Sieben Nächte - Charly Cesar - E-Book

Sieben Nächte E-Book

Charly Cesar

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Beschreibung

Der Millionär Bryan lädt scheinbar wahllos junge Leute zu einer besonderen Party ein: Sie müssen eine Woche bei ihm im Schloss wohnen und bekommen dafür am Ende dann eine Million Dollar. Die eigentliche Prüfung besteht aber darin, dass jede Nacht ein anderes blutrünstiges Thema auf sie lauert, das ihr Leben auslöschen könnte. Der Grad der Schwierigkeit nimmt mit jeder Nacht zu und durch dunkle Geheimnisse unter den Kandidaten wird der Überlebenskampf zu einer noch tödlicheren Herausforderung! Möge die Party beginnen ... Wer Survival-Geschichten mag, wird sich hier verlieben!

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Seitenzahl: 243

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Erste Nacht

Zweite Nacht

Dritte Nacht

Vierte Nacht

Fünfte Nacht

Sechste Nacht

Siebente Nacht

Es war um neun Uhr schon ein heller und heißer Vormittag in einer immer wachen Kleinstadt. Die Sonne brannte vom blauen Himmel runter und machte den Leuten zu schaffen. Pro Tag kamen im Durchschnitt zehn Menschen mit Kreislaufproblemen ins Krankenhaus und mussten versorgt werden. Jedes Mal wiesen die Rettungskräfte auf den schützenden Schatten und auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme hin. Die Zeitungen schrieben über die Gefahren der Hitze und veröffentlichten passend dazu ein paar Lösungsvorschläge.

Den Millionär Bryan, der gerade seinen Nissan GTR neben dem Gehweg einparkte, interessierten diese Hitzeprobleme nicht.

Erstens lief seine Klimaanlage und zweitens hatte er eine Aufgabe vor sich liegen, die er sehr ernst nahm, obwohl es den Anschein machte, das Gegenteil wäre der Fall.

Der USB-Stick gab das Lied Over the mountain von Ozzy Osbourne wieder und Bryan sang im Auto dazu mit. Er trug einen feinen grauen und vor allem teuren Anzug mit einer grünen Krawatte. Seine schwarze Chaos-Look-Frisur passte mit dem Rest seiner äußerlichen Erscheinung nicht zusammen. Mitten im Lied fing er zu lachen an, »I-i-i-a-a-a!«, schlug die Hände zusammen und freute sich über die Welt. Durch diese Emotion, passten jetzt auch die Haare zu ihm.

Er stieg schließlich aus dem Auto aus, machte die Tür zu und blickte sich um. Gegenüber von ihm war ein Caféhaus, das er beobachtete. Zwei Mädchen betraten gerade kichernd das Lokal. Er holte sich eine Zigarettenschachtel (Golden Smart) aus seiner Innentasche des Anzugs und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Diese entzündete er mit seinem Zippo-Feuerzeug, das er mit cooler Geste auf seiner grauen, ebenfalls immens teuren Hose mit einem flotten Vor- und Zurück-Trick öffnete. Er steckte die Zigarettenschachtel und das Zippo wieder ein, machte einen Zug von der Zigarette und schnippte diese anschließend auf den Gehsteig.

Nach links und rechts blickend überquerte er die Straße mit einem zielgerichteten Blick auf das Café.

Im Caféhaus saßen die 22-jährige Miriam und ihre 23-jährige beste Freundin Lucy und warteten auf ihre Bestellung. Obwohl sie sich erst einen Monat kannten, beschwichtigten und bestätigten sie das Beste-Freundinnen-Gesülze voneinander.

Man sagte ja, dass sich Gegensätze anziehen würden … Nun, hier war es der Fall. Unterschiedlicher als die beiden, konnte man kaum sein. Sie waren wie Tag und Nacht oder Sonne und Mond.

Nicht nur vom Aussehen her – Miriam war eher schlank, Lucy mehr beleibter – sondern auch in ihren Eigenschaften. Miriam dachte vorher über Worte nach, die sie gleich aussprechen würde (es sei denn, sie war wütend). Lucy tat es einfach.

Lucy so nebenbei: »Hast du schon gehört, dass Sabine mit Michi jetzt fix zusammen ist?«

Miriam aufgeregt: »Was? Echt? Die kennen sich doch noch gar nicht so lange.«

»Ja, das ist es ja. Sabine braucht normal immer länger, dass sie zu einer Entscheidung kommt.«

»Wie lang kennen die sich?«

»Keine Ahnung. Einen Monat erst.«

»So wie wir, nicht?«

Lucy lächelte Miriam schelmisch an und zog zweimal schnell ihre Augenbrauen hoch.

Miriam bezirzend: »Ich bin so überglücklich, dass ich dich kennengelernt habe.«

Lucy mit einer abtuenden Handbewegung: »Oh, süß. Ich auch.« Dann beugte sie sich nach vor und sagte mit vergnügendem Ernst: »Mach mich nicht verlegen Miriam. Du weißt ja, dass ich Gefühle nicht mag.«

»Ich weiß meine kleine Lucy, chichichi. Solche seltenen Momente bei dir sollte man eigentlich filmen«, lachte Miriam.

Lucy rückte den Pfeffer und das Salz auf der Tischplatte zwischen sie.

»Das bin ich, das bist du.«

»Ich weiß. Zurück zu Sabine.«

»Jetzt hast du Angst vor Gefühlen.«

»Ich? Niemals. Also Sabine – wenn man gleich spürt, dass es passt, ist es ja in Ordnung, nicht? Dann fällt einem die Entscheidung ja ganz leicht.«

»Also ist es okay, dass die beiden schon nach einer Stunde des Kennenlernens in der Kiste waren.«

»Naja, irgendwie …«

»Bitch.«

»Richtig. Bitch.«

»Sie ist einfach eine Bitch.«

Sie kicherten.

Die Kellnerin Rosi brachte ihnen jeweils einen Kaffee, für Miriam zwei leere Scheiben Vollkorntoast und für Lucy ein Croissant. Dazu Butter und Marmelade.

Unbeirrt und mit einem aufrichtigen Lächeln sagte sie zu Lucy:

»Wow. Schöne Haarspange. Passt gut zu deinen schwarzen Haaren.« Lucy etwas irritiert: »Äh. Danke.« Miriam belustigt: »Ich glaube, dieser Moment gehört schon wieder gefilmt. Bist du verlegen?« Lucy protestierend: »Ich doch nicht.« Sie richtete ihren Blick wieder zu Kellnerin Rosi. »Ich dachte mir, ich nehme heute mal die hellere. Das werde ich aber gleich überdenken, wenn ich Lob bekomme. Die Welt soll düster sein.« Lucy grinste. Miriam und Rosi kam ein Lacher aus.

Währenddessen sie redeten, ging immer wieder die Tür auf und sie beachteten nicht, wer hier ein- und ausging. Bryan hatte während des Gesprächs Platz genommen und sich eine Tasse Kaffee von der zweiten Kellnerin Marge bestellt, die eigentlich als Köchin angestellt war. Wesentlich älter als Rosi, befand sich ihr Autoritätsbereich eher in der Küche als vorne bei den Kunden. Wenn Not am Mann war, stapfte sie widerwillig aus ihrem Reich und half aus.

Als schließlich Rosi Bryan die schwarze Brühe brachte, deutete er ihr, näher zu kommen. Sie zögerte kurz, dachte sich aber, dass er zumindest gut und gepflegt aussah, falls er sie jetzt wild niederknutschten würde und beugte sich zu ihm hinunter. Bryan hatte aber nicht Küsse im Sinn, sondern flüsterte ihr etwas zu.

Ein paar Augenblicke später bekam ein Geschäftsmann, der eifrig auf seinem Apple-Gerät in die Tasten klopfte, mit dem Rücken zu Rosi saß und sie nicht kommen sah, heißen Kaffee über seinen Wall-Street-Anzug.

Er sprang wütend auf, drehte sich um, damit er die Wurzel allen Übels entlarvte und begann mit seinem Tobsuchtsanfall. Wie konnte es eine primitive Kellnerin wagen?

»Sie haben wohl nicht alle Tassen im Schrank, was?«

Rosi: »Ich bitte um Verzeihung. Ich bin gestolpert.«

Miriam und Lucy blickten sich verdutzt zum lauten Organ. Drei andere Gäste ebenso.

»Wo ist Ihr Vorgesetzter? Ich will mit Ihrem Chef sprechen. Nicht nur, dass dieser Schuppen hier schäbig und peinlich ist, sondern auch Sie!« Rosi erschrocken über die rasche Erregung des Gastes, der vor einer Sekunde noch lammfromm ausgesehen hatte: »Können wir den Chef nicht aus der Sache lassen und uns irgendwie anders einigen?«

Der Schlipsträger ließ sich durch Rosis stotternde Worte nicht erweichen.

Die anwesenden Gäste gierten alle wie sensationsgeile Geier hin.

»Sind Sie zum Kellnern sogar zu dämlich? Wofür sind Sie eigentlich geeignet?«

Der sonst so ruhigen, zuvorkommenden Miriam platzte der Kragen. In völliger Rage war sie, ohne dass sie ihrem Körper den Befehl gegeben hatte, aufgestanden und zu Rosi hingeeilt: »Lassen Sie sie in Ruhe, Sie arrogantes Schwein. Kann ja mal passieren!« Sie bückte sich zu Rosi hinunter und half ihr beim Zusammenwischen.

Unterstützende Worte von Lucy folgten, die sich ebenfalls zur tyrannisierten Kellnerin kniete: »Ja, verschwinde! Krawatten-Arschloch!«

Der Geschäftsmann weitete bei den Worten seine Augen und brachte es fertig, mit dem Zeigefinger auf alle drei Personen gleichzeitig zu zeigen.

»Unerhört! Das wird ein Nachspiel haben.«

Da kam der Chef des Kaffeehauses. Ein klischeehafter fetter Mensch mit halb angeschissener Schürze und Stoppeln im Gesicht. Fettige schwarze Haare zierten einzeln verstreut sein Haupt.

Mit einem Mundgeruch von einer Meter Entfernung riechend, sprach er die folgenden Worte aus: »Rosi, du kannst deine Sachen packen. Ich will dich hier nicht mehr sehen. Marge wird ab jetzt deinen Teil mitmachen.

Entschuldigen Sie, Sir. Kann ich das mit einem Gutschein von einem Frühstück wiedergutmachen?«, fragte er eklig nach und verlor dabei einige Speicheltropfen, die auf der Krawatte des Mannes landeten.

In den kalten grünen Augen des Geschäftsmannes waren alle, die hier arbeiteten oder Kunden waren, bis auf ihn, eine niedere Rasse. Er war das erste Mal und auch bestimmt das letzte Mal hier. Aus einem anderen Grund als sonst hatte er sich heute für dieses Lokal entschieden.

Er beachtete die Worte des schmierigen dicken Mannes erst gar nicht und äffte in Richtung Rosi: »Haben Sie Ihren Chef verstanden? Die Sachen packen, blöde Nutte!«

Bevor es zum Wortangriff der Mädels kam, wurde der Geschäftsmann bei der Schulter gepackt, unsanft umgedreht und bekam statt der bösen Worte, die an ihm abgeprallt wären wie Wassertropfen an einem Regenschirm, eine Belehrung, die er nicht mit seinem Hirn abwehren konnte.

Der heftige Schlag auf die Nase mit der Faust, den Bryan austeilte, ließ auch den Zuhörern das Gesicht verziehen, als ein komischer Knacks zu hören war. Die Mädels hatten erstaunt den Mund offen. Die übrigen Gäste brachten ebenfalls kein Wort hervor.

Der Schlipsträger war einige Schritte zurückgetaumelt und dann zu Boden gegangen, wo er sich jetzt am Rücken hin und her wälzte und sich seine blutende Nase hielt.

Bryan blickte positiv gestimmt zum Chef des Lokals.

»Willst du vielleicht auch eine haben?« Der dicke Besitzer des Caféhauses blickte vom Opfer am Boden zu Bryan.

Einige Sekunden verstrichen, als er sich wieder besann und hervorbrachte: »Verschwinden Sie jetzt mit Ihren Mädchen, bevor ich die Polizei rufe.«

Seine Stimme klang wieder selbstbewusst und er knurrte fast dabei.

Bryan lächelte ihn an. »Sehr wohl, Herr Küchenchef.«

Als Rosi ihre Handtasche aus dem Umkleideraum geholte hatte und bei ihrem Ex-Chef vorbeiging, konnte sie die zynischen Worte nicht zurückhalten, die ihr schon länger am Herzen lagen: »Jetzt wo ich nicht mehr da bin, kannst du in Ruhe Marge am Herd von hinten ficken. Deine Frau wird eine Nachricht von mir bekommen, du fettes Arschloch!«

Der dicke Chef war kein Mann zimperlicher Worte: »Elende Schlampe!«

Einige Kunden straften den Besitzer mit wütenden Blicken, standen auf und waren wie der Geschäftsmann das letzte Mal hier.

Draußen vor dem Lokal ging Bryan einige Schritte voran, um Abstand zum Caféhaus zu gewinnen und zündete sich wieder eine Zigarette an.

Es dürfte in der Zwischenzeit noch heißer geworden sein. Trotzdem eilten die Menschen am Gehweg schleunigst herum und versuchten ihre To-Do-Listen abzuhaken. Die Klimaanlage im Café, die gerade noch kühlenden Trost spendete, war für den Körper schon längst vergessen.

Die Schwüle versuchte aus jeder Pore des Körpers eine Schweißperle zu quetschen.

Obwohl Bryan seinen Anzug nicht auszog und über die Schulter schwang, so wie alle Super-Bürohengste, schwitzte er kaum. Manche hätte das fraglich gestimmt. Ihm machte die Hitze nichts aus. Nicht nur wegen seiner schönen Bräune am ganzen Körper und im Gesicht, sondern einfach, weil er anderes gewohnt war.

Die Mädchen, die hinter Bryan gingen, zogen in der Sonne mit ihrer hellen Haut sofort Farbe auf und bekamen leichte Wallungen.

Miriam versuchte ihr Mitgefühl auszudrücken: »Tut uns leid, dass du deinen Job verloren hast.«

Lucy mit Kraft in der Stimme: »Männer sind einfach nur Arschlöcher.«

Rosi antwortete flach und gar nicht mal so mitgenommen: »Macht nichts.

Ich hatte den Job noch nicht lange. Außerdem war das Absicht.«

Verwundert kam es von Miriam zurück: »Was? Wieso?«

Bei den Worten schnippte Bryan seine Zigarette auf die Fahrbahn. Er kramte in seiner Hosentasche die Geldbörse heraus, nahm ein paar 100-Dollar-Scheine in die Hand, drehte sich zu seinen weiblichen Begleiterinnen um und streckte Rosi das Geld entgegen.

»Hier. Wette gewonnen.«

Er lachte in sich hinein, weil die Geldbörse mehr wert war, als das Bündel Scheine, das er ihr reichte.

Rosi nahm das Geld dankend an: »Vielen Dank. Und als sie sagten, dass da noch mehr für mich drin wäre? Immerhin habe ich jetzt keinen Job mehr ...«

Bryan: »Du hast viel riskiert und das gefällt mir. Was ich sage, hat Hand und Fuß. Ich bin ein Mann, der sein Wort hält.«

Lucy herabwürdigend: »Da wären Sie aber der Erste.«

Bryan strahlte sie mit seinem perfekt glatt rasierten Gesicht an und begann wieder in seiner Geldbörse herumzukramen, fing seine Karte raus und überreichte sie feierlich Rosi weiter.

Er informierte: »Die ist aus Elfenbein mit echtem Goldschriftzug.«

Ratlose Gesichter der Mädchen. »Aha«, kam es von Rosi.

»Egal. Ich veranstalte heute um 18 Uhr eine Party. Sei dort und du erfährst einiges mehr. « Er fuchtelte mit dem Finger auf und ab.

Miriam und Lucy starrten wie verwirrte Kinder auf die beiden. Als sich Bryan ihnen zuwandte, merkten sie selbst, dass ihre Kinnladen weit offen waren und schlossen diese.

»Eure Zivilcourage hat mich beeindruckt. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch auf meine Party kommt«, sprach er lehrreich und verständlich.

Misstrauisch kam es von Lucy: »Und was ist da für uns drin?« Miriam hätte Lucy am liebsten ermahnt, das man nicht so fordernd auf fremde Personen eingehen konnte, doch sie tat es nicht, da ihre Neugier ebenfalls zu groß war. Es war die beste Methode, an Infos zu kommen, wenn man ohne Umwege direkt fragte.

Ein lachender Bryan antwortete: »Wenn ihr mitmacht, bleibt sicher einiges für euch über.«

»Sie sind doch nicht so ein Perverser, oder?«

Jetzt kam es von Miriam ermahnend: »Lucy!«

»Was? Darf man doch wohl noch fragen!?!«

Miriam, Lucy und Rosi musterten ihn anschließend fragend und versuchten eine Lüge in seinen Augen zu erkennen.

Bryan ganz fröhlich, wie wenn er ohne Sünde wäre: »Kommt auf meine Party und findet es heraus. Ihr könnt jederzeit wieder gehen, wenn es euch nicht gefällt. Meine Türen stehen euch aber nur einmal offen.« Miriam und Lucy bekamen ebenfalls seine Super-Visitenkarte überreicht.

Nach dieser Tat und diesen Worten drehte er sich um, blickte auffallend stark nach links und rechts, wie ein braver Volksschüler, der jeden Tag von seiner Mutter den Spruch hören musste – Immer links und rechts schauen, bevor du über die Straße gehst! – und überquerte die Straße zu seinem Rennwagen.

Miriam, Lucy und Rosi blickten ihm nach und dann auf seine Karte.

Rosi schaudernd: »Oh mein Gott. Wisst ihr, wo das ist?«

»Keine Ahnung«, kam es stirnrunzelnd von Lucy. Miriam ebenfalls mit fragendem Blick: »Ich weiß nicht. Du?«

»Klar. Das ist die Adresse vom Schloss, außerhalb der Stadt.«

Bryan fuhr in diesem Moment mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen davon. Das Heck brach ihm kurz weg, was sehr abenteuerlich und wild aussah. Ein Autofahrer musste sich wegen ihm einbremsen und hupte, was so viel Wirkung zeigte, wie wenn man ein Lagerfeuer unter Wasser machen wollte.

Die jungen Frauen sahen ihm verblüfft nach.

Es benötigt viele Stunden Training pro Tag, wenn man vor Publikum einen Tiger durch einen brennenden Reifen springen lassen wollte. Von klein auf muss der Tiger betreut, behütet, trainiert und gefüttert werden.

Keine leichte Aufgabe.

Philipp stand kurz vor seinem 29. Geburtstag und war von schlaksigem Körperbau, aber muskulöser, als es den Anschein hatte. Er war ein Mensch, der das Training und das Risiko in Kauf nahm. Alice hieß die ihm zugeteilte Tigerdame.

Als kleine Babykatze wurde sie anfangs höchstpersönlich vom Direktor trainiert. Später kam sie zu Philipp. Die beiden gaben ein gutes und eingespieltes Paar ab. Beide arbeiteten fleißig und loyal für das Publikum, das den Zirkus besuchte. Nichts lieber würde Philipp sonst tun. Hier war sein Herz zuhause. Die Kollegen, die Tiere, das Publikum, der ganze Zirkus waren sein Leben.

Ein kräftiger Schicksalsschlag hatte ihn vor ein paar Monaten zusammenbrechen lassen. Seitdem war er trübsinnig, dachte oft einsam und alleine in dunklen Ecken über das Geschehene nach und verlor manchmal die Konzentration in der Manege, was tödlich enden konnte, wenn man mit Raubkatzen arbeitete.

Der Zirkusdirektor und die anderen machten sich Sorgen um ihn. Auch sie hatte das Schicksal von Philipp betroffen. Den Jungen zwar persönlicher, doch war es ebenso für die Crew ein herber Rückschlag:

Philipps Bruder Elijah (Ringturner und Trapezkünstler) wurde nach der letzten Vorstellung in der Stadt Rasarus-City nie wieder gesehen.

Einige Tage nach dem Verschwinden seines Bruders, wo Philipp am Tiefpunkt seiner seelischen Zerstörung war, hatte er die Mimik seines Tigers in der Vorstellung nicht genug beachtet, als diese ihre Ohren anlegte und bei dem Kommando, von einem zum anderen Podest zu springen, Widerwillen zeigte.

Schuld waren die halbherzigen Befehle, die vom Trainer kamen. Gedankenversunken versuchte er seit diesem besagten Tag immer alles schnell hinter sich zu bringen. Leider brachte er sich damit in Gefahr.

Tiefe Töne kamen aus dem Bauch des Tigers. Philipp beherrschte seine Aktionen aus dem Stehgreif und ihm kam gar nicht in den Sinn, dass etwas nicht passte. Noch nie, war etwas Derartiges passiert, während einer Vorstellung.

Sein älterer Bruder und damit sein größtes Vorbild war spurlos verschwunden. Ohne einer Spur, ohne einer Nachricht!

Wo bist du? Warum? Hat dich was bedrückt? Hab ich was übersehen?

Diese Sätze schwirrten in Philipps Kopf jeden Tag hin und her.

Der Zirkusdirektor, der Philipp seitdem intensiv beobachtete, weil er eine Konzentrationsschwäche voraussah oder fast schon feststellte, ließ einen Helfer eingreifen, der den Tiger Alice mit Fleisch ablenkte. Das Publikum bekam davon nichts mit. Schien alles dazuzugehören. Philipp war durch den Eingriff seines Kollegen wieder zu sich gekommen und konnte die restliche Attraktion ohne weiterer Fehler hinter sich bringen. Anschließend wurde Philipp für zwei Wochen aus der Show genommen. Er hatte es nicht verstanden und begann einen Streit mit dem Direktor.

»Ich habe alles unter Kontrolle!«, hatte er ihn angeschrien. Der Wutausbruch hatte keine Konsequenzen für ihn, da der Direktor sich auf keinen Streit einließ und um seine Situation wusste.

Erst später hatte Philipp es eingesehen und sich dafür entschuldigt. Der Direktor entschuldigte sich ebenfalls für seine Fahrlässigkeit mit der Situation nicht umgangsgerecht umgegangen zu sein.

Philipp hätte mit seinem Können, seiner unbrechbaren Disziplin und seinem eisernen Willen, zu den besten Dompteuren der Welt gehören können. Er hatte mal das Angebot in einen größeren ansehnlicheren Zirkus zu wechseln bekommen, schlug es aber aus. Es hätte mehr Ruhm und mehr Geld für ihn gegeben. Doch stattdessen sagte er bescheiden ab und wollte bei seinem Heimatzirkus mit den Kollegenfreunden, die schon Familie für ihn waren, bleiben.

Auch sein Bruder wurde als Ring- und Trapezkünstler zu einer echten angesehenen Größe und Hauptattraktion im Zirkus.

Jeder mochte die Brüder!

Man wusste, dass sie niemals ein schlechtes Wort über einen verlieren würden und dass sie dem (Heimat-)Zirkus Treue schworen.

Der Direktor war ein ehrgeiziger, aber diplomatischer Mann. Seine grauen Haare ließen vermuten, dass er bereits in Pension gehen konnte, doch das war noch zehn Jahre zu früh. Das Zirkusleben war hart und forderte täglich Tribute, was vor allem auf der Stirn, Stichwort Sorgenfalten, zu erkennen war. Viele wichtige Entscheidungen mussten gefällt werden, die sich manchmal allesamt als schwierig entpuppten.

Trotzdem konnte man ihm jedes Problem anvertrauen. Keine Last war ihm zu groß. So schien es …

Der Tiger sprang durch den brennenden Reifen. Unversehrt kam er leichtfüßig auf der anderen Seite wieder auf. Alice gehörte zu den Sumatratigern, die »nur« ein Gewicht von 90 Kilogramm erreichen konnten (zumindest galt das für Weibchen – die Männchen lagen mit 120 Kilogramm darüber).

Des Sumatratigers Artgenosse, der Sibirische Tiger, erreichte bis zu 250 Kilogramm. Sein Fell war im Gegenzug kontrastreicher, während das des Sibirischen Tigers eher ausgeblichen wirkte.

Die Manege tobte und applaudierte.

Philipp schickte seine gestreifte Freundin in den vergitterten Gang zurück, die in ihre Box führte. Als der Tiger an ihm vorbeihuschte, betrachtete Philipp, während er sich ein paar Mal in alle Richtungen verbeugte, ihr eingerissenes Ohr. Es war ihr Nummer-Eins-Merkmal. Die Verletzung stammte vom vorigen Dompteur, der unfähig war mit den großen Katzen umzugehen. Er wurde handgreiflich gegen die Tigerkatze. Aufgrund dessen wurde er vom Zirkus entlassen.

Philipp schmunzelte in sich hinein, als sich Alice im Gittergang nach ihrem Trainer umdrehte und mit dem schelmischen Hauskatzenblick fragte, warum er nicht mitkäme.

Als er die Manege verließ und ein Clown jetzt statt ihm übernahm, damit man die Zeit bis zur nächsten Attraktion überbrückte, war er doch jedes Mal froh, dass er von der Hitze des Rampenlichts wieder nach draußen kam, obwohl da gerade die erbarmungslose Nachmittagssonne mit noch mehr Graden lauerte. Der Clown mit seinem weißen Gesicht, roten Wangen und der roten Nase, stolperte durch die Manege und versuchte sich an einer Trompete, die keinen Ton von sich geben wollte. Dem Publikum gefiel die Darbietung und sie lechzten nach mehr.

Bevor Philipp jedoch das Zirkuszelt komplett verließ und in seinem Wagon, der über das ganze Jahr sein Zuhause war, zum Kühlschrank gehen konnte, kam ihm seine Kollegin und Ex-Freundin Evelyn entgegen. Sie war kein typisches Mädchen, das eine Familientradition fortführen musste, sondern eine begabte Straßenkünstlerin, die durch ihre Messerwürfe mit einer fast tadellosen Trefferquote, Eindruck beim vorbeispazierenden Direktor gemacht hatte. Dieser bot ihr dann vor drei Jahren den Job an, denn sie bis heute durch ihre Bejahung nicht bereut hatte.

»Hat dir die Vorstellung gefallen?«

Evelyn gestresst: »Hab heute nicht zugesehen. Hier. Da hat so ein Typ eine Karte für dich abgegeben. Scheint eine Einladung zu sein. Siehst du?

Datum und Uhrzeit sind mit Hand darauf geschrieben worden. Und das Datum wäre heute. Hinten steht Party.«

Philipp nahm die Karte mit fragendem Blick in die Hand und wischte sich seinen Schweiß mit dem Ärmel von der Stirn weg. Evelyn machte aber keine Anstalten stehen zu bleiben. »Ich muss weiter. Sorry. Ich bin die übernächste.«

Philipp schrie ihr nach: »Wie hat der Typ ausgesehen?«

Evelyn drehte nur ihren Kopf zur Seite, damit die Worte im Zirkuslärm nicht verloren gingen: »So ein Krawattentyp war das. Ich muss wirklich gehen. Wir können nachher quatschen, wenn du magst.«

Nach dem Verschwinden von Elijah war der Großteil des Zirkus' mitsamt Evelyn der Meinung, er wäre aus dem Leben als Nomade und Zigeuner getürmt. Philipp bestritt jedes Mal diese Tatsache.

Er hätte was zu mir gesagt! So ist er nicht! Wieso sollte er das tun?

Diese Worte hatte er immer wieder hervorgeholt und konnte es selbst nicht glauben.

Wir kannten Elijah von klein auf, aber in den Kopf eines Menschen kann man nicht sehen. Diese Worte kamen meist vom Direktor. Vielleicht nicht tröstend, aber wahr.

Diese Meinungsverschiedenheit und die Besessenheit von Philipp, dass er sich nochmals meldete, machten die Beziehung kaputt und ihn zum Einzelgänger. Ein buntes, selbst gemachtes Freundschaftsarmband von Evelyn erinnerte noch an die gemeinsame intime Zeit.

Es war eine lange Zeit, in der er keinen Kontakt suchte. Die Vorstellung mit den applaudierenden Menschen und vor allem der Tiger gaben ihm die Kraft zurück. Nach und nach vertraute er sich dem Direktor und seinen Kollegen wieder an. Auch mit Evelyn konnte er reden.

Doch das Thema Elijah war trotzdem sehr heikel für alle. Seine positiven Gedanken, dass er eines Tages herausfand, was tatsächlich passiert war, hielten ihn ebenfalls vor dem schwarzen Schlund der Depression auf. Er hatte damals keine Anhaltspunkte, nach denen er hätte suchen können.

Auch kein Abschiedsbrief. Er war einfach so nicht mehr da gewesen.

Spurlos verschwunden. Nichts …

Bis heute, was er aber noch nicht wusste.

Philipp stand außerhalb des Zeltes, blickte auf seine Armbanduhr, dann wieder auf die Karte und dann in Richtung des Schlosses, das irgendwo in dieser Blickrichtung im Wald verborgen lag.

Wer würde Philipp auf eine Party in ein Schloss einladen wollen?

Der Unterricht in der Schule war zu Ende. Doch die Freude darüber war nicht der Grund, warum die Haupteingangstür so hastig aufgestoßen wurde.

Niklas rannte so schnell ihn seine kurzen Beine tragen konnten die Stiegen hinunter, die zu einem langen Gehweg führten. Er hörte die Tür abermals gegen die Wand schlagen, die anscheinend noch kräftiger aufgestoßen wurde als von ihm. Kein Wunder bei den kräftigen Hünen, die hinter ihm her waren.

Am Ende des Gehweges wählte er anschließend die Strecke in Richtung seines Hauses. Gestern hatte er es zum Park versucht, doch da hatten sie ihn früh eingeholt. Wahrscheinlich weil er das Geschichtsbuch und das Biologiebuch im Rucksack mithatte, die unglaublich schwer waren.

Heute war er leichter bestückt. Keine Bücher, nur Schnellhefter mit wichtigen Zetteln und einem Kugelschreiber darin, da er ein Federpennal das letzte Mal in der Volksschule hatte. Erste Klasse Mittelschule wurde es ihm geklaut und in den Gully geworfen.

Die beiden berüchtigten und oft verwarnten Schulschläger hatten Erfahrung und Training im Nachlaufen. Sie konnten mit jeder Wahl des Weges umgehen. Überall gab es Ecken, Nischen und Möglichkeiten, um einem das Leben so schwer wie möglich zu machen. Außerdem hatten Lukas und Momo längere Beine, waren älter, stärker, größer und trotz ihrer beleibten Hüften einfach immer etwas schneller. Fassten sie Niklas nicht auf den ersten zweihundert Metern war die Jagd erfolglos. Da ließ die Kondition nach und sie bekamen Seitenstechen. Der nächste Schultag war dann dafür immer schlimmer für das Opfer, das am Vortag entkam.

Jede Pause, jeden Tag gab es eine andere kleine Tyrannei. Verblüffend, dass sie im Zeichen- und Kunstunterricht nicht so kreativ waren, wie beim Verheimlichen der Ausübung von seelischen Grausamkeiten an anderen Mitschülern.

Lukas und Momo stammten aus schwierigen Familienverhältnissen. Es war aber nicht die typische Geschichte von: Vater war Alkoholiker und die Mutter war zu labil.

Nein.

Sondern die andere typische Geschichte: Die Väter waren Workaholics und nie da. Die Mütter lebten in der Welt von Chardonnay und Kristallen und versuchten die pubertierenden Jungs mit lascher Disziplin etwas entgegenzusetzen, was aber nichts brachte. Einmal in der Woche wurden die Söhne von der Polizei heimgebracht.

Niklas' Herz stach. Er kam leider nicht früh genug vom Unterricht hinaus, da noch jemand eine Frage an die Lehrerin hatte. Während der Beantwortung der Lehrkraft läutete es und Niklas wusste, dass es knapp werden würde. Lukas und Momo waren beim Eintreffen in die Stunde niemals pünktlich, umso mehr beim Verlassen des Klassenraumes. Kein Nachsitzen, keine Verwarnung oder Einladung der Eltern konnte diese beiden aufhalten. Alle Bestrafungsversuche der Lehrer waren erfolglos.

Es war so weit …

Lukas fasste die Schultasche von Niklas und riss ihn unsanft zurück, sodass er auf dem Asphalt des Gehweges liegen blieb. Nicht weit, aber doch zu weit von Lehrkräften entfernt, die ihm vielleicht noch zu Hilfe eilen konnten, spielten sich die Szenen ab. Mit der desaströsen Entfernung hatte sich Niklas selbst ins Knie geschossen.

Keuchend beugte sich Lukas über das Opfer und packte es am Shirt. Niklas hielt sich schützend die Hände vor das Gesicht, falls er auf die Idee kam, ihm einen Schlag auf die Nase zu verpassen.

»Wo ist unser Schutzgeld du – keuch – du kleine Kröte? Hast – keuch – schon wieder nichts mit?«

Nach den zwei Fragen musste er extra viel nachkeuchen, um wieder zu Luft zu gelangen. Nicht weniger keuchend kam Momo endlich bei den beiden an. Im Gegensatz zu Lukas hatte Momo viel weniger Muskelmasse, war aber trotz seiner Fettleibigkeit kräftiger als er. Die Gene waren für diese Tatsache verantwortlich.

»Wo – keuch – wohin des Weges – keuch – du Lauch?«

Niklas schrie: »Lasst mich in Ruhe!«

Lukas imitierte ihn: »Buhu! Lasst mich in Ruhe!«

Momo grunzte. Lukas nahm einen Träger der Schultasche und befreite Niklas von seinem Rucksack. Gleich über den nächsten Gartenzaun, der keinen Meter entfernt war, flog sie darüber.

Ein aggressiver Schäferhund, der in seiner Hundehütte schlief, bemerkte die Turbulenzen und die Sachlage im Garten. Sofort stürzte er sich zähnefletschend auf den Rucksack und verstreute nach links und rechts beutelnd den ganzen Inhalt im Garten.

Normalerweise machten alle Schüler einen großen Bogen um den Gartenzaun oder wechselten sogar die Straßenseite, um nur nicht dem Hund in Erinnerung zu bleiben. Auch machte ihnen der mickrig niedere und mit alten Brettern halbherzig gebaute Zaun Bedenken. (Vermutlich von einem Bürohengst gebaut, der Handwerker spielte.)

Der 40-Kilo-Bulle, der im vorigen Leben wahrscheinlich wirklich ein Stier oder Ähnliches war, hätte im Wutrausch vermutlich durch den Zaun spazieren können. Das hieß, ihn hielt nur die eigene Faulheit von einem Sprung oder dem Spaziergang ab.

Die erschrockenen Gesichter zeigten, dass sie alle im Eifer ihrer Flucht/Jagd den Hund vergessen hatten. Immer wieder verschaffte sich der Vierbeiner bleibenden Eindruck.

Momo, ohne seine Augen vom Ungetüm abzuwenden: »Sollen wir ihn dazu schmeißen?«

Lukas nickte mit dem Kopf: »Ja. Das wäre mal was anderes, als ihn immer nur in die Mülltonnen zu stecken. Da fühlt er sich wahrscheinlich schon zu Hause.«

Momo grunzte wieder. Beide blickten jetzt zu Niklas hinunter, der jetzt laut um Hilfe schrie. Lukas boxte für vorübergehende Stille in den Bauch des hilflosen Kontrahenten. Dann packte er ihn bei den Armen, Momo bei den Füßen. Sie zerrten ihn gefährlich nahe zum Gartenzaun hin. Niklas strampelte und verrenkte sich, denn dieses Mal fürchtete er mit Garantie ein Ableben. Nach dem Fall auf die andere Seite könnte er sich bestimmt nicht so schnell aufrichten und dem Hund davonlaufen. Er wüsste gar nicht wohin. Der Hund bellte so aggressiv, als würde ihm jemand heißes Eisen auf den Körper halten. Laut, zähnefletschend und sabbernd machte es den Anschein, als wollte er ihnen stolz blutige Überreste einer Leiche zeigen, die er selbst erlegt hatte, als er kurz von den Schulsachen abließ.

Niklas schrie lauter, da er hoffte, dass der Besitzer daheim wäre und ihm half. Oder der Nachbar! Oder irgendjemand!

Seine zappelnden Bewegungen hatten bei den beiden kräftigen Halbaffen keinen Sinn. Viel zu eisern hielten sie ihn fest.

Seine vielleicht 50 Kilo wurden locker in die Höhe gehoben. Wie einen Sack begannen die beiden ihn vor und zurück zu schwingen.

Momo keuchte: »Auf drei!«

»Eins, Zwei …«

Niklas schrie.

Genau beim Anzählen der »Zwei« blieb ein Sportwagen mit quietschenden Reifen neben ihnen stehen. Abgelenkt ließ der Schwung nach und Niklas konnte sich mit einem verzweifelten letzten Ruck aus den Klauen retten. Wieder fiel er auf den Boden. Irritiert stellte Lukas gleich seinen Fuß auf seine Brust, um das Opfer weiter im Griff zu haben, während er wütend wartete, ob der plötzliche Besuch Ärger bringen könnte.

Die Tür des Sportwagens ging auf. Heraus trat niemand geringerer als Bryan, der ein unbekanntes Gesicht für alle drei war. Ein Grinsen zeichnete sich ab. Lukas bekam eine Zornfalte auf der Stirn. Momo schnaubte.