Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung und andere Detektivgeschichten - Arthur Conan Doyle - E-Book

Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung und andere Detektivgeschichten E-Book

Arthur Conan Doyle

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Beschreibung

Vollständig überarbeitete, korrigierte und illustrierte Fassung Mit 18 Illustrationen Wie kann man Sherlock Holmes nicht kennen? Den berühmtesten Detektiv der Geschichte, der mit seinem messerscharfen Verstand und seiner Ermittlungsart als Vorlage für fast alle kriminalistischen Nachfolger diente. Hier lernen Sie das lesenswerte Original kennen. Dieser Band beinhaltet folgende Kurzgeschichten: "Des Löwen Mähne" ("The Lion's Mane"), 1926 Holmes im Ruhestand, ohne Watson als fleißigen Chronisten. Aufzuklären gilt es die rätselhaften Umstände, die sich um den Unfalltod von Fitzroy McPherson ranken, eines ruhigen, heimlich verlobten Lehrers. War es wirklich ein Unfall? "Shoscombe Old Place" ("Shoscombe Old Place"), 1927 John Mason, Cheftrainer des Gestüts von Shoscombe Old Place, wendet sich an Sherlock Holmes. Er ist in Angst um seinen Arbeitgeber, Sir Robert Norberton. Dieser versucht, seine Schulden mit einer waghalsigen Pferdewette zu tilgen. "Der Mann mit dem geduckten Gang" ("The Creeping Man"), 1923 Trevor Bennett kontaktiert Sherlock Holmes, um ihm von dem seltsamen Verhalten seines zukünftigen Schwiegervaters und Dienstherrn, des angesehenen Professors Presbury, zu berichten. Dieser verhält sich in letzter Zeit sehr exentrisch. "Seine Abschiedsvorstellung" ("His Last Bow"), 1917 Am Vorabend des Ersten Weltkriegs trifft sich der deutsche Botschaftssekträter Baron von Herling mit von Bork, dem Kopf der Deutschen Spionage in England. Beide feiern ihren Erfolg, der Britannien im Zuge der anstehen Auseinandersetzungen schwer zu schaffen machen soll. Null Papier Verlag

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Arthur Conan Doyle

Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung und andere Detektivgeschichten

Vollständige & Illustrierte Fassung

Arthur Conan Doyle

Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung und andere Detektivgeschichten

Vollständige & Illustrierte Fassung

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019Illustrationen: Kurt Lange, Alfred GilbertÜbersetzung: J. Schulze, Eve Fritsche EV: Hugo Wille, Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1928 4. Auflage, ISBN 978-3-954182-59-6

www.null-papier.de/holmes

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Die Sher­lock Hol­mes-Samm­lung

Die ein­zel­nen Ge­schich­ten

Ar­thur Co­nan Doy­le & Sher­lock Hol­mes

Des Lö­wen Mäh­ne

Shos­com­be Old Place

Der Mann mit dem ge­duck­ten Gang

Sei­ne letz­te Vor­stel­lung – Sher­lock Hol­mes’ Dienst im Krieg

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Die Sherlock Holmes-Sammlung

Al­le Ro­ma­ne, alle Kurz­ge­schich­ten

Ü­ber 400 Zeich­nun­gen

Ju­bi­lä­ums­aus­ga­be: 0,99 €

null-pa­pier.de/371

Die einzelnen Geschichten

»Des Lö­wen Mäh­ne« (»The Lion’s Mane«), 1926

Hol­mes im Ru­he­stand, ohne Wat­son als flei­ßi­gen Chro­nis­ten. Auf­zu­klä­ren gilt es die rät­sel­haf­ten Um­stän­de, die sich um den Un­fall­tod von Fitz­roy McPher­son ran­ken, ei­nes ru­hi­gen, heim­lich ver­lob­ten Leh­rers. War es wirk­lich ein Un­fall? Wel­che Rol­le spielt der an­geb­lich bes­te Freund? Und wie­so hat die Ver­lob­te ihre Ab­sich­ten vor der ei­ge­nen Fa­mi­lie ge­heim ge­hal­ten?

»Shos­com­be Old Place« (»Shos­com­be Old Place«), 1927

John Ma­son, Chef­trai­ner des Ge­stüts von Shos­com­be Old Place, wen­det sich an Sher­lock Hol­mes. Er ist in Angst um sei­nen Ar­beit­ge­ber, Sir Ro­bert Nor­ber­ton. Die­ser ver­sucht, sei­ne Schul­den mit ei­ner wag­hal­si­gen Pfer­de­wet­te zu til­gen. Wel­che Rol­le spielt sei­ne Schwes­ter, von de­ren fi­nan­zi­el­ler Un­ter­stüt­zung er ab­hän­gig ist, in dem Spiel? Und wie­so hat Nor­ber­ton den Hund der Schwes­ter ver­schenkt?

»Der Mann mit dem ge­duck­ten Gang« (»The Cree­ping Man«), 1923

Tre­vor Ben­nett kon­tak­tiert Sher­lock Hol­mes, um ihm von dem selt­sa­men Ver­hal­ten sei­nes zu­künf­ti­gen Schwie­ger­va­ters und Dienstherrn, des an­ge­se­he­nen Pro­fes­sors Pres­bu­ry, zu be­rich­ten. Die­ser ver­hält sich in letz­ter Zeit sehr exen­trisch. Er klet­tert nachts am Hau­se hoch, läuft auf al­len Vie­ren und be­nimmt sich auch sonst we­nig gent­le­m­an­li­ke.

»Sei­ne Ab­schieds­vor­stel­lung« (»His Last Bow«), 1917

Am Vora­bend des Ers­ten Welt­kriegs trifft sich der deut­sche Bot­schafts­sek­trä­ter Baron von Her­ling mit von Bork, dem Kopf der Deut­schen Spio­na­ge in Eng­land. Bei­de fei­ern ih­ren Er­folg, der Bri­tan­ni­en im Zuge der an­ste­hen Aus­ein­an­der­set­zun­gen schwer zu schaf­fen ma­chen soll. Von Bork er­war­tet sei­nen bes­ten Zu­trä­ger, des­sen Ver­rat den Krieg ent­schei­dend be­ein­flus­sen soll.

Arthur Conan Doyle & Sherlock Holmes

Wo­mög­lich wäre die Li­te­ra­tur heu­te um eine ih­rer schil­lernds­ten De­tek­tiv­ge­stal­ten är­mer, wür­de der am 22. Mai 1859 in Edin­bur­gh ge­bo­re­ne Ar­thur Igna­ti­us Co­nan Doy­le nicht aus­ge­rech­net an der me­di­zi­ni­schen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät sei­ner Hei­mat­stadt stu­die­ren. Hier näm­lich lehrt der spä­ter als Vor­rei­ter der Fo­ren­sik gel­ten­de Chir­urg Jo­seph Bell. Die Metho­dik des Do­zen­ten, sei­ne Züge und sei­ne ha­ge­re Ge­stalt wird der an­ge­hen­de Au­tor für den der­einst be­rühm­tes­ten De­tek­tiv der Kri­mi­nal­li­te­ra­tur über­neh­men.

Ge­burt und Tod des Hol­mes

Der ers­te Ro­man des seit 1883 in South­sea prak­ti­zie­ren­den Arz­tes teilt das Schick­sal zahl­lo­ser Erst­lin­ge – er bleibt un­voll­en­det in der Schub­la­de. Erst 1887 be­tritt Sher­lock Hol­mes die Büh­ne, als »Eine Stu­die in Schar­lach­rot« er­scheint. Nach­dem Co­nan Doy­le im Ma­ga­zin The Strand sei­ne Hol­mes-Epi­so­den ver­öf­fent­li­chen darf, ist er als er­folg­rei­cher Au­tor zu be­zeich­nen. The Strand er­öff­net die Rei­he mit »Ein Skan­dal in Böh­men«. Im Jahr 1890 zieht der Schrift­stel­ler nach Lon­don, wo er ein Jahr dar­auf, dank sei­nes li­te­ra­ri­schen Schaf­fens, be­reits sei­ne Fa­mi­lie er­näh­ren kann; seit 1885 ist er mit Loui­se Hawkins ver­hei­ra­tet, die ihm einen Sohn und eine Toch­ter schenkt.

Gin­ge es aus­schließ­lich nach den Le­sern, wäre dem küh­len De­tek­tiv und sei­nem schnauz­bär­ti­gen Mit­be­woh­ner ewi­ges Le­ben be­schie­den. Die Aben­teu­er der bei­den Freun­de neh­men frei­lich, wie ihr Schöp­fer meint, zu viel Zeit in An­spruch; der Au­tor möch­te his­to­ri­sche Ro­ma­ne ver­fas­sen. Des­halb stürzt er 1893 in »Das letz­te Pro­blem« so­wohl den De­tek­tiv als auch des­sen Wi­der­sa­cher Mo­ri­ar­ty in die Rei­chen­bach­fäl­le. Die Pro­tes­te der ent­täusch­ten Le­ser­schaft fruch­ten nicht – Hol­mes ist tot.

Die Wie­der­au­fer­ste­hung des Hol­mes

Ob­wohl sich der Schrift­stel­ler mitt­ler­wei­le der Ver­gan­gen­heit und dem Mys­ti­zis­mus wid­met, bleibt sein In­ter­es­se an Po­li­tik und rea­len Her­aus­for­de­run­gen doch un­ge­bro­chen. Den Zwei­ten Bu­ren­krieg er­lebt Co­nan Doy­le seit 1896 an der Front in Süd­afri­ka. Aus sei­nen Ein­drücken und po­li­ti­schen An­sich­ten re­sul­tie­ren zwei nach 1900 pu­bli­zier­te pro­pa­gan­dis­ti­sche Wer­ke, wo­für ihn Queen Vic­to­ria zum Rit­ter schlägt.

Eben zu je­ner Zeit weilt Sir Ar­thur zur Er­ho­lung in Nor­folk, was Hol­mes zu neu­en Ehren ver­hel­fen wird. Der Li­te­rat hört dort von ei­nem Geis­ter­hund, der in Dart­moor1 eine Fa­mi­lie ver­fol­gen soll. Um das Mys­te­ri­um auf­zu­klä­ren, re­ani­miert Co­nan Doy­le sei­nen ex­zen­tri­schen Ana­ly­ti­ker: 1903 er­scheint »Der Hund der Bas­ker­vil­les«. Zeit­lich noch vor dem Tod des De­tek­tivs in der Schweiz an­ge­sie­delt, er­fährt das Buch enor­men Zu­spruch, wes­halb der Au­tor das Ge­nie 1905 in »Das lee­re Haus« end­gül­tig wie­der­be­lebt.

Das un­wi­der­ruf­li­che Ende des Hol­mes

Nach dem Tod sei­ner ers­ten Frau im Jahr 1906 und der Hei­rat mit der, wie Co­nan Doy­le glaubt, me­di­al be­gab­ten Jean Le­ckie be­fasst sich der Pri­vat­mann mit Spi­ri­tis­mus. Sein li­te­ra­ri­sches Schaf­fen kon­zen­triert sich zu­neh­mend auf Zu­kunfts­ro­ma­ne, de­ren be­kann­tes­ter Pro­tago­nist der Ex­zen­tri­ker Pro­fes­sor Chal­len­ger ist. Als po­pu­lärs­ter Chal­len­ger-Ro­man gilt die 1912 ver­öf­fent­lich­te und be­reits 1925 ver­film­te Ge­schich­te »Die ver­ges­se­ne Welt«, die Co­nan Doy­le zu ei­nem Witz ver­hilft: Der durch­aus schlitz­oh­ri­ge Schrift­stel­ler zeigt im klei­nen Kreis ei­ner Spi­ri­tis­ten­sit­zung Film­auf­nah­men ver­meint­lich le­ben­der Sau­ri­er, ohne zu er­wäh­nen, dass es sich um Ma­te­ri­al der ers­ten Ro­man­ver­fil­mung han­delt.

Die spä­te Freund­schaft des Li­te­ra­ten mit Hou­di­ni zer­bricht am Spi­ri­tis­mus-Streit, denn der un­char­man­te Zau­ber­künst­ler ent­larvt zahl­rei­che Be­trü­ger, wäh­rend der Schrift­stel­ler von der Exis­tenz des Über­na­tür­li­chen über­zeugt ist. Co­nan Doy­les Geis­ter­glau­be er­hält Auf­trieb, als sein äl­tes­ter Sohn Kings­ley wäh­rend des Ers­ten Welt­kriegs an der Front fällt.

Noch bis 1927 be­dient der Au­tor das Pub­li­kum mit Kurz­ge­schich­ten um Hol­mes und Wat­son; zu­letzt er­scheint »Das Buch der Fäl­le«. Als Sir Ar­thur Co­nan Doy­le am 7. Juli 1930 stirbt, trau­ern Fa­mi­lie und Le­ser­schaft glei­cher­ma­ßen, denn dies­mal ist Hol­mes wirk­lich tot.

Von der Be­deu­tung ei­nes Ge­schöp­fes

Oder viel­mehr ist Hol­mes ein ewi­ger Wie­der­gän­ger, der im Ge­dächt­nis des Pub­li­kums fort­lebt. Nicht we­ni­ge Le­ser hiel­ten und hal­ten den De­tek­tiv für eine exis­ten­te Per­son, was nicht zu­letzt Co­nan Doy­les er­zäh­le­ri­schem Ge­schick und dem Rea­li­täts­be­zug der Ge­schich­ten zu ver­dan­ken sein dürf­te. Tat­säch­lich kam man im 20. Jahr­hun­dert dem Be­dürf­nis nach et­was Hand­fes­tem nach, in­dem ein Haus in der Lon­do­ner Ba­ker Street die Num­mer 221 b er­hielt. Dort be­fin­det sich das Sher­lock-Hol­mes-Mu­se­um.

Co­nan Doy­les zeit­ge­nös­si­scher Schrift­stel­ler­kol­le­ge Gil­bert Keith Che­s­ter­ton, geis­ti­ger Va­ter des kri­mi­na­lis­ti­schen Pa­ter Brown, brach­te das li­te­ra­ri­sche Ver­dienst sei­nes Lands­manns auf den Punkt: Sinn­ge­mäß sag­te er, dass es nie bes­se­re De­tek­tiv­ge­schich­ten ge­ge­ben habe und dass Hol­mes mög­li­cher­wei­se die ein­zi­ge volks­tüm­li­che Le­gen­de der Mo­der­ne sei, de­ren Ur­he­ber man gleich­wohl nie ge­nug ge­dankt habe.

Dass der De­tek­tiv sein sons­ti­ges Schaf­fen der­ma­ßen über­la­gern konn­te, war Co­nan Doy­le selbst nie­mals recht. Er hielt sei­ne his­to­ri­schen, po­li­ti­schen und spä­ter sei­ne mys­ti­zis­tisch-spi­ri­tis­ti­schen Ar­bei­ten für wert­vol­ler, wäh­rend die Kurz­ge­schich­ten dem blo­ßen Brot­er­werb dienten. Ver­mut­lich über­sah er bei der Selb­st­ein­schät­zung sei­ner ver­meint­li­chen Tri­vi­al­li­te­ra­tur de­ren enor­me Wir­kung, die weit über ih­ren ho­hen Un­ter­hal­tungs­wert hin­aus­ging.

So wie Jo­seph Bell, Co­nan Doy­les Do­zent an der Uni­ver­si­tät, durch prä­zi­se Beo­b­ach­tung auf die Er­kran­kun­gen sei­ner Pa­ti­en­ten schlie­ßen konn­te, soll­te Sher­lock Hol­mes an Kri­mi­nal­fäl­le her­an­ge­hen, die so­wohl sei­nen Kli­en­ten als auch der Po­li­zei un­er­klär­lich schie­nen. Bells streng wis­sen­schaft­li­ches Vor­ge­hen stand Pate für De­duk­ti­on und fo­ren­si­sche Metho­dik in den vier Ro­ma­nen und 56 Kurz­ge­schich­ten um den ha­ge­ren Gent­le­man-De­tek­tiv. Pro­fes­sor Bell be­riet die Po­li­zei bei der Ver­bre­chensauf­klä­rung, ohne in den of­fi­zi­el­len Be­rich­ten oder in den Zei­tun­gen er­wähnt wer­den zu wol­len. Die Ähn­lich­keit zu Hol­mes ist au­gen­fäl­lig. Wirk­lich war in den Ge­schich­ten die Fik­ti­on der Rea­li­tät vor­aus, denn wis­sen­schaft­li­che Ar­beits­wei­se, ge­naue Ta­tort­un­ter­su­chung und ana­ly­tisch-ra­tio­na­les Vor­ge­hen wa­ren der Kri­mi­na­lis­tik je­ner Tage neu. Man ur­teil­te nach Au­gen­schein und ent­warf Theo­ri­en, wo­bei die Be­weis­füh­rung nicht er­geb­ni­sof­fen ge­führt wur­de, son­dern le­dig­lich jene Theo­ri­en be­le­gen soll­te. Zwei­fel­los hat die Po­pu­la­ri­tät der Er­leb­nis­se von Hol­mes und Wat­son den Auf­stieg der rea­len Fo­ren­sik in der Ver­bre­chensauf­klä­rung un­ter­stützt.

Ein wei­te­rer in­ter­essan­ter Aspekt der Er­zäh­lun­gen be­trifft Co­nan Doy­les Nei­gung, sei­ne ei­ge­nen An­sich­ten ein­zu­ar­bei­ten. Zwar be­vor­zug­te er zu die­sem Zweck an­de­re Schaf­fens­zwei­ge, aber es fin­den sich ge­sell­schaft­li­che und mo­ra­li­sche Mei­nun­gen, wenn Hol­mes etwa Ver­bre­cher ent­kom­men lässt, weil er meint, dass eine Tat ge­recht ge­we­sen oder je­mand be­reits durch sein Schick­sal ge­nug ge­straft sei. Ge­le­gent­lich ist da­bei fest­zu­stel­len, dass er An­ge­hö­ri­ge nied­ri­ger Stän­de gleich­gül­ti­ger be­han­delt als die Ver­tre­ter der »gu­ten Ge­sell­schaft«.

Fik­ti­ve Bio­gra­fi­en des De­tek­tivs, Büh­nen­stücke, Ver­fil­mun­gen und zahl­lo­se Nach­ah­mun­gen, dar­un­ter nicht sel­ten Sa­ti­ren, von de­nen Co­nan Doy­le mit »Wie Wat­son den Trick lern­te« 1923 selbst eine ver­fass­te, kün­den von der un­ge­bro­che­nen Be­liebt­heit des kri­mi­na­lis­ti­schen Duos, ohne das die Welt­li­te­ra­tur we­ni­ger span­nend wäre.

be­rüch­tig­tes, bri­ti­sches Ge­fäng­nis in ei­ner Moor­ge­gend ge­le­gen  <<<

Des Löwen Mähne

Es ist sehr ei­gen­tüm­lich, dass mir ein Pro­blem, das wohl eben­so selt­sam und un­ge­wöhn­lich war wie ir­gend­ei­ner der vie­len merk­wür­di­gen Fäl­le, die ich wäh­rend mei­ner lang­jäh­ri­gen be­rufs­mä­ßi­gen Tä­tig­keit be­ar­bei­tet habe, jetzt, nach­dem ich mich ins Pri­vat­le­ben zu­rück­ge­zo­gen hat­te, in den Weg kam, und dass sich das­sel­be in un­mit­tel­ba­rer Nähe mei­nes Hau­ses ab­spiel­te.

Ich hat­te mich in mei­ne klei­ne Vil­la in der Graf­schaft Sus­sex zur Ruhe ge­setzt, um mich voll­stän­dig dem ner­ven­be­ru­hi­gen­den Na­tur­le­ben hin­zu­ge­ben, nach wel­chem ich mich so oft wäh­rend der lan­gen Jah­re im Tru­bel Lon­d­ons ge­sehnt hat­te. Wäh­rend die­ses Ab­schnit­tes mei­nes Le­bens war der gute Wat­son fast ganz aus mei­nem Ge­sichts­kreis ver­schwun­den. Ein ge­le­gent­li­cher Wo­che­n­end­be­such war das ein­zi­ge, was mich mit ihm in Berüh­rung brach­te. Da­rum muss ich selbst mein Ge­schichts­schrei­ber sein.

Wenn er doch nur hät­te bei mir sein kön­nen. Wie wun­der­bar wür­de er die Be­ge­ben­heit ge­schil­dert ha­ben, und wie wür­de er mei­nen Er­folg, den ich schließ­lich trotz al­ler Schwie­rig­kei­ten hat­te, aus­ge­schmückt ha­ben! Wie die Ver­hält­nis­se je­doch lie­gen, bleibt mir nichts wei­ter üb­rig, als die Ge­schich­te in mei­ner ei­ge­nen schlich­ten Art wie­der­zu­ge­ben und in mei­ner Dar­stel­lung Schritt für Schritt des be­schwer­li­chen We­ges, den ich zu ge­hen hat­te, um das Ge­heim­nis der Lö­wen­mäh­ne zu ent­hül­len, zu zei­gen.

Mei­ne Vil­la liegt auf dem süd­li­chen Ab­hang der Downs und ge­stat­tet einen wei­ten Über­blick auf die un­end­li­che See. An die­ser Stel­le be­steht die Küs­te aus­schließ­lich aus Krei­de­fel­sen, von de­nen man nur auf ei­nem ein­zi­gen lan­gen, stei­len und be­schwer­li­chen Fuß­steig zum Meer ge­lan­gen kann. Am Ende des Stei­ges lie­gen selbst zur Zeit der Flut, in ei­ner Brei­te von etwa hun­dert Me­tern, Kie­sel und Tang. Hier und da je­doch sind Ein­buch­tun­gen und Ver­tie­fun­gen, wel­che pracht­vol­le Schwimm­bass­ins dar­stel­len, da sie durch jede Flut frisch ge­füllt wer­den. Die­ser wun­der­vol­le Strand er­streckt sich ki­lo­me­ter­weit in bei­den Rich­tun­gen und wird nur an der Stel­le un­ter­bro­chen, wo die klei­ne Bucht und die Sied­lung von Ful­worth lie­gen.

Mein Haus steht ein­sam. Ich, mei­ne alte Haus­häl­te­rin und mei­ne Bie­nen ha­ben un­ser Reich für uns al­lein. Un­ge­fähr einen Ki­lo­me­ter von mir ent­fernt be­fin­det sich Ha­rold Stack­hursts wohl­be­kann­tes Bil­dungs­in­sti­tut. »Die Gie­bel« war ein großer Bau, in dem sich eine An­zahl jun­ger Leu­te für ver­schie­de­ne Be­ru­fe, un­ter der Lei­tung ei­nes Sta­bes Leh­rer, vor­be­rei­te­ten. Stack­hurst selbst, der über eine aus­ge­zeich­ne­te Bil­dung ver­fügt, war frü­her ein wohl­be­kann­ter Sports­mann. Wir ver­stan­den uns gut vom ers­ten Tage an, an dem ich mich an der Küs­te an­sie­del­te, und er war der ein­zi­ge Mensch, mit dem ich so zwang­los ver­kehr­te, dass er bei mir und ich bei ihm ohne Ein­la­dung des Abends vor­sprach.

Ge­gen Ende Juli 1907 weh­te ein so star­ker Sturm, dass die See bis an die Klip­pen roll­te, wo­durch bei Ein­tritt der Ebbe eine La­gu­ne ent­stand. An dem Mor­gen, von dem ich spre­che, war der Wind ab­ge­flaut, und die gan­ze Na­tur er­schi­en er­frischt und neu ge­bo­ren. Es war un­mög­lich, an solch ei­nem wun­der­vol­len Mor­gen sei­ne all­täg­li­che Ar­beit auf­zu­neh­men, und so mach­te ich schon vor dem Früh­stück einen Spa­zier­gang, um die herr­li­che fri­sche Luft in vol­len Zü­gen zu ge­nie­ßen. Ich wan­der­te den Klip­pen­weg ent­lang, der zu dem zum Strand füh­ren­den Ab­hang lei­te­te. Wäh­rend ich rüs­tig aus­schritt, hör­te ich hin­ter mir einen An­ruf, und wie ich mich um­dreh­te, sah ich den lus­tig win­ken­den Ha­rold Stack­hurst.

»Was für ein herr­li­cher Mor­gen, Mr. Hol­mes! Ich dach­te es mir schon, dass ich Sie drau­ßen tref­fen wür­de.«

»Sie wol­len schwim­men ge­hen, wie ich sehe?«

»Ja! Sie sind und blei­ben De­tek­tiv«, rief er la­chend und klopf­te auf sei­ne un­ge­wöhn­lich di­cke Ta­sche, die sein Ba­de­zeug ent­hielt. »McPher­son ist schon sehr früh auf­ge­bro­chen, er wird wohl schon un­ten am Strand sein.«

Fitz­roy McPher­son war der wis­sen­schaft­li­che Leh­rer, ein statt­li­cher jun­ger Mensch, des­sen Ge­sund­heit durch ein Herz­lei­den, dem ein rheu­ma­ti­sches Fie­ber folg­te, ge­lit­ten hat­te. Trotz­dem war er von Na­tur ein Ath­let und war bei je­dem Sport und Spiel, die nicht zu große kör­per­li­che An­for­de­run­gen an ihn stell­ten, der Bes­ten ei­ner. Som­mer und Win­ter ging er schwim­men, und da ich selbst Schwim­mer bin, habe ich mich ihm oft an­ge­schlos­sen. In die­sem Au­gen­blick sa­hen wir den Mann selbst. Sein Kopf wur­de ober­halb der Spit­ze der Klip­pe, wo der Weg en­det, sicht­bar. Dann er­schi­en er in sei­ner gan­zen Ge­stalt – tau­melnd, als ob er be­trun­ken wäre. Im nächs­ten Au­gen­blick warf er die Arme hoch und fiel mit ei­nem schreck­li­chen Schrei auf das Ge­sicht. Stack­hurst und ich stürm­ten vor­wärts – es mö­gen fünf­zig Me­ter ge­we­sen sein, die uns von ihm trenn­ten und dreh­ten ihn auf den Rücken. Er lag of­fen­sicht­lich im Ster­ben. Die gla­si­gen ein­ge­sun­ke­nen Au­gen und schreck­lich er­bleich­ten Wan­gen konn­ten nichts an­de­res be­deu­ten. Ein schwa­ches Le­bens­zei­chen kam für einen Au­gen­blick in sein Ge­sicht, und er stam­mel­te ein paar Wor­te, in ei­ner Art, als ob er eine drin­gen­de War­nung aus­spre­chen woll­te. Sie wa­ren un­klar und un­ver­ständ­lich, aber mei­nem Ohr klan­gen die letz­ten Wor­te, die sich wie ein Schrei sei­nen Lip­pen ent­ran­gen, wie: »Des Lö­wen Mäh­ne.« Die­se Wor­te schie­nen durch­aus sinn­los und wa­ren nicht zu deu­ten, aber ich konn­te die Lau­te trotz al­lem Grü­beln nicht in an­de­re Form klei­den. Dann rich­te­te er sich noch ein­mal halb vom Erd­bo­den auf, warf die Arme in die Luft und fiel auf die Sei­te. Er war tot…

Mein Ge­fähr­te war durch den plötz­li­chen Schreck wie ge­lähmt, ich selbst aber be­ach­te­te, wie man sich wohl den­ken kann, jede Ein­zel­heit äu­ßerst auf­merk­sam. Und das war nö­tig, denn es lag klar auf der Hand, dass wir es hier mit ei­nem ganz au­ßer­ge­wöhn­li­chen Er­eig­nis zu tun hat­ten. Der Mann war nur mit sei­nem Bur­ber­ry-Über­zie­her, Ho­sen und un­ge­schnür­ten Lei­nen­schu­hen be­klei­det. Als er hin­sank, war sein Man­tel, der nur ein­fach um die Schul­tern ge­wor­fen war, her­ab­ge­fal­len, sei­nen Ober­kör­per ent­blö­ßend. Wir starr­ten ihn ver­blüfft an. Sein Rücken war mit dunklen ro­ten Strie­men be­deckt, als ob er mit ei­ner dün­nen Drahtru­te ent­setz­lich ge­schla­gen wor­den wäre. Das In­stru­ment, mit wel­chem die­se Ver­let­zung aus­ge­führt wur­de, war au­gen­schein­lich sehr bieg­sam, denn die lan­gen bö­sen Strie­men be­deck­ten bo­gen­för­mig sei­ne Schul­tern und Rip­pen. Blut tropf­te von sei­nem Kinn her­ab, denn er hat­te in sei­ner Qual die Un­ter­lip­pe durch­bis­sen. Sein ent­stell­tes und ver­zerr­tes Ge­sicht leg­te Zeug­nis da­von ab, wie ent­setz­lich die­se Qua­len ge­we­sen sein müs­sen. Ich knie­te, und Stack­hurst stand bei der Lei­che, als uns plötz­lich ein Schat­ten dar­auf auf­merk­sam mach­te, dass Ian Mur­doch ne­ben uns stand. Mur­doch war der Ma­the­ma­ti­k­leh­rer des In­sti­tu­tes, ein hoch­ge­wach­se­ner, dunk­ler, schlan­ker Mann, so schweig­sam und son­der­lich, dass von nie­mand ge­sagt wer­den konn­te, er sei sein Freund. Er schi­en in ei­ner hö­he­ren Re­gi­on, in ei­ner an­de­ren Welt zu le­ben und we­nig Ver­bin­dung mit dem täg­li­chen Le­ben zu ha­ben. Sei­ne Schü­ler be­trach­te­ten ihn als ein Ori­gi­nal und hät­ten viel­leicht ih­ren Spott mit ihm ge­trie­ben, wenn sie nicht ge­wusst hät­ten, dass in den Adern die­ses Man­nes ein selt­sa­mes, fremd­län­di­sches Blut floss, das sich nicht al­lein in sei­nen kohl­schwar­zen Au­gen und sei­ner dunklen Ge­sichts­far­be, son­dern auch in ge­le­gent­li­chen Tem­pe­ra­ments­aus­brü­chen, die man nur als wild be­zeich­nen konn­te, zeig­te.

Als er ein­mal von ei­nem klei­nen, dem McPher­son ge­hö­ren­den Hund be­läs­tigt wur­de, pack­te er ein­fach das Tier und warf es glatt durch das Spie­gel­glas­fens­ter. Stack­hurst hät­te ihn des­halb si­cher ent­las­sen, wenn er nicht ein so vor­züg­li­cher Leh­rer ge­we­sen wäre. Das war der frem­de ei­gen­ar­ti­ge Mann, der an un­se­rer Sei­te auf­ge­taucht war. Er schi­en von dem An­blick, der sich ihm dar­bot, ehr­lich ent­setzt zu sein, ob­gleich der Vor­fall mit dem Hun­de als Be­weis da­für gel­ten dürf­te, dass zwi­schen den bei­den Män­nern, dem To­ten und ihm, kei­ne all­zu große Sym­pa­thie be­stan­den hat­te.

»Ar­mer Kerl! Ar­mer Kerl! Was kann ich tun? Wie kann ich hel­fen?«

»Wa­ren Sie bei ihm? Wis­sen Sie, was hier ge­sche­hen ist?«

»Nein, ich hat­te mich heu­te Mor­gen ver­spä­tet, ich war über­haupt noch nicht am Strand. Ich kom­me di­rekt von den ›Gie­beln‹. Wie kann ich Ih­nen hel­fen?«

»Ei­len Sie so­fort zur Po­li­zei­sta­ti­on Ful­worth und be­rich­ten Sie, was hier ge­sche­hen ist.«

Ohne ein wei­te­res Wort zu ver­lie­ren, be­gab er sich in größ­ter Eile auf den Weg, und ich mach­te mich dar­an, den Fall zu un­ter­su­chen, wäh­rend Stack­hurst, der durch die Tra­gö­die voll­stän­dig nie­der­ge­schmet­tert war, bei dem To­ten blieb. Mei­ne ers­te Auf­ga­be war na­tür­lich, fest­zu­stel­len, wer am Stran­de war. Vom An­fang des Fuß­we­ges aus konn­te ich die gan­ze Küs­te über­se­hen; al­les war voll­stän­dig öde und ver­las­sen, nur ganz weit ent­fernt wa­ren die Um­ris­se ei­ni­ger Ge­stal­ten sicht­bar, die sich in der Rich­tung auf das Dorf Ful­worth be­weg­ten. Nach­dem ich die­se Fest­stel­lung ge­macht hat­te, wan­der­te ich lang­sam den Fuß­weg hin­ab. Lehm und leich­ter Mer­gel und hin und wie­der et­was Krei­de bil­de­ten den Bo­den, und die­sel­be Fuß­spur auf­wärts und ab­wärts des We­ges war deut­lich er­kenn­bar. Nie­mand an­ders als McPher­son war an je­nem Mor­gen auf die­sem Wege nach dem Strand hin­ab­ge­stie­gen. An ei­ner Stel­le ge­wahr­te ich den Ab­druck ei­ner ge­öff­ne­ten Hand mit leicht nach in­nen ge­krümm­ten Fin­gern. Hieraus konn­te man nur schlie­ßen, dass der arme McPher­son beim Hin­auf­stei­gen des We­ges ge­fal­len war. Auch sah ich hie und da run­de Ein­drücke. Er war also meh­re­re Male auf die Knie ge­fal­len. Am Ende des We­ges be­fand sich die ziem­lich große La­gu­ne, die die Ebbe hin­ter­las­sen hat­te. Am Ran­de der­sel­ben hat­te sich McPher­son ent­klei­det, denn sein Hand­tuch lag noch auf dem Fel­sen. Es war zu­sam­men­ge­fal­tet und tro­cken, so­dass es den An­schein hat­te, dass er gar nicht im Was­ser ge­we­sen war. Ein- oder zwei­mal, wäh­rend ich so in dem Stein­ge­röll her­um­spür­te, fand ich klei­ne Sand­stel­len, auf de­nen die Spur sei­ner Strand­schu­he und auch des blo­ßen Fu­ßes sicht­bar war. Die­se letz­te­re be­wies, dass er be­reits zum Ba­den fer­tig war, wäh­rend man aus dem tro­ckenen Hand­tuch wohl schlie­ßen konn­te, dass er noch nicht im Was­ser ge­we­sen war.