Silvia-Gold 37 - Eva Maria Sartori - E-Book

Silvia-Gold 37 E-Book

Eva Maria Sartori

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Beschreibung

Brigitte Bogner ist verschwunden! Niemand weiß, wo die bildhübsche junge Stewardess geblieben ist. Sicher ist nur, dass sie nach einem Einkaufsbummel in Hongkong nicht an Bord ihrer Maschine zurückgekehrt ist. Was ist passiert?

Julia Bogner ist fest entschlossen, ihre Schwester zu suchen, und steigt in das nächste Flugzeug nach Hongkong. Doch wen sie dort auch nach Brigitte fragt, sie stößt auf eine Mauer des Schweigens. Niemand will die Vermisste gekannt haben, alle schütteln nur den Kopf und wenden sich verängstigt ab.

Julia will schon fast aufgeben, als ein geheimnisvoller Fremder auftaucht und ihr unerwartet einen Hinweis gibt ...

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Seitenzahl: 127

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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn es Nacht wird in Hongkong

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: iStockphoto / Bliznetsov

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5243-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Wenn es Nacht wird in Hongkong

Packender Roman um das geheimnisvolle Verschwinden einer schönen Stewardess

Von Eva Maria Sartori

Brigitte Bogner ist verschwunden! Niemand weiß, wo die bildhübsche junge Stewardess geblieben ist. Sicher ist nur, dass sie nach einem Einkaufsbummel in Hongkong nicht an Bord ihrer Maschine zurückgekehrt ist. Was ist passiert?

Julia Bogner ist fest entschlossen, ihre Schwester zu suchen, und steigt in das nächste Flugzeug nach Hongkong. Doch wen sie dort auch nach Brigitte fragt, sie stößt auf eine Mauer des Schweigens. Niemand will die Vermisste gekannt haben, alle schütteln nur den Kopf und wenden sich verängstigt ab.

Julia will schon fast aufgeben, als ein geheimnisvoller Fremder auftaucht und ihr unerwartet einen Hinweis gibt …

Noch einmal überflog Julia Bogner den Inhalt des Schreibens. Ihre Hand, die das verhängnisvolle Blatt hielt, zitterte unmerklich.

Sie wollte – konnte es nicht glauben, es musste sich unbedingt um einen Irrtum handeln. Aber sooft sie die Worte auch las, die Tatsachen blieben die gleichen. Ihre um fünf Jahre jüngere Schwester Brigitte, die als Stewardess arbeitete, war nach einem Einkaufsbummel in Hongkong nicht an Bord ihrer Maschine zurückgekehrt. Hier stand es klipp und klar: »Brigitte ist in Hongkong verschwunden. Unsere Suchaktion war bislang erfolglos. Unternehmt noch nichts. Wartet meine Ankunft kommenden Mittwoch ab. Rainer Ottmann.«

Rainer war Pilot. Er und Brigitte arbeiteten seit geraumer Zeit zusammen. Aus Sympathie war bald Liebe geworden, die beiden schienen füreinander geschaffen …

Julia riss sich zusammen. Sie sah die Blicke ihrer Mutter angstvoll fragend auf sich gerichtet.

»Nun, was ist?«, fragte sie unruhig.

Julia fasste in diesem Moment einen Entschluss. Die Mutter sollte vorläufig nichts erfahren. Vielleicht klärte sich alles schnell auf, und dann wäre die ganze Aufregung unnötig und vermeidbar gewesen.

»Ach, nichts«, sagte sie leichthin und steckte den Brief betont gleichgültig in die Tasche. »Ein Kunsthändler in Frankfurt ist an einer Zusammenarbeit interessiert.«

Maria Bogner atmete erleichtert auf.

»Gott sei Dank! Ich dachte schon, Brigitte wäre etwas zugestoßen.«

Julia nickte zerstreut. Die Ungewissheit über Brigittes Schicksal ließ alles andere in den Hintergrund treten. Es sah ihrer Schwester gar nicht ähnlich, ihre beruflichen Pflichten zu vernachlässigen. Aber vielleicht hatte sie doch einmal über ihren Einkäufen die Zeit vergessen und darum den Abflug ihrer Maschine versäumt.

Dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, daran mochte Julia gar nicht denken. Die beiden Schwestern hingen sehr aneinander, und im gewissen Sinn fühlte Julia sich für die jüngere verantwortlich. Brigitte war impulsiv, oft unbedacht und musste ab und zu wieder zurechtgerückt werden. Vor allem seit dem Tod des Vaters.

Julias Gedankengang wurde jäh unterbrochen. Sie hatte den Zeitungsbericht entdeckt, der vor ihr auf dem Tisch lag. Er handelte von einer Pressekonferenz in Hongkong, bei der es um neue Handelsabkommen ging.

»Er ist gut darauf getroffen, nicht wahr?« Maria tat völlig unbefangen. »Eigentlich hat er sich in den drei Jahren kaum verändert. Er wirkt beinahe jünger als damals.«

»Mag sein«, antwortete Julia abweisend. »Aber wie kommst du auf den Gedanken, Christoph Lang könne mich noch interessieren? Was zwischen uns war, ist aus und vorbei, und ganz gewiss nicht durch meine Schuld.«

»Entschuldige, wenn ich anderer Meinung bin, Kind. Ich finde auch heute noch, dass es ein Fehler von dir war, Christoph nicht zu heiraten. Außerdem hast du ihm sein Kind unterschlagen. Er weiß bis heute nicht, dass Leonie existiert.«

Julia verzichtete darauf, sich zu verteidigen. Sie wusste selbst, dass es falsch gewesen war, sich gegen eine Heirat zu stellen, nur, weil sie ihre Freiheit behalten wollte. Und das, obgleich sie Christoph liebte, wie sie nie wieder einen Mann lieben würde. Oder vielleicht gerade darum. Sie ging mit offenen Augen durchs Leben und hatte zu viele anfangs glückliche Ehen am Alltag scheitern sehen.

»Was soll’s?«, sagte sie müde. »Es ist nun mal geschehen. Niemand weiß besser als du, Mutti, wie schwer es mir gefallen ist, mich von Christoph zu trennen.«

»Aber du liebst ihn noch immer, nicht wahr, Kind?«

»Nein!« Julia schrie es fast. »Ich hasse ihn! Ihn und diese Chinesin, mit der er mich betrogen hat. Ich werde nie aufhören, ihn deswegen zu hassen. Was er mir angetan hat …«

»Wird sehr vielen Frauen angetan. Oft mehrmals im Leben«, warf Maria Bogner sanft ein. »Und sie verzeihen, weil ihre Liebe stark genug ist, Krisen zu überwinden. Christoph versuchte damals, dir alles zu erklären, sich zu rechtfertigen. Er bat dich, ihm zu vertrauen, sagte, du sähest alles falsch. Doch du warst in deinem maßlosen Zorn unerbittlich.«

Julia stieß statt einer Antwort nur einen verächtlichen Laut aus, der deutlich verriet, dass dieses Thema für sie abgeschlossen war.

***

In dieser Nacht fand Julia keinen Schlaf. Die Sorge um den Verbleib ihrer Schwester hielt sie wach. Und während sie sich den Kopf über Brigittes Schicksal zerbrach, schweiften ihre Gedanken auch zu Christoph zurück. Sie allein wusste, wie sehr sie seine Liebe vermisste. Und nur solange sie sich einredete, ihn zu hassen, konnte sie weiterleben.

Seltsamerweise sprach auch Georg Trautner, ihr Teilhaber, sie am nächsten Morgen auf Christoph an. Sie leiteten gemeinsam eine kleine, aber gut gehende Kunsthandlung, die in Fachkreisen einen ausgezeichneten Ruf genoss.

»Ich weiß, dass Christoph Lang dir einmal viel bedeutet hat, Julia«, sagte er behutsam. Der vierzigjährige Mann mit den interessanten grauen Schläfen liebte Julia seit Jahren. Sie jedoch sah in ihm nur den guten Freund, auf den sie sich jederzeit verlassen konnte. »Warum hast du dich eigentlich seinerzeit von ihm getrennt? Er ist schließlich der Vater deiner kleinen Tochter. Was lief falsch? Wollte er sich nicht festnageln lassen, scheute er vor den Pflichten zurück?«

»Ach, wenn es nur das gewesen wäre!« Julia fuhr sich mit einer nervösen Bewegung durch ihr langes blondes Haar. In ihren blauen Augen stand ein schmerzlicher Ausdruck. »Als ich ihn einmal in seinem Büro besuchen wollte, da stand der Mann, an dessen Liebe ich geglaubt hatte, und hielt eine Chinesin im Arm. Sie küssten sich – ach was! Küssen ist gar kein Ausdruck dafür …«

»Oh!« Georg sah peinlich berührt an ihr vorbei. Er liebte Julia ehrlich und verstand nicht, wie ein Mann sich mit einer anderen abgeben konnte, solange diese wunderbare Frau ihm gehörte.

»Du kennst die Chinesin übrigens auch, Georg«, setzte Julia resigniert hinzu. »Es handelte sich nämlich um May Wong, die in der ostasiatischen Kunsthandlung arbeitet. Wir hatten wiederholt mit ihr zu tun. Bei einer dieser Gelegenheiten habe ich dummes Schaf sie auch noch mit Christoph bekannt gemacht!«

»Tatsächlich«, gab Georg zerstreut zurück. »Aber May Wong ist keine Chinesin, sondern Eurasierin. Wenn ich mich nicht täusche, dann war ihre Mutter Engländerin. Seien wir doch ehrlich, Julia. Diese May Wong mit ihren dunklen Mandelaugen wird schon manchem Mann gefährlich geworden sein. Äußerlich vereinigt sie die Vorzüge beider Rassen in sich. Sie ist unwahrscheinlich attraktiv.«

»Wem sagst du das!«, bestätigte Julia bitter. »Warum habe ich denn so schnell aufgegeben? Weil ich fürchtete, dass Christoph immer wieder zu ihr zurückfinden würde. Auch dann, wenn er mich geheiratet hätte.«

Georg nickte nachdenklich und machte Julia auf einen kleinen Schaden am Rahmen eines Gemäldes aufmerksam. Er hatte erkannt, wie sehr diese bösen Erinnerungen ihr zusetzten, und ging darum taktvoll zur Tagesordnung über.

Während sie einige Zeit konzentriert arbeiteten, überlegte Julia, ob sie Georg von Brigittes Verschwinden erzählen sollte, entschloss sich dann aber dagegen. Wenn nötig, konnte sie ihn später immer noch in die Sache einweihen.

Trotzdem wollte sie ihn auf ihre vorübergehende Abwesenheit vorbereiten; denn vielleicht musste sie nach Hongkong fliegen, um sich in die Suche nach Brigitte einzuschalten.

»Ich hätte eine Bitte, Georg«, sagte sie deshalb ganz beiläufig. »Brigitte kommt morgen aus Hongkong zurück. Ich weiß, dass sie im Anschluss an ihren Flug drei Tage frei hat. Die würde ich gern mit ihr verbringen. Ich hatte nämlich neulich das Gefühl, dass irgendetwas sie bedrückt, mit dem sie allein nicht fertig wird. Wenn ich etwas länger mit ihr zusammen sein könnte, würde sie sich mir vielleicht anvertrauen.«

Noch während Julia sprach, erkannte sie, dass dies tatsächlich zutraf. Brigitte war verändert gewesen.

»Mit anderen Worten – du willst Urlaub haben«, bemerkte Georg trocken. »Du wirst mir zwar fehlen, aber irgendwie muss es auch einmal ohne dich gehen.«

Julia blickte auf, wollte ihm danken, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Da er sich unbeobachtet glaubte, hatte er sie mit einem Ausdruck angesehen, der unverhüllt die Liebe verriet, die er seit Langem für sie empfand.

»Ich kann nichts dafür, Julia«, gestand er dann auch stockend. »Aber ein Leben ohne dich erscheint mir nun einmal leer und öde. Das wird mit jedem Tag schlimmer, ich gebe es ganz offen zu. Ich bin jetzt vierzig geworden und habe es allmählich satt, allein zu sein. Andere Frauen interessieren mich nicht. Du bist es, die ich brauche.«

Er trat neben Julia, berührte sie jedoch nicht. Der Duft seines herben Rasierwassers streifte sie und ließ in ihr den Wunsch erwachen, wieder einmal die Umarmung eines Mannes zu spüren, das Gefühl zu haben, innerlich nicht mehr einsam zu sein. Gewiss, sie hatte ihre Familie und ihr Kind, das sie über alles liebte. Aber das war etwas anderes.

»Ich weiß, dass auch du unausgefüllt bist, Julia.« Georg spürte, dass sie in nachgiebiger Stimmung war. »Sicher, dein Beruf macht dir Freude, du liebst dein Kind, deine Familie. Aber du bist auch eine Frau mit all den Wünschen, die man an das Leben stellt. Du bist schön, Julia, müsstest von einem Mann auf Händen getragen werden. Ich wäre dazu bereit, würde dir alles geben, was dein Herz verlangt. Deine Leonie schließe ich in meine Pläne mit ein. Hast du nicht oft genug darüber geklagt, dass sie dir über den Kopf zu wachsen droht, oft trotzig und eigenwillig ist? Sie braucht eine feste Hand – einen Vater.«

»Ja, natürlich.« Julia starrte an ihm vorbei. Sie wusste, dass es ein Betrug an Georg war, wenn sie seinen Antrag annahm. Denn ihr Herz gehörte noch immer dem Mann, der sie schamlos betrogen hatte, gehörte Christoph Lang.

Aber andererseits war eine Heirat vielleicht die einzige Möglichkeit, die Erinnerung an Christoph zu bekämpfen und auf die Dauer auszulöschen.

»Ich werde dein Angebot wohlwollend in Erwägung ziehen, Georg«, sagte sie in dem Versuch, den Ernst dieser Stunde abzumildern. »Wenn ich nach meinem Kurzurlaub zurückkehre, will ich dir meine Entscheidung mitteilen.«

***

Rainer Ottmann, der am nächsten Morgen bei Julia und ihrer Mutter erschien, war Anfang dreißig und, rein äußerlich gesehen, der typische Herzensbrecher. Seine weiblichen Passagiere bekamen verträumte Augen, wenn sie ihn nur ansahen, aber für ihn schien es auf der Welt nur Brigitte Bogner zu geben.

»Man deutete an«, erzählte er jetzt aufgeregt, »Brigitte unterhielte womöglich Beziehungen zu einem Rauschgiftring, und das schon seit längerer Zeit. Dass sie den Abflug versäumte, erhärtet natürlich diese Theorie.«

»So ein Unsinn!«, rief Julia empört. Ihr Zorn überwog vorerst die Sorge um ihre jüngere Schwester. »Ich halte es für ausgeschlossen, dass Brigitte sich je an einem solchen Verbrechen beteiligen würde. Könnte ihr in Hongkong nicht irgendetwas zugestoßen sein, sodass sie daran gehindert wurde, zur Maschine zurückzukehren, Rainer?«

»Ich weiß nicht, was ich denken soll.« Er hob resigniert die Schultern. »Sie hat sich letzthin tatsächlich etwas eigenartig benommen, sonderte sich dauernd ab. Trotzdem glaube ich an sie. Wäre sie nicht immer so kratzbürstig, hätte ich sie längst gebeten, meine Frau zu werden.«

Maria Bogner wandte Julia ihr erblasstes Gesicht zu.

»Du wirst der Sache doch sofort nachgehen, Julia? Man kann Brigitte unmöglich ihrem Schicksal überlassen. Einem Schicksal, das mehr als undurchsichtig zu sein scheint.«

»Sei unbesorgt, Mutti.« Julia nickte entschlossen. »Ich nehme die nächste Maschine nach Hongkong.«

Nach einer schlaflosen Nacht bestieg Julia ein Taxi und ließ sich zum Flughafen bringen. Mit klopfendem Herzen eilte sie die Gangway hinauf und dann zu dem Platz, den man ihr zugewiesen hatte. Am Fenster saß ein dunkelhaariger Mann. Sein energisches Profil hob sich scharf von dem hellen Hintergrund ab.

Alles Blut wich aus Julias Wangen, ihr war zumute, als setze ihr Herzschlag aus. Der Mann war Christoph Lang …

***

Bis zu diesem Moment war Julia der Meinung gewesen, Christoph Lang genau zu kennen. Jetzt aber musste sie sich eingestehen, dass er ihr so fremd war, als hätte sie ihn eben erst kennengelernt. Fremd und ein wenig unheimlich. Sie konnte nicht einmal ahnen, was er dachte, als er sie nun bemerkte. Der Ausdruck in seinem Gesicht war unergründlich. Lag Befremden in seinen Zügen oder doch so etwas wie Freude?

»Hallo, Julia«, sagte er, als hätten sie sich erst gestern und nicht schon vor drei Jahren getrennt. »Welch eine hübsche Überraschung, dich hier zu treffen. So wird der lange Flug doch nicht so langweilig werden, wie ich befürchtet hatte.«

Julia stand noch immer reglos da. Sie war außerstande, klar zu denken. Mit beiden Händen umklammerte sie ihre Tasche. Sie schien nicht zu bemerken, dass Christoph ihr die Hand entgegenstreckte.

Plötzlich fühlte sie eine leichte Berührung am Arm.

»Wenn Sie sich jetzt bitte setzen und den Sicherheitsgurt anlegen möchten«, sagte eine weibliche Stimme hinter ihr.

Julia wandte sich verwirrt um und lächelte der freundlichen Stewardess etwas gequält zu.

»Ja, natürlich. Entschuldigen Sie«, stammelte sie und ließ sich dann abrupt, als gäben die Knie jäh unter ihr nach, auf ihren Platz sinken.

»Ich kann es noch immer nicht glauben, dass du es bist, Julia«, hörte sie Christoph sagen.

Langsam hob sie den Blick zu ihm auf – sehr langsam. Um sich gegen seinen Charme zu wappnen und ihm nicht zu verraten, wie sehr seine bloße Nähe sie noch immer zu erregen verstand.

»Ja, ich bin es«, antwortete sie brüsk, fast unhöflich. Sekundenlang ruhten ihre Blicke ineinander.

Mein Gott, dachte sie unglücklich. Ich liebe ihn ja noch immer!

Ja, ihre Mutter hatte recht gehabt. Christoph schien unverändert, eher noch interessanter als damals. Nur um seinen energischen Mund, der die Erinnerung an leidenschaftliche Küsse in ihr weckte, lag ein neuer, bitterer Zug. Oder irrte sie sich, und es war lediglich Arroganz?

Möglicherweise war ihre Musterung etwas zu lang ausgefallen. Denn plötzlich lächelte er sein siegesgewisses Lächeln. Verärgert wandte sie den Blick ab.

»Ich hatte keine Ahnung, dass ich dich hier treffen würde«, erklärte sie kühl und etwas zu nachdrücklich, worauf sein Lächeln sich noch vertiefte.

»Wie solltest du auch?«, gab er gelassen zurück. »Fliegst du nach Hongkong?« Sein Arm streifte sie flüchtig. Julia zuckte zusammen und rückte so weit wie möglich von ihm ab.

Er hob leicht die Brauen, enthielt sich aber eines spöttischen Kommentars.

»Ja. Privat. Ich habe dort etwas zu erledigen.«

»Was du nicht sagst! Handelt es sich um einen Mann?«, erkundigte er sich nur mäßig interessiert.

Natürlich! Er liebte sie ja längst nicht mehr. Vermutlich war er auf dem Weg zu seiner eurasischen Geliebten, dieser May Wong …

»Aber nein«, antwortete sie viel zu hastig und verriet ihm dadurch mehr, als ihr lieb war. Um den Eindruck zu verwischen, dass er bei ihr noch immer an erster Stelle stand, fügte sie sofort hinzu: »Es handelt sich um Brigitte, meine Schwester.«