Septimus Heap - Flyte - Angie Sage - E-Book

Septimus Heap - Flyte E-Book

Angie Sage

4,9

Beschreibung

Septimus Heaps Abenteuer geht weiter: DomDaniel, der machtbesessene Magier, ist zurückgekehrt und bedroht den Frieden über der Burg mehr als je zuvor. Septimus' ältester Bruder Simon neidet seinem Bruder die Ausbildung bei der außergewöhnlichen Zauberin Marcia Overstrand und wird schon bald zum Werkzeug von DomDaniel. Noch ist der Schwarze Herrscher ein kaum handlungsfähiges Skelett, aber er verfolgt einen tückischen Plan: Simon soll für ihn die Herrschaft über die Burg zurückgewinnen. Wird Septimus das verhindern können?

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Angie Sage

SEPTIMUS HEAP

Flyte

Aus dem Englischen von

Reiner Pfleiderer

Mit Illustrationen von

Mark Zug

Carl Hanser Verlag

Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel Septimus Heap. Book Two: Flyte bei Katherine Tegen Books, New York (Imprint von HarperCollins New York).

Published by arrangement with HarperCollins Children’s Books,

a division of HarperCollins Publishers, Inc.

Die Schreibweise in diesem Buch entspricht den Regeln der neuen Rechtschreibung.

ISBN 978-3-446-24209-8

© 2006 by Angie Sage

© Illustrationen Mark Zug 2006

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München Wien

Umschlagillustration: Mark Zug

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch

Unser gesamtes lieferbares Programm

und viele andere Informationen finden Sie unter:

www.hanser-literaturverlage.de

Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/HanserLiteraturverlage oder folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/hanserliteratur

Mehr über Septimus Heap gibt es unter www.septimus-heap.de

Datenkonvertierung E-Book:

Kreutzfeldt digital, Hamburg

Für Laurie,

die die Magogs beigesteuert hat.

Dies ist für dich, von Herzen.

INHALT

7     Im Jahr zuvor: In der Nacht nach dem Lehrlingsessen

10  1 Spinnen

20  2 Die Zaubererallee

28  3 Ein Dunkelpferd

37  4 Simons Rückkehr

43  5 Donner

50  6 Am Nordtor

58  7 Das Gewächshaus

67  8 Das Laboratorium

75  9 Nummer Dreizehn

8710 Abschied

9711 Jennas Ritt

10212 Jannit Maartens Werft

11213 Der Wald

12114 Verirrt

13015 Der Baum

14016 Die Ödlande

14517 Die Höhle

15118 Die Camera Obscura

15719 Schokolade

16720 Ein Landwurm

17621 Die Schaflande

18522 Im Lager der Heaps

19623 Wolfsjunge

20724 Port

21625 Das Puppenhaus

22426 Spürnase

23027 Das Haus des Porter Hexenzirkels

24128 Der Dammweg

24729 Ein Luftkampf

25730 In den Marram-Marschen

27131 Drachen

28032 Feuerspei

28933 Abflug

29934 In der Luft

31035 Die Landung

31736 Heimkehr

32837 Auf der Suche nach dem Draxx

34138 Die Hermetische Kammer

34939 In den Eistunneln

36040 Beetle im Turm

36641 Die Platzierung

37242 Die Benennung

38143 Erstflug

39144 Der letzte Flug

39945 Der Wachturm

40746 Das Gefängnis

41547 Das Königinnengemach

42348 Die junge Königin

43449 Fliegen

449     Was vorher geschah ...

IM JAHR ZUVOR: IN DER NACHT NACH DEM LEHRLINGSESSEN

Es ist Nacht in den Marram-Marschen. Der Vollmond scheint auf das schwarze Wasser und leuchtet den Nachtkreaturen. In der Luft liegt eine Stille, die hin und wieder vom Blubbern und Glucksen des Wabberschlamms unterbrochen wird, denn die Geschöpfe, die in ihm leben, eilen zu einem Festschmaus. Ein großes Schiff ist mit seiner gesamten Besatzung im Schlamm versunken, und die Kreaturen sind hungrig – aber sie werden mit den Braunlingen um ihren Anteil kämpfen müssen. Von Zeit zu Zeit trägt eine Gasblase Teile des Wracks an die Oberfläche, und große, mit schwarzem Teer gestrichene Planken und Spieren treiben auf dem Schlamm.

Menschen sollten des Nachts besser nicht durch die Marram-Marschen reisen, und doch naht von weitem ein Mann in einem kleinen Kanu. Seine blonden Locken hängen in der feuchten Nachtluft schlaff herab, und seine grünen Augen starren zornig in die Dunkelheit. Er brummt ärgerlich vor sich hin und spielt in Gedanken den heftigen Streit durch, den er am Abend gehabt hat. Aber was kümmert ihn das noch? Er ist ohnehin auf dem Weg in ein neues Leben. Bald wird man seine Talente zu schätzen wissen und nicht mehr zugunsten eines dahergelaufenen Emporkömmlings verschmähen.

Von dem versunkenen Schiff ragt nur noch ein einzelner Mast aus dem Schlamm, und an seiner Spitze hängt schlaff eine zerfetzte Flagge mit drei schwarzen Sternen in Reihe. Der Kanufahrer steuert sein Boot direkt auf den Mast zu. Er schaudert, aber nicht vor Kälte. Was ihn schaudern macht, ist die Angst, die hier die Luft erfüllt, und die Vorstellung, dass unter ihm das Schiffswrack liegt, sauber abgenagt von den Braunlingen. Jetzt zwingen ihn die Trümmer, langsamer zu fahren. Er paddelt noch einige Meter, dann kommt das Kanu vollends zum Stehen. Er späht in die brackige Brühe. Zunächst kann er nichts erkennen, aber dann sieht er etwas unter sich … schneeweiß im Mondlicht. Es bewegt sich, steigt aus der Tiefe zu ihm empor, durchbricht die Oberfläche und bespritzt ihn mit schwarzem Schlamm – ein blank genagtes Gerippe.

Der Kanufahrer zittert vor Angst und Aufregung, aber er lässt zu, dass das Gerippe an Bord klettert, hinter ihm Platz nimmt und seine spitzen Knie in seinen Rücken bohrt. Denn die Ringe, die noch an den Knochenfingern stecken, verraten, dass der Kanufahrer gefunden hat, was er sucht – das Skelett DomDaniels persönlich, jenes Schwarzkünstlers, der bereits zweimal Außergewöhnlicher Zauberer war und seines Erachtens alle anderen Magier, die er bisher kennen gelernt hat, in den Schatten stellt. Besonders die eine Zauberin, mit der er am Abend an einem Lehrlingsessen hat teilnehmen müssen.

Der Kanufahrer schlägt dem Gerippe einen Pakt vor: Wenn es ihn zu seinem Lehrling macht, will er alles in seinen Kräften Stehende tun, um es wieder ins Leben zu holen und ihm zu seinem rechtmäßigen Platz im Zaubererturm zu verhelfen.

Mit einem Nicken seines Totenkopfs stimmt das Gerippe dem Vorschlag zu.

Der Kanufahrer greift wieder zum Paddel, und das Gerippe weist ihm den Weg, indem es ihm ungeduldig mit dem Knochenzeigefinger in den Rücken piekt. Am Rand der Marschen angekommen, klettert das Gerippe aus dem Boot und führt den großen blonden Jüngling durch eine trostlose Landschaft zu dem düstersten Ort, an dem er jemals gewesen ist. Der Jüngling folgt dem klappernden Gerippe, denkt kurz daran, was er hinter sich lässt, aber nur kurz. Denn jetzt beginnt für ihn ein neues Leben. Er wird es allen zeigen – und dann wird es ihnen leid tun.

Besonders, wenn er eines Tages Außergewöhnlicher Zauberer wird.

*1* SPINNEN

Septimus Heap schnippte sechs Spinnen in ein Einmachglas, schraubte den Deckel fest zu und stellte das Glas vor die Tür. Dann schnappte er sich wieder den Besen und fegte weiter die Bibliothek in der Pyramide aus.

In der Bibliothek war es eng und duster. Nur ein paar dicke Kerzen spendeten zischend und brutzelnd etwas Licht, und es roch seltsam nach einer Mischung aus Weihrauch, modrigem Papier und schimmligem Leder. Septimus liebte die Bibliothek. Sie war ein magischer Ort und thronte ganz oben auf dem Zaubererturm, versteckt im Innern der goldenen Pyramide, die den Turm bekrönte. Draußen glänzte das getriebene Gold der Pyramide hell in der Morgensonne.

Als Septimus mit dem Fegen fertig war, arbeitete er sich fröhlich summend an den Regalen entlang und stellte die Zauberbücher und Pergamentrollen, die Marcia Overstrand, die Außergewöhnliche Zauberin, wie gewohnt durcheinander gebracht hatte, wieder an ihren richtigen Platz. Die meisten elfeinhalbjährigen Jungen hätten an diesem strahlenden Sommermorgen lieber draußen gespielt, aber Septimus war dort, wo er sein wollte. In den ersten zehn Jahren seines Lebens hatte er als Junge 412, Soldat der Jungarmee, mehr als genug Sommermorgen – und übrigens auch Wintermorgen – im Freien verbracht.

Als Lehrling der Außergewöhnlichen Zauberin musste Septimus jeden Morgen die Bibliothek aufräumen. Und jeden Morgen fand er dabei etwas Neues und Aufregendes. Oft war es etwas, das Marcia eigens für ihn hatte liegen lassen. Zum Beispiel ein Zauberspruch, auf den sie spät in der Nacht gestoßen war und von dem sie dachte, dass er ihn interessieren könnte, oder ein altes Zauberbuch voller Eselsohren, das sie einem der verborgenen Regale entnommen hatte. Heute jedoch glaubte Septimus, ohne ihr Zutun etwas gefunden zu haben: Es steckte unter einem schweren Messingleuchter und sah leicht eklig aus, wie etwas, an dem sich Marcia Overstrand nicht gern die Hände schmutzig machte. Ganz vorsichtig zog er das klebrige Ding unter dem Leuchter hervor, nahm es in die Hand und betrachtete es genauer. Es war dick, braun und quadratisch. Septimus war begeistert. Bestimmt handelte es sich um einen Geschmacks-Charm. Es sah aus wie eine alte Tafel Schokolade, roch wie eine alte Tafel Schokolade, und er war sich ziemlich sicher, dass es auch wie eine alte Tafel Schokolade schmecken würde, aber das wollte er lieber nicht überprüfen. Möglicherweise war es ein Gift-Charm, der aus der großen Dose mit der Aufschrift GIFTE UND GIFTESSENZEN, die wacklig im Regal darüber stand, gefallen war.

Septimus zog eine kleine Lupe aus seinem Lehrlingsgürtel und entzifferte den dünnen weißen Schriftzug auf der braunen Tafel. Dort stand:

Nimm mich, schüttel mich,

und ich mach für dich:

Quetzalcoatls Schokoladl.

Septimus grinste. Er hatte also Recht gehabt, aber das hatte er meistens, wenn es um Zauberei ging. Es war tatsächlich ein Geschmacks-Charm, und noch besser, ein Schokoladengeschmacks-Charm. Und er wusste auch schon, wem er ihn schenken wollte. Lächelnd steckte er den Charm in die Tasche.

Seine Arbeit in der Bibliothek war beinahe getan. Er kletterte die Leiter hinauf, um das letzte Regal aufzuräumen, als er sich plötzlich Auge in Auge der größten und haarigsten Spinne gegenübersah, die ihm je untergekommen war. Er schluckte. Liebend gern hätte er sie in Ruhe gelassen, aber Marcia bestand darauf, dass er jede Spinne, die er in der Bibliothek fand, entfernte. Die acht glänzenden Knopfaugen der Spinne starrten ihn an, und er hatte das deutliche Gefühl, dass sie ihn zwingen wollte, wegzusehen und von ihr abzulassen. Auch ihre langen behaarten Beine missfielen ihm. Tatsächlich machten alle acht den Eindruck, als wollten sie seinen Ärmel hinaufkrabbeln, wenn er nicht sofort zupackte.

Blitzschnell hatte er die Spinne in der hohlen Hand. Sie kratzte zornig an seinen schmutzigen Fingern und versuchte, sie mit ihren erstaunlich kräftigen Beinen aufzustemmen, aber Septimus hielt die Hand fest geschlossen. Er huschte die Leiter hinunter, vorbei an der schmalen Luke, die auf das goldene Dach der Pyramide hinausführte, und hüpfte gerade von der letzten Sprosse, als ihn die Spinne in den Daumen biss.

»Autsch!«, jaulte Septimus.

Er ergriff das Spinnenglas, öffnete den Deckel und warf das Tier hinein, ganz zum Entsetzen der sechs anderen Spinnen, die sich bereits darin befanden. Dann schraubte er mit pochendem Daumen den Deckel wieder so fest wie möglich zu. Sorgsam darauf achtend, dass ihm das Glas nicht entglitt, in dem jetzt eine große haarige Spinne sechs kleine Spinnen im Kreis herum jagte, eilte er die schmale steinerne Wendeltreppe hinunter, die von der Bibliothek in die Gemächer der Außergewöhnlichen Zauberin, Madam Marcia Overstrand, führte.

Er lief an ihrem Schlafzimmer, dessen lila und goldene Tür geschlossen war, und seinem eigenen Zimmer vorbei und weitere Stufen hinunter in die kleine Tränkekammer neben Marcias Studierzimmer. Er setzte das Glas mit den Spinnen ab und untersuchte seinen Daumen. Er bot keinen schönen Anblick. Er war dunkelrot angelaufen, und die übrige Hand sprenkelten eigentümliche blaue Flecken. Außerdem tat es weh! Mit der unversehrten Hand klappte Septimus die Medizintruhe auf, fischte eine Tube Spinnensalbe heraus und quetschte ihren gesamten Inhalt auf den Daumen. Doch der Schmerz ließ nicht nach. Im Gegenteil, er wurde eher noch schlimmer. Septimus starrte auf den Daumen. Er schwoll an wie ein kleiner Ballon und fühlte sich so an, als könnte er jeden Augenblick explodieren.

Marcia Overstrand, deren Lehrling Septimus nunmehr seit fast anderthalb Jahren war, hatte die Spinnen bei ihrer triumphalen Rückkehr im Zaubererturm vorgefunden, nachdem sie den Schwarzkünstler DomDaniel hinausgeworfen und seine kurze zweite Amtszeit beendet hatte. Sie hatte den Turm gründlich von Schwarzer Magie gesäubert und den alten Zauber wiederhergestellt, aber die Spinnen wurde sie einfach nicht los. Das ärgerte sie gewaltig, denn die Spinnen waren ein untrügliches Zeichen, dass im Zaubererturm immer noch Schwarze Magie waltete.

In der ersten Zeit nach ihrer Rückkehr hatte Marcia sehr viel zu tun gehabt und deshalb nicht gleich bemerkt, dass etwas nicht stimmte, abgesehen von den Spinnen. Zum ersten Mal hatte sie einen Lehrling, an den sie denken musste. Außerdem musste sie sich um die Heaps kümmern, die mittlerweile im Palast wohnten, und eine Gruppe Gewöhnlicher Zauberer auswählen und wieder im Turm einquartieren. Doch schon im ersten Sommer hatte sie aus dem Augenwinkel bemerkt, dass ihr ein Schatten folgte. Anfangs dachte sie, sie bilde es sich nur ein, denn jedes Mal, wenn sie den Kopf drehte und genauer hinschaute, war nichts zu erkennen. Erst als Alther Mella, der Geist ihres alten Lehrers, der früher selbst Außergewöhnlicher Zauberer gewesen war, ihr versicherte, dass er ebenfalls etwas sehe, wusste sie, dass es keine Einbildung war. Sie wurde tatsächlich von einem Dunkelschatten verfolgt.

Aus diesem Grund hatte Marcia mit dem Bau eines Schattenfangs begonnen, der Stück um Stück zusammengesetzt werden musste und jetzt, nach annähernd einem Jahr, beinahe fertig war. Er stand in der Zimmerecke, ein Gewirr aus glänzenden schwarzen Stäben und Stangen, die aus Professor Weasal Van Klampffs Spezialamalgam gefertigt waren. Ein eigentümlicher schwarzer Dunst hüllte die Stäbe ein, und gelegentlich zuckten orangefarbene Lichtblitze zwischen ihnen hin und her. Aber nun stand der Schattenfang kurz vor der Vollendung. Bald würde Marcia ihn mit dem Schatten betreten und ohne ihn wieder verlassen können. Und das war dann hoffentlich das Ende der schwarzen Magie im Turm.

Septimus besah sich immer noch seinen Daumen, der mittlerweile auf das Doppelte seiner normalen Größe angeschwollen war und in einem hässlichen Lila schillerte, als er hörte, wie die Tür von Marcias Studierzimmer aufging.

»Septimus«, rief Marcia energisch, »ich muss weg und das nächste Teil für den Schattenfang holen. Ich habe dem alten Weasal versprochen, dass ich heute Vormittag bei ihm vorbeischaue. Es ist praktisch das letzte Element. Danach müssen wir nur noch den Stopper holen, Septimus. Und dann heißt es: Auf Nimmerwiedersehen, Schatten.«

»Au«, stöhnte Septimus.

Marcia lugte argwöhnisch um die Tür. »Was machst du denn in der Tränkekammer?«, fragte sie verwundert. Dann fiel ihr Blick auf seine Hand. »Ach du liebe Zeit, was ist denn passiert? Hast du dich wieder bei einem Feuerzauber verbrannt? Ich möchte auf keinen Fall, dass hier wieder angesengte Papageien herumstromern, Septimus. Die riechen unappetitlich, und den Papageien gegenüber ist das nicht gerade die feine Art.«

»Das war nur ein Versehen«, grummelte Septimus. »Ich wollte einen Feuervogelzauber ausprobieren. Das hätte jedem passieren können. Nein – ich bin gebissen worden.«

Marcia trat ein, und Septimus konnte hinter ihr eine leichte Trübung der Luft erkennen. Das war der Schatten. Er war ihr in die Tränkekammer gefolgt. Sie beugte sich zu Septimus herunter und sah sich seinen Daumen genauer an, wobei sie ihn fast in ihren lila Mantel hüllte. Marcia war eine groß gewachsene Frau mit langem, dunkel gelocktem Haar und diesen tiefgrünen Augen, die alle Zauberer bekommen, wenn sie mit Magie in Berührung gebracht werden. Auch Septimus hatte seit seiner Begegnung mit Marcia grüne Augen, obwohl sie vorher dunkelgrau gewesen waren. Wie alle Außergewöhnlichen Zauberer, die vor ihr im Zaubererturm gewohnt hatten, trug Marcia das Echnaton-Amulett aus Gold und Lapislazuli um den Hals, ein dunkellila Seidengewand, einen Gürtel aus Gold und Platin und den lila Zaubermantel. Ihre Füße steckten in lila Pythonschuhen, die sie am Morgen aus einem Regal mit rund hundert lila Paaren ausgewählt hatte, die sie seit ihrer Rückkehr angehäuft hatte und die einander fast zum Verwechseln ähnlich sahen. Septimus trug wie gewöhnlich sein einziges Paar brauner Lederstiefel. Er liebte diese Stiefel, und obwohl Marcia ihm angeboten hatte, aus schöner smaragdgrüner Pythonhaut ein neues Paar für ihn anfertigen zu lassen, das zu seiner grünen Lehrlingstracht passte, hatte er stets abgelehnt. Marcia konnte das nicht verstehen.

»Das ist ein Spinnenbiss«, sagte sie und nahm seinen Daumen zwischen die Finger.

»Autsch!«, heulte Septimus.

»Das gefällt mir aber gar nicht«, murmelte Marcia.

Septimus selber auch nicht. Der Daumen war mittlerweile dunkelviolett. Seine Finger sahen aus wie fünf Würste, die aus einem Fußball ragten, und ein stechender Schmerz schoss durch seinen Arm in Richtung Herz. Septimus schwankte hin und her.

»Setz dich hin«, drängte Marcia, fegte mit der Hand einen Papierstapel von einem Hocker und half ihm, Platz zu nehmen. Kurz entschlossen griff sie in die Medizintruhe und brachte eine kleine Phiole zum Vorschein, auf die das Wort Spinnengift gekritzelt war und die eine trübe grüne Flüssigkeit enthielt. Als Nächstes nahm sie einen langen, dünnen Tropfenzähler aus dem Deckel der Truhe, in dem furchterregend aussehende medizinische Instrumente nebeneinander festgeklemmt waren wie Essbesteck in einem Picknickkorb. Dann saugte sie die grüne Flüssigkeit mit äußerster Vorsicht, damit sie nichts in den Mund bekam, in den Tropfenzähler.

Septimus entwand den Daumen ihrem Griff. »Da ist ja Gift!«, protestierte er.

»In dem Biss steckt Schwarze Magie«, erwiderte Marcia, drückte ihren Daumen auf den mit Gift gefüllten Tropfenzähler und hielt ihn möglichst weit von ihrem Mantel weg. »Und der Spinnenbalsam macht es noch schlimmer. Manchmal muss man Gleiches mit Gleichem bekämpfen. Gift mit Gift. Vertrau mir.«

Septimus vertraute Marcia. Ja, er vertraute ihr mehr als jedem anderen Menschen. Und so hielt er ihr wieder den Daumen hin und schloss die Augen, während sie Spinnengift auf die Wunde träufelte und dabei Worte murmelte, die nach einem Gegenfluch klangen. Sogleich ließ der stechende Schmerz in seinem Arm nach, die Benommenheit in seinem Kopf verflog, und er schöpfte Hoffnung, dass sein Daumen nun doch nicht explodieren würde.

Marcia legte alles bedächtig in die Truhe zurück, dann drehte sie sich um und betrachtete ihren Lehrling forschend. Er sah blass aus. Aber das war ja auch kein Wunder, dachte sie. Sie hatte ihm zu viel abverlangt. Ein Tag draußen in der Sonne würde ihm gut tun. Außerdem wollte sie nicht, dass seine Mutter, Sarah Heap, wieder bei ihr hereinschneite.

Sarahs letzter Besuch war ihr noch lebhaft in Erinnerung. Es war an einem Sonntagmorgen gewesen, kurz nachdem Septimus seine Lehre bei ihr angetreten hatte. Es hatte laut an die Tür gepocht, und als sie öffnete, stand Sarah Heap draußen, und um sie herum eine Traube von Zauberern aus dem Stockwerk darunter, die der Lärm angelockt hatte. Nie zuvor hatte es jemand gewagt, so gegen die Tür der Außergewöhnlichen Zauberin zu hämmern.

Zur Verwunderung des neugierigen Publikums begann Sarah, Marcia gehörig die Meinung zu sagen.

»Mein Septimus und ich waren die ersten zehn Jahre seines Lebens getrennt«, rief sie erregt, »und ich werde nicht zulassen, dass ich in den nächsten zehn Jahren ebenso wenig von ihm habe wie in den ersten zehn. Deshalb, Madam, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie den Jungen heute zum Geburtstag seines Vaters nach Hause kommen ließen.«

Zu Marcias Ärger erntete sie dafür Beifall von den umstehenden Zauberern. Marcia und Septimus staunten beide über ihre flammende kleine Rede. Marcia, weil noch nie jemand so mit ihr gesprochen hatte. Und Septimus, weil er damals noch nicht begriffen hatte, dass ein solcher Auftritt typisch für eine Mutter war, was freilich nicht heißt, dass er ihm missfallen hätte. Im Gegenteil.

Das Letzte, was Marcia jetzt wollte, war ein neuerlicher Besuch Sarahs. »Nimm dir heute frei«, sagte sie deshalb zu Septimus, als könnte jeden Augenblick Sarah auf der Bildfläche erscheinen und Auskunft darüber verlangen, warum ihr Sohn so blass sei. »Es wird Zeit, dass du einen Tag bei deiner Familie verbringst. Und wenn du schon dort bist, kannst du deiner Mutter von mir ausrichten, sie soll doch bitte dafür sorgen, dass Jenna sich morgen rechtzeitig auf den Weg zu Zelda macht. Der Mittsommerbesuch des Drachenboots steht an. Wenn es nach mir ginge, wäre sie schon vor Tagen aufgebrochen, aber Sarah muss ja alles bis zur letzten Minute aufschieben. Wir beide sehen uns dann heute Abend, Septimus, spätestens um Mitternacht. Und bevor ich’s vergesse, der Schokoladen-Charm gehört dir.«

»Oh, danke.« Septimus lächelte. »Aber es geht mir jetzt wieder gut. Ehrlich. Ich brauche keinen freien Tag.«

»Doch, doch«, erwiderte Marcia. »Und nun geh.«

Septimus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Vielleicht war ein freier Tag ja gar nicht so schlecht. So konnte er Jenna besuchen, bevor sie abreiste, und ihr den Schokoladen-Charm schenken.

»Also schön«, sagte er. »Bis Mitternacht bin ich zurück.«

»He!«, rief ihm Marcia nach. »Du hast die Spinnen vergessen.«

»Mist«, murmelte Septimus.

*2* DIE ZAUBERERALLEE

Septimus trat auf die silberne Wendeltreppe in der Spitze des Turms.

»Zur Halle, bitte«, sagte er.

Die Treppe setzte sich langsam in Bewegung, und während sie sich wie ein riesiger Korkenzieher nach unten drehte, hielt Septimus das Spinnenglas in die Höhe und betrachtete seine Insassen. Ihre Zahl war mittlerweile auf fünf geschrumpft, und er fragte sich, ob er das haarige Exemplar nicht schon einmal gesehen hatte.

Die haarige Spinne starrte ihn hasserfüllt an. Sie hatte ihn mit Sicherheit schon einmal gesehen. Viermal, um genau zu sein, wie die Spinne grimmig dachte. Viermal hatte er sie eingefangen, in das Glas gesperrt und draußen wieder ausgekippt. Der Lümmel konnte von Glück sagen, dass sie ihn nicht schon früher gebissen hatte. Aber diesmal war wenigstens anständige Verpflegung im Glas. Die zarten jungen Spinnen hatten trefflich gemundet, auch wenn sie die beiden eine ganze Weile im Glas hatte herumhetzen müssen. Die Haarige machte es sich bequem und fand sich damit ab, dass sie wieder einmal unfreiwillig auf Reisen ging.

Die silberne Wendeltreppe drehte sich langsam, und während sie Septimus und seinen Fang durch den Zaubererturm nach unten beförderte, winkten ihm mehrere Gewöhnliche Zauberer freundlich zu, die in den unteren Stockwerken wohnten und soeben ihr Tagewerk begannen.

Die Aufregung war groß gewesen, als Septimus im Zaubererturm eintraf. Marcia Overstrand kehrte nicht nur im Triumph zurück, nachdem sie den Turm und die ganze Burg von einem Schwarzkünstler befreit hatte, sondern brachte obendrein auch noch einen Lehrling mit. Davor hatte sie das Amt der Außergewöhnlichen Zauberin zehn Jahre lang ohne einen Lehrling versehen, so dass man unter den Gewöhnlichen Zauberern hinter vorgehaltener Hand schon gemäkelt hatte, sie sei viel zu wählerisch. »Meine Güte, was hofft Madam Marcia denn zu finden? Den siebten Sohn eines siebten Sohns? Haha!« Aber genau das war Madam Marcia Overstrand geglückt. Sie hatte Septimus Heap gefunden, den siebten Sohn des mittel- und talentlosen Zauberers Silas Heap, der wiederum der siebte Sohn des ebenso mittellosen, aber weitaus talentierteren Gestaltwandlers Benjamin Heap war.

Die silberne Wendeltreppe kam im Erdgeschoss des Zaubererturms sachte zum Stehen. Septimus hüpfte herunter und durchquerte die große Eingangshalle, wobei er von einer Seite zur anderen sprang und versuchte, die flüchtigen Farben zu fangen, die über den weichen, sandartigen Fußboden huschten. Der Fußboden hatte ihn kommen sehen, und die Worte GUTEN MORGEN, HERR LEHRLING flimmerten vor ihm über die tanzenden Muster, als er auf die Tür aus massivem Silber zusteuerte, die den Eingang zum Turm bewachte. Septimus murmelte das Losungswort, und lautlos schwang die Tür vor ihm auf. Ein heller Sonnenstrahl fiel in die Halle und ließ die magischen Farben verblassen.

Septimus trat hinaus in den warmen Sommermorgen. Er wurde bereits erwartet.

»Marcia lässt dich heute aber früh gehen«, rief ihm Jenna Heap entgegen. Sie hockte auf der untersten Stufe der riesigen Marmortreppe, die in den Zaubererturm führte, und ließ unbekümmert die Füße gegen den warmen Stein baumeln. Sie trug ein einfaches rotes Kleid mit goldener Borte, dazu eine goldene Schärpe um die Hüfte und feste Sandalen an den schmutzigen Füßen. Ihr langes dunkles Haar bändigte ein schmales goldenes Diadem, das wie eine Krone auf ihrem Kopf saß. Ihre dunklen Augen blitzten schelmisch, als sie ihren Adoptivbruder anschaute. Er sah so unordentlich aus wie eh und je. Sein gelocktes strohblondes Haar war ungekämmt und seine grüne Lehrlingstracht voller Staub aus der Bibliothek, doch der goldene Drachenring an seinem rechten Zeigefinger funkelte so hell wie immer.

Jenna freute sich, ihn zu sehen.

»Hallo, Jenna«, grüßte Septimus lächelnd und blinzelte mit seinen leuchtend grünen Augen in die Sonne. Er winkte ihr mit dem Spinnenglas zu.

Jenna fuhr von der Stufe in die Höhe und starrte auf das Glas. »Dass du die Spinnen ja nicht in meiner Nähe freilässt!«, warnte sie ihn.

Septimus hopste die Treppe hinunter und schlenkerte im Vorbeigehen mit dem Glas vor ihrem Gesicht herum. Er lief zu dem Brunnen am Rand des Hofes und schüttelte die Spinnen vorsichtig aus dem Glas. Sie fielen alle in den Eimer. Die Haarige stärkte sich noch rasch mit einem Imbiss und krabbelte dann an dem Seil entlang wieder nach oben. Die drei verbliebenen Spinnen blickten ihr hinterher und beschlossen, vorerst im Eimer zu bleiben.

»Manchmal«, sagte Septimus, als er wieder bei Jenna an der Treppe war, »habe ich den Verdacht, dass die Spinnen postwendend in die Bibliothek zurückkehren. Heute habe ich sogar eine wiedererkannt.«

»Red keinen Quatsch, Sep. Wie willst du denn eine Spinne wiedererkennen?«

»Nun ja«, erwiderte er, »ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich erkannt hat. Darum hat sie mich auch gebissen, glaube ich.«

»Sie hat dich gebissen? Ist ja schrecklich! Wo denn?«

»In der Bibliothek.«

»Nein, wo sie dich gebissen hat.«

»Ach so. Hier.« Er hielt ihr den Daumen hin.

»Ich kann nichts sehen«, mäkelte sie.

»Weil Marcia Gift drauf getan hat.«

»Gift?«

»Tja, bei uns Zauberern macht man das so«, sagte Septimus mit wichtiger Miene.

»Ach, ihr Zauberer«, lachte Jenna spöttisch, stand auf und zupfte ihn am Ärmel seiner grünen Kutte. »Ihr Zauberer seid alle verrückt. Und da wir gerade von Verrückten reden, wie geht es Marcia?«

Septimus stieß mit dem Fuß einen Kieselstein zu Jenna hinüber.

»Sie ist nicht verrückt«, sagte er verteidigend. »Aber der Schatten folgt ihr auf Schritt und Tritt. Und es wird immer schlimmer. Selbst ich kann ihn inzwischen sehen.«

»Iiih, ist ja gruselig.« Jenna kickte den Stein zu ihm zurück, und Steinfußball spielend liefen sie über den Hof zu dem hohen silbernen Torbogen, der innen mit tiefblauem Lapislazuli ausgekleidet war. Er hieß Großer Bogen und verband den Hof des Zaubererturms mit der breiten Zaubererallee, die in schnurgerader Linie zum Palast führte.

Septimus verscheuchte alle Gedanken an Schatten, rannte vor Jenna unter den Großen Bogen, drehte sich um und rief: »Auf jeden Fall hat mir Marcia heute freigegeben.«

»Den ganzen Tag?«, fragte Jenna erstaunt.

»Den ganzen Tag. Bis Mitternacht. Ich kann dich also nach Hause begleiten und Mum besuchen.«

»Und mich. Du musst den heutigen Tag auch mit mir verbringen. Ich habe dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Und morgen fahre ich zu Tante Zelda, um das Drachenboot zu besuchen. In ein paar Tagen ist Mittsommer, falls du es vergessen hast.«

»Wie könnte ich. Marcia redet ja ständig davon, wie wichtig das ist. Hier, ich hab ein Geschenk für dich.« Septimus fischte den Schokoladen-Charm aus der Tasche und reichte ihn Jenna.

»Oh, das ist lieb von dir, Sep. Äh, und was ist das genau?«

»Ein Geschmacks-Charm. Damit kannst du alles, was du willst, in Schokolade verwandeln. Ich hab mir gedacht, das könnte bei Tante Zelda ganz nützlich sein.«

»He, damit könnte ich ja ihre Kohl- und Sardineneintöpfe in Schokolade verwandeln.«

»Kohl- und Sardineneintopf …«, seufzte Septimus, dem das Wasser im Mund zusammenlief. »Du ahnst ja nicht, wie sehr ich Tante Zeldas Kochkünste vermisse.«

»Da bist du aber der Einzige«, lachte Jenna.

»Ich weiß, deshalb hab ich mir gedacht, dass dir der Charm bestimmt gefällt. Am liebsten würde ich dich begleiten und Tante Zelda besuchen.«

»Das geht nicht, denn ich bin die Königin.«

»Seit wann das denn?«

»Zumindest werde ich Königin. Du bist nur ein kleiner Lehrling.« Jenna streckte ihm die Zunge heraus und rannte, von Septimus verfolgt, aus dem Schatten des Großen Bogens hinaus in die Hitze der Zaubererallee.

Die Allee lag hell und wie ausgestorben vor ihnen in der Sonne. Sie war bis hinüber zum Palasttor, das in der Ferne golden glänzte, mit großen weißen Kalksteinplatten ausgelegt und von hohen silbernen Pfählen gesäumt, an denen Fackeln steckten, die sie bei Dunkelheit beleuchteten. Heute Morgen steckten dort jedoch nur verkohlte, die in der Nacht abgebrannt waren und von Maizie Smalls, dem Fackelanzünder, am Abend durch frische ersetzt werden würden. Septimus sah gerne zu, wenn Maizie die Fackeln anzündete. Von seinem Turmzimmer aus hatte er einen guten Blick auf die Allee, und Marcia ertappte ihn oft dabei, wie er abends zur Anzündzeit, wenn er eigentlich seine Zaubersprüche büffeln sollte, verträumt aus dem Fenster schaute.

Jenna und Septimus traten aus der heißen Sonne in den kühleren Schatten der niedrigen Häuser, die sich, etwas zurückgesetzt, entlang der Allee reihten. Diese Häuser zählten zu den ältesten der Burg und bestanden aus hellen verwitterten Steinen, an denen im Lauf der Jahrtausende Regen, Hagel und Frost und gelegentlich auch kriegerische Gefechte ihre Spuren hinterlassen hatten. Hier waren die zahlreichen Schreibstuben und Druckereien untergebracht, in denen all die Bücher, Schriften, Traktate und Abhandlungen entstanden, die von den Bewohnern der Burg gelesen wurden.

Beetle, der als Prüfgehilfe und Mädchen für alles in Nummer dreizehn arbeitete, hockte faul in der Sonne und nickte Septimus freundlich zu. Haus Nummer dreizehn hob sich von all den anderen Geschäften und Kontoren ab. Es war das einzige, hinter dessen Fenstern so hoch Papier gestapelt war, dass man nicht hineinsehen konnte, und obendrein war es unlängst lila gestrichen worden, was beim Verein zur Erhaltung der Zaubererallee helle Empörung ausgelöst hatte. Nummer dreizehn beherbergte das Magische Manuskriptorium und die Zauberprüfstelle, deren Dienste Marcia und die meisten Zauberer regelmäßig in Anspruch nahmen.

Jenna und Septimus hatten fast das Ende der Zaubererallee erreicht, als sie hinter sich Hufgetrappel vernahmen, das auf der leeren Straße widerhallte. Sie drehten sich um und erblickten in einiger Entfernung einen schwarzen, staubbedeckten Reiter, der auf einem großen schwarzen Pferd zum Manuskriptorium galoppierte. Dort angekommen, sprang er vom Pferd, band es an und stürmte ins Haus, dicht gefolgt von Beetle, der über Kundschaft so früh am Morgen sichtlich überrascht war.

»Wer das wohl sein mag?«, sagte Septimus. »Den habe ich hier noch nie gesehen. Du?«

»Ich weiß nicht«, antwortete Jenna nachdenklich. »Irgendwie kommt er mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher.«

Septimus antwortete nicht. Von dem Spinnenbiss war plötzlich ein stechender Schmerz in seinen Arm gefahren, und aus irgendeinem Grund musste er an den Schatten denken, den er am Morgen gesehen hatte. Er erschauderte.

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