Selbstwirksamkeit - Michael von Känel - E-Book
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Selbstwirksamkeit E-Book

Michael von Känel

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Beschreibung

In unserem Leben haben wir die Möglichkeit, selbst entscheiden zu dürfen. Und so dürfen wir auch wählen, ob wir eher einen passiven Lebensstil gehen, der über Arbeit zu Konsum, Annehmlichkeit und vielleicht sogar Luxus führt. Oder aber wir können eine Art zu leben wählen, die eher auf Aktivität und Herausforderung beruht. Dieser zweite Weg ist der Weg der Selbstwirksamkeit. Wie Selbstwirksamkeit entdeckt und aufgebaut werden kann, was sie uns ermöglicht, in uns bewirkt – und vor allem, wohin sie uns führen kann, versucht dieses Büchlein hier weiterzugeben. Die tiefste Erkenntnis kommt am Ende des Büchleins. Klar, das tönt nach einem billigen Verkaufsargument. Aber es ist eben so wie bei der Selbstwirksamkeit auch: Nur wer aktiv ist, Durchhaltewillen beweist und immer wieder reflektiert, wird zum Kern der Sache vorstossen. Und so gelingt es diesem Büchlein aufzuzeigen, dass Selbstwirksamkeit unabdingbar ist, um zu sich selbst und zu Spiritualität zu finden.

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Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Einleitung

3. Doch das ist alles nur gekauft!

4. Du hast die Wahl!

5. Unser Selbst entdecken

6. Weg vom Perfektionismus

7. Normen als Käfig

8. Erschaffen, wirken, handeln

9. Helfen und Hilfe annehmen

10. Geben ohne Erwartung

11. Die Freiheit im Gefängnis entdecken

12. Sehet die Vögel

13. Weniger ist mehr

14. Dulden, aushalten und ertragen

15. Für den Fall, dass…

16. Und wenn das Ende naht

17. Das Gefühl zu sein

18. Das Gefühl gelebt zu haben

19. Was ist wahres Glück?

20. Der Ausbruch auf Zeit

21. Und worum es wohl wirklich geht?

22. Geduld als Krux

23. Leben heisst erleben

24. Leben heisst sein

25. Vorwärts denken, rückwärts leben

Michael von Känel

Selbstwirksamkeit

Wie uns der gekaufte Komfort unserer Selbstbestimmung beraubt hat

Copyright und Design:

Michael von Känel

BE/Schweiz

Publikation und weitere Werke:

www.denkmalnach.ch

1. Vorwort

Eigentlich war dieses Buch nicht geplant. Nach der Lektüre des Buches «E-Bike to work – Wie das Elektrovelo mein Leben verändert hat», war für den Autor aber klar, dass dieser Themenbereich ausgebaut werden sollte. Denn das E-Bike hat auch sein Leben eben wirklich verändert, und da auch andere Literatur von denkmalnach.ch seine Wirkung nicht verfehlt hat, ist durch eine Reihe von Zufällen dieses Buch hier entstanden, das in Hinsicht auf Selbstfindung, Selbstverwirklichung und dem Weg hin zu einer persönlichen spirituell angehauchten Weltanschauung von Bedeutung ist.

Zwar hätte dieses Büchlein viel früher erscheinen sollen. In den letzten Kapiteln aber musste, oder viel mehr durfte der Autor feststellen, dass Selbstwirksamkeit viel weiter reicht und viel gewichtiger ist, als er gedacht hätte. Darum hat er das ganze Buch nochmals grundlegend überarbeitet, ergänzt und erweitert – so, dass es jetzt dem für uns Menschen so wichtigen Thema gerecht wird.

Um es kurz vorweg zu nehmen: Es geht um die Erkenntnis, dass all unsere unerfüllten Bedürfnisse nur dazu dienen, dass wir unsere Selbstwirksamkeit durch den Versuch, unsere Bedürfnisse zu stillen, entdecken dürfen. Und Selbstwirksamkeit verbindet uns so dann eben mit dem Irdischen und wird dadurch zum dualen Gegenstück der Spiritualität, die uns mit dem Himmlischen verbindet. Beide Male geht es um Bedürfnisse. Das eine Mal um die physischen und emotionalen, das andere Mal um die mentalen und spirituellen.

Der Autor nennt die Ursache, die zur Entstehung dieses Buches geführt hat, ungerne. Aber es war Corona und seine Einschränkungen, die die Umstände und Rahmenbedingungen für dieses Büchlein geschaffen haben.

Der Autor hatte geplant, im nahen Ausland eine Fahrradtour zu machen. Als er die Einreisebedingungen nachgelesen hatte, musste er feststellen, dass es für die Einreise einen gültigen PCR-Test brauchte, der nicht älter als 72 Stunden war. Weitere Nachforschungen ergaben, dass ihn diesen Test einen stattlichen Betrag kosten würde. Ganz nebenbei: die Impfung gegen Corona wäre gratis gewesen – zumindest für den Autor, wohl aber nicht für den Steuerzahler.

Da man den Autor zu den Menschen zählen muss, die nicht gerne als Versuchskaninchen herhalten, und da er an die Menschenrechte glaubt, verzichtete er auf die Impfung und auch auf den Test und entschied sich spontan, eine Woche Urlaub auf dem Camping-Platz nicht weit vom Startort seiner ursprünglich geplanten Fahrradtour zu machen. Nur einfach diesseits der Landesgrenze. Mit dem gesparten Geld für den PCR-Test konnte er die gesamten Kosten für Zeltplatz und Autoabstellplatz auf dem Campingplatz begleichen und auch noch die Lebensmittel für den halben Urlaub finanzieren. Und als er dann wunderbare Wanderungen und Velotouren absolvierte, erreichte ihn doch so mancher Gedanke und manche Erkenntnis, die ihren Weg in erweiterter Form in dieses Buch genommen haben.

Durch die äusseren Umstände wurde der Autor gezwungen, seine Pläne umzustellen. Im Nahhinein muss er aber sagen, dass es kein Zwang war, dass er nicht die Fahrradtour einem ausländischen Fluss entlang machen konnte. Es war vielmehr glückliche Fügung, dass er Urlaub auf einem inländischen Campingplatz mit interessanten Leuten verbringen durfte, und das bei wunderbarem Herbstwetter in berührender und inspirierender Natur und Umgebung. Und genau dieser Wechsel der Sichtweise steht sinnbildlich für so vieles, was er in dieser Woche erfahren durfte und nun versucht, in diesem Buch festzuhalten.

Indem wir unliebsame Rahmenbedingungen nicht als Schikane, sondern als Chance betrachten, entsteht die Grundlage, dass uns neue Erkenntnis erreichen kann. Und um die Haupterkenntnis hier schon mal vorwegzunehmen: Es ist erstaunlich, wie wirksam ein Mensch sein kann, auch wenn er wenig Hilfsmittel und kaum Vorzüge der modernen Gesellschaft zur Verfügung hat. Und um es auf den Punkt zu bringen: Covid 19 hat dem Autor den kostengünstigsten, aber erholsamsten Urlaub seines bisherigen Lebens beschert. Mehr dazu in den folgenden Kapiteln.

Hier noch eine für den Autoren wichtige Bemerkung: Es gibt viele Menschen, denen ist vieles egal. Für diese ist dieses Buch eher weniger geeignet. Dieses Buch möchte vielmehr den Menschen, die auf der Suche nach mehr sind, Möglichkeiten aufzeigen, welche wunderbaren Wege es geben kann, sich selbst zu entdecken und auf neue Weise kennenzulernen. Und indem wir erkennen, dass wir kaum etwas brauchen, jedoch zu sehr viel fähig wären, entdecken wir etwas Verlorengeglaubtes in uns wieder, nämlich unsere Selbstwirksamkeit.

Selbstwirksamkeit ist das Tor zur Freiheit jedes einzelnen. Selbstwirksamkeit und das Erfahren derselben ist der Weg des Menschen zurück zu seiner angeborenen Unabhängigkeit. Und wenn im Buch «Sich selbst sein – Auf dem Weg in die persönliche Unabhängigkeit» Grundlagen erklärt werden, wie der Mensch von innen heraus wachsen kann, dann könnte dieses Buch hier aufzeigen, wie das Äussere dazu genutzt werden kann, das innere Wachstum von aussen her zu unterstützen.

Der Autor freut sich für jede und jeden, der erkennt, dass man sich auch mit kaltem Wasser duschen kann. Denn diese Erkenntnis beseitigt hunderte von eigenen und fremden Einschränkungen, die keine Einschränkungen, sondern unreflektiert übernommene Glaubenskonzepte sind, die überwunden werden können, wenn die Selbstwirksamkeit des eigenen Handelns zusammen mit einem stärker werdenden Willen genutzt werden. Wir Menschen sind zu mehr imstande, als wir glauben, und als man uns glauben lässt. Versuchen wir darum unsere Selbstwirksamkeit zurückzugewinnen!

2. Einleitung

Anhand welcher Erlebnisse es dem Autor persönlich gelungen ist, eigene Glaubensgrundsätze zu überwinden, wie er dadurch seine Selbstwirksamkeit erfahren durfte und zu welcher Erkenntnis er dadurch gelangt ist, versucht er in diesem Kapitel einzuleiten. Er wird zu diesem Zweck kurz schildern, wie sein Urlaub verlaufen ist, was er getan, und was er erlebt hat. Damit möchte er eine Ausgangslage für die Leserin und den Leser schaffen. Also praktische Erfahrungen als Beispiele, die als Basis zum Entwickeln der Erkenntnis gedient haben und jetzt zum Veranschaulichen helfen sollen. Wohlbemerkt, es handelt sich bei den Glaubensgrundsätzen nicht um solche religiöser Natur, sondern einfach um unreflektierte Annahmen in Bezug auf Sachverhalte über den Autor selbst und sein Potenzial.

Wer mit Berichten, Urlaubsgeschichten und persönlichen Erlebnissen nicht so viel anfangen kann, der darf dieses Kapitel hier auch überspringen und bereits zum nächsten Kapitel übergehen. Der Autor möchte niemanden mit persönlichen Erfahrungen langweilen. Dennoch erlaubt er sich nachfolgend, Dinge, die ihm aufgefallen sind wiederzugeben und zu erläutern, weil sie alle dazu beigetragen haben, dass das Thema Selbstwirksamkeit erkannt und aufgearbeitet werden konnte.

Urlaubsbericht

Der Urlaub hat am Montag begonnen und der Autor hat gleich nach dem Aufstehen mit Packen begonnen. Nach etwa einer Stunde hatte er alles Material im Wagen verstaut. Darunter war das Campingmaterial, Kleidung, etwas Anfeuerholz, eine Bogensäge und eine kleine Axt. Dazu kamen noch die Fahrradausrüstung, Handy, Geldbörse und ein Buch.

Sobald das Fahrrad auf dem Heckgepäckträger verladen war, fuhr der Autor los. Unterwegs musste er noch ein Ladekabel für sein Mobiltelefon kaufen gehen, da er kein passendes hatte, um sein Gerät im Auto aufladen zu können.

Nach gut einer Stunde Fahrt kam er an und checkte im Campingplatz ein. Er suchte sich gleich einen Stellplatz für sein Zelt, etwas abseits, direkt an einer Kuhweide und geschützt von ein paar Fichten. Das Aufstellen des Zeltes dauerte etwas länger, weil er allein war. Aber mit etwas Überlegung ging alles gut. Und nachdem er die Luftmatratze aufgepumpt und sein Bett eingerichtet hatte, konnte der Urlaub beginnen.

An diesem ersten Tag fuhr der Autor noch mit dem Fahrrad ins nahegelegene Dorf und kaufte das Nötigste an Esswaren ein. Zurück auf dem Campingplatz nahm er dann die alte Wolldecke, ging damit und mit der Gitarre rüber auf die Weide unter eine Fichte und richtete sich dort, abseits von den Blicken der paar wenigen anderen Campingbesucher, ein und spielte. Er spielte für sich. Jedoch stellte er später fest, dass sein Gitarrenspiel viel mehr Wirkung hatte als gedacht.

Nach dem Spielen suchte er im Wald noch Feuerholz zusammen, machte dieses klein und besuchte dann kurz die Nachbarn an ihrem Feuer und stellte sich vor. Gemeinsam trank man ein Bier und plauderten ein bisschen. Danach ging der Autor früh schlafen, weil er müde war.

Die Nacht war kalt und der Autor fror. Bei Tagesanbruch stand er darum zeitig auf, packte etwas zu Essen ein und fuhr mit dem Fahrrad los. Die Bewegung brachte die Wärme zurück in seinen Körper. Das Wetter war bedeckt und der Nebel hing in den Bäumen. Von den Hügelzügen war nur wenig zu sehen. Er machte an diesem Tag eine Tour bis in ein mittelalterliches Städtchen. Dort ass er zu Mittag – Brot, Käse, Früchte und eine Karotte. Dann schaute er sich kurz das Städtchen an und machte sich dann auf die Rückfahrt. Da das Städtchen an einem Fluss lag, musste er für die Rückfahrt über fünfhundert Höhenmeter bewältigen, um zurück auf das Plateau zu kommen, auf dessen Höhe der Campingplatz lag. Der lange Aufstieg trieb ihm den Schweiss ins Gesicht und er musste schon recht durchbeissen, um die Leistung zu erbringen. Und weil er müde wurde, und genug hatte vom in die Pedale Treten, stieg er irgendwann mal spontan ab und ging zu Fuss. Und da merkte er, dass es etwas völlig anderes ist, ob man auf dem Fahrrad sitzt und fährt, oder ob man mit den Füssen den Boden berührt. Irgendwie kam die Kraft schnell in seine Beine zurück und so bewältigte er die letzten drei Kilometer der Steigung noch auf dem Rad.

Oben auf dem Hügelzug angekommen traf er eine ältere Bauersfrau, die Zaunpfähle am Einschlagen war. Sie tat sich offensichtlich schwer, den Schlaghammer mit einem Arm so hoch anzuheben, um damit den Pfahl einzuschlagen, den sie mit der anderen Hand stützte. Darum fragte der Autor sie auf Französisch, ob er ihr helfen könne. Sie schaute ihn überrascht an, liess sich aber nicht zweimal bitten. So schlug er für sie die letzten fünf Pfähle ein und wechselte mit ihr ein paar Worte. Es ging um den Sommer, die Weidezeit, die Tiere und natürlich das Wetter. Am Schluss bedankte sich die noch immer verdutzte Frau herzlich und stammelte noch etwas von «Das kommt aber nicht alle Tage vor…».

Der Autor fuhr weiter und fühlte in sich etwas Gutes aufsteigen. Das Treffen mit dieser Frau und der Austausch hatte in ihm etwas bewirkt.

Nachdem er schon über fünfzig Kilometer in den Beinen hatte, machte sich in ihm die Erschöpfung langsam bemerkbar. Er war bis dahin einfach den Fahrradwegweisern nachgefahren und hatte sich kaum Gedanken über den Weg und die Länge seiner Tour gemacht. Als er einem Wegweiser folgte und links in einen Kiesweg einbog, erkannte er, dass er zurück auf dem Feldweg war, den er am Morgen bei der Hinfahrt gekommen war. Er erinnerte sich daran, dass nicht weit von da bei einem Haus auf privater Basis Getränke angeboten wurden. Und so beschloss er, dort Halt zu machen und ein Getränk aus dem Kühlschrank zu nehmen. Am Kühlschrank war angeschrieben «Für Radfahrer und Wanderer». Preisliste gab es keine. So legte der Autor den ihm passend erscheinenden Betrag in die Steingutschale und genoss den gekauften Eistee, nachdem er noch das restliche Selbstbedienungsangebot betrachtet hatte, das von Dörrfrüchten über gekochte Eier bis hin zu Honig reichte.

Als er wieder losfuhr, sah er noch kurz die Frau, der er seine Rast auf der schön zurecht gemachten Holzbank sowie sein kühles Getränk zu verdanken hatte. Sie mähte gerade Gras für die Hühner. Der Autor winkte ihr kurz mit einer dankenden Geste zu und sie winkte mit einem kurzen Lächeln zurück. Auch hier fühlte der Autor, als er weiterfuhr, ein besonderes Gefühl in sich. Er fühlte sich gut an. Und er staunte auch etwas über sich, dass er sich bereits das zweite Mal an diesem Tag auf etwas einliess, was eigentlich nicht in seiner Art liegt.

Zurück auf dem Campingplatz freute er sich auf eine erfrischende Dusche im unbeheizten Toilettengebäude. Da sich der Nebel etwas aufgelöst hatte, war es nicht mehr so kalt und das Wasser hatte eine Temperatur, die das Duschen nicht gerade zu einem Spiessrutenlauf machte. Während dem Duschen rieb er sich mit Salz ein und spülte sich dann ab. Das hilft gegen Schmerzen und Unwohlsein aller Art und beugt dem Muskelkater vor. Die frische Kleidung fühlte sich gut an.

Nach dem Duschen hängte der Autor die feuchten Kleider und das Badetuch an eine Leine, die er zwischen zwei Fichten gespannt hatte. Er wusste von früher, dass man beim Zelten gut daran tut, immer auf trockene Kleidung zu achten. Und nachdem er ein von der Nacht noch kühles Bier und die Gitarre aus dem Zelt geholt hatte, machte er es sich wieder auf der Weide nebenan bequem. Allerdings spielte er nicht lange, sondern machte in der warmen Abendsonne, die sich nach einem verhangenen Tag doch noch zeigte, ein Nickerchen. Das Wetter hatte sich schnell aufgehellt. Es war wunderbar, mit den Sonnenstrahlen im Gesicht zu erwachen, die alten Fichten vor sich zu sehen, die Kuhglocken läuten zu hören und dem Eichhörnchen beim Nagen der Tannzapfen zuzusehen.

Dieser Abend fiel etwas länger aus. Der Autor kochte auf seinem Feuer Teigwaren mit Tomatensauce und etwas Käse darüber. Nach dem Essen besuchte er wiederum die Nachbarn und man unterhielt sich angeregt über Gott und die Welt. Das Pärchen hatte mit dem Autor, abgesehen vom Alter, nicht sehr viel gemeinsam. Dankend lehnte er den Joint ab und hielt sich schön brav an sein selbstmitgebrachtes Bier. Aber das Gespräch mit den beiden war inspirierend und spannend. Und auch wenn es sich um zwei überdeutliche Stadtmenschen handelte, spürte der Autor bei den beiden eine Verbundenheit zur Natur. Und ihre Liebe zum einfachen Campingleben verband ihn mit ihnen. So fand man ineinander viele Gemeinsamkeiten, auch wenn man mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten hätten finden können.

In dieser Nacht fror der Autor nicht mehr so fest. Er hatte sich den Tag hindurch auf dem Fahrrad überlegt, was er besser machen könnte. So holte er die Reservedecke aus dem Auto und bereitete sich auch eine Bettflasche vor, indem er eine leer PET-Flasche mit heissem Wasser füllte. So hatte er dann einigermassen warm und konnte ein paar Stunden am Stück schlafen. Aber in der Nacht erwachte er und nutzte die Gunst der Stunde, um bei Kerzenschein und gut eingehüllt in Decken zu meditieren. Die Ruhe im Zelt und die Bäume drum herum schienen ein gutes Ambiente zu schaffen. Auf jeden Fall war er mit dem Ergebnis und der Erkenntnis aus der Meditation sehr zufrieden.

Am Morgen war es nicht mehr so kalt wie am Vortag. Der Autor trank etwas Wasser, ass etwas Brot mit Käse und eine Frucht. Danach machte er sich auf eine Wanderung. Er wollte zu Fuss an den Fluss runter und wieder zurück – ein Rundweg dem Hang des tiefen Flusstales entlang.

Er durchquerte Weiden mit Pferden und Kühen. Er kam an Weilern und kleinen Dörfern vorbei. Stieg steile Waldpfade hinunter und folgte einfach seiner Nase und den Wanderwegschildern. Ab und zu nahm er einen Schluck Wasser aus der Flasche und dachte sich dabei, wie leicht man zu Fuss unterwegs ist, wenn man nur das Nötigste, sprich eine Wasserflasche und eine Jacke (und allenfalls noch eine Reserve Toilettenpapier) mitzunehmen braucht. Der Autor nahm an diesem Tag absichtlich keine Verpflegung mit, da er ja gefrühstückt hatte. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass zwei Mahlzeiten am Tag reichen, wenn man sich daran gewöhnt hat. Und einmal mehr zeigte sich auf dieser Wanderung, dass das Denkvermögen klarer und die Wahrnehmung feiner ist, wenn der Magen keine Energie zum Verdauen braucht.

So erreichte er dann nach zweieinhalb Stunden den Fluss. Zuvor hatte er noch eine wunderschöne Flügelfeder eines Rotmilans gefunden. Und der Autor fühlte die Lebensfreiheit, die diese Feder symbolisierte. Die gut Eineinhalbstunden Wanderung am Fluss entlang hatten etwas Meditatives. Ab und zu beobachtete er Bachforellen beim Steigen nach Fliegen. Ab und zu fragte er sich – nota bene als ehemaliger, passionierter Angler – warum auf dieser Flussstrecke eine Fliegenfischerstrecke eingerichtet wurde mit überall aufgehängten Schildern «no Killl». Und manchmal traf er einen Radfahrer oder andere Wanderer. Aber sonst war er mit sich und seinem Innenleben allein.

Und so erreichte er das nächste Dorf, wo der Rückweg der Rundwanderung anfing. Es ging steil den Talhang hinauf. Ein Eichhörnchen rannte vor dem Autor her und dann einen Baum hinauf. Leichtigkeit symbolisierend, und auch Mut und Wagnis, als es von einem Ast zum anderen übersetzte. Der Autor kam an alten Militärbunkern vorbei, die abgeriegelt und halb verwildert ihren Zweck verloren haben. Und der Schweiss lief von der Anstrengung des Anstiegs und der Wärme der Nachmittagssonne...

Endlich wieder oben auf dem Plateau angekommen, erklomm der Autor mehrere Hügelzüge. Als er das Dorf und etwas weiter den Campingplatz ausmachen konnte, war er darüber nicht unglücklich, da nach fast sieben Stunden Wandern, mit einer halben Stunde Pause insgesamt, seine Wasserflasche und seine Energiereserven leer waren.

Auch an diesem Tag fühlte sich das Duschen herrlich an. Der Autor schlief danach zügig ein auf seiner alten Wolldecke, im Halbschatten der Bäume, drüben auf der Weide. Und als er erwachte, fühlte er sich matt und niedergeschlagen. Etwas war in ihn während dem Schlaf vorgegangen. Der Autor kennt das. Er nennt dieses Phänomen ein «Update des Schwingungslevels». Und dass dieses Update sich eingestellt hatte, wunderte ihn nicht. Denn er war jetzt bereits über zwei Tage lang andauernd draussen in der Natur gewesen mit viel Ruhe und frischer Luft.

Bevor er Feuer machen und kochen konnte, musste er einer anderen Camping-Nachbarin helfen. Mit Tränen in den Augen kam sie zu ihm und klagte, dass sie ihr Mobiltelefon verlegt und somit allen Kontakt zur Aussenwelt verloren hätte. Sie käme zum Autor, sagte sie, weil sie ihn habe Gitarre spielen hören. Er helfe ihr sicher…

Das Problem liess sich lösen und die Frau liess sich einigermassen beruhigen. Der Autor rief ihren Ehemann an, dessen Nummer hatte die Frau zufällig zwei Tage vorher herausgeschrieben, und der rief dann auf das Handy meiner Nachbarin zurück, worauf das Telefon unter einem Kleidungsstück gefunden werden konnte. Natürlich half der Autor gerne. Was ihm aber zu denken gab, war, dass diese Frau eine solche Angst hatte vor dem Alleinsein. Aber die Frau kam dann zwei Tage später noch zum Autor und bedankte sich. Er habe ihr geholfen, ihre Angst vor dem Alleinsein zu überwinden. Dabei hatte er doch eigentlich gar nichts gemacht.

An diesem Abend standen die restlichen Teigwaren mit der zweiten Hälfte Fertigtomatensauce auf dem Speiseplan. Der Autor schnipselte noch etwas Gemüse in die Pfanne und ging dann zu seinen Nachbarn essen, da es ihm dort gefiel und sie ihn herzlich willkommen hiessen. Man erzählte sich einander von den Ausflügen. Sie hatten Pilze gefunden und gekocht. Der Autor durfte probieren und sie mundeten köstlich. Danach beschafften alle gemeinsam noch etwas Feuerholz. Gleich neben dem Zelt hatten Waldarbeiter den Tag hindurch etwa ein Dutzend Fichten fällen müssen, da diese vom Borkenkäfer befallen waren. Besonders die bereits abgedorrten Baumwipfel, die zersägt dalagen, eigneten sich hervorragend für ein Lagerfeuer. Das so gesammelte Holz reichte für viele Stunden.

Der Autor ist sich Holzschlagen gewohnt, da er zuhause fast ausschliesslich mit Holz heizt. Was ihn aber etwas verwirrte, waren die beobachtenden Blicke der anderen Campingbesucher. Sie schienen sich kaum erklären zu können, woher der Autor Holz aus dem Wald herbeitrug, und was er damit vorhatte. Und das, obwohl sie selbst ein Feuer unterhielten und sie die Waldarbeiter ja auch den ganzen Tag haben sägen hören. Aber nebst dem Autor und seinen Nachbarn war nur noch ein junges Pärchen, dass sich das Holz gleich nebenan selbst holen gingen. Die anderen verbrannten das Holz, das sie bei der Camping-Vermietung gekauft hatten.

Am folgenden Tag unternahm der Autor eine Fahrradtour in die andere Himmelsrichtung. Er überquerte mehrere Hügelzüge und durchfuhr drei verschiedene Verwaltungsregionen. Er hätte nicht gedacht, dass der Einfluss der verschiedenen Kreise so sichtbar und fühlbar wäre, wie er auf seiner Fahrt feststellen durfte. Die Pflege der Strassenränder, die Hege und der Unterhalt des Waldes, die Ausschilderung der Wege, die Intensivität der Landwirtschaft oder auch die Ordnung um die Häuser herum waren Indizien dafür, dass nicht überall gleich verwaltet, finanziert und gedacht wird. Und auch die Mentalität der Bevölkerung schien eine andere zu sein. Erstaunlich, dass die Mentalität bei genauer Betrachtung seine Spuren in der Landschaft hinterlässt. Und der Autor musste bekennen, dass die Natur es besser hat, wenn die Bevölkerung nicht zu sehr auf Eigenprofit, Nutzen, Ordnung und Rendite achtet.

Nachdem der Autor in etwa vierzig Kilometer zurückgelegt hatte, kam er bereits gegen Mittag ans Ziel seiner heutigen Tour. Es war dies eine Industriestadt, die aus wirtschaftlichen Gründen entstanden war und sich darum in Erscheinung und Wirkung stark von der Umgebung und den umliegenden Siedlungen abhob. Aber der Autor verweilte nur so lange wie nötig in dieser Stadt. Er fühlte sich in diesen geraden Strassen mit dem grossen Verkehrsaufkommen, den vielen Leuten und dem Zivilisationsdruck sehr unwohl. So suchte er den Bahnhof auf, um den nächsten Zug ausfindig zu machen. Das Fahrrad verlud er und nach knapp einer Stunde ruhiger Fahrt im Regionalzug war er zurück im Dorf, nicht weit vom Campingplatz. Er kaufte noch etwas frisches Gemüse und kehrte dann zu seinem Zelt zurück. Er fühlte sich müde und machte darum nach dem Duschen meinen Nachmittagsschlaf auf der Weide draussen an der wärmenden Herbstsonne.

Zum Nachtessen kochte er auf dem Feuer Zucchini-Ragout mit Auberginen und Käse. Auch dieses Mal ging er wieder zu den Nachbarn essen und wieder hatten sie es gemütlich und spannend, da die Gespräche wieder einen interessanten Verlauf nahmen. Vieles konnte hinterfragt und erörtert werden. Und die Meinung anderer Menschen zu hören, die aus einem anderen Landesteil stammen, in anderen Berufen arbeiten und eine andere Kindheit erlebt hatten, empfand der Autor als sehr inspirierend.

Es war der letzte Abend, den seine Nachbarn auf dem Camping verbrachten. Da die Rückreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vom Campingplatz aus etwas umständlich war, und die beiden recht viel Gepäck hatten, bot der Autor ihnen an, sie schnell mit seinem Auto zum Bahnhof zu führen. Sie nahmen dankbar an, schienen aber über sein Angebot positiv erstaunt zu sein.

Und so war der Autor am kommenden Morgen mit dem PKW bereit, um das Gepäck zu verladen. Für alle drei leitete diese Fahrt zum Bahnhof einen abrundenden Abschluss von drei schönen Herbsttagen ein, die man zufällig gemeinsam auf dem gleichen Campingplatz verbringen durfte. Der Autor hat seither oft an die beiden gedacht. Und irgendwie hat er noch jetzt das Gefühl, dass ihn diese beiden Fremden besser verstanden haben, als viele Personen, denen er täglich begegnet, und die ihm eigentlich näherstehen würden.

Kurz bevor der Autor mit seinen Nachbarn vom Campingplatz in Richtung Bahnhof losfuhr, sah er eine Rucksacktouristin, die offensichtlich einen Zeltplatz suchte. Ganz spontan ging er ihr entgegen und fragte sie auf Französisch, ob sie einen Platz für ihr Zelt suche. Sie antwortete auf Deutsch, dass sie ihn nicht verstanden hätte.

---ENDE DER LESEPROBE---