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SIE sucht IHN E-Book

Susanna Calaverno

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Beschreibung

Die Lust an der Unterwerfung: Der provozierend sinnliche SM-Roman „SIE sucht IHN“ von Susanna Calaverno jetzt als eBook bei dotbooks. Als Mädchen hat Hanne heimlich ausgekostet, wie Lust und Schmerz zu einem berauschenden Vergnügen werden. Heute führt sie ein ganz normales Leben … und langweilt sich fürchterlich! Sie weiß, dass sie dringend etwas ändern muss, um nicht am Alltag zu ersticken – und findet einem dominanten Mann, der sie das aufregende Spiel von Dominanz und Unterwerfung lehrt. Doch während Hanne es genießt, mit ihm ein Tabu nach dem anderen zu brechen, ahnt sie nicht, wie gefährlich leicht es sein kann, einen Schritt zu weit an den Abgrund heranzugehen … Ein schamlos offener Roman über die devoten Leidenschaften einer starken Frau. Jetzt als eBook kaufen und genießen: den erotischen Roman „SIE sucht IHN“ von Erfolgsautorin Susanna Calaverno. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag

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Seitenzahl: 334

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Über dieses Buch:

Als Mädchen hat Hanne heimlich ausgekostet, wie Lust und Schmerz zu einem berauschenden Vergnügen werden. Heute führt sie ein ganz normales Leben … und langweilt sich fürchterlich! Sie weiß, dass sie dringend etwas ändern muss, um nicht am Alltag zu ersticken – und findet einen dominanten Mann, der sie das aufregende Spiel von Dominanz und Unterwerfung lehrt. Doch während Hanne es genießt, mit ihm ein Tabu nach dem anderen zu brechen, ahnt sie nicht, wie gefährlich leicht es sein kann, einen Schritt zu weit an den Abgrund heranzugehen …

Ein schamlos offener Roman über die devoten Leidenschaften einer starken Frau.

Über die Autorin:

Susanna Calaverno, geboren an einem kalten Wintermorgen und aufgewachsen in einer turbulenten, weiblich dominierten Großfamilie, sammelte bereits in jungen Jahren Auslanderfahrungen in Spanien und Nordafrika. Ihr Studium der Völkerkunde und Anthropologie schloss sie mit einer Magisterarbeit über die Initiationsrituale indonesischer Eingeborenenstämme ab – und wandte sich dann mit der erotischen Literatur ihr eigentliches Metier. Susanna Calaverno wohnt mit ihrer Familie seit vielen Jahren in einem alten Bauernhaus in der Nähe des Bodensees.

Bei dotbooks erschienen bereits ihre Romane Verborgene Blüten, Hungrig auf Lust, Fantasien aus Samt und Seide, Schule der Leidenschaft und Asian Desire sowie ihre erotische Fantasiensammlung Feurige Küsse.

***

eBook-Neuausgabe August 2016

Copyright © der Originalausgabe 2008 by Rowohlt Verlag GmbH,

Reinbek bei Hamburg

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Fotos von shutterstock/Photographee.eu

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-765-9

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Susanna Calaverno

SIE sucht IHN

Erotischer Roman

dotbooks.

Kapitel 1

»Entschuldigung«, murmelte Hanne automatisch und zog die Tür zum Büro des Redaktionsleiters so schnell wie möglich wieder zu. Hoffentlich hatte er sie nicht gesehen! Aber das war angesichts der Tatsache, dass der karottenrote Haarschopf der neuen Praktikantin über seinem Schoß schwebte, zumindest unwahrscheinlich. Sein glasiger Blick, der abwesende Gesichtsausdruck ließen keinen Zweifel daran, dass es gewisse Tätigkeiten gab, die die forsche junge Dame mit Bravour beherrschte.

Hanne verzog angewidert das Gesicht. Nicht dass sie prüde gewesen wäre. Sie war kein Kind von Traurigkeit, aber die Selbstverständlichkeit, mit der dieser Mann sexuelle Dienste einforderte, ging ihr gegen den Strich. Dass er sich ihr gegenüber mit anzüglichen Bemerkungen begnügt hatte, war vermutlich einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass das Autohaus ihres Onkels die teuersten Anzeigen schaltete.

»Na, wie geht es meiner Lieblingskollegin heute Morgen?« Ein schwerer Arm fiel auf ihre Schultern und ließ sie fast in die Knie gehen. »Du siehst etwas erschöpft aus!«, dröhnte die dazugehörige Stimme an ihrem Ohr. »Anstrengendes Wochenende gehabt?« Rolf Wagner, der hünenhafte Sportredakteur, grinste sie übermütig an und ließ seinen Blick in stummer Anerkennung über Hannes alles andere als knabenhaft schlanke Figur gleiten.

Hannes üppige Oberweite hatte ihr in der Schule den Spitznamen »Dolly Buster« eingetragen – nebst jeder Menge gieriger Blicke der männlichen Mitschüler und mancher Lehrer. Ihr selbst war die Wirkung ihrer Kurven damals eher unangenehm gewesen, zog die unverhohlene männliche Aufmerksamkeit doch den unverblümten Neid der anderen Mädchen nach sich.

Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt und genoss das Aufblitzen in den Augen der Männer, das ihr signalisierte, wie begehrenswert sie war.

Mit voller Absicht verzichtete sie auf ein aufwendiges Make-up. Ihr kastanienbraunes, glänzendes Haar trug sie meist aufgesteckt. Nichts sollte von den klassisch gerundeten Kurven ablenken, die sie mit geschickt ausgewählter Kleidung betonte. In ihren Schränken hingen vor allem hautenge Röcke und Hosen, T-Shirts und Pullover, die so knapp saßen, dass an Material und Verarbeitung höchste Ansprüche gestellt wurden. Hohe Absätze ließen ihre Hüften und das wohlgerundete Hinterteil bei jedem Schritt verlockend schwingen.

»Dein Chassis lässt sich einfach nur mit einem Bugatti vergleichen«, hatte Rolf Wagner einmal, schon leicht angeheitert, festgestellt. »Man möchte immer drüberstreicheln.«

Der gute Rolf!

Hanne wand sich geübt aus der bärenhaften Umklammerung und sah lächelnd zu ihm auf. »Interessiert es dich wirklich?«, fragte sie gespielt harmlos. »Also: Da war ein wahnsinnig aufregender Mann, dem ich an den Müllcontainern begegnet bin. Der Hausmeister, der Untermieter von gegenüber, der Pizzabote – lass mich nachdenken, da war doch noch einer …«

»Schon gut, so habe ich es doch gar nicht gemeint«, verteidigte sich der Sportredakteur, und leise Röte breitete sich auf den glattrasierten Wangen aus. »Musst du mir immer das Gefühl geben, mich tölpelhaft zu benehmen?« Deutlich gekränkt ging er auf die Tür zum Büro des Chefredakteurs zu.

»Apropos tölpelhaft – da würde ich jetzt nicht hineinplatzen«, warnte Hanne und erwischte ihn gerade noch an einem Zipfel des blau-schwarz karierten Flanellhemds.

»Wieso?« Verständnislos, aber gehorsam hielt er inne.

»Weil unser Schweinchen Schlau gerade schwer mit der Königin der Karotten beschäftigt ist«, sagte Hanne trocken. »Es wüsste eine Unterbrechung garantiert nicht zu schätzen.«

»Oh«, hauchte der muskulöse, hochgewachsene Mann, und das gerade verblassende Rot vertiefte sich erneut. Er wich von der Tür zurück, als verberge sich dahinter eine ganze Heerschar gefährlichster Ungeheuer. Sein unsicherer Blick ging zwischen der geschlossenen Tür und Hanne hin und her.

»Sie bläst ihm gerade einen«, fügte sie erklärend hinzu und amüsierte sich im Stillen über seine offensichtliche Verlegenheit. Wie konnte ein erwachsener Mann nur so verklemmt sein!

»Wie kommt es nur, dass man dabei eher an Blockflötenstunden als an die Posaunen von Jericho denkt?«, bemerkte eine rauchige Stimme. Nele, die Sekretärin des Anzeigenleiters, zog spöttisch die sauber gezupften Augenbrauen hoch, während sie neben sie trat. »Wie lange, schätzt du, wird es noch dauern?«, wandte sie sich an Hanne. »Ich sollte dies Zeug vor der Sitzung unterschrieben gekriegt haben.«

»Nicht mehr sehr lange«, erwiderte die Gefragte. Beide Frauen wechselten einen kurzen Blick, dann neigte Hanne das Ohr Richtung Türspalt und lauschte angestrengt. Aus dem Inneren drang ein tiefes, gutturales Stöhnen. Dann fiel etwas zu Boden und rollte polternd über den Teppichboden.

»Ich denke, das war’s«, stellte Hanne prosaisch fest und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Gib ihm noch fünf Minuten, dann dürfte er wieder ansprechbar sein.«

»Wolltest du nicht auch zu ihm?« Nele sah vielsagend auf den Briefumschlag in Hannes Hand.

»Ach, das kann warten«, wiegelte die ab und wandte sich zum Gehen. »Ist nicht so wichtig.«

Vielleicht war es gar nicht schlecht, wenn sie noch einmal darüber nachdachte, ob sie den Inhalt des Umschlags wirklich aus den Händen geben sollte. Auf keinen Fall wollte sie riskieren, dass Schweinchen Schlau sie ausbootete.

Gestern Abend hatte sie diesen Briefumschlag aus ihrem Briefkasten gefischt. Kein Absender, nur ein Aufkleber mit Computerschrift: Für Hanne Simoneit, persönlich.

Der Packen, den jemand ihr auf diese Weise zugespielt hatte, bestand aus einer Handvoll Fotoabzügen: gestochen scharfe Aufnahmen in Schwarzweiß, die alle einen korpulenten Mann in höherem Alter zeigten – nackt bis auf ein Hundehalsband. Ungläubig hatte Hanne die Fotos vor sich ausgebreitet. Der Mann, der da auf allen vieren umherkroch und unterwürfig einen ihm hingehaltenen Lederstiefel abzulecken schien, war zweifelsfrei der Vorsitzende der größten Fraktion des Stadtrats und Inhaber der expandierenden Möbelfirma Schneider & Partner!

Die Frau, deren Fuß in dem Stiefel steckte, blieb unsichtbar. Aber die abenteuerlich hohen Absätze, die Peitschenspitze, die auf einigen Bildern zu sehen war, und die dunklen Streifen auf dem schlaffen Gesäß ließen gewisse Rückschlüsse auf die Umstände zu, unter denen die Aufnahmen entstanden waren.

Hanne war ein leises Kichern entschlüpft, als sie den würdigen Herrn mit dem grauen Spitzbart erkannt hatte. Fasziniert studierte sie die Schwarzweißabzüge.

Dem Fotografen war ein gewisses Gespür für Bildgestaltung nicht abzusprechen: Wo mochten sie aufgenommen worden sein? Und gab es noch mehr davon?

Fast hätte sie den kleinen Zettel übersehen. In flüchtiger Handschrift, irgendwie sah sie weiblich aus, hatte die Absenderin ihre Beweggründe dargelegt. Es klang wie ein Hilferuf: »Ich fürchte, Hartmut ist in Gefahr. Können Sie herausbekommen, wer die Frau ist, die dahintersteckt?«

Wer mochte das geschrieben haben? Verheiratet war er nicht. Eine Freundin? Eine eifersüchtige Geliebte, die sich an der Nachfolgerin oder Nebenbuhlerin rächen wollte?

Ursprünglich hatte sie den Chefredakteur darum bitten wollen, sie in der Sache weiter recherchieren zu lassen. Aber was sollte sie tun, wenn er ihr das kostbare Material einfach abnahm und die Sache an sich riss?

Entschlossen schob sie den Briefumschlag in die unterste Schublade ihres Schreibtisches unter die Mappe mit den Rundschreiben des Journalistenverbandes. Dort würde niemand aus Versehen darauf stoßen.

»Kommst du …?«

Neumaier von der Lokalredaktion lehnte lässig am Türrahmen und kaute gelangweilt auf einem seiner unvermeidlichen »Juicy Fruits«. Hanne mochte ihn nicht besonders und minderte sich immer wieder darüber, wie er es schaffte, als Erster über alle Ereignisse informiert zu werden. Auch heute Morgen war er wieder bestens informiert. »Hast du schon gehört? Der alte Schneider hat sich auf seinem Dachboden erhängt.«

»Was? – Weißt du das sicher?«

Neumaier zuckte gespielt erschreckt zurück. »Schrei doch nicht so! Natürlich bin ich sicher. Meine Quellen sind in diesem Fall extrem zuverlässig.« Er grinste schmierig. »Der Fahrer des Bestattungsunternehmens, der ihn abgeholt hat, war mir noch einen Gefallen schuldig.«

Die Gedanken in Hannes Kopf rasten durcheinander: Bilder des nackten Männerkörpers schoben sich immer wieder vor das Bild des freundlichen alten Herrn mit dem weißen Spitzbart. Dr. Hartmut Schneider war ein angesehenes Mitglied der überschaubaren High Society des Ortes – gewesen. Seine gedrungene Gestalt, stets im Anzug und einen altmodischen Spazierstock schwingend, hatte auf keiner Veranstaltung gefehlt. Die launigen Ansprachen, die man von ihm zu hören gewohnt war, waren eine Art Legende.

War Schneider erpresst worden? Mit den Fotos? Und hatte lieber den Freitod gewählt, als die gesellschaftliche Ächtung zu ertragen?

Oder hatte die geheimnisvolle Schreiberin recht behalten?

Wortlos folgte sie Neumaier durch die schmalen Redaktionsgänge zum Konferenzraum.

Schweinchen Schlau und sein neuestes Spielzeug saßen, nein: thronten bereits an der Stirnseite des langen Tisches mit der zerkratzten Birkenfurnierplatte. Noch immer war sein fleischiges Gesicht heftig gerötet. Der Praktikantin war nichts anzumerken. Bequem zurückgelehnt saß sie in dem Sessel neben dem Chefredakteur und musterte die Hereinkommenden unter dichtgetuschten Wimpern.

Automatisch ging Hanne zu ihrem gewohnten Platz am oberen Tischende, legte Block und Kugelschreiber vor sich hin und nickte den Kollegen, denen sie noch nicht in der Teeküche oder in den Gängen begegnet war, zur Begrüßung zu.

Der Chefredakteur räusperte sich bedeutsam, das gewohnte Zeichen, dass er beginnen wollte.

»Wie einige vielleicht schon wissen, ist es heute Nacht zu einem bedauerlichen Vorfall gekommen«, verkündete er gewichtig. »Angesichts des öffentlichen Interesses am Selbstmord von Stadtrat Schneider werde ich selbst den Nachruf schreiben.«

Unterdrücktes Getuschel zeigte an, dass noch nicht jeder darüber Bescheid wusste.

Ohne darauf einzugehen, fuhr er fort: »Unsere Steffi hier wird mir dabei zur Hand gehen. Da kann sie gleich lernen, wie man in Archiven recherchiert. – Manni«, er nickte Neumaier zu, »du übernimmst das Hintergrundgesülze. Du weißt schon: Nachbarn, Anekdoten und so weiter und so fort. Bis halb fünf auf meinem Schreibtisch, okay?«

Manfred Neumaier rang sich ein leicht gequältes »Aber sicher, Chef« ab.

»Ist das denn mit der Familie abgesprochen?«, wollte der Kulturredakteur wissen. »Ich finde, man sollte in einem solchen Fall mit größtem Fingerspitzengefühl Vorgehen. Weiß der Teufel, was dahintersteckt, dass der Mann sich umgebracht hat …«

Hanne biss sich unentschlossen auf die Lippen.

Wenn sie jetzt den Umschlag holte, hätten sie den größten Knüller seit Jahren. Sie war sich völlig sicher, dass Schweinchen Schlau nicht die geringsten Hemmungen hätte, die Bilder zumindest ins Internet zu stellen. Ihre Zeitung wäre in aller Munde.

Allerdings: Niemand würde sich mehr dafür interessieren, dass die Unterlagen ihr, Hanne Simoneit, geschickt worden waren. Wenn aus Stadtrat Schneider eine große Story wurde, dann sollte es ihre Story sein!

Und wenn sie zur Polizei ginge? Nein, auch dann wäre sie bestenfalls als Zeugin dabei.

Oder selbst Nachforschungen anstellte? Sie erwärmte sich zusehends für diesen Gedanken. Falls sie tatsächlich auf etwas stieß, konnte sie ja noch immer die Polizei einschalten …

In Gedanken versunken hatte sie nicht mitbekommen, dass es längst um andere Themen ging. Erst der Rippenstoß, den ihr Nele versetzte, holte sie in ihre Umgebung zurück. Erschreckt sah sie auf. Der väterlich besorgte Ausdruck im Gesicht des Chefredakteurs konnte sie nicht täuschen. Dieser Mann war von väterlichen Gefühlen so weit entfernt wie ein Barrakuda. Und tatsächlich – da kam er, der Tiefschlag.

»Unsere Hanne ist in letzter Zeit etwas zerstreut. Private Probleme, meine Liebe?« Er hob abwehrend beide Hände. »Nein, nein, geht mich nichts an. – Aber ich habe beschlossen, dich für die nächste Zeit anders einzusetzen. Bis die Ansorge aus dem Krankenhaus zurückkommt, wirst du die Kontaktanzeigen betreuen.«

»Und meine Lebensraum-Reportagen?« Hanne konnte ihre Empörung kaum zügeln. »Heute Nachmittag habe ich einen Termin mit dem Leiter der Forschungsstelle für …«

»Das kann Steffi übernehmen«, beschied er. »Gib ihr nachher die Unterlagen, die sie braucht, und weise sie ein. Sie braucht sowieso einen Schreibtisch. Solange du die Ansorge vertrittst, ist deiner ja frei.«

Hanne erstickte fast vor Wut, aber ein warnender Tritt gegen ihr Schienbein erinnerte sie daran, dass es nicht klug wäre, offen Widerstand zu leisten. »Es sind doch nur zwei Wochen«, flüsterte Nele ihr zu. »Tu jetzt nichts Unüberlegtes!«

Die teils schadenfrohen, teils mitfühlenden Blicke der anderen berührten sie fast körperlich. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hinausgerannt. Der lauernde Ausdruck in den Augen des Chefredakteurs schien sie herauszufordern, genau das zu tun. In den zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen glitzerte eine subtile Feindseligkeit.

Legte er es absichtlich auf eine Konfrontation an?

Wollte er eine spontane Kündigung ihrerseits provozieren? Wenn sie jetzt aufstand und ging, hatte er gewonnen.

Also blieb sie sitzen und konzentrierte sich darauf, bewusst ihre verkrampften Gesichtszüge zu entspannen.

Der Schreibtischwechsel ging unspektakulär vonstatten. Hanne teilte nicht die Angewohnheit zahlreicher Kolleginnen, in ihren Schreibtischschubladen all jene Dinge zu deponieren, die man vielleicht irgendwann einmal benötigen könnte. Der Terminkalender, ihre Visitenkartensammlung, eine Packung Kopfschmerztabletten und der Umschlag verschwanden im Handumdrehen in ihrer großen Umhängetasche.

Ihre Dateien auf dem PC waren gut verschlüsselt. Es war nicht zu befürchten, dass es der Praktikantin gelingen würde, sie zu öffnen. Ein bekannter Szene-Hacker, der ihren Computer eingerichtet hatte, war sicher gewesen, dass selbst erfahrene Praktiker damit ihre Probleme haben würden. Wirklich wichtige Dinge pflegte sie sowieso auf einer externen Festplatte zu speichern, die sie mit nach Hause nahm.

»Willkommen in den Niederungen der Anzeigenabteilung«, begrüßte Nele sie kurz darauf zwei Stockwerke tiefer und stellte eine dampfende Tasse vor ihr auf die Tischplatte. »Das Grünzeug auf dem Fensterbrett kannst du ignorieren, das muss nur einmal die Woche gegossen werden. Und das mache ich. – Hans-Jürgen, du wirst erlöst: Hanne übernimmt ab sofort die Einsamen und Perversen.«

Der Angesprochene, ein rundlicher Mittfünfziger, grinste süffisant, während er die nötigen Umstellungen vornahm, welche die betreffenden Anrufer an Hannes zukünftigen Arbeitsplatz weiterleiteten. »War eigentlich ganz interessant. Besonders die Rubrik Spezielles. Also, manchmal lernt sogar ein alter Hase wie ich noch etwas dazu …« Er faltete ein Blatt Papier zu einem Flieger und ließ ihn geschickt auf Hannes neuen Schreibtisch segeln. »Hier, zum Beispiel. Der hat gerade eben angerufen. Vom Handy natürlich.«

Hanne strich den Flieger glatt, und beide Frauen neigten den Kopf neugierig über die krakelige Handschrift. »Ungezogener Junge sucht strenge Gouvernante. Keine Profis. 100%ige Diskretion wird zugesichert und erwartet.«

»Manchmal fragt man sich schon, was sich so hinter den Alltagsgesichtern versteckt«, meinte Hans-Jürgen nachdenklich. »Die Stimme klang eher wie von einem älteren Herrn. Sich vorzustellen, dass jemand sein Leben lang geil auf Versohlen ist – ist das nicht verrückt?« Er schüttelte missbilligend den Kopf.

Hanne erstarrte. Sollte sie hier, bei den Kontaktanzeigen der besonderen Art, vielleicht einen Ansatzpunkt finden, einen Zugang zu der bizarren Welt, die dem armen alten Schneider eventuell zum Verhängnis geworden war? Ihre Laune hob sich innerhalb von Sekunden. Da hatte Schweinchen Schlau ihr ja, ganz aus Versehen, einen großen Gefallen getan. Von dieser Stelle aus könnte sie, ohne dass es auffiele, diskrete Nachforschungen anstellen. Eine solche Szene mochte sich noch so gut gegen Außenstehende abschotten – wenn sie erst einmal Zugang dazu gefunden hatte, würde sie mit Sicherheit den einen oder anderen auftreiben, der etwas wusste und auch bereit war, es zu erzählen.

Nele hob erstaunt die Augenbrauen, sagte aber nichts weiter, als Hanne sich mit überraschendem Interesse von Hansjürgen in die neue Arbeit einweisen ließ. »Hast du eigentlich eine Ahnung, was dahintersteckt?«, fragte sie ihn und hielt ein hellgrünes Formular hoch. »Hier sucht einer eine mütterliche Frau für freitags von zehn bis zwölf – was meint er damit?«

Der Altere grinste von einem Ohr zum anderen: »Ein Baby! – Wie süß!« Er imitierte das Nuckeln eines Säuglings. »Dreimal darfst du raten, was da gewünscht wird.« Seine hellblauen Augen hefteten sich vielsagend an Hannes üppige Oberweite. »Du wärst da sicher eine Traumbesetzung. Willst du dich nicht melden?«

»Nein.« Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nichts für mich. Womöglich erwartet er noch, dass ich ihm die Windeln wechsle! – Wenn, dann käme eher dieser Herr in Frage: Suche Dame mit fraulicher Figur zum gegenseitigen Verwöhnen.«

Hans-Jürgen schmunzelte. »Mit fraulicher Figur meint er noch etwas mehr, als du zu bieten hast.«

Das Telefon klingelte, und er schob Hanne eines der grünen Formulare zu. »Hier, und denk daran, die Handynummer mit aufzuschreiben.«

Der Tag verging schneller als erwartet. Hanne war überrascht, wie viele Menschen anriefen. Ein Teil wollte neue Anzeigen aufgeben, ein Teil sich erkundigen, wie die Resonanz auf ihre Anzeige sei. Der Rest nahm den Vermittlungsservice in Anspruch, was bedeutete, dass Hanne die vom Anrufer angegebene Handynummer notierte und diese mitsamt der Chiffrenummer der Anzeige an die Mailbox desjenigen weiterleitete, der die Anzeige aufgegeben hatte.

Anonymität war Trumpf – zumindest bei dem Teil der Kunden, der elektronisch auf dem neuesten Stand war.

Dazu kam noch ein dicker Stapel Zuschriften, die in die zugehörigen Postfächer eingeordnet werden mussten. Unwillkürlich suchte sie unter ihnen nach einem ähnlichen Exemplar wie dem, das in ihrem Briefkasten gelandet war. Aber computerbeschriebene Adressetiketten und braune Umschläge machten mehr als neunzig Prozent der Schreiben aus. So würde sie dem heimlichen Informanten keinen Schritt näher kommen.

Es führte kein Weg daran vorbei: Sie würde innerhalb der Szene nachforschen müssen. Und diese Aussicht versetzte sie in ausnehmend heitere Stimmung. Das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung hatte Hanne schon immer fasziniert. Unglücklicherweise hatte sie sich aber stets in Männer verliebt, die damit nichts anzufangen wussten. Und so endeten Hannes Beziehungen zwangsläufig damit, dass die Männer die Beziehung abrupt lösten, sobald Hanne ihnen ihre geheimen Wünsche und Sehnsüchte anvertraute.

Auch ihr Freund Mike war vermutlich gerade dabei, sich über eine Trennung Gedanken zu machen.

Am Wochenende hatten sie gemeinsam eine Erotik-Messe besucht, und dabei war deutlich geworden, dass ihre sexuellen Vorlieben und Interessen zu verschieden waren. Eigentlich hatte Hanne diesen Besuch vorgeschlagen, weil sie sich davon eine Belebung ihres Liebeslebens versprochen hatte. Aber Mike hatte nicht die geringste Bereitschaft bekundet, sich auf Hannes Vorstellungen von aufregendem Sex einzulassen.

Im Gegenteil: Das, was sie noch immer vor Erregung ihre Oberschenkel aneinanderreiben ließ, sobald sie nur daran dachte, hatte ihn eher abgestoßen.

Es war eine sehr spezielle Vorführung in einem von schwarzen Vorhängen abgetrennten Raum gewesen. Obwohl der Zutritt eigentlich nur für geladene Gäste gestattet war, hatte Hanne unverfroren ihren Presseausweis gezückt und sich den Übrigen angeschlossen. Mike war ihr peinlich berührt gefolgt.

Im Séparée hinter dem offiziellen Stand der Firma Tops & Bottoms war alles schwarz: die Wände, der Boden, selbst die spartanischen Klappstühle, auf denen die kleine Gruppe der Zuschauer Platz genommen hatte. Draußen, hinter den Vorhängen und Stellwänden, hörte man die üblichen Geräusche einer Messe: die Stimmen von Besuchern und Ausstellern und dröhnende Musik aus Lautsprechern. Der Lärm war ohrenbetäubend, erzeugte aber doch nur eine unverständliche Kakophonie.

Hier schien man weit weg von alldem zu sein. Niemand sprach. Alle warteten stumm und gelassen auf den Beginn der Vorführung. Hanne sah sich unauffällig um. Mike und sie waren die Einzigen, die nicht ebenfalls in Schwarz gekleidet waren. Ihre helle Alltagskleidung unterschied sie deutlich von der Aufmachung der anderen. In der nur durch ein Leuchterpaar erhellten Kammer herrschte eine seltsam intime Atmosphäre. Hanne fühlte sich, als sei sie aus Versehen in eine Familienfeier geraten.

»Hier ist es irgendwie komisch. Lass uns gehen«, hatte Mike ihr zugeflüstert, aber sie hatte sein Unbehagen ignoriert und eigensinnig den Kopf geschüttelt.

Und dann hatte die Vorstellung auch schon begonnen. Leise, kaum wahrnehmbare Trommelschläge im Rhythmus des Herzschlags erklangen, die einen unmerklich in ihren Bann zogen und die subtile Spannung steigerten.

Ein Mann in bodenlangem schwarzem Samtumhang führte eine in gleicher Weise verhüllte Frau, die einen dunkel schimmernden Lackkasten trug, auf die winzige Bühne vor den Spiegel. Dort stellte sie den Kasten behutsam auf dem kleinen Beistelltisch ab und ließ den Umhang zu Boden gleiten. Darunter war sie nackt – bis auf ein Paar Schuhe mit extrem hohen Absätzen und einen schmalen Stahlring um die rechte Fessel.

Auf ein Nicken des Mannes hin öffnete sie den Deckel, griff hinein und reichte ihm mit demütig gesenktem Kopf eine dünne Ledergerte. Zur Demonstration ließ er sie ein paarmal durch die Luft zischen, und Hanne überlief bei dem pfeifenden Geräusch unwillkürlich eine Gänsehaut.

Die Frau wandte ihm ihre Rückseite zu und beugte sich so weit nach vorne, dass sie trotz der Absätze ihre Hände auf den Boden stützte. Ihre Pobacken leuchteten hell wie Perlmutt vor dem dunklen Schwarz des Hintergrunds. Eine zarte Frucht mit rosiger Furche.

Erschreckt zuckte Hanne zusammen, als die Gerte mit bösartigem Zischen darauf niederfuhr. Fast sofort bildete sich ein hässlicher roter Striemen quer über beide bisher makellose Halbkugeln. Das Publikum schien den Atem anzuhalten, als der Mann fortfuhr, gezielt Hinterteil und Oberschenkel mit der Gerte zu bearbeiten. Er setzte seine Schläge so zielsicher, dass sie genau hintereinanderlagen. Die Röte der einzelnen Schläge ging streifenlos ineinander über.

Schließlich, als die gesamte Kehrseite der Frau in sattem Feuerrot glühte, hielt er ihr die Gerte vor das Gesicht. Sie nahm sie zwischen die Lippen, richtete sich geschmeidig auf und trug sie wieder zu dem Lackkasten. Dort ließ sie sie aus dem Mund fallen, griff hinein und holte eine Vorrichtung aus Metall und Leder hervor, die an ein Geschirr für Pferde erinnerte.

Tatsächlich schob der Mann ihr eine Art Trense zwischen die Zähne und schnallte sie so fest, dass sie den Mund nicht mehr schließen konnte. Lederne Augenklappen vervollständigten das Zaumzeug, dessen Zügel er an einem unauffällig in Hüfthöhe angebrachten Wandhaken befestigte.

Dann zog er einen schlichten hölzernen Bock hinter dem Spiegel vor, schob ihn ihr unter die Hüfte und richtete sie so aus, dass man ihr Gesicht, beziehungsweise das, was davon zu sehen war, im Spiegel beobachten konnte.

Er trat hinter sie und strich über die glühenden Hinterbacken, ehe er sich zum Publikum umdrehte und es aufforderte, sein Lieblingspferd genauer zu untersuchen.

Und wirklich schienen einige nur darauf gewartet zu haben. Der Erste tätschelte bewundernd ihre Kehrseite, griff dann ungeniert zwischen ihre Beine und spreizte die Schamlippen. Man hörte eine Art Schmatzen, als sie so gewaltsam getrennt wurden. Anerkennend hielt er seine Hand hoch, zeigte den anderen die glitzernde Flüssigkeit auf seinen Fingern.

Ein anderer interessierte sich mehr für die kleine Rosette ihres Anus. Mit festem Griff packte er beide üppigen Halbkugeln, drückte sie auseinander und inspizierte mit Kennerblick das winzige Loch. Er beugte sich über sie, fuhr mit einer Hand über die Trense und schmierte den Speichel, der stetig von dort heruntertropfte, in ihre Spalte – genau über den Anus. Beide Pobacken wieder in festem Griff, drückte er erst einen Daumen hinein, dann den zweiten und zog die Rosette auseinander, so weit es ging. Mit einem anerkennenden letzten Klaps ging er zu seinem Platz zurück.

Die Frau hatte sich die ganze Zeit über nicht gerührt. Die flach auf dem Rücken liegenden Hände hatten sich nicht ein einziges Mal zu Fäusten geballt. Kein Laut war von ihr zu hören gewesen.

Kaum hatten alle wieder Platz genommen, präsentierte der Mann ein Tablett voller Dildos – alle ungewöhnlich groß, teilweise von Ausmaßen, die einen bestimmungsgemäßen Gebrauch unmöglich erscheinen ließen.

Er begann damit, ein riesiges, violett eingefärbtes Exemplar sorgfältig mit ihrem Speichel zu benetzen. Dann strich er einige Male damit zwischen ihren Schenkeln hin und her, ehe er es ansetzte und mit winzigen Drehbewegungen Zentimeter für Zentimeter in ihre Scheide schraubte.

Es war so dick, dass Hanne bezweifelte, dass sie es ohne Schwierigkeiten aufnehmen könnte. Aber der Mann ging überaus langsam zu Werk, und schließlich verschwand es bis auf einen kleinen Rest in ihrem Inneren. Hanne rutschte auf ihrem Stuhl umher und überlegte, wie es sich anfühlen mochte: so angefüllt, dass man jeden Quadratzentimeter in seinem Inneren spürte. War es aufregend? Schmerzhaft? Überwältigend lustvoll?

Geschickt schnallte der Mann einen Ledergürtel um die Taille der Frau und zog einen schmalen Lederstreifen zwischen ihren Beinen durch, mit dem er den violetten Dildo in ihrer Scheide fixierte. Der Streifen teilte sich y-förmig und konnte am Taillengürtel so verschoben werden, dass die Rosette des Anus frei blieb.

Hier ging er mit noch größerer Vorsicht zu Werk. Zuerst massierte er eine geleeartige Masse in die Rosette. Sobald sie sich entspannt hatte und weich und nachgiebig wirkte, griff er nach einer kleinen Klistierspritze, führte sie ein und drückte den Kolben hinunter. Nachdem er sie wieder herausgezogen hatte, zögerte er einen Moment, in dem er zu überlegen schien, mit welchem Dildo er beginnen sollte.

Er entschied sich für einen relativ großen. Nachdem er ihn ebenfalls mit dem Gel überzogen hatte, trat er neben sie, damit alle beobachten konnten, wie er die Spitze in der Mitte der Rosette ansetzte. Er hielt sie spielerisch locker, ließ sie ein wenig zittern, um sie dann plötzlich und ohne Vorwarnung fest hineinzudrücken. Nach dem ersten Widerstand glitt der Dildo ohne weiteres tiefer. Der Mann bewegte ihn hin und her, ließ ihn kreisen, weitete dabei die Rosette allmählich, während sie sich an den Fremdkörper gewöhnte.

Als er schließlich nach einem Exemplar griff, bei dem es unmöglich schien, dass ein Anus ihn aufnehmen könnte, hielt Hanne den Atem an. Würde die Rosette freiwillig nachgeben? Oder würde er sie damit verletzen?

Tatsächlich dauerte es einige Zeit, und diesmal drückte er nicht fest zu, sondern schob ihn langsam hinein; immer wieder innehaltend, um die Rosette zu massieren und ihr Zeit zu geben, sich zu lockern. Aber auch dieser verschwand im Körper der Frau wie der violette in ihrer Scheide.

Der Mann löste den Lederstreifen, zog ihn straff und zog ihn erneut durch den Gürtel, beide Dildos fest in ihr fixiert. Dann griff er nach einem Rohrstock und ließ ihn auf ihre noch immer grell gerötete Kehrseite sausen. Es zischte bösartig, aber die Frau verfiel fast augenblicklich in konvulsivische Zuckungen. Das Stöhnen, das sie ausstieß, war unverkennbar ein Stöhnen der Lust.

Der Mann wusste genau, was er tat: drei, vier weitere Schläge, genau platziert. Mehr brauchte es nicht, ehe sie mit einem letzten Aufstöhnen erschlaffte.

Wie auf ein geheimes Kommando hin erhob das Publikum sich von den Sitzen, und einer nach dem anderen verließ diszipliniert und ohne ein Wort zu sprechen den geheimen Raum. Im Unterschied zu Mike, der es so eilig hatte, dass er sich nicht scheute, sich an Langsameren vorbeizudrängeln, hielt etwas Hanne zurück.

Bewusst richtete sie es so ein, dass sie die Letzte war, die die Vorhänge, die sie von der normalen Welt abtrennte, durchschritt. Bevor sie endgültig den schweren Samt hinter sich fallen ließ, warf sie einen Blick zurück auf die Bühne.

Dort beugte der Mann sich gerade über die Frau, um die Schnallen zu lösen, die Trense und Augenklappen an ihrem Kopf hielten. Achtlos fielen die Utensilien zu Boden, während er ihr zärtlich über die malträtierte Kehrseite strich.

Ohne sich um die Dildos, die noch immer in ihr steckten, zu kümmern, richtete die Frau sich auf. Ihr Gesicht glänzte von Tränen und Speichel, als sie sich hinkniete, hastig den Umhang des Mannes samt der Hose darunter öffnete und nach dem Penis griff, der ihr steinhart entgegensprang.

Es war Hanne ein Rätsel, wie er in seinem hochgradig erregten Zustand so gelassen hatte agieren können. Sie kannte keinen Mann, der sich so hätte beherrschen können. Es musste ihn geradezu übermenschliche Anstrengung gekostet haben, statt seines hungrigen Phallus die Dildos in ihre Lustlöcher zu stoßen, auf seine eigene Lust verzichtet zu haben, um ihre zu vervollkommnen.

Benommen trat sie neben Mike, der offensichtlich angewidert das Angebot des Standes im vorderen Bereich musterte. Die junge Verkäuferin trug nichts als einen Latexrock, der ihre Nacktheit noch betonte. Ihre Brustwarzen hatte sie mit Gummiband umwickelt, um sie größer erscheinen zu lassen – und tatsächlich wirkten sie geradezu monströs.

»Wie wäre es mit dem nötigen Equipment?«, fragte sie fröhlich und hielt Mike eine zierliche Lederpeitsche unter die Nase. »Die hier ist besonders beliebt bei Anfängern. Fühl einmal, wie weich das Leder ist!«

»Ich denke gar nicht daran, so ein perverses Zeug zu kaufen!« Mike wich entrüstet zwei Schritte zurück. »Sehe ich so aus, als ob ich Frauen schlagen würde?«

Die Verkäuferin schnalzte beruhigend mit der Zunge und wechselte einen raschen Blick des heimlichen Einverständnisses mit Hanne. »Na, na, nicht gleich eingeschnappt sein, schöner Mann. Das hier läuft auf einer anderen Ebene. Aber natürlich ist es nicht jedermanns Geschmack. Ich dachte nur, weil du in der Vorstellung warst…«

»Da war ich nicht aus eigenem Antrieb!«, schnaubte Mike entrüstet. »Ich warte draußen.« Damit stapfte er, die amüsierten Blicke der Umstehenden ignorierend, hinaus auf den Gang und stellte sich demonstrativ interessiert vor einen Stand schräg gegenüber, der Massageöle anpries.

Verblüfft sah die junge Frau ihm nach. »Was sollte denn das? Ist der immer so?«

Hanne unterdrückte ein bedauerndes Seufzen. »Nein, er ist heute nicht gut drauf«, verteidigte sie ihn automatisch, während sie sehnsüchtig die geschmeidige Peitsche fixierte, deren Lederstreifen ihr Gegenüber in Gedanken versunken durch die Finger gleiten ließ. »Darf ich …?«

»Natürlich, bitte.« Die junge Frau drückte sie ihr in die Hand. »Wir haben auch noch jede Menge anderer Modelle. Soll ich sie dir zeigen? Eine Peitsche muss zu einem passen, sage ich immer. Die kauft man nicht so nebenbei.«

Wie selbstverständlich erläuterte sie ihrer Kundin die Vorzüge und Nachteile. »Hier, die Geißeln bieten eigentlich am meisten. Man fängt mit Gummischnüren an, und die geflochtenen sind dann eher etwas für Fortgeschrittene. Gerten sind Geschmackssache. Ich persönlich ziehe Rohrstöcke vor. Und bei einem Paddel ist die Verletzungsgefahr am geringsten.« Sie hielt eine Lederklatsche hoch, die in der Form entfernt an ein kleines Ruder erinnerte. »So ein typischer Fall von je lauter, desto harmloser. Da kann man wenig falsch machen.«

»Ich glaube, ich nehme die kleine Peitsche«, hörte Hanne sich sagen. Je länger sie sie in den Händen gehalten hatte, desto stärker war der Widerwille dagegen geworden, sie wieder wegzulegen. Sie wollte sie haben. Allein der Gedanke daran, sie zu besitzen, ließ sie feucht werden.

Und die Vorstellung, sie in der Hand eines Mannes zu sehen, der ihr damit zart über den Rücken strich, dann ausholte …

Hanne erschauerte. Fast konnte sie das Brennen spüren, den scharfen Schmerz, der in ein Glühen überging. Wie damals im Landschulheim, als sie in den innersten Kreis um die angebetete Klassensprecherin aufgenommen worden war.

Vor Angst hatte sie sich fast in die Hosen gemacht. Obwohl es der sehnlichste Wunsch der meisten Mädchen gewesen war, hatte sie nicht ernsthaft damit gerechnet, auserwählt zu werden. Bevor ihr Körper angefangen hatte, sich zu seiner jetzigen Form zu entwickeln, war Hanne Simoneit eher schmächtig gewesen. Ein braves Mädchen, völlig uninteressant für den Kreis um die Anführerin.

Niemand wusste etwas über die geheimen Aktivitäten dieser kleinen Gruppe, und wie es so ist, trieb die Phantasie die wildesten Blüten.

Aus diesem Grund war Hanne hin- und hergerissen gewesen zwischen überwältigender Furcht vor dem Kommenden und dem Stolz, als dafür würdig befunden worden zu sein. Sie hatten sie nachts geweckt, ihr die Augen verbunden und ihr einen Flummiball in den Mund gesteckt, mit dem strikten Befehl, ihn ja nicht auszuspucken.

Sie konnte noch immer den unglaublich riesig scheinenden Gegenstand spüren, der ihre Mundhöhle auszufüllen schien. Aber sie hatte es ausgehalten, dem Drang, ihn so rasch wie möglich auszuspucken, widerstanden.

Es waren fünf Mädchen gewesen, die sie in dieser Nacht unbemerkt zu dem kleinen Pavillon mit der Marmorstatue eines auf einem Baumstumpf sitzenden Satyrs am äußersten Ende des Grundstücks geführt hatten. Dort angekommen, hatte sie sich splitternackt ausziehen müssen. Die Nachtluft war ziemlich kühl gewesen. Sie hatte fröstelnd die Arme um sich geschlungen, aber zwei Hände hatten ihre gepackt und sie zu der Statue geführt.

»Leg dich auf seinen Schoß«, hatte eine heisere Stimme geflüstert, und sie hatte gehorcht. Der kalte, harte Marmor seiner mächtigen Schenkel hatte sie erschauern lassen. Ob vor Kälte oder vor ängstlicher Erwartung, hätte sie nicht zu sagen gewusst.

Tatsächlich war der eisige Wasserguss völlig überraschend gekommen. Vor Schreck hätte sie fast den Flummiball ausgespuckt. Fünfmal wiederholte sich das Ritual. Sie mussten das Wasser in der Kühlkammer aufbewahrt haben. Bereits nach dem zweiten Eimer begann Hanne so zu zittern, dass ihre Zähne klapperten.

Erleichtert hatte sie sich aufrichten wollen, als eine kleine Hand sie im Genick packte und wieder nach unten drückte. »Wir sind noch nicht fertig mit dir«, hatte dieselbe Stimme wie vorher ärgerlich gezischt. »Ehe ich es dir nicht erlaube, wirst du dich nicht von der Stelle rühren!«

Dann kam der erste Schlag. Hanne war heftig zusammengezuckt, als der Teppichklopfer auf ihre Kehrseite klatschte. Vier der Mädchen begnügten sich mit eher leichten Schlägen, und Hanne begann sich zu entspannen. Es tat weniger weh, als sie erwartet hatte, und wenn sie sich entspannte, war es gut auszuhalten.

Sie konzentrierte sich auf die Erhebung unter ihrem Schoß, wo eine Gewandfalte der Statue genau auf die kleine Perle am oberen Ende ihrer Spalte drückte, wo sie ihren Orgasmus herbeizumassieren pflegte. Unmerklich bewegte sie ihren Unterleib hin und her, drückte den Venushügel im Rhythmus der Schläge gegen den Schenkel, auf dem sie lag. Es war erregender als alles, was sie bisher ausprobiert hatte.

Sie fror nicht mehr – im Gegenteil: Die Schläge hatten eine solche Hitze in ihrem Inneren erzeugt, dass ihr Körper bald von einem feinen Schweißfilm überzogen war.

Weder nahm sie die aufgeregten Stimmen der Vögel wahr, die sie aufgestört hatten, noch zählte irgendetwas anderes als der wundervolle Orgasmus, der sich ankündigte. Sie war sich sicher, er würde alles Bisherige in den Schatten stellen.

Dann brach der Rhythmus plötzlich ab, und sie stöhnte unterdrückt auf vor Enttäuschung. Sie hatte so nahe davor gestanden!

Als die Letzte den Teppichklopfer zur Hand nahm, spürte Hanne sofort, dass etwas anders war. Dieses Mädchen spielte nicht. Bereits der erste, mit aller Kraft geführte Schlag ließ Hannes Atem stocken.

Sie begnügte sich nicht mit leichten Schlägen auf die Pobacken. Mit diabolischer Raffinesse wechselte sie zwischen Pobacken und Oberschenkeln, und bald brannte die Rückseite von Hannes Oberschenkeln so, dass sie fürchtete, es bald nicht mehr aushalten zu können.

Hilfesuchend klammerte sie sich an den Marmorschenkel unter ihrem Oberkörper, während sie vergeblich versuchte, durch Hin- und Herwinden ihres Unterkörpers den Schlägen zu entgehen.

Und plötzlich geschah es: Der Teppichklopfer hämmerte jetzt unaufhörlich auf ihre glühenden Hinterbacken ein, so rasch, dass ein Schlag in den anderen überzugehen schien. Mitten in diesem roten Schleier aus Schmerz explodierte etwas in Hannes Innerem, zersprang zu einem Schauer blinkender Sternchen und schleuderte sie in ein schwarzes Nichts, in dem sie nur noch eine so intensive Lust empfand, dass sie das Bewusstsein verlor.

Später erinnerte sie sich nicht mehr daran, wie sie in ihr Bett im Schlafsaal zurückgekommen war. Allerdings ließ ihre tagelang feuerrote Kehrseite keinen Zweifel daran, dass diese Nacht wirklich stattgefunden hatte. Von nun an gehörte sie zu dem erlauchten Kreis der »Sechs Zoras«, wie sie sich nannten. Es gab nie eine siebte, und so erfuhr Hanne auch nicht, ob dies Aufnahmeritual eine Ausnahme gewesen war. Allerdings brach der geheime Zirkel schon bald nach ihrer Aufnahme auseinander.

Eines Morgens warteten sie vergeblich auf ihre Anführerin. Eine blasse, sichtlich mitgenommene Klassenlehrerin hatte sie in den Besprechungsraum mitgenommen und ihnen eröffnet, dass ihre Freundin in der letzten Nacht beim U-Bahn-Surfen umgekommen sei. Keine von den anderen hatte das Charisma oder auch nur den Willen, die Führung zu übernehmen. Anfangs waren sie sich sogar aus dem Weg gegangen, wie um die Erinnerung, die der gegenseitige Anblick auslöste, zu vermeiden. Allmählich hatten sie sich dann endgültig aus den Augen verloren.

Aber die Gefühle, die in dieser Nacht in Hanne geweckt worden waren, hatte sie nie vergessen. Noch immer konnte es vorkommen, dass sie aufwachte mit dieser immensen Sehnsucht, noch einmal eine so intensive Lust zu empfinden wie damals.

Die kleine Peitsche hatte nicht das Geringste gemein mit dem alten, brüchigen Teppichklopfer, den sie damals aus der Putzkammer entwendet hatten. Elegant und vornehm lag sie in Hannes Händen. Und doch hatte etwas in ihr sich magisch zu ihr hingezogen gefühlt. Als hätte sie endlich gefunden, wonach sie unbewusst gesucht hatte.

»Kann ich dir sonst noch etwas zeigen?«, fragte die kleine Verkäuferin entgegenkommend. »Vielleicht Bondage-Zubehör? Es gibt da ein ganz neues Tape. Praktisch für unterwegs oder für das Hotelzimmer. Oder Spezial- Dessous?«

»Nein danke, ich glaube, ich kann Mike nicht länger warten lassen«, wehrte Hanne hastig ab. »Aber ich nehme gerne einen Katalog mit und so ein Buch.« Sie wies auf ein schwarzgebundenes Buch mit dem schlichten Titel Einführung in Spezialpraktiken.

Ihr Herz klopfte vor Vorfreude, während sie beobachtete, wie die Verkäuferin das Gewünschte in dezentes Einwickelpapier einschlug und eine Papiertasche ohne jeden Aufdruck unter der Theke hervorzog.

»Wir haben auch Internetversand.« Fürsorglich wies sie Hanne auf die hinten aufgedruckte Adresse hin. »Und wenn du Fragen hast – ruf einfach an.«

Mike beäugte missmutig die dezente Tragetasche, enthielt sich aber eines Kommentars. Erst im Auto stieß er einen erleichterten Seufzer aus und erklärte, sich jetzt sein Feierabendbier wirklich verdient zu haben. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so verrückte Typen tatsächlich gibt!«, sagte er kopfschüttelnd. »Und dass du dich tatsächlich für so einen perversen Kram interessierst …!« Auch wenn er es nicht explizit aussprach, ließ sein Tonfall doch keinen Zweifel daran, dass er Hannes Verhalten missbilligte.

Hanne schwieg, in Gedanken bei dem Buch und der kleinen Peitsche. Mit Mike wurde es zunehmend schwieriger. Nicht dass er ein sehr komplizierter Mensch gewesen wäre. Eher das Gegenteil.

War er am Anfang ihrer Beziehung noch einigermaßen experimentierfreudig gewesen, so hatte sich inzwischen eine eintönige Routine eingeschlichen, die Hanne immer lustloser werden ließ.

Mikes Vorstellung von gutem Sex beschränkte sich auf den Koitus an sich. Das war an und für sich nicht zu bemängeln, aber etwas fehlte. Vielleicht lag es einfach daran, dass es keine Überraschungen mehr gab. Mike war so schrecklich vorhersehbar.

Der verlockende Inhalt der Tüte ließ Hanne mit falschem Bedauern in der Stimme klagen: »Ich habe so grässliche Kopfschmerzen. Ich will nur noch ins Bett und schlafen!«

Besorgt musterte er ihr im Lichtschein der Straßenlaterne geisterhaft bleich erscheinendes Gesicht. »Du siehst wirklich nicht gut aus. Bist du sicher, dass ich nicht mit hochkommen soll und dir einen Kamillentee kochen? Nicht dass du Hilfe brauchst, und niemand ist in der Nähe!«

Gerührt hauchte Hanne ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Nein danke. Ich möchte lieber allein sein. Aber es ist lieb von dir, es anzubieten.«

Mike war ein netter Kerl, sagte sie sich energisch, während sie die Haustür aufschloss. Warum nur ging er ihr in letzter Zeit so schrecklich auf die Nerven?

In dem Augenblick, in dem sie die Tüte auf ihrem neuen schwarzen Lederzweisitzer ausleerte, war jeder Gedanke an Mike vergessen. Da lag sie – die kleine Lederpeitsche – und schien von innen heraus zu vibrieren und zu leuchten. Zärtlich nahm Hanne sie in die Hand, streichelte sie, schnupperte an ihr. Der Geruch des handschuhweichen Leders berauschte sie. Leichter Moschusduft stieg davon auf, vermischt mit einer Prise Sandelholz und etwas Fremdartigem, Animalischem. Sie schloss die Augen, ließ die Schnüre versuchsweise über ihre Schultern gleiten.

Eine solche Prinzessin konnte sie unmöglich in die Schublade zu den Liebeskugeln aus rotem Plastik, dem Vibrator in grellem Pink und Mikes geliebtem Massageöl mit Moschusduft legen!

Entschlossen stellte sie den Küchenhocker vor die Einbauwand und begann, in den Tiefen der oberen Fächer, in denen sich alles angesammelt hatte, was sie nicht zu benötigen glaubte, nach etwas Passenderem zu suchen. Ihre Augen blieben an einer reich mit Schnitzereien verzierten indischen Holztruhe hängen. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, warum sie sie Vorjahren gekauft hatte – jetzt war sie perfekt.