch stürmte ich an den Haarföhns und am Kassenbereich vorbei und stülpte im Freien die Kapuze meiner Jacke über mein immer noch nasses Haar. Der kalte Wind verfing sich darin und zog eine Schicht aus Eis über meine Haut. Als ich in meinem Wagen saß, fiel mein Blick auf die Glasscheiben des Ruheraums, der sich im zweiten Stock befand. Roman stand dort in einem blauen Bademantel und blickte auf den Parkplatz hinunter. Beobachtete er mich? Wartete er auf jemanden? Die Tränen der Enttäuschung brannten in meiner Kehle, als ich ausparkte und in einem Höllentempo davonfuhr.

Am nächsten Tag ließ ich das Schwimmen ausfallen und auch am darauffolgenden. Ich war unendlich erschöpft. Zu viele schlaflose Nächte traktierten meine Nerven. Lennox litt an heftigem Husten und fand kaum Schlaf. Ich verbrachte einen Großteil der Nächte damit, heiße Ölwickel zu machen, Zwiebel zu schneiden und ihm beruhigende Lieder vorzusingen. Da er kein Fieber hatte und auch sonst munter und quietschfidel war, wollte ich ihn in den Kindergarten bringen. Sam brachte seine Missbilligung darüber beim Frühstück zum Ausdruck.

»Musst du ihn schon wieder so halbkrank in den Kindergarten stecken?«, schimpfte er mit einem vorwurfsvollen Blick. »Er sieht todmüde aus. Wie soll er sich denn bitte erholen?«

Ich ließ klappernd die Plastikschüsseln sinken, in die ich gerade das Rührei für die Kinder gegeben hatte. Und was war mit mir? Ich sah doch ebenso müde aus, oder etwa nicht? Sam legte verärgert die Stirn in Falten. Wir funkelten uns wortlos an. Er hatte die letzten Tage Stress im Büro gehabt und ließ seine miese Stimmung an mir aus. Meine Hände zitterten verdächtig, als ich den Kindern das Frühstück vor die Nase knallte. Linda fing an zu meckern, weil ich vergessen hatte, die Zwiebel aus ihren Eiern zu pulen.

»Schieb sie einfach an den Rand und iss«, schnauzte ich sie an.

Daraufhin begann sie in bühnenreifer Dramatik zu schluchzen. Sam deutete mir einen Vogel. Lennox zog seine Schüssel schwungvoll zu sich heran und katapultierte sie über das Tischende. Seine Portion Rührei verteilte sich über den Boden.

»Scheiße, Lennox!«, schrie ich auf. »Was machst du denn?«

»Sarah!«, donnerte Sam.

Jetzt begann auch noch Lennox zu brüllen und Linda sagte unter Tränen: »Scheiße sagt man nicht, Mama.«

Ich wirbelte herum und stürmte davon. Hinein ins Badezimmer. Krachend schlug ich die Tür zu und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Draußen schien sich die Lage zu beruhigen. Ich hörte Sam mit den Kindern reden und nach einer Weile lachten sie miteinander. Ihre Stimmen waberten zu mir wie aus weiter Ferne. Die Wände schienen näher und näher zu rücken. Hilflos presste ich Daumen und Zeigefinger gegen meine Nasenwurzel. Nicht! Bitte keine Erschöpfungsdepression. Ich erkannte die Anzeichen und mir war schon, als würde ich die eisigen Finger des schwarzen Lochs in meinem Nacken spüren. Ich spritzte kaltes Wasser auf mein Gesicht und trat mit durchgestrecktem Rückgrat aus dem Badezimmer. Stärke heuchelnd, die ich nicht fühlte. In der Küche ging es weniger chaotisch zu, als ich vermutet hatte. Alle aßen ihr Frühstück und ich setzte mich wortlos an den Tisch und trank meinen kalt gewordenen Kaffee. Sams Miene war undurchdringlich, aber an der Garderobe zog er mich für einen Moment beiseite.

»Dein Zustand gefällt mir nicht«, raunte er mir zu. »Wir reden am Abend darüber.«

»Da gibt‘s nichts zu reden«, erwiderte ich schnippisch.

»Ach nein? Du siehst nicht, was ich sehe«, erwiderte er und griff nach seinem Schlüssel. Er gab den Kindern einen Kuss und verließ das Haus. Niedergeschlagen blickte ich ihm nach. Was sollte ich tun? Lennox zu Hause behalten und nur Linda im Kindergarten abgeben? Nein! Lennox war ein aktives Kind und ein bisschen Husten beeinträchtigte nicht seinen enormen Bewegungsdrang. Er würde mich den ganzen Tag auf Trab halten. Kurzerhand packte ich meine Badetasche, brachte die Kinder in den Kindergarten und raste ins Hallenbad.

Wie eine Irre schwamm ich zehn Längen, aber die Müdigkeit wurde so mächtig, dass ich abbrechen musste. Erschöpft schleppte ich mich zu den Infrarot-Liegen und legte mich mit geschlossenen Augen unter eine von ihnen. Das warme Licht lullte mich ein. Ich döste vor mich hin, bis mich eine Berührung am Arm weckte. Ein alter Mann mit Badekappe lächelte mir entgegen. Verwirrt rappelte ich mich auf.

»Ich soll Ihnen das hier geben«, sagte er und drückte mir ein Briefkuvert in die Hand. Dann humpelte er davon.

»Von wem ist das?«, rief ich ihm hinterher, aber er ignorierte mich. Ich öffnete das Kuvert und zog einen Zettel heraus.

Ergreifst du, was du bist, von ferne

und was du darfst, und was du mußt,

und wirst dir deiner guten Sterne

von neuem still und stolz bewußt.

(Christian Morgenstern)

Unschlüssig starrte ich auf das Stück Papier in meinen Händen. Was sollte ich damit anfangen? Ich las es nochmal und dann nochmal. Ein Christian Morgenstern-Gedicht?

Meine Augen suchten das Sportbecken ab. Keine Spur von Roman. Ich las das Gedicht ein viertes Mal. Die Worte berührten mich. Erst jetzt bemerkte ich im Kuvert den roten Chip, der die Drehtür zur Saunalandschaft öffnete. Die Nachricht konnte nur von Roman stammen. Von wem sonst? Energisch sprang ich auf und suchte nach dem alten Mann. Ich fand ihn in der Kantine, wo er mit Gerti sprach.

»Wer hat Ihnen das für mich gegeben?«, fragte ich.

»Das müssen Sie schon selbst herausfinden«, krächzte er und zog die Badekappe von seinem Kopf.

Gerti mischte sich ein. »Wie kann ich Ihnen helfen, Schätzchen? Fragen Sie mich, ich weiß über alles in diesem Schwimmbad Bescheid.«

»Äh, ist heute Damen- oder Herrensauna?«

Sie überlegte. »Heute ist Freitag, da ist gemischt.«

Mein Magen revoltierte. »Danke«, würgte ich hervor.

Einfach nicht nachdenken. Ich holte meine Tasche und stieg entschlossen die Treppe zur Sauna hinab. Der rote Chip rollte in den Schlitz und gab klackend das Drehkreuz frei. Der vertraute Saunageruch stieg mir in die Nase. Ich liebte ihn. Hitze, Kräuter und Lavendel. Ich stand eine Weile orientierungslos da und ließ meinen Blick rundum schweifen. Es war nicht viel los. Zwei alte Damen traten schwätzend aus dem Dampfbad. Ich hängte meinen Bademantel auf einen Haken und stellte meine Tasche auf eine freie Liege. Dann schlüpfte ich aus meinem Badeanzug und schlang das Badetuch um meine Hüften. Ich lugte in die Kräutersauna hinein. Zwei Rentner saßen auf der mittleren Bank. Schweigend und schwitzend. Die finnische Sauna nebenan war leer. Ich beeilte mich hinein und kletterte ganz nach oben. Seufzend breitete ich mein Handtuch aus und legte mich auf die Bank. Wann war ich zuletzt saunieren gewesen? Vor meiner ersten Schwangerschaft. Gott, war das lange her. Mein Blick wanderte an meinem nackten Körper hinab. Nun gut, eine Intimrasur hätte nicht geschadet. Ich strich über meine Beine. Stoppelig. Warum ließ ich mich so gehen? Bevor ich Mutter geworden war, war ich nicht so nachlässig mit meiner Körperpflege gewesen. Ich würde das ändern. Noch heute.

Entschlossen setzte ich mich auf und schlang das Handtuch um meine Hüften. Plötzlich war mir mein Erscheinungsbild peinlich. Keiner sollte mich so sehen. Als die Tür aufschwang und Roman eintrat, war ich nicht im Mindesten überrascht. Mein Herz explodierte trotzdem, während die Kühle von draußen den Hitzedunst im Innern der Kammer verwarf. Atemlos starrte ich ihn an. Was für ein Auftritt! Er war nackt, in einer Hand hielt er sein Handtuch. Sein Lächeln war so betörend, dass ich den Kontakt zur Erde verlor. Er sagte nichts, drehte sich um und wendete das Schild an der offenen Glastür. Sie rastete leise ein und verwehrte uns den letzten Kontakt zur Außenwelt. Zielsicher griff er nach dem Kübel mit dem Wasser.

»Sie machen doch einen Aufguss mit mir, oder?«, fragte er arglos.

Sein Blick blieb an meinen Brüsten hängen. Wenn mir zuvor schon heiß gewesen war, so hatte ich jetzt das Gefühl zu verbrennen.

»Darum bin ich hier«, erwiderte ich mit brüchiger Stimme. »Um einen Aufguss zu machen«, fügte ich hinzu.

Er lächelte noch breiter und schleuderte sein blaues Handtuch auf die Holzbank. Zielsicher griff er nach Kübel und Holzkelle. Bedächtig leerte er Wasser über den Saunaofen. Ich betrachtete das Spiel der Muskeln auf seinem Rücken. Eine nahtlose Bräune überzog seinen ganzen Körper. Wassertropfen perlten auf seiner glatten Haut. Die Hitze breitete sich rasend schnell aus und ich kletterte über die Bänke nach unten, um ihr zu entkommen. Roman schlang das Handtuch um seine Hüften und ließ sich neben mir auf der Holzbank nieder. Sorgsam hatte ich es vermieden seinen Penis anzustarren.

»Ich habe Sie vermisst«, sagte er. »Ich hatte schon Sorge, dass Sie Ihr Projekt ad acta gelegt haben.«

Mir schwirrte der Kopf. In welch unmögliche Situation hatte ich mich nur gebracht? Meine Familie schien sich mit der aufsteigenden Hitze immer weiter zu entfernen.

Der Rührei-Desaster-Morgen verschwand in einem Nebel aus Wasserdampf. Der Schweiß trat mir aus allen Poren und mein Gesicht glühte. Meine längst verstorbene Eitelkeit erwachte zu neuem Leben. Ich musste unmöglich aussehen. Oder nicht? Ich wagte einen Seitenblick. Roman schwitzte noch mehr als ich. Es gab also keinen Grund mich zu schämen. Wir atmeten schwer.

»Stehen Sie auf dieses Handtuchgewirbel?«, fragte er.

»Nein«, erwiderte ich schnell.

Ich entdeckte weit und breit kein Handtuch, außer den beiden, die um unsere Hüften geschlungen waren, und die sollten besser an ihren Plätzen bleiben. Er strich mit den Händen durch sein Haar und wischte dann über seine schweißnassen Arme und seinen Bauch. Diese Geste törnte mich unglaublich an. Es war kaum auszuhalten. In meinem Unterleib entfesselte sich ein Vulkan. Mit offenen Lippen starrte ich ihn an.

»Einem Saunagang haftet Verruchtheit an, finden Sie nicht?«, fragte er rau. »Die körperliche Transzendenz nimmt diffuse Formen an. Würden wir in einer U-Bahn sitzen, dann wäre dieses gemeinsame Schwitzen die letztmögliche Verbindung für eine Konversation ohne Abscheu.«

»Christian Morgenstern?«, fragte ich zusammenhanglos, nur um irgendetwas zu erwidern.

»Ein Dichter, den ich sehr schätze«, erwiderte er.

Ich hob fragend eine Augenbraue. »Lyrik ist meine Leidenschaft. Ich studiere Germanistik«, beantwortete er meine lautlos gestellte Frage.

»Wundervoll«, hauchte ich entzückt.

»Mögen Sie Lyrik?«

»Wer mag Lyrik nicht?«

Er schmunzelte. »Ich kenne wenige.«

»Die anderen Germanistik-Studenten«, schlug ich vor.

»Die stürzen sich wie Besessene aufs Prosaische. Wollen berühmte Schriftsteller werden. Ich wollte das nie.«

»Nicht? Was denn sonst?«

»Lehrer. Ich will Lehrer werden und das perfekte Gedicht finden.«

Ich rückte ein wenig von ihm ab. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es das perfekte Gedicht gibt.«

»Warum nicht?«

»Weil Lyrik Kunst ist und in der Kunst gibt es nur den weiten, offenen Raum aller Möglichkeiten. Wenn ein Gedicht perfekt wäre, dann müsste es allen Menschen auf der Welt gefallen, aber es gibt kein Kunstwerk, das allen gefällt.«

»Doch. Es gibt eines«, erwiderte er.

Die Bewunderung in seinem Blick war mir nicht entgangen und das machte mich insgeheim stolz. Es tat richtig gut mich mit ihm auszutauschen. Es unterschied sich zu meinen alltäglichen Gesprächen, die hauptsächlich mit anderen Müttern stattfanden und deren Inhalte sich auf die Kinder, das Essen und das Wetter bezogen. Ich schüttelte den Kopf.

»Nein, es gibt keines«, sagte ich bestimmt. »Und ich weiß das so genau, weil ich Kunsthistorikerin bin.«

Er stemmte die rechte Hand gegen seinen Oberschenkel und spannte alle Muskeln an. Mein Blick glitt flüchtig über seinen muskulösen Arm hinweg, wanderte dann über seinen harten Bauch. Seiner streifte für den Bruchteil einer Sekunde meine nackten Brüste.

»Kunsthistorikerin«, murmelte er. »Jetzt muss ich mich aber anstrengen, um sie argumentativ zu überzeugen.« Er tat, als würde er nachdenken. »Mona Lisa«, meinte er.

Ich lachte leise. »Ach bitte, schon mal im Louvre davorgestanden? Ein Lächeln, das berühmt wurde, aber niemals perfekt war.«

»Rodins Der Denker«, schlug er vor.

Ich winkte ab. »Nur ein nackter Mann, der vorgibt, sich selbst zu reflektieren.«

Roman lachte laut auf. Er hatte ein angenehmes Timbre, männlich und rau, sein Lachen ließ ihn älter erscheinen als er vermutlich war.

»Jetzt habe ich was für Sie«, sagte er immer noch lachend. »Der Schrei.«

Ich rieb mit einer Handfläche über meine schweißnasse Stirn und visualisierte das Gemälde. »Nicht schlecht ...«, gab ich zu. »In seiner ausgedrückten Emotionalität ist Munch gewiss perfekt, aber ganz ehrlich, ich möchte es nicht in meinem Wohnzimmer hängen haben und täglich davon angebrüllt werden.«

Er lachte wieder. In seine Augen trat ein interessierter Ausdruck. »Sie sind beeindruckend«, sagte er bewundernd. Seine Stimme war leiser geworden. »Arbeiten Sie in der Kunstbranche?«

Ich spielte mit den Enden meines Handtuchs. »Nein, also, doch, ich war viele Jahre als Galeristin beschäftigt, aber nein, ich arbeite nicht ... also, doch ... ich bin Hausfrau und Mutter.«

Ich senkte meinen Kopf und ärgerte mich insgeheim über das Entschuldigende, das sich in meine Sprache geschlichen hatte. Wenn Frauen nicht endlich begannen, ihrem Job den Stellenwert zu geben, den er wahrlich verdiente, durften sie sich nicht wundern, wenn die Wertschätzung von Außen auf sich warten ließ.

»Der härteste Beruf von allen«, sagte Roman anerkennend.

Ich musterte ihn kritisch. Schleimte er sich bei mir ein? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er ernsthaft wusste, wovon er sprach.

---ENDE DER LESEPROBE---