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Tony ist ein Mann, der seine sexuellen Fantasien nur in seinen Träumen durchlebt. Die Begegnung mit Dylan, ein erfolgreicher Strafverteidiger ändert diesen Zustand. Auch er ist neben seiner Ehe mit Doris auf der Suche nach einem Partner, mit dem er seine sexuellen Gelüste ausleben kann. Keiner ahnt von seiner Neigung zu Männern und die Vorliebe für Rollenspiele, in denen er dominiert. Er ist aber auch ein Mann, der immer nur seinen Erfolg und den seiner Familie in den Vordergrund stellt. Politische Intrigen und TERRA NOVA, eine weltweite Verbindung, der auch Dylan angehört, stehen der Beziehung im Wege. Wofür wird Dylan sich entscheiden?
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2022
Michael Feldmann
Serpitae Anime Mortem
Master And Servant
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Inhalt
Jetzt und hier
Der erste Kontakt
Der Amoklauf
Sex mit einem Lederkerl
Tony wird belohnt
Die Bestimmung
Der Sklave darf abspritzen
Geilheit siegt
Ein Mann ohne Skrupel
SERPITAE ANIME MORTEM
Wie geht es weiter?
Wieder allein
Was bedeutet die Karte?
Ein dummer Zufall
Dylan’s Frau
Eine klare Ansage
Rasiert und keusch gehalten
Ein Abend zu zweit
Dylan’s Gelüste
TERRA NOVA
Wie befohlen
Die Beziehung nimmt erste Formen an
Der nächste Morgen
Traurige Neuigkeiten
Clarice
Am Arbeitsplatz
Unterschiedliche Meinungen
Die Nachricht des Masters
Tony kann es kaum erwarten
Impressum neobooks
Serpitae Anime Mortem – Master And Servant
Tony hielt es nicht länger aus. Seitdem er das Haus nicht mehr ohne weiteres verlassen durfte, fiel ihm die Bude fast auf den Kopf. Vor gut 15 Monaten hatte es in kleinen Schritten begonnen und er hatte sich zuerst nichts dabei gedacht; wie so viele andere Menschen.
Zuerst war es weit weg. Ein Virus+, von dem man nicht wusste, was der eigentliche Auslöser war und was für Wirkungen er mit sich bringen würde. Es gab viele Spekulationen. Man munkelte, dass der unsichtbare schleichende Tod in einem Versuchslabor in irgendeinem kleinen Ort in Asien gezüchtet und mutwillig freigesetzt worden war. Dann gab es weitere Thesen, dass der Virus eine politische Waffe war, die mutwillig eingesetzt wurde, um ein neues Weltbild zu schaffen.
The Great Reset war der Begriff, der in diesem Zusammenhang oft verwendet wurde.Zu Beginn waren es kleine Einschränkungen, die das Leben nicht großartig beeinflussten und man hatte sich keinen Kopf darüber gemacht, wie wertvoll Freiheit sein konnte. Tony erinnerte sich genau an die erste chinesische Live-Übertragung im Spätherbst vorletzten Jahres in einem Sushi-Restaurant, welches er regelmäßig besucht hatte. In dem Großraum-Restaurant, nicht weit von seiner Wohnung entfernt, war die Küche qualitativ hochwertig und sehr günstig. Es war mittlerweile nicht mehr da.
Erst gab es dort nur noch begrenzte Möglichkeiten zu essen. Man musste sich mit seinen persönlichen Kontaktdaten registrieren und beim Betreten bzw. Verlassen der Lokalität eine Gasmaske mit Haube tragen. Der Aufenthalt im Sushi-Haus war zeitlich limitiert und da Sicherheitsabstände einzuhalten waren wurde nur noch die Hälfte der Tische besetzt.Alle Vorgaben, die wöchentlich von der Regierung kamen, mussten von jedem, der ein kleines oder mittelständisches Unternehmen führte, eingehalten werden, aber trotzdem hatte es nichts genützt. Es wurde von der Spitze des Landes ein hartes Urteil ausgesprochen. Der erste Lockdown hatte 4 Wochen gedauert und so manchen Kleinunternehmer schon in den Ruin getrieben.Auch an Mr. Katuri, dem Besitzer des Lieblingsrestaurants von Tony war der erste Schuss vor den Bug nicht spurlos vorbeigegangen, aber er hatte trotzdem lange weitergekämpft. Jede Woche mehr Einschränkungen, weniger Umsatz und trotzdem immer noch ein Lächeln im Gesicht und einen ermutigenden Spruch auf den Lippen.Für viele selbständige Unternehmer war es nur ein Spiel auf Zeit. Dieses ewige auf und ab ohne ein konkretes Ziel vor Augen konnte keiner auf die Dauer überleben. Tony hatte vor dem Ausbruch der Pandemie in einer Drogenberatungsstelle gearbeitet. Er war immer ein sehr sozialer und engagierter Mensch, der durch viele tragische Umstände und Vorfälle in seiner Familie geprägt worden war. Menschliche Schicksale waren schon immer Themen seines täglichen Lebens. Vor dem Ausbruch des Killervirus hatte er diese Belastungen, die durch Suizid, Brutalität und menschliche Ängste beeinflusst waren, immer gut wegstecken können. Seine positive Lebenseinstellung war für den damaligen Job optimal. Doch auch das hatte sich in den letzten Monaten geändert.
Die Isolation und die ständige sukzessive Gehirnwäsche durch Hiobsbotschaften aus den Medien, die oft die einzige Quelle zur Außenwelt boten, führten einen ständigen Kampf gegen seine positive Einstellung.Diese Neuigkeiten im Internet, Radio und Fernsehen drängten die Menschen immer mehr in eine Richtung und brachten immer mehr das hervor, was vielleicht gewollt war.Survival Of The Fittest. Das war die Devise.Es gab die Duckmäuser und Ja-Sager. Brave getreue Bürger, die auch wie Lemminge von einer hohen Klippe springen würden, wenn einer voranschreiten würde.Tony hatte Zweifel an der Situation. Er war sich nicht sicher, ob das oberste Ziel der „Great Reset“ war, aber es steckten definitiv Ziele der Regierungen weltweit dahinter, die sich auf Kosten des arbeitenden Ameisenvolkes gesundstoßen wollte.Die Medien warnten stündlich vor den Querdenkern und forderten die Weltbevölkerung auf, sich durch Impfstoffe, die aus dem Nichts entwickelt wurden und sowohl Pharmakonzernen als auch Investoren und Aktionären immense Reichtümer verschaffte, immunisieren zu lassen.Als einzelne Person war man machtlos. Das war Tony klar.Die meisten Menschen, auch viele Leute, die er kannte, und mit denen er immer noch über Skype oder andere Kommunikationsplattformen in Verbindung stand, knickten trotz eingeräumter Skepsis nach und nach ein, da sie einfach wieder den Normalzustand und ihre eigentlich als selbstverständlich gedachten Freiheiten zurückwünschten. Das war auch das Versprechen einer jeden Staatsmacht.
Mit erschreckenden Infektionszahlen und täglichen Informationen über Tote, wohlweislich „im Zusammenhang mit dem Virus“ aus dem Leben gerissen, sollten einen jeden dazu treiben, die Immunisierung als einzigen rettenden Ausweg aus dieser Krise zu akzeptieren. Wie viele andere, war auch Tony vernetzt und hatte viele Quellen, die alle Thesen der großartigen Mediziner und Weltpolitiker widerlegten. Doch selbst in dieser Hinsicht musste er vorsichtig sein. Nachbarn und Freunde entwickelten sich nach und nach zu Feinden, wenn sie zu Lemmingen geworden waren.Mittlerweile hatte er sich ein wenig an die Situation gewöhnt, auch wenn es ihm sehr schwerfiel.Zu allem Übel war seine intensive Beziehung zu Dylan, einem älteren Mann, kurz vor Ausbruch der Pandemie in die Brüche gegangen. Tony hatte sich in der gemeinsamen Zeit oft gefragt, ob es sich wirklich um eine Beziehung handelte. Dylan war ein Traummann. Genau nach seinem Geschmack. Tonys Gedanken spulten zurück und bremsten dort, wo alles angefangen hatte.
Dylan war Strafverteidiger und sie hatten sich kennengelernt, als es um einen jungen Drogenabhängigen ging, der Tony besonders ans Herz gewachsen war.Normalerweise war es in seinem Job wichtig, Problemfälle nicht zu nahe an sich ranzulassen, aber Speed, so hieß der junge Junkie, war in seinen Augen etwas Besonderes gewesen. Leider war er zu früh aus seinem Leben gerissen worden, aber nicht unmittelbar durch die Einnahme von Drogen. Ein anderer, nicht viel älterer Mann als Speed selbst, hatte in einem Amoklauf Menschen mit einer Maschinenpistole in den Tod gerissen.
Das Leben konnte manchmal gnadenlos sein. Heimtückisch und unberechenbar, wenn man sich gerade auf dem rechten Pfad der Tugend befand. Speed hatte diesen Tod wahrlich nicht verdient. DieDrogen hatten seine Laufbahn in einem wohl behüteten Elternhaus und einem florierenden Familienunternehmen aus den Fugen gerissen, aber Tony hatte in den letzten Wochen vor dem Ableben des jungen Mannes gemerkt, dass dieser nur zu gerne der Drogensucht entkommen wollte. Menschen kommen, Menschen gehen.Das war in dieser Zeit der Pandemie und Isolation so deutlich wie nie zuvor zu spüren. Bei Dylan war es nicht anders gewesen. Genauso plötzlich wie er in Tonys Leben getreten war, genauso schnell war er wieder verschwunden.Die Schlinge von Covid-19 hatte sich seit den Anfängen täglich weiter zugezogen. Erst waren es kurze Videos und Berichte aus Fernost, die über die Medien verbreitet wurden. Schon zu dem Zeitpunkt wurden utopische Zahlen an Todesfällen genannt, die dieser heimtückische Virus wie eine Nebelbank, die sich immer weiter über Landstriche fraß, verbreitete.Damals war alles noch zu weit entfernt und Tony hatte sich, wie viele andere auch, noch keinen Kopf darum gemacht, wie gefährlich die Situation für ihn selbst werden könnte. Sicherlich hatte es auch eine Rolle gespielt, dass Dylan vorher in sein Leben getreten war. Sie hatten sich im Gericht der Stadt bei einem ersten Plädoyer in Sachen Speed kennengelernt. Tony sog diesen muskulösen, grauhaarigen Mann im italienischen anthrazitfarbenen Dreiteiler förmlich in sich auf und musste immer wieder zu ihm rüber schauen. Das war genau der Typ Mann, den er vor Augen hatte, wenn er seine sexuellen Fantasien durchlebte. Der Ehering an seinem Finger war nicht zu übersehen. Aus diesem Grunde hatte Tony sich auch keine großen Hoffnungen gemacht, bis sein Blick, als wenn Dylan es gespürt hatte, wie Tony ihn förmlich mit den Augen auszog, erwidert wurde. Da war etwas in diesem Blickkontakt, der nur einen kurzen Moment andauerte; eine Aussage. Dann wandte sich jeder der beiden Männer wieder ihrer eigentlichen Tätigkeit in diesem Gerichtsverfahren zu. Obwohl keiner davon ausgegangen war, verlief die weitere Verhandlung ganz so, wie Tony es sich vorgestellt hatte. Speed wäre mit Sicherheit zerrissen worden, wenn Dylan, oder Strafverteidiger Dr. Dylan McLean, wie er im Gerichtssaal vorgestellt wurde, versagt hätte; aber dieser hatte seine Hausaufgaben gemacht. Er war ein Mann starker Argumente und wusste genau, wie er das Ruder an seine Hände reißen konnte. Die Gegenseite zerbrach an ihm und der Richter hatte Speed freigesprochen. Letztendlich musste Speed nur 100 Sozialstunden in einem Altenheim abarbeiten, was aber eher dazu diente, sein Selbstwertgefühl wieder herzustellen. Nach der Urteilsverkündung verließen Tony und sein junger Schützling strahlend den Gerichtssaal. Dylan stand im Flur. Er hatte sich den obersten Hemdsknopf am Kragen geöffnet und die Krawatte gelockert. Er hatte sein Handy am Ohr und sprach mit gedämpfter Stimme. Die beiden Männer gingen an ihm vorbei und wieder trafen sich die Blicke. Tony wurde es heiß und kalt, weil er merkte, dass dieser grauhaarige Mann ihn komplett aus der Fassung brachte. Ohne etwas dagegen unternehmen zu können, merkte er, wie sich etwas zwischen seinen Beinen verhärtete. Schnell schaute er unauffällig nach unten, um zu prüfen, ob man eine Beule in seiner Hose erkennen konnte. Es war nichts zu erkennen. Er nickte Dylan kurz zu, doch dieser packte ihn am Arm. „Ich bin in einer halben Stunde zuhause, Schatz. Bis gleich.“ Dann beendete er sein Telefonat.
„Danke für Ihre großartige Arbeit, Sir.“ Speed hatte seine vorbildliche Erziehung nicht abgelegt. Im Kern war er immer ein guter Mensch geblieben. Die Drogen hatten ihn einfach vom Pfad der Tugend abkommen lassen.„Sehr gerne, junger Mann. Das ist mein Job. Ich gehe davon aus, dass Du mich in Zukunft nicht enttäuschen wirst und weißt, was zu tun ist. Geh regelmäßig zu Deinem Sozialarbeiter und arbeite mit ihm. Du hast jetzt eine Chance bekommen, die es vielleicht kein zweites Mal geben wird.“Speed nickte mit gesenktem Kopf.„Sie haben Recht, Sir.“ Er hob den Kopf und schaute zu Tony rüber. „Mr. Williams ist derjenige, der mich aus dem Sog rausgezogen hat. Allein hätte ich es nie geschafft und zu meinen Eltern habe ich den Kontakt abgebrochen. Im Grunde habe ich momentan keinen anderen Menschen.“„So, so, Sie sind also Mr. Williams.“Dylan fixierte Tony und dieser hatte das Gefühl, als wenn der Verteidiger in mit seinen kristallblauen Augen ausziehen wollte. „Das kann ich wohl nicht leugnen.“Tony grinste verlegen.„Ich muss weiter, die Herren. Meine Frau wartet mit dem Essen.“ Dylan kramte kurz in der Innentasche seines Sakkos und beförderte eine Visitenkarte und einen Kuli hervor. Dann notierte er kurz etwas auf der Rückseite und drückte die Karte Tony in die Hand.„Es hat mich sehr gefreut, Sie kennengelernt zu haben, meine Herren.“Dann drehte er sich erneut Speed zu. „Verfolge Deinen Plan, junger Mann. Es gibt immer Menschen, die an Dich glauben.“Nun drehte er den beiden Männern den Rücken zu und war verschwunden.In diesem Moment der Glückseligkeit hätte keiner gedacht, dass der Sensenmann schon ein Auge auf Speed geworfen hatte. An diesem Tag schien alles zu perfekt.Die Tage nach der Urteilsverkündung rasten nur so dahin. Tony konnte sich über Arbeit nicht beklagen. Es kam der besagte Tag, an dem sich vieles für ihn ändern sollte.
An jenem Freitag beschloss er, von zuhause aus zu arbeiten. Das war nicht unüblich. Da er sich, bis auf Noteinsätze für seine Schützlinge, das Wochenende freihielt, ließ er die Woche oft daheim im Büro ausklingen. Der Fernseher, ein kleines tragbares Gerät, welches oft seinen Standort in der Wohnung wechselte, hatte an diesem Tag seinen Platz auf der Fensterbank in seinem kleinen Büro gefunden. Obwohl er sehr in seiner Arbeit vertieft war, wanderten seine Augen regelmäßig zu dem kleinen, eckigen Bildschirm. Dann passierte es. Ein LIVE-Bericht mit bunten Lichtern von Polizeifahrzeugen und Krankenwagen riss ihn in seinen Bann. Diese Straße kannte er. Es war nicht weit von seiner Wohnung entfernt. Er drehte den Ton lauter.„.... unfaßbar. Noch immer ist nicht klar, wie viele Menschen der Amokläufer in den Tod gerissen hatte, bevor er sich selbst mit einem Kopfschuss aus dem Leben verabschiedet hatte. Überall liegen leblose Menschenkörper, die teilweise schon mit Leichentüchern bedeckt sind. Diese Tat erschüttert die Bürger von Sawbridge Willows. So etwas hatte es in der Geschichte der Stadt bisher noch nicht gegeben. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer. Wir beten weiterhin für die Menschen, die noch immer hier auf offener Straße mit dem Tod ringen.“Tony war wie versteinert. Wie konnte so etwas in einer Stadt, die im großen Ganzen als harmonisch zu bezeichnen war, passieren? Sicherlich gab es hier Dealer, Drogenabhängige und Selbstmorde, aber ein Amoklauf? So etwas war unbegreiflich.Der Fernseher lief nun den ganzen Abend. Life bekam jeder Bürger der Stadt, und natürlich auch außerhalb der Stadtgrenzen mit, was Unbeschreibliches an diesem Tag passiert war. Noch waren es irgendwelche Opfer, die teilweise durch ihre Konturen auf dem Bildschirm unter abgedeckten Tüchern zu erkennen waren. Sie hatten keine Namen, waren irgendwelche Menschen, die von einer Minute auf die nächste aus dem Leben gerissen worden waren; aber selbst das war ein schrecklicher Gedanke. Erst das Telefonklingeln am späten Abend brachte zumindest die Identität eines dieser armen Menschenseelen an die Oberfläche.„Hallo, Tony Williams am Apparat.“Nach einer kurzen Pause meldete sich eine tiefe Männerstimme. „Tony, Dylan hier. Dylan McLean. Wir haben uns im Gerichtsgebäude kennengelernt.“ Tony war überrascht. Er bemerkte den leicht zittrigen Ton in der Stimme seines Anrufers.„Mr. McLean? Wie komme ich zu der Ehre? Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin momentan etwas neben der Spur. Haben Sie von dem Amoklauf vor der Guggenheim Mall gehört? Ich habe den Fernseher die ganze Zeit laufen. Man spricht mittlerweile von 14 Toten. Ich kann es kaum fassen.“„Das ist der Grund meines Anrufs. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sich eine Person unter den Opfern befindet, die wir beide kennen. Speed, oder sagen wir mal Frederic Miller, wie er mit bürgerlichen Namen hieß, hat den Amoklauf nicht überlebt.“Tony schluckte und ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. „Das ... , das ... ich ... .“Tränen schossen aus seinen Augen und der Kloß löste sich endlich.
„Ich weiß, es ist fürchterlich für Sie, nach allem, was Sie für den jungen Mann getan hatten. Er war sicherlich auf dem richtigen Weg.“
„Das war er, Mr. McLean. Er war schon einige Zeit in einem Methadonprogramm. Sein Urin wurde regelmäßig auf Drogenspuren untersucht. Es sah alles sehr gut aus. Der Junge hatte Biss und Kampfgeist.“ Tony fröstelte es.
„Er war zur falschen Zeit am falschen Ort, Tony. Wie die anderen Opfer, die nun dort auf dem kalten Asphalt liegen und mit einem Leichentuch abgedeckt sind. Es klingt hart, aber Speed ist einer von vielen.“
„Wissen Sie? Ich frage mich nur, ob es seine Familie einen Dreck scherrt. In der Miller Dynastie waren solche Menschen wie Speed nur überflüssige Geschwülste, die man mit Hilfe anderer eliminierte oder verbannte. In seinem Fall hatte der Junge es selbst in Angriff genommen. Er hatte sich komplett von seiner Familie gelöst.“
Er schluchzte leise. „Ich weiß, man darf in meinem Job kein persönliches Schicksal an sich heranlassen, aber der Kleine war etwas Besonderes.“
„Ich verstehe Sie, Tony. Wissen Sie was? Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich bei Ihnen vorbeikomme? Vielleicht geht es Ihnen dann besser? Ein wenig Abwechslung kann nichts schaden. Meine Frau ist für ein paar Tage zu ihrer Cousine nach Aspen Springs gefahren und kommt erst später heute zurück. Von meiner Seite aus wäre es kein Problem. Natürlich nur, wenn Sie es möchten. Ich habe das Gefühl, dass es für Sie Gift wäre, wenn Sie den Abend allein verbringen.“
„Das ist sehr nett, Mr. McLean. Ich weiß es zu schätzen, aber … .“
„Kein ABER, Tony. Sie können mich immer noch rauschmeißen, wenn ich Ihnen auf die Nerven gehe. Die Adresse habe ich. Picadilly Lane 328, richtig?“ Er wartete keine Antwort mehr ab und legte auf.
Normalerweise hätte Tony noch nachgehakt, woher Mr. McLean seine Mobilnummer und die Privatadresse hatte, aber an diesem Abend konnte er nicht klar denken.
Erst als er auf das Telefon in seiner Hand starrte, wurde ihm wohl bei dem Gedanken, dass der Strafverteidiger ihn besuchen würde. Es war tatsächlich nicht die beste Idee, den Abend allein zu verbringen.
Mit einer, wie von Geisterhand gesteuerten Handbewegung, drückte er auf den Aus-Knopf der Fernbedienung. Er konnte den Anblick der abgedeckten Körper und die weinerliche Stimme der Reporterin auf dem Bildschirm einfach nicht mehr ertragen.
Doch die plötzliche Stille in der Wohnung war nicht besser. Die Bilder hatten sich in seinen Kopf eingebrannt und die Stimme der Reporterin schmetterte immer wieder die gleichen furchteinflößenden Worte, die in seinem Kopf einfach keinen Weg nach draußen fanden. Tony wurde schlecht. Er setzte sich benommen auf seine Ledercouch und hatte das Gefühl, als wenn er sich jeden Moment übergeben müsste.
Ein Gefühl der Hilflosigkeit und Enge der Luftzufuhr versetzte ihn in einen Zustand der Starre, welcher erst durch das schrille Ertönen der Wohnungsklingel im Big Ben Stil beendet wurde.
Kalter Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet, den er sich mit einem der flauschigen Kissen, die das Ledersitzmöbel zierten, abwischte, bevor er sich auf den Weg zur Wohnungstür machte.
Dieses dumpfe Gefühl der Hilflosigkeit hatte noch immer seinen Körper unter Kontrolle, aber nun kam auch noch dieses Herzklopfen hinzu. Tony freute sich einerseits auf Dylan. Der gepflegte Mann hatte es ihm angetan. Er war gut gebaut, hatte graue Haare und sah in seinen Anzügen einfach nur umwerfend aus.